A HAUNTING IN VENICE

Haunting Venice - Copyright 20th CENTURY STUDIOS– Bundesstart 14.09.2023
– Release 13.09.2023

Was zuerst auffällt, ist die Bildgestaltung, sprich das Bildformat. Kenneth Branaghs Stammkameramann Haris Zambarloukos hat sich hier für das digital fotografierte 1,85:1 Format entschieden. Dabei hat Branagh noch zu MORD IM ORIENT-EXPRESS angekündigt, ein in sich geschlossenen Hercule Poirot Universum entstehen zu lassen. Natürlich ein Universum, was sonst. Nur zwei Filme später, nach TOD AUF DEM NIL, wird dann schon mit einer künstlerischen Kontinuität gebrochen. HAUNTING IN VENICE verzichtet auf die kraftvolle Opulenz des 65 mm Filmmaterials im 2,39:1 Format. Und das ausgerechnet an einem Ort wie Venedig, wo der Regisseur darauf bestand, an so vielen Original Schauplätze wie möglich zu drehen. Wie man diese Drehorte von Touristen und anachronistischen Störmitteln befreite, ist überwältigend. Besonders die letzte Einstellung zeigt ein Venedig, wie es die meisten in dieser puren Pracht wirklich noch nicht gesehen haben dürften. Dorthin hat es den Meisterdetektiv Poirot verschlagen. Durch die Schrecken des Krieges verbittert, hat er sogar seiner meist selbstgefälligen Enthüllungsaffinität entsagt.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Allgemein, Im Kino gesehen | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

RETRIBUTION

Retribution - Copyright LIONSGATE– Bundesstart 14.9.2023
– Release 23.08.2023

Preview zum Kinofest 09.09.2023
In einer Szene sagt ein Protagonist, dass eben auf die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn Verlass wäre. Das könnte herrlich bissige Ironie sein, ist es aber nicht, weil der Satz Bezug nimmt, auf den eigentlich entscheidensten Faktor im gesamten Konstrukt des Films. Das ist kein Spoiler für diejenigen, die bis zu diesem Zeitpunkt die vermeintlich überraschende Wendung schon längst erahnt haben. Und das dürften in der Regel auf die meisten im Publikum zutreffen. Es ist eine Geschichte von der Stange, aus dem Laden für billige Zweite Wahl Klamotten. Er hat sich durch die Arbeit von Frau und Kindern entfremdet. Sie will die Scheidung. Die Kinder hassen ihn geradezu. Seine kalte und ignorante Haltung ändert sich erst schlagartig, als eine Bombe im Auto platziert wird, die ihn und seine Kinder in Stücke reißen würde, wenn einer von ihnen das Auto verlassen sollte. Er, ist in diesem Fall Finanzmakler Matt Turner, verkörpert von einem sehr müde wirkenden Liam Neeson.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Allgemein, Im Kino gesehen | Verschlagwortet mit , , , | Schreib einen Kommentar

DALíLAND

Daliland - Copyright SQUAREONE Entertainment– Deutschlandstart 07.09.2023
– Release 21.04.2023

2011 brachte Simon Curtis MY WEEK WITH MARILYN in die Kinos. Es geht um die kurze Phase, in der Filmstudent Colin Clarke zum  persönlichen Assisstenten von Marilyn Monroe erkoren wurde. Die Zuschauenden erfahren und beobachten den Star durch die Augen eines unbedarften Außenstehenden. Dieses clevere Konstrukt nutzt auch Mary Harron in ihrer Biografie über den Surrealisten Salvador Dalí. Mit dem Unterschied, dass Colin Clarke eine reale Person war, und die Geschichte mit Marilyn auf seinem Buch basiert. Kunstgalerie Assistent James Linton ist eine fiktive Person, die sich Drehbuchautor John Walsh ausgedacht hat, und mit er sehr wenig anzufangen weiß. Anders als Clarke bei Marilyn, ist James für Dalí lediglich ein Werkzeug, um den spanischen Maler mit Abstand betrachten zu können. Somit vermeidet DALILAND auch jede emotionale Sicht des Künstlers selbst. Weitere Vergleiche mit Curtis‘ Film wäre an dieser Stelle nicht zielführend. Am Ende stellt sich dann heraus, welcher der beiden Filme der wirklich bessere ist. Inhaltlich und technisch.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Allgemein, Im Kino gesehen | Verschlagwortet mit , , , , | Schreib einen Kommentar

