INSIDIOUS: THE RED DOOR

Insidious 5 a - Copyright SONY PICTURES– Bundesstart 06.07.2023

Dreizehn Jahre nach dem Anfang und zehn Jahre nach KAPITEL 2 kehrt INSIDIOUS zu der Familie Lambert zurück. Dazwischen liegen noch KAPITEL 3 und THE LAST KEY, welche die Vorgeschichte erzählen. Es ist ein grundsätzliches Problem mit Genre-Filmen in diesen Tagen. Was als unverhoffter Publikumsliebling beginnt und vielleicht mit einer Fortsetzung einen gleichgearteten Erfolg erreicht, wird mit einer komplex strukturierten Metaebene überproduziert. INSIDIOUS von 2010 ist ein kleiner, aber deftiger Schocker mit relativer Starbesetzung. Er zeichnet sich durch James Wans dichte und essenzielle Inszenierung aus. Die Effizienz mit Atmosphäre und Schreckmomenten hat Wan drei Jahre danach tatsächlich wiederholen können. Gleichzeitig wurde die Geschichte der Familie Lambert vermeintlich abgeschlossen. Die Prequels Drei und Vier taten ihr Übriges um dieses was man seit geraumer Zeit gerne ‚Universum‘ nennt, mit jeder Menge an Hintergründen, Querverbindungen und Dämonen zu überhäufen.

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LOVE AGAIN

Love Again - Copyright WARNER BROS– Bundesstart 06.07.2023

LOVE AGAIN ist das amerikanische Remake der deutschen Liebeskomödie SMS FÜR DICH von 2016. Diese basiert wiederum auf Sofie Cramers Buch von 2009. Es ist das Spielfilmdebüt der Schauspielerin Karoline Herfurth. Als Regie-Erstling ist SMS FÜR DICH beachtlich fokussiert, und deswegen auch verdient erfolgreich. Was man von der Neuverfilmung LOVE AGAIN nicht sagen kann. Auch wenn sich Herzschmerz-Spezialist Jim Strouse für Buch und Regie verantwortet. Zudem stützt sich Strouse auf gleich fünf Autoren des filmischen Originals. Anstatt unsägliche Klischees, schlecht konstruierte Zufälle und unglaubwürdige Charakterzüge auszumerzen, hat Jim Strouse deren Auswüchse noch um einiges gesteigert. Nach dem Unfalltod ihres Freundes, fällt die junge Kinderbuch-Illustratorin Mira in ein emotionales Loch. Nach zwei Jahren, beginnt sie auf Anraten eines Freundes, Textnachrichten an den Verstorbenen zu schicken. Ohne zu ahnen, dass die Telefonnummer bereits wieder vergeben wurde.

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fast verpasst: THE KNOCKING

Knocking 1 - Copyright SOLAR FILMSKOPUTUS
– Bundesstart 22.06.2023

Es ist wahrscheinlich eines der meist genutzten Horror-Motive im Kino. Und es ist wahrlich nicht das geistreichste Motiv im Genre. Drei Menschen, völlig auf sich allein gestellt, in einer weit abgeschiedenen Hütte im Wald. Vorausgegangen sind absonderliche Vorgänge. Die beiden älteren Kinder sind auf der Uni, der Vater liegt mit der Axt erschlagen im Wald, die Mutter spurlos verschwunden, die jüngste Tochter eingesperrt in einen Käfig im Haus. Anstelle der Hütte ist hier eben das Wohnhaus der Familie, und die drei Menschen die 15 Jahre später zurückkommen sind keine Teenager, dafür ist der Wald umso größer und unergründlicher. Spannend ist das allemal, und umso interessanter, weil es sich bei THE KNOCKING um eine finnische Produktion handelt. Matilda, die Jüngste, Mikko und Maria kommen nach der Tragödie das erste Mal, und auch ein letztes Mal an den Unglücksort zurück, um sich eventuell Habseligkeiten aus dem Haus zu holen, bevor ein Makler Grund und Boden verkauft.

