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Reise zum Mittelpunkt der Erde

Journey 3-D

Rocky Balboa

Roter Drache

Red Dragon

Red Planet

 

Ride with the Devil

 

Road to Perdition

 

Rufmord

The Contender

Rules, Sekunden der Entscheidung

Rules of Engagement

Rushmore

 

 

Abgeschminkt ; Allgemeines Archiv ; Kritikarchiv ; Globes & Oscars

 


 

Journey 3-D
Reise zum Mittelpunkt der Erde


Uwe und Andrew waren wieder im Kino und haben wieder einmal versucht einem Film die gewisse Note abzuringen. Uwe tut das im BLAU hinterlegten Text und Andrew sieht dabei SCHWARZ:  

Ein Hoch auf alle die Kritiker, die bei diesem Film im falschen Glauben das Kino betraten, ein intellektuelles Meisterwerk zu erleben. Wer immer mit dem Film JOURNEY TO THE CENTER OF THE EARTH konfrontiert wird, gibt zum Besten, was er alles Schlechte über diesen Film gelesen, gehört, gesagt bekommen hat. Wahrlich, es ist sehr eigenartig, dass einem Film, der lediglich vorgibt, eine Aneinanderreihung von visuellen Effekten zu sein, vorgeworfen wird, eine lose Aneinanderreihung von visuellen Effekten zu sein.
 
Auch wenn ich weiß, dass ein Film eine reine Effekteschau sein will: Wenn ich mir einen 3-D-Film anschaue, dann regt sich bei mir immer ein wenig ein schlechtes Gewissen: Die Handlung voller Klischees und womöglich sogar langweilig, die Charaktere eigentlich keine Charaktere, sondern Pappkameraden. Warum dafür Geld ausgeben? Aber dann überkommt mich doch alle paar Jahre der Drang, einen Film in der dritten Dimension zu erleben, und ich begebe mich rein. In die Achterbahn zieht es mich aus denselben Gründen schließlich auch immer wieder.

Mit Brendan Fraser kann eigentlich auch ein Regisseur wie Eric Brevig wenig falsch machen. Müsste man meinen. Fraser gibt den All-American-Guy mit Einschlag zum Loser, der über sich hinaus wächst, gewohnt souverän und überaus sympathisch. Auch Josh Hutcherson entpuppt sich Film um Film als einer der ganz wenigen Kinderstars, die nicht nerven. Für ihn hat sich das Drehbuch eine subtilere und sehr freundliche Variante ausgedacht, damit sich seine Figur vom nur halbwegs störrischen Jugendlichen zum umgänglichen Charakter wandeln darf. Das geht sicherlich auf den Drehbuchanteil von Jennifer Flackett zurück, wenn man sich deren Filmographie ansieht. Michael Weiss hingegen, ebenfalls mit Blick auf seine Vita, dürfte dann wohl für die (Achtung: Wortspiel) Zweidimensionalität von Anita Briem zuständig gewesen sein. Die erst seit kurzem im Filmgeschäft tätige Isländerin darf schön aussehen und Klischees erfüllen. Das macht sie zwar sehr gut, viel Aufmerksamkeit erntet sie damit allerdings nicht, denn Regisseur Brevig, eigentlich Veteran in Sachen visueller Spezial-Effekte, legt seinen Schwerpunkt überraschenderweise auf den Action-Faktor.

REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE ist dann auch weitestgehend in dieser Kategorie einzuordnen. Von den drei Protagonisten verlieben sich zwei pflichtschuldig ineinander, der dritte dient als Identifikationsfigur für die jüngeren Zuschauer. Die Geschichte orientiert sich lose am Roman von Jules Verne, wobei dieser aber mehr als Steinbruch dient, um für 3-D-Effekte geeignete Szenen zu entwerfen. Diese werden dann an einer Schnur lose aneinandergereiht, bis die "Reise" (eigentlich mehr eine unfreiwillige Kletterpartie als eine richtige Reise) in das Erdinnere geführt hat. Dieses wird als solches auch gleich erkannt, was erstaunt, da hierfür keine wissenschaftlichen Geräte zur Verfügung stehen. Sei es drum, der Film muss ja auch mal zu einem Ende finden. Als er an diesem angelangt ist, hat der Zuschauer einen Film gesehen, der kaum über das 3-D-Erlebnis hinausgeht, das man schon in den 80ern bei der damaligen 3-D-Renaissance hatte. Und der sicher nicht sehr lange im Gedächtnis bleiben wird. Soll er aber auch nicht, wer kann sich schließlich schon an jede einzelne Achterbahnfahrt erinnern?

Die Hoffnung auf eine verfrüht einsetzende Revolution mit 3-D ist wie die sinnbildliche Seifenblase geplatzt. Als sich abzeichnete, dass JOURNEY TO THE CENTER OF THE EARTH nicht mehr viel mit Jules Vernes Roman gemeinsam haben würde, geschweige denn als Remake der 1959 entstandenen Filmfassung gelten konnte, änderten die Amerikaner den Titel schnell zum griffigen JOURNEY 3-D. Es wurde der erste auf HD gedrehte Film in 3-D, was die Nachbearbeitung grundsätzlich vereinfachte. Verantwortlich für die Bilder ist Chuck Shuman, der wie sein Regisseur Brevig aus dem Fach der visuellen Effekte kommt, und bei dieser REISE das erste Mal die Kamera bestimmen durfte. Da haben sich zwei gefunden, die dem Spleen für die neue Technologie kräftig Vorschub leisten sollten. Mit Fraser als Kassengaranten vorne weg und umwerfenden optischen Einfällen hätte es das Kinoereignis sein müssen, das New Line und Walden Media als produzierende Studios im Sinn hatten. Doch wie bereits vorauszusehen war, hatte kaum ein Kino in Amerika digitale Projektoren installiert.

"3-D, geht das auch mit etwas mehr Anspruch?" Nun gut, James Cameron wird es uns zeigen. Wie das geht, einen 3-D-Film zu machen, bei dem uns die Darsteller nicht das Wasser ins Gesicht spucken, mit ihren Zeigefingern sinnlos in den Augen herumbohren und auch sonst keine Albernheit auslassen, die von diesem Genre bisher erfunden wurde. Ich könnte das jetzt ja ganz einfach ergoogeln, aber gibt es für 3-D-Filme andere Autoren? Selbst SPY KIDS 3-D hatte viel weniger Handlung als die ersten beiden Spy-Kids-Teile. Warum, bitteschön? Wenn man einen 3-D-Film gesehen hat, könnte man meinen, Adam Sandler dreht nur Shakespeare-Verfilmungen. Hat denn überhaupt jemand seit Hitchcocks 3-D-Thriller DIAL M FOR MURDER – BEI ANRUF MORD versucht, die technischen Möglichkeiten mit Sinn und Verstand anzuwenden? Wenn Grace Kelly fast erwürgt wird und ihre Hand ins Publikum streckt, dann will der Kinozuschauer ihr unwillkürlich zu Hilfe eilen, das eigene Taschenmesser in die Hand drücken, er wird zum Täter. Ironischerweise kann man gerade diesen 3-D-Film heutzutage nicht mehr in 3-D sehen. Dabei würde das vielleicht mehr Sinn machen, als immer wieder Neues zu drehen. Man traut 3-D einfach nichts anderes zu, als reines Popcorn-Kino zu sein. Und so bleibt 3-D mit Anspruch ein unerfüllter Wunsch. Na gut, warten wir mal eben noch Camerons AVATAR ab.