SKINAMARINK

Skinmarink - Copyright CAPELIGHT PICTURES– Bundesstart 07.09.2023
– Release 13.01.2023

Keine gesetzte Beleuchtung, nur natürliche Lichtquellen. Eine suchende Taschenlampe, die über die Wände und Schränke huscht. Oder das Deckenlicht im Nebenraum, das an und ausgeht. Aber meistens der Fernseher, der wegen der unterschiedlichen Bildfrequenz zur Kamera immer flackert. Unablässig. Ein Videorekorder füttert den Bildschirm mit Cartoons. Es ist wenig zu erkennen, weil der Bildschirm im Dunkeln völlig überstrahlt. Aber er beleuchtet das Sofa, oder das Spielzeug am Boden, die Decke, oder wirft seinen flackernden Schein in die Diele. Es gibt nur wenige Kameraschwenks durch die Räumlichkeiten. Zum größten Teil besteht der Film aus festen Einstellungen. Und die lassen oft nur in die absolute Dunkelheit kucken. Durch die Unterbelichtung verursacht die vermeintliche Grobkörnigkeit des Filmmaterials ein durchgängiges Bildrauschen. Der Blick in die Dunkelheit ist nie ein Blick in die volle Schwärze. Durch das grieselige Bild glaubt man Bewegungen hinter der Finsternis zu erahnen.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Allgemein, Im Kino gesehen | Verschlagwortet mit , , , , , | Schreib einen Kommentar

Strays: DOGGIE STYLE

Strays - Copyright UNIVERSAL STUDIOSSTRAYS
– Deutschlandstart 31.08.2023
– Release 17.08.2023

DOGGY STYLE ist ein Film mit vielen verpassten Chancen. DOGGY STYLE ist aber auch ein Film mit urkomischen und präzisen Beobachtungen und Einsichten über das Hundewesen. Wie zum Beispiel Erzfeind Briefträger, oder das Rammeln von Sofakissen. Kommt es zu diesen Szenen, fällt sofort auf, wovon dem Film noch einiges fehlt. Kurzfilm- und Mockumentary-Autor Dan Perrault geht für seine erstes Spielfilm-Drehbuch lieber den sicheren Weg. Das ist in erster Linie die ununterbrochen obszöne Ausdrucksweise. Aber, soviel Ehrlichkeit muss sein, reale Tiere die reden ist unabhängig von dem was sie sagen, grundsätzlich erst einmal gut. In DOGGY STYLE geht das von amüsant feinsinnigen Bemerkungen, über brüllend komischer Direktheit, bis hin zu hohem Fremdschämfaktor. Es ist allerdings nicht so vorteilhaft, dass Regisseur Josh Greenbaum in der Umsetzung von Perraults Buch immer in die Vollen geht, und selten abwägt.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Allgemein, Im Kino gesehen | Verschlagwortet mit , , , , , | Schreib einen Kommentar

3 Folgen ONE PIECE

One Piece 6 - Copyright NETFLIX– seit 31.08.23 bei NETFLIX

One Piece wird der Schatz genannt, den der König der Piraten, Captain Rogers, auf der Grand Line versteckt hat. Der Schatz soll unermesslich sein, aber um was es sich dabei handelt ist unbekannt. Die Grand Line ist der Ozeanstrom, der sich rund um den Globus zieht, auch Piratengrab genannt. Noch während seiner Exekution verkündet der Rogers, wer seinen Schatz One Piece findet, wird den Platz des Piratenkönigs einnehmen. Damit verändert sich die Welt, denn die Zahl ruchloser Piraten steigt unkontrollierbar. Und voller Enthusiasmus ganz vorne, der junge Monkey D. Luffy. Der will allerdings ein guter Pirat werden, wie sein Mentor Captain Shanks. Es dauert eine Zeit, mit viel Abenteuer und ordentlichen Kämpfen, bis sich eine Mannschaft aus viel zu jungen Piraten gefunden hat. Doch die immer wieder bemitleidete oder verspottete Crew beweist sich, auch bei den Lesern Denn Eiichirô Oda skurrile Manga-Serie zählt, nach diversen Angaben, zu den erfolgreichsten Mangas überhaupt.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Allgemein, Im Fernsehen gesehen | Verschlagwortet mit , , , , , , | Schreib einen Kommentar