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a POSTER to remember

Konzept und Design des Poster für die Oscar-Gala 2007, demnach der 79th Academy Awards, entwarfen TBWA\Chiat\Day in Los Angeles. Neben der sehr wohl bekannten Statue, zieren 75 relevante Filmzitate das Motiv. Aus der bis dahin 78-jährigen Geschichte der Academy, wurde aus fast jedem Jahr ein markanter Spruch oder eingängiges Wort Courtesy of AMPASeines einflussreichen Films gefunden. Einer schaffte es sogar zweimal auf das Poster. Und nein, es war nicht DER PATE.

Ganz im erklärten Sinne der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die Kraft und Kunst im Film zu ehren, war es die Idee, nicht unbedingt den jeweiligen ‚Best Picture‘-Gewinner zu zitieren. Viel mehr war es eine Möglichkeit, durch den Wiedererkennungseffekt dem Publikum ihre kulturelle und gesellschaftliche Verbundenheit zum Film in Erinnerung zu rufen.

Wer bis zur Statue hinunter scrolled, sieht die Liste inklusive des Filmtitels und der Jahreszahl. Bis dahin: Beim Raten viel Spaß, der dann nach dem Klick beginnt…

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INDIANA JONES und das Rad des Schicksals

Indiana Destiny - Copyright LUCASFILM LTDINDIANA JONES AND
THE DIAL OF DESTINY
– Bundesstart 29.06.2023

Man muss unbedingt von den üblichen Fragen von ‚ist der so gut wie..‘, oder ‚ist er besser als…‘, bis hin zu ‚muss das denn sein…‘ Abstand nehmen. INDIANA JONES UND DAS RAD DES SCHICKSALS ist nicht einfach das zu erwartende Action-Abenteuer, sondern ein fulminanter Schwanengesang. Nur nicht auf der Harfe, aber mit der Peitsche. So wie Steven Spielberg zuletzt mit KRISTALLSCHÄDEL eindeutig klar machte, dass für den alternden Archäologen noch lange nicht Schluss sei, lässt Sam Mendes kaum einen Zweifel daran, dass auch Henry Walton Jones Jr. einmal seinen Hut nehmen muss. Dabei nutzt man die auch Chance, alte Fehler auszumerzen, aber in erster Linie ist es ein starkes Tribut an eine phänomenale Kinogeschichte. Und in ehrerbiedenter Tradition, ist auch DAS RAD DES SCHICKSALS nicht fehlerfrei.

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Drive-In: SCHLOCK

SCHLOCK – Bundesstart 17.09.1982

Aus ABGESCHMINKT, Ausgabe September 1982:
Schlock - Copyright Jack H. Harris EnterprisesMit nur wenigen Wochen Abstand zu dem bahnbrechenden Horrorschocker AN AMERICAN WEREWOLF IN LONDON von John Landis, ist nun auch sein Film SCHLOCK in Deutschland gestartet. Es ist eigentlich der erste Filme des amerikanischen Regisseurs und Filmemachers, und bereits vor fast zehn Jahren entstanden. Noch bevor derselbe Regisseur mit abscheulichem Nonsens in KENTUCKY FRIED MOVIE und dem albernen Musikfilm BLUES BROTHERS Erfolge feierte, die nicht zu erklären sind und jeder Vernunft widersprechen. Dennoch verstärkte dies das Interesse an AN AMERICAN WEREWOLF IN LONDON, über den bereits im Vorfeld schon verstärkt berichtet worden war. Der überhastet angesetzte Start des aus gutem Grund in Vergessenheit geratenen Frühwerks SCHLOCK kann nur als finanzielle Hinterlist bezeichnet werden, bei der arglose Zuschauer mit dem Namen des Regisseurs und dem Erfolg seines erst vor wenigen Wochen gestarteten Horrorfilms in die Irre geführt werden sollen.

