STILLWATER – Gegen jeden Verdacht

Stillwater - Copyright FOCUS FEATURESSTILLWATER
– Bundesstart 09.09.2021

Dies ist die Geschichte von Bill, der in Oklahoma auf Ölplattformen oder bei Abbruch von Häusern arbeitet. Seit fünf Jahren reist er in regelmäßigen Abständen nach Marseille, Frankreich, um seine wegen Mordes inhaftierte Tochter Allison zu besuchen. Dies ist die Geschichte von Allison und Bill, die als Vater und Tochter erst eine intensive Beziehung aufbauten, als sie verurteilt wurde, ihre Kommilitonin und Freundin ermordet zu haben. Es ist aber auch die Geschichte von Virginie, eine alleinerziehende Mutter, die einem Arbeiter aus der unteren Mittelschicht hilft, sich in einer ihm fremden Welt orientieren zu können. Aber STILLWATER ist noch soviel mehr, aber vor allem ganz anders, als reißerische Trailer und Plakate glauben machen wollen.

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CANDYMAN

Candyman - Copyright UNIVERSAL STUDIO– Bundesstart 26.08.2021

Es gibt immer wieder diese Art von Film, die zuerst wenig Eindruck machen, eher gewöhnlich wirken. Erst später verändert sich dann die Wahrnehmung. Sei es wegen seiner künstlerischen Umsetzung, mit einer genialen thematischen Auflösung, oder bei einer nachfolgenden Reflexion, beginnt sich dieser Film richtig zu entfalten und zu erschließen. So ein Film ist Nia DaCostas CANDYMAN. Seine offenkundige Metaphorik und gesellschaftskulturellen Anspielungen stellt er tatsächlich so raffiniert neben die eigentliche Handlung, dass sie kaum als Kritik, sondern eher als notwendige Basis wahrgenommen werden. 1992 war Cabrini-Green im Norden Chicagos bereits eines der ärmsten und gewalttätigsten Stadtviertel. Es war ein Novum, dass sich seinerzeit ein massentauglicher Horrorfilm trotz seines Genres ernsthaft mit der sozialen Problematik seines Handlungsortes auseinandersetzt. 29 Jahre später kann Jordan Peele, dessen eindeutige Handschrift als Produzent erkennbar ist, dem Schreckgespenst von damals, einige Facetten hinzufügen.

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FRENCH EXIT

French Exit 3 - Copyright SONY PICTURES

– Bundesstart 02.09.2021

Die ist ein Film, den man einfach lieben möchte. Genau dieses Gefühl will man. Man will eine Bindung zu FRENCH EXIT aufbauen, so sehr wie Francis Price einen unverrückbaren Bezug zur Geldverschwendung hat. Es geht in FRENCH EXIT um das tiefere Verständnis zwischen Menschen, wie unbekannte Leute untereinander eine unbeabsichtigte Beziehung eingehen. Das Schicksal hat immer einen anderen Plan. In einer Szene sagt Francis Price in ihrer kalten und direkten Art zu ihrer freundlichen Nachbarin, dass sie nicht das geringste Interesse an ihrer Freundschaft hätte. Aus Gründen die der Film nicht erklärt, verbringen sie dann doch die meiste Zeit ihrer Einsamkeit zusammen. Genauso wie man Anfangs einfach nicht verstehen will, was ihren erwachsenen Sohn Malcolm antreibt. Mit stoischer Gleichgültigkeit folgt er seiner schrecklich egomanischen Mutter von New York nach Paris, wo sie ihrer privaten Insolvenz zu entkommen versucht.