Um 3-D an den Mann zu bringen, und an die Frau ebenso, muss man einfach Gas geben. JOURNEY ist keine Romanverfilmung und kein Remake. Man könnte es vielleicht einen losen, verschrobenen 2. Teil nennen, in dem die Protagonisten auf den Spuren des Originals wandern (ob Buch oder Film). Und während man von der Geschichte her allen Gefahren entgegentritt, ihnen trotzt, sie meistert, stechen dem Zuschauer die Unzulänglichkeiten der technischen Umsetzung in die Augen. Das Filmbild ist, gerade in der ersten halben Stunde, viel zu eng kadriert, und im Laufe des gesamten Filmes fallen ausgestreckte Gliedmaßen oder im Vordergrund befindliche Dinge ständig aus der Schärfe. Der Umgang mit dieser anderen Art des Mediums Film wirkt sehr oft sehr unbeholfen. Die Funktion des 3-D-Beraters Ed Marsh relativiert sich mit dem Endergebnis. Inszeniert und geschnitten ist JOURNEY wie ein sehr obligatorisches Beispiel eines konventionellen Abenteuerfilmes. Der 3-D-Effekt verstärkt an manchen Stellen sogar die misslungenen Versuche von qualitativem Kino. Dass ein Film dieser Sparte nicht Kinokunst, sondern reinen Kommerz bedeutet, sollte jedem klar sein, und dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden. Man kommt um der Effekte willen, und der Effekte wegen ist dieser Film entstanden. Das ist absolut in Ordnung. Nur ist allzu deutlich, dass sich niemand der Macher wirklich mit der Wirkung und den Notwendigkeiten dieser Unterhaltungsform auseinander gesetzt hat.

"Wo bitte bleibt die Atmosphäre?" Dass sich laut Film eine Luftblase in der Erde gebildet und erhalten hat, die den drei Menschen auf ihrer Reise zum Mittelpunkt das Überleben ermöglicht, mag nicht wahrscheinlich, aber eben notwendig sein. Schade nur, dass das so ziemlich die einzige Atmosphäre ist, die der Film bietet. Es stimmt schon, wenn der Film seinen Blick auf einer weiten Höhlenlandschaft ruhen lässt, dann sind das dank 3-D beeindruckende Momente. Ansonsten aber hat man nicht wirklich das Gefühl, immer tiefer ins Erdinnere vorzudringen. Eine eigene Filmsprache zu erfinden, versucht der Regisseur erst gar nicht. Es muss einfach reichen, dass uns immer mal wieder was um die Ohren fliegt. Und dass man uns brav erzählt, dass man im Inneren angekommen ist.

Entgegen allen Prognosen, die sich schon in der Produktionszeit des Films abzeichneten, haben die Macher jede Chance auf eine Vorführung im normalen 2-D-Kinoformat in den Wind geblasen. Unablässig wird der Film seinen Ansprüchen gerecht, schleudert einem Dinge ins Gesicht, zeigt grandiose Landschaften, bietet Action ohne Unterlass und nutzt pausenlos die dritte Dimension als reinen Schauwert. Das gefällt dem, der alles so sieht, wie es angedacht war. Doch um das Schlimmste an finanziellem Fiasko zu vermeiden startete der Film in Amerika, genauso wie jetzt in Europa, in den meisten Kinos als profane 35mm-Kopie. Das ist nicht einfach nur eine Mogelpackung, sondern auch noch der optische Supergau. Was in 3-D extrem unterhaltend und perspektivisch einwandfrei funktioniert, ist in 2-D unerträglich. Kaum eine Effekt-Szene erklärt sich oder macht Sinn, wenn diese flach projiziert wird. Und dabei ist der Film eine endlose Aneinanderreihung von Effekt-Szenen. Der Film ist zum Scheitern verurteilt produziert worden, weil man ignorierte, dass es nicht genügend adäquate Vorführstationen geben wird.

"Wie gut wurde der Drehbuchautor bezahlt?" Hitchcocks DIAL M FOR MURDER wirkt auch in 2-D. Da hatte der große Regisseur wohl mal wieder weitergedacht. Aber gut, nicht jeder 3-D-Film muss auch in 2-D wirken. Insofern ist es natürlich JOURNEY nicht vorzuwerfen, dass er in 2-D untergeht. Doch er funktioniert eben auch als Effekte-Spektakel nicht, da er sich zu wenig Mühe gibt. Wenn Szenen so wahllos aneinander gereiht werden, dass man den Verdacht hat, man könnte sie alle in einen Würfelbecher stecken, durcheinander schütteln und wieder zusammenfügen, ohne dass man eine Veränderung merkt, dann läuft auch bei einem Effekte-Film was falsch. Denn dummerweise hat man hier den Spannungsbogen vergessen, den auch so ein Film unbedingt braucht. Wenn wir irgendwann am Mittelpunkt der Erde angekommen sind, dessen Erreichen wir angesichts des Titels nie in Frage gestellt haben, wünschen uns eigentlich nur noch eine schnelle Rückkehr. Und die bekommen wir gnädigerweise auch. Und wenn wir dann aus dem Kino kommen, wollen wir nicht mehr zurück. Ein paar gute Gags, ein paar gute Effekte, ein paar sympathische Darsteller. Der Film insgesamt gestückelt, alles schon mal dagewesen. Also doch ein Remake im wahrsten Sinne des Wortes. Ich warte immer noch auf einen guten 3-D-Film. Ich warte auf AVATAR.

Noch hat alles den Charme von Jahrmarktszauber. Das Filmformat, das Erlebnis und vielleicht sogar die Nachhaltigkeit. Doch es sollte nicht mit einem Schlag als verwerflich gelten, wenn uns Hollywood einen Vorgeschmack darauf gibt, was den Zuschauer zukünftig weiterhin ins Kino ziehen soll. Selbstverständlich zum Zweck des Geldscheffelns, aber auch zugunsten eines nach Unterhaltung dürstenden Publikums. Und gute Unterhaltung ist JOURNEY 3-D auf alle Fälle. Er ist schnell, sinnbefreit und mit 92 Minuten ungewöhnlich, aber angenehm kurz. Selbstverständlich hebt das die Kritik an der schlampigen Regie und dem unsinnigen Drehbuch nicht auf. Aber darf Kino nicht auch einmal ganz bewusst Sinn und Zweck beiseite schieben? Ob es nun ausgerechnet von allen Ur-Echsen der T. Rex sein muss oder der Geysir, der Menschen eigentlich umgehend zerquetschen würde. Ob es das Ringen und K.-o.-Schlagen von fleischfressenden Pflanzen sein muss oder nicht zu vergessen die schamlos geklaute und noch immer unsinnige Lorenfahrt, all das darf man schon in Frage stellen. Aber der Film funktioniert, weil die Technik funktioniert. Wer möchte denn da wirklich Richter sein, nur weil Populärkino ganz einfach es selbst sein will? Von allen Filmen, die unter dem Deckmantel des Anspruchs den Zuschauer an der Nase herumführen, wird ausgerechnet der am meisten gescholten, der offen zugibt, eine lose Aneinanderreihung von visuellen Effekten zu sein.

