W - Z

 

Walk the Line

 

Wall * E

 

Watchmen - Die Wächter

 

The Wedding Planner

 

Weil es dich gibt

Serendipity

Die Welt ist nicht genug

The World is not enough

Wie werde ich ihn los - in 10 Tagen

How to lose a guy in 10 days

Wild Christmas

Reindeer Games

Windtalkers

 

X-Men 2

X 2: X-Men United

X-Men III der letzte Widerstand

X -Men III - The last Stand

X-Men Origins: Wolverine

The Wonder Boys

 

The Yards - Hinterhof der Macht

The Yards

Zickenterror

Saving Silverman

Zimmer 1408

1408

Zodiac

 

Abgeschminkt ; Allgemeines Archiv ; Kritikarchiv ; Globes & Oscars

Walk The Line

Darsteller: Joaquin Phoenix, Reese Witherspoon, Ginnifer Goodwin, Robert Patrick, Dallas Roberts, Tyler Hilton, Waylon Malloy Payne, Shooter Jennings u.a.


Regie: James Mangold; Drehbuch: Gill Dennis, James Mangold nach den Büchern ‘The Man in Black’ und Cash: Die Autobiographie’ von Johnny Cash; Kamera: Phedon Papamichael; Bildschnitt: Michael McCusker; Musik und Arrangements: T. Bone Burnett; Ausstattung: Rob Simons


USA / 2006 ; circa 136 Minuten


Das Geheimnis von ‚Walk the Line’ zu ergründen ist nicht ganz einfach. Zuerst ist es eine Biografie, die sehr stark an den letztjährigen ‚Ray’ erinnert. Aufbau und Erzählstruktur unterscheiden sich kaum von vielen anderen Biografien, die hauptsächlich die Anfangsjahre eines Künstlers und seine selbstzerstörerischen Identitätskrisen behandeln.

Vorneweg ist ein großes Mango von Mangolds und Dennis’ Drehbuch, das beide nicht das Wesen von Johnny Cashs Musik beschreiben können. Es gelingt nicht zu vermitteln, was Cash mit seiner Musik bei Fans und Publikum über Jahrzehnte auslöste und ihn stärker und ehrlicher machte als zum Beispiel Jerry Lee Lewis, oder Roy Orbinson, mit denen in den Anfangsjahren Cash die Touren von Sun Records bestritt. Zum anderen wirkt die Inszenierung mit Papamichaels Hochglanzphotografien entgegen der harten Realität aus Cashs Leben. Zu sehr will man mit prachtvollen Cinemascope Einstellungen an wirklich großes Kino erinnern. Das hat noch, man möge den erneuten Vergleich verzeihen, bei ‚Ray’ funktioniert. Hier ist es in Verbindung mit Liedzeilen wie der legendären ‚I shot a man in Reno, just to watch him die’ nicht förderlich.

Aber eines der Geheimnisse von ‚Walk the Line’ ist gewiss James Mangolds Gespür für spezifische Momente. So steigert sich der Anfang mit dem hämmernden Rhythmus von Cashs bekannten Arrangements in die Köpfe und Beine der Zuschauer. Hier geht es um Musik und hier geht es um einen Mann dem diese Musik alles bedeutet. Mangold versteht es auch hervorragend, die dramatischen Elemente nicht zu überstrapazieren. Es ist ein einziger Fluss, der auch gewisse Längen im letzten Drittel zu übergehen versteht.

Und dann sind da natürlich Phoenix und Witherspoon, die ohne Zweifel harmonieren, wie kein Filmpaar mehr in den letzten Jahren. Mangold bringt aus diesem Gespann als Johnny Cash und June Carter das Beste, was beide bisher zu vermitteln mochten. Es ist komprimierte Kraft, die sich aus Nuancen ergeben, Feinheiten die nicht einfach nur eine reale Persönlichkeit verkörpern sollen, sondern greifbare, ehrliche Charakteren erleben lassen. Allein mit Reese Witherspoon und Joaquin Phoenix wird ‚Walk the Line’ zu ganz großem Kino, die sich in dem ausgezeichneten Zeitkolorit nach den Kreationen von Rob Simons spürbar wohl fühlen.


Aber nicht weniger unerheblich wie die darstellerische Glanzleistung, sind die musikalischen Darbietungen, welche exakt dosiert den Zuschauer mitreißen. Phoenix und Witherspoon, wie auch Hilton als Elvis, oder Payne als Lewis, haben alle Songs selbst aufgenommen. Vielleicht das grundlegendste Geheimnis, warum trotz der nicht unerheblichen Schwächen, ‚Walk the Line’ zu einem derart einprägsamen Erlebnis geworden ist. Johnny Cash und June Carter werden nicht imitiert, sondern interpretiert. Und das mit einer Intensität, die diesen Film unbedingt sehenswert macht.

Bandit

 


 
 

Stimmen und Darsteller: Wall-E (Ben Burtt), Eve (Elissa Knight), Captain (Jeff Garlin)  Fred Willard u.a.
Regie: Andrew Stanton
Drehbuch: Andrew Stanton, Jim Reardon
Kamera: Jeremy Lasky
visuelle Beratung: Roger Deakins
Licht: Danielle Feinberg
Bildschnitt: Stephen Schaffer
Musik: Thomas Newman
circa 97 Minuten
USA 2008


Seit 700 Jahren räumt er auf. Ein Sonnenstrahl genügt, damit seine Batterien wieder voll geladen sind. Die Städte sind zerfallen und verwüstet. Tausende von weiteren ‚Müllentsorgern Erd-Klasse‘ (Waste Allocation Load Lifter – Earthclass) sind bereits ebenfalls Schrott. Kaputt gegangen an der unerfüllbaren Aufgabe, den Zivilisationsschmutz in den Griff zu bekommen. Das Überbleibsel an Menschheit ist währenddessen an Bord eines gigantischen Raumschiffes der totalen Dekadenz verfallen. Nur Wall-E repariert sich selbst aus Teilen seiner defekten Roboterkollegen, sammelt für ihn fremd anmutende Relikte einer vergangenen Zeit und räumt seit 700 Jahren auf.

Man kann ohne Übertreibung sagen, das ‚Wall-E‘ ein ganz besonderer Film ist. Und es ist ein Film, denn man gesehen haben sollte. Schon immer überzeugten die Pixar-Hacker mit ihrer perfekten Mischung von originellem Kinderfilm und bester Unterhaltung für Erwachsene. Man kann Andrew Stantons Regie, seiner ersten Arbeit seit ‚Finding Nemo‘, vorwerfen diese Mischung in diesem Fall sehr radikal umgesetzt zu haben. Die erste Viertelstunde wird überhaupt nicht gesprochen, die folgenden fünfundvierzig Minuten beschränken sich auf drei Worte die hin und wieder fallen, aber nicht von Bedeutung sind. Wenn diese erste Stunde auch sehr nach Rhythmus und Gefühl mitunter auch schnell geschnitten ist, sind es wohl die ruhigsten und stimmungsvollsten sechzig Minuten eines Mainstream-Filmes seit langen Jahren, und eines Pixar-Filmes überhaupt. Thomas Newmans ausgeklügelter Soundtrack tut ein Übriges, dem Ganzen einen gewissen Charme aus den Stummfilmtagen zu verleihen. Mit 34 Titeln und 4 Oldies ist der Umfang an musikalischen Variationen enorm und auch sehr ungewöhnlich. Newman nahm die Arbeit auf sich, für jede neue Phase in der Handlung auch eine eigene musikalische Interpretation zu komponieren. Dass diese Mühen aufgehen, hört man nicht nur, man spürt es förmlich.

Sind die ersten zwei Drittel des Filmes verträumt romantisch, und an sehr vielen Stellen sogar äußerst poetisch, legt er im Endspurt in die gewohnten Gänge. Menschen kommen hinzu, und jede Menge Dialog. Nach einer Stunde ungewohnter Ruhe, stellen sich das Geplapper und der Lärm schon auf eine Stufe mit dem Müll, den Wall-E auf Erden entsorgen sollte. Den Machern könnte man eine gewisse Absicht unterstellen. Was bei Erwachsenen als Aussage funktionieren kann, frischt bei den Kindern die Aufmerksamkeitsspanne auf. Ab hier bis zum Schluss läuft der Film auf typischem Pixar-Niveau, mit Aufopferungen, siegreichen Heldentaten und sehr viel Tempo. Nicht zu vergessen die unverzichtbare Botschaft auf Hoffnung. Ja, es gibt sehr viel erhobenen Zeigefinger, der dabei so leicht und unbeschwert inszeniert ist, das man ihn sogar gerne sieht.

Tatsächlich besteht ‚Wall-E‘ aus zwei sehr unterschiedlichen Teilen und der Zweite kann nicht im Geringsten ausfüllen, was der Erste vorgegeben hat. Doch nach wie vor ist auch ‚Wall-E‘ ein Film für die ganze Familie und muss somit den Erwartungen gerecht werden. Wenn in dieser letzten halben Stunde das Niveau zur vorangegangenen Zeit auch merklich abfällt, wird ‚Wall-E‘ weder langweilig noch ermüdend. Ein einfallsreicher Film, voller genialer Gedanken und einem liebevollem Charakter der die Menschheit ständig Ad Absurdum führt. Während die eigentliche Skyline der Stadt verfallen ist, baut Wall-E ganz nach seiner Aufgabe, neue wunderbare Wolkenkratzer aus gepresstem Müll. Außerdem sammelt dieser putzige Kerl Zauberwürfel, Glühbirnen und viele andere Dinge, die ihm einfach gefallen. Erst mit dem Auftauchen des weißen Roboters Eve lernt Wall-E, das man beim Zauberwürfel auch die Seiten so verdrehen kann, das die Farben zusammen passen und das eine Glühbirne dazu da ist, Licht zu machen. Wall-E ist ein Charakter der Freude an Dingen wegen ihres Seins hat und nicht aufgrund ihrer Funktion. Dabei ist er nicht der simple Tor, sondern die Reflexion dessen, was der Mensch zu verlieren beginnt. An dieser Stelle kann man sich ruhig wiederholen: ‚Wall-E‘ ist eben nicht nur wild romantisch, sondern auch sehr poetisch.

 

 

 
 
Watchmen
Die Wächter
Andrew und Uwe waren mal wieder unterwegs um den Mainstream-Kino zu huldigen. Andrew ist diesmal blau und Uwe schwarz, was allerdings außerhalb jedweder Gesinnung zu deuten wäre:

Kann man die WATCHMEN anschauen? Diese Frage stellte sich mir angesichts der Tatsache, dass die Kritiken recht durchwachsen waren. Mal ganz zu schweigen davon, dass ich nicht über Vorwissen verfügte, da ich die Comics nicht gelesen habe. Und dann erst die Länge von 160 Minuten. Da mag der Kinosessel noch so gepolstert sein, spätestens ab der 120. Minute spürt man da unten sein Knochengerüst ziemlich deutlich. Das hat erstmal noch gar nichts mit dem Film zu tun. Der kann höchstens sein Bestes tun, um einen von diesen Schmerzen abzulenken. Und? Lenkt WATCHMEN von diesen Schmerzen ab?
 
Zweifellos ist WATCHMEN ein sehr guter Film. Und man spürt, dass WATCHMEN auch ein sehr zwiespältiger Film ist. Eine Multi-Millionen-Dollar-Produktion mit Underground-Charakter sozusagen. Wie im Vorfeld des Starttermins hinlänglich und ausführlichst diskutiert wurde, hat es dieser Film dank seiner mit Kultstatus glorifizierten Vorlage nicht sehr leicht. 20 Jahre waren dann auch vom ersten Gedanken an eine Verfilmung bis zum fertigen Film nötig. Und wenn man die in all den Jahren gehandelten Autoren, Regisseure und Darsteller Revue passieren lässt, blieb Zack Snyder tatsächlich die letzte, beste Hoffnung. Und mit ihm kamen sechs Hauptdarsteller, von denen die bekanntesten gerade mal Billy Grudup und Jackie Earle Haley sind, die im Ensemble dann den desillusionierten Helden die glaubwürdigen und mitreißenden Charakterisierungen verleihen. WATCHMEN ist durchaus ein sehr guter Film... – Wenn man die Vorlage nicht kennt.