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KILLERs BODYGUARD 2

Hitmans 2 - Copyright PARAMOUNT PICTURESHITMAN’S WIFE BODYGUARD
– Bundesstart 26.08.2021

Zwischen zwei DEADPOOL Filmen gab es sehr viele Kurzfilme mit und um Wade Wilson und seinem Alter Ego Deadpool. Ryan Reynolds war heiß, das Publikum war heißer, Deadpool brannte. Nicht nur im Film. Und zwischen sehr vielen Kurzfilmen mit und um Wade Wilson und seinem Alter Ego Deadpool, gab es KILLERS BODYGUARD. Eine überdrehte Action-Extravaganz die sich genau auf dem Niveau bewegen wollte, wie Tim Miller das abgefahrene Drehbuch von DEADPOOL inszeniert hatte. Und David Leitch stand dem mit DEADPOOL 2 in nichts nach. Spätestens da hätte Regisseur Patrick Hughes bemerken müssen, dass ihm noch einige Stunden in Film- und Theaterwissenschaft abhanden gekommen sind. Denn was ihm gefehlt hat, war das Gespür sein Publikum liebevoll zu umarmen, um mit unverfrorener Kaltschnäuzigkeit mit seinem Anti-Helden die Pforten des Schweinestalls zu öffnen. Aber Patrick Hughes hat geschwänzt, aber seine Hausaufgaben diesmal nicht von Tom O’Connor schreiben lassen, sondern von den Brüdern Brandon und Philip Murphy.

 

Seit seinen erschütternden Erlebnissen mit dem weltbesten Auftragskiller Darius Kincaid, ist der ehemals weltbeste Personenschützer Michael Bryce in Therapie. Nach Monaten vergeblicher Couchbesuche, kommt Michael die Idee vom Personenschützen ein Sabbatjahr nehmen. Alles was ihm seine Psychotherapeutin zugesteht ist ein Schweizer Taschenmesser, sonst nichts was als Waffe benutzt werden könnte. Für die wenigsten wird es eine Überraschung sein, das genau dieses Plot-Element… Wer an dieser Stelle Spoiler schreit, der sei gewarnt. Dies ist genau dieser Film, der solche Handlungsteile benutzt und ausspielt. Später im Film wird ein neuer Charakter eingeführt, der mysteriös im Dunkeln gehalten wird, bis die Spannung die Adern platzen lässt. Wenn man nicht schon längst aus allen möglichen Quellen ungewollt erfahren hätte, wer dieser Überraschungsgast sein soll.

Sam Jacksons Kincaid und Reynolds Bryce haben also ihren Spaß am Prügeln, Schießen, und Sprengen abgearbeitet. Ganz im Sinne des Irrglaubens, alles müsste in einer Fortsetzung erhöht werden, trifft KILLERs BODYGUARD 2 genau ins Herz. ‚Höher, schneller, stärker‘ ist das Motto von olympischen Spielen, bei Filmen ist es mittlerweile überholt und ermüdend. In den wenigstens Beispielen fordert es die Filmemacher und Autoren, sondern sie hangeln sich an Versatzstücken entlang, für die man den Erfolg des Vorgängers verantwortlich macht. Eine gute Idee schien an dieser Stelle die an Flüchen und Schimpfwörtern nicht zu überbietende Salma Hayek als Sonia Kincaid. Mit kurzen Intermezzos aufgefallen, übernimmt sie im zweiten Teil die Hauptrolle, und zwingt den abstinenten Bryce, mit ihr zusammen den abgöttisch geliebten Ehemann Darius aus einer misslichen Lage zu befreien.

Hitmans 2 c - Copyright PARAMOUNT PICTURES

In der Regel sind Action-Filme, die über die Stränge schlagen und mörderischen Spaß daran haben die Gesetze der Physik außer Kraft zu setzen, eine wohltuende Abwechslung zwischen Psychothrillern und High Concept Science Fiction. Ryan Reynolds ist ein Typ, der dies herrlich schräg verkörpern kann. Mit jugendlichem Charme und ungehemmter Geradlinigkeit hat er grafische Brutalität zu einer merkwürdig faszinierenden Kunstform erhoben. Man denke nicht nur an Wade Wilson, sondern auch an Marjane Satrapis THE VOICES. Konnte man beim erste KILLERs BODYGUARD noch ein Auge zudrücken, obwohl der schon gewaltige Probleme mit Humor und handlungsinterner Logik hatte, wird es nun um einiges schwieriger. Hey, höher, schneller, stärker.