Reise zum Mittelpunkt der Erde - Journey to the Center of the Earth
Darsteller: Brendan Fraser, Anita Briem, Josh Hutcherson, Seth Meyers, Jean-Michel Pare, Jane Wheeler, Frank Fontaine u.a.
Regie: Eric Brevig – Drehbuch: Michael Weiss, Jennifer Flackett, Mark Levin – Kamera: Chuck Shuman – Bildschnitt: Paul Martin Smith, Dirk Westervelt, Steven Rosenblum – Musik: Andrew Lockington – Visuelle Effekte: Christopher Townsend – 3-D Berater: Ed W. Marsh
USA / 2008 – circa 92 Minuten

 


 

Rocky Balboa

Darsteller: Sylvester Stallone, Burt Young, Antonio Tarver, Geraldine Hughes, Milo Ventimiglia, Tony Burton, James Franklin Kelly III u.v.a

Regie & Drehbuch: Sylvester Stallone; Kamera: Clark Mathis; Bildschnitt: Sean Albertson; Musik: Bill Conti

USA / 2006; circa 101 Minuten

Tolle Leistung, Mister Stallone. Sich mit sechzig Jahren auf die alten Qualitäten zu besinnen und dabei noch mit einer derart körperlichen Präsenz aufwarten zu können. Natürlich mutet es lächerlich an, wenn einer mit fortgeschrittenem Alter die Rolle eines Boxers ausfüllen möchte. Sicherlich ist Rocky Balboa nicht irgendein Boxer, er ist Sylvester Stallone. Und Stallone ist Rocky. Hier geht es nicht im geringsten um den Sportler, sondern um den Mythos. Boxerfilme gibt es wie Sand am Meer, sehr viele Gute und manche auch wirklich Schlechte, doch der Italienische Hengst ist nicht nur die Geschichte einer Figur, sondern die Figur verkörpert die Geschichte ihres Schöpfers.

Der mit billigen Sexfilmchen satt gewordene Stallone schrieb 1975 ein Drehbuch wie es einfacher nicht gestrickt sein konnte. Und United Artists wollte es verfilmen, aber bestimmt nicht mit dem unbekannten Schauspieler. Doch Stallone boxte sich durch, die Hauptrolle als Lohn für sein Drehbuch zu erhalten. Der Rest ist Legende und was nach dem ersten ‚Rocky’ kam, ist traurige Legende. Vom groben Handlungsrahmen her, war die fünfte Inkarnation ein logischer Schluss, filmisch gesehen aber eine infantile Katastrophe. Es war also nur lächerlich, als Stallone nach über fünfzehn Jahren die Rückkehr in den Ring ankündigte.

Entgegen landläufiger Meinung, gibt es im wirklichen Leben sehr wohl Boxer, die sich mit hohem Alter noch einmal profilieren möchten, oder karitativ auftreten. Aber hier ging es um einen Mythos, der sich leider seit seiner ersten Fortsetzung immer weiter selbst demontiert hatte. Wie peinlich musste da ein erneutes Aufkeimen des bereits ausgelutschten Lebens der imaginären Boxlegende werden?

Alle die gelacht haben, mussten ihren Hut ziehen. Die Spötter müssen zu Kreuze kriechen. Für Stallone, wohlwissentlich was vier Fortsetzungen seinem Image angetan hatten, konnte es nicht so in den Annalen stehen bleiben. Es durfte „nicht vorbei sein, bevor es vorbei war“. Mit Verlaub zwischendurch angemerkt, eine dämliche Schlagzeile für einen Film diesen Kalibers. Balboa ist hier ein gebrochener Held. Adrian ist gestorben und ohne die Stütze seines Lebens macht dieses nur noch wenig Sinn. Ohne einen speziellen Sinn in seinem Leben, verkriecht sich Philadelphias Sportlegende zurück in das Armenviertel seiner Jugend und versucht bescheiden sein Dasein zu fristen. An jedem Todestag seiner unvergessenen Frau macht der Italienische eine Zeitreise zu all den bedeutenden Stätten seines Lebens und das sind nicht die Boxarenen, sondern die Zoohandlung, wo er seine große Liebe fand, das Eisstadion, in dem sie ihre erste gemeinsame Zeit verbrachten, oder die Stufen, auf denen er sie das erste mal, bat mit in seine Wohnung zu kommen.

Das ist natürlich nicht nur für Nostalgiker ein Augenschmaus, sondern Stallones Definition der wahren Seele seiner Figur. Angeheizt durch eine anfänglich nicht sehr ernst gemeinte Computersimulation eines Sportsenders, findet Rocky Balboa zurück in den Ring. Für Promoter und Manager ist es nur ein Schaukampf zwischen amtierenden Schwergewichtsweltmeister und einem ausgedienten Dinosaurier. Doch für die Kontrahenten ist es die Aufarbeitung der eigenen Dämonen. Der Gegner Mason Dixon (Antonio Tarver) ist ein Spiegelbild des Rocky wie man ihn Anfangs in Teil 3 erlebt hat. Ein Champion, der nur Kanonenfutter im Ring vorgesetzt bekommt, der nie einen wirklich ernst zu nehmenden Kampf bestreiten musste, seit er den Titel hält.

Mit allen bekannten und äußerst beliebten Versatzstücken garniert, gibt Stallone im selbst geschrieben Drehbuch dem Zuschauer, was man nicht vermutet hätte vermisst zu haben. Rocky ist wieder der Naive, aber Selbstbewusste und kehrt zurück als glaubwürdiger Jedermann, der Held des einfachen Volkes. Clark Mathis Kamera spielt dabei mit sehr viel Symbolik in den Bilder, lässt die Aura des Boxers engelsgleich erstrahlen als er im Begriff ist endgültig abzutreten, oder eine frisch ausgewechselte Glühbirne erleuchtet die Szenerie, als Rocky einen neuen Weg für sein Leben gefunden hat.

Rocky Balboa steht am Anfang da, wo er schon im ersten film 1976 gestanden war und sein steiniger Weg zu sich selbst wird unterstützt von einer fabelhaften, bodenständigen Geraldine Hughes und einem, wie üblich, ständig missgelaunten und nörgelnden Burt Young. James Francis Kelly III als Hughes Sohn ist genauso überzeugend, wie Antonio Tarver als der von den eigenen Dämonen geplagte Mason Dixon, im übrigen ein wirklicher Ex-Champion aus dem Profiboxsport. Nur Milo Ventimiglia als Rockys Sohn entpuppt sich als darstellerischer Missgriff, dem es in keiner Szene gelingt Punkte zu machen. 

Einige Handlungsstränge lassen an Auflösung zu wünschen übrig. Da hat Stallone entweder sein Drehbuch aus den Augen verloren, oder Szenen wurden beim Schnitt drastisch gekürzt. Aber einige Beziehungen von Charakteren untereinander fehlt einfach eine Weiterführung und bringt so im letzten Drittel den Fluss der Geschichte etwas ins Wanken. Auszählen muss man ‚Rocky Balboa’ deswegen noch lange nicht. Ob die bekannteste Treppe des modernen Kinos, oder das Bearbeiten von Schweinehälften, es ist alles da und doch ist es nicht ein gefälliger Abklatsch seiner selbst. ‚Rocky Balboa’ ist die lange überfällige Rechtfertigung für einen bestehenden Mythos, der durch Unachtsamkeit leiden musste, aber zurück an die Spitze gefunden hat. Mit der siegesbewussten Faust gen Himmel gestreckt.

mainstream

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Red Dragon:

Darsteller: Edward Norton, Anthony Hopkins, Harvey Keitel, Ralph Fiennes, Emily Watson, Mary Louise-Parker u.a.