THE EQUALIZER 3

Equalizer 3 - Copyright SONY PICTURES– Deutschlandstart 31.08.2023
– Release 30.08.2023

Mit der letzten Szene wird der Abschied von Equalizer Roberto McCall für das Publikum endgültig besiegelt. Das hört sich nach einem teuflischen Spoiler an, aber ganz ehrlich, ist es nicht. Freunde der kurzlebigen, und ebenso kurzweiligen Filmreihe werden es verstehen. Es ist nicht die die Entscheidung der Produzenten, einen Schlussstrich zu ziehen. Es ist die Figur selbst, die in einem Gänsehaut verursachenden Monolog zu Beginn des dritten Aktes, dieses Ende verkünden wird. Gänsehaut deswegen, weil Denzel Washington die Gabe besitzt, alles was er tut, in magische Kinomomente zu verwandeln. Und genauso kitschig überzogen wie dieser letzte Satz, ist eben auch McCalls Monolog. Aber mit den richtigen Komponenten, kann jeder Genre-Standard zum Erlebnis werden. Und diese Komponenten sind eben Antoine Fuqua und Denzel Washington. Der eine begnadeter Erzähler, der andere fesselnder Darsteller, beide idealistische Produzenten.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Allgemein, Im Kino gesehen | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Archiv: NO SUDDEN MOVE

No Sudden Move 3 - Copyright WARNER BROS - DFF

– Bundesstart 24.06.2021  – jetzt auch bei NETFLIX

Diese Besprechung erschien bereits am 27.09.2021 auf ‚Abgeschminkt‘ und wird im Rahmen der Veröffentlichung bei NETFLIX noch einmal aufgelegt: Ein Gauner kommt aus dem Knast, und er dreht sofort sein nächstes Ding. Es soll sein letztes Ding sein, damit er wirklich alles hinter sich lassen kann. Wie oft hat man diesen Plot schon ertragen müssen. Und wie oft werden wir ihn noch ertragen müssen. Ja, und dieses Dinge ist ganz einfach, alles kein Problem, einfach rein und wieder raus, bla bla. Don Cheadle spielt diesen Gangster, ein sympathischer Typ. Muss er sein, weil der Zuschauer in ihm ja eine Identifikationsfigur sehen will. Ganz nach den Blaupausen. Curt Goynes heißt die Figur, der wir die Daumen drücken sollen. Und Goynes wird, von Mittelsmann Doug Jones initiiert, Ronald Russo an die Seite gestellt. Benicio Del Toro spielt diesen Russo mit verächtlicher Vorsicht. Goynes ist schwarz, denen kann man nicht trauen. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Alles nach dem Regelwerk von Klischee und Imitation. Der Zuschauer tappt in die selbe Falle, wie die Protagonisten. Sie glauben alles zu wissen, alles zu kennen und vorauszusehen. Der Zuschauer glaubt, er wäre am Drücker.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Allgemein, Im Kino gesehen | Verschlagwortet mit , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

THE INSPECTION

Inspection - Copyright OORAH PRODUCTIONS - X VERLEIH - WARNER BROS– Bundesstart 24.08.2023
– Veröffentlichung 18.11.2022

