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Tag an dem die Erde stillstand

The Day the Earth stood still

Tagebuch eines Skandals

Notes on a Scandal

Terminator: Erlösung

Terminator: Salvation

Teuflisch

Bedazzled

Thirteen Days  

Tiger & Dragon

Wo Hu Zang Long

Tigerland

 

Toy Story 2

 

Traffic

 

Training Day

 

Transamerica

 

Transformers: Die Rache

Transformers: Revenge of the Fallen

Traumpaare

Duets

Turbulenzen

Pushing Tin

 

Abgeschminkt ; Allgemeines Archiv ; Kritikarchiv ; Globes & Oscars

 


 
 
DER TAG AN DEM DIE ERDE STILLSTAND
THE DAY THE EARTH STOOD STILL
 

Darsteller: Keanu Reeves, Jennifer Connelly, Jaden Smith, Kathy Bates und John Cleese u.a.
Regie: Scott Derrickson
Drehbuch: David Scarpa nach dem Drehbuch von Edmund H. North
Kamera: David Tattersall
Bildschnitt: Wayne Wahrman
Musik: Tyler Bates
Produktionsdesign: David Brisbin
circa 103 Minuten

USA / 2008

Die Ikonen des alten Kinos sind ja immer schwer angreifbar. Aus diesem Grund lässt sich nicht vermeiden, was man eigentlich umgehen müsste, nämlich den direkten Vergleich. Nichts polarisiert den Cineasten und Kinoliebhaber mehr, als ein ordentlich auf den Busch hauendes Remake. 20th Century-Fox hat mit der Neuverfilmung vom ‚Tag, als die Erde stillstand‘ geglaubt, dass sie derart auf den Busch hauen würden, dass alle Welt nur diesen einen Film sehen möchte. Und nicht nur die Welt, sondern auch ganz Alpha Centauri. Bis aber der Werbegag in Form des dorthin gesendeten Signals Wirkung zeigt, ist wahrscheinlich schon die nächste Neuverfilmung dieses Filmes im Kommen, oder bereits der vierte Teil, man weiß es nicht genau.

 
Im direkten Vergleich muss natürlich das Original obsiegen, alles andere wäre ein Sakrileg. Gegen welche Schwierigkeiten hat also dieser Neue Keanu Reeves anzugehen? Ein Außerirdischer kommt auf die Erde und will diese zerstören. Aber warum? Weil die Menschheit grausam ist und ihre Vergangenheit beweist, das es in der Zukunft nur noch schlimmer wird. Der Friede in der Galaxie muss gewahrt bleiben, also weg mit den Menschen. Die Amerikaner hatten eine Depression bewältigt, gefolgt von einem fürchterlichen Krieg, wo man so nebenbei noch den deutschen Bartträger besiegt, und dann steht auf einmal der Russe allgegenwärtig vor der Tür. 1951 war es, gelinde gesagt, verdammt mutig, in einem Unterhaltungsstück fürs Kino die Menschheit an sich und den Amerikaner ins Besondere, als unbelehrbare Kriegstreiber zu bezeichnen. Selbst wenn diese Aussage von einem Außerirdischen kommt, der seltsame Klamotten trägt.

Der Tag, an dem die Erde stillstand wurde damals zu einem vorbildlichen Meisterwerk, weil er unvermittelt Dinge ansprach, die man so eigentlich nicht sagen sollte. Was aber längst nichts über die technische Qualität des Filmes aussagt. Ein Film, ein Erfolg, an und für sich eine wunderbare Geschichte. Im Kino der heutigen Zeit aber ist alles gesagt. Heute gibt es kein Tabu mehr. Filmemacher kritisieren offen die aktuelle Kriegsführung des eigenen Landes und ein ehemaliger Vizepräsident beschuldigt auf der großen Leinwand das eigene Volk als größte Umweltsünder. Keiner von diesen Amerikanern wurde vom wütenden Mob gelyncht. Den Zustand des Kinos kann man als nach allen Seiten hin offen betrachten.

Wo also liegt der Fixpunkt für eine erneute Aufarbeitung des ‚Stillstandes der Erde‘? Wo setzt man heutzutage die thematische Daumenschraube an? Man erkennt schnell, dass diese Notwendigkeit nicht gegeben ist. Dieser neue, technisch brillante Film muss sich mit einer Botschaft behaften, die hinlänglich bekannt ist, zur Kenntnis genommen wurde und der mäßiger Erfolg beschieden war. Ökologie ist keine Stärke des Menschen und diese Spezies wird auch weiterhin seine Schwierigkeiten damit haben. Zumindest bis jetzt, denkt sich da 20th Century-Fox und setzt voll auf den Keanu-Faktor, um dem Durchschnittsamerikaner wenigstens ein - wenn auch nur angedeutetes - Gefühl zu vermitteln, ihn auf die Umweltschiene rangieren zu können.

Hier ist nur vom Amerikaner die Rede, weil amerikanische Studios ihre Filme auch nur ausschließlich für das amerikanische Publikum produzieren. Das wird einem mit diesem Film, und seinen Handlungsteilen auch wieder sehr bewusst. Eingestreute Nachrichtenblöcke aus aller Herren Länder täuschen nicht darüber hinweg, dass  All-American-Guy John Smith angesprochen wird, endlich Strom zu sparen, weniger Sprit zu verbrauchen und die Massentierhaltung abzuschaffen. Der Ansatz von Völkerverständigung und Umweltbewusstsein verpufft im ökologischen Fingerzeig an die eigene Adresse.

Der Film beginnt fast schon wie eine Reminiszenz an Crichtons Verfilmung von ‚Andromeda Strain‘, wenn alle Wissenschaftler zusammen gepflückt werden, für ihre Reise mit unbekannten Ziel. Eine gewisse Form von Realismus kann man Derricksons Regie nicht abstreiten. In seinem Vorgänger-Projekt Emily Rose war dieser Ansatz weniger gelungen, obwohl besser möglich gewesen. Das Szenario ist sehr überzeugend. Was immer sich ergibt, lässt der Regisseur nicht der Inszenierung wegen geschehen, sondern aus dem Kontext des Realismus heraus. Einen großen Beitrag zum Gelingen dieses greifbaren Szenarios liefert der geschickte und gekonnte Einsatz der Spezial-Effekte und dem raffinierten Design der außerirdischen Raumschiffe, hier Sphären genannt. Wie elegant dieser Film konzipiert wurde, erkennt man am visuellen Stil und der in schmutzigen Grün gehaltenen Farbkomposition.
Grün ist ja nicht nur die Thematik, welche Klaatu auf die Erde bringt, sondern Grün ist auch das Konzept, mit dem Cent-Fox sich diesem Prestige-Objekt verschrieben hat. Was heißen soll, das dies der erste Hollywood-Film ist, der sich vollkommen dem Umweltschutz verschrieben hat, angefangen mit Elektroautos bei der Produktion. Aber zurück beim Film implementieren auch die stets im Dunst gehaltenen Wälder von Neu-England, dass etwas im Argen ist mit der Natur. Die meist ausgewaschenen Farben erledigen den Rest. Besonders hintersinnig ist das natürlich nicht, von originell ist man da sogar weit entfernt, aber es erfüllt seinen Zweck und ist keineswegs aufdringlich.

Keanu Reeves als Klaatu konnten sich viele kaum vorstellen. Andere hingegen konnten sich in hämischer Absicht für den sparsamen Mimen nichts Besseres wünschen, als einen regungslosen, nie mit der Mimik spielenden Außerirdischen. Herrn Reeves darstellerische Leistungen im Allgemeinen seien dahin gestellt, für diesen Film hat er nicht nur die ideale Format, sondern auch ein vortreffliches Aussehen. Der Regisseur profitiert nicht nur wegen des Millionen schweren Namens, sondern durchaus auch wegen einer nicht zu unterschätzenden, überzeugenden Präsenz durch Keanu Reeves. Jennifer Connelly hingegen gibt etwas Rätsel auf. Nicht dass diese Aktrice enttäuschen würde, ganz im Gegenteil, aber den ganzen Film über sieht die Frau aus, als wäre sie zehn Jahre jünger als in ihren vorangegangenen Filmen. Dass ein amerikanischer Film nicht um das übliche naseweise Kind herum kommt, scheint schon selbstverständlich. Die Rolle von Jaden Smith allerdings wurde sicherlich in bester Absicht dermaßen gegen den Strich gebürstet, dass diese Kreation nach hinten losging. Während man dem Kleinen zugestehen muss mittlerweise über schauspielerische Fähigkeiten zu verfügen, was bei seinem Kino-Debüt noch nicht so reif war, nervt dessen Charakter in diesem Film durchweg. Gerade weil dieser Teil in klassischer Konflikt-Tradition inszeniert ist, wünscht man sich sehnlichst, Klaatu könnte ebenfalls mit seinen Augen Strahlen abschießen und das Nervenbündel zu einem Häuflein Asche degradieren. Wer über den Namen John Cleese stolpert und sich ernsthafte - weil begründete - Sorge macht, darf sich entspannt zurück lehnen und eine wirklich erfreuliche Überraschung erleben.

Was man dem Film ernsthaft vorwerfen muss, ist seine Ernsthaftigkeit. Mit seriöser Gelassenheit umschifft die fortlaufende Handlung jede Möglichkeit, dem Zuschauer wenigstens einmal ein gelöstes Lächeln zu entlocken. Und da sich Derrickson in seiner Inszenierung zudem ungewöhnlich viel Zeit lässt, funktioniert dieser Film für einen Hollywood-Blockbuster ungewöhnlich altmodisch. Das hat nun wirklich nichts mit Langeweile zu tun, aber viele oberflächliche Betrachter könnten es als solchen Vorwurf missbrauchen. Als eigenständiger Film könnte Der Tag an dem die Erde stillstand durchaus interessante Ansätze offenbaren, dürfte sich für die eindringliche Atmosphäre loben lassen und wäre wesentlich gnädiger aufgenommen worden. Aber der Makel der Neuverfilmung ist eben doch eine gnadenlose Spaßbremse. Die selbst ungerechtfertigte Möglichkeiten eröffnet, jemanden mal so nach Herzenslust auseinander zu nehmen. Der Tag an dem die Erde stillstand ist ein Film, der in allen technischen, wie kreativen Bereichen wesentlich besser sein könnte, die Frage bleibt aber, ob er dadurch wirklich wohlwollender aufgenommen worden wäre. Die neue Variation mit dem Titel und dem Finale des Filmes ist jedenfalls ein bemerkenswert innovativer Einfall.

 

 


 

Tagebuch eines Skandals - Notes on a Scandal

Darsteller: Cate Blanchett, Judi Dench, Bill Nighy, Andrew Simpson u.a.

Regie: Richard Eyre; Drehbuch: Patrick Marber; Kamera: Chris Menges; Bildschnitt: John Bloom, Antonia Van Drimmelen; Musik: Philip Glass

England / 2006; circa 92 Minuten


Ein kraftvolles Gebräu, was Regisseur Richard Eyre da zusammen geschüttet hat. Autor Patrick Marber hat aus Zoe Hellers Roman geschickt die Essenzen gezogen und ein Konzentrat gewonnen, das fabelhaft die Nerven anspricht und einen wunderbaren Nachgeschmack besitzt. Man kommt nicht anheim dem Glauben zu verfallen, dieser Film und seine Vorlage wären einzig für die herausragenden Cate Blanchett und Judi Dench gemixt worden.