Schon beim Vorspann wird klar, dieser Film hat eine Geschichte zu erzählen. Und er will sie auch erzählen, ohne Kompromisse, ohne Abkürzungen. Zur Not muss man halt gleich mit dem Erzählen beginnen, das stimmt. In den Credits wird man also von der Erzählwut so sehr überrascht, dass man zuerst gar nicht bemerkt, dass einem mit den raffiniert ausgefeilten Bildern schon eine Menge erzählt wird. Und in diesem Tempo geht es weiter. Wobei der Film das Tempo auch gerne mal drosselt. Da lässt er sich dann schon gerne mal Zeit, wenn zum Beispiel ein gewisser blauer Mann mal wieder ins Philosophieren kommt. Keine Kompromisse kennt der Film auch bei seiner Darstellungsweise. Da tut einer jemandem weh? Kein Problem, wird gezeigt, bis auch der Zuschauer den Schmerz spürt. Da schläft einer mit einer anderen? Aber bitte doch, gerne, wird alles gezeigt, bis auch der Zuschauer... – na ja, zumindest ein Kribbeln spürt. WATCHMEN will eine Geschichte erzählen, und die erzählt der Film nicht nur kreativ, sondern auch ehrlich. Das gibt Pluspunkte, auch wenn den einen oder anderen Zuschauer hin und wieder die etwas zu deutliche Gewalt abstößt.

Eigentlich beginnt der Film tatsächlich schon mit den Credits, in denen die Geschichte der WATCHMEN erzählt werden. Von ihrer Idee der Selbstjustiz über das umjubelte illegale Engagement bis hin zu den politischen Verstrickungen, und das Vermächtnis an eine jüngere Generation. Bis zu den Tagen, da Richard Nixon dem öffentlichen Druck nachgeben muss und die Superhelden-Aktivitäten gesetzlich verbieten lässt. Was schmerzlich ist, denn die WATCHMEN haben wesentlich dazu beigetragen, dass Nixon im Amt blieb und sogar in eine dritte Amtsperiode gewählt wurde. Es ist 1985, und die Welt ist gegenüber unseren eine wirklich verdrehte Welt.


Allein der Titelvorspann erzählt soviel, dass der Zuschauer schnellt begreift, dass hier die Grenzen des Popcorn-Kinos weit überschritten werden. Die Komplexität der Vorlage verlangt tatsächlich eine erhöhte Aufmerksamkeitsspanne. Mit seinen extrem verlangsamten Bildern stellt der Vorspann schon alleine einen Comic (oder eine Graphic Novel) innerhalb des Films dar. Und wer jetzt noch in der glücklichen Lage ist, die frenetisch verehrte Kult-Vorlage nicht zu kennen, den wird dieser Film auch nicht enttäuschen. Die unverbrauchten, frischen Gesichter und ein überzeugter sowie überzeugender Regisseur bieten Unterhaltung auf höchstem Niveau, mit Tiefgang und einer Erzählstruktur, die wirklich nicht alltäglich ist. Auffallend ist natürlich die Bildsprache mit ihren teils extrem verlangsamten und dann wieder beschleunigten Bildern, mit denen Snyder schon seine Bewerbungsmappe 300 schmückte. Somit gelingt es ihm, ganze Szenen fast auf einzelne Standbilder zu reduzieren. Entgegen den heutigen Gewohnheiten im Blockbuster-Kino mindestens drei Cutter einzusetzen, tut WATCHMEN sehr gut daran, allein William Hoy für den Bildschnitt gehabt zu haben. Mit seinem Regisseur hat Hoy einen gesamtheitlichen Rhythmus gefunden. Die ineinander verschachtelten Erzählebenen bleiben wechselseitig spannend und im Fluss. Ob das den Hardcore-Fan und die Fachidioten befriedigen kann, können nur Dieselbigen beantworten.

Auf den Klos des Kinos, in dem wir den Film angeschaut haben, hängen Plakate, die für den Kampf Mortal Combat gegen das DC Universe werben – in Spieleform. Auch als Film ist dies ja schon seit längerem angedacht. Doch eigentlich findet ein Kampf der Superhelden schon statt. Denn die WATCHMEN kämpfen gegen das Popcorn-Kino genauso wie gegen die Liga der bisherigen Superhelden. Night Owl wirft einen vernichtend melancholischen Blick auf die Batman-Saga, der blaue John könnte sich den Fantastischen Vier anschließen, wenn er nicht so wahnsinnig gelangweilt von Gott und der Welt wäre, und der Comedian zeigt, wie viel Joker auch in einem normalen Superhelden stecken kann. Die WATCHMEN treten an und behaupten, dass der Reboot, den die Superhelden-Filme der letzten Jahre einer nach dem anderen hinter sich haben, noch nicht weit genug ging. Für die Watchmen steckt der Bösewicht in den Menschen selber. Selbst dann, wenn diese als Superheld mal wieder die Welt retten.

Der Film ist lang. Aber er ist nie langweilig, weil er auch extrem kompromisslos inszeniert wurde. Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind nicht einmal unbedingt fließend, sondern stets in einem grauen Stadium. Hier sterben schon mal schwangere Frauen, und das, weil sie den sogenannten Helden einfach nur nerven. Selbst grafische Gewalt blieb in diversen Formen von Amputationen und Schussverletzungen in aller Deutlichkeit erhalten. Dies soll kein weiteres SPIDERMAN-Abenteuer sein, und erst recht nicht die düstere Atmosphäre von DARK KNIGHT kopieren, sondern umgekehrt. Es ist sehr offensichtlich für diejenigen, die mit Alan Moores Comic-Vorlage vertraut sind, dass sich eigentlich DARK KNIGHT den Grundtenor von WATCHMEN aneignen wollte. Doch am auffallendsten bleibt die sehr niedrige Schnittrate. Der Zuschauer darf den Action-Szenen folgen, erhält in längeren Einstellungen einen guten Blick auf die ausgefeilte und realistische Kampfchoreographie und wird nicht mit frenetischen Schnittfolgen irre gemacht.

160 Minuten sind in der Tat lang. Ich spüre es jetzt noch. Und dabei handelt es sich eigentlich um den „kurzen“ Kino-Cut. Auf DVD kommt da locker noch das eine oder andere Viertelstündchen dazu. Es sei dem Film gegönnt. Er hat eine Geschichte zu erzählen, und die ist interessant. Er hat dazu eine eigene Sprache gefunden, und auch die ist interessant. Da bin ich gerne bereit, ein wenig meiner kostbaren Zeit zu investieren. Aber das nächste Mal bitte nicht wieder auf einem Kinosessel. Da ziehe ich mein Sofa vor und unterbreche gerne einmal, um am nächsten Tag weiterzuschauen. Das Potenzial dazu, mich auch an zwei Abenden ausführlich zu unterhalten, hat der Film allemal. WATCHMEN ist anders, und gerade deswegen bleibt er einem länger im Kopf als üblich.

Bestimmt nicht als jedermanns Geschmack einzustufen, ist WATCHMEN eine gelungene Weiterführung, aber extrem schwer zu wiederholende Form des Superhelden-Genres. Es ist ein Film, der einfach auf die große Leinwand gehört, und bei dem es weh tut, dass Zack Snyder für die Kinofassung 30 Minuten schneiden musste. Natürlich ist das Gefühl nach dem Film, eine runde, in sich geschlossene Sache erlebt zu haben, und das subjektive Empfinden suggeriert damit auch, genug gesehen zu haben. Doch es ist eine Schande, den interessierten Zuschauer oder vielleicht sogar den Fan auf das heimische Sofa zu verdammen, wenn es noch soviel mehr zu entdecken gibt. Und dass es im ganz eigenen Kosmos der WATCHMEN soviel mehr zu erleben und entdecken gibt, glaubt man sofort. Da macht es doch sogar viel mehr finsterer Freude, wenn man die Vorlage gar nicht erst kennt und sich mit ungeteilten Ansichten ganz auf das düstere Erlebnis einstimmen kann.

Watchmen - Die Wächter
Darsteller: Billy Grudup, Malin Akerman, Patrick Wilson, Matthew Goode, Jackie Earle Haley, Jeffrey Dean Morgan, Carla Gugino, Matt Frewer u.a.
Regie: Zack Snyder – Drehbuch: David Hayter, Alex Tse – Kamera: Larry Fong – Bildschnitt: William Hoy – Musik: Tyler Bates – Ausstattung: Francois Audouy – Stunt-Choreografie: Damen Caro

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The Wedding Planner:

Darsteller: Jennifer Lopez, Matthew McConaughey, Bridgette Wilson-Sampras,Justin Chambers, Judy Greer, Alex Rocco Joanna Gleason, Charles Kimbrough und Kevin Pollack u.a.

Regie: Adam Shankman; Drehbuch: Pamela Falk, Michael Ellis; Kamera: Julio Macat; Filmschnitt: Lisa Zeno Churgin; Musik: Mervyn Warren

USA / 2001, circa 102 Minuten

Mary Fiore (Lopez) kann sich stolz die erfolgreichste Hochzeits-Plannerin in San Francisco bezeichnen. Jung, erfolgreich, absolut organisiert. Mary Fiore hat die schönsten und größten Hochzeiten voll im Griff, ebenso wie ihr leidenschaftsloses Privatleben. Bis der Kinderarzt Steve Edison (McConaughey) Mary vor einem unkontrollierten Mülleimer (!) retten und damit in ihr Leben tritt. Die aufflammende Romanze sorgt dafür, das sich Mary noch intensiver in ihre Arbeit stürzt, schliesslich liebt die High Society große, verschwenderische Hochzeiten. Und wer die Hochzeit der Milliarden schweren Donollys, beziehungsweise ihrer resoluten Tochter Fran (Wilson-Sampras) ausrichten darf, hat in San Fran nicht nur einen Ruf, sondern für lange Zeit ausgesorgt. Pech nur, das Mary als Frans Bräutigam ausgerechnet Doktor Steve vorgestellt wird...

The Wedding Planner ist sicherlich eine wundervolle Braut unter den bewerten romantischen Komödien, die Traumhochzeit ist es noch lange nicht. Auf alle Fälle gibt er Jennifer Lopez genügend Freiraum, sich romantisch, wie komödiantisch aus zu toben. Seit ihrem Debut in Selena hat man Lopez nicht mehr so Energie geladen gesehen und ihre charismatische Ausstrahlung birgt genügend Zündstoff, um die groben Unebenheiten in der Geschichte übergehen zu können. Da wäre die grobschlächtige Nebengeschichte von Massimo (Chambers), der von Marys Vater Salvatore (Rocco) auserwählt wurde um die Tochter zu ehelichen. Nicht nur, das sich dieser Nebenstrang auflöst wie in hundert ähnliche Filme auch, sondern zusehr Platz für sich in Anspruch nimmt, um die Geschichte von Mary und der Hochzeit von Steve und Fran weit tiefer zu begutachten. Dafür rührt Alex Rocco als Marys Vater, mit (selbst im deutschen) perfekten italienischen Akzent, jeden Besucher mit seiner intensiven Darstellung.

Adam Shankman hat als Regisseur die Zügel des eher lahmen Gaules fest in der Hand. Trotz des eher faden Stoffes den das Drehbuch liefert, bleibt das Tempo nach kurzen Anlaufschwierigkeiten konstant, und die Geschichte immer im laufen. Und man merkt in vielen Punkten der Geschichte, das eine gründlichere Revision des Drehbuches auch einen viel überzeugenderen Film hervor gebracht hätte. Jedenfalls kann man Wedding Planner als den Fim bezeichnen, der Matthew McConaughey von seiner ehrlichsten und zugleich charismatischsten Seite zeigt. Leider kann man das über die meisten Stereotypen Nebendarsteller nicht behaupten. Aber Humor und Romantik sind an der richtigen Stelle, immer ausgewogen, reichlich vorhanden und bieten 102 köstliche Minuten Unterhaltung bei dieser kleineren Ausführung einer Film-Torte. Und wie Julio Macat die Kulissen von San Francisco in atemberaubende Bilder packt, das ist auch schon einen Blick wert.

