I AM LEGEND
Darsteller: Denzel Washington, Abby und Kona als Sam, Alice Braga, Charlie Tahan, Salli Richardson, Willow Smith, Dash Mihok
Regie: Francis Lawrence; Drehbuch: Mark Protosevich, Akiva Goldsman; Kamera: Andrew Lesnie; Bildschnitt: Wayne Wahrman; Musik: James Newton-Howard
USA / 2007; circa 100 Minuten
Das Team Akiva Goldsman und Will Smith haben es augenscheinlich auf die Klassiker der Science-Fiction Literatur abgesehen. Dank des Budget orientierten Scheiterns von Ridley Scott und Frontmann Schwarzenegger, wurde der Weg zum Ende der Zivilisation frei. Nach dem künstlerisch so la-la, aber finanziell extrem erfolgreichen ‚I, Robot‘, warfen sie sich die Erstgenannten mit viel Enthusiasmus dem nächsten Prestige Objekt an den Hals. Will Smith ist noch einige Nuancen entfernt von einem Tom Hanks, um die wirklich perfekte Ein-Mann-Show zu bieten, dafür hat Smith mit Sam einen eindrucksvolleren Weggefährten als Hanks mit dem Ball Wilson.
Das Gespann Smith mit Schäferhündin Abbey bringt zum ersten Mal durchweg überzeugend die Beziehung zwischen Hund und Mensch auf die Leinwand. Ihre Interaktionen sind harmonisch und die Hündin scheint vollkommen unbeeindruckt vom triebhaften Umfeld außerhalb des Kamerablickwinkels. Das vermittelt ein wirkliches Verhältnis, wo in anderen Filmen die offensichtlichen Blicke der Tiere zum Trainer hinter der Kamera, immer die Illusion entlarven. Als vermeintlich letzter Mensch auf Erden kann Smith aber, trotz des Vergleiches mit Hanks, durchaus Glaubwürdigkeit vermitteln. Doch Will Smith als Robert Neville, ist wahrlich nicht allein. Ein unglaubliches Repertoire an New Yorker Drehorten und deren Verfall nach der dreijährigen Abstinenz menschlicher Zivilisation, ist sein ständiger Begleiter. Und was man dabei von den bekannten Stadtansichten zu sehen bekommt, ist schlichtweg atemberaubend.
Fast schon meditativ folgt der Film in der ersten Hälfte Doktor Robert Nevilles routinierten Tagesabläufen, Hündin Sam stets an seiner Seite. Andrew Lesnies Kamera zeigt ab und an nervende Handkamera, das hält sich aber erfreulich in Grenzen. Beeindruckender ist die Konzession an klare, farbgesättigte Einstellungen. Lesnie hat mit der ‚Ring‘ Trilogie bewiesen, das er auch brillant in düsteren und verwaschenen Bildern sein kann. Hier zeigt er mit einem perfekten Set-Design und Ausstattung, dass die Welt auch ohne Menschen im vollen Glanz erstrahlen kann. Eher zurückhaltend, aber äußerst effektiv lässt Regisseur Lawrence dazu die eigentliche Bedrohung einfließen. Erst sind es nur Geräusche in der Nacht, schließlich Nevilles Verhalten in Situationen, die seinen Tagesroutine stören und dann die erste Konfrontation mit den durch einen Virus geschaffenen Vampiren. Bis zirka 30 Minuten in den Film hinein, bleiben die Geschehnisse und ihre Auswirkungen vage und Goldsman, nicht nur Produzent, sondern auch wieder Drehbuchautor, folgt damit ziemlich genau der Stimmung und dem Aufbau des Buches.
Die Rückblenden, welche die Evakuierung Manhattans zeigen, sind offensichtliche Zugeständnisse an die Trickabteilungen und die Erwartungen eines anspruchsloseren Publikums. Doch sie integrieren sich zumindest fließend in den stets steigenden Spannungsbogen. Die größte Leistung an ‚I Am Legend‘ ist ohnehin der langsam anschwellende Rhythmus, der das Tempo mehr und mehr anzieht. Regisseur Lawrence und Cutter Wayne Wahrman zeigen hier ein selten gewordenes Zusammenspiel, wo beide Talente nahtlos und sehr beeindruckend zum Vorteil des Filmes ineinander greifen und sich vervollkommnen. Und dies macht aus einem, in manchen Teilen schlecht umgesetzten, einen doch sehr guten Film. Die Vampire sind teilweise lächerlich schlecht animiert, das mit weit aufgerissenen Mund direkt in die Kamera fauchendes Gehabe, nervt bereits nach dem dritten Mal und der Showdown ist nicht von großer Logik durchsetzt. Zudem sind in regelmäßigen Abständen Schockeffekte eingeflochten, bei denen immer irgendetwas uninspiriert mit kreischenden Tonelementen seitlich ins Bild springt Aber bei einem Film, der durch eine fehlgeleitete Studio-Politik ausschließlich für ein Publikum zwischen 16 und 25 Jahren konzipiert wird, muss es scheinbar diese Zugeständnisse geben, wenngleich sie einen annähernd perfekten, zu einem lediglich guten Film degradieren.
Doch es gibt genügt andere Momente, welche sich intensiv als positive Erinnerung manifestieren. Und das ist vor allem will Smith‘ Präsenz zu verdanken, der Einsamkeit, Frustration, Trauer, aber auch den Rest oberflächlicher Lebensfreude sehr greifbar und glaubwürdig macht. Es geht hier nicht darum, was die Wissenschaft unserer Welt antut, sondern was dazu nötig ist, in einer solchen Welt überleben zu können. Nicht zur physisch, sondern vor allen Dingen psychisch. Am Ende gibt es eine Chance für die Menschheit, weil sich jemand ganz und gar dem Willen Gottes unterworfen hat und Gottes vermeintlichen Weg auch folgt. Das hat etwas Schlichtes und dürfte als endgültige Aussage sehr unbefriedigend sein. Gäbe es nicht diesen kleinen, unscheinbaren Kniff, das letztlich nur durch das Streben der Wissenschaft, die religiöse Bestimmung ihre Rechtfertigung findet. Auch das ist ‚I Am Legend‘. Ein wesentlich besserer Film, als man glauben möchte und ansprechend emotional, für ein Action angereichertes Endzeit-Spektakel. Keinesfalls perfekt, aber absolut sehenswert umgesetzt.
bandit
Ice Age 2
Original Stimmen: John Leguizamo
(Sid), Ray Romano (Manny), Denis Leary (Diego), Quenn
Latifah (Ellie) u.a.