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NO HARD FEELINGS

No Hard Feelings - Copyright SONY PICTURES - CTMG Inc.– Bundesstart 22.06.2023

Dies ist einer dieser Filme, wo sich zwei Figuren erst auf ihren Kameramarkierungen positionieren, und dann mit ihrem erklärenden Dialog beginnen. Ein Dialog der in der Logik eines realen Verhaltens her bereits viel früher angefangen haben müsste. Der Anwalt und auch die besten Freunde von Jennifer Lawrence’ Charakter tun das, und Andrew Barth Feldmans Filmeltern tun es. Ein Inszenierungsstil der eigentlich Gift für einen natürlichen Erzählfluss ist. Aber nicht nur in diesem Bezug, sondern in allen Belangen ist NO HARD FEELINGS eine Tragödie. Regisseur Gene Stupnitsky hat immerhin BAD TEACHER geschrieben und GOOD BOYS geschrieben und inszeniert. Kaum etwas davon ist in NO HARD FEELINGS zu erahnen, und wenn, ist es lediglich ein schmerzhafter Hinweis, was an diesem Film falsch ist. Und es ist viel, was falsch ist.

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Pixars ELEMENTAL

Elemental - Copyright DISNEY-PIXAR– Bundesstart 22.06.2023

Wenn Bernie und Cinder Lumen auf einen Boot von Feuerland nach Element City immigrieren, wird die Phantasie des Publikums erst einmal abgestellt. Das altersschwache Boot, die wenigen Koffern verpackten Habseligkeiten, die Wolkenkratzer-Skyline von Element City, und die vorgelagerte Insel mit dem Flachbau. Da braucht es nur wenig Phantasie, wohin uns die Geschichte entführen wird. Die Elementewesen Erde, Luft, Feuer und Wasser bevölkern mehr oder minder harmonisch die Metropole. In ZOOTOPIA (2016) gibt es auch einen großstädtischen Schmelztiegel, der sich in Bezirke mit unterschiedlich gesellschaftlichen Schichten aufteilt. Der Film ist aus dem Hause Disney, und was man aus ZOOTOPIAs Geschichte schöpfen kann, darf jeder im Publikum für sich selbst in Erfahrung bringen. ELEMENTAL ist zwar auch von Disney, aber eine Pixar Produktion. Und da wird es dann enttäuschend, denn die inhaltliche Ausrichtung von Filmen der beiden Animationsstudios ist man eigentlich andersherum gewohnt.

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Ethan Hawke: REGELN FÜR EINEN RITTER

Ethan Rules of Knight

RULES FOR A KNIGHT:
The Last Letter of Sir Thomas Lemuel Hawke
REGELN FÜR EINEN RITTER:
Der letzte Brief von Sir Thomas Lemuel Hawke

Am nächsten Morgen wird es eine große Schlacht geben. Es ist das Jahr 1483, und an diesem Vorabend gedenkt Sir Thomas Lemuel Hawke, eine Ritter von edlem Gemüt, seiner Kinder. Die Sorge ist berechtigt, in der Schlacht zu fallen und die Kinder nie wieder zu sehen. Er schreibt eine Brief, einen sehr langen Brief. Denn Sir Thomas möchte sichergehen, seinen Nachfahren mit auf den Lebensweg zu geben, wozu er mit eigenem Leib vielleicht nicht mehr fähig sein wird. Was er niederschreibt sind Lektionen, ihrer zwanzig an der Zahl. Lebensweisheiten und Ratschläge für ein ehrenwertes Leben. Es geht um Werte und Einsichten, angefangen bei ‚Einsamkeit‘ über ‚Demut‘ zu ‚Disziplin‘ bis hin zum ‚Tod‘.

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Editorial: THE FLASH

Editor UweFlash 2 - Copyright WARNER BROS– Bundesstart 14.06.2023

Die beste Szene von THE FLASH kommt am Ende zum Titelabspann, und sie ist überhaupt nicht für die Handlung relevant. Was sagt das über diesen Film? Eben jene Szene ist gleichsam der witzigste Moment in THE FLASH. Was sagt das über die Drehbuchschreiber? Ebenso der einzige, überzeugende Visuelle Effekt in THE FLASH ist jene… Was ist nur los bei Warner, die einen fertig gedrehten Batgirl-Film in die Tonne werfen, aber dieses Monster an planloser Filmgestaltung auf ein bisher immer noch hoffnungsvolles, aber gegenüber dem DCEU weiterhin kritisches Publikum loslassen. Die verantwortlichen Produzenten Jon Berg und Geoff Johns hatten fast 20 Jahre Zeit. Ernsthafte Überlegungen gab es seit Nolans Sensation BATMAN BEGINS 2005. Konkretere Drehbuchfassungen und Verhandlungen seit 2014. Und schließlich Vorproduktion 2020. Und dann kommt so etwas dabei heraus.