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Weil es Dich gibt - SERENDIPITY

Darsteller: John Cusack, Kate Beckinsale, Jeremy Piven, Molly Shannon, John Corbett, Eugene Levy, Bridget Moynahan u.a.

Regie: Peter Chelsom, Drehbuch: Marc Klein; Kamera: John De Borman; Filmschnitt: Christopher Greenbury; Musik: Alan Silvestri

USA / 2001 ; circa 99 Minuten

‚Serendipity’ ist ein Wort mit der Bedeutung für „glücklicher Zufall“. Außerdem klingt Serendipity sehr nach tausend und einer Nacht. Es hat etwas magisches, senkt die Erwartungen an die Glaubwürdigkeit und hebt die Ansprüche für Romantik. Und man darf Regisseur Peter Chelsom alles vorwerfen, nur nicht am Zuschauer vorbei inszeniert zu haben. Die weihnachtliche Zufallsbekanntschaft von Jonathan und Sara (Cusack, Beckinsale) endet mit dem Austausch der Telefonnummern. Sie schreibt Ihre Nummer in ein Buch und verkauft es sofort an ein Antiquariat. Seine Telefonnummer mit vollem Namen schreibt er auf einen fünf Dollarschein, welchen Sie sofort an einem Kiosk ausgibt. Die vorangegangene Auseinandersetzung ob Schicksal, oder Zufall das Leben entscheiden, wird zur Schicksalsfrage über eine gemeinsame Zukunft, oder vielleicht vom Zufall bestimmt. Jahre später sind beide an den entgegengesetzten Küsten des Landes und eingebunden in beständige Beziehungen. Was sogar soweit geht, das genau wie Jonathan, auch Sara kurz vor ihrer Heirat steht. Aber immer wieder erscheinen Hinweise, drängen sich Gedanken an jene schicksalhafte Nacht auf, in der sich das offensichtlich perfekte Paar gefunden und wieder getrennt hat. Und beide treffen unabhängig voneinander die Entscheidung, den anderen noch einmal treffen zu müssen, um die bevorstehenden Hochzeiten rechtfertigen zu können.

Die Geschichte ist schon so absurd verwegen, das sie förmlich nach einem Scheitern schreit. Doch Drehbuch und Regie sind in ihrer Erzählweise derart konsequent, das sich der fantastische Mantel der Ereignisse als glaubhafte Variante für Romantiker offenbart. Es ist eine ebenso aberwitzige Variation von ‚Schlaflos in Seattle’ und somit steht dem Gelingen eigentlich nichts im Weg. Nur das selbst ein Meg Ryan Film nicht soviel Schmalz und Kitsch ertragen würde. Um die Geschichte am Laufen und damit interessant zu halten, musste sich Autor Klein einiges einfallen lassen. Schließlich verbringen die beiden Herzen des Filmes nicht einmal dreißig Minuten der 99 Minuten Laufzeit miteinander auf der Leinwand. Immer wieder sind sich Jonathan und Sara nahe, laufen aneinander vorbei, oder wirkt sich die unbewusste Handlung des einen direkt auf den anderen aus, wie eine wundervolle Sequenz an einem mehrstöckigen Golfplatz. Peter Chelsom weiß, was er dem Publikum schuldig ist und behält einen herrlichen Überblick. Es geht um Schicksal, Zufall und sehr viel Liebe. Die Verknüpfungen sind gelungen mit sehr viel Schicksal, noch viel mehr Zufällen und einer unverschämten Portion Liebe. Und wer viel Verständnis aufbringt für die Nerven aufreibenden Faktoren in einem romantischen Fantasie-Epos, der wird diesen ultra kitschigen Film in sein herz schließen und nicht mehr herauslassen. Es ist eben jener glückliche Zufall gewesen, wenn es denn Zufall war, das die Hauptdarsteller eine ineinander verwobene Chemie ausstrahlen, welche den meisten Filmen schlichtweg verwehrt bleibt. Da schließt sich der Kreis zu ‚Schlaflos in Seattle’ wieder, der seine ganze Kraft aus dem Zusammenwirken absolut glaubwürdiger Darsteller zieht. Es wäre übertrieben zu behaupten, das es Beckinsales, oder Cusacks romantischste Auftritte seien, dennoch verströmen beide diese geheimnisvolle einnehmende Aura, die all unsere eigenen Sorgen auf ein Minimum reduzieren. Und die augenscheinliche Freude an ihren Rollen kann keinem Zuschauer verborgen bleiben.

Es gibt diesen Einen, diese spezielle Person die für einen bestimmt ist. Der Tenor des Filmes schreit aus sich heraus und überdeckt alle Glaubwürdigkeiten. Eine sympathische Variation dessen, was nur noch wenige vom heimischen Ofen weglockt. Die Flucht nach vorne heißt hier, die Regeln der Kunst zu multiplizieren, um dem Zuschauer klar zu machen, worin die Motivationen liegen. Und das muss so sein, sonst wäre ‚Weil es Dich gibt’ nur eine dieser schnell vergänglichen Kommödchen.

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Die Welt Ist Nicht Genug - The World Is Not Enough

Darsteller: Pierce Brosnan, Sophie Marceu, Robbie Coltrane, Judi Dench, Desmond LLewelyn, John Cleese...; Musik: David Arnold; Regie: Michael Apted; circa 128 Minuten

Was wird nicht alles geschrieben über diesen James Bond. Da hab ich doch was anderes gedacht. Reden wir über Sex, oder über Denise Richards? Richards hat das Talent eines Goldfisches und die Ausstrahlung von fünf Litern Wasser. Wenden wir uns also dem Sex zu: Sophie Marceau wird bei all den Anzüglichkeiten, die dieses und nächstes Jahr über die Leinwand huschen, den stärksten Eindruck hinterlassen, einen bleibenden Eindruck. Endlich kann sie dem Publikum außerhalb des europäischen Raumes zeigen, das doch eine Menge mehr hinter ihrer Fassade verborgen blieb, als diese stotternde Trauermiene, die Marceau in ‚Braveheart' von Mel Gibson auferlegt bekam. Und es lässt sich ja nicht leugnen, das ein Bond-Film eine verdammt gute, weltweite Plattform ist. Da fegen französische Melange, gepaart mit ihrer faszinierenden Ausstrahlung und spielerischem Talent über die Leinwand, das man sich wünscht, der alte Geheimagent würde nun für immer an ein und die selbe Frau verloren sein. Weit gefehlt, der Super-GAU Richards drängt gekünstelt dazwischen und kann neben Pierce Brosnans darstellerischer Kraft keine Minute standhalten. Der Vorteil an Richards Untalent scheint geradezu beabsichtigt, stört sie weder die packende Handlung, noch den funktionierenden Fluss der Handlung. Zwischen atemberaubenden Actionsequencen und originell ausgearbeiteten Nebendarstellern, knistert und sprüht die Erotik, wie selten in einem Reißer dieser Art zuvor. Der eiskalte Engel ihrer Majestät taucht hinab die Gefühlswelten, ohne sich selbst untreu zu werden. Und das französische Luder gibt ihm als Geliebte und gleichfalls Gegenspielerin allen Grund dazu. Das Konzept funktioniert und fächert ein Angebot spannender Handlungsideen.

Bond treibt es dieses Jahr von Spanien, nach London, von Aserbeidschan, in die Türkei. Phantastische Schauplätze in einer sehr persönlichen Mission. Nach den aufregendsten 15 Minuten in diesem Kinojahr bei einer Bootsjagd über die Temse und schließlich auf dem Millenium-Dome, wird der coole Geheimagent von seiner Chefin 'M' gebeten, die Tochter Elektra King(Marceau) eines ermordeten Ölmilliadärs zu beschützen. Der Anarchist und selbst erwählte Erweckter gegen das Establishment Renard (Carlyle) mischt im Hintergrund kräftig mit, versucht sich mit Mordanschlägen auf die attraktive Erbin, sowie dem Diebstahl waffentauglichen Plutoniums. Der Doppelnull-Agent schlittert in ein kaum kontrollierbares Gefühlschaos, wie er die wahren Zusammenhänge der drei Hauptfiguren erkennt und es gilt, den gesamten Bosporus vor einem atomaren Terroranschlag zu retten.

Durch den eigentlich Action-unerfahrenen Regisseur Michael Apted ist dem Actiongenre ein außergewöhnlich griffiger und vielschichtiger Streifen hinzugefügt worden, der es anderen Filmen seiner Art schwer machen wird, auch nur annähernd solche Wirkungen zu erreichen. Die homogene Mischung schweißtreibender Spannungselemente, raffinierter Agentenarbeit und faszinierender Zwischenmenschlichkeit ist mit einem Höchstmaß technischer Qualitäten auf die Welt gekommen. Und Apted schafft das ungewöhnliche Experiment, Bond's Gefühle aufzuzeigen, ohne dessen eiskalte Unnahbarkeit ins Wanken zu bringen. Da gab es gar keine bessere Alternative als den eigentlichen Charakterdarsteller Brosnan. Eine 128 minütige Achterbahnfahrt am Rande des Kinosessels mit unerwartetem Tiefgang.

Und falls jemand denkt, ich hätte den Faden verloren, könnte ich ihr/ihm Recht geben. Aber Sophie Marceau ist ein echter Knaller. Und, es paßt gerade so schön zur aktuellen Lage, sie ist wirklich eine Frau fürs nächste Jahrtausend.

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Wie ich ihn los werde - in 10 Tagen - How to lose a guy in 10 Days

Darsteller: Kate Hudson, Matthew McConaughey, Adam Goldberg, Michael Michele, Shalom Harlow, Bebe Neuwirth, Robert Klein u.a.

Regie: Donald Petrie; Drehbuch: Kristen Buckley, Brian Regan, Burr Steers; Kamera: John Bailey; Bildschnitt: Debra Neil-Fisher; Musik: David Newman

USA / 2003 ; circa 116 Minuten

Hat es ein Werbefachmann nötig, den Boss von den eigenen Fähigkeiten zu überzeugen, mit einer Wette, die nichts mit der Branche zu tun haben? Muss eine angesehene Kolumnistin im Selbstversuch zu Grunde gehen, wenn gleich ihre beste Freundin das beste Recherche Beispiel darstellt?

Wer sich an die romantische Komödie wagt, der sollte sehr vorsichtig sein. Da mag der herbe Charme von Kate Hudson ideal sein und Matthew McConaughey mit seiner jugendlichen Spritzigkeit die perfekte Besetzung. Spätestens wenn sich die Figuren im Kino 'Schlaflos in Seattle', reichen die Filmemacher selbst den eigenen Strick an den Henker Zuschauer weiter. 'Wie ich ihn los werde' ist das Parade-Beispiel, der Setzkasten schlechthin, wie man mühelos eine romantische Komödie zusammen braut. Und es ist ebenso ein Parade-Beispiel, wie man ein Zielpublikum hintergeht. Da hilft selbst John Baileys radikaler Einsatz von Weichzeichner nicht weiter.