Es beginnt wie eine ehrliche und tiefgreifende Freundschaft, zwei Frauen die sich alles erzählen und anvertrauen können. Die eine alt und einsam, die andere jung, attraktiv und vom leben ein wenig enttäuscht. Gegensätze sich sich bekanntlich an und so scheint oberflächlich die Beziehung perfekt zu sein. Wären da nicht Barbara Covetts bissig, verbitterte Tagebucheintragungen, welche sie dem Publikum mal verärgert, mal süffisant als paralleles Gegengewicht zu dem Gezeigten vorträgt. Denn wie sich Barbara gibt, steht in keiner Relation zu ihrem Innersten.

Barbara ist die Alte, die Verbitterte, diejenige, der das Leben nichts an persönlichen Freuden gegeben hat. Judi Dench spielt diese Barbara mit einer erschreckenden Glaubwürdigkeit, in der keine Regung zuviel gezeigt wird, kein Gefühl zu sehr nach außen dringt. Dench spielt und spricht diese Barbara auch mit sehr viel schwarzem Humor, als eine Frau, die man gerne verstehen möchte, aber nicht wirklich um sich haben will.

Cate Blanchett ist Sheba Hart, die junge, etwas unsichere Lehrerin mit Ambitionen, die auf der Suche nach Verständnis außerhalb ihrer Familie, glaubt in Barbara eine gute Freundin gefunden zu haben. Auf dieser Suche geht sie allerdings auch einen falschen Weg, in Form einer Affäre mit einem Schüler. Für Barbara, die vermeintliche Freundin, im wahrsten Sinne des Wortes, ein gefundenes Fressen. Jetzt gehört Sheba ihr ganz und gar, sie kann die Fehltreterin vereinnahmen wie es ihr beliebt. Es scheint als habe der Himmel ihr diese Affäre als Geschenk gebracht, um für den Rest ihres Lebens nicht mehr allein sein zu müssen.

Richard Eyre inszenierte dieses dichte, aufwühlende Kammerspiel passgenau für seine beiden Hauptdarstellerinnen. An manchen Stellen glaubt man das die Entwicklung mit den Außenstehenden Charakteren etwas holprig und unmotiviert ist. Es entsteht der Eindruck das in einigen wenigen Passagen etwas fehlt, dadurch lässt sich vermuten, das Szenen im Schneideraum geopfert wurden, um das Geschehen noch viel dichter an den beiden Frauen zu halten. Was man als unsaubere Erzählstruktur beanstanden könnte, entpuppt sich nachhaltig als Intensivierung für die Psychologie von Barbara und Sheba. Jede Szene ist ohne Ausnahme mit Blachnett, oder Dench, oder eben mit beiden im Bild inszeniert. Die weiteren Darsteller verkommen deswegen nicht zur Staffage, aber es wird deutlich, das sie ganz klar dem psychologischen Duell der Hauptfiguren unterstellt sind.

Philip Glass' nicht gerade sonderlich origineller Soundtrack hätte ein bisschen weniger aufdringlich ausfallen können. Ansonsten ist dieser aufreibende Nervenkrieg mitreißend, und vor allem sehr authentisch, in Szene gesetzt. Was man serviert bekommt, das schmeckt durchaus, selbst wenn es im Abgang äußerst pikant im Inneren ankommt. Eine gelungene Mixtur der man sich kaum entziehen kann, deren Hauptbestandteile Blanchett und Dench allerdings den eigentlichen Geschmack ausmachen.

bandit

 


 

Terminator: Die Erlösung - Terminator: Salvation

 Jetzt ist Schluss mit lustig. Muttis TERMINATOR hat ausgedient, und Regisseur McG, der tatsächlich auch einen richtigen Namen hat, tut alles daran, den Zuschauer wissen zu lassen, dass man Arnold Schwarzenegger keine Träne nachweinen muss.

Die Welt steht nicht am Abgrund, sondern hat ihn längst hinter sich. Der Messias John Connor ist nur noch einen Schritt von seiner Prophezeiung entfernt, den Widerstand gegen Skynet anzuführen. Skynet, das Computernetzwerk, das der Mensch durch seine Fehlerhaftigkeit gegen sich selbst gerichtet hat.

Ein System, das plötzlich zu einem eigenen Bewusstsein gelangte. Endlich sind wir in der Zukunft, dort, wo uns James Cameron bisher nur kurze, fragmentarische Einblicke gewährt hatte.

Nur eine kurze Sequenz wird uns in der Gegenwart gegönnt, in welcher sich ein zum Tode verurteilter Marcus Wright als Versuchskaninchen verkauft, um als Preis nur einen Kuss zu erhalten. „So schmeckt also der Tod“, sagt Marcus zu der offensichtlich an Krebs erkrankten und bald sterbenden Abgesandten von Skynet, als er diesen Kuss bekommt. Es dauert also keine fünf Minuten, bis ganz klar wird, dass der Titel der ERLÖSUNG keinerlei Zweideutigkeiten zulässt. Kann es tatsächlich möglich sein, dass man von den drei vorangegangenen Action-Krachern sich hin zur seriösen Sinnfrage bemüht? Der harte Schnitt in die Zukunft beweist anderes. JUDGEMENT DAY ist vorüber, der nukleare Holocaust hat die Städte vernichtet, nicht aber die Menschheit. Der Kampf des Widerstandes gegen die Maschinen ist unerbittlich und voller Opfer. Unablässig stößt der Regisseur den Zuschauer von einer Action-Sequenz in die nächste. Und immer ,wenn man glaubt, dass es nicht lauter werden kann, setzt man noch ein paar Dezibel drauf. Und man muss neidlos anerkennen, dass dies auch tatsächlich Spaß macht. Das ist der Film, der sich nicht nur gegenüber James Cameron beweisen muss, sondern dies tatsächlich fertigbringen könnte.

Bemerkenswert ist der fantastische Einsatz von Trickeffekten, welcher mit vielen simulierten Kamerafahrten den Verzicht auf frenetische Schnittfolgen mitbringt. Wenn McG etwas unter Beweis stellt, dann sein zweifelsfreies Talent, Action auch etwas anders zu inszenieren, ohne dabei Tempo oder Spannung zu verlieren. Das geht so lange gut, bis es zum entscheidenden Showdown kommt. Die Einfälle sind auf einmal wie weggeblasen. Inszeniert wird nach überholter Schule. Optisch verflacht alles zum Standard. Nur der unerwartete Einsatz eines ganz neuen Terminator-Modells lässt den Saal in Jubel ausbrechen, es ist der T-800. Ansonsten bleibt dem Publikum viel erspart, was die erste Hälfte des Films noch versprochen hat. Eine ausgediente Fabrikanlage, der Traum eines jeden Billig-Projektes, und viele Naheinstellungen, damit schnell und überraschend etwas ins Bild springen kann. Originell wäre etwas anderes, zu sehen bekommt man es jedenfalls nicht mehr. Die Originalität ist lange vor dem Abspann Opfer des eigenen Anspruches geworden. Vor allen Dingen die Definition des Menschseins und des Menschwerdens verläuft sich sehr schnell in der Masse von Action und Effekten. Dass sich die Maschine am Ende als besserer Mensch erweist, ist eine nette Dreingabe, die sich in ihrer Ausführung jedoch schnell verflüchtigt, da weder Drehbuch noch Regie viel Energie darauf verschwenden.

Dass mit dieser Fortsetzung erst ein neues Kapitel aufgeschlagen wird, anstatt Handlungsteile erklärend abzuschließen, wird mit Sam Worthingtons Charakter des Marcus Wright sehr schnell bewusst. John Connor als kämpfender Rebell wird zum roten Faden degradiert. Wieder einmal hat Christian Bale das große Nachsehen im charismatischen Kampf um die Zuschauergunst. Mit dick aufgetragener Stoik behaftet, verschwindet der britische Recke Bale erneut hinter der Ausstrahlung der zweiten Hauptrolle, wie es ihm schon im Spiel gegen Russell Crowe bei 3:10 TO YUMA und neben Heath Ledger in DARK KNIGHT erging. Worthington große Schauspielkunst zu unterstellen, wäre gerade bei diesem Film eher unangebracht, doch er überzeugt mit massiver Präsenz, die seiner Figur mehr als  gerecht wird. Im zweiten Blockbuster-Riesen dieses Jahres vertreten, wird Anton Yelchin als John Connors vermeintlicher Vater nicht nur dieser Serie erhalten bleiben. Er bekommt hier nicht so viel zu tun, wie es ihm im neuen STAR TREK zugute kam, doch man bemerkt durchaus diese aufkeimenden Star-Qualitäten.

Eigentlich muss man nicht überrascht sein, dass sich dieser Film, fast schon in alter Tradition, genauso wenig um die Logik schert, wie seine Vorgänger. Nur um einen fliegenden ‚Hunter-Killer‘ (!) von Skynet anzulocken, muss in der Mitte von Nirgendwo ein kleines Feuer entfacht werden. Wenn allerdings um das Hauptquartier des Widerstands heftige Feuergefechte und Explosionen einsetzen, ist kein Roboter weit und breit. Es sind kleine Unstimmigkeiten wie diese, die ein eigentlich zu erwartendes Gesamtvergnügen durchaus schmälern. Warum im Zentrum von Skynet noch von Hand zu bedienende Zugangspaneele funktionieren, obwohl durch die allgemeine Vernetzung eine manuelle Eingabe absolut überflüssig wird, könnte man als Korinthenkackerei abtun. Könnte man, doch es sind einfach Logiklöcher, die belegen, dass leider ganz andere Prioritäten gesetzt wurden, als der Film für seine Glaubwürdigkeit gebräuchte. Von dem leidigen und extrem stiefmütterlich behandelten Thema der Zeitreise ganz zu schweigen. Obwohl Zeitreise den Aspekt bildet, auf den die gesamte TERMINATOR-Serie bisher aufbaut und weiter ausarbeiten muss.

Gerne wird von diversen Beteiligten an TERMINATOR SALVATION behauptet, man habe das verpackte Filmmaterial intensivster Sonneneinstrahlung ausgesetzt, um diese verblichene, leicht überstrahlende Qualität des Bildes zu erreichen. Bei einem Budget, das bei mindestens 180 Millionen Dollar anzusiedeln ist, sollte man sich als Zuschauer über einen derartigen Risikofaktor seine eigene Meinung bilden. Im Großen und Ganzen ist mit SALVATION dennoch ein sehr eigenes optisches Konzept umgesetzt worden. Die Designer haben zu den bisherigen Zukunftsvisionen sehr interessante Zwischenstationen von Robotern entworfen, die nicht nur den gewöhnlichen Zuschauer faszinieren werden, sondern dem Fan das Herz erwärmen müssten. Und es ist ohne Übertreibung eine einzige, atemlose Hatz von Verfolgungsjagden, Schießereien und Kampfeinlagen, die manchen Puls gar nicht mehr runterkommen lassen werden.