Nicht nur das der dürftige Handlungsverlauf überhaupt keinen Sinn macht, außer um von einem Set piece zum anderen zu kommen. Und das besteht hauptsächlich darin, dass Hayek ununterbrochen flucht und nicht oft genug Motherf***er sagen kann, Jackson seinen vermeintliche Kumpel Bryce ununterbrochen nieder macht, und Bryce immer wieder betont, dass sie alle beste Freunde wären. Die Actionsequenzen sind wirklich gut orchestriert und choreografiert, mit diesen allein hätte es ein unterhaltsamer Film werden können. Aber ein durch geknallter Grieche der Rache an der EU wegen Sanktionen gegen Griechenland nehmen will, und auch noch von einem Spanier gespielt wird, ist selbst für James Bond mäßige Allmachtsfantasien zu pubertär und unoriginell ausgefallen. Nicht einmal als Persiflage funktioniert das, was man anderorts eigentlich Plot nennt.

Was aber KILLERs BODYGUARD 2 wirklich zum No-Go macht, ist seine menschenverachtende Ignoranz gegenüber Menschenleben. Nicht der fragwürdige Umgang mit Michael Bryce, der von Kincaid und seiner Frau ständig auf das Schlimmste gedemütigt wird, und er beide trotzdem als seine Freunde bezeichnet. Auch nicht, dass dieses obszöne, abstoßend ordinäre Paar ihren absurden Kinderwunsch erfüllt bekommt. Es ist hier, wie bereits beim Vorgänger, dass unschuldige Menschen ohne Rücksicht, ohne Scheu, und ohne weitere Beachtung ihr Leben lassen müssen.

In anderen Action-Filmen wird so etwas als dramatischer Effekt genutzt, mit Empathie und emotionaler Bestürzung, und um eine psychologische Rechtfertigung zu finden. Regisseur Patrick Hughes lässt unbeteiligte Passanten oder Strandurlauber im Kugelhagel, oder bei Explosionen sterben, einfach weil sie da sind, und es hat keine handlungsspezifischen oder dramaturgischen Konsequenzen. Vielleicht will sich Hughes mit Begrifflichkeiten wie Satire, Farce oder politischer Kommentar rechtfertigen. Dann hätte er sowas in dieser Art inszenieren müssen, in diesem Film ist davon nichts zu finden.

Hitmans 2 a - Copyright PARAMOUNT PICTURES

 

Darsteller: Ryan Reynolds, Salma Hayek, Samuel L. Jackson, Antonio Banderas, Gary Oldman, Frank Grillo, Morgan Freeman  u.a.
Regie: Patrick Hughes
Drehbuch: Tom O’Connor, Philip Murphy, Brandon Murphy
Kamera: Terry Stacey
Bildschnitt: Michael J. Duthie, Hack Hutchings
Musik: Atli Örvarsson
Produktionsdesign: Russell De Rozario
Großbritannien – USA / 2021
100 Minuten

Bildrechte: PARAMOUNT PICTURES
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REMINISCENCE – Die Erinnerung stirbt nie

Reminiscence - Copyright WARNER BROSREMINISCENCE
– Bundesstart 26.08.2021

Es ist eine neue Generation von Filmemachern, der Lisa Joy entspringt. Haben schon früher die meisten Filmregisseure beim Fernsehen den Fuß in die Tür gesetzt, ist das heute nicht anders, nur mit einem gewaltigen Unterschied. High-Concept Serien haben mittlerweile ein Budget, wo einzelne Folgen mehr kosten, als alle Filmdebuts auf einem Sundance Filmfest zusammen genommen. Fast, aber kaum übertrieben. Und HBOs WESTWORLD ist definitiv, was man in der Branche mittlerweile Tentpole-TV nennt, was vor nicht all zu langer Zeit Kino-Großprojekten vorbehalten war. Lisa Joy hat Michael Crichtons Science-Fiction-Fantasie zusammen mit Jonathan Nolan neu interpretiert. Wobei stark anzunehmen ist, dass letzterer für die Tentpole-Budgetierung ausschlaggebend gewesen sein wird. Was hat der nicht schon für Wunder mit seinem Bruder ersonnen. Das sich Lisa Joy schließlich die kreativen Perlen an Technikern und Künstlern aus WESTWORLD für ihr Filmdebut picken würde, überrascht nicht. Letztendlich sind die optischen, inhaltlichen und darstellerischen Parallelen beider Produktionen nicht zu übersehen.