Regie: Carlos Saldanha; Drehbuch: Peter Gaulke, Gerry
Swallow, Jim Hecht ; Musik: John Powell; Bildschnitt:
Harry Hitner; Charakter-Design: Peter de Seve
USA / 2006; circa. 90 Minuten
Schluss ist mit der Eiszeit. Beschwerliche Zeiten brechen
für die Urzeit-Tiere an, oder wie einer so schön sagt
diese Klimaerwärmung bringt mich noch um.
Ein Eisdamm wird durch die Erwärmung brechen und das
ganze Tal, wo sich auch viele bereits lieb gewonnene
Figuren tummeln, überfluten. Die Helden von Teil Eins
überzeugen alle anderen und ab geht die Odyssee, entlang
des bereits grünen Tales, zu einer bereit stehenden
Arche (!). Mit diesem Anfang, beginnen auch die ersten
Logiklöcher, die aber kaum ins Gewicht fallen, weil man
kaum Zeit zur Verfügung hat, sich darum zu kümmern.
Ice Age 2 ist ein Opfer des mittlerweile gar
nicht mehr so üblichen Mehr ist Mehr. Schneller muss
alles gehen, mehr Charaktere müssen eingeführt werden,
aufregender ist es gestaltet. Das bringt auch ein Oposum
Pärchen mit sich, welches starke Nerven abverlangt,
sollte man bereits vom Faultier Sid überfordert sein.
Dazu gesellen sich zwei Musik-Nummern, die schon stark
aufgesetzt wirken und den Anschein vermitteln, man wollte
Zeit gewinnen, notfalls aber auch ohne Verluste schneiden
können. Zumindest mit einem Charakter haben die
Drehbuchschreiber richtig gelegen und haben dem keiner
Art zuordenbaren Scrat mehr zu tun gegeben, ihn sogar in
den Handlungsverlauf integriert und eine besondere
Sprechrolle gegeben.
Manny, das mürrische Mammut, ist weiterhin der besonnene
Anführer, das Faultier Sid geht wie gewohnt jedem auf
die Nüsse und Säbelzahntiger Diego
?
Nun, Diego war in Teil eins ein besonderer Charakter,
weil er ein falschen Spiel trieb. Jetzt ist er geliebter
Teil der Herde und verkommt somit vom fiesen
Scheinheiligen zum bloßen Stichwortgeber und letztlich
absehbaren, aber aufgezwungenen Helden.
Ice Age 2 ist ein dennoch kurzweiliger Film,
der sich im graphischen Design und seiner technischen
Machbarkeit vollends an Teil Eins orientiert. Aber er ist
lange keine so runde Sache mehr, die den Vorgänger so
auszeichnete. Etwas holprig in der Inszenierung, nicht so
ausgewogen für Kinder und Erwachsene und leicht
überfrachtet. Doch es gibt in diesem Genre weit
unoriginellere Filme und als erster von in diesem Jahr
anlaufenden vierzehn (!) Computer animierten
Zeichentrickfilmen macht er garantiert nicht die
schlechteste Figur. Schon allein für eine für
Badeanstalten typische Ansage des Geiers: Achtung
Eltern: Lassen sie ihre Kinder nicht unbeaufsichtigt.
Unbeaufsichtigte Kinder werden gefressen.
bandit
Also,
ohne Übertreibung kann man sagen, dass ICE AGE 3 der beste Film der
Welt ist. Jeder auf dieser Welt Welt sollte sich bemühen, diesen Film
so schnell wie möglich, und auch so oft wie möglich zu besuchen. Wer
in der glücklichen Lage ist zu wählen, sollte sich erst die
zweidimensionale Version zu Gemüte führen, dann zu der 3-D-Brille
greifen und das Spektakel in einer neuen Dimension bewundern. Dann
muss unbedingt noch die englische Sprachfassung konsumiert werden.
Das kann überhaupt nicht langweilig werden, weil ICE AGE 3 so gut
ist, dass jedermann sich bei Veröffentlichung umgehend die Blue-ray
kaufen wird, auch wenn er keinen Player hat. Wenn man diesen Film
gesehen hat, weiß man, dass man am Ziel angekommen ist, man spürt,
dass es niemals besser werden kann.
Ähnlich euphorische
Besprechungen hat auch TRANSFORMERS 2 erhalten. Diese dürfen
selbstverständlich unter der Rubrik "absoluter Quatsch"
abgelegt werden. Doch Lobpreis ist trotz allem allgegenwärtig und
himmelhochjauchzend. Man kann getrost die negativen Kritiken
vergessen, da die Einspielergebnisse ihre eigenen Argumente sprechen.
Ein absurdes Rennen war für kurze Zeit am Laufen, das jetzt mit dem
Einschreiten von HARRY POTTER neue Züge bekommen wird. Mit
unvorstellbaren Vergleichen präsentieren Branchenblätter Zahlen und
Ergebnisse, die von den Massenmedien nicht nur dankbar aufgenommen,
sondern auch unkritisch weitergegeben werden.
Dass sich ICE AGE 3 inhaltlich und qualitativ nicht mit TRANSFORMERS 2
messen kann, wird schon während des Besuchs des Ersteren sehr
deutlich. Regisseur Saldanha schaltet bei ICE AGE gegen jede Regeln
eines dritten Teils merklich zurück. Das ist nicht nur überraschend,
sondern auch erfrischend. Man hat fleißig abgespeckt in Sachen
Kulturreferenzen, und scheint dabei SHREK 3 im Auge behalten zu haben,
dessen Holzhammermethodik an Zitaten ihm auch das Genick gebrochen
hat. Als Familienfilm nimmt ICE AGE diesmal die Familie in den
Mittelpunkt. Die Mammuts erwarten Nachwuchs, der Säbelzahntiger
glaubt alt und zahm zu werden, zwischen dem Rattenhörnchen und der
Eichel tritt die Liebe, und das Faultier macht drei Dinosaurier-Eier
zur eigenen Familie. Anstatt die Formel "höher, schneller,
weiter" anzuwenden, konzentriert sich das Drehbuch auf die Gründe
des Erfolgs und kehrt zu den Wurzeln zurück. Dass dabei die vielen Köche
eben nicht den Brei verderben, mag verwundern, doch es funktioniert.