Natürlich ist der Grundgedanke eine wirklich ansprechende Idee. SIE will am lebenden Objekt recherchieren, wie man einen Kerl innerhalb von 10 Tagen so verrückt macht, dass er sie vor die Tür setzt. ER geht eine Wette ein, dass er innerhalb von 10 Tagen eine Frau an sich binden kann, weil sie ihn wirklich liebt. Da kann Kate Hudson natürlich anstellen was sie will, schließlich muss Matthew McConaughey sie nehmen wie sie ist, um die Wette, sprich seinen Auftrag zu gewinnen. Da wird das Standartprogramm abgespult, das einem schwindelig wird. Seien es die eigenwilligen Nebencharakteren, die üblichen Verwechslungen, die notwendigen Läuterungen. Alles ist da, alles in perfekter Harmonie mit den Erwartungen des Zuschauers. Aber alles ist auch so keimfrei ohne die geringsten Überraschungen inszeniert, das Drehbuch so uninspiriert und unüberlegt dahin geschleudert, das nicht einmal die Schauspieler aus einem engen Käfig von Vorgabe und Abhandlung ausbrechen können.

Was sich wie ein angenehmes Filmchen ansieht, entpuppt sich als haltlose Geldmaschine ohne Ansprüche, noch weniger Charme und keiner Spur von Gespür.

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Wild Christmas:

REINDEER GAMES

Darsteller: Ben Affleck, Gary Sinise, Charlize Theron, Dennis Farina, James Frain, Isaac Hayes, Clarence Williams III, Danny Trejo u.a.

Regie: John Frankenheimer; Drehbuch: Ehren Kruger; Musik: Alan Silvestri; Kamera: Alan Caso; Filmschnitt: Antony Gibbs, Michael Kahn

USA / 2000; circa 105 Minuten

Handlung im zweiten Absatz!

Wäre John Frankenheimer der farnzösischen Riviera, wie in seinem vorletzten Film 'Ronin', treu geblieben, hätte sich noch vor zwanzig Jahren Alain Delon als betrogener Ex-Knacki tapfer geschlagen. Wahrscheinlich hätte ihm Lino Ventura als brutal, gnadenloser Banden-Chef das Wasser gereicht. Der französische Gangsterfilm ist legendär und spurlos verschwunden, bis auf ein kleines Zipfelchen an Hoffnung, und das hiess 'Ronin' grandios besetzt und in Szene gesetzt, eben von John Frankenheimer. In Amerika hätte man diese Rolle des straffälligen, aber gerechten, in die Enge getriebenen Verbrechers mit einem Kaliber von Robert Mitchum, oder Gary Copper besetzen müssen. Und es wäre, wie deren Filme einfach waren, sensationell geworden.

Was John Frankenheimer mit 'Ronin' perfekt gelang, wird ihm in 'Reindeer Games' zum gnadenlosen Verhängnis. Der beste Freund von Rudy Duncan (Affleck) fällt während der Entlassung der Beiden einem Racheakt zum Opfer. Dafür gibt sich Duncan am Gefängnistor der hübschen Ashley (Theron) als eben jener, eigentlich ermordete Freund zu erkennen, mit dem sie lange Zeit schrieb, aber nie gesehen hatte. Wie Duncan schnell feststellen muß, lag der hübschen Blonden wenig an einer gelungenen Resozialisierung, als an des Brieffreundes Wissen über ein Spielcasino, in dem der Verblichene vor der Einkerkerung als Sicherheitsmann beschäftigt gewesen war. Auftritt des Schurkens Gabriel (Sinise) und seiner gnadenlosen Bande, die am heiligen Weihnachtsabend jenes Casino um einiges Geld erleichtern möchten. Und das eben mit Hilfe des Ex-Sträflings, der wiederrum kräftig mitpokern muß, wenn er nicht zu Rentier-Futter verarbeitet werden will. Das Glücksrad der der Wendungen und verdrehten Rollen beginnt sich schneller und schneller zu drehen, bis sich Regie und Drehbuch irgendwo im kalten Schnee verselbstständigen.

Der Plot scheint klassisch und an manchen Stellen sogar vielversprechend, doch Frankenheimer hat dazu schlichtweg die falschen Personen auf die Charakteren angesetzt. Ben Affleck mag viel können, was ihm aber niemand abnimmt, ist ein Schwerverberecher, der sechs Jahre gesessen haben soll. Nicht der Charakter, aber der Schauspieler versagt grundsätzlich in seinem Anliegen, ernst genommen zu werden. Auf der anderen Seite muß Gary Sinise um die künstlerische Endstation des Werkes gewußt haben, er bringt gleich soviel überdrehte Boshaftigkeit in seiner Rolle ein, das sein Spaß beim Dreh offensichtlich wird, aber von einer notwendigen Glaubwürdigkeit weit entfernt bleibt.

Technisch hat der Film seine visuellen und Action orientierten Reize, die durchaus als gelungen zu bezeichnen sind. Was aber den 'Reindeer Games' das Geweih bricht, sind die Unzulänglichkeiten das altgediente Genre des Thrillers mit den modernen Ansprüchen ans Action-Kino zu verbinden. Ein schneller, unüberschaubarer Spaß, der höchstens für einen kalten Winterabend vor dem Fernseher taugt, als den weiten Weg ins Kino zu rechtfertigen. Weder Robert Mitchum, noch Gary Cooper hätten all die Irrungen und Wirrungen nötig gehabt. Das eigentliche Potential des Filmes wäre aus ihren Charakterstudien gewachsen. Und selbst Lino Ventura konnte mit einem Blick mehr Tiefe ausstrahlen, als Ben Affleck in diesem gesamten Quasi-Verschnitt fertig bringt.

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Windtalkers:

Darsteller: Nicolas Cage, Adam Beach, Roger Willie, Christian Slater, Peter Stormare, Noah Emmerich, Mark Ruffalo, Brian Van Holt, Martin Henderson u.a.

Regie: John Woo; Drehbuch: John Rice, Joe Batteer; Kamera: Jeffrey Kimball; Filmschnitt: Steven Kemper, Jeff Gullo, Tom Rolf; Musik: James Horner

USA / 2002 ; circa 134 Minuten

Eine anspruchsvolle Grundidee löst sich in ein Nichts von Belanglosigkeiten auf. Leider kann man John Woo's Interpretation über die Rolle der Navajo-Codesprecher im zweiten Weltkrieg nicht beschreiben. Von der ersten Sequenz an, lässt das flache Drehbuch keinen Zweifel daran, das noch vor den vorgeblichen Helden Nicolas Cage als Sergeant Joe Enders das Maß aller Dinge darstellen soll. Das geht soweit vollkommen daneben, das dieser Sergeant Enders als eigentlicher Aussenstehender das Schicksal jener Navajos verkörpern soll, weil er den Code um jeden Preis schützen muss, sprich den Navajo töten, bevor er in feindliche Hände fällt. Trotz aller guter Absichten, bleiben die amerikanischen Ureinwohner dann doch die Dummen, weil sie erst bemerken was mit ihnen geschehen soll, als es zu spät ist. Und auch die von Roger Willie und Adam Beach dargestellte Naivität der Navajos trägt nicht gerade zur Dramaturgie bei.

In erster Linie ist 'Windtalkers' ab der vierzigsten Minuten reines Schlachtengetümmel, was nur von wenigen stillen Momenten einer Gefechtspause unterbrochen wird, welche schliesslich mit theatralischen Übertriebenheit Dramen herbeiquatscht, die dem Zuschauer längst verständlich sind. Woo, einst der unangefochtene Meister von bildlicher Action-Ästhetik, verzichtet hier auf seine symbolträchtigen Bilder und balettartigen Sequenzen und versucht sich in einem Realismus, der weder besonders schockierend und auch nicht optisch aufgewertet ist. Dafür lässt der Regisseur seinen Hauptdarsteller Cage bei jeder Gelegenheit mit aufgerissenen Augen und/oder schmerzverzerrtem Gesicht groß in die Kamera klotzen und schreien. Was auf die Dauer nicht nur nervt, sondern auch unterstreicht, das es sich hier um Cage's wirklich traurigste Darstellung in den letzten Jahren handelt. Von all den anderen Stereotypen kann sich lediglich Christian Slater mit einer akzeptablen Vorstellung profilieren.

Über achthundert Codesprecher soll es aus den Reihen der Navajos im zweiten Weltkrieg gegeben haben. Die Geschichte der Zwei, die hier stellvertretend gezeigt werden, ist nicht nur frei erfunden, sondern auch weit ab von den eigentlichen Intentionen. Der vorherrschende Rassismus zeigt sich uninspiriert von seiner oberflächlichsten Seite inszeniert.Es ist ein schlichter Kriegsfilm heraus gekommen, der nicht sehr tief bewegt und die wahren Schrecken des Krieges eher zum Abenteuer abhandelt anstattden Zuschauer am Nerv zu packen. Es gibt einige sehr bildgewaltige Eindrücke und eine Sequenz mit 2000 Statisten, mit vierzehn Kameras gedreht, in der über dreihundert Explosionen stattfinden, aber das fasziniert nur kurzfristig und wird schnell von der seichten Geschichte eingeholt. Es gibt eben immer wieder Filme, die mit den besten Absichten gedreht werden und sich dennoch mit anderen messen müssen. Und 'Saving Private Ryan' ist von Aussage, Ästhetik und Härte kaum zu überflügeln.

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Wonderboys:

Darsteller: Michael Douglas, Tobey Maguire, Frances McDormand, Robert Downey Jr., KatieHolmes, Richard Thomas, Rip Thorn u.a.

Regie: Curtis Hanson; Drehbuch: Steve Kloves; Kamera: Dante Spinotti; Musik: Christopher Young; Schnitt: Dede Allen;

USA / 2000, circa 112 Minuten

Handlung im zweiten Absatz!

Es ist einige Zeit vergangen, seit Curtis Hanson mit seinem packend, kraftvollen 'L.A. Confidential' die Filmwelt bereicherte. Seine atemberaubende Milieustudie hatte nicht nur viel Ausfsehen erregt, sondern auch noch unheimlich viele Preise eingefahren und Hanson wußte, wie jeder in dieser gnadenlosen Branche, das dies seine ewige Messlatte sein würde. Aber als wollte der begnadete Regisseur aus der Not eine Tugend machen, suchte er sich den geeignetsten Stoff, der seinem eigenen Schicksal beängstigent nahe kommt.

Mit Grady Tripp (Douglas) kommt eine Figur auf die Leinwand, der sogenannte Held, der allen Regeln und allen Erwartungen widerspricht. Einer, der vollkommen gegen ein Trend versessenes Publikum von 15 bis 35 Jährigen agiert. Tripp ist Romanautor mit nur einem einzigen veröffentlichten Buch, welches zudem noch 7 Jahre zurück liegt. Und unter dem Erfolgsdruck, seiner Midlife-Crisis und dem Hang zu Drogen, mischt sich noch eine verführerische Studentin (Holmes), ein durchgeknallter Lektor (Downey), ein mansich depressiver Jungschreiber (Maguire), eine aussereheliche Beziehung (McDormand) und ein wesentlich erfolgreicherer Kollege (Torn). Das Tripp die Frau davon gelaufen ist, kommt selbstredend noch erschwerend hinzu. Aber gerade in diesem Chaos an Gefühlen und im Wirbel vieler Missverständnisse, wird Tripp erst zu dem menschen, der er eigentlich immer sein wollte und raft sich endlich dazu auf, was ihm sein bisheriges Leben verwehrt blieb: Er lernt Verantwortung zu übernehmen. Aber Steve Kloves Drehbuch ist weder tränenreiche Tragödie oder bitterer Abgesang, sondern tiefgreifend eine realistische Augenzwinkerei, ohne übertriebenen Humor, oder flachen Kalauer. An manchen Stellen überzeugt der Film sogar als Farce, die nur als solche zu erkennen ist, weil alles doch so wahr ist.