Ob man es jetzt Reboot, Neuinterpretation oder Fortsetzung nennen möchte, sei dahingestellt. Der Film als Ganzes ist massentaugliche Konfektionsware, die viele Chance an Charakteren, Handlungselementen und vor allem Logik einfach vergibt. Doch vom reinen Unterhaltungsfaktor aus gesehen muss man einfach zugeben, sich schon wesentlich schlechter amüsiert zu haben. Joseph McGinty Nichol hat einen durchaus sehenswerten Film inszeniert, der allerdings im intellektuellen Anspruch leider vollkommen zu kurz kommt. Natürlich braucht großes Kino nicht mit Tiefgründigkeit versiegelt zu werden, meist ist es ja konzeptionell sowieso nicht vorgesehen. Aber TERMINATOR SALVATION ist ein gutes Beispiel, dass sich das Mischen von rasantem Action-Kino mit geistig anspruchsvollen Gedankenspielen durchaus gelohnt hätte.



Darsteller: Christian Bale, Sam Worthington, Moon Bloodgood, Anton Yelchin, Jadagrace, Bryce Dallas Howard, Helena Bonham Carter, Michael Ironside u.a.
Regie: McG – Drehbuch: John Brancato, Michael Ferris – Kamera: Shane Hurlbut – Bildschnitt: Conrad Buff – Musik: Danny Elfman – Produktionsdesign: Martin Laing – Visuelle Effekte: Charles Gibson
USA / 2009 – circa 116 Minuten

 


 

Teuflisch - BEDAZZLED

Darsteller: Brendan Fraser, Elizabeth Hurley, Frances O'Connor, Miriam Shor, Orlando Jones, Paul Adelstein, Toby Huss u.a.

Regie: Harold Ramis; Drehbuch:Larry Gelbart, Harold Ramis, Peter Tolan nach dem Original Drehbuch 'Bedazzled' von Peter Cook und Dudley Moore; Musik: David Newman; Kamera: Bill Pope; Filmschnitt: Craig Herring

USA / 2000 , circa 93 Minuten

Der Teufel muß eine Frau sein und er muß aussehen wie Elizabeth Hurley, denn sonst würde die Sünde nie soviel Spaß machen. Wenn Gott sich als Rasta tragender sachwarzer Bruder zeigt, ist das cool, aber kein Vergleich zu den knappen Kostümen der Hurley. Doch Teuflisch trocken bleibt dieser Hariold Ramis Schuß dennoch. Der Film wird gerade dann einmal lustig, wenn die arme Seele Elliot (Fraser) einen neuen, seiner sieben freien Wünsche äussert. Da regiert Fraser mit der Unbarmherzigkeit des Mutes zur Hässlichkeit, da sprüht sein komisches Talent und der Einfallsreichtum im Drehbuch.

Aber die 2000er Fassung von Bedazzled ist weit davon entfernt so hintersinnig und ausgeglichen zu sein. Und der Ramis Version fehlen die nötigen Ansprüche, dem Teufel etwas mehr Charakter, mehr seines verqueren Denkens auf zu bürden. Nicht der Teufel ist der hinterhältige Fallensteller, sondern der tragische Held selbst und somit läuft sich breits nach dem zweiten Wunsch die Kiste ziemlich kalt und kommt lediglich mit Frasers gnadenlosem Charme kurzzeitig wieder hoch.

Auch dieser Film beweist, das man weder über Gott, noch den Teufel viel Neues berichten kann. So kann dieses durchaus amüsante Werk nichts anderes als einen sehr konventionellen Schluß bieten, anstatt sich mal was wirklich raffiniertes aus zu denken. Für einen kurzen Moment könnte man dann doch meinen, das eine überraschende Wendung im Gange ist, denn der Teufel und seine ausgesuchte Seele verstehen sich einfach zu gut, können hervorragend miteinander, aber hat nichts anrüchiges, nichts delikates an sich.

Harold Ramis hält die Zügel sehr locker, verlässt sich wie schon beim Vorgänger Analyze this, voll auf die Hauptdarsteller. Hurley und fraser werden ihren Rollenwunderbar gerecht, versprühen genug Charisma und lassen den film nicht langweilig werden. Er versteht angenehm zu unterhalten, erfüllt seinen Zweck für einen kurzweiligen Kinoabend und wird keinen verärgen. Aber, Teufel auch, das wars dann schon.

 


 

Thirteen Days:

Darsteller: Kevin Costner, Bruce Greenwood, Steven Culb, Dylan Baker, Michael Fairman, Henry Strozier, Frank Wood, Kevin Conway, Tim Kelleher, Len Cariou u.v.a.

Regie: Roger Donaldson; Drehbuch: David Self nach 'the Kennedy Tapes - Inside the White House during the Cuban Missile Crises'; Kamera: Andrzej Bartkowiak; Filmschnitt: Conrad Buff; Musik: Trevor Jones

USA / 2000 , circa 145 Minuten

Kenneth P. O'Donnell heißt der Mann der Stunde und derer dauert gleich 145 Minuten. Aber während dieser scheinbar verfliegenden Zeit wird man ihn einfach nur als Kenny kennen und schätzen lernen. Und Kenny ist der Beweis, das unter einer einfühlsamen Regie, Kevin Costner immer noch der Mann sein kann, der die Zuschauer in Scharen lockt. Aber Kenny ist nicht einfach eine Figur, er ist mehrere Figuren, er ist das Gewissen, er ist die Enttäuschung und er ist der heiße Draht, sowie Sympathieträger. Kenny ist eine wahre Person und besuchte mit Bobby Kennedy die Uni und mauserte sich nicht nur zum besten Freund der Kennedys, sondern auch zu John F's persönlichen Assistenten im weißen Haus. Und aus der Sicht von Kenny erleben wir die gefährlichsten zwei Wochen in der Geschichte der Menschheit. Und wer diese Tatsache noch nicht so richtig geschichtlich begriffen hat, wird nach Thirteen Days nicht einfach gescheiter sein, sondern in packender Thriller Manier unterhalten worden sein. Wenn nur ein zehntel aller auf Tatsachen beruhenden Geschichten so exzellent ergreifend und unverschleiert natürlich erzählt werden würden, gäbe es schlichtweg keine sogenannte Krise in Hollywood.

Roger Donaldson hat mit der Geschichte der Kuba-Krise einen Polit-Thriller uaf die Leinwand gezaubert der mit soviel Spannung und gleichzeitigem Feingefühl inszeniert ist, das er noch lange, lange nachhalten wird. Die Kunst Donaldson ist nicht einfach nur einen spannenden Film zu machen, sondern aus einem nüchternen Drehbuch unverfälschte Historie zu präsentieren. Da müssen keine extra erfunden Handlungsstränge für Kinotauglichkeit herhalten, da werden keine Dialoge, oder Figuren erfunden um irgend etwas interessanter zu machen. Donaldson hat die Kuba-Krise in ihrer Reinheit umgesetzt und das atemberaubenste Geschichtsstück seit langer Zeit geschaffen und zugleich den besten Thriller der letzten und bestimmt auch zukünftigen Monate. Natürlich zwingt Kino gewisse Dinge auf und so konzentrierte man einige Randfiguren und kleinere Begebenheiten auf Kenny O'Donnell, der neben den Kenndys erlebt wie haarscharf die Welt am nuklearen Holocaust vorbei geschrammt war. Und wer genauer hinsieht, wird erkennen das uns die Katastrophe aus einer Laune heraus erspart geblieben war. John F war spontan und er handelte gegen die Vernunft. Vielleicht mag der Film versucht sein die Legende des damaligen Präsidenten zu verstärken, aber das täuscht. Noch heute wirft man dem Kennedy-Clan im Umgang mit der Kuba-Krise Versagen vor. Politik ist eben seltsam.

Und wenn Robert und John F ihren langjährigen Freund in ihren Entscheidungen plötzlich hintergehen, zeigt Thriteen Days umso deutlicher, wie kritisch menschlich das weiße Haus regiert wurde und Geschichte mit Glück und ebenso viel Verstand geschrieben wird. Costner drängt sich dabei nicht ein einziges mal in den Vordergrund. der Regisseur weiss ihn in Szene zu setzen und er versteht es fabelhaft die Figur des Kenneth O'Donnell in den Reigen aller beteiligten Figuren gleichberechtigt einfliessen zu lassen. Und bei einer Kuba-Krise gibt es einige Leute, die versuchen mit zu spielen. Dadurch, das der Zuschauer alles aus den Augen des Beraters erlebt, erfährt und vermittelt bekommt, wird die Mystische aura der Kennedys erhalten und nicht etwa versucht etwas Neues aus ihrem bewegten Leben und Erfolgen zu machen.

Thirteen Days ist intelligentes, ungemein spannendes Kino. Ebenso aufschlussreich, wie überraschend inszeniert. Besser kann Kino eigentlich nicht sein, erst recht nicht, wenn es sich um eine wahre Geschichte handelt. Aber damit geht der Film nicht einmal hausieren, er hätte es auch gar nicht nötig.


 

Tiger & Dragon - WO HU ZANG LONG

Darsteller: Michelle Yeoh, Zhang Ziyi, Chow Yun-Fat, Cheng Pei Pei, Chang Chen, Lung Sihung, Li Fazeng u.v.a.

Regie: Ang Lee; Drehbuch: James Schamus, Wang Hui Ling, Tsai Kuo Jung nach der Novelle von Wang Du Lu; Kamera: Peter Pau; Filmschnitt: Tim Squyres; Musik: Tan Dun

HongKong-Taiwan / 2000 , circa 120 Minuten

Als ob Taiwans Exportschlager Ang Lee das Genre neu erfunden hätte, schlagen sich die lauernden Tiger und versteckten Drachen über, um und durch die Lichtspielhäuser. Jubelschreie hier und da, aber Ang Lee hat sich in seinem Anliegen, die alten Kampfspektakel der siebziger Jahre wieder aufleben zu lassen, von einer ganz anderen Richtung lenken lassen. Der klassische Mystizismus der chinesischen Oper beherrscht die gesamte Struktur des Filmes. Mit übertriebenem Meldodram, fremder Komik, atemberaubender Action und unwirklichen Sensationen wird das Publikum erschlagen von Eindrücken der bei uns im eigentlichen Sinne noch aussen stehenden Faszinationen des klassischen Hongkong Filmes.