Regie: Brett Ratner; Drehbuch: Ted Tally; Musik: Danny Elfman; Kamera: Dante Spinotti; Filmschnitt: Marc Helfrich

USA / 2002 ; circa 124 Minuten

Eigenartigerweise stehen dem ‚Roten Drachen’ als dritter Teil einer Reihe nicht nur seine zwei Vorgänger entgegen. Er muß einem Vergleich standhalten der sich noch viel dramatischer ausnimmt und diesem Prequel auch das künstlerische Genick bricht. Dieses Prequel zu ‚Silence of the Lambs’ und ‚Hannibal’ ist gleichzeitig auch ein Remake. Nun ist diese Version des ‚roten Drachen’ allerdings allzu offensichtlich den qualitativen Aspekten seiner Vorgänger unterworfen, das es Regisseur Brett Ratner nicht gelingt, sich vom stilistisch perfekten ‚Manhunter – Blutmond’ von Michael Mann adäquat entgegen zu lösen. Der Fluch, das sich ein Remake immer messen lassen muß, trifft ’Roter Drachen’ besonders. Er ist ebenfalls ein Dino De Laurentiis Produktion und hat zu allem Überfluß auch noch mit Dante Spinotti den selben Kameramann. Spinotti perfektionierte mit Michael Mann in Jahre langer Zusammenarbeit einen Hochglanz-Stil mit Elementen unterbewußter Beeinflussung die ihresgleichen sucht. Zwangsläufig mußte Spinotti von diesem Konzept abrücken, damit die optische Kurve von ‚Silence...’ zu ‚Hannibal’ zurück zum ‚roten Drachen’ nicht total auseinander klaffen würde. Schließlich kam es darauf an, den geneigten Zuschauer wieder dorthin zu führen, wo er sich am sichersten fühlte, allerdings mit der effektivsten Ausbeute an wolligem Horror: Hannibal Lecter zurück in seinem gotisch anmutenden Verlies, wo er Dank der auch diesmal atemberaubenden Darstellung Anthony Hopkins zeigen kann, das er in angeblichen Sicherheitsgewahrsam gefährlicher sein kann als gefangene Großkatzen.

Zu was dieser Mann alles fähig ist, hat Ridley Scott eindrucksvoll, aber für die meisten Zuschauer einfach zu heftig demonstriert. Man kennt diese Ausgeburt des Bösen nun zu gut und dennoch hatte man oftmals das Gefühl, das der Charakter des Lecter eine gewisse Notwendigkeit in unserer Gesellschaft aufzeigte. Das Böse, welches wider der eigentlichen menschlichen Bestimmung handelt, kann niemals nur stumpfsinnig und planlos seine Taten umsetzen, wie es ein Großteil aller Thriller und Horrorstücke versucht darzustellen. Das Böse muß ebenso gerissen, wie intelligent sein, sich als wichtiger Bestandteil unsere Gesellschaft erweisen, sonst hätte es gar keine Chance. Hannibal Lecter ist die Personifizierung dessen und brachte, wenn auch sehr gerne umstritten, dem Waliser Hopkins zu recht einen Oscar (Trademark). In einem für die beiden Hauptcharakteren entscheidenden, aber eben jenen Charakteren nicht sehr effektiven Auftakt, wird Doktor Hannibal Lecter (Hopkins) von FBI Sonderermittler William Graham (Norton) dingfest gemacht. Nach dem dramatisch, traumatischen Ereignissen kündigt Graham seinen Dienst, aber nicht ohne nach einigen Jahren von seinem ehemaligen Boss Crawfort (Keitel) zu einem heiklen Fall hinzugezogen zu werden. Denn Graham hat eine Gabe, welche er selbst gerne verleugnet und fast schon hellseherischen Fähigkeiten gleichkommt, er kann sich anhand einiger Indizien in den Charakter des Mörder hineinversetzen. Schon zweimal hat die von der Boulevardpresse so benannte ‚Zahnfee’ bei Vollmond zugeschlagen und jeweils eine ganze Familie ermordet. Graham sagt zu, zumindest einen Blick in die Akten zu werfen, kommt aber aufgrund der Komplexität der Fälle nicht sehr weit und bis zum nächsten Vollmond bleiben nicht mehr viele Tage. Graham tut, was unvermeidlich scheint, er sucht den eigentlich für immer eingesperrten Hannibal Lecter auf. Wer sollte sich nicht besser in den Kopf eines Serienmörders hineindenken können, als das perfide, geniale Hirn Lecters.

Erst nach einer Dreiviertelstunde kommt der Namensgeber so richtig ins Spiel. Francis Dolarhyde (Fiennes) ist ein in der Kindheit mißhandelter Mensch, ein Psychopath der trotz Hasenscharte sich eigentlich nicht vor Frauen zu verstecken bräuchte. Erste seine unvorbehaltende Kollegin Reba (Watson), seit einem Unfall erblindet, bringt ihn ansatzweise aus der lethargischen Angst vor Frauen. Doch der gerissene Hannibal Lecter hat seine hinterhältigen Fäden längst zu einem mörderischen Netz gesponnen, indem er auf der einen Seite William Graham nützlich Ratschläge und Hinweise liefert, aber gleichzeitig die Zahnfee Dolarhyde gegen Graham aufwiegelt und auf dessen Familie konditioniert.

Obwohl Regisseur Ratner mit den ‚Rush Hour’ Filmen und dem Schmachtfetzen ‚Family Man’ nicht gerade als prädestinierter Macher für diese Horror-Reihe galt, hat er sich letztlich doch den schweren Bürden seiner Vorgänger soweit erfolgreich gestellt, das ‚Roter Drachen’ nicht perfekt geworden ist, aber den Ansprüchen der Fans des distinguierten Kannibalen zur Genüge reicht. Der Film ist, und das hat sich bei ‚Silence...’ so bewährt, dann am besten, wenn sich der Schrecken nicht auf der Leinwand, sondern in den Köpfen der Zuschauer entwickelt. Aber diese Momente sind sehr selten. Selbst eine Sequenz zwischen Fiennes und Watson in einer Tierklinik, bei Michael Mann 1986 eine der sinnlichsten Augenblicke, wird im Konzept des ‚roten Drache’ zur unheilvollen Psychotour. Was nicht unbedingt zum Nachteil gereicht, aber eine klare schwarz-weiß Trennung in den Figuren schafft. Michael Manns konzeptionell konzentrierte Fassung löste diese Linien auf. Hier gibt Ted Tally’s Drehbuch durchgehend die Motivationen aller Charakteren vor, macht sie vorhersehbar und läßt einzig Anthony Hopkins in seiner unverwechselbaren Art als überraschendes Element. Letztlich lief das gesamte Konzept auch darauf hinaus, sich nicht auf Jäger und den Gejagten zu konzentrieren, sondern auf Grund seiner Popularität Hannibal Lecter als gleichwertigen Bestandteil der Geschichte zu integrieren. Ein Aspekt, der fast getreu dem Roman Thomas Harris’ entnommen wurde, sich auf der Leinwand dennoch sehr erzwungen ausnimmt, weil er allzu oft auf die Gesetze des handelsüblichen Thrillers zurück greift. Dabei schien die Entscheidung für ein Prequel sehr vernünftig, da es die Möglichkeit eröffnete, nicht unbedingt Neues über Hannibal Lecter zu erzählen, sondern das Bekannte zu vertiefen. Außerdem war die Fassung von `86 zwar von den Kritikern ein Hochgelobtes Stück, war dem Publikum wegen des finanziellen Mißerfolges aber eine fast unbekannte Geschichte. ‚Hannibal’ war von Thomas Harris extra als Vorlage für eine Kinoverwertung geschrieben, aber wie sollte es weitergehen? Lecter war am Ende auf freiem Fuß und intelligent wie er ist, kaum zu fassen. Dino De Laurentiis als Produzent aller Harris Verfilmungen konnte den Stoff des ‚roten Drachen’ nicht einfach so unbekannt verfallen lassen. Wirklich exzellent gelungen, ist die Überbrückung der zeitlichen Unterschiede und wie Hopkins dies weniger mit Make-Up als mit filigraner Differenziertheit zu vermitteln versteht. Elf Jahre nach dem ‚Schweigen...’ muß er sechs Jahre jünger als bei jenem ersten Leinwandauftritt erscheinen. Eine Aufgabe der Hopkins mit offensichtlicher Freude begegnet und auch auf die Leinwand überträgt. Schwieriger tut sich da Edward Norton, sein Will Graham hat wenig von dem traumatisierten Charakter, der noch Jahre nach dem fast tödlichen Zusammenstoß mit Lecter zu leiden hat. Gerade Norton hätte als einer der talentiertesten Darsteller des jungen Hollywood viel mehr Möglichkeiten gehabt als ihm Regie und Drehbuch zugesteht. Immerhin besitzt er soviel Charisma, das er die Rolle glaubhaft tragen kann. Dagegen steht Ralph Fiennes auf mehr als verlorenem Posten. Was bei ihm überzeugt ist eine überdimensionierte Tätowierung, die ihn auf das festlegt, was er auch darstellen soll. Viel mehr gibt es da nicht, denn was den psychopathischen Francis Dolarhyde ausmacht, erklärt sich nur aus seinen unsäglichen Taten. Emily Watson läuft da ihrem Gegenpart, dem unheilbringenden Schlächter, mit viel Charme und ihrer dargestellten überspielten Unsicherheit leicht den Rang ab. Watson ist mit Hopkins die einzige durchweg glaubhafte Figur, für die das Publikum auch wirkliche Anteilnahme empfindet.