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THE FATHER

Father - Copyright TOBIS Film– Bundesstart 26.08.2021

Es ist ja nun schon so etwas wie ein kleines Sub-Genre im psychologischen Drama. Immer mehr Filmemacher verarbeiten ihre Erfahrungen mit Demenz, sei es aus Interesse oder persönlicher Betroffenheit. Das Thema Demenz rückt in seinen diversen symptomatischen Zusammensetzungen im öffentlichen Bewusstsein verstärkt in den Fokus. Noch bevor sich das Interesse cineastisch dem Mainstream annäherte, mit bekannteren Beispielen wie STILL ALICE, THE ROADS NOT TAKEN oder FALLING, hat Florian Zeller 2012 THE FATHER auf die Bühne gebracht. Der Erfolg auf der Leinwand ist also zum größten Teil dem phänomenalen Zuspruch auf den weltweiten Bühnen zu verdanken. Aber dem Dank wegen des Theatererfolgs schließt sich umgehend die grandiose Anziehungskraft von Anthony Hopkins an. Dem Darsteller aber eine seiner besten Leistung zu attestieren, wäre vielleicht gar nicht richtig, und würde Hopkins auch nicht gerecht werden.

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FREE GUY

Free Guy - Copyright DISNEY ENTERPRISES– Bundesstart 12.08.2021

Es ist ein Film der seine Erzählung von vorne bis hinten auf Standardelementen aufbaut, ist das Schlechteste was man über FREE GUY sagen kann. Was man unter anderem gutes sagen kann, dass kaum einem auffällt, wie hier ein Versatzstück nach dem anderen ausgelotet ist und genutzt wird. FREE GUY ist wie ein aufgeblasener Ballon, bei dem man einfach das Mundstück loslässt. Man weiß was passieren wird, aber man weiß nie, wie es passieren wird. Auf alle Fälle ist es ein irrer, wirrer Flug der unberechenbar bleibt. Und da kann das Wissen um all die bekannten Story-Elemente sogar für ordentliche Verwirrung sorgen. Wir lernen unseren Kumpel (um vorerst noch deutsch zu bleiben) so kennen, wie er sich selbst wahrnimmt. Ein sonniger Kerl, der tut was er tun soll, und es gut findet, weil es seine Bestimmung ist. Hellblaues Kurzarmhemd, beige Hose, unbeeindruckt von dem, was um ihn herum passiert, weil es eben so passieren soll. Es ist die moderne Fassung von Truman Burbank, der dereinst isoliert in einem gigantischen Fernsehstudio aufgewachsen ist und dort sein Leben verbrachte.

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SUPERINTELLIGENCE

Superintelligence -Copyright-WARNER-BROS.– Bundesstart 19.08.2021

Vielleicht erinnert sich noch jemand an das Olivia Newton-John und John Travolta Vehikel ZWEI VOM GLEICHEN SCHLAG von John Herzfeld. Eher unwahrscheinlich, selbst für älter Jahrgänge. Gott hält die Menschheit für einen Fehlschlag und will sie mit einer zweiten Flut auslöschen. Doch vier Engel erwirken einen Aufschub, wenn sich zwei völlig Fremde ineinander verlieben und damit das Gute in den Menschen demonstrieren. Das war 1983, und warum sich niemand mehr daran erinnert, ist die grauenhafte Umsetzung dieser Geschichte, in der nicht einmal die sonst famose Chemie zwischen Olivia und John funktionierte. In einer Zeit, wo es sehr schick geworden ist, Gott zu verleugnen, wird es heute eben der Computer in SUPERINTELLIGENCE‘ ähnlich anmutender Grundgeschichte.