Die nie eingestandene Liebe alter Weggefährten, Regierungsintrigen, Racheschwüre und Heldentum bilden ein Geflecht um das mystische Schwert Grüne Bestimmung (im deutschen schlicht 'grünes Schwert'). Symbolisch steht eben jenes 400 Jahre alte Relikt für die Ehrbarkeit alter Helden und erfüllter Traditionen. Mit den drezeit größten Stars des asiatischen Kinos Michelle Yeoh und Chow Yun-Fat holte sich der Regisseur nicht nur namhafte Garanten, sondern auch Nutzniesser der alten Schule, eben jener traditioneller Schulen der chinesischen Oper. Aber auch Zhang Ziyi als junges Ungestüm im Kampf gegen die alten Werte vermag in Darstellung und den choreographierten Elementen eine fantastische Leistung zu bringen. Das vordergründige Dreiergespann Michelle Yeoh, Chow Yun-Fat und Zhang Ziyi haben alle Zügel in der Hand, von denen sie auch nie loslassen. Man spürt das Regisseur Lee sein ganzes Vertrauen in die Darsteller legte und dafür wirklich belohnt wurde. Peter Paus Kamerabilder umhüllen das Epos in atemberaubende Bilder und der Kameramann nutzt jede Gelegenheit die Faszination und die Atmosphäre der chinesischen Landschaften in voller Pracht und auch mit viel Gefühl zu präsentieren. Und Tan Duns Musik tut ihr übriges, dem ganzen Film ausgewogen zu unterstützen.

Wer ins Kino strömt, um die so viel gepriesene Action zu geniessen, der sollte vorsichtig sein. Hat Ang Lee den Martial-Arts-Film neu erfunden, wie viele behaupten? Nein, vorbei sind die Zeiten wo uns Golden Harvest, oder Gebrüder Chow Chow Produktionen mit der aufgehobenen Schwerkraft faszinierten. Gerade mal 20 Minuten nach Beginn, ist dem Zuschauer ganz klar, auf was er sich eingelassen hat, und das hat wesentlich mehr mit lauernden Drähten und versteckten Seilen zu tun, als mit der wahren Kunst des Kampfsportes und der Tai Chi Philosophie. Natürlich hat der Film bewusst überzogen, die Absichten sind unbestreitbar, aber die inszenierte Umsetzung ist eher dürftig. Das ausserkraft setzen der Schwerkraft, das mühelose Laufen über Wasser und das Springen über mehrere dutzend Meter Luft , Mauern und Dachfirsten hält nicht das Action Potential, was es verspricht und ist als solches eher nervtötend und wirkt von Kampfsequenz zu Kampfsequenz langweiliger. In Cannes (!) soll das Publikum nach der ersten Action-Einlage atemlos inne gehalten haben und anschliessend in frenetischen Applaus ausgebrochen sein. Scheinbar leigen einige Dinge doch im Auge des Betrachters, aber die Übertreibungen bleiben ohne Seele und stehen im eigentlichen Gegensatz zu dem Rest der so leidenschaftlich erzählten Geschichte.

 


 

Tigerland:

Darsteller: Colin Farrell, Matthew Davies, Clifton Collins Jr., Thomas Guiry, Shea Whigman, Russell Richardson u.a.

Regie: Joel Schumacher, Drehbuch: Ross Klavan, Michael McGruther; Kamera: Matthew Libatique; Filmschnitt: Mark Stevens; Musik: Nathan Larsan

USA / 2000, circa 109 Minuten

Bei vielen Soldaten soll Tigerland soetwas wie ein Mythos gewesen sein. Das er wirklich existierte, rettete vielleicht sogar vielen grünschnäbeligen Soldaten das Leben. In Tigerland fanden die letzten Tage der Grundausbildung statt, bevor die Retter der Welt nach Vietnam geschickt wurden, um für die Freiheit der Welt zu sterben. Oder zumindest traumatisiert zurück zu kehren. Tigerland heisst das einzige Gebiet in Nord Amerika, das die selben klimatischen und topographischen Verhältnisse aufweist, wie sie 'Charlies' Land zu bieten hat.

Natürlich ist das nichts Neues, einen Film über die Vorbereitungen auf Vietnam zu drehen. Natürlich wird die Sinnlosigkeit des Krieges in den Vordergrund gestellt. Natürlich gibt es jene, die über sich hinaus wachsen, und jene, die für ihren Hochmut bezahlen werden. Schon geraume Zeit blieben die Kinos vom schmutzigen Krieg, wie er erst in den Neunzigern benannt wurde, verschont. Das spektakulärste an Tigerland ist, wie unspektakulär er sich gibt. Hat Joel Schumacher eher von sich reden gemacht, das Unbedeutende, das Langweilige in kosmische Sphären zu stilisieren, Batman zur Farce zu inszinieren, oder bei 8mm das Thema vollkommen zu verfehlen, ist Tigerland Schumachers eindringlichste und beste Arbeit seit Falling Down.

Ohne eigentliche Handlung, geht Klavan und McGruthers Drehbuch den stilsicher geraden Weg durch ein paar Wochen Grundausbildung, welche in Tigerland enden wird, und der Film am Schluss seine Protagonisten in eine ungewissen Zukunft entlässt. Im Mittelpunkt dabei steht Privat Bozz, der von einem absolut glaubwürdigen Colin Farrell in wundervoll undurchsichtigen Facetten dargestellt wird. Privat Bozz ist ein radikaler Störenfried, der sich weder durch Kameraden, noch den vorgesetzten Schleifern einschüchtern lässt. Nach und nach erschliesst sich für bestimmte Soldaten die Wahrheit über ihre Berufung, vielmehr darüber das sie gar keine Berufung haben. Und nach und nach finden diese Soldaten auch einen Weg aus den Klauen des militärischen Systems.

Joel Schumacher hat sich bei seiner Realisierung soweit selbst in den Hintergrund gestellt, das seine Geschichte sich von allen Zwängen befreit entfalten kann. Es gelingt Schumacher sogar darauf zu verzichten, den eigentlichen Helden Bozz mit seinen Taten zu einem Schutzengel hoch zu stilisieren, denn zweifellos ist er es, der durch den Film wie ein Lebensretter fungiert, wenn einer nach dem anderen die Grundausbildung verlässt. Aber auch Ausbilder und Vorgesetzte scheinen sich dem rebelierenden Einfluss von Bozz nicht entziehen. Und damit ist auch schon der der wesentlichste Unterschied zu all den anderen filmischen Beispielen zum Thema Vietnam erreicht. Hier geht es um Menschen, nicht um willenlose Maschinen. Bei Schumacher gibt es keine unmenschlichen Schleifer, verschwunden sind die platten Figuren ohne Herz und Verstand. Da wird tatsächlich einmal der Gehorsam verweigert, oder zwischen den verschiedenen Rängen ein vernünftiges Gespräch geführt.

Tigerland liefert mit Matthew Libatiques atmosphärischer Kameraarbeit zielsicheres und stimmungsvolles Kino. Allen voran die vornehmlich unbekannten Darsteller geben dem ganzen Film die besondere Note von unaufdringlichem, aber perfektem Autorenkino.


 

Toy Story 2:

Stimmen: Tom Hanks (Peer Augustinski), Tim Allen (Reinhardt Hauff), Joan Cusack, Kelsey Grammer u.v.a.; Musik: Randy Newman; Drehbuch: Andrew Stanton, Rita Hsiao, Doug Chamberlin, Chris Webb

Regie: John Lassiter; Verantwortlicher Animator: Glenn McQueen; Produzenten: Pixar-Studios; circa 95 Minuten

Es ist ja schon Gewohnheit, das man im Maus-Haus versucht die Kinderscharen mit aufgesetzten und leblosen Zeichentrick-Fortsetzungen zu erfreuen, die direkt auf Video erscheinen. Das spart Zeit und das spart Qualität und die Kindern wollen es dennoch sehen. Da war ähnlich peinliches Schicksal auch mit dem ersten abendfüllenden computer-animierten Film längst überfällig. Aber diese Verzögerung hatte ihren Grund, denn die Leute von ‚Pixar', die da an ihren Computern fleißig Woody und Buzz Lightyear programmierten, waren einfach zu gut. Konzeptionell und inhaltlich war da auf einmal Potential aufgetaucht, das nicht vom erwachsenen Publikum übersehen werden durfte. Kinder kucken alleine Video, aber ins Kino geht es meist mit den Eltern. So eine satte Mischung kindlichen Humors und feinsinniger Intellektualität brachte zuletzt ‚Antz' auf die Leinwand und davor war es schon ‚Toy Story'. Aber erstaunlicherweise passierte etwas mit dieser Fortsetzung, was wirklich nur dem ‚Paten' und dem ‚zurückschlagenden Imperium' gelungen war: Er ist ideenreicher, ausgereifter und baut auf seinem Vorgänger auf, ohne diesen schlechter wirken zu lassen.

Nach einem THX-betäubenden Titelvorspann mit einem durchs All preschenden Buzz Lightyear herrscht augenblicklich Ruhe im Kinosaal und macht schließlich die Bühne frei für den Cowboypuppe Woody, der ganz aufgeregt seinen Hut sucht, in der Angst, von seinem Besitzer Andy sonst nicht mit ins Ferienlager genommen zu werden. Aber Andy sieht das Problem nicht im Fehlen des Hutes seiner Lieblingspuppe, sondern der eingerissene Arm. Woody könnte völlig kaputt gehen. Woody bleibt folglich zuhause. Von seinen bitteren Gedanken, nun endgültig ausrangiert zu werden, wird der vermeintliche Held schnell abgelenkt, als ein anderes Spielzeug seiner Truppe aus Versehen auf den Flohmarkt kommt. Woody kann in einer heldenhaften Aktion helfen, landet aber selbst auf dem Ramschtisch und fällt dem fanatischen Sammler Al in die Hände. Ein Restaurator bringt die alte Puppe schnell wieder auf Hochglanz und näht auch den gerissenen Arm wieder an, denn Woody kann sehr viel Geld einbringen. In dieser ganzen Aufregung lernt Woody das erstemal etwas über seine Vergangenheit. Er war in den Sechzigern ein berühmter Fernsehserienheld. Und als süße Nebenfolge ist Woody nicht alleine in Al's geheimer Kammer der Raritäten. Neben Woody-Süßigkeiten, Woody-Platten nebst Plattenspieler, Woody-Postern und anderen Scheußlichkeiten mit denen man Geld machen konnte, lernt der Held sein Pferd und seine Serienmitstreiter Jessie und Stinky-Pete kenne. Die Drei sind ebenfalls Erstausgaben der damaligen Zeit, der grummelige Stinky-Pete ist sogar niemals aus seiner Verpackung gekommen. Währenddessen sind Woodys Freunde aus Andys Zimmer bestens informiert, wo sich ihr Kumpel aufhält und starten von ihrer Seite aus eine Rettungsaktion, welche die muntere Truppe vom Spiralen-Hund, Sparschwein, Dinosaurier, Kartoffelmann, bis Buzz Lightyear irrtümlich zuerst in Al's eigenen Spielzeugladen führt. Dort platzen sie in eine Party von Barbie-Puppen und müssen gegen eine neue Aufflage von Buzz Lightyear antreten, bis sie den Weg in Al's private Gemächer finden. In dieser Zeit hat sich die Freundschaft zwischen Woody der netten Jessie und dem ollen Pete gefestigt, während Al dabei ist, seine gesamtes Set von Woody Artikeln endlich an die meistbietenden Japaner zu verkaufen. Woody hat die Möglichkeit zur Flucht, um zurück zu seinem Besitzer Andy zu gelangen, wird aber ins Dilemma gestürzt, weil das Sammelsurium nur mit ihm als Original-Puppe komplett ist, ansonsten wertlos bleibt. Das würde bedeuten, Jessie und Pete müssten zurück in die dunkle Kiste, bis ein anderer Original-Woody gefunden wird. Selbstverständlich wollen Jessie und Pete keineswegs in die Kiste zurück. Soll Woody also mit nach Japan, in einen Glaskasten ausgestellt werden, also für immer Leben, ohne seinen eigentlichen Sinn zu erfüllen. Oder muss er seine neuen Freunde enttäuschen und seinem Besitzer wenigstens, wenn vielleicht auch nur für einen Tag, Freude bereiten?

