U & V

 

U-571

 

Überall, nur nicht hier

Anywhere but here

Unbreakable

 

Underworld: Evolution

 

United 93

unter Flug 93

Untreu

Unfaithful

Verlorene Liebesmüh'

Love Labors Lost

Vermächtnis des geheimen Buches

National Treasure: Book of Secrets

Das Versprechen

The Pledge

Vertical Limit

 

Verwünscht

Enchanted

The Virgin Suicides

 

Voll Frontal

Full Frontal

Von Löwen und Lämmern

Lions for Lambs

V wie Vendetta

V like Vendetta

 

Abgeschminkt ; Allgemeines Archiv ; Kritikarchiv ; Globes & Oscars

U -  5 7 1

Darsteller: MATTHEW MCCONAUGHEY, HARVEY KEITEL, BILL PAXTON, JON BON JOVI, JAKE WEBER, T.C. CARSON u.a.

Regie: JONATHAN MOSTOW; Drehbuch: JONATHAN MOSTOW, SAM MONTGOMERY; Kamera: OLIVER WOOD; Filmschnitt: WAYNE WAHRMANN; Musik: RICHARD MARVIN

circa 116 Minuten

Handlung im zweiten Absatz !

Seit das Militär die Erfindung des U-Bootes für sich entdeckt hat, gibt es auch den guten alten 'U-Boot-Film'. Die tapferen Helden im Zeichen der Gerechtigkeit. Das fast zwanzig Jahren nach Petersen 'Boot' wieder einmal eine dieser Röhren im Auftrag des Sieges in die Tiefen versinkt, rechtfertigt noch lange nicht den ständigen Vergleich mit eben jenem Klassiker (wenn dieser Begriff erlaubt sein darf). Diesen Vergleich kann 'U-571' gar nicht standhalten. Ausser vielleicht, das die visuellen Effekte in 'U-571' im ein vielfaches gelungener sind. Doch sollte man, auch im Sinne jener Gerechtigkeit, sagen, das keiner der Macher von 'U-571' die Nähe zu Petersens Werk sucht. Damals handelte es sich um einen Film über den Krieg, jetzt kommt ein Film der nur im Krieg spielt.

Selbstverständlich gibt es nicht viele Variationsmöglichkeiten, das ist allein schon Ortsgebunden. Schon in den ersten 15 Minuten wird ganz klar festgelegt, worum es Regisseur und Drehbuchschreiber Mostow geht: Pures, Adrenalin getriebenes Action-Abenteuer. Selbstverständlich ein Frevel für jeden halbwegs vernünftigen Cineasten. Egal wie Action geladen, aussage, wie Charakterisierung muß vorhanden sein, schließlich sind alte Feindbilder und die Zeit überheblichen Heldentums vorbei. Wir schreiben ja auch schon das Jahr Zweitausend. Mostow wirft alle Regeln der Neuzeit wortwörtlich über Bord. Er liefert eine gradlinige Geschichte über einen Lieutenant ( McConaughey) der sich bewähren muß, über alle möglichen und unmöglichen damit verbundenen Schwierigkeiten und den notwendigen Sieg. Zur Seite steht selbstverständlich auch die richtige Crew, frisch, frei und heldenhaft. Es geht um reine Unterhaltung, das Level an Tiefe wird lediglich am Ort des Geschehens erreicht. Die Charakteren bleiben nur angerissen, gerade soviel, um den Zuschauer um die Helden fürchten zu lassen. Aber bei all der Oberflächlichkeit wird der deutsche Kapitän dennoch mit gewissen Regungen präsentiert, die Ermordung von Schiffbrüchigen Engländern geschieht auf Befehl des Führers und sichtlich gegen seinen Willen. Ein netter Ausreißer von der schwarz-weiß Malerei. Ein Trupp Amerikaner nähert sich einem havariertem deutschen U-Boot (eben die U-571) in einem als ebenfalls deutschen Unterseeboot getarnten Schiff. Der Auftrag heißt entern und die Chiffriermaschine in alliierten Besitz bringen, die mit dem Enigma-Code die Deutschen im See-Kampf so unschlagbar machte. Aber das amerikanische Boot wird zerstört, während sich der Enter-Trupp mit neun Mann auf der U-571 befindet. Von nun an heißt es, sich mit einem für die Amerikaner fremden Boot, das auch noch schwere Deffekte aufweist, durch die kriegerischen Gewässer den sicheren Heimathafen an zu laufen.

"Die Geschichte beruht nicht auf Tatsachen", die Filmemacher befreien sich schon zu Beginn des Filmes von allen Vorwürfen, die ihnen dennoch unüberwindlich anhaften. Ja, die Engländer waren die wahren Helden im zweiten Weltkrieg, die die legendäre Chiffriermaschine aus den Händen der Deutschen rissen. Aber wenn interessiert das schon, wer geschichtliche Genauigkeiten haben will, kann sich ja nochmals 'Das Boot' ausleihen. Das hier ist amerikanische Unterhaltung ohne Realitätsanspruch. Gnadenlos wird die Handlung voran getrieben. Spannungsbogen jagt Spannungsbogen, dabei kommen vielleicht die Charakteren um einiges zu kurz und einige verschwinden sogar unerklärbare Weise auf nimmer Wiedersehen, aber da detonieren die Wasserbomben, platzen die Tiefenmesser und jault das Echolot das dem Action-Fan das Herz zerspringt. Man darf es einfach nicht zu genau nehmen, dann können es sogar sehr unterhaltsame 2 Stunden werden. Ohne bemerkenswerten Tiefgang, aber mit mächtig viel Wasser vor der Linse. Kamera und Musik bilden eine spannende Einheit, treiben die Handlung gelungen voran. Die Effekte sind erfrischend real und glaubwürdig. Und die Helden sind wahre Helden. Wer sich noch für die alten Kriegsschinken aus den Fünfzigern und Sechzigern begeistern kann, wird jubelnd aus dem Kino schreiten. Der Rest wandert lieber ins Programmkino, oder holt 'Die Hard' aus dem Videoschrank.

Entgegen der massiven Werbekampagne und dem 'Nummer eins Hit aus Amerika', schaffte 'U-571' nicht einmal am Eröffnungswochenende den Hafen der Top-Fünf. Überdrüssig von schlechten 'Gone in sixty Seconds', 'Perfect Storm', oder 'M:I-2' wollte einfach niemand die Tauchfahrt des Schreckens sehen. Da blieb dem europäischen Markt dieser Kriegsfilm erst einmal erspart. Durch das Drama des russischen U-Bootes Kursk aufgeschreckt, witterte 'Highlight Film' die große Chance für großes Kino. Sonst nur auffällig für schlechte Zweitverwertungen und noch schlechtere Dolph Lundgren Streifen auf Video, griff 'Highlight' in die Untiefen der Möglichkeiten. Doch die sensationsgeilen Nachrichtenmacher haben längst die Kursk auf Grund vergessen und etlichen anderen Meldungen im Medienrummel hochgejubelt. Die Rechnung scheint nicht aufgegangen zu sein. Der Misserfolg von 'U-571' mag kein Verlust für die Kinowelt sein, aber die Pressebesprechungen haben ihm wesentlich schlechter behandelt, als er es wirklich verdient hat.

 


 

Überall, nur nicht hier - Anywhere but here

Darsteller: SUSAN SARANDON, NATALIE PORTMAN, EILEEN RYAN, RAY BAKER, JOHN DIEHL u.a.; Drehbuch: ALVIN SARGENT; Kamera: ROGER DEAKINS; Regie: WANE WANG; 114 Minuten

Adele (Sarandon) und Ann August (Portman) verlassen, gegen den Willen von Ann, ein kleines Kaff in Wisconsin, um in Beverly Hills endlich ein Leben zu beginnen, wie es Adele nie beschienen war. Es ist eine Flucht, mit der weder Ann zurecht kommt, noch Adele bereit ist, zu zugeben das es ihrer rastlosen Natur scheinbar kein Ort der Welt Recht machen könnte. Ann beschließt schon mit vierzehn Jahren, die Loslösung von ihrer nervigen Mutter baldmöglichst vorzubereiten, welche sie zu einer Schauspielkarriere drängt. All ihre verlorenen Träume versucht Adele wenigstens bei Ann Wirklichkeit werden zu lassen. Doch Ann hat mit ihrem wachen Verstand längst begriffen, das sie ihr Leben rigoros in die eigene Hand nehmen muß.

Wenn ein ohne besondere Höhepunkte auskommen muß, wenn er keine großartigen Special Effects aufweisen kann, oder der Plot weit davon entfernt ist, neu zu sein, dann bedarf es schon ganz besonderer Leute, etwas besonderes daraus zu machen.

Zum einen Wayne Wang. Der Regisseur, der mit 'Smoke' einen der eigenwilligsten Episodenfilme kreierte und diesem Genre neues Leben einhauchte. Die bekannte Geschichte einer überdrehten Mutter und ihrer erstaunlich erwachsenen Tochter läßt Wang alleine durch seine Schauspieler leben. Er gibt ihnen die Zeit und er überläßt ihnen seinen Einflußbereich. Er hat verstanden, wann er dran bleiben muß und wann er einen Schritt zurück zu treten hat. Und dennoch fehlt ihm ein entscheidendes Quäntchen von Scorseses Feinfühligkeit bei 'Alice lebt hier nicht mehr', was 'Anywhere but here' zu einem zeitlosen Kammerspiel machen würde.

Dann ist da Susan Sarandon, sicherlich nicht in ihrer ausdruckstärksten Rolle. Aber Sarandon verkörpert einfach den besitzergreifenden Charme ihrer Charakteren, sie kann sich so herrlich fallen lassen und die Zwiespältigkeiten von einer starken Persönlichkeit und einer verängstigten Frau im richtigen Moment aus dem Gleichgewicht geraden lassen. Besonders im letzten Drittel des Filmes läuft sie zu 'Thelma & Louise' und 'Dead Man Walking' Qualitäten auf.