Was Michael Douglas als Grady Tripp auf die Leinwand bringt ist Jenseits all seiner Strahlemann- und Schurken-Figuren. Er mimt den glaubhaften Verlierer und ihm gelingt dabei das Kunststück, nicht als solcher wirklich da zu stehen. Einen besonderen Kniff steckt ihm dabei das Drehbuch zu, da der Gram gebeutelte Schriftsteller gar nicht unter der so beliebten Schreibblockade leidet. Tripp steckt voller überschäumender Energie, das er mit seinem Nachfolgeroman bereits bei Seite 2611 angekommen ist. Und hier ziehen sich gekonnt die Parallelen zu Regisseur hansons eigenem Schicksal: Der Erwartungsdruck und die Angst die Dinge wirklich zu einem Ende zu bringen. Eben, Verantwortung zu übernehmen. Zwar scheint das Buch eine geradlinige Story vor zu geben, gerade wenn alles zu einem befriedigenden Abschluss kommt, doch die sitzende Ironie liegt im scheinbar willkürlich heraus genommenen Lebensabschnitt eines orientierungslosen Mannes. Und wie in 'Confidentials' Russell Crowe, schien Hanson gar keine andere Wahl als Michael Douglas gehabt zu haben. So gibt es sicherlich hier und da einige Sequenzen, die doch nicht ganz stimmig scheinen, der weniger plausibel, aber 'Wonder Boys' schlicht und ergreifend ein Ensemble-Stück das von purer Schauspielerei lebt. Allen voran ein herunter gekommener Douglas, der seine bisherigen Rahmen sprengt. Um allen zu Ehre zu gereichen, kommt man nicht umher das herausragende Spiel von Tobey Maguire, Robert Downey Jr., Francis McDormand, oder auch Katie Holmes zu erwähnen.

Die 'Wonder Boys' sind erstrangige Unterhaltung mit stilvollem Tiefgang und rübelhaften Charme, mit absurden Situationen und aberwitzigen Charakteren. Und dabei bleiben alle Figuren und herauf beschworenen Krisen so erfrischend 'politisch unkorrekt', das er schon alleine dadurch allen anderen Komödien dieses Jahr den Rang abläuft. Denn trotz seiner andersartigen Charakteren, werden diese nie der Lächerlichkeit preis gegeben, oder müßen auch nicht als oberflächliche Comicfiguren herhalten. Es bleibt immer dieser Biss des verwirrenden Realismus, der die Wunderknaben so liebevoll umhüllt.

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X-Men 2 - X2: X-MEN UNITED

Darsteller: Patrick Stewart, Hugh Jackman, Famke Janssen, Halle Berry, Alan Cumming, Brian Cox, Ian McKellen, Anna Paquin, Shawn Ashmore, Rebecca Romijn-Stamos u.v.a.

Regie: Bryan Singer; Drehbuch: Michael Dougherty, Dan Harris; Kamera: Newton Thomas Sigel; Bildschnitt und Musik: John Ottman; zusätzlicher Bildschnitt: Elliot Graham

USA / 2003 ; circa 134 Minuten

In 93 Ländern will man gleichzeit will man den Zuschauer das X für ein U vormachen, wie U für unglaublich. Und tatsächlich macht die zweite Ausgabe des Marvel-Heldenstückes die Ausnahme zur Regel. Wie für Fortsetzungen so üblich, muss alles nicht nur schneller, sondern auch lauter und extravaganter werden. Die X-Men sind ja nicht irgendwer im Comic-Universum, es sind die Underdogs, die sich ohne große Erwartungen, ohne schwindelerregende Werbekosten in die Liga der Spitzenverdiener kämpften. Und im Jahr der Sequels, so macht es unweigerlich den Eindruck, wollte sich auch Ausführung Nummer zwei im Großkampf-Sommer 2003 löblich von der Kassen-Konkurrenz abheben. Denn X2 bleibt die Ausnahme zur Regel, indem er gar nicht besser sein möchte, aufregender, oder anders wie sein Vorgänger, sondern eine natürliche Fortführung des ersten Teiles. Und die Ausnahme besteht darin, dass er sich in allen Punkten erfolgreich erweist, dem guten Namen keine Schande zu bereiten. Im Gegenteil. Und die Cent-Fox verzichtet dabei auch noch auf ausufernde Werbemaschinerien, ungewöhnlich, aber effektvoll. Der Ansturm gilt als Bestätigung, das die X-Men schlichtweg Selbstläufer sind.

Selbst nach der Vereitelung des Anschlages auf Liberty Island stehen die Mutanten unter ständigen Beschuss radikaler Gruppierungen der 'normalen' Bevölkerung. Dieses mal wird der charismatische William Stryker (Cox) zum anscheinenden Verhängnis der Beziehungen zwischen Mensch und Mutant. Und die gesamte Garde aus Teil eins steht dem aalglatten Charles Xavier (Stewart) wieder zur Seite, um einen drohenden Krieg entgegen zu wirken. Regisseur Bryan Singer hat kräftig an der Geschichte mit gewerkelt, welche Michael Dougherty und Dan Harris in ein großartiges Drehbuch verwandelten. Der Ton wird aggressiver gegenüber den Mutanten. Aber die Macher verzichten dabei gerne mal auf den erhobenen Zeigefinger und ironisieren das Thema mit raffiniertem Sarkasmus. So entpuppt sich das 'coming out' als Mutant des Neuzuganges Bobby / Iceman (Ashmore) gegenüber seinen Eltern als grandiose Persiflage auf andere persönliche Öffnungen gegenüber der Familie. Die X-Men sind sich auch dieses mal nicht zu schade, die moralische Tränendrüse zu drücken und manche Zuneigungsbekundungen nehmen sich etwas überspitzt aus, aber schon in einer darauf folgenden Szene spielt der Regisseur mit einfallsreicher Selbstironie.

Die Hoffnungen waren natürlich hoch gesteckt und so standen der Produktion über 120 Millionen Dollar zur Verfügung. Viel Geld, welches die Macher sehr gut zu nutzen wissen. Schließlich wollte man nicht nur auf die logische Weiterentwicklung der Charaktere bauen. 30 Minuten ist Teil zwei länger als der Erste und diese 30 Minuten sind Effekt-Orgien, die jedem Fan, überhaupt dem geneigten Kinogänger, das Herz öffnen dürften. Das Feuerwerk des zweiten Neuzuganges Pyro (Stanford), oder wie sich einer der Mutanten aus einer Gefangenschaft befreit. Trotz des Wissens um die Fähigkeiten der Helden und Unholde, überrascht der Film immer wieder mit Cliffhanger Szenarien die überzeugen entgegen der Erwartungen überhaupt nicht an den Haaren herbeigezogen sind. Für einen Fantasy / Action Reißer dieser Kategorie ist das Drehbuch ein wahres Juwel, das sorgsam seine Struktur aufbaut, ausbaut und nichts dem Zufall überlässt, mit den Erwartungen und den Klischees spielt und gerne mal den klassischen Abenteuerfilm zitiert. Ausgewogen werden die Charaktere behandelt (nur Cyclops-James Marsden kommt kurz weg) und entwickelt, nichts passiert plötzlich, oder überhastet. Die vielen Überraschungen, die der Film zu bieten hat, sind ausgetüftelte Entwicklungen aus der Geschichte heraus, ob es nun die Handlung, oder die Charakteren betrifft.

Die technische Seite lässt dabei etwas zu wünschen übrig, soweit man noch Wünsche bei diesem Feuerwerk haben kann. Newton Thomas Sigel hat sich da bei anderen Arbeiten, zum Beispiel bei 'Confession of a dangerous Mind', schon wesentlich mehr einfallen lassen. Man bemerkt die Beschränkungen seiner Kameraarbeit, die ständige Bemühung in Einklang mit den später einzufügenden Effekten zu sein. Die Bildgestaltung und Farbgebung ist schön anzusehen und schon als makellos zu bezeichnen. Aber makellos ist nicht gleichzusetzen mit etwas Besonderem. Auch Bryan Singers Altgeselle John Ottman scheint sich gerade in den heißen Phasen der Kampf- und Explosionsorgien ein bisschen verschnitten zu haben. Der Bildschnitt verliert gerade in den wichtigen Sequenzen an seiner fließenden Kraft, die harten und sprunghaften Schnitte erinnern eher an Standartsituationen, als an gehobenes Mainstream-Kino und vermitteln an vielen Stellen das Gefühl es würde etwas fehlen. Gleichzeitig versagt Ottman, auch Singers Hauskomponist, aber nicht bei Teil eins im Einsatz, seinen Helden eigene Themen und hörbare Melodien, er reduzierte den Widererkennungseffekt der Musik auf das Hauptthema. Die Ausstatter halten sich über Wasser mal mit phantastischen Innendekorationen, abwechselnd mit enttäuschenden Bauten. Magnetos Plastik-Gefängnis, oder die heruntergekommene Kirche sind kleine Highlights für die große Leinwand, während sich die Kulissen im Inneren des Staudammes für den Showdown als beliebig einzuschätzen sind.

Die gesellschaftskritischen Töne haben sich gegenüber des ersten Teil verschärft. Das Buch zu diesem Film war bereits vor jenem 11. September geschrieben und wäre nur als kleiner Fingerzeig zu verstehen gewesen. Mit der Wucht der politischen Ereignisse die sich im Verlauf der Dreharbeiten erhoben, gewann dieses reine Kinospektakel ungewollt mehr Gewicht in seinen Aussagen, zu seinen Gunsten. Für das Drehbuch sind kleine Anspielungen und hintersinnige Dialoge nunmehr ausreichend und allzu deutlich wahrnehmbar. Ein übriges tut der furiose Auftakt im Weissen Haus, der sich von einer Anfangs als Action-Sequenz gedachten Szenerie, in ein amerikanisches Trauma entwickelt hat.

Doch allen Eventualitäten und beabsichtigten Aussagen zum trotz, ist 'X-Men' erstrangig geballtes Action-Kino in Reinkultur. Genau aus diesem Grund, in erster Linie auf pures Unterhaltungskino zu setzen, erreicht er auch seinen besonderen Reiz der frei interpretierbaren Parabel. Sympathische Darsteller, mit Hugh Jackman als absolute Gallionsfigur, dynamisches Tempo, überzeugende, wohlgestreute Action-Sequenzen und ein grandios durchdachtes Konzept heben die zweiten X-Men in die sonst fernen Sphären der gelungen, gleichwertigen, wenn nicht sogar den Vorgänger überragenden Fortsetzungen. Viele Weichen wurden gestellt, Türen offen gehalten und Möglichkeiten in Erwägung gezogen. Die Macher haben sich dutzende von Optionen erschlossen, sinnvolle und interessante, vor allem glaubwürdige Fortsetzungen zu gestalten. Das Schöne daran ist aber, dass der Regisseur niemals dem Publikum die Reaktion eines Verlangens nach einer Weiterführung aufzwingt. Das Verlangen stellt sich von ganz alleine ein und macht deutlich, was für ein Selbstläufer die Mutanten-Serie sein wird.

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X-Men: Der letzte Widerstand - X-Men: The Last Stand

Darsteller: Hugh Jackman, Halle Berry, Ian McKellen, Famke Janssen, Anna Paquin, Kelsey Grammer, James Marsden, Rebecca Romijn, Patrick Stewart, Shawn Ashmore, Aaron Stanford u.a.

Regie: Brett Ratner; Drehbuch: Simon Kinberg, Zak Penn; Kamera: Dante Spinotti; Bildschnitt: Mark Helfrich, Mark Goldblatt, Julia Wong; Musik: John Powell

USA / 2006; circa 105 Minuten

Es ist eine wundersame Welt, mit diesen Mutanten. Regisseur Brett Ratner steigt wegen Differenzen bei ‚Superman Returns’ aus. Bryan Singer wird daraufhin von der ‚X-Men 3’ Produktion abgeworben und realisiert ‚Superman’. Bett Ratner steigt dann als Ersatz bei ‚X-Men’ ein. Zweifellos ist dieser Abschluss einer offensichtlich angedachten Trilogie alles andere als langweilig, oder schlecht, aber es ist ein Abschluss mit Hindernissen.