Durchweg witzig und mit gekonnt ausgespielten Spannungsbögen lässt
ICE AGE seine gesamte Laufzeit hindurch das Publikum nicht los und
macht den Film extrem kurzweilig. Kein frenetisches Feuerwerk, dafür
ein stimmungsvolles Beispiel, dass ein diesmal hauptsächlich auf
Kinder zugeschnittenes Drehbuch auch für Erwachsene das richtige und
zündende Humorpotenzial besitzt. Eine Schlittenfahrt und die
Rettungsaktion auf einem Flugsaurier sind zwei Action-Sequenzen, von
denen so mancher Blockbuster in diesem Kinosommer einiges lernen könnte.
TRANSFORMERS 2 setzt auf Nonstop-Action. Das muss auch irgendjemandem
gefallen, denn was sonst sprechen denn die Zahlen. Kopf-an-Kopf-Rennen
betitelten die Nachrichten das Ringen zwischen TRANSFORMERS und ICE
AGE. Rekord um Rekord wurde gebrochen. Was mag da noch kommen? Das
erinnert stark an Paramounts Kampagne von MISSION IMPOSSIBLE, bei der
es plötzlich ein noch nie zuvor gehörtes "bestes
Einspielergebnis der ersten sechs Tage für einen Paramountfilm"
gab. Fast stündlich wurden die eigentümlichsten Ergebnisse zwischen
TRANSFORMERS und ICE AGE nebeneinander gestellt. Und niemand störte
sich daran, das TRANSFORMERS eigentlich eine volle Woche früher
gestartet war.
Dabei gibt es doch die Rezession. Hollywood in seiner Gesamtheit als
Industrie verkündete noch im Januar, dass die weltweite Krise nun
auch das Filmgeschäft erreicht habe. Das mag durchaus sein, denn die
finanziellen Strukturen dieses Systems sind vielschichtiger als das
Innere des Bankensystems. Das liegt ganz einfach darin begründet,
dass unter anderem die meisten Studios multinationalen Konzernen gehören.
Dann sind da noch die unzähligen studioübergreifenden Produktionen
in Finanzierung und Herstellung sowie wiederum veränderte
Konstellationen bei Verleih und Auswertung. So ist das aber im
richtigen Leben, nichts ist wirklich einfach. Und doch zeigt die
Halbjahresbilanz bei Einspielergebnissen einen Zuwachs von elf Prozent
gegenüber dem sehr guten Vorjahr. Da ist bisher weder POTTER dabei
noch Tarantino und erst recht kein AVATAR.
Nun muss man das Augenmerk unbedingt auf zwei Faktoren richten. Da ist
zum einen die 3-D Optik von ICE AGE, welche übrigens hervorragend
umgesetzt wurde. Kein Ausschlachten von plumpen Effekten, die ins
Gesicht des Zuschauers geschleudert werden. Wenngleich die Grafiken
eher als schlicht gelten, erreichen die räumliche Tiefe und die
Umgebungen tatsächlich eine natürliche Darstellung. Anstelle des
puren Effekts wirkt das Bild für die Dramaturgie stets unaufdringlich
unterstützend.
Zum anderen gibt es 150 Minuten von TRANSFORMERS 2. Viele Theater
verlangen ab 120 oder 130 Minuten Überlängenzuschlag. Mit nur 93
Minuten kann von ICE AGE eine Vorstellung pro Tag mehr gespielt
werden. Damit längst nicht genug, denn während bei einem Film
Zuschlag für 3-D auf den Eintrittspreis kommt, werden in entsprechend
ausgestatteten Kinos beide Streifen digital projiziert. Und digital,
man ahnt es, bedeutet erneut einen separaten Aufschlag.
Jede Menge an Taten, Fakten, Zahlen, und doch dieser schale
Nachgeschmack. Es bleibt einzig nüchternen Analysten überlassen,
damit für das interessierte Publikum brauchbare Werte zu ermitteln.
Man könnte es sich natürlich einfacher machen. Zumindest ein klein
wenig einfacher. Wie viele Zuschauer hatten eigentlich die Filme in
vergleichbaren Zeiträumen? Das ist natürlich profan, denn gerade aus
den heiligen Hallen der Glitzerwelt dringen selten und äußerst
ungern die vergleichenden Werte von Zuschauern. Denn während
hollywood.com bei den Halbjahreszahlen eine Steigerung von 11 Prozent
bei den Einspielergebnissen bekannt gibt, gibt es nur 9 Prozent
Zuwachs an Zuschauern.
Es wird also vermittelt, dass der Zuschauer nicht nur motiviert ins
Kino gegangen ist, sondern bei diesen Ergebnissen auch absolut
zufrieden gewesen sein muss. Schall und Rauch? Lug und Trug? Wie man
es nimmt, jeder wird wohl irgendwo seine eigene Wahrheit finden. Dann
wirft bloomberg.com kürzlich auch noch vollkommen unmotiviert die
altbekannte Liste von inflationsbereinigten Einspielergebnissen unters
Volk. Da bleibt in Amerika VOM WINDE VERWEHT gefolgt von STAR WARS
unangefochten an der Spitze. Gott bewahre, inflationsbereinigt steht
da TRANSFORMERS 2 noch auf Platz 100. Aber vielleicht ist da ja noch
was zu machen, man sollte die Hoffnung nicht aufgeben.
Inflationsbereinigung ist schon eine hervorragende Sache, sie
verdeutlicht, dass die Welt doch nicht so schlecht ist. Aber diese
Liste verrät wiederum nichts über Zuschauerzahlen. Es ist zum
Haareraufen.
Dafür gibt es im Überangebot von teuren Filmen, neuester Technik,
Fortsetzungen und Neuinterpretationen das ein oder andere Lichtlein am
Ende des Tunnels. Ein spannender, durchweg lustiger und wundervoll
Inszenierter dritter Teil von ICE AGE zum Beispiel. Es mag verstörend
klingen, wenn man behauptet, dass dieser Film hält was er verspricht.
Sicher hat er seine kleinen Macken, die sind aber nicht nur überschaubar,
sondern auch leicht zu vertreten. Das er gegenüber seinen Vorgängern
sogar einen kleinen Schritt zurück macht, wirkt sich letztlich auch
positiv auf das Erlebnis aus. Ein in sich stimmiger Film, der
besonders in 3-D seinen wundervollen kindlichen Zauber zu einem altersübergreifenden
Abenteuer macht. Und mit all den Zuschlägen ist das doch ein
sinnvoller Kampf gegen diese fürchterliche Rezession.