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BEFLÜGELT – Penguin Bloom

Penguin Bloom - Copyright LEONINEPENGUIN BLOOM
– Bundesstart 19.09.2021

Seit einem Jahr ist Sam von der Hüfte abwärts gelähmt. Ihre Leidenschaft war das Meer und Surfen. Ihre Liebe sind ihre drei jungen Kinder und ihr geduldiger, fürsorglicher Mann Cameron. War sie noch vor 12 Monaten die dynamische Triebfeder der Familie, findet sie jetzt einfach nicht mehr zurück in ihr Leben. Ihre alltäglich depressive Stimmung schlägt auf die Kinder und ihren Mann zurück. Trotz aller positiver Bemühungen, fängt auch die Familie langsam an zu verzweifeln. Oftmals sehr plakativ stellt Regisseur Glendyn Ivin immer wieder die Frage, warum jemand trotz massiver Unterstützung in so einem einladenden Umfeld, ein erfüllendes Leben so vehement von sich fernhalten will. In seiner Verfilmung einer wahren Geschichte, merkt man aber auch, dass diese Thematik viel zu komplex ist, um ein derartiges Schicksal adäquat zu behandeln. Da helfen emotionale Überhöhungen durchaus, den Lebensbejahenden Charakter der Geschichte zu unterstützen.

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PROMISING YOUNG WOMAN

Promising YW - Copyright FOCUS FEATURESBundesstart 19.08.2021
– Amazon Prime UK

Die Besprechung liegt der britischen Streaming-Fassung zugrunde.

Mit den Lobeshymnen die über PROMISING YOUNG WOMAN ausgeschüttet wurden, ließen sich etliche Zeilen beschreiben. Aber die wenigsten davon, würden sich für den Zuschauer wirklich erfüllen. Emerald Fennells Regiedebut ist alles und doch nichts davon konkret. Man sagt oftmals gerne über Filme, sie würden sich nicht einordnen lassen. Bei PROMISING YOUNG WOMAN kann man ruhigen Gewissens sagen, dass es bei ihm tatsächlich zutrifft. Die Geschichte von Cassandra ist traurig und schreiend komisch, sie ist bittere Satire und großes Drama. Cassandra hat eine ungewöhnliche Berufung. Auf perfide Weise bringt sie Männer in Versuchung sie zu missbrauchen, um sie dann damit zu demütigen und zu erpressen. Das ist dramaturgisch extrem dünnes Eis, denn die Schadenfreude ist groß, aber gleichzeitig wird es Klientel geben, die dem Szenario vehement widersprechen werden.

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Viggo Mortensens FALLING

Falling - Copyright PROKINO– Bundesstart 12.08.2021

Die meisten Kritiker tun sich nicht sehr leicht, Darstellern die beste Leistung ihrer Karriere zu attestieren. Es ist immer ein heikles Unterfangen, weil dieses Attribut der besten Darstellung auch immer im Verhältnis mit dem Ursprungsmaterial gesehen werden muss. Bevor Lance Henriksen sich für FALLING vor die Kamera stellte, hatte er seit 1961 bereits 234 Rollen abgedreht. Und gerade in den letzten Jahren war die Auswahl von Filmen, gelinde gesagt, qualitativ eher bescheiden. Umso erfreulicher für Cineasten und Freunde anspruchsvoller Schauspielkunst, zeigt Lance Henriksen in FALLING zweifellos eine der anspruchsvollsten Leistungen seiner Karriere. Eine kleine Spur von Zurückhaltung muss gewahrt bleiben, um nicht das Maß zu verlieren. Dennoch wird es kaum einen Zuschauer geben, der nicht von Henriksen beeindruckt sein wird.

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THE FOREVER PURGE

Forever Purge - Copyright UNIVERSAL STUDIOS– Bundesstart 12.08.2021

Was wäre gewesen, hätten Aaron Sorkin oder Jon Stewart Einfluss auf das Buch von FOREVER PURGE gehabt? Der eine unverspielt und konzentriert, und der andere als bissiger Satiriker mit dem Hang zum Nachtreten. Beide politisch versiert, die besten in ihrer Branche. Oder wir treten einen kleinen politischen Schritt zurück und nehmen David Mamet. Politisch ja, aber gerne neutral, doch mit großem menschlichen Drama. Da hätte James DeMonaco von allen etwas vertragen, um seine Inspiration für den selbstproklamierten Abschluss der Schlachtfestreihe PURGE auszubauen. Es geht um soziale Fragen und soziale Missstände. Das würde DeMonaco genauso behaupten, wie Regisseur Everardo Gout. Dazu muss man erst gar nicht einen Pressetermin wahrnehmen, oder einen Marketing-Clip gesehen zu haben. Aber tatsächlich ist THE FOREVER PURGE lediglich ein Action-Thriller, bei dem nicht einmal die Action über dem Durchschnitt inszeniert ist.