Natürlich ist da noch Natalie Portman, die an ihre Grenzen stößt, mit ihren siebzehn Jahren eine Vierzehnjährige zu verkörpern. Doch dies bleiben Nebensächlichkeiten, ihr Spiel ist von facettenreicher Präzision. Wenn es auch schwer vorstellbar bleibt, ist die treibende Kraft in jeder Szene Portman und kann gar nicht anders, als Sarandon ständig nur die zweite Geigen übernehmen zu lassen. Susan machte übrigens das Mitwirken an dem Film von der Teilnahme Natalies abhängig.

Selbstverständlich bleibt 'Anywhere but here' kein trockenes Beziehungsdrama. Fein geschliffene Dialoge, manchmal bitterbös, teilweise befreiend heiter und immer wieder treffend lebensnah. Es ist in der Tat ein episodenhafter Film. Er bleibt ohne besondere Höhepunkte, aber die reale und auch humorvolle Umsetzung versprechen 114 Minuten packende Charakter-Stimmungen. Nein, kein Meisterwerk, aber ein an keinem Punkt langweiliges Kammerspiel mit höchst interessanten Schauspielern und einer passenden Inszenierung.

 


 

Unbreakable:

Darsteller: Bruce Willis, Samuel L. Jackson, Robin Wright Penn, Charlayne Woddard, Spencer Treat Clark, James Handy, Eammon Walker, WElizabeth Lawrence u.a.

Regie: M. Night Shyamalan; Drehbuch: M. Night Shyamalan; Kamera: Eduardo Serra; Filmschnitt: Dylan Tichenor; Musik: James Newton Howard;

USA / 2000; circa 107 Minuten

Handlung ab dem dritten Absatz !

Weder Griffith, noch Chaplin kammen damals so einer Urgewalt über die Leinwand. Wenn es ein Regisseur schaffte, dem gebürtigen In der Shyamalan etwas vor zu machen, dann war es wohl der Aufstieg von Francis Ford Coppola, der von Null auf Hundert mit dem 'Paten' die Kinowelt revoluzionierte und einer der zehn erfolgreichsten Streifen der Kinogeschichte in die Taufe hob. M. Night Shyamalan hatte sein Kino-Debut vor zwei Jahren auch unter die zehn erfolgreichsten Filme der Geschichte gebracht. Und er hatte das Horror-Genre mit der leisen, unaufdringlichen, aber hypnotischen Art von 'Sixth Sense' gesellschaftsfähig gemacht.

Shyamalan versprach mehr. Jemand, der als Unbekannter Bruce Willis vor die Kamera bekam. Einer, der einem elf Jährigen sensationelle Darstellungen abgewinnen konnte. Der, der mit einem vom Allgemein-Publikum ungeliebten Genre generationsübergreifende Zuschauermassen ins Kino zerrte. Dieser Mann versprach mehr, und er wollte es dem erwartungssüchtigen Publikum auch liefern. Nun macht man es sich ziemlich einfach, zwei Filme nebeneinander zu stellen. Es hat etwas billiges ansich, einen Film nur aus Vergleichen heraus besprechen zu wollen. Aber es ist der Regisseur und Drehbuchautor selbst, der es einem einfach und billig macht. M. Night Shyamalan inszenierte seinen Nachfolgehit 'Unbreakable' wie einen eineiigen Zwilling von seiner vorangegangenen Geistergeschichte.

Wie ein lebendes Abziehbild des weltlichen Unwohlseins, wandelt Bruce Willis als David Dunn durch die karg gefärbten Bilder einer durchgehend müden Atmosphäre. Er überlebt als einziger, da verrät man bestimmt nicht zuviel, ein Zugunglück mit 131 Toten. Kurz darauf schickt ihm der Comic-Sammler und -Händler Elijah Price (Jackson) eine Nachricht mit der Frage, wie oft in seinem Leben Dunn eigentlich krank gewesen wäre. Und wer bisher gut aufgepasst hatte, wird den ersten von raffiniert versteckten Hinweisen bemerken, die 'Sixth Sense' zu so einem bemerkenswerten Puzzlespiel machten. Am Ende aber bleibt es bei 'Unbreakable' ohne Bedeutung. Schon aus der Eingangssequence kennt man den Leidensweg von Price und wie ihm bereits bei der Geburt Arme und Beine gebrochen waren. Price hat sogenannte Glasknochen und bei dem Zusammentreffen zwischen ihm und Dunn bereits 56 Brüche hinter sich. Price' Theorie, Dunn könnte sein universelles Gegenstück sein, lässt den scheinbar Unverwundbaren zunächst kalt. Man muss sagen, das der Regisseur genau wusste was er wollte und dies auch bekam. Die ungeheuere Bildsprache in Zusammenarbeit mit Kameramann Eduardo Serra weicht nie von ihrem Konzept ab und bildet die essentielle Grundlage für das erzählerische Konzept. Die blassen Töne und kontrastarmen Einstellungen erklären mehr als es überflüssige Dialoge könnten, sie dominieren die Stimmungslagen und bestimmen selbst den Rhythmus, den Shyamalan eher getragen anstelle einer treibenden Kraft inszenierte.

Doch dann muß Dunn feststellen, das sein Instinkt als Sicherheitsmann in einem Football-Stadion auf mehr als nur jahrelange Erfahrung zurück zu führen ist. Aber ein vermiestes Vorstellungsgesräch in New York, nachdem auch das Zugunglück stattfand, und die in erster Linie zerüttete Ehe mit Audrey (Wright Penn) lassen den freudlosen Helden nur zögerlich akzeptieren, das zumindest Teile jener Mutmassungen des hartnäckigen Elijah Price ihre Brechtigung haben müssen. In einer Sequence, in welcher der Regisseur vorsichtigen, aber bis dahin längst notwendigen Humor zulässt, testet Dunn mit seinem Sohn Joe (Clark) im privaten Kraftraum mit immer weiter gesteigerten Gewichten, wieviel der Unzerbrechliche zu stemmen vermag. Im Zuge der sich nur langsam entwickelnden Geschehnisse beschliesst David Dunn mit seiner Frau einen Neuanfang. Aber immer wieder nervt Price mit seinen Vergleichen von Comics zum richtige Leben, von der Gesinnung zwischen Gut und Böse, mit der uralten Erkenntnis, alles im Universum müsse ein Gegenstück haben.

Die ungeheuere Intensität, die Shyamalan in seine Erzählung, in seine Bilder und in seine Charakteren legt hakt sich am eigenen Mhytos fest. Die sich stetig entwickelnde Erzählung aus 'Sixth Sense', verkümmert bei 'Unbreakable' zu einem ständigen Kreisen um eine längst offenbarte Geschichte, unter dem scheinbaren Zwang, dem Publikum eigene Gedankenspiele auf zu drängen und diese selbst überwerfen zu lassen. Mit Fortschreiten der sich nur spärlich entwickelnden Geschichte, scheint diese immer wieder von anderen Ansätzen aus neu zu beginnen. Auch 'Sixth Sense' durfte mit weniger Handlung auskommen, als man eigentlich bewußt wurde, jedoch wird das Bestreben bei 'Unbreakable' offensichtlich, die Strukturen weitläufig bekannter Abhandlung noch um ein weiters zu brechen. Die meisten Handlungsabschnitte von 'Unbreakable' sind wie filmische Arien stilisiert, als erzählerischer Stillstand. Es bleibt lediglich die Atmosphäre, die Shyamalan erst dann durchbricht, wenn thematisch der richtige Zeitpunkt gekommen ist, der Zuschauer aber längst von der Tristess vereinnahmt wurde. Die gebrochene Haltung des Hauptdarstellers, welche in 'Sixth Sense' den wesentlichern Bestandteil der filmischen Konzeption bildete, wird hier zur fadenscheinigen Wiederholung degradiert. Gefühle, selbst ein freundliches Lächeln, bleiben soweit für Willis Tabu, das Mitleid nicht für den Charakter, vielmehr für den unterforderten Schauspieler entsteht. Der Mann im Rollstuhl, das körperlich und geistige Gegenstück hingegen, lähmt mit immer wiederkehrenden Zitaten, mysteriösen Theorien und diabolischer Besessenheit die Aufnahmebereitschaft.

Was dem mittlerweile 30 jährigen Initiator zu einem Erfolg führen wird, ist die gekonnte und bis auf das letzte ausgereizte Einheit von Bildsprache, Musik, Darstellung und Mystizismus. Ein gültiges Musterbeispiel von funktionierender Umkehr traditioneller Rezepturen. Was Shyamalan auf der anderen Seite scheitern lässt, ist seine Selbstsicherheit im Umgang mit der Faszination des Unerklärbaren, von Scheinwelten und religiösen Freiheiten. Auf keinen Fall geht der Drehbuchautor so freizügig, oder leichtfertig mit religiösen Versatzstücken um, oder bedient sich längst bekannter Eigenarten, die für das Genre üblich geworden sind. Aber gerade der Reiz des Neuen, der Drang sich zu übertreffen und die gewonnene Offenheit des Publikums gegenüber des frisch geborenen Wunderkindes Shyamalan, lassen ihn in die Falle der Selbstgerechten treten. Die überraschende Wendung, die Auflösung der Geschichte präsentiert sich genauso wenig offensichtlich wie dereinst im Vorgänger-Film, aber es wurde in den vorangegangenen 100 Minuten zu wenig getan, um glaubhaft bestehen zu können. Je mehr sich der Film immer wieder um sich selbst gedreht hatte, umso selbstherrlicher nimmt er an, daß das Ende als solches akzeptiert wird. Aber gerade in dem Verlangen nicht zu sehr Gottes Vorsehung zu beanspruchen, fehlt am Ende dem Regisseur der entscheidende Griff in die Mysterienkiste.

Hätte sich der Filmemacher nicht so streng am eigenen Erfolg orientiert, wäre ihm erspart geblieben, was viele vielleicht als unfair anführen könnten, aber als logische Weiterentwicklung von 'Sixth Sense', und als solche ist 'Unbreakable' ganz offensichtlich gestaltet, sind Vergleiche mehr denn je unumgänglich. Und in diesem Sinne ist ein durchaus faszinierender Film am Ende doch gescheitert.

