FIVE NIGHTS AT FREDDY’S

Five Night A F - Copyright UNIVERSAL STUDIOS– Bundesstart 26.10.2023
– Release 27.10.2023 (US)

Einst war Freddy Fazbear’s Pizza ein angesagtes Familienlokal, mit vielen Arcade-Spielen. Aber Hauptattraktion war die kleine Showbühne für riesige Animatronic-Puppen, die gängige Pop Songs zum Besten gaben. Ladenbesitzer William Afton hat diese Figuren selbst erschaffen, und immer weiter entwickelt, bis sich die Figuren sogar selbstständig im Gästeraum bewegen konnten. Doch mit dem ungeklärten Verschwinden einiger Kinder bei Freddy Fazbears’s, musste die Familienoase schließen. Jahre später wird der arbeitslose Mike Schmidt als Nachtwächter engagiert, um von Mitternacht bis Morgengrauen das verlassene Etablissement vor Obdachlosen und Randalierern zu schützen. Mike braucht dringend diesen Job, weil er sich um seine kleine Schwester kümmern muss. Denn Tante Jane droht, dass Sorgerecht für die Kleine gerichtlich zu erstreiten. Und damit beginnen die fürchterlichen Probleme. Nicht etwa die Probleme von Mike, sondern die des Films.

Nach einem kurzen Prolog, in dem klargestellt wird, was im verlassenen Freddy Fazbear’s absonderliches passiert, beginnt ein scheinbar ganz anderer Film. Allein zehn Teile umfasst die Hauptreihe des Videospiels, und fast unzählige Spin-off-Spiele gehen einher. Aber es ist schwer vorstellbar, dass spielende Fans auch nur ansatzweise damit zufrieden sein werden, was sich die drei Drehbuchautoren hier ausgedacht haben. Einer dieser Autoren ist Spielerfinder Scott Cawthon selbst. Vielleicht ist es ja ihm zu verdanken, dass wenigsten Bruchstücke davon übrig blieben, was die Videospiele so beliebt macht.

Das Set-Design und die dem Genre angemessene Kameraführung lassen keine Wünsche übrig. Die Beleuchtung ist geradezu ein Paradebeispiel für exzellente Horrorstimmung. Aber nur solange sich die Geschichte innerhalb von Freddy Fazbear’s Pizza aufhält. Zum Entsetzen eines erwartungsvollen Rezensenten, verbringt der Film die wenigste Zeit in dem verlassenen Lokal. Regisseurin Emma Tammi verliert sich viel lieber mit dem Schicksal und der Exposition der Hauptfigur. Von den mörderischen Maschinenpuppen wandert der Film immer wieder zu einem uninspiriert drittklassigen Familiendrama.

Bei einer Adaption eines Videospiels mit Schock und Bluteffekten, werden genau diese auch erwartet. Doch in FIVE NIGHTS AT FREDDY’S wird viel zu wenig, aber auch viel zu unspektakulär gestorben. Die Regisseurin zeigt kein inspiriertes Gespür für das Genre, obwohl es nach THE WIND nicht ihr erster Ausflug zum Horror ist. Es spricht nie etwas dagegen, weniger Blut und Gedärm einzubringen. Aber spannend sollte es sein. Was hier den Zuschauenden nur mit absehbaren und ausgedienten Standards zugestanden wird. Was die exzellente Technik möglich macht, wird von der Regie nicht genutzt.

Five Night A F 1 - Copyright UNIVERSAL STUDIOS

Die Geschichte steht dem Film eigentlich immer wieder im Weg, was bei Filmen normalerweise ein Widerspruch wäre. Unablässig wird Mike Schmidts Kindheitstrauma bemüht, obwohl es sofort offensichtlich ist, wohin es am Ende führen wird. Alle Handlungspunkte werden sich am Ende zusammenfinden, da muss niemand ein großer Kenner des Genres sein. Aber je mehr diese Punkte hervorgehoben werden, desto mehr stellt sich die Sinnhaftigkeit der Geschichte in Frage. So wird tagsüber bei Freddy’s randaliert um Mike eins auszuwischen, obwohl dieser nur in der Nacht zuständig ist.

Oder, wie hoch muss der monatliche Fürsorgescheck für Klein-Abbey sein, dass nur deswegen Tante Jane das Sorgerecht erstreiten will? Vieles was als Handlung dienen soll, ergibt keinen Sinn. Josh Hutcherson gibt sich merklich Mühe, und wäre unter den richtigen Voraussetzungen auch hervorragend. Ihn aber ernsthaft, leider viel zu oft über sein Trauma reden zu hören, schlägt gegen den erwarteten Spaßfaktor. Abstrus pendelt die Stimmung zwischen der Tragödie von getöteten und entführten Kindern, und der Absurdität von antropomorphischen Killermaschinen. Was sich nicht verträgt.

FIVE NIGHTS AT FREDDY’S hat soviel, was er nicht zu nutzen versteht, und noch mehr von dem, was absolut nicht notwendig wäre. Was er bräuchte ist eine klare Linie in Ton und Absicht. So gestaltet sich eine krude Abfolge von Geistergeschichten, Sozialdrama, Slasher-Spaß, Langeweile, Spannung, uninteressant, oder unterhaltsam. Alles steht für sich, und selbst eine ausgefeiltere Struktur würde es nicht stimmig machen. Dabei gibt doch das Quellenmaterial ganz klar vor worauf es ankommt. Aber dann beziehen sich die einzigen zwei Jump Scares des Films auch noch auf eine bekannte Figur aus den Spielen, die für den Film aber irrelevant ist. Schon sehr verwegen, bei diesem verschenkten Potential auch noch die Möglichkeit einer Fortsetzung anzureißen.

Five Night A F 2 - Copyright UNIVERSAL STUDIOS

 

Darsteller: Josh Hutcherson, Piper Rubio, Elizabeth Lail, Matthew Lillard, Mary Stuart Masterson, Kat Conner Sterling, David Lind u.a.
Regie: Emma Tammi
Drehbuch: Scott Cawthon, Seth Cuddeback, Emma Tammi
nach den Videospielen von Scott Cawthon
Kamera: Lyn Moncrief
Bildschnitt: William Paley, Andrew Wesman
Musik: The Newton Brothers
Animatronics: Jim Henson’s Creature Shop
Produktionsdesign: Marc Fiscilla
USA / 2023
110 Minuten

Bildrechte: UNIVERSAL STUDIOS
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