Natürlich gebührt großer Respekt den Set-Designern, die eines der mittlerweile markantesten Räumlichkeiten der Filmgeschichte neu belebten. Die steinerne Zelle mit der Glasfront erreicht allerdings nicht mehr diesen emotionalen Stellenwert, der seinerzeit zwischen Jodie Foster und Hopkins impliziert wurde. Was auch ein Faktor der eher sterilen Bekanntschaft von Lecter und Graham sein muß, weil die angedeutete sexuelle Anziehungskraft der beiden Hauptprotagonisten der zwei vorherigen Filme nicht mehr vorhanden ist. So bleibt ‚Roter Drachen’ ein durchweg spannender Thriller mit guten Anleihen ans Horrorkino. Aber fast wie zu erwarten, bleibt er doch weit hinter den Erwartungen und den unterschiedlichen Qualitäten der Vorgänger. Was dem ‚roten Drachen’ fehlt, ist der künstlerische Gegenschlag, mit dem dereinst Michael Mann eigentlich schon unbewußt vorgegriffen hatte. Die Kunst mit stilsicheren Bildern wesentlich mehr zu erzählen und zu erklären, als mit ausgeklügelten Dialogpassagen, wurde in ‚Manhunter’ eindrucksvoll demonstriert. Bei ‚Roter Drachen’ geht die Kunst der eigenständigen Erzählung vollkommen verloren. Allen Aspekten, in denen der Film überzeugt und funktioniert, stehen Schwächen gegenüber, die ihn in der Filmgeschichte letztendlich unbedeutend machen.

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Red Planet:

Darsteller: Carrie-Anne Moss, Val Kilmer, Tom Sizemore, Benjamin Bratt, Simon Baker, Terence Stamp

Regie: Antony Hoffman; Drehbuch: Chuck Pfarrer, Jonathan Lemkin; Kamera: Peter Suschitzky; Filmschnitt: Robert K. Lambert, Dallas S. Puett; Musik: Graeme Revell

USA / 2000 ; circa 106 Minuten

Wenn immer die Studios mit thematisch gleichen Filmen versuchen zu konkurieren, passiert tragisches für Produzenten und Zuschauer. Eine rühmliche Ausnahme bilden dabei Antz und das große Krabbeln. Warum sollte es nach Mission to Mars viel anders sein. Visuell hat Red Planet einiges zu bieten, auch die Schauspieler bemühen sich redlich, nicht ins Stereotyp des Abenteuer-Filmes zu rutschen, aber letztendlich sorgt schon das alberne Drehbuch dafür. Der grundlegensten Humbug legt sich das Drehbuch schon mit der Ausgangssituation der Geschichte, mit der Off-Voice Stimme von Commander Bowman (Moss), eine namentliche Anlehnung an 2001. Die Menschheit habe es geschafft, die Umwelt zerstört, die Erde stirbt, man braucht eine Ausweichmöglichkeit. Wissenschaftler haben bestimmte Algen auf den Mars geschossen, welche eine atembare Atmosphäre schaffen sollen. Doch irgendwie ist der Sauerstoffgehalt nicht so ganz in Ordnung, also wird die 'Mars 1' mit sechs Mann besatzung los geschickt, um die Menschhait zu retten. Wer, bitte schön, soll den der ohnehin lauen Geschichte glauben, das es Wissenschaftler schaffen dem Mars eine Atmosphäre ab zu ringen, während der Erde nicht mehr zu helfen sei?

Hätte Jack Arnold in den fünfziger Jahren diesen Film inszeniert, wäre ein wundervolles Abenteuer daraus geworden. Unrealistisch, fehlerhaft und herrlich spannend. Antony Hoffmans Regie schwingt sich hier von Spannungsmoment zu Spannungsmoment, ohne diesen auch wirklich zu erreichen. Vollkommen überproportioniert, versuchen wenigstens die visuellen Effekte die Langeweile zu kompensieren, was streckenweise sogar gut gelingt. Aber dann erreichen die Männer, mit einer Frau, den Mars und alles geht schief, was schief gehen kann. Das alles ist laut und mit viel SchnickSchnack auf geplustert, Spannung ist aber nicht zu finden. Hoffman inszeniert am Zuschauer vorbei und zeigt dem Publikum lieber seine Wurzeln aus der Video- und Werbefilmerei. Alles ist schön an zu sehen, das Raumschiff mit seinen fürs Genre typischen Gängen und Korridoren, die Charakteren mit ihren besonders eng anliegenden Anzügen und natürlich die Mars Landschaften in Jordanien und Australien gefilmt. Carrie-Anne Moss darf während des Showdowns sogar dreimal die Wäsche wechseln. Offensichtlich, um mit ihren vorhandenen Reizen von den nicht vorhandenen Geschichten ab zu lenken. Ja, man hat sogar den selbständig agierenden Roboter nicht vergessen, der selbst für eine jugendliche Disney-Version nicht mehr originell wäre. Sei es eben jener Roboter, oder der plötzlich aufkommende Sauerstoff auf dem Mars, oder die nicht deffinierten Krabbeltiere, das zerstörte Lager, oder ein gewaltiger Eissturm. Das alles fängt der rote Planet mit großem TamTam an, ohne das viel dahinter steckt. Alles löst sich in Wohlgefallen auf bevor es als Spannungsbogen richtig eingesetzt wurde. Und tatsächlich schaffen es die Autoren Pfarrer und Lemkin noch, das ultimative Klischee-Moment aus der Tasche zu ziehen. Die Liebe zwischen Bowman und dem Bordingenieur Gallagher (Kilmer) rettet letztendlich die Menschheit.

So ganz nebenbei bemerkt, was Gallagher alles aus dem Schrott, der so ganz nebenbei auf dem Mars herum liegt, zusammen bastelt, dürfte sogar MacGyver empört aufschreien lassen. Den Produzenten war daran gelegen, und das unterstrichen sie immer wieder gerne mit Nachdruck, das sie einen Eindruck vermitteln wollten, wie eine bemannte Mission zum Mars aussehen könnte. Da hätten die guten Herren zuallererst bei Alien etwas näher hinsehen und vielleicht etwas mehr beim Konkurrenzprodukt Mission to Mars spionieren müssen, der war nicht wesentlich besser, aber im einiges ehrlicher. Der rote Planet hat eine Altersfreigabe von 12 Jahren und das ist ziemlich schlecht, den er kann lediglich einem Publikum unter zwölf Jahren eine gediegene Unterhaltung bieten. Schade, das sich die Regel wieder einmal besätigt hat. Dabei liess das Einspielergebniss von Mission to Mars mit 110 Millionen Dollar weltweit darauf schliessen, das selbst erwachsenes Publikum durchaus interessiert ist, an dem was die Zukunft bringen könnte. Und die Zukunft bringt hoffentlich nicht noch einmal so einen Film, der so selbstverliebt ernst sein möchte.