An keinem Punkt versucht der Film bei seinem Vorgänger eines drauf zu setzen. Er entwickelt seine Charakteren glaubhafter weiter und läßt sie Wandlungen und Erfahrungen sammeln, die leider die meisten Filme mit richtigen Schauspielern vermissen lassen. Dies beinhaltet erstaunlicherweise sogar das Design des Filmes, das nicht zu protzen versucht, sondern farblich und konzeptionell nahtlos an den Vorgänger anknüpft und erst mit der Entwicklung der Geschichte auch die Weiterentwicklung der Computer-Animation offenbart, bis hin zu lebensnahen Bildern. Aber niemals drückt er Teil Eins in den Schatten, oder versucht sich mit ihm zu messen. Die Entwicklung in CGI ist derart voran geschritten, das es den Leuten von Pixar ein Leichtes gewesen wäre, den Zuschauer einfach aus dem Sitz zu fegen, aber genau darin liegt der kleine Schlüssel ihre Erfolges. Die Figuren erhalten keine Generalüberholung und das Set-Design wird nicht einfach geändert. Die Stimmungen in Charakteren und Geschichte erfahren eine natürliche Fortführung. Natürlich darf ein Film dieses Kalibers nicht nur positive Eigenschaften auf sich versammeln: Da darf sich irgendeine unbegabte deutsche Trällermaus für drei Minuten auf Randy Newmans 'When She Loved Me', im Original gesungen von Sarah McLachlan, mit einem unsäglich idiotischen Text in deutsch abmühen, der noch Mehlwürmern klar machen soll, was man schon auf der Leinwand mit bewundernswerter Feinfühligkeit zu sehen bekommt.

Aber wer hätte gedacht, das Spielzeug über seine eigene Endlichkeit sinnieren könnte. Da wird Woody von Alpträumen geschüttelt, wie er in einer Abfalltonne bei anderem kaputten Spielzeug landet. Da klingt die Aussicht auf ein ewiges Leben, wenn auch nur im Glaskasten, doch ziemlich verlockend. Auf der anderen Seite eröffnet der Film damit eine nicht gedachte tiefgreifende Frage nach dem Sinn des Lebens, in diesem Fall, der Sinn des Daseins. Die Vielschichtigkeit des Unterhaltungswertes von 'Toy Story 2' macht nicht nur seinen Erfolg sicher, sondern durchaus berechtigt. Natürlich sind Peer Augustinski und Reinhardt Hauff kein wirklicher Ersatz für Tom Hanks und Tim Allen, die beide nur nachplappern, was Hanks und Allen mit ihren Talenten für Improvisation und Gefühl in ihre Rollen einsprachen, aber es hätte weitaus schlimmer kommen können, was oben genannte Sangeseinlage durchaus beweist. Man kann zufrieden sein. Gerade bei einem Projekt wie diesem, kommen die Ansprüche an die eigene Kunst bestens zur Geltung und spürbar wird die fruchtbare Zusammenarbeit eines innovativen Teams. Ein Computer generierter Film macht vor, was vielen Produktionen, gerade in Hollywood, abgeht. Er zeigt und vermittelt Herz und er überträgt es auf bestem Wege von sich auf die Leinwand, hinunter auf den Zuschauer. Ein Lehrstück in beide Richtungen, hin zu der selbstsicheren Industrie und zum Zuschauer wie gelungene Film mit Verstand aussehen müssen.


 

Traffic:

Darsteller: Steve Bauer, Don Cheadle, Erika Christensen, Benicio Del Toro, Michael Douglas, Luiz Guzman, Miquel Ferrer, Amy Irving, Tomas Milian, Dennis Quaid, Cathrine Zeta-Jones (alphapetisch)

Regie: Steven Soderbergh; Drehbuch: Stephen Gaghan; Kamera: Peter Andrews; Musik: Cliff Martinez; Filmschnitt: Stephen Mirrione

USA / 2000 , circa 147 Minuten

Schon 1993 erregte ein Regisseur derartiges Aufsehen, als Steven Spielberg zuerst Jurrasic Park und einige Wochen später Schindlers List in die Kinos brachte. Steven Soderbergh gelingt nicht minder spektakulär. Während Erin Brockovich als geradliniges Heldenstück aus Hollywoods besserer Cuisine gezeigt wurde, entblättert Soderbergh mit Traffic ein unbändig intelligentes, verschachteltes Erzählkino das die alten Werte des Schauspielkinos in neue Dimensionen hebt. Soderbergh war klar, das in America ein Film über Drogen nicht nur abgedroschen, sondern auch längst überholt wirken könnte. Er setzte auf Namen, ganz offen konnte Soderbergh nur so erstens Finaziers und zweitens das Publikum locken. Doch das Thema und das Iteresse daran, ging sogar soweit, das sich echte U.S.-Senatoren mit improvisierten Dialogen auf der Leinwand selbst verkörperten.

Gerne als Episodenfilm verschrieen, zeigt in Wirklichkeit Stephen Gaghans geniales Drehbuch eine vollkommen neue Sichtweise im grossen Kino. Nur scheinbar oberflächlich tangieren sich die drei angefangenen Geschichten lediglich thematisch. Doch nach und nach webt sich Handlungsfaden in Handlungsfaden, ganz behutsam entwickelt sich auf einmal eine epochale Geschichte. Das sich die Hauptfiguren der jeweiligen Geschichten während des Filmes nie über den Weg laufen, ist der phänomenale Trick in Gaghans Buch. Er unterstreicht damit den Grundtenor in Soderbergh Regie, den alles zerfressenden Realismus. Zugegeben, das unübertreffliche Meisterwerk ist mit diesem Streifen Soderbergh auch nicht gelungen, dafür schlägt er in ein, zwei Bereichen der Handlung zu sehr über die Stränge. Aber das sollte jeder für sich heraus finden.

Mit gewaltigen Farbkontrasten teilt Kameramann Peter Andrews seine unterschiedlichen Handlungsorte, unterstreicht emotionale Ebenen und improvisiert mit ausschliesslicher Handkamera den semi-dokumentarischen Anstrich des Filmes. Alles ist möglich, jeden Moment. Ob ein Charakter überlebt, überläuft, süchtig ist, oder wird, bliebt nicht einer bestimmenden Handlung überlassen, sondern dem natürlichen Lauf der Dinge, soweit dies filmisch möglich ist. Aber man muß und sollte immer auf alles gefasst sein. Soderbergh und Gaghan veranstalten kein versöhnliches Drogen-Picknick mit genialen Lösungvorschlägen, oder eindeutigen Standpunkten. Am treffendsten wird Traffic, wenn er sich einfach der Ehrlichkeit, der Wahrheit übergibt. Optisch wird der Film niemals brutal, aber für die psychische Grausamkeit sorgt die sorgfältige Umsetzung der Wirklichkeit auf Zelluloid. In einer flammenden Ansprache vor seinem Stab beschwört der neu berufene Drogenbeauftragte der Regierung (Douglas) seine Mitarbeiter neue, frische Ideen gegen Drogen dar zu legen, egal was, egal wie. Was folgt ist betretenes Schweigen, und dies sympolisiert am gewaltigsten die Hoffnungslosigkeit in der sich Gesellschaft und Staat gegenüber eines unter vorgehaltener Hand akzeptierten Problemes befinden.

Soderberghs Film hat es verdient, gesehen zu werden. Gerade weil er so unverblümt die Auswegslosigkeit präsentiert, weil er nichts beschönigt und weil dem Film phantastische Schauspieler greifbares Leben einhauchen. ein akkurates Lehrstück über unsere Gesellschaft und über das, was wir dafür tun.

 


 

Training Day:

Darsteller: Denzel Washington, Ethan Hawke, Scott Glenn, Tom Berenger, Harris Yulin, Raymond J. Barry, Cliff Curtis, Dr. Dre, Snoop Dogg, Macy Gray u.a.

Regie: Antoine Fuqua; Drehbuch: David Ayer; Kamera: Mauro Fiore; Filmschnitt: Conrad Buff; Musik: Mark Mancina

USA / 2001 ; circa 120 Minuten

Es gehört etwas ganz besonderes dazu, das Publikum soweit im Bann zu haben, das dieses über einiges hinweg sehen kann, was den Film eigentlich schlecht machen würde. Auch wenn ‚Training Day’ gar kein wirklich schlechter Film ist, hätte er um Längen besser sein können, gewinnt seine gesamte Kraft aber letztendlich aus den charismatischen Ausbrüchen Denzel Washingtons. Washington hat sein Publikum im Griff, er manipuliert es mit seiner bloßen Präsenz. Seine Aura ist nur vergleichbar mit der eines Gary Cooper, oder Paul Newman. Das hat Washington schon etliche verdiente Preise eingebracht, hat aber auch unsägliche Schinken mit seinem Auftritt unverdient aufgewertet. ‚Training Day’ ist einer der Film, der durchaus sehenswert ist, aber unbestimmt bleibt ob es nicht nur die phantastische Leistung des Hurricane ausmacht.

Ein Tag auf der Strasse. Jake Hoyt (Hawke) hat sich nichts sehnlicher gewünscht als für den Ermittlungsdienst von Polizisten Idol Alonzo Harris (Washington) eingearbeitet zu werden. Am Ende des Filmes sind nur 24 Stunden vergangen. Hoyt erlebt in diesen 24 Stunden mehr als jeder Streifenpolizist, er lernt was es bedeutet auf der Strasse zu arbeiten und dort auch zu überleben. Verfolgungsjagden, illegale Hausdurchsuchungen, Schiessereien. So hat sich Hoyt das Gesetze hüten nicht vorgestellt, nicht indem man es brechen muss um etwas zu bewirken. Und Alonzo Harris lässt seinen neuen Schützling hartes Lehrgeld zahlen, lässt den Anfänger von zwei Vergewaltigern verprügeln, oder als unbedarftes Weißbrot durch ein Viertel mexikanischer Schwerverbrecher zu marschieren. Wenn der Tag zuende geht, der ‚Training Day’ beendet ist, haben beide etwas dazu gelernt, denn auch ein erfolgreicher, etablierter Bulle verliert sich oftmals in Selbstüberschätzung.

Es ist erstaunlich wie es Kameramann Mauro Fiore gelingt, die längst Klischee beladenen Drehorte von Los Angeles zu umgehen und der Stadt ein allgemein gültiges Großstadtflair ab zu ringen. Aber ab und zu nutzt er auch bekannte Motive für grandiose Bildkompositionen. Antoine Fuqua ist einer der Thriller aus dem Moloche gelungen der zuletzt mit F. Gary Grays ‚Set It Off’, oder früher in Friedkins ‚To Live And Die In L.A.’ zu sehen war. Wenn der Film auch vielversprechender beginnt, als er sich nach der Hälfte auflöst. Aber das Timing sitzt, die Spannung wird konstant gehalten und die Darsteller mit hart realistischen Dialogen belohnt, mit denen sie ein Maximum an Effekt erreichen. Ethan Hawke ist trotz seiner schon andauernden Karriere ein unverbrauchter, zurückhaltender Typ, um sehr gut neben Washington bestehen zu können.