Wie üblich in den großen Trilogien dieser Zeit, man nehme ‚Der Pate’, oder das ‚Star Wars’ Original, hat sich der zweite Teil als der Überragende erwiesen. Wobei dem dritten Teil scheinbar immer nur zugetragen wird ein vernünftiges Resümee zu ziehen. Der letzte Widerstand bei den X-Men ist die Verweigerung, der Geschichte eine neue Ebene hinzu zu fügen. Perücke und Lederkostüm machen Halle Berry schärfer als in ‚Catwoman’, Hugh Jackman bleibt im verschwitzten Unterhemd die unerbittliche Männlichkeit, die Action ist rasant und grandios inszeniert, die Geschichte setzt wieder gute Parallelen zu wirklichen Ereignissen. Rundherum ist ‚X-3’ bestimmt keine Enttäuschung und dürfte Fans, wie Neueinsteiger erfreuen.

Doch wer schafft schon die perfekte Trilogie? Mit dem Ausstieg von Singer sind auch kaum mehr Kollaborateure der beiden Vorgänger in den technischen Hauptpositionen erhalten geblieben. Lediglich Co-Drehbuchschreiber Zak Penn hat an der Story von ‚X-Men United’ mitgewirkt. Eigenständig gesehen ist ‚X 3’ ein gelungenes Vehikel für Action, Dramatik und jeder Menge guter Spezial-Effekte. So bleiben die bereits etablierten Figuren charakterlich auf dem Stand vom zweiten Teil, was auch damit zu tun hat, das zuviel neue Charaktere hinzugefügt wurden. Das Biest, Angel, Kitty Pryde, oder der kleine Jimmy, in dessen Nähe jeder Mutant seine Fähigkeiten verliert, sind interessante Figuren, passen aber kaum in einen nicht einmal zwei Stunden langen Film, der schon von Grund auf sechs Mutanten mit guter Handlung versorgen muss.

Der bei den X-Men stets präsente Tiefgang und die intelligentere Aufarbeitung von aktuellen Bezügen ist auch hier nach wie vor gegeben. Ein nicht zu unterschätzender Punkt, der trotz des Hintergrundes einer Comic-Verfilmung, das größte Argument für den Erfolg der Serie ausmacht. Hier ist es die Möglichkeit auf „Heilung“ des Genes welches für Mutationen verantwortlich ist. Es ist fast schon wieder amüsant, das es Parallelen zu der auch noch heute in unserer aufgeklärten Zeit gestellten Frage herstellt, ob Homosexualität wie eine Krankheit behandelt werden könne.

Leider kommt hinzu, dass Regisseur Ratner derartig die Drehzahl nach oben dreht, das die einzelnen Handlungsstränge zum Leidwesen des Erzählflusses rapide hin und her springen und oft unvermittelt und unmotiviert erscheinen. Das macht den Film sehr schnell und oberflächlich gesehen auch äußerst kurzweilig. Auf der anderen Seite wirken dadurch manche wohlgemeinten Dialogsequenzen direkt wie aus einer Seifenoper. Was wirklichen Tiefgang verleihen soll, verliert im wohlgemeinten Tempo seine Wirkung. Ratner hätte einfach wie sein Vorgänger Singer einfach einmal Luft holen müssen. An einem Punkt im Film keimt ein kleines Pflänzchen von Verdacht, das der stets biedere und allen wohlgesonnene Charles Xavier als Anführer der guten Mutanten, vielleicht doch nicht der strahlende Saubermann der mutierenden Gengesschichte ist und mehr auf dem Kerbholz hat, als es bisher vermuten ließ. Als ein Zuschauer, der die Serie mit Begeisterung verfolgt hat, möchte man hier wesentlich tiefer graben. Für alle anderen verläuft sich diese Andeutung weitgehend im reißenden Strom des Erzählrhythmus.

Es wäre dazu noch schön gewesen, hätte man dem bösen Magneto einen Trupp ernst zu nehmender Gehilfen zur Seite gestellt, wie es Wolverine, Storm und Kitty für die Heldenseite sind. Stattdessen ist es eine Horde wilder Punks in abgerissenen Klamotten, mit schlechten Tätowierungen und dem einzigen schauspielerischen Anliegen möglichst gemein aus zu sehen.

Es gibt Schauspieler die sich bereits für Teil Vier und Fünf verpflichtet haben, was angesichts des zu erwartenden Erfolges dieser nun abgeschlossenen Trilogie kaum verwundern dürfte. Genug Potential ist vorhanden und das Interesse an neuen Geschichten wird kaum schwinden. Dazu ist ‚X-Men: The Last Stand’ ein viel zu gelungener Fantasy-Film, bei dem selbst im schnellen Schnittempo die Action noch klar und übersichtlich bleibt. Er ist auch dank seiner besonderen Schauspieler ein mehr als sehenswerter Film. Aber man hätte einiges vermeiden müssen, und hätte es auch vermeiden können, dann wäre es nicht nur ein grandioser Abschluss einer genialen Trilogie gewesen, sondern auch ein überragender und eigenständiger Action-Fantasy-Thriller, der seinesgleichen kaum gefunden hätte.

Und wer nicht bis zum wirklichen Schluss sitzen bleibt, sollte hinterher keine dummen Fragen stellen.

bandit

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X-Men Origins: Wolverine
 
Testosteron gefüllt bis kurz vor dem platzen, prescht Wolverine endlich alleine über die Leinwand, ohne störendes Beiwerk anderer Gut-Mutanten aus dem X-Men Universum. Und der beliebteste aller Mutanten enttäuscht dabei weder seine Fans, noch all die neidvollen Kerle, oder die die es noch werden müssen. Und vor allem lässt er wie kaum ein anderer Superheld, die Libido des weiblichen Geschlechts aufheulen. Das ist ohne Zweifel ausschließlich dem Durchhaltevermögen Hugh Jackmans zu verdanken, der sich nicht einfach nur in Form straffster Selbstgeiselung einem harten, körperlichen Training unterzog, sondern seinen Körper zu einem Ideal von reiner Kraft aufbaute. Kein dick aufgepumptes Muskelpaket, sondern eine perfekt proportionierte Kampfmaschine, deren herausstehende Adern nicht von Training, sondern von rastlosen Kampf zeugen.
Um die Vergleiche schon zu Beginn abzuhandeln, kann man diesen Film qualitativ schon über den dritten Teil der X-MEN Filme ansiedeln. Aber er erreicht bei weitem nicht diesen Kick von Ausgewogenheit zwischen greifbarer Charakterstudie, glaubhaften Drama und losgelösten Popcorn-Kino, wie es Regisseur Bryan Singer mit den ersten zwei Filmen schaffte. Obwohl der Titel das Ergründen der Ursprünge suggeriert, jagt WOLVERINE lieber ständig seinem eigenen Schwanz hinterher, anstatt wirklich Fragen zu beantworten. Oftmals halten sich die Autoren Benioff und Woods sogar an die gezeichnete Vorlage, was die allgemeine Zufriedenheit unter Fans erhöhen dürfte. Doch vor allem Skip Woods Vita verrät, dass dieser nie sonderlich an Erklärungen interessiert war, sondern bereits mit HITMAN oder auch SWORDFISH dem puren Sehvergnügen huldigte, was man auch bei diesem Film spürt. Während David Benioff überragend Tiefgründiges wie 25th HOUR oder DRACHENLÄUFER in seinem Lebenslauf zu vermerken hat, scheint er bei WOLVERINE den Ansprüchen seines Partners Woods zu unerliegen.

Wie in den Comics beginnt der Film mit einem zehnjährigen Logan im Jahre 1845, der im Ersten Weltkrieg gerade Mal vierzig Lenze zählt, aber bis nach dem Vietnam-Krieg sein Alter zu halten vermag. Wie so manch anderes das im Verlauf des Filmes auffällt, muss man sich einfach mit den bestehenden Aussagen abfinden, anstatt man als unvoreingenommener Zuschauer die Ursprünge erklärt bekommt. Das Voraussetzen von Kenntnis über die Vorlage ist kein guter Start für eine gute Besucher-Filmemacher-Beziehung.

Weder scharfsinnig, noch hintergründig, dafür verbissen und schwitzend tobt WOLVERINE als Held und als Film seiner eigenen Verantwortung hinterher, den Erwartungen an erstklassiger Unterhaltung gerecht zu werden. Langeweile kommt keine auf, auch wenn es Passagen und Handlungselemente gibt, die eher Kopfschütteln verursachen anstelle des erwünschten Aha-Effektes. Da kommt zum Beispiel plötzlich eine Schwester als Faustpfand ins Spiel, damit der verratene Held seine verräterische Holde doch noch in die Arme schließen darf. Die Geschichte bietet aber auch den Bösewicht, der dem Helden zur Hilfe eilt, mit der nicht sonderlich originellen Erklärung, „nur ich darf dich töten“. Oberflächlich betrachtet kommt er seinem Ansinnen der hochwertigen Unterhaltung auch nach, doch letztendlich fehlt der Charakterisierung von Logan / Wolverine der entscheidende Schliff, der aus der moralisch angehauchten Kampfmaschine neue Facetten zieht. War Wolverine in den vorangegangenen drei Filmen schon der beliebteste Charakter, konnte man ihn durch die hohe Anzahl anderer Figuren interessant weil sehr geheimnisvoll halten. Ein Film der die URSPRÜNGE im Titel trägt, hätte sich allerdings etwas mehr einfallen lassen müssen.

Die interessanteren Action-Sequenzen sind die häufiger auftretenden Faust- oder besser gesagt Klingenkämpfe Mann gegen Mann, die ihre physische Wucht leider aus schneller Schnittfolge heraus holen, anstatt man das sehenswerte, körperliche Potential der Protagonisten nutzt. Gerade Liev Schreiber als Bruder ist dabei nicht nur an physischer Präsenz ein äquivalenter Gegner, sondern darstellerisch eine ebenso kurzweilige Bereicherung. Der Endkampf schließlich, in dem ein Kühlturm in Schutt und Asche gelegt wird, ist dann endlich wesentlich dichter und optisch überwältigend inszeniert. Man darf über diesen Ort nur nicht die Sinnfrage stellen. Aber man wird wenigstens entschädigt für eine Reihe von CGI-Effekten, die jeder Beschreibung spotten. Eines der sechs hauptsächlich beteiligten Effekt-Studios hat an einigen bedeutenden Stellen im totalen Versagen sehr viel Schuld auf sich geladen. Stellvertretend ist dabei ausgerechnet Wolverines erste Konfrontation mit seinen frisch legierten Krallen. Doch auch eine Szene gegen Ende begeistert eher durch Dilettantismus, anstatt durch ihren erklärenden Charakter. Wegen der sonst nicht zu beanstanden Effekt-Szenen, stechen diese fürchterlichen Ausrutscher auch noch besonders ins Auge, und damit ins Gewicht.
 
WOLVERINE hat endlich seinen eigenen Film, den man sich tief im Herzen schon nach dem furiosen Auftakt des ersten X-MEN gewünscht hat. Und die Macher scheinen sich diesem Anliegen auch mit Haut und Haaren, oder Regie und Drehbuch verschrieben zu haben. Keine Frage, dass der Allrounder Hugh Jackman diesen Film scheinbar mühelos alleine stemmt (fast schon im wahrsten Sinne des Wortes), was nur sehr wenigen Darstellern unserer Zeit mit ihren Filmen gegeben ist. Doch nicht nur sein auf diesen Film zugeschnittenes, körperliches Training, oder seine grundsätzliche Natürlichkeit vor der Kamera machen diesen Film aus.

Von erster bis letzter Minute ist alles auf die Präsenz des Hauptdarstellers und das Interesse an seinem Charakter zugeschnitten und schon soweit verdichtet, dass sämtliche Nebenfiguren und alle erwünschten Zwischentöne mit animalischer Gewalt zur Seite gefegt werden. Auch wenn es Liev Schreiber einige Male schafft, die Bühne zu übernehmen, ist Jackmans Schatten allgegenwärtig und enorm dominierend. Dafür muss man dem wenig erfahrenen Gavin Hood zugute halten, das er mit seiner Regie die Zügel gleich so straff gehalten hat, das aus den 107 Minuten ein erstaunlich kurzweiliges Vergnügen wurde. Ein spannendes kurzweiliges Vergnügen, das seine Wirkung tatsächlich erst auf der großen Leinwand entfaltet und nicht auf dem Bildschirm. Man darf dieses Vergnügen natürlich auch nicht hinterfragen, dafür kann man diese extrem heraustretenden Venen bewundern.