 

Ride with the Devil:

Darsteller: Tobey Maguire, Skeet Ulrich, Jewel, Jeffrey Wright, Simon Baker, Jonathan Rhys Meyers, James Caviezel u.v.a.

Regie: Ang Lee; Kamera: Frederick Elmes; Drehbuch: James Schamus, nach der Novelle von Daniel Woodrell; Musik: Mychael Danna; Filmschnitt: Tim Squyres; Kostüme: Marit Allen;

USA / 1998 ; circa 138 Minuten

Nachdem uns schon vor Jahren die 'Fackeln im Sturm' die Sonntag-Abende versüßt hatten, hat sich der Bedarf an der Südstaaten-Konfektionsware von selbst gedeckt. Für den einen oder anderen gibt es immer wieder das nicht zu verwehende Melodram um Scarlett O'Hara. Wie soll man also ein Publikum für geschichtsträchtige Ereignisse interessieren, die mit der eigenen Geschichte herzlich wenig zu tun haben. Erst kürzlich langweilte uns der alte Emmerich mit seinem 'Patrioten', aber damit hat mans chon wieder genug amerikanische Weisswäsche. Der 'Patriot' hatte zwar die amerikanische Revolution zum Hintergrund und nicht den Bürgerkrieg, aber wen sollte das hierzulande eigentlich noch jucken. Die Kostüme, die Waffen, das Gehabe, alles war alt, also eine nette Geschichte der Geschichte.

Selbst in Amerika nicht besonders gut gelaufen, wäre 'Ride with the Devil' in Deutschland nie zur Projektion gekommen. Doch auf einmal wird die kick-boxende Chinesen-Mär über murrende Tiger und versteckte Drachen des Taiwanesen Ang Lee zum opulenten Kritiker-Thema, da scheinen findige Verleiher urplötzlich das Potential ihrer Archive zu entschlüsseln. Dabei ist der 'Ritt mit dem Teufel' sooo schlecht gar nicht, spielt sogar lässig mit einer politisch unkorrekten Sichtweise und macht die sonst tyrannisch, eigensinnig dargestellten Südstaatler zu seinen Hauptprotagonisten. Aber das politisch Unkorrekte bleibt nur oberflächliche Staffage und die Geschichte entpuppt sich nach und nach zu einem Panoptikum unterschiedlichster Interessen, Anschauungen und Lebensweisen seiner Anti-Helden. Der Krieg verkümmert meist zum Verständniss beitragenden Hintergrund verschiedener Eckpunkte der Geschichte. Der befreite Sklave, der sich seinen ehemaligen Unterdrückern anschliesst bis er selbst seinen Weg gefunden hat (Jeffrey Wright), der deutsche Immigrant dem politisch weniger gelgen ist, als seinem wirren Durst nach Rache (Tobey Maguire), die im Korsett der Tugenden gefesselte, insgeheime aber aufsässige Jung-Witwe (Jewel) und selbstverständlich der unbarmherzige, geradlinige Farmersohn, dem mit dem Fortlaufen der Sklaven, die Felle davon schwimmen (Skeet Ulrich). Sie alle verbinden nach und nach, mehr und mehr die politischen und persönlichen Ereignisse. Ang Lee unterbricht seine Gesellschaftsstudien immer wieder mit brutalen Übergriffen der konföderierten Guerilla-Gruppen, welche Jake Roedel und Jake Chiles (Maguiere und Ulrich) mit ins Leben gerufen haben. In schockierender Intensität stellt Lee die Kaltblütigkeit seiner Charakteren zur Schau. Auf der anderen Seite demonstriert der Film aber auch die Wiedersprüchlichkeit und einen eigenwilligen Kodex, der im Kampfgeschehen nicht rationell scheinen. In einer Sequence halten die Angreifer das Feuer auf eíne eingekesselte Farm, damit alle Frauen und Kinder den ungefährtet den Schußbereich verlassen können.

Noch in der ersten Hälfte trägt der Rhythmus von Regie, Schnitt und Erzählung, den Zuschauer mit packendem Tempo durch die Ereignisse. Jedoch verliert sich nach 70 Minuten die Geschichte in grob gestreckten Charakterstudien, in viel zu langen Sequencen und degradiert alle Nebendarsteller zu zweidimensionalen Abbilder des Konventionellen. War noch in der ersten Hälfte die reizvolle Schattierung aller Charakteren Wegweiser und zugleich Kommentator von geschichtlichen Ereignissen, schrumpft in der zweiten Hälfte die Konzentration auf die persönliche Leidenschaft der Hauptdarsteller und verkümmert zu einem weniger fesselnden Beitrag über die Gefühlswelt. Aber dies funktioniert schlichtweg nicht, wegen des plötzlich abhanden gekommenen Rhythmuses und der farblosen Gestaltung des in das Leben der Protagonisten tretenden Frauenzimmers. Die Country-Trällerin Jewel scheint gegen die charismatischen Maguire und Ulrich nur die Aufgabe zu haben, schön in der Gegend zu stehen und im Abspann ein hübsches Liedlein zum Besten zu geben. Von der wohlgemeinten Freidenkerin ist wenig zu spüren, oder zu sehen und Regisseur Lee hätte sich rückblickend bei seinem eigenen Regiewerk 'Sense and Sensibility ' holen müssen. Aber selbst die gebündelte Ausstrahlung von Maguire und Ulrich, auch mit dem glaubhaft, interessanten Jeffrey Wright können den losen Strang der müden Ereignisslosigkeiten in der letzten Hälfte nicht zusammen halten. Was Regisseur Ang Lee in seinen vorangegangen amerikanischen und englischen Studien so mühelos gelang und auch in seinen vorher entstandenen taiwanesischen Werken mit klarem Blick und erfrischendem Augenzwinkern vermitteln konnte, hat sich hier beim festhalten am Bruch der traditionellen Erzählung verloren.

Selbst wenn das Publikum mit einem wirklich interessant anmutenden und ansich offenen Ende an die frische Winterluft entlassen wird, weckt es weniger die Lust an Spekulationen als mehr das Gefühl, eigentlich genug gesehen zu haben. Das Lee dem Zuschauer eine etwas andere Geschichte präsentieren wollte, sollte man ihn zugute halten und wird auch unmissverständlich klar. Doch er hat sich selbst im eigenen Film während der ersten Hälfte soviele Vorgaben geliefert, das er letztendlich, wie es scheint, selbst nicht mehr Schritt halten konnte. Und es ist keine geheimnisvolle Regel, weil hinlänglich bekannt, daß das Publikum mit dem Gefühlen des letzten Aktes das Kino verlässt. Und somit sollte der wirkliche Grund erklärt sein, warum 'Ride with the Devil' hierzulande nicht unbedingt das Licht des Projektionsstrahles erblickt hätte, denn ermüden lässt sich keiner gerne.

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Road to Perdition:

Darsteller: Tom Hanks, Tyler Hoechlin, Paul Newman, Jude Law, Jennifer Jason Leigh, Stanley Tucci, Liam Aiken und Daniel Craig u.a.