Die effektivsten Szenen holt Regisseur Fuqua tatsächlich aus Washington und Hawke in den unspektakulären Sequenzen, wenn beide im Wagen durch die Strassen rollen und Hoyt von seinem neuen Vorgesetzten zu immer wilderen Aktionen provoziert wird. Washington wird als dunkler Charakter präsentiert und dennoch macht all sein durchgedrehtes, manchmal auch kriminelles Verhalten Sinn, verdeutlicht in vielen sehr kompakten Szenen die Überlebensstrategie eines Polizisten in einem Umfeld, wo er höchst unwillkommen ist. Darunter mischt sich ansehnliches Actionkino, das aber bei weitem nicht an den interessanteren psychologischen Teil heran reicht. ‚Training Day’ funktioniert hervorragend als Action angereichertes Psychogramm zweier Gesetzeshüter, dank einer exzessiven Darstellung Denzel Washingtons.

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Transamerica

Darsteller: Felicity Huffman, Kevin Zegers, Fionnula Flanagan, Elizabeth Pena, Graham Greene, Burt Young und Carrie Preston

Regie und Drehbuch: Duncan Tucker; Kamera (Super 16mm): Stephen Kazmierski; Bildschnitt: Pam Wise; Musik: David Mansfield

USA / 2005 ; circa 103 Minuten

Duncan Tucker hat ein (oder einen) Road-Movie geschrieben und inszeniert, der die Freunde des Genres vor große Probleme stellt. Der Film hat alles, was schon allzu oft gezeigt wurde. Die Geschichte ist banal und Tucker versteht es nicht ihr neue Aspekte zu verleihen. Dieser Film steht und fällt mit einer einzigartigen Felicity Huffman und im Gegensatz zu anderen Road-Movies, kann dies über keinen der anderen Darsteller gesagt werden.

Bree (Huffman) steht vor der letzten, aber entscheidenden Operation, um die Wandlung von Mann zu Frau zu komplettieren. Ihr, oder sein Therapist (Pena) allerdings stellt eine letzte Bedingung, damit die Operation auch genehmigt werden kann. Bree muss sich mit ihrer männlichen Vergangenheit auseinandersetzen und zu dieser stehen. In Form von Toby (Zegers) kommt allerdings eine harte Prüfung auf die anstehende Frau zu. Toby ist der uneheliche Spross aus einer längst vergangenen, heterosexuellen Beziehung. Bree löst Toby in New York aus dem Gefängnis aus, wo er wegen Ladendiebstahls einsaß und will ihn nach Los Angeles bringen, wo er eine Karriere in der Filmindustrie anstreben möchte. Um erst einmal ihren Sohn besser kennen zu lernen, gibt sie sich als christliche Missionarin aus und verschweigt der leibliche Vater zu sein.

Was diesen Film noch zu Gute kommt, ist sein durchaus gelungener Humor, der von pechschwarz, über melancholisch, aber mitunter auch brüllend komisch variiert. Kevin Zegers ist dabei der typische Gegenspieler von Huffman. Introvertiert, vom Leben enttäuscht, aufmüpfig und am Ende verständnisvoll, entspricht sein Charakter was man in diesem Fall erwartet. Ein wirkliches Gegengewicht zu Huffmanns sensibler, stets grandioser Darstellung ist er aber in keiner Szene.

Was zeichnet Road-Movies aus? Hier ist immer der Weg das Ziel. Eine Reise ist es, die gleichzeitig eine Reflexion über einen selbst mit sich bringt. Doch auch die vielen Möglichkeiten, wo der Film die Begrenzungen des Althergebrachten durchbrechen könnte, verstreichen ungenutzt. Tobys Reaktion, das Bree eigentlich ein Kerl war, oder der Besuch bei Brees Eltern sind so absehbar, das sie dem Film sogar schaden. In diesem Genre übliche Charaktere der ganz besonderen, skurrilen Art, sucht man vergebens. Und dann natürlich das Ende, da bleibt nur der fahle Nachgeschmack wegen zuviel verschwendeten Talent. Aber er ist doch ein Muss, wegen der fabelhaften Felicity Huffman, die ihrer Rolle phantastische Momente charakterlicher Tiefe und unbeschreiblicher Nuancen abringt. Herzhaftes Lachen und eine brillante Hauptdarstellerin sind aber für Road-Movies nie genug gewesen.

Bandit.

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Transformers: Die Rache - Transformers: Revenge of the Fallen

Es ist ein guter Tag. Die Sonne lässt sich kaum blicken und es hat schon wesentlich wärmere Sommertage gegeben. Jede Entschuldigung ins Kino zu gehen ist damit gegeben. Die TRANSFORMERS sind zurück gekehrt und, Hand aufs Herz, wer will sich das wirklich entgehen lassen.

Vorstellungsbeginn 20:00 Uhr. Perfekte Zeit für einen Frühaufsteher mit seniler Bettflucht. Man darf ja die Überlänge nicht vergessen. Aber was macht Überlänge schon aus, wenn es richtig kracht und rumst? Und dann die Originalfassung, das stimmt nun wirklich zufrieden. Dabei beschleichen mich unsinnige Gedanken, welche Filme von Michael Bay bisher mein grundgütiges Wohlwollen verdienten. Ich komme auf zwei BAD BOYS Filme und verwerfe diesen Gedanken wieder. Für sehr  kurze Zeit. Denn was ist eigentlich ein Michael Bay Film?


Scheiße, Kino 5. Naja, die erwarten wahrscheinlich weniger Publikum bei der Originalfassung. Tatsächlich ist nur die Hälfte aller Plätze belegt. Wir gönnen uns die zweite Reihe, weil die Leinwand nur zirka 40 Quadratmeter hat und bei Breitwand oder Cinemascope nicht zur Seite aufmacht, sondern oben und unten schmäler wird.

Aber was ist denn nun wirklich ein Michael Bay Film? Klare Bilder, harte Kontraste und die Zeitlupen nicht vergessen. Keiner nutzt seit Peckinpah die dramatische Zeitlupe so exzessiv wie Michael Bay. Aber genug der schwarzen Gedanken, denn über die DreamWorks und Paramount Logos legen sich ungewohnte, metallene Töne. So ungewohnt und doch so vertraut. Für einen, dessen Transformers-Zeitalter mit dem Film vor zwei Jahren begann, hat sich viel eingebrannt.

Nur ein paar Meter weiter beginnt zur selben Zeit die IMAX-Fassung. Soll ja länger sein, aber da ist ja wohl die Originalfassung vorzuziehen, keine Frage. Und schon geht es los mit Bildern wie aus einem ALIEN vs. PREDATOR Streifen. Ur-Menschen kämpfen 17.000 vor Christus gegen die stählernen Giganten. Dann kämpfen Giganten gegen Giganten. Decepticons gegen… sind das jetzt auch schon Autobots? 17.000 vor Christus?

Nahtloser Übergang ins Heute, wo Menschen und Autobots eine Kampfeinheit bilden, um überall auf der Welt versprengte, böse Decepticons aufzuspüren und zu vernichten. Die zweite Action-Einlage donnert über China hinweg. Sehr bereitwillig räumen die Chinesen ihr Feld und überlassen das Schlachtfeld den Amerikaner, die mit den verbündeten Autobots reinen Tisch machen. Der Amerikaner als Weltenretter sogar in China. Wer hätte das gedacht.

Wer hätte was gedacht? Mann, mann, mann, nachdenken hilft. Autobots heißt doch irgendwas mit ‚Autonome Roboter tralala‘. Ist schon gut wenn man den ersten Film nicht komplett aus dem Hirn gestrichen hat. Autos vor Christus? Mann, mann, mann, der Soundteppich und die Bilderflut haben mich wohl schon weich in der Birne gemacht.

Noch viel nahtloser geht es hinüber zum Helden Sam Witwicky. Der geht aufs College. Sein heißer Feger Mickaela nicht. Langstreckenbeziehung. Bin in Sorge, ob das Gut geht. Nein, bin ich eigentlich nicht, sondern bin noch etwas enttäuscht über das große Durcheinander in China, das mir außer einem Effekt-Feuerwerk wirklich nichts geboten hat. Und was mit den Darstellern passiert, sieht nicht viel besser aus. Eigentlich nicht unsympathische Figuren tun Dinge, die lustig sein sollen und reden unablässig Zeug, das passend lustig sein soll. Im Publikum wird auffallend wenig gelacht, aber das ist verständlich, weil allen schon schwindelig sein muss.

Noch keine fünfzehn Minuten gelaufen, hat der Film eine Drehzahl und einen Rhythmus gefunden der sich mit unerbittlicher Hartnäckigkeit hält. Keine Einstellung in der sich nicht die Kamera bewegt, kein Moment der Ruhe, kein Luft holen. Selbst wenn sich die Liebenden schmachtend in den Armen liegen, kreist die Kamera in mindestens drei Umläufen um sie herum. Noch schlimmer wird es bei den als aufregend ausgedachten Effekte-Spektakeln. Immer schiebt sich etwas durchs Bild, immer ist Bewegung. Zeit und Orientierung habe ich sehr schnell vergessen. Mir fällt nur auf, wie viele verschiedene Transformers ich in diesem Film nun schon gesehen habe. Was mir aber als Zuschauer vollkommen vorenthalten wird, ist der Anblick einer kompletten Verwandlung. Ohne die dröhnenden Geräusch-Effekte, würde mir die meiste Zeit überhaupt nicht auffallen, dass sich schon wieder ein Autobot verwandelt hat.

Es ist nicht zu fassen. Die drei hoch bezahlten Drehbuchschreiber sind sich nicht zu blöd, unseren Helden Sam mit einem Computer-Freak in ein Campuszimmer zu stecken, der an eine Verschwörung der Regierung glaubt, die außerirdische Roboter vor der Menschheit geheim hält. Ich bin nicht nur verblüfft, sondern auch verwirrt. Dazwischen kommen wieder und immer wieder Zusammenstöße von gigantischen Metallteilen, die sich bekämpfen. Manchmal sind es auch kleine Roboter die beabsichtigt sind, niedlich zu sein. Sowas endet zum Beispiel in einer absurden Begattungsnummer, die weniger ihre humorige Absicht erreicht, als vielmehr Befremden hervor ruft.

Die Highlights bei Film Nummer Eins waren doch die Verwandlungen. War es doch, oder? Wie aus einem 600 kg Camaro ein 10 Tonnen Roboter wird oder aus einer normalen Zugmaschine der vielfach voluminösere Optimus Prime. Lächerlich. Wirklich Lächerlich, hat aber gut ausgesehen. Warum sehe ich das hier nicht? Vom Auto zum Roboter, vom Roboter zum Auto. „Autobots, transformiert!“ Hier passiert nichts, nur laut und immerzu bewegt.