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Wes Anderson ASTEROID CITY

Asteroid City 1 - Copyright FOCUS FEATURES– Bundesstart 15.06.2023

Die Attribute skurril oder absonderlich sind die zum Markenzeichen gewordene Eigenarten von Wes Anderson. Eigenarten, ja auch das beschreibt die Palette seiner Filme. Und eigenartig ist, dass Bill Murray in diesem Film keine Rolle hat. Das zweite Mal das Murray bei einem der insgesamt elf Spielfilmen von Anderson fehlt, zwei Sprechrollen mit eingerechnet. Es wird hoffentlich nichts vorgefallen sein. Dennoch gibt es einen Aufmarsch, der selbst für die Verhältnisse des Filmemachers ungewöhnlich ist. Woody Allen wird sich verwundert die Augen reiben. Aber nicht nur wegen des atemberaubenden Staraufgebots, sondern auch wegen der künstlerischen Umsetzung. Allen weit voran Kameramann und Bildgestalter Robert David Yeoman, der nun alle neun Live-Action-Filme realisiert hat. Als Co-Autor hat sich zum fünften Mal Roman Coppola mit Anderson zusammen getan. Zahlen sind nicht wichtig, aber insofern interessant, weil ein Film von Wes Anderson wie Nachhausekommen ist. Die ganze Familie ist schon da – die vergötterte Frau und die ungeliebten Kinder. Oder auch umgekehrt.

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BED REST

Bed Rest - Courtesy of TOBISSeit 2022 auf Prime Video UK
– Bundesstart 15.06.2023

Besprechung beruht auf der britischen Fassung.

Es ist ja schon eine liebgewordene Eigenart von deutschen Verleihern, mit entweder erfolglosen oder billigen, bevorzugt älteren Filmen eventuelle Lücken in den Startplänen zu schließen. Oder ein günstiges Gegenprogramm zu kalkulierten Blockbustern zu schaffen. Die Qualität der Filme ist dabei nie entscheidend, wichtig ist möglichst finanziell verlustfrei das Programm mitzugestalten. Als Lückenbüßer ist Horror wegen seiner Massenkompatibilität bevorzugt. BED REST ist hierfür ein sehr gutes Beispiel, der sich im Terminkalender zwischen Blockbuster THE FLASH und Arthouse-Liebling ASTEROID CITY platziert. In anderen Ländern bereits im Streaming, oder vielleicht sogar komplett ignoriert, können deutsche Genre-Freunde den Alptraum von Julie Rivers im Kino erleben. Die Geschichte der werdenden Mutter, die für die restlichen 56 Tage der Schwangerschaft zur Bettruhe verordnet wird.

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THE BOOGEYMAN

Boogeyman 1 - Copyright 20th CENTURY STUDIOS– Bundesstart 01.06.2023

Eigentlich für die Streaming-Plattform Hulu produziert, sind nun Testvorführungen dafür verantwortlich, dass BOOGEYMAN eine gut beworbene Kinoauswertung erfahren darf. Ob das gerechtfertigt ist, zeigt die im Vorfeld veranstaltete Sondervorführung, bei welcher sich das Publikum in erschrecktem Aufschrei und zitternder Anspannung aufteilte. Ob das einen guten Film ausmacht, sei dahin gestellt. Auf alle Fälle ist er effizient. Und Stephen King zeigte sich seit jeher höchst erfreut über derartig  angsterfüllte Auswüchse, somit muss die Adaption seiner erstmals 1973 veröffentlichten Kurzgeschichte ganz nach seinem Geschmack sein. Diese Geschichte gleichen Titels hat er in einer Zeit geschrieben, als der Autor selbst unter den Existenzängsten litt, seine Familie nicht versorgen zu können. Das zentrale Thema in der Erzählung, und jetzt noch ausgeprägter in der Verfilmung. Das ‚Schreckgespenst‘ holt sich die schwachen und kaum behüteten Kinder.