Filme dieser Art hat das Kino schon zu Hunderten gezeigt, mit allen möglichen Hintergründen und Motivationen. Ob OFFICER AND GENTLEMAN oder G.I. JANE, viele Filme davor und viele Filme danach. Die Außenseiter, die Marines werden wollen, um ihrem Leben endlich Gehalt zu geben. Das unbarmherzige Training. Der unmenschliche Drill-Sergeant. Der Moment der Kapitulation. Der Moment der Besinnung. Die Wut, die Verzweiflung, und dann die Kraft. Die Außenseiter gehen als die angestrebten Personen aus der Geschichte. Und nichts anderes zeigt uns auch Elegance Bratton in seinem Spielfilmdebüt. Aber THE INSPECTION ist seine persönliche Geschichte. Alle Eckdaten und Fakten bleiben bestehen, und werden nicht der Dramaturgie wegen gebogen. Doch Bratton lässt seinem sehr eindringlichen Hauptdarsteller Jeremy Pope jeden Raum, um zwischen allen Fakten, seinen eigenen Elegance Bratton zu finden.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Allgemein, Im Kino gesehen | Verschlagwortet mit , , , , | Schreib einen Kommentar

POLITE SOCIETY

Polite Society - Copyright FOCUS FEATURES– Bundesstart 24.08.2023
– Veröffentlichung 27.04.2023

Stunt-Frau ist das erklärte Berufsziel von Teenager Ria Khan. Die Britisch-Pakisterin wird dafür in der Schule verspottet, und im Kampfsport ist sie auch nicht gerade die Beste. Aber Ria ist wild entschlossen, hat sogar einen eigenen You-Tube-Kanal, bei dem sie Videos ihrer Trainingseinheiten unter ihrem Namen ‚The Fury‘ – die Wut – veröffentlicht. Ihr Motto wird das Publikum auch den ganzen Film hindurch begleiten, sehr zum Gelingen eines erhöhten Spaßfaktors: Die Götter flüsterten dem Krieger zu: „Du wirst der Wut nicht standhalten.“ Der Krieger flüstert zurück: „Ich bin die Wut!“
Leidenschaftliche Unterstützung erfährt sie von ihren beiden Freundinnen Clara und Alba. Eher leidenschaftslos, muss Schwester Lena, eine strauchelnde Künstlerin, bei den Videos aushelfen. Aber die Beziehung unter den Geschwistern ist stark und von Hingabe geprägt. Bis Lena unvermittelt ihre Kunst aufgibt, und aus heiterem Himmel den sehr suspekten Genetiker Salim heiraten will.

Bereits mit der kurzlebigen Serie WE ARE LADY PARTS hat Schöpferin und Autorin Nida Mazoor die Fernsehkultur aufsehen lassen. Die Geschichte einer Punk-Band von muslimischen Frauen in London. Bei ihrem Spielfilmdebüt bleibt Mazoor ihren pakistanischen Wurzeln mit starkem britischen Einfluss treu. Sie zaubert ein interkulturelles Spektakel, dass sich einer Kategorisierung vehement verweigert. Martial-Arts-Action und Komödie, Kulturdrama und Schulklamotte, Fantasy und Agentenfilm. Das wechselt Schlag auf Schlag, und manchmal vermischt sich alles untrennbar.

Ria muss das Geheimnis um Salims ungesunden Beziehung zu seiner dominanten Mutter aufklären, und ihre Schwester vor einem düsteren Schicksal bewahren. Mit der Unterstützung der Schulfreundinnen Clara und Alba scheint das kein Problem. Aber sie sind eben noch Teenager. Da wird der Raub der Schwester aus den Fängen des finsteren Bräutigams geplant wie bei MISSION: IMPOSSIBLE, aber dilettantisch ausgeführt wie in einem Samstag-Vormittag-Cartoon. Nur das mit Schnitt, Kamera und auffallenden Bond-Tönen, der Cartoon die Atmosphäre von MISSION: IMPOSSIBLE atmen darf.

In erster Linie hat Nida Manzoor einen abgedrehten Spaß inszeniert, der einiges wagt und neue Wege geht. Das tut POLITE SOCIETY verdammt gut, allerdings im Rahmen seiner Möglichkeiten. Glänzt der Film mit einigen sehr witzig umgesetzten Kampfszenen, vermisst man im Showdown letztendlich das ganz große Spektakel. Auch wenn der Kämpferin Ria am Ende gelingt, selbstredend, was Anfangs noch ihre große Schwäche war. Aber das ist absolut in Ordnung, weil man genau solche Versatzstücke bei dieser Art von Film erwartet. Und ganz besonders bei diesem.