Ice Age: Dawn of the
Dinosaurs - Die Dinosaurier sind los
Sprecher: Ray Romano, Denis Leary, John Leguizamo, Queen Latifah,
Simon Pegg, Seann William Scott, Chris Wedge u.a.
Regie: Carlos Saldanha, Mike Thurmeier – Drehbuch: Michael
Berg, Peter Ackerman, Mike Reiss, Yoni Brenner – Szenenbild:
Mike Knapp - Bildschnitt: Harry Hitner – Musik: John
Powell – Character-Design: Peter De Seve
USA / 2009 – ca. 93 Minuten
Wie sich die
Geschichte doch wiederholt. Kaum hatte man die ersten
Pressevorführungen hinter sich, verebbten plötzlich böse
Widerworte, verstummten die peinlichen Anschuldigungen. Mit dem
regulären Kinostart war auch der Hauch des Mystischen, des
Verbotenen, des Skandales verraucht. Man könnte sogar sagen mit
weißem Rauch. Das Konklave der Zuschauer hat gewählt. Ja, wir
haben wieder einen Film. Genauso spektakulär, wie die Papstwahl im
Film selbst. Zweifellos ist ILLUMINATI ein gewaltiger Film, einer,
den man gerne als Großereignis benennt. Und ILLUMINATI ist um
Längen raffinierter umgesetzt als sein finanziell erfolgreicher
Vorgänger. Aber
wie eben auch sein Vorgänger schafft es Ron Howard nicht, sein
Publikum mitzunehmen. Der Zuschauer hechelt lediglich hinterher,
stets bemüht, der erhaltenen Komplexität des in der deutschen
Ausgabe über 700 Seiten umfassenden Romans zu folgen.
Durch die Bemühungen,
Liebhaber und Fans des Buchs SAKRILEG – DA VINCI CODE nicht zu verärgern,
legten sich Drehbuchautoren und Regisseur selbst filmische
Stolpersteine in den Weg. In Absprache mit dem Schriftsteller Dan
Brown sollte das nicht mehr passieren. Brown erschuf sich damit
sogar einen Job als Ausführender Produzent bei dieser Produktion.
Man straffte, strich und änderte. Das kommt der filmischen
Umsetzung wirklich sehr zugute, macht die Geschichte aber noch lange
nicht weniger komplex. Während ganze Handlungsstränge hinten
runterfielen, erhielt man teilweise ganze Dialogpassagen aus dem
Roman bei. Damit gelang, was in den letzten Jahren nur Peter Jackson
beschienen war: Eine vollkommen zufriedenstellende Romanverfilmung.
Symbolologe Robert Langdon wird vom Vatikan gebeten, bei der Aufklärung
eines Entführungsfalles zu helfen. Durch sein vorangegangenes
Abenteuer hat er sich bei der katholischen Kirche keine Freunde
gemacht, aber gewiss ihren Respekt erlangt. Es ist der Tag, an dem
ein neuer Papst gewählt werden soll und die vier ‚bevorzugten‘
Kandidaten auf das Amt für den Heiligen Stuhl sind entführt
worden. Zudem wurde aus den Laboratorien von CERN unter Anwendung
unerbittlicher Methoden ein Behälter mit Antimaterie gestohlen,
welcher scheinbar anschließend irgendwo im Vatikan versteckt wurde.
Zu den Vorfällen bekennen sich die Illuminati, ein Jahrhunderte
alter Geheimbund aus Wissenschaftlern wie zum Beispiel seinerzeit
Galileo. Seit Jahrzehnten waren die Illuminaten nicht mehr aktiv
gewesen, aber nun möchten sie grausame Rache an der kirchlichen
Institution nehmen, von der sie dereinst grausam gejagt und
teilweise hingerichtet wurden. Antimaterie in Staubkorngröße könnte
den ganzen Vatikan zu Nichts verdampfen. Die Illuminati haben
allerdings wesentlich mehr Antimaterie aus CERN entwendet. Und dabei
bevölkern abertausende Gläubige die heilige Stadt in freudiger
Erwartung auf einen neuen Papst. Der endgültige Sieg der
Wissenschaft über die Religion könnte bevorstehen.
Ein Roman lässt sich leichter lesen als ein Film ansehen, der den
Handlungsspielraum beibehält. Zur Ehrenrettung muss man auch sagen,
dass selbst Dan Brown seinen Lesern nicht zugesteht, bei den
komplizierten Aufgabenstellungen mitzurätseln, welche Robert
Langdon lösen muss, um die Katastrophe zu verhindern. Im Buch wie
im Film wird man gnadenlos mitgerissen. Doch zumindest schafft es
Howard, einige ruhige Momente zu inszenieren, die nicht einfach nur
Zeit zum Verschnaufen lassen, sondern den Darstellern Freiraum zum
Spielen und Interagieren geben. Bei einer Auswahl wie Hanks,
McGregor, Müller-Stahl und Skarsgard will man das aber auch haben,
dass man diesen illustren Kreis auch mal in Ruhe beobachten kann.
Dabei hält Howard wunderbar die Balance immer wieder im richtigen
Augenblick anzuziehen, oder Fuß vom Gas zu nehmen. Etwas, das dem
ersten Teil nicht beschienen war und als deutliches Manko zu sehen
war, weil es ihn nicht spannender machte, sondern nur den Zuschauer
atemlos zurückließ. Und mit Thure Lindhardt als Sicherheitsbeamten
hat man ein relativ unbekanntes Gesicht gefunden, dem man besonders
gerne zusieht und der in dieser Riege großer Namen sehr
positiv auffällt.