 


 

Underworld: Evolution

Darsteller: Kate Beckinsale, Scott Speedman, Tony Curran, Derek Jacobi, Bill Nighy u.a.
Regie: Len Wiseman; Drehbuch: Danny McBride; Kamera: Simon Duggan; Bildschnitt: Nicolas De Toth; Musik: Marco Beltrami
USA / 2006; circa 106 Minuten


Len Wisemans Vision einer Welt in dem Krieg zwischen einem Vampir-Clan und einem Stamm von Werwölfen herrscht, geht in die zweite und dabei entscheidende Schlacht. Und der Zuschauer ist das erste Opfer des Krieges, Kollateral -Schaden eben.

In einer Eröffnungssequenz, die dem geneigten Publikum stark an einen Misch-Masch von den Einstiegen bei ‚Wächter der Nacht’ und ‚Van Helsing’ erinnern muss, wird endlich die Geschichte um den Krieg zwischen Vampiren und den Likanern genannten Werwölfen geklärt. Gibt der Film zumindest vor, denn hier bleiben immer noch einige Fragen offen. Doch diese Fragen vergisst man schnell, weil man mit so vielen Namen und gleichzeitigen Handlungswechseln bombardiert wird, das es ‚Underworld: Evolution’ tatsächlich schafft, anfänglich nach wesentlich mehr aus zu sehen, als wirklich dahinter steckt. Dabei tun sich sehr viele Logik-Fehler auf, dass man gegen Ende keine Lust mehr verspürt, dabei zu bleiben. Warum Derek Jacobis Filmfigur seinen Filmsohn nicht töten kann, aber für 300 Jahre in einen Sarkophag großes Gefängnis sperrt, ist eine der vielen Unsinnigkeiten.

Kate Beckinsale wurde von ihrem jetzt Ehemann, Regisseur und Underworld Erfinder Wiseman schon in wesentlich abenteuerlichere Latex-Posen gesetzt. Anstatt den offensichtlich sexuellen Anreizen der Vampirin Selene (Beckinsale) filmisch nachzugeben, der Hauptpunkt für den überraschenden Erfolg des ersten Teils, konzentriert sich die zweite Offensive auf möglichst viele Kämpfe zwischen den Gestalten der Unterwelt. Diese konzentrieren sich auf unendlich viel hintereinander geschnittene Nahaufnahmen und führen schnell zum optischen Overkill. Auf Bildtotalen verzichtet der Film offensichtlich gerne. Der Zuschauer verliert überraschenderweise nicht den logistischen Überblick, aber Freude kommt deswegen auch nicht auf.

Mehr ist nicht gleich mehr, ist eine schmerzliche Erfahrung, die man mit diesem zweiten Aufguss eines wahrhaft gelungenen ersten Teils, wieder einmal machen muss. Die künstliche Ästhetik, ein gewollter und bestechender Aspekt des Vorgängers, ist vollkommen verschwunden. ‚Evolution’ bombardiert dafür Bild für Bild die Sinne mit dem stetigen Gefühl von Trickeffekten. Dem Film ist es nicht einmal zu dumm, im Abspann die selbe krachende Pseudo-Rockmusik aufzufahren, die mittlerweile auch beim billigsten Horrorschund obligatorisch geworden ist.

Es war unvermeidlich, das ‚Evolution’ das Fundament für einen dritten Teil gelegt hat. Trotz all dem Versagen, das dieser Kriegsschauplatz an den Tag legt, wird die dritte Angriffswelle nicht ausbleiben. Doch mit so attraktiven Darstellern, die wieder das Kommando an sich reißen müssten, ist der Kampf zwischen den Kreaturen noch lange nicht verloren. Eine kleine Rückbesinnung an die alte Strategie, würde auch wieder besser den schwarzen Latex krachen lassen.

mainstream

 


 

Untreu - Unfaithful

Darsteller: Diane Lane, Richard Gere, Olivier Martinez, Erik Per Sullivan, Zeljko Ivanek, Dominic Chiansese, Kate Burton, Chad Lowe u.a.

Regie: Adrian Lyne;

Drehbuch: Alvin Sargent, William Broyles Jr. nach dem Film 'La Femme Infidele'; Kamera: Peter Biziou; Musik: Jan A.P. Kaczmarek; Filmschnitt: Anne V. Coates

USA / 2002 ; circa 124 Minuten

Am Anfang kommt Sturm auf. Ein Sturm der die brave und scheinbar glückliche Hausfrau Connie Sumner (Lane) in die Arme des Franzosen Paul (Martinez) treibt. Adrian Lyne gelingt es geschickt, Atmosphäre seiner Bilder und die Geschichte ineinander fliessen zu lassen. Es geht ihm in diesem losen Remake des Cabrol Klassikers nicht um das offensichtliche, sondern rein um die Gefühlswelt der Figuren. So sind die stärksten Szenen von 'Unfaithful' die, in denen vollkommen auf Dialog verzichtet wird und die Protagonisten ohne Partner die Leinwand ausfüllen müssen. In seiner ungemein eindringlichsten Sequence lässt Regisseur Lyne die Kamera auf Diane Lanes Gesicht und durch sie ihren ersten Seitensprung wiedererleben. Diese Sequence wird leider immer wieder unterbrochen von Bilder der tatsächlichen Geschehnisse. Aber nur Lanes Gesicht, mal verzweifelt, dann wieder kindlich lächelnd, um dann wieder in Tränen auszubrechen, wie sie im Zug nachhause sitzt, zurück zu der geliebten Familie und die Kamera bleibt minutenlang bei ihr, dies ist eine grandiose Studie menschlicher Tiefen, mit der sich Diane Lane nach über zwanzig Jahren endlich neben anderen überschätzten Hollywood-Schnepfen behaupten konnte.

Wer wieder ein 'Neuneinhalb Wochen', oder 'Fatal Attraction' erwartet, wird enttäuscht. Aber der Zuschauer wird positiv enttäuscht. Wie sich die Figuren einander annähern, wie sie zueinander finden und wieder trennen, wie der Ehemann ungläubig den Spuren seiner Ängste nachgeht und das bittere Geheimniss erfahren muss, das ist Psychothriller im wahrsten Sinne des Wortes. Da entsteht Spannung aus dem was der Zuschauer nicht sehen kann, da wird in einzelnen Szenen gezeigt, was für andere Schreiber für ganze Dramen reichen würde. Die letzte halbe Stunde gehört ganz Diane Lane und Richard Gere, die nach fast zwanzig Jahren ('Cotton Club') wunschgemäß wieder miteinander spielen dürfen. Und auch Gere überrascht, mit auffallender Zurückhaltung. Ein treusorgender und liebender Familienvater, der keinerlei Gründe für den Fehltritt seiner Frau liefern würde. Zwei Menschen die sich gefunden haben und weit darüberhinaus lieben und zu schätzen wissen. Und doch geschieht alles aus einer unerklärlichen Logik heraus, alles bleibt nachvollziehbar. Adrian Lyne und das fabelhaft differenzierte Drehbuch von Sargent und Broyles geben keine Lösungen vor. Die wärmenden Brauntöne der Bilder wechseln allmählich in kühleres Blau. Das Publikum wird zur eigenen Entwirrung des psychologischen Hexenkessels gefordert.

Doch in seiner dichten Erzählweise ist 'Unfaithful' oft auch unangenehm zu beobachten, so tief blickt der Regisseur in das Innere seiner Figuren und so ungewöhnlich weit öffnen sich die Darsteller. Und jede Szene verdichtet die Geschichte, kein Leerlauf entsteht. Jede einzelne Sequenze fügt sich in das Gewebe dessen was geschah und noch kommen wird. Das macht 'Unfaithful' ungemein beindruckend und fesselt einen weit über die eigentliche Filmlänge hinaus. Er verwirrt und lässt keinen unberührt. Das macht in oft unangenehm, aber man sollte es keineswegs versäumen.

 


 

SHAKESPEARE'S Verlorene Liebesmüh' - Loves Labours Lost

Darsteller: KENNETH BRANAGH, ALICIA SILVERSTONE, ALESSANDRO NIVOLA, NATASCHE MCELHONE, NATHAN LANE, MATTHEW LILLARD; Drehbuch & Regie: KENNETH BRANAGH; 94 Minuten

Die Rahmenhandlung der Geschichte wird angerissen!

In dieser vierten seiner Shakespeare Adaptionen, vergißt Kenneth Branagh einfach alles, was ihn zum prädestinierten Nachfolger von Laurence Olivier machen sollte. Er wirft hinter sich, was ihn für die Neuzeit so interessant macht. Flott setzt er sein närrisch, verliebtes Verwirrspiel in Szene, inszeniert graziöse Revue-Nummer und gönnt seinen Schauspielern größtmöglichen Spaß beim agieren. Kenneth Branagh beherrscht seine, komplett im Studio entstandene Kulisse und er schafft es schon leichter Hand munter die Zeiten zu mischen. Die Geschichte des Königs von Navarra und seiner drei Gefolgsleute und das Zusammentreffen mit der Prinzessin Frankreichs und wiederum deren drei holden Anhängsel verlegte der Brite auf 1940. Aber anders als der düstere 'Richard III' mit Ian McKellen, der in der selben Zeit angesiedelt wurde, beinhaltet 'Verlorene Liebesmüh'' eine romantische Komödie und hält den Hintergrund des zweiten Weltkrieges nur im wagen Augenschein. Dafür läßt er die vier Paare der verirrten und verwirrenden Liebesnöte lockere Gesangseinlagen und flotte Revuenummern auf das Parkett der großen Leinwand legen und gibt reichlich Gelegenheit den Klängen von Gershwin, Porter und Berlin zu lauschen. Das Branagh seine gesamten Sets ins Studio verlegte und schamlos die künstliche Atmosphäre zu nutzen weiß, verleiht seiner Interpretation des Stoffes einen schon aberwitzigen Kitsch der den Zuschauer Impressionen von Selznick und Ziegfeld aufdrängt. Alles könnte so schön sein und seine Hommage an die alten Revue- und Musicalnummer ist erstaunlich, wenn auch im kleineren Rahmen gelungen. Doch die schwungvolle Musik des zwanzigsten Jahrhunderts und der lockere Text des sechzehnten Jahrhunderts gehen keine geeignete Ehe ein, zu unterschiedlich prallen beide Formen von Sprache und Stil aufeinander. Sein kühner Vorstoß steht Branagh am Ende selbst im Weg. Um so trauriger, da die Inszenierungen immer wieder mit kleinen Geniestreichen angehaucht wurden. Aus seinem Können heraus, hat es der Regisseur einfach übertrieben und letztendlich nicht mehr in den griff bekommen. Und dann scheinen die Schauspieler auch noch soviel Spaß an ihrem Rollen mitgebracht zu haben, das Branagh vergaß ihnen die nötige Intensität abzuverlangen, die aufgrund der ohnehin schwierigen Sprache selbst bei einer Komödie geboten sein müßte. Das dies sogar auf allerhöchstem Niveau funktioniert, hat Branagh mit 'Viel Lärm um nichts' glänzend bewiesen, einer wesentlich schwierigeren und komplexeren Geschichte. Aber man sollte zugeben, das die 'verlorene Liebesmüh'' einen Grad an leichter Unterhaltung und gefälliger Inszenierung besitzt, der diesen Film durchaus angenehmen Zeitvertreib beschert. Es ist eben nicht alles Gold was glänzt, aber Branagh läßt es dafür aufreizend glänzen.