Polite Society 2 - Copyright FOCUS FEATURES

 

Anleihen bei den Verrücktheiten von Stephen Chows SHAOLIN SOCCER lässt Manzoor erkennen, ebenso wie die Drahtseil-Artistik von TIGER & DRAGON. In der Kameraführung hätte Ashley Connor durchaus etwas einfallsreicher sein können. Manche Szene lassen größere Dimensionen in den Räumen und Abstand zu den Akteuren vermissen. Robbie Morrison beweist trotz der pulsierenden Dynamik im Schnitt ein starkes Gespür für den Überblick. Gerade bei den Kämpfen sind die Abläufe sehr elegant fließend, und lassen die schweißtreibende Choreographie der Aktricen bewundern.

Doch POLITE SOCIETY ist weit mehr als nur originelle Martial-Arts-Variante. Was den Film letztendlich auch zu dem universellen Vergnügen macht. Vorangestellt seien die ausgezeichneten Darstellerinnen, was den Film im Gesamten zu einem sehr feministischen Werk macht. Lediglich zwei Rollen sind an Männer vergeben. Jeff Mirza als Ria und Lenas Vater, und Akshay Khanna als durchtriebener Bräutigam. Dennoch ist die Inszenierung genau darauf bedacht, dass alle Akteure ihre Momente bekommen um zu glänzen. Und allen wird eine wesentlich Bedeutung im Lauf der Geschichte zuteil.

Aber wirklich getragen wird der Film doch von Priya Kansaras unbändiger, und auch ansteckenden Energie. Ihre Ria kann Scheitern so oft es das Drehbuch möchte, als Zuschauender will man einfach nicht den Glauben an ihren Erfolg verlieren. Nach dieser Darbietung wird die charmante Neueinsteigerin mit ihrer einnehmenden Präsenz die Casting-Büros  fordern. In der grandiosen Schwesternrolle Lea, hat die faszinierende Ritu Arya ihre beliebten Attitüden aus der UMBRELLA ACADEMY mitgebracht, um sich überraschend und überzeugend zur pakistanischen Cinderella zu wandeln.

Nida Manzoor hat ein sehr genaues Auge darauf, dass die Energie und Beziehungen zwischen den Figuren stimmig bleiben. Egal welche Eigenschaft einer Figur in den einzelnen Szenen zukommt, sind die anderen im Ablauf nie unbedeutend. Mit POLITE SOCIETY beweist Manzoor ihr Talent, starkes Schauspielkino brillant zwischen amüsant und brüllend komisch pendeln zu lassen. Aber auch das Talent, Elemente des Thrillers auf den Kopf zu stellen, ohne peinlich zu werden. Selbst die stereotype Teenager-Komödie bekommt einen ganz eigenen Anstrich. So macht man exzellentes Unterhaltungskino.

Polite Society 1 - Copyright FOCUS FEATURES

 

Darsteller: Priya Kansara, Ritu Arya, Nimra Bucha, Akshay Khanna, Seraphina Beh, Ella Bruccoleri u.a.
Regie & Drehbuch: Nida Manzoor
Kamera: Ashley Connor
Bildschnitt: Robbie Morrison
Musik: Shez Manzoor, Tom Howe
Produktionsdesign: Simon Walker
Großbritannien / 2023
104 Minuten

Bildrechte: FOCUS FEATURES
Veröffentlicht unter Allgemein, Im Kino gesehen | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

JOY RIDE – The Trip

Joy Ride - Copyright LEONINE DISTRIBUTIONJOY RIDE
– Bundesstart 24.08.2023
– Veröffentlichung 05.07.2023