Die Veränderungen von Drehbuch zur Romanvorlage kommen allesamt der
Geschichte zugute. Besonders die verschobene Charakterisierung des
Killers dürfte einige Zuschauer überraschen, ist aber wirklich
originell, weil glaubhaft umgesetzt. Weniger gelungen ist allerdings
die Umsetzung in der letzten Viertelstunde, wo die Geschichte zu
einem plausiblen, aber leider viel zu versöhnlichen Ende gebracht
werden soll. Die Filmversion gesteht dem vermeintlichen Illuminatus
nicht zu, in einer wenngleich verblendeten, aber im Grunde doch
ehrenwerten Absicht zu handeln. Wo Brown aus dem sogenannten Bösewicht
eine nachvollziehbare und im weiteren Sinne sogar verständliche
Absicht herausholt, eine Absicht, die sich durchaus aus dem
derzeitigen Zustand unserer Gesellschaft ableitet, bleibt dieser im
Film nur ein versponnener Eiferer. Zudem findet der Film nach dem
gelungenen, atemberaubenden Showdown noch lange kein Ende, obwohl da
die Spannung längst abgeklungen ist. Man könnte den Eindruck
gewinnen, die Macher konnten sich einfach nicht von ihrer Geschichte
verabschieden. Zu sehr hat man sich da wieder ans Buch gehalten,
wohingegen bekannt sein müsste, dass beim Lesen andere Mechanismen
funktionieren.
Totinos Kameraarbeit lässt eigentlich keine Wünsche offen. Mit
seinen Grau dominierenden Bildern passt sich die Stimmung einfach
gut an die Thematik an und er weiß, wann man was und wie viel von
der Szenerie zeigen muss, oder wann die Charakter in den Vordergrund
müssen. Die Kamera verschmilzt unaufdringlich mit dem Rhythmus des
Filmes, ohne die Bilder zu überfrachten, was sich eigentlich anhand
der Massenszenen angeboten hätte. Doch anstatt der verlockenden
Epik zu erliegen, werden die Geschehnisse stets über die Figuren
abgehandelt. Nur Hanley und Hills Bildschnitt verfällt an wenigen
Stellen in die moderne Auffassung von unübersichtlicher Bildführung.
Doch im Groben ist gerade dieser Film ansich sehr puristisch
geschnitten, fast schon konventionell langsam, was ihm aber nichts
von seinem Spannungsaufbau nimmt. Musikalisch baut man dann auch
noch auf Altbekanntes, in dem lediglich Joshua Bell mit seiner
Violine Hans Zimmers ‚Chevaliers de Sangreal‘ etwas variieren
kann. Der Einfluss der Musik auf einzelne Szenen ist aber längst
nicht so markant wie beim Vorgängerfilm. Eigene, nur angelehnte
Themen wären ILLUMINATI besser zu Gesicht gestanden.
Der technische Höhepunkt ist allerdings ohne jeden Zweifel die
Rekonstruktion der verschiedenen römischen Drehorte, für die es
anfänglich Drehgenehmigungen gegeben hatte, die allerdings unter
dem Einfluss des Vatikans zurückgezogen wurden. Die Leistungen von
Produktionsdesign, Ausstattung und Bühnenbau sind einfach überwältigend.
Dabei kommt der Film mit wesentlich weniger computergenerierten
Bildern aus, als es für eine Produktion dieser Größenordnung
mittlerweile üblich wäre. Zu keinem Zeitpunkt macht irgendeine
Kulisse den Eindruck, im Studio entstanden zu sein. Jede Kapelle,
Kirche oder der Dom sind einfach überzeugend, genauso wie alle
anderen Örtlichkeiten im Vatikan. Da Totinos Kamera diese Drehorte
eher wie zufällig und dadurch sehr unaufdringlich in Szene setzt,
verleiht das dem gesamten Film einen unglaublichen Realismus.
ILLUMINATI, als erster Robert-Langdon-Roman nun als zweiter
verfilmt, ist in erster Linie eine erstklassige Romanverfilmung. Er
ist eigenständig gesehen ein durch und durch respektabler Film
geworden. Doch er ist noch lange kein perfekter Film. Vielleicht
weil er gerade am Ende merklich an Fahrt verliert, oder die Musik
sich nicht so besonders hervor tut. Aber er ist spannend, sehr gut
gespielt und im obersten Bereich in all seinen technischen Aspekten.
Er wird nie wirklich langweilig und ist teilweise auch mit
unaufdringlichem Humor gespickt. Und er macht sich für seine im
Vorfeld polternden Gegner unangreifbar, weil er sich einer
eindeutigen Stellung gegenüber der katholischen Kirche und ihren
Methoden entzieht. Und tatsächlich gehört eine befürchtete
Kritik, die man anfänglich in dem Film vermutete, auch überhaupt
nicht in eine Geschichte, der im weitesten Sinne eine Schnitzeljagd
zugrunde liegt. Also bleibt der schwarze Rauch aus, der
signalisieren soll, dass kein Ergebnis erzielt wurde. Weißer Rauch
steigt empor und die Menge jubelt. Es gibt die Reibungspunkte, aber
nichtsdestotrotz haben wir einen sehenswerten Film.
Illuminati – Angels & Demons
mit Tom Hanks, Ewan McGregor, Stellan Skarsgard, Ayelet Zurer,
Nikolaj Lie Kaas, Pierfrancesco Favino, Thure Lindhardt, Armin Müller-Stahl
u.a.
Regie: Ron Howard – Drehbuch: David Koepp, Akiva
Goldsman – Kamera: Salvatore Totino – Bildschnitt: Dan
Hanley, Mike Hill – Musik: Hans Zimmer, Joshua Bell –
Produktion Designer: Allan Cameron – Ausstattung und Bühne:
Keith Cunningham, Dawn Swiderski, Patte Strong-Lord, Jeff
Markwith
USA / 2009 – circa 138 Minuten
Im Bann des Jade-Skorpion - The Curse Of The
Jade-Scorpion
Darsteller: Woody
Allen, Dan Aykroyd, Elizabeth Berkley, Helen Hunt,
Charlize Theron, Brian Markinson, David Ogden Stiers u.a.
Regie &
Drehbuch: Woody Allen;
Kamera: Zhao Fei;
Filmschnitt: Alisa Lepselter;
Produktions Design: Santo Loquasto
USA / 2001 ; circa 103
Minuten
Einmal
auf seine Affären und die damit verbundenen
Gerichtsverhandlungen angesprochen, meinte Woody Allen:
Ich drehe jedes Jahr einen Film, wie sollte ich da
Zeit für das haben, was man mir vorwirft. Woody
Allen ist das kleine Chronometer im großen Kreislauf des
Kinos. Pünktlich im September startet in Amerika ein
neuer Streich des kleinen zauseligen Neurotikers.