Das Vermächtnis des geheimen Buches – National Treasure: Book of Secrets

Darsteller: Nicholas Cage, Justin Bartha, Diane Kruger, Jon Voight, Helen Mirren, Ed Harris, Harvey Keitel und Bruce Greenwood u.a.

Regie: Jon Turteltaub; Drehbuch: The Wibberleys (Cormac und Marianne Wibberley); Kamera: John Schwartzman, Amir Mokri; Bildschnitt: William Goldenberg, David Rennie; Musik: Trevor Rabin

USA / 2007; circa 123 Minuten

Was gibt es schon über einen Film zu sagen, wo der Held weniger zu hat, als all seine Nebendarsteller, in dem gleich zwei voneinander getrennte Paare wieder zueinander finden, der mit dem wohl aufgebrauchtesten Schlussgag der Filmgeschichte aufwartet und der tatsächlich an seiner eigenen Ausgangssituation scheitert.

Man stelle sich hochkarätige Schauspieler vor, wie Helen Mirren, Ed Harris, oder Jon Voight und dann kommt ein derartiges Drehbuch vorbei. Ach, wäre es nur vorbei gegangen. Es ist geblieben und hat sich wie ein Pilz ausgebreitet. Und wie jeder aggressiver Pilz, hat auch dieser alles Befallene unansehnlich gemacht. Aber man zieht aus verseuchten Häusern aus, und arrangiert sich nicht mit der lebensbedrohlichen Situation.

Zu spät. Das Kind ist schon in den Brunnen gefallen, oder vielleicht auch in den Geheimgang, oder irgendwo hin. Was dieser zweite Aufguss von ‚Vermächtnis‘ zu bieten hat, ist ganz große Ratlosigkeit. Es geht darum, den Familiennamen des Helden rein zu waschen und zu beweisen, das der Ur-Ahn nichts mit der Ermordung von Abraham Linclon zu tun hatte. Und es geht darum die unsinnigsten Dinge zu tun, damit überhaupt irgendetwas passiert. Die Jagd (!) führt nach Frankreich, da muss auf umständlichste Weise, aber mit modernsten Mitteln die Freiheitsstatue belästigt werden. Die modernsten Mittel beinhalten aber nicht Google, sonst hätte man das alles lässig zuhause am Computer machen können. Oh, haltet ein, es wird ja noch bei Buckinghams eingebrochen. Richtig, in einem Actionfilm muss das so sein, weil man als anerkannter Professor bei höflicher Anfrage jederzeit einen normalen Termin bekommen könnte.

Weiter, weiter, weiter. Irgendwann fällt mal das Wort Kolibri und der Pawlowsche Reflex jagt alle Beteiligten zum Mount Rushmore. Warum, weiß keiner. Interessiert ja auch nur peripher, weil wir uns auf einer Schatzsuche befinden. Oder sollte man gerade da nicht irgendwie, mit Logik, vielleicht ein bisschen... Also es werden immer irgendwelche Reizwörter gerufen und die Akteure machen Dinge die damit nicht das Geringste zu tun haben. Aber sie machen es richtig. Jedenfalls lernt man, das die Azteken doch amerikanische Ureinwohner waren, aber grundsätzlich als tief in die Erde gebaut haben. Wahrscheinlich war ihnen die goldene Stadt so peinlich, dass es keiner sehen sollte.

Aber jetzt wirklich genug mit der Kleinkrämerei. ‚National Treasure 2‘ kann stolz darauf sein, das schlechteste Drehbuch für einen als Blockbuster konzipierten Filmes zu haben. Nichts darin macht Sinn, nichts darin fügt sich zusammen, es gibt keine spannenden Höhepunkte, es gibt keine Rätsel und es gibt Nicholas Cage genügend Freiraum zu beweisen, das er nicht in der Lage ist diese Art von Film zu tragen. Er mag in bestimmten Kreisen seine Anhänger haben, doch das hat Charles Manson auch. Der leidende Dackelblick hat in Stadt der Engel Wunder gewirkt, aber bei ‚National Treasure‘ zeigt sich erneut, das Mister Cage einer der meist überschätzten Schauspieler unserer Zeit ist.

Und Regisseur Jon Turteltaub gibt sich noch alle Mühe, aus einem miserablen Drehbuch heraus, seine Darsteller noch miserablere Dinge tun zu lassen. Vielleicht hatten alle eine Menge Spaß bei den Dreharbeiten, doch das macht noch lange keinen guten Film. Geschweige denn, das von dieser Freude etwas auf den Zuschauer überspringt. Aus dem ‚Höher, Schneller, Weiter‘ eines jeden zweiten Teiles, hat man hier schnell mal drei Gänge zurück geschalten. Bloß jede Anstrengung vermeiden. Keine überfrachteten Action-Sequenzen, die das Fehlen von Logik entschuldigen. Nicht ein einziger pfiffiger Dialog, bei dem man gerne auch auf  A-Listen Schauspieler verzichten könnte. Keine cleveren Rätsel, die jede Handlung überflüssig machen würden. Und zu guter letzt dieser sensationelle Gag am Ende des Filmes. Es stehen bei so einer Aufnahme mindestens dreißig Leute hinter der Kamera, ist denn da keiner dabei der vorsichtig anmerkt, das dies absoluter Scheiß ist?

Und jetzt die große Spoiler-Parade: Am Ende wird der Familienname der Gates' rein gewaschen, von allen Beschuldigungen frei gesprochen. Da hat sich gelohnt, ganze 123 Minuten durch zu halten. Wenn man allerdings die Erklärungen und Aussagen etwas dreht und wendet, und das ist das Interessanteste, kommt überhaupt nichts dabei raus. Ausgangssituation, Endergebnis. Mal so, mal so betrachtet und das Drehbuch hebelt sich selbst aus. Das hat sich ein derart kostenintensiver Film bisher noch nicht geleistet.

Das sich mysteriös ‚The Wibberleys‘ nennende Autorengespann schreibt im Moment noch mehr Drehbücher. Die kleine Frau, die in der Flasche wohnt und die noch kleineren Menschen, die im U-Boot durch den menschlichen Körper fahren. Zwei Institutionen des amerikanischen TVs und Kinos, wie ‚I dream of Jeannie‘ und ‚Fantastic Voyage‘ in den Händen von Menschen die Referenzen wie ‚ ‚National Treasure 2‘ vorweisen und dann auch noch stolz darauf sind. Das hört sich nicht nur fürchterlich an. Da besteht doch wirklicher Handlungsbedarf und zwar schnellstmöglich.

Hinter der ‚Vermächtnis der Tempelritter‘ her zu sein hat, war nicht der Höhepunkt der Filmkultur, doch er hatte immer in den richtigen Momenten gewusst auf was er sich konzentrieren musste, wo sein Anliegen bestand und wann man Logik getrost beiseite schieben durfte. Und er hatte annehmbare Actionszenen, sowie übertrieben originelle Set-Aufbauten. Bis auf Titel und Darsteller, hat dieser Film nichts mit dem Vorgänger zu tun. Naja, vielleicht ein bisschen. Man hat einfach den doppelten Espresso mit Blasen- und Nierentee getauscht.

bandit

 


 

Verschollen:

CAST AWAY

Darsteller: Tom Hanks, Wilson, Helen Hunt, Nick Searcy, Lari White, Michael Forest, Vivika Davies u.a.

Regie: Robert Zemeckis; Drehbuch: William Broyles; Kamera: Don Burgess; Filmschnitt: Arthur Schmidt; Musik: Alan Silvestri

USA / 2000 ; circa 143 Minuten

A C H T U N G : HANDLUNGS-WARNUNG !

Wer die Grundidee von Cast Away hört, wird sich zwangsläufig gelangweilt abwenden müssen. Einzig die Namen Hanks und Zemeckis lassen einen aufhorchen. Aber dennoch? Gestrandet auf einer einsamen Insel? Soll man Tom Hanks 90 Minuten über sich ergehen lassen, nur um zu sehen, wie ein Typ irgendwo strandet, mit dem Wissen, das er es sowieso schafft?

Wer am Ende des Filmes ein bisschen das Gesehene und Gehörte Revue passieren lässt, dem wird auffalllen, welches Risiko Zemeckis und Hanks eigentlich eingegangen sind. Und dem aufmerksamen zuschauer wird nicht entgehen, auf welch schmalem Grat zum gnadenlosen Absturz die beiden wandelten. Und aus dem Höhenflug hätte schnell ein unbarmherziger Absturz werden können.