Regie: Sam Mendes; Drehbuch: David Self nach dem Comic geschriebn von Max Allan Collins und illustriert von Richard Piers Rayner; Kamera: Conrad L. Hall; Filmschnitt: Jill Bilcock; Musik: Thomas Newman

USA / 2002 , circa 116 Minuten

Es war ein langer, beschwerlicher Weg, aber einer der sich gelohnt hat. Vom 'Verrückten mit dem Geigenkasten' hin zu 'Big', eine Rolle die genau dem Image entsprach. In 'Splash' vollkommen unterschätzt, erkannte Ron Howard schon vor Jahren das Potential und wäre es kein Ensemble Film gewesen, hätte Howard Tom Hanks Jahre danach mit 'Apollo 13' zur dritten Oscar Nominierung in Reihe verholfen. Aus dem spaßigen Trottel, dem kindischen Kapriolenschläger, war der Welt interessantester Charakterkopf geworden, dem man endlich genug Freiraum zusprach, um sich entfalten zu können.. Mit 'Cast Away' hatte er es längst nicht mehr nötig die begehrteste Statue im Filmgeschäft zu gewinnen. Hanks ist längst ein Markenname, der im Alleingang Filme zu den Erfolgreichsten macht. So wie es Paul Newman eigentlich schon immer ohne Oscar geschafft hatte. Sein erster Goldjunge war als Anerkennung für sein Lebenswerk gedacht. Wo Hanks ein Markenname, ist Newman schon über Jahre eine Institution. So einer spielt nur noch wenn ihn die Lust packt. Oder man ihn Tom Hanks gegenüber stellt. Newmans Rolle ist klein, scheint oft unbedeutend gegenüber der finsteren Gestalt des Michael Sullivan, welchen Hanks spielt. Aber unwillkürlich hält man den Atem an, sind sie zusammen auf der Leinwand zu sehen. Wenn sie reden, streiten, oder einfach nur Klavier zusammen spielen, wie in einer der ausdruckstärksten Szenen in Sam Mendes bildgewaltigen Gangsterepos.

Das Aufeinandertreffen von Newman und Hanks hat man im Vorfeld gerne mit Pacino und Brando im 'Paten' verglichen. Doch eigentlich geht es weit darüber hinaus und wirkt eher wie die dynamische Vertrautheit zwischen Newman und seiner Frau Joanne Woodward in ihren früheren Filmen, oder gar die unerschütterliche Seelenverwandschaft zwischen Hanks und Meg Ryan. Starpower nennt man das, was man auch nur mit Star Qualitäten erreichen kann. Hier gibt es keine Guten auf der 'Strasse ins Verderben', aber sehr viel Liebe. Es gibt eine Szene, in der Newman und Hanks liebevoll die Arme um die Schultern geschlungen in die Unschärfe verschwinden, während Newmans eigentlicher Filmsohn Daniel Craig erstarrt im Vordergrund verbleibt. In nur zehn Sekunden bringt der Regisseur ohne Worte auf den Punkt was Film und Geschichte gleichermassen gestaltet, Zuneigung und Vertrauen. mit der Kraft seiner über jeden Verdacht erhabenen Stars. Der Gangsterboss und sein Killer versuchen gar nicht sich gegenseitig auszustechen, sondern spielen sich gekonnt zu. Sie verdienen sich die Zuneigung und das Vertrauen des Zuschauers, wo solches gar nicht angebracht wäre. So stellt der Film den Zirkelschluss von innerhalb der Geschichte zum Publikum her.

Doch wo sich im Laufe der Handlung das Verhältnis von Ziehvater zu Killersohn auflöst, festigt sich die Beziehung zu Hanks Filmsohn Tyler Hoechlin, der nicht weniger bemerkenswert in stoischer Zurückhaltung brillieren darf. Wo sich Worte vermeiden lassen, fallen auch keine. Regisseur Mendes scheint sich dem Geist der Comic-Vorlage verschrieben und erzählt somit auch bildgewaltig und im Grunde simpel. Weitläufig gesehen ist 'Road to Perdition' eine sehr einfach konstruierte Gangstergeschichte und oftmals mit klaren Versatzstücken gespickt. Aber dies ist nur ein sehr oberflächlicher Eindruck der schnell schwindet. Das Epos von Zuneigung und Vertrauen entpuppt sich als Stück über Schuld und Sühne, gepackt ein einen alles ins Verderben stürzenden Rachefeldzug.

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Rufmord:

THE CONTENDER

Darsteller: Joan Allen, Jeff Bridges, Sam Elliott, Saul Rubinek, Gary Oldman, Christian Slater, Philip Baker Hall u.v.a.

Regie und Drehbuch: Rod Lurie; Musik: Larry Groupe; Kamera: Denis Maloney; Filmschnitt: Michael Jablow

USA / 2000 , circa 126 Minuten

Die katastrophale Vorstellung, eine Frau könnte gar zur Vize-Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika berufen werden, dürfte so manchen echten Patrioten die Gänsehaut aufstellen. 'Rufmord' heisst im Original einfach nur 'Der Nachfolger', denn der Film zeigt zwar den angegebenen Rufmord vordergründig, deckt aber die gesamte Palette politischer Szenarien ab, wenn Ämter und gegensätzliche Wertvorstellungen zur Debatte stehen. Wie es hinter den Kulissen des Weissen Hauses, wie vielleicht auch in vielen anderen Ländern zugeht, wenn es um politische Positionen, Moral und persönlichen Ehrgeiz geht, zeigt Regisseur Lurie fast schon dokumentarisch und entwickelt dabei einen exzellenten Thriller. Mit fast schon kaltblütiger Ehrlichkeit stellt der Film zur Debatte was so mancher gerne verschweigen möchte. Seine thematische Ähnlichkeit zu der Clinton-Lewinski Affäre kommt nicht von ungefähr, aber in seinem Erscheinungsjahr 2000 längst zu spät, als das Volk die Diskussionen um die sexuellen Eskapaden nicht mehr hören wollte. Bis auf die missratenen letzten 10 Minuten besticht der zu seinen Gunsten dialoglastige Film tatsächlich mehr mit seiner distanzierten Kühle, welche das hervorragende Ensemble bestens zu nutzen versteht. Mit verletzlicher Härte voran Powerfrau Joan Allen als Kanditatin mit Herz und Verstand und eigentlich nicht gebührendem Respekt vor den Mächtigen. Und es gibt Jeff Bridges, der mit seiner Interpretation des amerikanischen Präsidenten Michael Douglas, oder Kevin Kline weit hinter sich lässt. Weit ehrlicher und realer, ohne den längst überholten Pathos, zieht Bridges ins Weiße Haus und das Publikum umgehend auf seine Seite. Wenn er als Running-Gag immer wieder den Koch des Regierungsitzes mit den unmöglichsten Wünschen herausfordert, ist das allein schon den Eintritt wert. 'Rufmord' bietet sehr hervorragende Einblicke in die unangenehmen Seiten der Politik. Und diese Seiten wird jeder Politiker allzu gerne verschweigen. Die Darsteller sind fabelhaft besetzt und würzen die Brisanz der Thematik mit überzeugender Glaubwürdigkeit.

 

Rules, Sekunden der Entscheidung:

RULES OF ENGAGEMENT

Darsteller: Tommy Lee Jones, Samuel L. Jackson, Guy Pearce, Blair Underwood, Bruce Greenwood, Ben Kingsley u.a.

Regie: William Friedkin; Drehbuch: Stephen Gaghan; Kamera: Nicola Pecorini, William Fraker; Musik: Mark Isham; Filmschnitt: Augie Hess;

USA / 2000; circa 128 Minuten

Inhaltsangabe im zweiten und dritten Absatz!

Kein Zweifel, das die aufdringliche Werbung dem Zuschauer den neuen ‚A Few Good Men’, oder vielleicht sogar ‚Generals Daughter’ suggerieren will. Tatsächlich ist ‚Rules...’ eine Mischung aus Beiden, mit einem Schuss ‚Mut zur Wahrheit’. Und tatsächlich kann ‚Rules...’ gar nicht mehr aus seinem Stoff heraus holen, selbst der Regisseur William Friedkin heißt.