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TRANSFORMERS: Aufstieg der Bestien

Transformers Beast 1 - Copyright PARAMOUNT PICTURESTRANSFORMERS:        
RISE OF THE BEASTS
– Bundesstart 08.06.2023

Mit AUFSTIEG DER BESTIEN hat Paramount einen Film herausgebracht, der ganz eindeutig eine weitere Klasse in der Zertifizierung fordert. Die müsste lauten: Altersfreigabe BIS 12 Jahre.
Man könnte sich über den Inhalt streiten. Wobei es bei einem Film über Roboter die sich in Fahrzeuge verwandeln können zum grundlegenden Konzept gehört, dass sich Robotern in Fahrzeuge verwandeln können. Der Streitfall über den Inhalt fällt daher kurz aus. Worüber man allerdings nicht streiten kann, sind fünf Drehbuchautoren die ein für den Mainstream 08/15-Handlungskonzept schreiben und daraus ein einzige Zumutung machen. Eigentlich könnte der Film sogar in seinem verschrobenen Konzept ernst genommen werden.  Stellt sich aber selbst in Frage, wenn ein instabiler Ex-Soldat der Kabel-TV-Receiver hackt explizit gefragt wird, ob er „für eine streng geheime Regierungsorganisation arbeiten möchte“. Ganz so, wie es streng geheime Regierungsorganisation eben machen.

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MEMORY OF WATER

Memory of Water - Copyright BUFO ProductionsVEDEN VARTIJA
– Bundesstart 08.06.2023

Irgendwo in der Skandinavischen Union. Nach einer bakteriellen Katastrophe gibt es kaum noch trinkbares Wasser. Die Militär-Regierung kontrolliert, reguliert und vergibt Trinkwasser als streng eingeschränktes Gut. Nach dem Tod ihres Vaters übernimmt die junge Noira das Amt des Tee-Meisters in einer Siedlung außerhalb der großen Städte. Wo genau, ist nicht angegeben. Und was genau die Bedeutung einer Tee-Meisterin ist, außer zeremoniell Tee für unbestimmt bevorzugte Gäste zu brühen, wird auch nicht näher erklärt. Auffallend ist jedenfalls der starke Einfluss japanischer Kultur in dieser vielleicht gar nicht so fernen Zukunft, doch auch darauf wird nicht groß eingegangen. Wesentlich dringlicher ist die Frage, ob es im Handbuch für Filmstudenten tatsächlich geschrieben steht, dass dystopische Welten ausschließlich in entsättigten, kraftlosen Farben mit wenig Kontrastumfang dargestellt werden dürfen. MEMORY OF WATER eröffnet so viele kreative Möglichkeiten, zeigt sich aber in der Umsetzung oft sehr uninspiriert und schematisch.

Die Geschichte von Emmi Itärantas 2012 erschienen Roman ‚The Tea Master‘s Book’ ist bestimmt keine Neue. Gerade im unabhängig produzierten Kino mit wenig Budget, sind dystopische Szenearien mit zerstörten Landschaften oder stark dezimierter Menschheit, oder in Kombination sehr beliebt. Gerade in den vergangenen Jahren gab es gibt einige sehr gute Beispiele in diesem Genre, die mit sehr wenig Geld wirklich überzeugende Geschichten in großartige Filme packten. Eigentlich wäre dabei das Zauberwort Innovation. Doch im Handlungsverlauf entfernt sich Saara Saarelas Film immer wieder zu weit vom Besonderen und dem Eigenständigen.

Noira findet geheime Aufzeichnungen ihres Vaters, die auf sauber Wasserquellen im verbotenen Niemandsland hindeuten. Tatsächlich findet Noira die Quelle, muss aber erfahren, dass die Regierung auch schon hinter dem kostbaren Gut her ist. Denn Kontrolle über frisches, trinkbares Wasser ist auch der Schlüssel für die oppressive Macht der Union. In Taro, einem Regierungsbeamten der im Dorf die Wasserverteilung regulieren soll, glaubt Noira einen Verbündeten zu haben. Mit seiner Hilfe gelingt es Noira mit ihrer besten Freundin Sanja ins verbotene Niemandsland zu kommen, wo Noiras Vater unerschöpfliche Wasserquellen vermutete.