Hanks selbst trug sich seit Jahren mit einer Geschichte, die ihn selbst in den unumstösslichen Mittelpunkt rücken sollte, in der es keinen Ausweg zu anderen Themen, oder Schauspielern geben konnte. Erst nach seinen zwei aufeinander folgenden Academy Awards, war sich Regisseur Zemeckis bewußt geworden, das dieser Hanks es tatsächlich schaffen könnte. Und Hanks schafft es wirklich, allerdings mit einem genialen Drehbuch von William Broyles, und nicht zu vergessen, mit einer einfühlsamen und meisterlichen Regie.

Was Hanks als System-Manager beim Paketversand-Riesen Federal Express Anfangs noch zuviel von sich gibt, verpufft nach etwa 30 Minuten in ein scheinbares Nichts. Selten hat Zemeckis, oder überhaupt ein amerikanischer Film aus dem Studiosystem so verführerisch, aber auch überzeugend mit reiner Atmosphäre gespielt. In den ersten zwanzig Minuten ist die eine oder andere Song-Einlage gerade mal als Hintergundgeräusch zu vernehmen und dann ist für 75 Minuten Sendepause. Auch der brutal, realistische Flugzeugabsturz benötigt keine zusätzliche Unterstützung, sondern nur die geniale Inszenierung. Wer Angst vorm Fliegen hatte, könnte versucht sein, nachdem nie wieder ein Flugzeug zu besteigen. Und von da an brennt einem im Gedächtnis, das Zemeckis die Gabe besitzt, mit Hollywood Mitteln den wahren Realismus zu entfachen. Für 9 Monate mußten die Cast Away Dreharbeiten wegen Hanks Abmagerungskur ausgesetzt werden. In der Zwischenzeit drehte Zemeckis mit Pfeiffer und Ford What Lies Beneath. Wo Zemeckis Herz wirklich lag, wird bei beiden Filmen mehr als deutlich.

Und schliesslich die Ein-Mann-Show auf dem Flecken Erde, irgendwo im Pazifik. Wind, Wetter, Wellengang, dem Schauspieler bleiben nur kurze Sätze, wenn überhaupt. Schauspielerei ist gefragt. Gefühle, Hoffnungen, das alles wird im Ausdruck, im Schauspiel und in der Inszenierung getragen, vermittelt und sensationell präzise vermittelt. Selbst wenn der ehemalige Forest Gump sich mit dem Volleyball Wilson anfreundet und nach der ersten Hälfte wieder Dialoge Einzug halten, dienen diese nicht dazu irgendetwas zu erklären. Sein Seelenleben auszubreiten, dafür muß Hanks auf sich selbst, auf Mimik und Gestik zurück greifen.

Und Zemeckis hält den Zuschauer gnadenlos im Griff, ob sich der unfreiwillige Held an Korallen den Schenkel verletzt, das Publikum schreit mit geteiltem Entsetzen. Ob der Gestrandete versucht eine Kokusnuss zu öffnen, der Zuschauer verzweifelt mit. Aber ebenso darf der Beobachter sich ab und an schmunzelnd zurück lehnen. Durchaus bietet das aufgekratzte Leben und dieses, welches er verliert, reichlich Gelegenheit sich gut zu amüsieren. Aber letztendlich erwächst daraus nur noch mehr Verständnis für die arme Figur des einzig Überlebenden eines Flugzeugabsturzes.

Einen letzten Geniestreich vollführt das Drehbuch in seiner, eigentlich nicht vorhandenen moralischen Auseinandersetzung. Der auf Zeit getrimmte FedEx Manager Chuck Noland wird kein geläuterter Naturbursche. Er lernt auch nichts wichtiges für sein zukünftiges Leben und dieses hält auch kein Happy End für ihn bereit. Er wird auch nicht spirituell eins mit der Natur, er kann sich nicht mit seiner für ihn unwirklichen Umgebung arrangieren. Es wird kein naturalistischer Supermann, er weiß wie man Feuer macht, erfährt aber auch, das dies langwierig und äusserst schmerzhaft sein kann. Noland will zurück, er will seine Frau, er will ein Bett, er möchte seine stressigen Alltag zurück. Noland überlebt nicht, weil die Einsamkeit einen besseren Menschen aus ihm machte. Noland überlebt, weil er all das zurück haben möchte, was in einer im Bewußtsein veränderten Gesellschaft oftmals gerne verpöhnt wird. "Lieber beim Versuch sterben, die Insel zu verlassen, als hier noch länger alleine zu bleiben." Der Film wagt auszusprechen, was gerne wegen immer wieder aufkeimenden Ziviliasationskritik verschwiegen wird. Wir lieben unser Leben, welches wir uns selbst aufgebaut haben. Wir geniessen die Vorzüge von Daunen-Wäsche und einem funktionierendem Auto. Wir bestehen auf die Sicherheit

Chuck Noland ist seines Lebens, eben wegen der Natur, beraubt worden. Und er ist seiner Zukunft beraubt worden. "Jede verlorene Sekunde ist eine Sünde" feuert der Manager seine Mitarbeiter an und diese Sünden bekommt er zurück im wahren Leben auch zu spüren. Natürlich nicht ohne Hoffnungsschimmer, aber dies ist Bestandteil einer cleveren und genialen Umsetzung eines doch so scheinbar langweiligen Stoffes.

Und Zemeckis schliesst den Kreis auf so unglaublich fantastische Weise, von der ersten Einstellung mit einem Schwenk über die flachen Weiten Texas', bis zur Schlusseinstellung, an der Chuck Noland an eben jener Kreuzung steht, welche den Film eröffnete. Und egal mit welchen Widrigkeiten und Umständen der Held zu kämpfen hatte, alle losen Enden kommen zusammen, nichts bleibt den Zufall überlassen. Handlung, Inszenierung, Kamera, Musik und all die vielen Details, ebenso wie die Ausstattung und die wenigen Dialoge fügen sich beim Abspann zu einem komplexen Ganzen, welches beweist, das es tatsächlich noch den perfekten Film geben kann.

 


 

Das Versprechen - The Pledge

Darsteller: Jack Nicholson, Robin Wright Penn, Vanessa Redgrave, Patricia Clarkson, Michael O'Keefe, Benicio Del Toro, Costas Mandylor, Mickey Rourke, Sam Shepard, Harry Dean Stanton u.a.

Regie: Sean Penn; Drehbuch: Jerzy & Mary Olson Kromolowski; Kamera: Chris Menges; Filmschnitt: Jay Cassidy; Musik: Hans Zimmer

USA / 2001 ; circa 124 Minuten

'Requiem für den Kriminalroman' hatte Friedrich Dürrenmatt seinen Roman 'Das Versprechen' untertitelt. Das ist bereits über vierzig Jahre her. Die Zeichen Zeit wurden von Regisseur Sean Penn richtig gedeutet, denn heute geht es weniger um Komplexität des Gesamten, als um die Nuancen der Essenz. 'Requiem für einen ehrenhaften Mann' könnte Penn seine verstörende Vision des Dürrenmatt Klassikers untertiteln.

Verstörend ist nicht nur der Film durch seine filmische Umsetzung, sondern auch mit dem sachlich distanzierten Einsatz tragbarer Namen und die einnehmende Gefühlswelt, die sie uns entgegenschleudern. Und in all dem lässt der Regisseur seinen Hauptdarsteller Nicholson verloren traumwandeln, lässt ihn nicht aus dem Fokus, oder drängt ihn abgeschieden an den Rand der Bilder. Ein Polizist, der eigentlich in Pension geht, aber von der Mutter eines ermordeten Mädchens ein fatales Versprechen abgerungen bekommt. Man sieht Nicholson an, das sein Charakter nicht möchte, was ihm aufgedrungen wurde, das er ganz bestimmt keinen Idealismus mitbringt.

Schon in ihrer ersten gemeinsamen Arbeit 'Crossing Guard' war Nicholson bereit, für den Regie-Emporkömmling Penn weiter zu gehen, als in seinen bisherigen schauspielerischen Ausschweifungen. Und Penn belohnte es mit einem der eindringlichsten, aber meist unterschätzten Portraits eines gefallenen Unsympathen. Der sich zu seiner Eidelkeit bekennende Nicholson ging für 'Das Versprechen' noch viel weiter, nicht nur in Darstellung, sondern auch extrem im Aussehen. Es ist ein Psychogramm in dem die Psyche oftmals ausgegrenzt wird. Und sehr schnell wird klar, das Sean Penn das Drehbuch der Kromolowskis zu einem unangenehmen, bedrückenden Film umgewandelt hat. 'Das Versprechen' beinhaltet, den Täter einer Mordserie an Kindern zu fassen. Der eigentliche Rentner zieht aufs Land, kauft sich eine Tankstelle an der Landstrasse, lernt zufällig eine alleinerziehende Mutter kennen und deren kleine Tochter.

Die Inszenierung lässt den Zuschauer geradezu bösartig im Unklaren, ob all dies wirklich nur Zufälle sind. Oder erwirken sich all diese Zufälle aus einem fanatischen Plan? Die massive Konzentration auf den Hauptcharakter macht deutlich, das dieser selbst nie zu wissen scheint, was in ihm vorgeht, wie weit er gekommen ist und wie er all dem entgehen will.

Je weiter der Film vorankommt, desto verblassender werden die Farben, meist scheinen Szenen auch überbelichtet. Die eigentlich grandiosen Landschaften bleiben seltsam karg. Die Verschmelzung mit seiner Geschichte wird zum bedrückenden Gesamtkunstwerk, das leicht den Eindruck erwecken könnte, Penn hätte keine Ahnung, was er einem da zumutet. Letztendlich ist es aber das Unangenehme, das Unwohlsein des Zuschauers das diesen die Distanz suchen lässt. Schon das Thema, Missbrauch und Mord an Kindern, dürfte Grund genug sein, gewünschten Abstand zu wahren. Und diese verstörend, bedrückenden Auflösung der Geschichte, das atemberaubende Finale mit verlorenen Hoffnungen und gleichzeitig beängstigender Ironie. Hier wird klar, wie weit 'Das Versprechen' von der Norm kalkulierten Kinovergnügens entfernt ist und das Penn sehr wohl wußte, was er da überhaupt tat. Er verlangt viel von seinem Zuschauer, fordert ihn heraus und obsiegt augenblicklich.