X-Men Origins: Wolverine
mit Hugh Jackman, Liev Schreiber, Danny Huston, Ryan Reynolds, Lynn Collins, Dominic Monaghan, Kevin Durand, Will.i.am, Daniel Henney u.a.
Regie: Gavin Hood – Drehbuch: David Benioff, Skip Woods – Kamera: Donald McAlpine – Bildschnitt: Nicolas De Toth, Megan Gill – Musik: Harry Gregson-Williams
USA / 2009 – circa 107 Minuten

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The Yards:

Darsteller: Mark Wahlberg, Joaquin Phoenix, James Caan, Charlize Theron, Ellen Burstyn, Faye Dunaway u.a.

Regie: James Gray; Drehbuch: James Gray, Matt Reeves; Filmschnitt: Jeffrey Ford; Kamera: Harry Savides; Musik: Howard Shore

USA / 2000 circa 115 Minuten

Leo Handler wird aus dem Knast entlassen und möchte nach vier Jahren Aufenthalt ein anständiges Leben führen. Er bewirbt sich bei seinem Onkel Frank , der U-Bahn Wägen baut und repariert. Ein einträgliches Geschäft in New York. Aber Onkel Frank hat nichts für Leo und so tut er sich, aus dem Wunsch selbst Geld zu verdienen, mit Willie zusammen. Willie macht einfache Geschäfte, er besorgt exklusiven Kunden was sie möchten. Bestimmte Eintrittskarten, oder den einzig wahren Pelz für die Gattin. Leo ist startet wieder da, wo er nicht hin wollte.

Leo wird von Mark Wahlberg gespielt und Wahlberg wirkt eher wie ein verschüchterter Schuljunge, als einer der vier Jahre eingesessen hat. Aber auf einem gewissen Level hält eine nuancierte Darstellung, luchst dem einen und anderem Moment schöne Leistungen ab. Er bleibt, wenn man sich an seinen zurückgezogenen Charakter gewöhnt hat, eine glaubhafte Figur. Eindringlicher und wesentlichinteressanter ist Willie Gutierrez von Joaquin Phoenix, Gott möge bewahren, das er nach dem Gladiator Erfolg nur noch auf finstere Charakteren fest gelegt wird. Aber Phoenix ist kein abgebrühter Kleinkrimineller, er lässt die Verzweiflung und seinen inneren Kampf spüren, auch wenn er sich nach aussen hin immer cool geben möchte. Phoenix ist durchweg überzeugend, mit vielen Facetten und darstellerischem Feingefühl. James Caan spielt Onkel Frank als gewissenhaften, wohl überlegten Geschäftsmann, der viel mehr von einem Marlon Brando als Pate zeigt, als den üblichen rücksichtslosen Gangster. Er ist besonnen und kennt seine Grenzen. Zusammen geben das Gespann Wahlberg, Phoenix und Caan ein durchweg differenziertes Bild ders sonst üblich präsentierten Halbwelt. Eine Rechnung die überraschend gut aufgeht.

Willie "besorgt" aber nicht nur gewisse Dinge, sondern auch viel Arbeit für Onkel Frank, in dem er mit einer Gruppe stupider Jugendlicher immer wieder auf den Abstellbahnhöfen (im englischen 'Yards') U-Bahzüge demoliert. Frank behält somit seine Vormachtsstellung in New York, weil die Aufträge immer ihn zugeschanzt bekommt. Nach einem unvorhersehbaren Zwischenfall auf einem der 'Yards', wird Leo zum gesuchten Mörder und das Drama entwickelt sich zum Politikum. Denn ein Konsortium für nicht so ganz einwandfreie Geschäfte, wittert in der Beziehung zwischen Leound Frank, eine Möglichkeit Franks Monopol zu brechen, in dem allerdings auch ein paar schwarz bezahlte Politiker vertrickt sind.

Regisseur Gray hat zusammen mit Matt Reeves aus einer schon unzählige male erzählten Geschichte, ein überraschend ruhiges und Charakter reduziertes Stück gemacht. An vielen Stellen kann sch der Regisseur einige Übertreibungen nicht verkneifen, wenn die Darsteller ständig in ein Gemurmel ihrer Dialoge verfallen. Aber mit seinen stimmungsvollen, in Brauntönen gehaltenen Bildern und dem angenehm zurückhaltenden Rhythmus bewegt sich The Yards weit weg vom Gauner-Klischee. Wie sich die geschichte auch entwickelt, es wird immer wieder deutlich, das die Charakteren dies so nicht wollten, immer nach anderen Auswegen suchen, anstatt sich gegenseitig aus dem Weg zu räumen versuchen.

Nur Ellen Burstyn, Faye Dunaway und Charlize Theron wirken absolut überbesetzt, bekommen viel weniger zu tun, oder zu sagen, als sie bringen könnten. Zudem bleibt Theron, in ihrem übertriebenen und nicht überzeugenden Outfit, mit ihren Gefühlen für Willie und später für Leo völlig im Dunkeln.

Es ist eine ständig gegen den Strich gebürstete Geschichte, solide und glaubhaft inszeniert. Dennoch sollte man die Erwartungen für The Yards nicht allzu hoch stecken. Vor dem einen oder anderen Klischee ist auch ein James Gray und Matt Reeves nicht so ganz gefeit.

Für Schlagzeilen sorgte übrigens Wahlbergs und Phoenix Schlägerei in The Yards, in dem beide Schauspieler soviel von sich gaben, das Regisseur Gray nicht wagte mit einem 'Cut' die Szene zu unterbrechen. Die beiden Freunde mussten sich später ihre blutigen Lippen und Nasen versorgen lassen und hatten noch Tage danach mit blauen Flecken zu kämpfen.


 

Zickenterror:

SAVING SILVERMAN

Darsteller: Jason Biggs, Amanda Peet, Jack Black, Steve Zahn, Neil Diamond u.a.

Regie: Dennis Dugan; Drehbuch: Hank Nelken, Greg DePaul; Filmschnitt: Debra Neil-Fisher; Kamera: Arthur Albert; Musik: Mike Simpson, Neil Diamond

USA / 2001 ; circa 90 Minuten

Dennis Dugan hat erst einen Film gedreht der sich 'Big Daddy' nannte und zwei wirkliche Nachteile mit sich zog. Er war nicht witzig und er hatte Adam Sandler in der Hauptrolle. Jetzt hat sich Dennis Dugan wieder in der Komödie vergriffen und diesmal mit erstaunlich bravourösen Schauspielern. Aber so richtig witzig ist das immer noch nicht. Da helfen die schon Leinwand bewährten und talentierten Black, Peet und Zahn nicht einmal drüber weg. Jason Biggs darf sich vom ‚American Pie’ – Image etwas entfernen, das macht ihn allerdings für das Publikum sehr uninteressant. Weder sein Charakter, noch Biggs selbst können weder Verständnis, noch Sympathien beim Zuschauer wecken.

Da ist also Darren Silverman (Biggs), einer von drei Losern, der endlich die Frau seines Lebens trifft. Doch Judith (Peet) hat eine gewisse Vorgabe für die Beziehung: Die Freundschaft zu Wayne (Zahn) und J.D. (Black) muss augenblicklich beendet werden. Und dann erzählt der Film in Ansammlung aller erdenklichen seltsamen und bewährten Situationen, wie Wayne und J.D. versuchen ihren Freund Silvermann vor der leibhaftigen Teufelin Judith zu retten. Irgendwann stößt sogar noch der ebenso leibhaftige Neil Diamond zum dynamischen Duo. Warum der schon Leinwand erfahrene Diamond sich ausgerechnet in diesem Kalauerwerk erwischen lässt, wird vielen und vor allem seinen Fans ein nicht zu klärendes Rätsel bleiben.

Das der ‚Zickenterror’ im Windschatten ausgelatschter Teenie-Klamotten daher kommt steht außer Frage. Wo in ‚American Pie’ Jungs die Hautrollen übernehmen, um hauptsächlich die Mädels zu amüsieren, ist und bleibt der ‚Zickenterror’ reines männliches Vergnügen. Wenn man denn von Vergnügen reden darf. So richtig in Schwung kommt der Film nie, dazu fehlen ihm ganz entschieden die humorvollen Glanzlichter. Nicht einmal richtig geschmacklos kann er sein und das lähmt von Szene zu Szene mehr. Zusammen genommen sind Peet, Zahn und Black hervorragend, wenn sie denn etwas zu tun bekommen. Das hat merklich wenig mit Dugans Regie zu tun, eher mit der hier unterforderten Professionalität der Darsteller. Jason Biggs verkommt zum Stichwortgeber und hat sich mit dem Film nicht den geringsten Gefallen getan.

Wer es dennoch wagt sich diesen Zickenterror anzutun, der wird viele gute Ansatzpunkte für grandiosen Klamauk bemerken, von denen keiner richtig zum tragen kommt. Filmschnitt und Kamera tun ihr Bestes, den Standart nicht ein bisschen zu heben. Um vielleicht ein passendes Wort für diesen Film zu finden, wäre ‚lieblos’ der beste Ansatz. ‚Saving Silverman’ heißt er im Original, aber zu ‚retten’ ist da gar nicht viel.


 

1408

Darsteller: John Cusack, Samuel L. Jackson, Mary McCormack und Jasmine Jessica Anthony

Regie: Mikael Hafström; Drehbuch: Matt Greenberg, Scott Alexander, Larry Karaszewski, nach der Kurzgeschichte von Stephen King; Kamera: Benoit Delhomme; Bildschnitt: Peter Boyle; Musik: Gabriel Yared

USA / 2007; circa 94 Minuten

Wie jede Adaption muss sich der Film an der Vorlage des Meisters messen lassen. Die erzählerische Kraft und Dichte von Stephen Kings Romanen war in Verfilmungen noch nie sehr präsent. ‚Misery’ verzichtete auf den Gipfel der Gänsehaut am Ende und Cujo wagte auch nicht den endgültigen Schritt, wenngleich beide zu den weit besseren Filmen gehören. Einzig Frank Darabont erfasste Kings Romane mit seinen drei Filmen im ganzen Umfang und der tragenden Tiefe. Wer bei Darabont nur auf ‚Die verurteilten – Shawshank Redemption’ und Green Mile’ kommt, darf den Kurzfilm ‚Woman in the Room’ nach Kings ebenfalls kurzer Geschichte nicht vergessen.

Regisseur Hafström hat die Kurzgeschichte ‚1408’ für sich entdeckt. Aus der 40 seitigen Geschichte bastelten Greenberg, Alexander und Karaszewski ein Gruselfeuerwerk wie es leider zu selten im heutigen Kino geworden ist, und die Drei scheiterten dennoch. Nun gehört Kings Vorlage auch nicht gerade zu den Glanzlichtern schreiberischen Schaffens, wie überhaupt der Autor sich in den letzten Jahren mehr der surrealen, statt der Horror-Schiene bediente. ‚1408’ bestand nur aus seinem Anfang, als Beispiel für ein Sachbuch, wie sich eine Geschichte entwickelte könnte. Der Schriftsteller war allerdings von seinem eigenen Anfang so gefangen, dass er die Geschichte zu ende schrieb. Als Experiment erschien ‚1408’ in einer Kompilation als reines Hörbuch und wegen des zu erwartenden, ausbleibenden Erfolges, später auch in gedruckter Form. Was im Audiobereich wunderbar funktionierte, lass sich dann nur noch halb so gut.