In einem ausführlichen Prolog wird in Vietnam die Beziehung zwischen Colonel Terry Childers (Jackson) und Colonel Hays Hodges (Jones) erklärt, damit die Bande 28 Jahre später in einem dramatischen Gerichtsfall zum tragen kommt. Bei einer Rettungsaktion im heutigen Yemen, gerät Childers ins Kreuzfeuer von Scharfschützen und demonstrierenden Einheimischen, darunter Frauen und Kinder, als er den bedrohten amerikanischen Botschafter Kingsley) und dessen Familie aus dieser Zwangslage befreien soll. Als Männer aus Childers Reihe dem aufgebrachten Mob zum Opfer fallen, erteilt der Colonel Feuerbefehl auf die Zivilisten. Mit 83 Toten und über 100 Verletzten, sind die Führungsspitzen der Amerikaner nicht bereit die Verantwortung zu übernehmen, schließlich wurden bei den massakrierten Zivilisten keine Waffen gefunden. Das Opferlamm heißt Childers und wird vor das Kriegsgericht zitiert. Childers braucht für sich und seine gute Verteidigung einen Anwalt, der selbst schon im Gefecht, sprich in der Scheiße, saß. So tritt Colonel Hodges wieder auf den Plan, seit dem Prolog wegen einer Verletzung nicht mehr im aktiven Dienst und mit ein paar Semestern Jura behaftet.

Es scheint fast selbstverständlich, dass das Drehbuch den Kampfgeist und Gerechtigkeitssinn des amerikanischen Soldaten in Frage stellen kann. Aber dazu greift der Regisseur zu vorschnell in die Kiste der filmischen Verteidigung und zeigt den Chef der ‚Nationalen Sicherheit’ bei der Vernichtung der einzigen Videokassette aus dem Botschaftsgebäude im Yemen. Damit bringt sich der Film letztendlich um den einzig wirklichen Spannungsmoment, denn bis auf das vernichtete Band gibt es keine Zeugen und keinerlei Beweise, das die Zivilisten wirklich im Besitz von Waffen waren. Zudem scheint an manchen Stellen der Angeklagte selbst seiner Sache gar nicht mehr so sicher. Der eigentliche Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, eben die ‚Gefechtsstandarten’, hebt sich somit selber aus.

Die knapp bemessene Charakterisierung der beiden führenden Figuren reicht am Ende doch nicht aus, um das psychologische Spiel im Gerichtsraum auf den Zuschauer zu übertragen. Tommy Lee Jones nagt immer noch an der Verwundung von vor 28 Jahren, aber viel mehr Background bekommt er auch schon gar nicht zugesprochen, bis auf ein kleines Trinkerproblem vielleicht, und Sam Jackson ist ohne Familie Soldat durch und durch. Durchaus können die Beiden ihren Rollen, besonders in den gemeinsamen Szenen, einiges abgewinnen, aber es gilt schließlich 128 Minuten zu füllen und der erklärende Vorgriff im Drehbuch hält die Aufmerksamkeit nur auf den Charakteren, nicht aber auf der Symbiose von Figuren und Geschichte.

Friedkin inszeniert seine, die erste Hälfte dominierenden, Kampfszenen in reisserischer Bravour. Hart und pulstreibend überkommt den Zuschauer die Gewalt und Grausamkeit von kriegerischen Kampfhandlungen und selbst das zentrale Vorgehen gegen Zivilisten wird sogar plausibel. Ist in jener ersten Hälfte von falschen Heroismus und Pathos nichts zu spüren, legt sich im Wechsel von Kriegsfilm zu Gerichtsdrama ein bitterer Geschmack von verkläretem Soldatentum über die Szenerie. Es besteht kein Zweifel, das 'Rules of Engagement' für das amerikanische Zielpublikum ein echter Knüller sein muß. Doch mit einer gesunden, europäischen Distanz stellt sich anstelle des Unterhaltungswertes erneut die politische Frage nach der Berechtigung der amerikanischen Weltpolizei. Der Film setzt auf Spannung und vergisst dabei, zum eigenen Schaden, gewisse Standpunkte kritisch zu hinterfragen.

 

 

Rushmore:

Darsteller: Jason Schartzman, Bill Murray, Olivia Williams, Seymour Cassel, Brian Cox, Mason Gamble, Sara Tanaka u.a.

Regie: Wes Anderson; Drehbuch: Wes Anderson, Owen Wilson; Kamera: Robert Yeoman; Musik: Mark Mothersbaugh; Filmschnitt: David Moritz

USA / 1998 ; circa 89 Minuten

Wer es tatsächlich wagt, einen Film an zu sehen, von dem er nichts gehört hat und der noch dazu bereits 2 Jahre alt ist, darf sich glücklich schätzen, dieses Risiko eingegangen zu sein. Warum letztendlich Buena Vista Rushmore in Deutschland doch noch heraus bringt, scheint genauso ein Mysterium, wie das nicht verleihen vor 2 Jahren. Selten haben sich Kritiker und Zuschauer gleichermaßen vor Freude über einen Film überschlagen. Und auf einmal war er verschwunden, kaum gespielt und noch seltener gesehen. Es bleibt ein Mysterium, oder vielleicht könnte es auch mit dem Anspruch des Publikums zu tun haben, aber das wäre ziemlich bösartig, denn Rushmore ist eine ausgesprochen intelligente Komödie, die als Drama ebenso perfekt funktioniert.

Als Wirrkopf Max Fischer steht dabei Jason Schartzman in seinem Filmdebut im zentralen Wirbelsturm der Geschehnisse. Nach den damaligen Reaktionen und dem wirklichen Qualitäten der Darstellung müsste Schwartzmans Name und Gesicht in aller Munde und Augen sein. Aber Hollywoods Wege sind unergründlich. Wes Anderson schickt einen Einfallspinsel ins Rennen, der Präsident von mindestens 25 Workshops auf dem Campus der Rushmore-Private-School ist, die er selbst gegründet hat, aber in den Pflichtfächern kläglich versagt. Ob der Workshop zum Raketenbau, oder die Theateraufführung nach einem Drehbuch von David Mamet, aus dem die Eltern schockiert davon laufen, Max Fischer kann alles, macht alles und könnte der beliebteste aller Jungs sein. Weit gefehlt, den Max ist seinem Alter weit voraus und paradoxerweise reagiert er selbst darauf in kindlicher Manier. Er verliebt sich in seine Englischlehrerin Cross (Williams) und verkracht sich mit seinem besten Freund, dem Grossindustriellen Blume (Murray). Blume hat nämlich ebenso die Attraktivität von Rosemary Cross erkannt.

Wes Anderson lässt weder in Regie, noch in seinem Drehbuch den brachialen Humor jedweder High-School Komödien einfliessen. Hintergründig, oft gemein und immer zwei Zentimeter ber dem Boden, beweist der Regisseur und Autor wie wichtig er seine Charakteren und die Geschichte nimmt. Und egal in welche Situationen, oder Reaktionen er die erstklassigen Darsteller schickt, kein bisschen ist Anderson bereit sie der Lächerlichkleit preis zu geben. Ob Schwarztman, Murray, oder Williams, sie offenbaren sich mit einer Leichtigkeit dem Zuschauer, das sie immer Menschen bleiben, egal wie aberwitzig sich die wirklich abgehobene Geschichte entwickelt. Doch weit gefehlt, wer abgehoben mit überdreht verwechseln will.

Die Rushmore-Academy ist eine Reise wert und wird niemanden entäuschen, höchsten das auf American Pie fixierte Publikum, doch damit kann Rushmore nun auch noch fertig werden. Man sollte einfach lernen zu verstehen, wie ein Max Fischer auf dem heiligen Footbal-Feld der Schule ein Aquarium errichten will.

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