Es ist ein sehr schwerer Film, eine äußerst intesives und unangenehmes Werk. Aber es hätte aus Dürrematts Vermächtnis auch nie zeitgemäßer umgesetzt werden können. 'Das Requiem für einen Kriminalroman' wird zum individuellen Apltraum, auf beiden Seiten der Leinwand.

 


 

Vertical Limit:

Darsteller: Chris O’Donnell, Robin Tunney, Scott Glenn, Bill Paxton, Alexander Siddig, Nicholas Lea u.a.

Regie: Michael Campbell; Drehbuch: Robert King, Terry Hayes; Kamera: David Tattersall; Filmschnitt: Thom Noble; Musik: James Newton Howard; Visuelle Effekte: Anohana Production Managment, Technology LLC

USA / 2000, circa 126 Minuten

Handlungswarnung im zweiten Absatz!

Es tut sich was in den eiskalt kalkulierten Action Gefilden. Und was sich tut, tut den Augen und dem Herzschrittmacher richtig gut. Von den urbanen Landschaften Russland, zu den staubigen Einöden Mexikos, bis jetzt auf die luftschwachen Höhen Pakistans. Martin Campbell etabliert sich erneut und wesentlich gefestigter im Sattel eines Genres, das schon alles gesehen hat. Wie ein guter Freund meinte, beherrscht Campbell schlichtweg die Kunst, Menschen in galoppierende Sequenzen zu katapultieren und sie dabei wirklich gut aussehen zu lassen. Das hat er Brosnan in Goldeneye und Hopkins, sowie Banderas in Zorro angetan und jetzt bringt er es mit O’Donell, Glenn, Tunney und Paxton in Vollendung. In den klirrenden Höhen des K4, den wirklichen Gletschern und den weniger guten Studiokulissen, zwischen frostigen Felsspalten und menschlicher Zuneigung. Cambpell zwingt selbst den verwöhnten Zuschauer an den Rand seines Sitzes und lässt ihn nicht mehr los. Vertical Limit ist dabei alles andere, als eine hervorragende Geschichte. Aber Kino war, vor allen Dingen in den letzten zwölf Monaten, nie atemberaubender.

Nach einem pulstreibenden Anfang in den Felslandschaften Utahs, wo Peter (O’Donnell) und Annie Garrett (Tunney) bei einer Kletterpartie ihren Vater verlieren, geht es mit wieder gemäßigten Gang nach Pakistan. Dieses mal ein paar Jahre später, Peter fotografiert Berglöwen fürs National Geographics und Annie führt den Multimillionär Elliot Vaughn (Paxton) auf den zweithöchsten, dafür gefährlichsten Berg der Welt, den K2. Die Charakteren sind allesamt auf sehr angenehme und unterhaltsame Weise vorgestellt, wobei man hier keine großen Überraschungen erwarten sollte, alles bleibt im verständlichen Rahmen und ohne überfordernde Experimente. Eben die Kunst, aus der Campbell es dennoch schafft einen reizvollen und wirklich funktionierenden Film zu machen. Schon kann die Schlechtwetterfront aufziehen, die Truppe um den Millionär zur Hälfte einer Lawine zum Opfer fallen, die Anderen stürzen in eine Gletscherspalte und der photographierende Bruder kann mit wagemutigen und lebensmüden Mitstreitern die Rettungsaktion angehen. Wir befinden uns im Kino, wir sind nicht in einem Gesellschaftsdrama, sondern im Action Rausch, so werden alle Hindernisse in den Weg gestellt, damit der Weg auch mühsam und mit atemberaubenden Komplikationen gespickt ist. Die verschollene Expedition befindet sich über dem Vertical Limit, in der deutschen Synchronisation Gott sei Dank Todeszone genannt, jenem Bereich, wo Bergsteiger ohne Atmungsgerät nur 36 Stunden überleben können. Der Aufstieg für die Retter dauert normalerweise aber 42 Stunden. Das schlechte Wetter wird noch schlechter und das mitgeschleppte Nitro-Glyzerin macht auch noch Zicken.

Ja, das klingt alles sehr einfach, sehr unoriginell und mehr oder weniger uninspiriert. Wer dennoch den Besuch eingeht, erlebt aber eine grandiose Achterbahnfahrt gewagtester Stunts, furioser Kamerafahrten, sensationellen visuellen Effekten und geschickt inszenierter Dramatik. Auch wenn Vertical Limit weit von der Originalität eines Die Hard, oder Speed entfernt ist, wird er bestimmt kein Action verwöhntes Publikum enttäuschen. Von Cliffhanger hat er geschickt abgeschaut und gelernt, aber die Mutter aller Thriller, Atemlos vor Angst, weit verfehlt. Campbell hält aber die Zügel der Inszenierung straff und vor allen Dingen immer die Geschichte am laufen. Leerlauf gibt es kaum, oder nur unmerklich. Die Kunst der Inszenierung kann die Schwächen einer sogenannten Handlung ganz souverän überdecken. Von Anfang bis Ende zeigt sich diese Rettungsaktion als stimmige Linie einer flüssiger Erzählung. Spannungsmomente und überraschende Zwischenfälle sind gleichmäßig und wohldurchdacht eingesetzt.

Auch das muss man zugeben: In zwei Szenen (ich werde nicht sagen in welchen) mogelt sich bei simulierten Außenaufnahmen die Atmosphäre von Studioaufnahmen in den Film, aber im allgemeinen Schneetreiben ist dies schnell vergessen und kaum der Rede wert. Dafür wird bei all den Minus Temperaturen und eisigen Gesichtern das Kino zur wirklichen Eishölle. Wie Wind und Wetter und die immer knapper werdende Luft den Protagonisten zusetzt, ist vortrefflich inszeniert und von den Darstellern glaubhaft vermittelt. Vertical Limit ist eine atemberaubende Klettertour, die es in sich hat und das Geld wert ist. Der Film hat es gar nicht nötig, mehr vor zu geben als er halten kann. Wir möchten die Darsteller klettern, leiden und über sich hinaus wachsen sehen. Wir leiden mit ihnen, wir zittern mit ihnen, wir sind mitten drin, statt nur dabei. Da tut es vielleicht ganz gut, das sich einer auf das konzentriert hat, was er am besten kann, ohne störende, nervende Experimente. Der K2 wartet.

 


 

Verwünscht – Enchanted

Darsteller: Amy Adams, Patrick Dempsey, James Marsden, Timothy Spall, Idina Menzel, Rachel Covey und Susan Sarandon, sowie Julie Andrews als Erzählerin

Regie: Kevin Lima; Drehbuch: Bill Kelly; Kamera: Don Burgess; Bildschnitt: Stephen A. Rotter, Gregory Perler; Musik: Alan Menken; Songs: Stephen Schwartz, Alan Menken

USA / 2007; circa 108 Minuten

Mit ‚Verwünscht’ hat der Familienfilm zurück in die Kinos gefunden, wie es ihn seit den frühen siebziger Jahren nicht mehr gegeben hat. Und wie er schon lange nicht mehr soviel Freude gemacht hat. Kevin Limas herrlich verspielte Inszenierung kann dabei auf die modern gewordenen Zeitgeist Veralberungen verzichten und ebenso dem Drang widerstehen, für beide Teile des Publikums zweigleisig fahren zu müssen. ‚Verwünscht’ ist aus einem Guss, wie die Disney-Klassiker es in den Sechzigern zu Wege brachten. Über was die Kinder lachen, sollte auch der Erwachsene lachen können. Und was den Erwachsnen mitleiden lässt, muss auch die Kinder mitleiden lassen. Das ist eine einfache, aber lange nicht mehr praktizierte Form der Unterhaltung, die mit den ersten ‚Herbie’-Filmen genauso funktionierte, wie zum Beispiel bei ‚Mary Poppins’. Nun gut, so ganz ohne tiefgründiges Augenzwinkern geht auch ‚Verwünscht’ nicht vorüber. Aber dies geschieht ohne den Zuschauer zu übervorteilen, oder Bestandteil des Handlungsablaufes zu werden.

Die Produzenten müssen erahnt haben, mit was für einen Kaliber sie zu tun haben, wenn sie Amy Adams als die naive Prinzessin von der Zeichentrickwelt in das reale New York schicken. Die Anspielungen und Verbeugungen an die damals ebenso unbekannte und rasant im Erfolg steigende Mary Poppins Julie Andrews sind eine Freude. Andrews selbst darf im Original die Erzählerin geben. Und in der großen Central Park Nummer ‚Thats How You Know‚ folgt die Kamera Amy Adams in der exakten Einstellung von Julie Andrews ersten Auftritt bei ‚Sound of Music’. Aber auch das Erscheinen der unbeholfenen Prinzessin ausgerechnet inmitten des Broadway lässt so manche Vermutungen zu, denn ‚Verwünscht’ hat durchaus das Zeug selbst einmal als große Broadway-Show zu enden, wie der ‚König der Löwen’, oder ‚Die Schöne Und Das Biest’. Auf dem umgekehrten Weg schließlich flüchtet Idina Menzels Charakter vom Broadway in die Zeichentrickwelt, mit einem letzten sehnsüchtigen Blick. Erst kurz vor den Dreharbeiten zu ‚Verwünscht’ hat Menzel ihre Engagement bei ‚Wicked’ beendet, mit dem sie die Musical-Welt am Broadway Dank ihres Erfolges in den Grundfest erschüttert hatte.