Das Problem mit MEMORY OF WATER ist ein schwaches Drehbuch, dass auf eine einfallslose Regie trifft. Dafür macht die Ausstattung um Otso Linnalaasko das Beste aus einem minimalistischen Budget. Kahle Landschaften, aufgelassene Industrie, per Computer erzeugte Zeppeline die den Horizont ausschmücken, staubige Straßen, und bestenfalls Fahrräder, weil Fahrzeuge den Ordnungshütern vorbehalten sind. Die Szenerie überzeugt, weil vieles auch nicht erklärt wird, und daher selbstverständlich wirkt. Wasserdiebe werden kurzerhand in ihren Wohnungen eingekerkert, und die Häuser zur Abschreckung markiert.

Memory of Water2 - Copyright BUFO Productions

 

Soweit kann sich der Zuschauer ein wenig gefordert fühlen. Leider nur kurz, weil sich das Potential dieser Welt sehr schnell erschöpft. Die umgehende Bestrafung von unrechtmäßiger Wasserentnahme ist ein vorgeschobenes Argument, wie besorgt sich die Union um die Bevölkerung kümmert, und den Ehrlichen zu ihren Recht verhilft. In Wahrheit würde frei verfügbares Wasser eine Revolution auslösen. Soweit hat weder das Buch von Emmi Itäranta, noch die Regie von Saara Saarela, dieser Blaupausen-Dystopie nichts Neues hinzu zu fügen. Ganz im Gegenteil. Viel zu schnell vermutet man zu Recht den Verlauf der Handlung und die wahren Beweggründe diverser Figuren.

Da ist zum Beispiel Sanja, die ihre Zeit damit verbringt, aus Abfall wieder nützliche Sachen zu basteln. Das ist nur insoweit interessant, als das sie einen CD-Player findet mit dem sie nichts anzufangen weiß. Und das just in dem Moment, als Noira in den Unterlagen ihres Vaters eine undefinierbare, silberne Scheibe findet. Dies ist einer von den vielen Handlungspunkten, die mehr an ein Krimi-Abenteuer für Kinder erinnern, wo zufällige Zufälle eine plausible Erzählstruktur einfach überflüssig machen. Und bei allem Respekt vor seinem möglichen Talenten, kann die Rolle von Lauri Tlkanan als gut aussehender Taro nicht vorhersehbarer sein.

Sicherlich mag das Anliegen des Roman wichtig und auch aktuell sein, und dahingehend entstand sicherlich die Motivation für Saara Saarelas Adaption. Doch auf welche Misere wir als Gesellschaft im falschen Umgang mit der Umwelt zusteuern können, hat man bei anderen Filmen in interessanterer Form schon wesentlich eindringlicher gesehen. Und da hilft es wenig (Spoiler), den mit frischem Wasser gefüllten See als einziges Element in besonders kräftige und leuchtende Farben zu zeigen. Bei diesem Film, in dem ausgerechnet die wenigen Spannungs- und Action-Momente so inszeniert sind, dass das geringe Budget besonders hervorgehoben wird, können lediglich Saga Sarkola und Mimosa Willamo in ihren Szenen darstellerisch glänzen. Wenngleich gerade die relevanten Dialoge ziemlich altbacken geschrieben sind. Da sind die japanischen Elemente in dieser Welt noch am interessantesten, worauf aber nicht eingegangen wird. Wie in einem guten Film, der versteht auch elegant subtil und zurückhaltend zu erzählen.

Memory of Water1 - Copyright BUFO Productions

 

Darsteller: Saga Sarkola, Mimosa Willamo, Lauri Tilkanen, Pekka Strang, Minna Haapkylä, Kheba Touray u.a.
Regie: Saara Saarela
Drehbuch: Ilja Rautsi
nach dem Buch von Emmi Itäranta
Kamera: Kjell Lagerroos
Bildschnitt: Jussi Rautaniemi
Musik: Volker Bertelmann
Produktionsdesign: Otso Linnalaasko
Finnland, Norwegen, Estland, Deutschland / 2022
101 Minuten

Bildrechte: BUFO Productions
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