Mike Enslin (Cusack) ist Autor von Sachbüchern mit Gruselromantik und vielversprechenden Titeln wie ‚Zehn Nächte auf heimgesuchten Friedhöfen’, oder ‚Zehn Nächte in spukenden Pensionen’. Sein neustes Werk mit zehn Nächten in Hotelzimmern soll seinen krönenden Abschluss im Dolphin Hotel finden, in Zimmer 1408 (Quersumme!?). Enslin hat in noch keinen seiner Übernachtungen irgendeine Art paranormaler Beobachtungen machen können, versichert seiner Leserschaft aber Glaubhaft den üblen Hintergrund und die angeblichen Folgen seiner aufgesuchten Orte. Bei Zimmer 1408 soll es anders sein. Zuerst verweigert ihm das Hotel den Aufenthalt im gewünschten Zimmer mit Grusel-Ruf, mit einer gesetzlichen Klausel allerdings, gelingt es ihm eine Reservierung vorzunehmen. Vorher muss Mike allerdings an Hotel-Manager Olin (Jackson) vorbei, der ihn mit intensiven Reden beschwört Abstand von seinem Vorhaben zu nehmen. Olin wäre sogar bereit, Enslin einen Blick in das Zimmer werfen zu lassen, nur übernachten sollte er nicht. Der Autor glaubt die Lunte zu riechen, das Olin ihm eine gut gemeinte Charade vorspielen möchte, um ein besonderes Kapitel im Buch herauf zu beschwören. Enslin checked ein.

Angereichert mit allerlei Versatzstücken, die von kafkaesken Situationen, bis aufwühlenden Schockmomenten reichen, erlebt Mike Enslin die erste Stunde in Zimmer 1408 als Achterbahnfahrt des ultimativen Horrors. Mit im wirft der Regisseur den Zuschauer, nach der sehr gut inszenierten und gespielten halbstündigen Einführung, in eine 30 minütige Tour de Force von Grusel- und Schockmomenten, die man derart intensiv schon lange nicht mehr im Kino erlebt hat. Und das Filmteam erliegt auch nicht dem Reiz, obwohl der Anlass gegeben wäre, optische Exzesse in Splatter-Manier aus zu kosten. Und fast, aber nur fast, wäre dem Film der Clou gelungen, sich über die Normen des aktuellen Kinos hinweg zu setzten und seine eigenen Standards zu setzen. Fast. Denn was immer dem Zuschauer, und dazu Mike Enslin, widerfährt und ihn von einer nahenden Herzattacke zur nächsten zu treiben, steht in keinem Zusammenhang untereinander. Ins Bild springende Fratzen, Geister Erscheinungen, die sich verschiebenden Proportionen des Zimmers, huschende Schatten, unerklärliche Geschehnisse, nichts davon ergibt eine schlüssigen Erklärung die mit der Historie des Zimmers agiert. Während das Publikum sich als tiefer und tiefer in seinen Sessel gräbt steht die Erzählung vollkommen still und trägt nichts zum weiteren Verlauf bei.

Der Schluss des Filmes baut schließlich eine Situation auf, die offensichtlich Kafkas Fantasien mit Sartres Höllenvisionen mischt. Das wirkt wesentlich glaubhafter und es ist auch längst lösgelöst von Kings eigentlicher Vorlage. Ging es dem Horror-Autor um die simple Auseinandersetzung des überheblichen Protagonisten mit seiner eigenen Unzulänglichkeit, setzten die Drehbuchschreiber noch eine längst verstorbene Tochter für die Hauptfigur hinzu. Aber diese Ebene der Geschichte funktioniert weder in seiner emotionalen Grundlage, noch im ausgespielten Verhalten des sonst überzeugenden Hauptdarstellers. Das Spielen mit der Erwartungshaltung der Zuschauer und das Umkehren von Versatzstücken bleiben schließlich absehbar. Allgemein sind es eher die kleinen Gesten des Unheimlichen, die eine wesentlich aufregendere Wirkung erzielen, als die großen Zauberkunststücke des Effektkinos.

‚1408’ ist eine Plattform, die wieder beweist, das John Cusack wesentlich besseres Vollbringen kann, als ihm bisher als Erfolg beschienen ist. Cusack zuzusehen ist immer ein Vergnügen, wenngleich in diesem Fall ein Schauerliches. Obgleich fälschlicherweise zum Schwiegermutter-Typ degradiert, gelingen ihm immer wieder Nuancen im Spiel, die selbst die haarsträubendsten Drehbucheinfälle für einen Moment Wirklichkeit werden lassen. Und dieser Typ Mensch, hebt ‚Zimmer 1408’ aus seiner Unvollkommenheit heraus. Der Film ist während des Sehens ein ganz besonderer Horrortrip, der wirklich packt, gruselt und einem das Herz rasen lässt. Und hinterher fragt man sich dann, ob das denn wirklich alles so toll gewesen wäre. 

mainstream

 


 

 

Zodiac

Darsteller: Mark Ruffalo, Jake Gyllenhaal, Robert Downey Jr., Anthony Edwards, Brian Cox, Charles Fleischer, Philip Baker Hall, Elias Koteas, John Carroll Lynch, Chloe Sevigny, Dermot Mulroney u.v.a.

Regie: David Fincher; Drehbuch: James Vanderbilt nach dem Roman von Robert Graysmith; Kamera: Harris Savides; Bildschnitt: Angus Wall; Musik: David Shire; Musik-Supervisor: George Drakoulias; Bühne und Ausstattung: Keith Cunningham, Lori Rowbothm Grant, Kevin Cross, Dawn Brown Manser; Kostüme: Casey Storm

USA / 2007 ; circa 156 Minuten


Schon mit dem Beginn der Firmenlogos von Warner Bros und Paramount wird dem Zuschauer sehr schnell klar, das David Fincher hier ganz andere Wege als Regisseur eingeschlagen hat, als man von ‚Sieben‘, ‚Fight Club‘, oder ‚Alien 3‘ her gewohnt ist. Und doch bleibt Fincher sich und seinen Themen treu. Das Unheil, sowie das Verbreiten von unbequemen Gefühlen beherrscht er wie kaum ein aktueller Filmemacher, denn er zieht das Funktionieren dieser Atmosphäre aus dem Realismus der Geschichten und nicht künstlich aufgebauschten Versatzstücken. ‚Zodiac‘ ist anders, wie die bekannten Fincher-Filme, aber nicht minder einnehmend und fesselnd.

Schon mit dem Erscheinen der Firmenlogos von Warner Bros und Paramount, weiß der geneigte Zuschauer, das ihn etwas ganz anderes erwarten wird. Das wäre aber bei Regisseur David Fincher auch nichts Neues. Das Besondere, die Überraschung, der filmische Kniff. Kaum einer beherrscht die Gefühlswelt seiner Zuschauer so einnehmend wie Fincher, der mit der Steilvorlage eines genialen Drehbuches, stets die unbequeme Atmosphäre seiner Filme durchweg halten kann. Nicht die künstlich aufgebauschten Versatzstücke sind es, die diese Filme so beunruhigend machen, sondern der Realismus aus der Geschichte. Realismus gilt, auch wenn man von einem ‚Alien 3‘, oder dem ‚Fight Club‘ spricht. Bei ‚Zodiac‘ bekommt alles noch eine besondere Dimension.

Der Zodiak-Killer ist einer jener unrühmlichen amerikanischen Institutionen, die einher geht mit Ed Gain, oder Ted Bundy, aber innerhalb der Grenzen Europas weniger bekannt sind. Der Film dürfte es entsprechend schwer haben, in Deutschland ein an der Geschichte interessiertes Publikum zu erreichen. Zumal erst vor wenigen Monaten ein gleich betitelter Fernsehfilm in die Videotheken geschwemmt wurde. Zodiac nannte sich der Serien-Mörder, der scheinbar wahllos und in unbestimmten Zeitabständen Ende der Sechziger Jahre in der Gegend um San Francisco zuschlug. Dabei lieferte er sich ein makaberes Katz- und Mausspiel mit der Polizei, in dem er über diverse Zeitungen immer wieder neue Morde androhte. James Vanderbilts überaus geniales Drehbuch verfolgt die Ereignisse von 1969 bis 1992. Der Fall Zodiac ist bis heute nicht geklärt.

Erstaunlich an Finchers Regie, ist der konstante Rhythmus und die logistische Übersicht innerhalb der Unmengen von Fakten und geschichtlichen Abläufen. Vanderbilt hat ins Drehbuch gepackt, was möglich war und das sind annähernd alle Tathergänge, jede beteiligte Figur und jeder relevante Fakt. ‚Zodiac‘ ist allerdings nicht nur ein zeitgeschichtlicher Abriss, sondern funktioniert auch als filmische Zeitreise, bei der mit Kameramann Harris Savides die kühle Handschrift eines typischen Politthrillers der Siebziger Jahre wieder auflebt. Auf der einen Seite sind das die Polizisten Toschi und Armstrong (Ruffalo und Edwards) und dem gegenüber gestellt der Reporter Avery und der Karikaturist Graysmith (Downey und Gyllenhaal). Die Bilder sind klar und erlauben sich keine optischen Spielereien, sondern halten den Zuschauer streng auf dem Weg der eigentlichen Handlung. Lediglich bei den nur aus den Indizien hergeleiteten Tatabläufen der Morde, erlaubt sich die Kamera verstörende Ausreißer aus dem Korsett des sonst strikt gehaltenen Schemas von Kino welches dreißig Jahre vergangen ist. 

Bis hin die kleinsten Details, erlauben sich die Macher eine atemberaubende Achterbahnfahrt durch das Ambiente jener Epoche. Von der Maske, über die Ausstattung, bis hin zu ganzen Strassenzügen voll mit zeitgenössischen Autos. Dabei erlaubt es sich aber der Film in keiner Sekunde, mit diesem peniblen Aufwand zu kokettieren. ‚Zodiac‘ ist immer und zu jeder Zeit der Film über einen Serien-Mörder der zuviel Glück hatte. Doch die Nüchternheit, mit der Fincher seine Geschichte erzählt, birgt gleichzeitig die Notwendigkeit von harten Nerven, denn dadurch gestalten sich die Morde auf der Leinwand zu den schockierendsten und verstörendsten Momenten jenseits des modernen Horrorkinos. Fincher bleibt sich also treu, selbst wenn er ganz neue Wege geht.

Mit einer Darstellerriege, die scheint, als könne sie gar nicht besser gewählt sein, gelingt ‚Zodiac‘ eine intelligente Exkursion über den Perfektionismus des Filmemachens. Alles scheint zu stimmen und nichts ist dem Zufall überlassen. Selbst eine Verbeugung vor Don Siegels ‚Dirty Harry‘ lässt sich der Film nicht nehmen. ‚Dirty Harry‘ ist nicht nur einer der kontroversesten Streifen der Siebziger, sondern gleichzeitig der erste Film, der die Zodiac-Morde auch thematisierte, obwohl zu seiner Entstehungszeit der Mörder noch weiter sein blutiges Geschäft betrieb. David Fincher lässt den Bogen dieser Atmosphäre der ständigen Ungewissheit und Bedrohung ständig gespannt und lässt auch nicht für einen Moment los. Nur zur Versöhnung, hält der Film so etwas wie eine Auflösung bereit und lässt den Zuschauer wenigsten nach der Vorstellung aus seinem verhängnisvollen Griff. 

Der Film endet 1992 als der einzig wirklich Verdächtige in Zusammenhang mit den Morden, Arthur Leigh Allen, stirbt und ihn zeitgleich die Indizien endgültig überführen sollen. Indizien, wie der Film ausdrücklich klarstellt. Und damit endet auch ein Film, der auf höchstem Niveau unterhält, verstört und sich in keinem Moment auf Effekthascherei einlässt. Es ist ein Werk von David Fincher, ohne Zweifel, aber offensichtlich mit einem bis in die kleinsten Teilbereiche ineinander greifenden Team im Rücken, welches eine so hohe Leistung erst möglich macht. Jahre später, nach denen die Geschichte im Film bereits abgeschlossen ist, erlauben DNA-Tests genauere Analysen, demnach Arthur Leigh Allen nichts mit den Morden zu tun hatte.

bandit

 

 

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