Deutschland zieht halbwegs pünktlich November/Dezember
nach. Man kann sich auf Allen verlassen. Und auch
Im Bann des Jade-Skorpion ist eines dieser
kleinen Meisterwerke der Mittelmäßigkeit aus der Woody
seit seinem Jahresrhythmus nicht mehr heraus kommt.
Immerhin ist es amüsante, unterhaltende
Mittelmäßigkeit. Eine Mittelmäßigkeit die man nie
bereut. In großen Lettern strahlt 1940 von der Leinwand.
Der ganze Film ist wie die meisten seiner Werke eine
Hommage an die Dinge, die der Darsteller, Regisseur und
Autor so sehr schätzt. Die Radio Days und
Bullets over Broadway hat er schon gemacht. Jetzt
ist also Bogart an der Reihe und die schwarze Serie.
Keines von beiden zelebriert er in der Nachahmung, aber
mit allen geschätzten Stilmitteln. Und natürlich der
Jazz. Böse Zungen behaupten, Woody würde nur jedes Jahr
einen Film machen, um seine Lieblingsmelodien von der
Leinwand hören zu können. Die Vernünftigeren unter uns
wissen längst, das diese Behauptung nur von Allen selbst
stammen kann.
Als
alternder Versicherungsdetektiv CW Briggs nimmt sich
Allen selbst kein bisschen mehr ernst, feuert eine
Dialogzeile nach der anderen auf sein Äußeres und auf
sein Alter ab. Dennoch versäumt er nicht, sich kräftige
Küsse ins Drehbuch zu schreiben, hier mit Helen Hunt und
Charlize Theron. Sei es ihm gegönnt, schließlich
gehören zwei dazu und die anderen ziehen mit.
Bereitwillig stellt Allen seine eigenen Rollen immer
wieder zur Verfügung. Sollte ein Hanks, Pitt, oder
Cruise nach der Hauptrolle fragen, würde er sich freuen.
Woody Allen ist keiner der selbst nachfragt, denn er legt
die Bedingungen fest und die heißt Mindestgage. Kenneth
Brannagh ist einmal gekommen und hat in
Celebrity Woodys Part und dann sich selbst
übernommen. So macht es nicht viel aus, das sich ein
merklich in die Jahre gekommener Allen mit den flottesten
und beliebtesten Frauen Hollywoods auf der Leinwand
räkelt.
Unter
dem Bann einer Hypnose klaut diese CW Briggs die Juwelen
von Kunden der eigenen Firma, um sich anschließend an
die eigenen Fersen zu heften. Das hätte sorgsamer
ausgearbeitet ein vergnüglicher, aber dennoch
exzellenter Thriller werden können. Film Noir eben, aber
wie immer beugt sich der Autor dem Geschlechterkampf. Und
in Helen Hunt hat Allen eine ebenbürtige Partnerin
gefunden und wechselt von der schwarzen Serie lieber zum
großen Vorbild George Cukor und lässt die wirklich
funktionierende Screwball-Comedy wieder aufleben. Hunt
spielt Betty Ann Fitzgerald. Es ist 1940 und ein neues
Jahrzehnt bricht an. Das sorgt für Aufbruchstimmung, wie
der Jahrtausendwechsel und Frauen drängen in die
vordersten Reihen. Urgesteine wie CW fühlen sich nicht
nur bedroht, sie sind es. Betty Ann soll die Firma auf
Vordermann bzw. -frau bringen und als erstes wird die
Firmeninterne Detektei als überflüssig betrachtet. Das
sorgt für ordentliche Turbulenzen und lässt auch nicht
Platz. Trotz der vielen perfekt ausgespielten
Nebenrollen, konzentriert sich das Buch in energischer
Konsequenz um CW und Betty Ann, nicht einmal der ideal
besetzte Dan Aykroyd bekommt einen komischen Zweizeiler.
Das verdrängt sogar an vielen Stellen die Handlung und
führt an manchen Stellen dazu, das sich Helen Hunt,
obwohl perfekt gespielt, zu wiederholen scheint.
Hätte
Woody Allen seinen Jahreszyklus nur einmal unterbrochen
um sich ein bisschen besser ums Buch zu kümmern, wäre
aus dem Bann des Jade-Skorpion einer der
komischsten und dabei besten Ableger der schwarzen Serie
geworden. Da ist selbst die Femme-Fatale-Rolle Charlize
Therons nur hineingeschrieben, um das Klischee zu
erfüllen. Was bleibt sind kurzweilige 100 Minuten und
phantastische Schauspieler, die sich in teilweise
aberwitzigen Dialogen sichtlich wohlfühlen.
Im Juli:
Darsteller:
Mortitz Bleibtreu, Christiane Paul, Mehmet Kurtulus,
Idil Üner, Branka Katic;
Regie
& Drehbuch: Fatih Akin; Kamera: Pierre
Aim; Musik: Ulrich Kodjo Wendt; Schnitt:
Andrew Bird;
circa 100
Minuten
Handlung
im zweiten Absatz!
Einen
sogenannten 'Roadmovie' in Deutschland zu drehen kann
durchaus mit Komplikationen bestückt sein. Kaum das man
8 Stunden von der österreichischen Grenze losgefahren
ist, befindet man sich schon in Dänemark. Da bieten sich
die halboffenen Grenzen Europas geradezu an. Allerdings
müßte sich da schon einer ans Drehbuch setzen, der sein
Wissen nicht nur aus dem Shell-Atlas kennt. Und genau
dies war für den deutsch-türken Fatih Akin der
Grundstock seiner zweiten Regiearbeit an einem Langfilm.
Jahrelang legte er die Strecke Deutschland / Türkei auf
dem Rücksitz des Wagens seiner Eltern zurück. In
praller Sonne, im Stau und im Juli.
Im
Juli ist auch Hauptreisezeit in Hamburg. Alle flüchten
in fernere Gefilde, nur der angehende Lehrer Daniel
(Bleibtreu) bleibt zuhause. Keine Freunde, keinen Plan
und absolut spießig gibt sich Daniel seinem Schicksal
hin, täuscht seinen Kollegen die Freuden von Balkonien
vor und übersieht in seiner Tolpatschigkeit die Avanchen
der Straßenverkäuferin Juli (Paul). Diese verspricht im
beim Verkauf eines Ringes, das die Liebe seines Lebens
seinen Weg kreuzen wird. Prompt stößt Daniel auf die
Türkin Melek (Üner). Die redet geheimnisvoll von einem
Treffen unter der Bosporusbrücke in Istanbul, setzt sich
in den Flieger und ist Richtung Heimat verschwunden.