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DREAM HORSE

Dream Horse - Copyright WELTKINO Filmverleih– Bundesstart 12.08.2021

Wenn man bei DREAM HORSE etwas negativ anmerken möchte, dann ist das in erster Linie, dass er in keinster Weise etwas Neues oder Originelles bietet. Trotz ihrer zwei Jobs, fühlt sich Jan Vokes in ihrem walisischen Dorf Cefn Fforest leicht unterfordert. Die langjährige Ehe ist eingefahren, der Alltag ist eine langweile Tretmühle. Wie bei fast allen Bewohnern. Fast, denn der Steuerberater Howard zeichnet sich durch seine Wett- und Spielsucht aus, wodurch er Jan auf eine absurde Idee bringt. Sie hat schon erfolgreich Tauben gezüchtet, also könnte sie auch ein Fohlen züchten, und zum Rennpferd ausbilden lassen. Das kostspielige Unterfangen soll durch eine Allianz von Investoren getragen werden, die sich allesamt aus illustren Gestalten der Dorfgemeinschaft zusammen setzt. Im Film ist es leicht unklar, aber im richtigen Leben waren es 23 Teilnehmer. Und da ist man schon beim Kern der Geschichte, sie basiert auf wahren Begebenheiten.

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BUDDY GAMES

Buddy Games - Copyright PARAMOUNT PICTURES– Bundesstart 12.08.2021
für ausgewählte Kinos
bereits seit Juli im Programm

Was gibt es über BUDDY GAMES zu sagen, um einen vollkommenen Verriss abzumildern, oder wenigstens die Bemühungen hinter dieser Produktion in einen nachvollziehbaren Kontext zu setzen? Nichts.
Der bestmögliche Kontext läge vielleicht noch in einem Vergleich, der dem Fäkalhumor dieses Filmes gerecht werden würde. Aber dies widerspricht den ernsthaften Bemühungen, etwas in BUDDY GAMES zu finden, was ihn rechtfertigen könnte. Es ist Schauspieler Josh Duhamels erste Arbeit als Autor und Regisseur, und die zweite als Produzent. Dabei noch selbst die Hauptrolle zu übernehmen, beinhaltet in der Regel zwei Aspekte. Der Macher hat sehr viel Vertrauen in seinen Film, und, es muss ein wirkliches Herzensprojekt sein. Beides spricht nicht für die Person Duhamel. Einen dritten Aspekt sollte man aus Gründen des Versuchs von Ausgewogenheit außen vor lassen, dass nämlich niemand anderes bei diesem Projekt Regie führen wollte, und/oder sich keiner für die Hauptrolle fand.

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THE SUICIDE SQUAD

Suicide-Squade-Copyright-WARNER-BROSSUICIDE SQUAD
– Bundesstart 05.08.2021

Die Älteren unter uns werden sich noch erinnern, wie wir geschluchzt und geheult haben als Trini Lopez in DAS DRECKIGE DUTZEND für die Mission sein Leben ließ. Dieses dreckige Dutzend war ein Himmelfahrtskommando. James Gunn gönnt uns diese Zeit zum heulen und schluchzen nicht. Jedenfalls nach den ersten acht Minuten nicht mehr, denn vorher lässt er ein Mitglied seiner eigenen Selbstmordbrigade drauf gehen. Ausgerechnet den Charakter, mit dem man uns täuschte, er würde den Film über den meisten Spaß bereiten. Wir sind entsetzt, und wir wissen Bescheid. James Gunn nimmt keine Gefangenen. Noch ein paar Minuten früher musste schon ein anderes possierliches Tierchen sterben. Für dessen Tod werden wir Zuschauer später auf absurde Weise Genugtuung erfahren. Es ist ein groteskes Gewitter an Gefühlen und kinematografischem Overkill. Und dies alles schon bevor der Filmtitel auf der Leinwand leuchtet.

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