Trotz des hervorragenden Michael Marsden als unerschütterlicher Helden-Prinz, oder der fabelhaften Susan Sarandon in bester Manier der fürchterlichsten bösen Hexe, ist Amy Adams das Herzstück eines Filmes, der ohne seine Hauptdarstellerin nicht annähernd so gelungen wäre. Sie ist die perfekte Verkörperung der Fleisch gewordenen Zeichentrickfigur. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die ersten fünfzehn Minuten des Filmes sind nicht einfach nur animiert, sondern auch noch von Hand gezeichnet. Eine Tradition, die Disney 2004 mit ‚Home On The Range – Die Kühe Sind Los’ aufgegeben hatte. Adams Gestik und Mimik bleibt auf verblüffende Weise ihrer Trickvorlage treu. Alle Bewegungsabläufe, jede Gesichtsregung ist pure Disney-Animation. Sie alleine trägt den Film über die real verfilmten 90 Minuten mit einer Leichtigkeit, die man selten gesehen hat. Und wenn ihr Charakter sich nach und nach den Verhaltensweisen der wirklichen Welt anpasst, dann beobachtet man dabei eine Schauspielerin, die zu einer großartigen Karriere bestimmt ist. Patrick Dempsey an Adams Seite ist in seiner gewohnt souverän, natürlichen Art, der ideale Partner, der genau versteht, wann er seinem Gegenüber die Bühne überlassen muss.

Als Musical angedacht, beschränkt sich ‚Verwünscht’ auf fünf dargebotene Songs, die in ihrer Inszenierung nicht als blosse Gesangsnummern funktionieren, sondern mit sehr viel optischen Witz aufgewertet sind. Allerdings ist ausgerechnet bei diesem Film die Synchronisation der Gesangseinlagen, das Schlimmste, was man bisher an übersetzten Liedtiteln auf deutschen Leinwänden sehen konnte. Was dem Zuschauer zugemutet wird, ist gelinde gesagt eine bodenlose Frechheit. Es ist in keinem der Lieder gelungen, auch nur eine einzige Liedzeile nicht einmal ansatzweise Lippensynchron zu bekommen. Damit nicht genug, die deutschen Singstimmen machen aus dem aufwendig inszenierten und sehr schmissigen ‚Thats How You Know’ eine uninteressante und regelrecht einschläfernde Nummer. Disney war bisher berüchtigt dafür gewesen, die Synchronsprecher ihrer Filme persönlich abzusegnen und die Arbeiten penibel zu begutachten. Im Falle von ‚Verwünscht’ muss man einfach vorsätzliches Versagen attestieren. Auch wenn die original Sprachversionen grundsätzlich besser sind, hat man dergleichen noch nicht gesehen.

Als perfekter Familienfilm, schafft es ‚Verwünscht’ auch das erwachsene Publikum durch Charme und mit dem Mut gegen den Trend zu schwimmen, zu begeistern. Dazu braucht es keine spitzfindigen Inszenierungsideen und keine hintersinnigen Zeitkommentare. Wenn auch nicht fehlerfrei und ohne kleine Stolpersteine, funktioniert der Film durch seine Ehrlichkeit und Konsequenz. Und er funktioniert, weil er mit den Traditionen so herrlich und erfrischend spielt, ohne diese zu verraten. 

mainstream

 


 

Virgin Suicides:

Darsteller: Kirsten Dunst, Josh Hartnett, James Woods, Kathleen Turner, Hannah Hall, Chelse Swain, A.J. Cook, Leslie Hayman

Regie & Drehbuch: Sofia Coppola; Musik: Air; Kamera: Edward Lachman; Schnitt: James Lyon, Melissa Kent

USA / 1999; ca. 97 Minuten

Als Tochter eines der eigenwilligsten Regisseure unserer Zeit, hatte Sofia Coppola als Darstellerin in ihrem Film-Debüt 'Pate 3' die härteste Prügel einstecken müssen, die bis Dato von der Presse vergeben wurden. Aber wie das Stehaufmännchen Francis Ford, blieb das Töchterlein am Ball. Sofia stolperte über das Buch 'Virgin Suicides' von Jeffrey Eugenides und erklärte es zu ihrem Drehbuch-Debüt. Das stolze Väterchen aber, mußte ihr den Rat geben, sich nicht unglücklich zu machen, denn die Rechte an dem Buch lagen bei einem großen Studio und verkümmerte dort, weil es einer jener unverfilmbar geltenden Romane war. Sofia schrieb dennoch, und sie schrieb und schrieb, so das die American Zoetrope schliesslich mit jenem Drehbuch betteln gehen MUSSTE. Der Ladenhüter wurde freigegeben und Sofia stürzte sich mit unglaublicher Energie an das Werk, welches sie selbst verfilmen wollte, das es den beobachtenden Eltern Angst und Bange wurde.

Es ist das alltägliche Kleinstadtidyll, in dem die fünf Geschwister groß werden. Eine blonder als die andere, eine hübscher als die andere und alle nur mit einem Jahr Alterunterschied. "Cecilia war die erste, die ging", erzählt anfangs der Erzähler lakonisch (im Original Giovanni Ribisi). Der Ton des leicht angeschwärzten Humores hält sich. Es handelt sich nicht um eine typische High School Plote, die gängigen Kinoklischees der unnahbaren Schönheiten wird gar nicht erst angerissen. Mit hypnotischer Wirkung, zieht die Regisseurin das Publikum in die ungewöhnliche Geschichte, die mit einem Schock im Selbstmord aller Schwestern gipfelt.

Eine wirklich rationelle Erklärung kann und wird Coppola nicht erzählen, denn die gibt es nicht. Selbst die die Handlung erzählenden Jungs aus der Nachbarschaft finden trotz ihres unerklärlichen Hanges zu den Schwestern nie eine Anzeichen für die Auslöser, oder gar Andeutungen, welche zu der Tragödie führten.

"Du bist noch gar nicht so alt, um zu begreifen, wie schwer das Leben noch werden kann", sagt ein Doktor zur Cecilia nach ihrem ersten Selbstmordversuch. Doch Cecilia kann für den ganzen Film, für die Entwicklung der Geschichte und für deren unglückseeligen Ausgang die einzig wahre Erklärung bereithalten, "offensichtlich waren Sie noch nie ein 13 jähriges Mädchen."

Und so wenig man die wahren Gedankengänge Jugendlicher glaubhaft auf die Leinwand zu übertragen, versucht auch Sofia Coppola nicht den Zuschauer mit wirren Möglichkeiten, oder komplizierten Wahrscheinlichkeiten zu überforderten. Sie verlässt sich auf ihre unkonventionelle Erzählweise, auf die charismatische Wirkung ihrer Darsteller und den für das Thema sehr lockeren Ton ihres eigenen Drehbuches.

Es sind keine despotischen Eltern, keine fiesen Mitschüler, aber auch keine vom Leben eingeschüchterte, zurück haltende Schwestern. Im gelungenen Fluss der präziesen Handlung, geschehen einfach die Dinge, die der Zuschauer bereitwillig aufnimmt und akzeptiert, ohne das hinterliche Erklärungen und störende Brüche das Geschehen unterbrechen müssen.

Sofia Coppola ist es gelungen voll und ganz zu überzeugen. Mit ihrer Auswahl an Darstellern, wie mit der Energie ihres Drehbuches, mit ihrem eindringlichen Verstand hinter der Kamera, wie mit der Gabe der gelungenen Umsetzung. Denn letztendlich sind es die leisen Töne, welche die meiste Kraft frei setzen.

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Voll Frontal:

FULL FRONTAL

Darsteller: Julia Roberts, Blair Underwood, Catherine Keener, Mary McCormack, David Duchovny, David Hyde Pierce, Nicky Katt

Regie & Kamera: Steven Soderbergh (Peter Andrews); Drehbuch: Coleman Hough; Bildschnitt: Sarah Flack

USA / 2002 ; circa 101 Minuten

Als Steven Soderbergh sich aufmachte, die Filmwelt durcheinander zu wirbeln, lag das noch lange nicht in seiner Absicht. Soderbergh ist unbestritten der legitime Nachfolger seines Namensvetters Spielberg. Nicht in der Art seiner Filme, aber auf alle Fälle ist der Titel des 'Wunderkindes' an ihn übergegangen. Soderbergh ist einfach ein Wunderkind, das einfach alles was es anpackt auch zu filmischem Gold wird. Selbst sein vollkommen ignorierter, aber gnadenlos schöner 'King of the Hill' macht da keine Ausnahme. Das die Masse ihn im Kino entdeckte, dazu brauchte es Namen wie Jennifer Lopez und George Clooney. Das Publikum tastete sich an Soderbergh heran, der Regisseur selbst machte keine Kompromisse, nicht mit sich selbst, nicht gegenüber dem Publikum. Nach 'Out of Sight' kamen 'Erin Brockovich', 'Traffic' und natürlich 'Oceans Eleven'. Zwischendrin gab es noch den ebenfalls ignorierten 'The Limey', und gerade zum Trotz taucht der Charakter des von Terence Stamp verkörperten 'Limey' auch zweimal in dem Video-Experiment 'Full Frontal' auf. Ein Film im Film im Film Chameo sozusagen. Leider scheint das schon der einzige Höhepunkt des cineastischen Ausbruches ins Nichts.

Wild mischt Soderberghs Kamera, wie immer unter seinem Pseudonym geführt, die Filmformate und setzt 35mm gegen billiges DV Material. Soderbergh ist sich nicht zu schade, um den Dogma-Erfindern einen dicken Knüppel zwischen die Schenkel zu schlagen und zu zeigen, wie Dogma wirklich funktionieren müsste. Und dennoch geht die Rechnung nicht auf. 24 Stunden vergehen im Film, in dem sich die Schicksale verschiedener Menschen kreuzen und schließlich zusammen treffen. Ein Spiegel sollte es sein, der Filmwelt vorgehalten. Vielleicht ein bisschen Selbstreflektion, wer sollte das Filmgeschäft besser kennen, als der Mann der so konsequent dem Filmgeschäft entgegen läuft.