Daniel bleiben 8 Tage um nach Istanbul zu kommen,
besessen von dem Gedanken, Melek wäre jene Prophezeiung
als Traumfrau.
Fatihs
Drehbuch macht nicht die geringsten Anstalten, zu
täuschen, oder auf verlogene falschen Fährten zu
locken. Auf Daniels Reise setzt sich Juli hartnäckig an
seine Seite und der verkappte Liebeskranke benötigt
einige Zeit, seine wahren Gefühle frei zu lassen. So
offensichtlich sich die Geschichte von Anfang an gibt, so
unterhaltsam jongliert Akin seine Darsteller durch die
Höhen und Tiefen der Reise, verzichtet gerne auf
Althergebrachtes und bricht mit leichter Hand einige
Regeln der Logik. Aber all diese scheinbaren Nachteile
machen gerade den hervorragenden Unterhaltungswert von
'Im Juli' aus. Da fallen auch die außergewöhnlichen
Bilder ins Auge, mit denen viele Konventionen gebrochen
werden. Mit leichter Hand verzaubert der Regisseur sein
Publikum und beweist, wie schon mit seinem Debüt 'Kurz
und Schmerzlos', das niemand neidisch über den großen
Teich blicken muß. Die Darsteller sind nicht einfach nur
glaubhaft, sondern gehen mit prachialer Leichtigkeit in
ihren Rollen auf. Besonders Moritz Bleibtreu vollzieht
eine grandiose Wandlung vom mittelmaß Spießer zum
draufgängerischen Abenteurer.
Da ist
diese unvergeßliche Szene auf dem Donaudampfer mit dem
Joint, die allein schon ein zweites mal ansehen verdient
hat. Sie vereint alles was 'Im Juli' im Gesamten zu einem
wundervollen Kinoerlebnis macht. Erstklassige
Schauspieler, grandiose Regie und außergewöhnliche
Kameraeinfälle. Dabei läßt sich auch Fatih Akin in
einem selbst auf den Leib geschriebenen Kurzauftritt
nicht zu kurz kommen, um letztendlich zu beweisen, das er
nicht nur andere perfekt in Szene setzen kann, sondern
ein Meister unaufdringlicher Selbstdarstellung ist. Wenn
der Jungregisseur in seiner Karriere so weitermacht,
werden wir noch auf einige herausragend, angenehme
Überraschungen gefaßt sein müssen.
Im
Tal von Elah – In the Valley of Elah
Darsteller:
Tommy Lee Jones, Charlize Theron, Jason Patric, James Franco, Josh
Brolin, Francis Fisher, Jonathan Tucker und Susan Sarandon
Regie
und Drehbuch: Paul Haggis, nach einem Playboy-Artikel von Mark Boal;
Kamera: Roger Deakins; Bildschnitt: Jo Francis; Musik: Mark Isham
USA
/ 2007; circa 121 Minuten
„Für
sie war mein Sohn in diesem Drecksloch“, wettert
Hank Deerfield und er meint es ernst. Es geht nichts über den
patriotischen Eifer eines Ehemaligen. Für Andere einen unverständlichen
Krieg zu führen, ist alles was an Argumentation für Irak übrig
geblieben ist. Paul Haggis Auseinandersetzung mit diesem Krieg, ist
eine Auseinandersetzung mit Amerika selbst. Bestandsaufnahme. Paul
Haggis hat nach einem auf wahren Begebenheiten beruhenden Artikel von
Mark Boal, eine extrem plakative Bestandsaufnahme gemacht. An vielen
Stellen wirken die dargestellten Handlungspunkt wie eine kindlich
naive Vorstellung von einer links liberalen Sicht auf das heutige
Amerika.
Wie
in seinem sensationellen ‚Crash‘ balanciert Haggis extrem gefährlich
nahe an der Lächerlichkeit mit seinen Aussagen zu Rassismus,
Kommunikation, und hier eben einem Krieg den keiner mehr versteht.
Doch Haggis balanciert geschickt. Was für das konservative Amerika
wie Vaterlandsverrat wirken könnte, ist alles andere als ein tatsächliches
Infrage stellen von Werten und Moral. Am Ende hängt die Flagge
verkehrt am Mast, normalerweise ein Zeichen, das etwas vollkommen
falsch läuft im Land. Man könnte sehr leicht vorwerfen, wie billig
und absehbar diese letzte Einstellung ist. Aber es ist die Flagge von
Hank Deerfields Sohn Mike. Ein Sohn, der den Vater stolz machen
sollte. Ein Sohn, um den sich Mutter sorgen kann. Ein Sohn, der in
einem fernen Land für die ehernen Werte kämpft. Es ist kitschig und
vielleicht wirklich etwas billig. Denn in Wahrheit, dies weiß jeder,
ist in Gods own Country etwas ganz gewaltig nicht in Ordnung.
Ist
es wirklich so, dass ausgerechnet der Krieg im Irak perverse und
moralisch abgestumpfte Soldaten hervorgebracht hat? Besitzen
ausgerechnet die Veteranen aus Vietnam das Siegel von Werten und Ehre?
Hier schneidet Haggis Drehbuch extrem tief ins Fleisch von
Vorverurteilung und falschen Patriotismus. Der Ex-Soldat Hank
Deerfield ist ein von Leben gezeichneter Mann, der trauriger nicht
sein könnte. Fest gefahren in seinen Routinen, ist er Opfer eines
ganz anderen Krieges. Hank Deerfield ist das Opfer vom Glauben in das
eigene Land. Ein Land das ihm soviel gegeben hat, weil er alles dafür
opfern musste. Der harte Kerl Tommy Lee Jones wird zum gebrochenen
Selbst. Tommy Lee Jones ist der harte Kerl, der längst vergessen hat,
warum er so hart sein muss. Pedantisch putzt er jeden Abend seine
Schuhe, richtet im Motel selbst sein Bett nach militärischem Drill
und muss lange überlegen, wann ein „Danke“ angebracht ist.