Preview 23.08. 2023, Cineplex Fürth
Blickt man auf das bisher respektable Schaffen von Adele Lim zurück, als Produzentin und Drehbuchautorin, muss ihr Regiedebüt so etwas wie ein Rundumschlag sein. Unter anderem hat sie bei CRAZY RICH ASIANS  mitgeschrieben, oder auch bei RAYA UND DER LETZTE DRACHE. Zum Beispiel war sie bei den Serien LETHAL WEAPON oder auch LIFE ON MARS Produzentin. Wer also mit Adele Lims Vita vertraut ist, wird kaum auf das vorbereitet sein, was sie mit JOY RIDE auf das Publikum loslässt. Die Autorinnen Teresa Hsiao und Cherry Chevapravatdumrong haben zum Beispiel für FAMILY GUY geschrieben, und selbst das reicht nicht annähernd an die Energie, den Humor, die Momente und die intellektuelle Tiefe von diesem Film heran. Er ist wahrlich nicht das Beste, und auch nicht das Lustigste, was Amerikanerinnen mit asiatischer Herkunft ins Kino gebracht haben. Aber ganz gewiss das Ungewöhnlichste.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Allgemein, Im Kino gesehen | Verschlagwortet mit , , , , , | Schreib einen Kommentar

PAST LIVES – In einem anderen Leben

Past Lives 2 - Copyright STUDIOCANALPAST LIVES
– Bundesstart 17.08.2023

Es gibt nur noch selten Filme die sich zu reiner Poesie entwickeln. Filme, die sich so explizit auf individuelle Schicksale fokussieren, und dabei so universell werden. In der Geschichte von Hae Sung und Nora, die früher Na Young hieß, kann man sich verlieren, weil sie so ehrlich und wahrhaftig ist. Und sie ist so ruhig und unaufdringlich, um allen im Publikum den Raum zu geben, sich selbst darin wieder zu finden. Vielleicht tun das manche dann auch nicht nicht, doch der bleibende Eindruck wird derselbe sein. Die Beziehung von Nora und Hae Sung ist so einzigartig, weil sie immer im hier und jetzt verwurzelt bleibt. Als Publikum werden wir Teil dieser Beziehung. Wer in Celine Songs Vita liest merkt auch, wie viel der Geschichte aus ihrem eigenen Leben entlehnt ist. PAST LIVES ist ihr Debüt als Filmemacherin. Das sie im filmischen ihre ersten Erfahrungen im Autoren Team der Fantasy-Serie WHEEL OF TIME sammelte, macht ihren Erstling umso erstaunlicher.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Allgemein, Im Kino gesehen | Verschlagwortet mit , , , , | Schreib einen Kommentar

DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER

Last Voyage of Demeter - Copyright UNIVERSAL STUDIOS-AMBLIN ENTERTAINMENT– Deutschlandstart 17.08.2023
– Veröffentlichung 11.08.2023

Das Bragi F. Schut Jr. nicht alleine für das Schlamassel mit dem fertigen Drehbuch verantwortlich ist, sondern noch fünf nachfolgende Schreiber, gehört zur guten Seite. Die schlechte Seite ist, dass Bragi Schut Jr. lediglich mit Zak Alkewicz für das Drehbuch genannt ist. Und sich ganz alleine für die Story verantworten muss. Damit hat er sich einiges aufgeladen. Alles was man den Autoren vorwerfen möchte, hat er auch selbst zu verantworten, wie man dem Interview mit bloody-flicks.co.uk entnehmen kann. Da wären in erster Linie die bewussten Anleihen bei ALIEN, und der akkurate Umgang mit dem Ursprungsmaterial – einem kurzen Kapitel aus Bram Stokers Roman „Dracula“. Inspiration ALIEN und Romanadaption, beides die markantesten Schwächen bei diesem blutleeren Spuk (ja, der Kalauer ist angebracht). Aber auch der sonst geschätzte André Øvredal hat einiges dazu beigetragen, dass sich Universals Monster Reihe ‚Dark Universe‘ immer mehr dem Höllenschlund nähert.

Grundsätzlich ist DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER kein schlechter Film. Er ist tadellos gefilmt, wirkungsvoll geschnitten, im Spannungsaufbau effektiv, und mit ansprechenden Darstellern. Und dann ist DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER doch wieder ein schlechter Film. Das liegt am Ausgangsmaterial, von dem Schiff, dass 50 mit Erde gefüllte Holzkisten von Bulgarien, über das Mittelmeer, nach London überführen soll. Von den acht Mann an Bord, verschwinden nach und nach Besatzungsmitglieder. Die Atmosphäre ist angespannt, denn etwas Unnatürliches scheint noch an Bord zu sein.