Aber Soderbergh beherrscht hier ausnahmsweise nicht den Zuschauer, er langweilt eher sein Publikum. Die Selbstreflektion gerät zur Selbstüberschätzung. Zuviel Dialog, der wirr und meist ohne Zusammenhang scheinen, zuviel Improvisation, die nach Zeitschinden aussieht. Und dann sind die überwiegenden DV Bilder derart grobkörnig und unsauber, das man einfach nicht mehr hinschauen möchte. Bei Laune halten den Zuschauer höchstens Namen wie Roberts, Duchovny, oder Keener. Aber auch hier wartet man vergebens auf den entscheidenden Kick, auf das Besondere eines Soderbergh-Filmes. Selbst die Film im Film Erzählebenen bringt der Filmemacher leicht, und somit auch den Zuschauer, durcheinander.

Ein Steven Soderbergh hat sich noch nie sagen lassen müssen, was er zutun hat. Und so sollte man 'Full Frontal' als kleine, aber misslungene Fingerspitzenübung betrachten. Schließlich lag vor ihm noch der Dreh zu 'Solaris', wo er locker eine als Meisterwerk gefeierte Kino-Ikone, nämlich die Erstverfilmung, vom Sockel stieß. Es gibt bestimmt ein Publikum für das, was Soderbergh mit 'Full Frontal' anbietet, aber es ist bestimmt nicht das Publikum das ihn über die Jahre, oder sogar von Anfang an zu schätzen wusste.

 


 

Von Löwen und Lämmern – Lion for Lambs

Darsteller: Meryl Streep, Tom Cruise, Robert Redford, Andrew Garfield, Michael Pena, Arian Finch, Kevin Dunn und Peter Berg

Regie: Robert Redford; Drehbuch: Matthew Michael Carnahan; Kamera: Philippe Rousselot; Bildschnitt: Joe Hutshing, Paul Hirsch; Musik: Mark Isham

USA / 2007; circa 92 Minuten


‚Von Löwen und Lämmern’ sucht sein Heil nicht in der Ablehnung des sinn- und rechtslosen Kampfes gegen den Terror, sondern versucht sich mit dem Motto ‚mach etwas, engagiere dich’ neutral zu geben. Drei zeitgleich und in Echtzeit laufende Handlungsstränge geben eine gute Prämisse für ein spannendes Spiel. Im sonnigen California debattieren der Universitätsprofessor Robert Redford und Politik verdrossene Andrew Garfield noch intensiv über persönliches Engagement im Allgemeinen. Im trüben, regenverhangenen Washington liefert sich der republikanische Tom Cruise mit der zynischen Journalistin Meryl Streep schon konkretere Wortwechsel über Amerikas Rolle in der Weltpolitik. Im dunklen, eisigen Hindukusch hingegen kämpfen die zwei amerikanischen Soldaten Michael Pena und Derek Luke letztendlich um ihr Leben und versinnbildlichen das Für und Wider der zwei parallel laufenden Diskussionen. Die beiden letzteren schließen auch wieder den Kreis zu dem Professor, dessen Schüler beide einmal waren.

‚Von Löwen und Lämmern’ hat den Charme eines jener Drehbücher, die gerne in den begehrten Seminaren des Sundance Institute entwickelt werden. Es versucht über eine differenzierte Erzählstruktur neue Wege und es thematisiert die augenblickliche Lethargie im amerikanischen Volk. Durch Tom Cruise’ Senatoren-Charakter gibt die Geschichte sogar vor, der Frage des Krieges offen gegenüber zu stehen. Gerade der Senator argumentiert mit Phrasen, die wirkliches Potential für eine Auseinandersetzung mit unpopulären Ansichten ergeben könnte. Doch hier ziehen der Drehbuchschreiber Carnahan und der Regisseur Redford lieber die Krallen ein, und glauben dennoch damit Löwen zu sein. Der Zuschauer wird in eine Rolle gedrängt, in der er sich nicht selbst orientieren muss, nein, tiefer betrachtet lässt der Film nur seine eigene Meinung zählen. Dadurch werden die Macher letztlich doch nur zu Lämmern, die auf einem Strom reiten, der es populär macht sich gegen das System zu stellen. Um wirklich mutig zu sein, um tatsächlich Aufmerksamkeit zu erregen, dazu kommen diese ‚Löwen und Lämmer’ selbst für amerikanische Verhältnisse mindestens drei Jahre zu spät. Matthew Michael Carnahan war mit seinem Vorgänger-Drehbuch zu Peter Bergs ‚Operation Kingdom’ wesentlich näher an der Komplexität eines Krieges, den die einen nicht verstehen und die anderen nicht rechtfertigen können.

‚Von Löwen und Lämmer’ ist eine fast schon peinliche Abfolge von links-liberalen Gequassel, was im wahrsten Sinne des Wortes gilt. Selbstverständlich kann man in Amerika noch Kontroversen herauf beschwören, wenn man den Kampf gegen den Terror, vornehmlich den Krieg im Irak und die Kampfhandlungen in Afghanistan, befürwortet, oder verteufelt. Ohne überheblich klingen zu wollen, aber dies ist einfach die amerikanische Mentalität und die Stellung welche sie sich selbst in der Welt aufgetragen haben. In Europa und anderen Ländern der Welt hingegen, sind das Thema, die Diskussionen und die Aussagen von Carnahans Drehbuch und Redford siebter Regiearbeit längst überholte Sachverhalte und selbstverständliche Diskussionen. Auch wenn sich Philippe Rousslots Kamera in der Bildsprache noch soviel Mühe gibt, kommt der Film über das Flair eines verfilmten Theaterstückes nicht hinaus. Nur in Ansätzen ist seine strenge Reglementierung von Bildeinhalten der Thematik wirklich förderlich. Meist bringt aber der Minimalismus im Umgang mit den Szenen nur einen emotionalen Stillstand, weil die Darsteller trotz all ihrer Brillanz nur schwer gegen die Dialoge ankommen, welche sich wie eine endlose Kette von Lektionen anhören, anstatt spannende Wortgefechte herauf zu beschwören. 


‚Von Löwen und Lämmern’ ist einer der typischen Filme, der mit einem komplett ansehnlichen Ensemble aufwartet, das man einfach erleben muss. Aber das Gebilde als solches fällt am Ende wie eine leere Hülle in sich zusammen, weil die Worte sich einfach in ihren haltlosen Phrasen verflüchtigen. Der private Redford ist, allgemein bekannt, ein sehr politischer Mensch. Und mit Filmen wie ‚Der Kandidat’, ‚Die Unbestechlichen’ und sogar der Schnulze ‚So Wie Wir Waren’ hat er das auch gut nach außen verkauft, gerade weil er sich dabei immer zurückhaltend, unaufdringlich und bescheiden gab, sich quasi als das Lamm präsentierte. Als Regisseur, der mit ‚Eine Ganz Normale Familie’, ‚Krieg im Bohnenfeld’ und ‚Quiz Show’ sehr genaue Reflexionen über sein Land abgab, hat sich Redford mit diesem Film die eigene Löwenmähne gestutzt.

bandit

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V wie Vendetta – V like Vendetta

Darsteller: Natalie Portman, Hugo Weaving, Stephen Fry, Stephen Rea, John Hurt, Tim Pigott-Smith und Sinead Cusack u.a.

Regie: James McTeigue; Drehbuch: Andy und Larry Wachowski nach der graphischen Novelle von Alan Moore und David Lloyd; Kamera: Adrian Biddle; Bildschnitt: Martin Walsh; Musik: Dario Marinelli

USA / 2006; circa 131 Minuten


Dies ist der Film, den nur die Wachowski-Brüder machen konnten. Mit der überschäumenden Kraft von philosophischen Extravaganzen, haben sie zuletzt die Freunde der Matrix in große Verwirrung gestürzt und jetzt gehen sie noch einen Schritt weiter.

Und weil die letzten beiden Teile der ‚Matrix’ letztendlich doch nur Schaumschlägerei waren, schicken die Brüder sicherheitshalber ein Opferlamm vorneweg und heben James McTeigue in den Regiestuhl, der ewige Zweite, der sonst nur die Second-Unit kommandieren durfte.

Doch der ganze Film trägt so unmissverständlich die Handschrift der Hobby-Philosophen, dass es McTeigue schwer fällt eine richtige Beziehung zu seinem Film aufzubauen. Wenn zum Beispiel Natalie Portman der Schädel kahl rasiert wird, erweckt dies keineswegs den Eindruck von Foltergefängnissen im Irak, sondern erscheint als trauriges Plagiat, wie einst das unerreichte Vorbild Sigourney Weaver zu provozieren verstand.

Provokation ist eine besondere Eigenschaft für das Thema von ‚V’. Hat der Schreiber Alan Moore mit seiner Schöpfung in den achtziger Jahren einen bissigen Kommentar auf die damalige Regierung von England verfasst, schicken die Wachowski-Brüder den Stoff durch den Weichspülgang und lassen die Brisanz des Themas lächerlich erscheinen.

Es erfordert sehr viel Mut, einen Film zu machen, in dem ein Terrorist der Held ist, welcher offenkundig plant, das Parlament in die Luft zu sprengen. Aber es erfordert auch sehr viel Geschick, dies so umzusetzen, dass es beim Publikum kein Kopfschütteln verursacht. Alan Moores Fantasie aus den Achtzigern, könnte auf die heutige Weltpolitik projiziert noch wesentlich provokanter sein. In den richtigen Händen wäre es eine das Mainstream-Kino erschütternde Radikalität, wie es nur im politischen Kino der Siebziger gegeben hat.

Aber die Regie findet nicht das richtige Tempo und das Drehbuch lamentiert nur mit hohlen Phrasen. Die Szenerie wechselt einfallslos von moderner Normalität zu Motiven aus dem Phantom der Oper und das Ensemble von erstklassigen Schauspielern wird einfach unterfordert. Dieser Provokation fehlt einfach das radikale. Die verpassten Chancen werden von Szenenwechsel zu Szenenwechsel offensichtlicher. Selbst die wenigen Action-Sequenzen, wenn auch gut inszeniert, lassen Innovatives vermissen.

Dies ist ein Film den nur die Wachowski-Brüder machen konnten. Sie hätten es aber nicht machen dürfen, denn wer mit fremden Stoffen experimentiert, erreicht nicht unbedingt einen Knaller.

bandit

 

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