 Ich kann es nicht glauben. Die drei vollkommen überbezahlten Drehbuchschreiber verkaufen den Zuschauer für so blöde, das sie die Herzallerliebste des Helden tatsächlich überraschenderweise dann ins Zimmer treten lassen, als dieser sich gegen eine mannstolle Blondine erwehren muss. Haha, es kommen Lacher aus dem Publikum. Wahrscheinlich reine Verzweiflung.

Steve Jablonskys Musik irritiert mich zunehmend. Das Hans Zimmer seine Finger mit am Taktstock hat, ist nicht weiter verwunderlich. Doch jeden Moment denke ich das Russell Crowe als Gladiator um die Ecke biegt. Aber es sind keine differenzierten Themen erkenntlich, wie Jablonsky sie für den ersten TRANSFORMERS geschrieben hat. Die Musik ist eher ein unveränderlicher Brei als akustisches Abziehbild des gesamten Films in seiner endlos aufgedrehten, rastlosen Hatz.

Die Decepticons sind die Bösen. Sie möchten dem ‚Fallen‘ wieder zur Macht verhelfen, der im Verborgenen lauert, und sein Name ist eben Programm. Optimus Prime als Anführer der Guten muss sterben, weil er der letzte der Prime ist. Und wenn dieses, …kann man Geschlecht dazu sagen? Nur wenn der letzte Prime das Zeitliche gesegnet hat, kann der ‚Fallen‘ wieder auferstehen und herrschen. Sehr komplex. Ich bin erstaunt wie viel Vorwissen man benötigt um so wenig Handlung folgen zu müssen. Unendlich viele Autos, Lkws, Lastkräne, Kleintransporter, Motorräder, Schaufelbagger, etc. verwandeln sich in zerstörerische Kampfroboter. Michael Bay hat ja versprochen, viele Figuren aus der Original-Serie und dem Spielzeug-Programm auf die Leinwand zu bringen. So kann ich als Unwissender nur vermuten, dass sich der wahre Fan in Freudensprüngen verausgaben müsste.

Es gibt nicht einen einzigen Moment im Film, bei dem der Unterschied zwischen Film und Computer sichtbar wird. Der Fortschritt ist aber auch der Fluch dieses Films. So natürlich sich die künstlichen Bilder auch in die wirkliche Umgebung integrieren, umso schneller hat man sich daran satt gesehen. Nur sehr wenige Totalen, gewähren einen Überblick über die Szenerien, welche meist von heftigsten Kämpfen erschüttert werden. In solchen Totalen wird man sich der ungeheuren Leistung der Trickspezialisten richtig bewusst. Die hektischen, teils frenetisch geschnittenen Nahaufnahmen hingegen zeigen nur Blech auf Blech und der Film wird sich eigentlich gar nicht mehr selbst gerecht. Oftmals werden Roboter von anderen Robotern zerlegt, ohne das man wirklich erkennt, wer jetzt wem was angetan hat. Selbst der originelle Einfall, eine Action-Sequenz in eine Waldlichtung zu verlegen verläuft sich in einem Durcheinander von wahllos auftauchenden Robotern und unzusammenhängenden Zerstörungsriten.

Das Tempo des Films erlaubt keine rationelle Übersicht über die Geschehnisse. Gesehen ist vergessen ist vorbei. Der Untergang eines Flugzeugträgers hält eigentlich mehr schmerzhaft vor Augen, was für ein visuelles Erlebnis TRANSFORMERS wirklich sein könnte. Eine grandiose, halbminütige Sequenz voller mitreißender Wucht die unter die Haut geht. Um dann im weiteren unablässigen Effekte-Gewitter einfach ‚unterzugehen‘. Man gönnt dem Zuschauer nicht einmal diesen Aha-Moment, des sich in Pose stellenden Transformers, gepaart mit den staunenden Blicken der überwältigten Charaktere, der die emotionale Position des Zuschauers übernehmen darf. Nichts da, soviel Film und so wenig Zeit. Keine Atempause.

Alles viel zu selbstverständlich. Ich darf nicht staunen, ich darf nur geplättet dabeisitzen. Abgestandene Kalauer muss ich ertragen und kann mich nicht beschweren, weil mir die Zeit zum atmen fehlt. Standardisierte Bildfolgen, immer und immer wieder und die Musik hämmert mich zurück in den Sitz. Hier machen Menschen etwas mit Computern einfach nur weil sie es können.

Popcorn-Kino darf origineller sein. Aber es ist ja schon bezahlt. In diesem Moment trage ich dazu bei, das dieser Film ein riesiger finanzieller Erfolg wird. Zwei Roboter kloppen sich und den Machern ist es Scheiß egal ob ich erkenne welcher Roboter welchem eins über die Birne zieht. Und ich habe das bezahlt, und ich bin verantwortlich, dass in zwei Jahren ein dritter Teil dasselbe Spiel noch einmal veranstaltet.

Ich habe im Vorfeld gelesen, das Michael Bay ganz stolz war, eine Dreherlaubnis für Gizeh erhalten zu haben. Das kann nur bedeuten, dass der Showdown bei den Pyramiden spielt. Ich habe inzwischen jeden Roboter in jeder Kampfespose gesehen, ich kenne alle verfügbaren Geräusche, jedes durchgestylte Bild mit all den attraktiven Darstellern hat sich x-mal wiederholt. Der Showdown beginnt und wird, wie sich herausstellen wird, eine halbe Stunde andauern. Ich hätte aber nichts dagegen, wenn der Film jetzt – genau jetzt zu Ende wäre. Abspann, Musik, Licht an, Ausgang.

Es ist wirklich nicht so, dass ich mich dem Schicksal ergeben müsste, mir ist es einfach nur gleichgültig. Mir fällt nur auf, das Sam und seine Mikaela sehr, sehr lange unterwegs sind, um das von Decepticons umstellte, kleine Wüsten-Kaff zu durchqueren. Sie laufen und laufen, von Hütte zu Hütte, und ich überlege, ob ich vielleicht in eine Art Dilirium verfallen bin. Und wie sie so laufen und laufen, nur um ein paar Häuser hinter sich zu lassen, da kommt in derselben Zeit ein ganzes Heer Amerikaner von der See her, landet und durchquert einen ganzen Landstrich. Unwillkürlich frage ich mich, ob ich etwas versäumt habe, ob die Macher nicht aufgepasst haben oder ob es ihnen einfach egal war. Moment, da war diese Szene im Smithosian Institute in Washington und als ein Decepticon eine Wand durchschlägt und alle ins Freie treten, befinden sie sich mitten in der Wüste. Da es keine Wüste an der Ostküste Amerikas gibt, muss ich entweder was verpasst haben, oder den Machern war es… egal?! Große Verwirrung.

Mit dem Beginn des Abspanns geht das Licht an. Ich bin vollkommen erschlagen. Nach näherem hinfühlen bin ich mir sicher, das es nicht die normale Müdigkeit ist. Die Vision eines kalten Bieres lässt mich lächeln. Und die Frage, was eigentlich ein Michael Bay Film ausmacht, vertreibt dieses Lächeln umgehend. Megan Fox‘ Gesicht in Groß über Shia LaBeouf gebeugt, über ihr schwebt in extremer Zeitlupe ein Hubschrauber durch die Szenerie. Bis zum erbrechen stilisierte Bilder, die keinen Sinn ergeben. Eine Bildsprache, die sich selbst genug ist, aber nichts erzählt. In BAD BOYS II hat der Effekt der extremen Verlangsamung im Kontext funktioniert. Hier war er einfach nur eingesetzt. Immer und immer wieder. Der ganze Film war eine ganze Wiederholung seiner selbst. Bilder die sich selbst kopierten, Töne die sich aufbrauchten, Effekte die nicht variierten.

Ich liebe Popcorn-Kino. Deswegen hat der erste Teil auch viel mehr Freude bereitet. Perfekt durchdachtes, alle Klischees bedienendes,  den Ansprüchen gerecht werdendes Popcorn-Kino. Ich will doch gar nicht nachdenken müssen. Kino ist nicht zwangsläufig dafür gemacht. Nur wenn das Mischungsverhältnis von attraktiven Darstellern, Standardsituationen, Spannungsbogen und Einsatz von Effekten stimmt, ist wirklich alles erlaubt. Vor zwei Jahren hat es wunderbar funktioniert. Rein setzen, sich gehen lassen, entspannen, nicht nachdenken. Aber wenn ich beginne, über das ‚nicht nachdenken müssen‘ nachzudenken dann ist doch etwas falsch gelaufen.

23:00 Uhr. Das erste Bier ist weg. Ich schiebe es auf die extrem trockene Luft im Kino. Ärgere mich eigentlich über die hohen Erwartungen, die ich mir selbst auferlegt habe. Ja, zum Teufel, über Bumblebee, den heißen gelben Camaro hab‘ ich wirklich lachen müssen. Na ja, Megan Fox ist ja zum Anschauen auch nicht so schlecht. Von all den Kalauern funktioniert ja sogar der ein, oder andere Witz. Können die Transformers wirklich noch beeindrucken? Gibt es diesen speziellen, diesen magischen Kinomoment? Ob ich mein Geld zurück bekommen könnte?

Sei es drum, der Kinosommer ist noch lang und bestimmt nicht so ernüchternd wie an diesem Abend. Frage mich bloß, was für eine Rechtfertigung ich in zwei Jahren finde, wenn ich am ersten Abend TRANSFORMERS III schaue.



Transformers: Revenge of the Fallen
Darsteller: Shia LaBeouf, Megan Fox, Tyrese Gibson, John Turturro, Josh Duhamel, Kevin Dunn, Julie White u.a. – mit den amerikanischen Stimmen von Hugo Weaving, Peter Cullen, Mark Ryan, Robert Foxworth, Anthony Anderson, Tony Todd
Regie: Michael Bay – Drehbuch: Ehren Kruger, Roberto Orci, Alex Kurtzman - Kamera: Ben Seresin – Bildschnitt: Roger Barton, Thomas Muldoon, Joel Negron, Paul Rubell – Musik: Steve Jablonsky – Visuelle Effekte: Richard Kidd
USA / 2009 – circa 150 Minuten

 


 

Traumpaare - Duets

Darsteller: Paul Giamatti, Huey Lewis, Andre Braugher, Gwyneth Paltrow, Maria Bello, Scott Speedman, Angie Dickinson, Kiersten Warren u.a.

Regie: Bruce Paltrow; Drehbuch: John Byrum; Kamera: Paul Sarossy; Filmschnitt: Jerry Greenberg; Musik: David Newman

USA / 2000 , circa 112 Minuten

Drei Paare, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Der mitllerweile auch in Deutschland so benannte Buddy Movie erreicht eine neue, erweiterte Form und alles mit wundervoller Musik unterlegt. Der Vertreter Todd Woods (Giamatti), trifft auf den vermeintlich, flüchtigen Knacki Reggie Kane (Braugher). Trickbetrüger Ricky Dean (Huey Lewis), wird bei der Bestattung einer alten Bekannten von seiner Tochter Liv (Paltrow) überrascht, von der er gar nichts wusste. Und zuletzt tut sich die angehende, begierige Sängerin Suzi Loomis (Bello) mit dem betrogenen Taxifahrer Billy (Speedman) zusammen.