Das Schiff ist die Demeter, und bis sie in England anlandet, hat das Drehbuch noch eine Frau, einen Hund, und das obligatorisch nervige Kind hinzugefügt. Korinthenkackerei mag niemand wirklich, aber im sogenannten „Captain’s Log“-Kapitel, dass Schut Jr. ja nach eigenen Worten so getreu umgesetzt hat, wird keine Frau, oder ein blinder Passagier erwähnt. Und der Hund hat im Buch eine ganz andere, sogar elementare Rolle. Dafür hätte es Möglichkeiten und Erklärungen gegeben, welche das schlampig verfasste Script aber nicht nutzt. Ja, schlampig, weil signifikante Eckpunkte ignoriert werden.

Dann stellt sich die Frage, weswegen ein Film mit einer Freigabe ab 16 (oder Rated R) einen ohnehin nicht folgsamen Zwölfjährigen braucht. Nur damit er das ermüdende Klischee vom Kind in Gefahr erfüllen kann, obwohl anzunehmen ist, dass sich die meisten Zuschauenden über dessen Ableben sehr glücklich schätzen würden. Aber André Øvredal liefert alle Anzeichen dafür, einfach nur einen möglichst massentauglichen Gruselschinken inszenieren zu wollen. Bei TROLL HUNTER hat sein Spiel mit dem stereotypen Aufbau wegen des originellen Szenarios funktioniert. DEMETER fehlt einfach die Inspiration.

Last Voyage of Demeter 1 - Copyright UNIVERSAL STUDIOS-AMBLIN ENTERTAINMENT

 

Hier hangelt sich Øvredal von einer Seite der Blaupausen zur nächsten. Selbst die Kameraführung wird vorhersehbar, wie der Flug um die Demeter zur Gallionsfigur. Oder althergebrachte Szenenabläufe, wenn das Monster schon ein Opfer fest im Griff hat, es aber dennoch entkommt. Und die Zuschauenden wissen das, weil das vermeintliche Opfer noch Dinge zu tun hat. Es ist ein Ping Pong Spiel, wo ein Klischee zum nächsten Versatzstück schlägt. Der Regisseur hat das zum größten Teil auch stimmungsvoll inszeniert, stellenweise sogar mit klaustrophobischen Anflügen. Aber eben nicht genug.

Aber wirklich originell ist DEMETER nicht. Das der Drehbuchautor seine Inspiration aus Ridley Scotts ALIEN schöpft, könnte er auch mit bestem Willen nicht verleugnen. Aber hunderte von Filmen haben sich an dem Klassiker orientiert, oder ihn kopiert. Da hätte sich André Øvredal einiges einfallen lassen müssen, um etwas eigenständiges zu schaffen. Aber DEMETER überrascht einfach nicht. Außer mit einer einzigen Szene, aber ohne diesen Moment hätten sich die Macher lächerlich gemacht. Und die stetig ansteigende Unruhe und die Spannung zwischen den Figuren, will einfach nicht funktionieren.

Die Atmosphäre und die Stimmung in der Mannschaft ist das fundamentale Kernelement dieses Kapitels aus Stokers Roman. Aber es liegt nicht an den stark besetzten und stimmigen Darstellern. Es liegt an den fehlenden Geschichten hinter den Figuren, die dadurch mit der Zeit beliebig werden. Dafür will man auf Gedeih und Verderb immer wieder ein ethnisches Problem aufbauen, obwohl es von Seiten der Charaktere überhaupt keine Probleme gibt. Nach den bisher unzähligen Filminkarnationen hat man sich zu allem Überfluss für einen Dracula entschieden, der nicht im Entferntesten etwas mit der Gestalt zu tun hat, die in den bisher unzähligen Filminkarnationen das Publikum fesselte. Dracula aus der LETZTEN FAHRT DER DEMETER ist nicht innovativ, sondern einfach nur billig. Dieses Buchkapitel ist auf seiner letzten Fahrt ordentlich auf Grund gelaufen.

Last Voyage of Demeter 2 - Copyright UNIVERSAL STUDIOS-AMBLIN ENTERTAINMENT

 

Darsteller: Corey Hawkins, Aisling Franciosi, Liam Cunningham, David Dastmalchian, Woody Norman, Javier Botet u.a.
Regie: André Øvredal
Drehbuch: Bragi F. Schut, Zak Olkewicz
Kamera: Roman Osin, Tom Stern
Bildschnitt: Julian Clarke, Patrick Larsgaard, Christian Wagner
Musik: Bear McCreary
Produktionsdesign: Edward Thomas
USA, Großbritannien, Malta, Italien, Deutschland
2023
118 Minuten

Bildrechte: UNIVERSAL STUDIOS / AMBLIN ENTERTAINMENT
Veröffentlicht unter Allgemein, Im Kino gesehen | Verschlagwortet mit , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

KANDAHAR

Kandahar - Copyright LEONINE DISTRIBUTION– Bundesstart 17.08.2023
Besprechung nach
der amerikanischen
Blu-ray Fassung

CIA-Agent Tom Harris ist nach einem Auftrag in Afghanistan aufgeflogen. Jetzt müssen sich er und sein Übersetzer Mohammed, genannt Mo, 400 Kilometer von Herat nach Kandahar durch die Wüste schlagen, um innerhalb von 30 Stunden eine britische Militärmaschine zu erreichen. Verfolgt vom iranischen Militär, weil Harris dort zuvor eine Atomanlage gesprengt hat, und von einem pakistanischen Agenten, der den CIA-Mann sehr teuer an von Harris geschädigte Regierungen verkaufen könnte. Das ist doch der Plot, der sich nach einem perfekten Gerard Butler-Vehikel anhört. Von Regisseur Vic Roman Waugh, der gerne gefällige Geschichten mit hohen Schauwerten inszeniert. Das Marketing wirbt auch mit den Titeln von Waughs GREENLAND und ANGEL HAS FALLEN. Solide Action-Kost, aber nicht unbedingt das Aufregendste was das Genre zu bieten hat. Deswegen sollte sich ein geneigtes Publikum von Plakat und Trailer bitte nicht täuschen lassen.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Allgemein, Im Fernsehen gesehen, Im Kino gesehen | Verschlagwortet mit , , , , | Schreib einen Kommentar

Drive-In: ATEMLOS VOR ANGST

Drive-In-Sorcerer

SORCERER – Bundesstart 13.04.1978

Aus ABGESCHMINKT, Ausgabe Mai 1978, nach der amerikanischen Originalfassung:
Sorcerer - Source Wikipedia Fair Use - Copyright UNIVERSAL-PARAMOUNTEin kleines, heruntergekommenes Dorf in Kolumbien bietet Unterschlupf für zwielichte Gestalten wie Betrüger, Terroristen und Mörder aus anderen Ländern. 218 Meilen weiter, inmitten des kolumbianischen Dschungels, brennt eine Ölquelle. Das Feuer könnte nur mit einer Explosion gelöscht werden.
Der Amerikaner ‚Dominguez‘ hat die Mafia beraubt. ‚Serrano‘ kommt aus Frankreich, und hat Millionen veruntreut. Der Palästinenser ‚Martinez‘ hat eine israelische Einrichtung gesprengt. Und von Mexikaner Nilo muss man annehmen, dass er als Auftragskiller Unterschlupf sucht.
Die Ölfirma lockt mit einer hohen Summe und neuen Ausweispapieren, wenn sich Männer finden, die zwei Lastwagen mit drei Kisten Nitroglyzerin an die brennende Ölquelle bringen. Dominguez, Serrano, Martinez und Nilo sind verwegen genug, um das Wagnis durch den unwegsamen Dschungel einzugehen. Dabei wird klar, warum die Ölfirma die Ladung auf zwei Lastwagen aufteilt. Es ist zweifelhaft, ob überhaupt einer der Transporter die Strapazen bewältigen kann.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Allgemein, Drive-In, Im Fernsehen gesehen, Im Kino gesehen | Verschlagwortet mit , , , , , , , | Schreib einen Kommentar