Bruce Paltrow ist schon eine Institution fürs amerikanische Fernsehen, lieferte die besten Episoden für zum Beispiel St. Elswhere, oder Homocide. Eigenartigerweise liegt dann auch bei den Traumpaaren der Knackpunkt bei der 45 Minuten Marke. Danach hält Gwyneth' Vater die Zügel viel zu straff und versucht sich mit immer überflüssigen Wendungen der Geschichte und verwegenen dramatischen Steigerungen mit den Charakteren die Geschichte plötzlich spannend zu machen. Dabei beginnt alles so aussergewöhnlich intelligent im Erzählstil und der Charakterisierung. Überraschungen bleiben nicht aus, wie geschickt man eine so alltäglich scheinende Geschichte doch noch erzählen kann. Als Frontmann etabliert sich dabei Paul Giamatti als gestresster Handelsvertreter Todd Woods, der in seiner seelenlosen Arbeitsroutine nicht nur am falschen Meeting teilnimmt, sondern auch noch 1000 Meilen von seinem eigentlichen Reiseziel entfernt ist. Als er nach tagelangem Reisen sein Heim betritt, die Kindern nicht einmal vom Fernseher aufsehen und die Frau (Kiersten Warren) nur ein 'Honey, ich bin Online' für ihn übrig hat, beschliesst er Zigaretten holen zu gehen. Einer der Running Gags bleibt Todds Erklärung zu all den unbekannten Menschen die er auf seiner Odysee trifft, zu sagen er sei nur Zigaretten holen. Durch eine dieser unbekannten Barbekanntschaften, wird er nicht nur mit Karaoke-Singen in Kontakt gebracht, sondern auch noch durch eine Überdosis hemmugslösender Drogen zum Bühnenfreak, der keine Gelegenheit auslässt, zu singen. An seine Seite gesellt sich der unscheinbare und doch mysteriöse Reggie Kane (Braugher), der einiges auf dem Kerbholz zu haben scheint. Mehr durch Bedrängniss, weil Todd den Kick braucht, aber Duet-Karaoke angesagt ist, folgt ein atemberaubendes Duet von 'Try a little Tenderness'.

Während Karaoke in Deutschland ein eher zögerlich akzeptierter Party-Spass bleibt, ist es wie Bullenreiten und Tanzwettbewerbe schon in die amerikanische Kultur eingedrungen. Aus schäbigen Bars, oder langweiligen Cocktail-Stuben wird für zwanghafte Selbstdarsteller und hoffnungsfrohe Glückssuchende, betrunkene Handlungsreisende und frustrierte Hausfrauen plötzlich jener glanzlose Ort zum Mittelpunkt der Welt, zur Drehscheibe des eigenen Seins, Pseudo-Ruhm der gerade bis zum nächsten Playback anhält. Aber natürlich sollte der finanzielle Aspekt nicht ausser Acht gelassen werden. Selbst auf dem Weg für die gesamte Welt entdeckt zu werden, oder nur um einmal den eigenen Schweinehund zu überwinden, knn für einen amerikanischen Mittelstands-Haushalt ein 500 Dollar Preisgeld durchaus nützlich sein. Daher wirkt die Umsetzung dieser Idee weit weniger aufgesetzt, wie sich zum Beispiel die vielen Teenager-Tanzfilme gerne als realistisch verkaufen möchten.

Die Tatsache, das die Schauspieler allesamt ihre Lieder wirklich selbst aufgenommen haben, ist eine besondere Fussnote, die den Film am Ende nach wirklich mehr aussehen lässt, als er eigentlich hergibt. Natürlich ist Huey Lewis dabei der besondere Leckerbissen, der in den ländlichen Lokalen bei Karaoke Wettbewerben erst vorgibt nicht zu wissen, was dies selbe ist und durch eine überhöhte Wette dann den Lokal-Matador schröpft. Aber seine Geschichte und die seiner Tochter, sowie des anderen Paares Maria Bello und Scott Speedman, wie sie sich von Rastlosigkeit getrieben fühlt und ihm so ziemlich viel egal ist, bilden nur mehr einen abstrakten Rahmen für die zentralen Figuren Giamatti und Braugher. Die letzten Beiden haben auch mit einer perfekten Abrechnung an all den guten Hotels und Fluglinien zu tun, wenn Todd in jedem Hotel, bei Autoverleihern, oder anderen Fluglinien versucht seinen Vielflieger-Bonus ein zu lösen und entweder die dafür reservierten Zimmer ausgebucht sind, die Bonustage vorbei, oder noch gar nicht begonnen haben.

Die erste Hälfte gelingt wirklich auf ungewöhnlichste Art zu unterhalten. John Byrums Drehbuch ist gespickt mit wolligem Zynismus und schräger Satire, aber auch mit sagenhaft leichter Schauspielführung. Paltrows Regie drängt einem nichts auf, verlässt sich mehr auf die Schauspieler, als modischen Schnick-Schnack. Die Kameraarbeit ist genauso konzentriert auf den Punkt gebracht, wie die angepasste, der Geschichte ensprechenden Schnittfolgen. Aber Autor und Regisseur entfernen sich gleichermassen immer mehr von ihrem Erzählstil, je weiter sie über die 45 Minuten Marke kommen. Während die Karaoke Einlagen ein ungetrübtes visuelles, wie akustisches Vergnügen bereiten, steigert sich die zentrale Geschichte in Spannungskurve, die einfach nicht hergibt, was der eigentlichen Geschichte angemessen wäre. Das führt sogar soweit, das Anstelle eines zu erwartenden grandiosen Finales, ein überflüssig blutiger Höhepunkt inszeniert wurde.

Man findet einfach keine schlechten Worte über die gesamte Ensemble-Leistung. Homogen fügen sie sich in ihre Rollen und vermitteln tatsächlich mehr Authentizität als Charakter. Da wird Tochter Gwyneth nicht einmal mit den Bekannten-Bonus belohnt, oder in den Vordergrund gestellt. Die Traumpaare vermitteln ungemein hintergründig und mit ehrlichen Tiefen eben jenen Traum von Sein und Schein, die dreieinhalb Minuten auf der Bühne, die zum Ausbruch aus einer öden Welt, mit weing Perspektiven dient. Und wie dieser Ausbruch funktioniert, wie er hilft und was er für die Charakteren bedeutet, hat Bruce Paltrow ganz behutsam und natürlich auf die Leinwand übertragen. Und natürlich die Songs, die so brillant dargeboten werden. Lange Zeit hat die Produktion gezögert, ob die von den Protagonisten angebotenen Optionen auf die eigene Stimme dem Publikum wirklich zumutbar wären, aber unter der professionellen Aufsicht von Huey Lewis konnte da eigentlich nichts schief gehen. Im Gegenteil, teilweise mit soviel guter Stimme und gefestigter Ausstrahlung, könnte sogar leicht der Eindruck entstehen, das geschummelt wurde. Ob die Joe Cocker Knaller, oder das schon erwähnte 'Try a little Tenderness', bis hin zum Marianne Faithful Klassiker, oder das geniale 'Crusing together'. Das alles macht Lust auf mehr und wird dann leider vom bitteren Märchen in biederes Drama verwandelt. Eine Empfehlung bleibt Duets trotz allem. Ein netter, unterhaltsamer Film, der es dennoch schwer haben wird sein Publikum zu finden. Welche Zuschauer er dann letztendlich an Land gezogen hat, wird er gar nicht einmal enttäuschen. Und es bleibt immernoch der Soundtrack.


 

Turbulenzen - PUSHING TIN

Darsteller: John Cusack, Billy Bob Thorton, Cate Blanchett, Angelina Jolie, Vicki Lewis, Jake Weber; Drehbuch: Glen Charles, Les Charles; Regie: Mike Newell; circa 124 Minuten

Das wirklich überraschende an dieser herrlichen Komödie mit tiefgängigen dramatischen Eigenschaften, ist das neue, unverbrauchte Ambiente, in der eingefleischten Gemeinde von Fluglotsen. Auch ohne überflüssige Kommentare macht der Film trotz seiner flotten und witzigen Inszenierung klar, was viele vielleicht gar nicht wußten. In keinem anderen Berufszweig gibt es eine höhere Anteil von Selbstmordquote, Scheidungsrate, Alkoholkonsum und manischer Depression.

Nick Falzone (Cusack) ist der beste seines Faches im dirigieren der Flugzeuge im überfüllten Luftraum von New York und seine drei großen Flughäfen. Seine Frau (Cate Blanchett) ist treusorgende Ehefrau, verständnisvoll und aufopfernd. Bis der geheimnisumwitterte Russell Bell (Thornton) mit seiner Frau Mary (Jolie) in die heile Welt des Chaos einbricht. Bell soll sogar schon im Düsenbereich eines landenden Jumbo-Jets gestanden haben. Besessen davon, das Falzone als Nummer Eins verdrängt werden könnte, steigern sich die beiden Männer in einen aberwitzigen Wettstreit von Männlichkeitswahn. Das beginnt mit den beiden Männern beim einfachen Korbwerfen in der Garagenauffahrt und hört auch nicht an den Radarkonsolen der Lotsen auf. Erst als Falzone es mit Bells Frau Mary ins Bett schafft, glaubt er den Kampf der surrealen Eitelkeiten gewonnen zu haben. Nur solange, bis er auf einmal das Gefühl nicht los wird, das seine Frau Connie ein Verhältnis mit Russell Bell haben könnte.

Die pfiffige und originelle Geschichte flacht zugegeben in den letzten dreissig Minuten ein bißchen in die Absehbarkeit ab, doch es bleibt genug Potential in dieser erfrischenden Pose, das sie in angenehmer Erinnerung bleibt.

Nach seinem 'Donnie Brasco', beweist der Brite Mike Newell in seiner zweiten amerikanischen Arbeit sein Gespür und Können für ungewöhnliche Charakteren. Und diese Charakteren sind bis in die Nebenrollen nicht nur hervorragend besetzt, sondern schweifen auch nicht in Platitüden ab. John Cusack und Billy Bob Thornton sind in ihrem Element und geben trotz des hinterhältigen, unaufdringlichen Humors realistische Darstellungen ihrer paranoid, wettkampfsüchtigen Charakteren. Die ganze Atmosphäre des Filmes ist auf so gnadenlosen Realismus aufgebaut, das der zündende Funke der eigentlich spritzigen Unterhaltung um so besser funktionieren läßt. Außerdem überzeugt der Film mit atemberaubenden Effekten, welche den überfüllten Luftraum mit sich ständig kreuzenden Flugzeugen beängstigend nahe bringen. 'Pushing Tin', also so etwas wie 'Blech verschieben', ist der Ausdruck der Fluglotsen, Flugzeuge in geregelte Flugparameter zu dirigieren. Und an manchen Stellen kann der Film einem die Angst am fliegen wirklich verstärken. Nur einer der Beweise, wie tiefgreifend der Film funktioniert.

 

 

 

 

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