Der
Irak hat aus Mike einen Sohn gemacht, den sein Vater nie für möglich
gehalten hat. Eine schreckliche Wahrheit, die Hank nicht verstehen
kann. Wie absurd, das Hank dies nicht verstehen kann, weil doch im
Laufe seiner eigenen Militär-Karriere, andere Mechanismen aus ihm
einen Menschen gemacht haben, den seinerseits keiner für möglich
gehalten hat. In einer unscheinbaren Einstellung entfernen sich Vater
und Mutter durch einen Gang vom Zimmer, wo die Überreste des toten
Sohnes aufgebahrt liegen. Die Kamera verharrt und man sieht nur zwei
gebrochene Personen den Gang hinuntergehen. Es ist der Haudrauf-Typ
Jones und die stets attraktive Susan Sarandon. Zwei ins Alter
gekommene Menschen, die alles abgelegt haben, wie man sie eigentlich
kennt. Haggis zeigt sie als alte Menschen, die mit dieser Welt nichts
mehr anfangen können.
Mit
einem Mal ist der Film kein Film über den Krieg und kein Film, der
moralisieren möchte. Es ist ein Film über Menschen, und sonst
nichts. Ein Portrait von einem speziellen Charakter, der immer der
Meinung war, alles im Griff zu haben. Ein penibler Pedant, der in
einem Leben feststeckt, welches er nicht gewollt, aber das ihn geholt
hat. Als hätte Tommy Lee Jones diese Rolle nie gespielt, sondern nur
gelebt, lässt er einen für die geschlagenen 121 Minuten nicht aus
seinem Bann. Gerade mit all seiner stoischen Gelassenheit und der
apathisch wirkenden Ruhe, setzt Jones eine fesselnde Energie frei, die
einen einfach nicht loslassen will. Trotz all der anderen, exzellenten
Darsteller, beherrscht Jones die Leinwand selbst in Momenten, in denen
er nicht auftritt. Das eigentliche Kriegsdrama wandelt sich umgehend
in ein ergreifendes und mitreißendes Psychogram.
Der
billige Effekt einer verkehrt aufgezogenen Flagge ist am Ende doch nur
der Hilfeschrei eines Mannes, der erfahren hat, wie unbedeutend das
eigene Leben werden kann. Wenn der Sohn seinem Vater die Flagge
zukommen lässt, gibt er damit zu verstehen, das sein amoralisch
gewordenes Leben ein Ende haben muss. Und wenn Hank sie letztlich
falsch aufzieht, hat er leider erkennen müssen, das Mike ihm in
Einsicht weit voraus war. Die jüngste Generation ist das Produkt
einer etablierten Gesellschaft, die ihren Zöglingen mit überholten
Moralvorstellungen und fragwürdigen Werten nichts beibringen konnte.
Nicht der aktuelle Zustand des Landes ist mit der Flagge gemeint,
sondern die Einflüsse eines Mannes wie Hank Deerfield auf die Welt.
mainstream
In den Schuhen meiner Schwester - In her
Shoes
Darsteller: Toni Collette, Cameron Diaz, Shirley
MacLaine, Mark Feuerstein, Ken Howard, Candice Azzara,
Francine Beers u.a.
Regie: Curtis Hanson; Drehbuch: Susannah Grant nach dem
Roman von Jennifer Weiner; Kamera: Terry Stacey;
Bildschnitt: Craig Kitson; Musik: Mark Isham
USA / circa 129 Minuten
Als typische Vertreterin der Generation X, noch dazu als
fabelhafte Beobachterin ihrer Umwelt, entwickelte sich
Jennifer Weiner zu einer sehr erfolgreichen Kolumnistin.
Erfolgreichen Kolumnistinnen bleibt es nicht erspart,
irgendwann ihre Gabe in Buchform auszudrücken und sollte
sich auch da der Erfolg einstellen, bleiben weitere
Angebote nicht aus. Weiter Angebote soll heißen, mehr
Bücher und schließlich der Film.
Rein autobiografisch ist Jennifer Weiners zweiter Roman
nicht, aber mit viel Geist und Erfahrung verarbeitete sie
eigene Episoden, wie zum Beispiel die Scheidung ihrer
Eltern. In her Shoes scheint wie geschaffen
für die kalte Jahreszeit, wenn die Blockbuster aus den
Kinosälen verschwunden sind. Geschaffen für die Zeit,
wenn Frauen anfangen das Programm zu bestimmen, vor allen
die Schicht Frauen im Alter über dem so wichtigen
demografischen Durchschnitt des Publikums.
Zwei Schwestern, die nichts außer die selbe Schuhgröße
gemeinsam haben, zerstreiten sich scheinbar hoffnungslos.
Im Laufe dieser Zeit lernen sie unabhängig voneinander,
wie viel ihnen wirklich aneinander liegt. Das ist
sicherlich nicht neu und von originell ist es weit
entfernt. Das obligatorische Happy-End ist zu erwarten
und man wird nicht enttäuscht. Ein wirklich typischer
Frauenfilm, ähnlich anspruchsvoll wie typische
Männerfilme, wo Meteoren auf die Erde zurasen und nur
ein Mann die Vernichtung der Erde aufhalten kann. So
scheint es.
Auch Filme wie L.A. Confidential hat es in
den fünfziger Jahren wie Sand am Meer gegeben und der
Underdog aus den Slums, der es mit singen zum Erfolg
bringt ist weit von jeder Originalität entfernt. Wie
entsteht also aus einer althergebrachten Geschichte,
tatsächlich etwas Neues? Das kann zum einen mit
Ehrlichkeit geschehen. Oder auch wenn sich in einem
Cameron Diaz Film ganz einfach Toni Collette in den
Mittelpunkt spielt. Oder man nimmt einen Regisseur, der
wieder etwas ganz neues ausprobieren möchte, wie zum
Beispiel Curtis Hanson.
Schon beim Titelvorspann läuten die Alarmglocken, wenn
sich Ridley Scott als ausführender Produzent entpuppt.
Menschen wie Scott, mit seinem Bruder Tony, zusammen mit
einem Kaliber des Typs Curtis Hanson können allerlei
Hoffnungen wecken. Man darf Susannah Grant nicht
vergessen, das wichtigste und weibliche Verbindungsglied
in dieser Kette. Namen sind Schall und Rauch, wer sollte
also dem Namen Susannah Grant viel Bedeutung beimessen?
Aber immerhin hat Grant aus der wirklich aberwitzig
simplen, absehbaren und wahren Geschichte der Erin
Brockovich ein spannendes, mitreißendes
Erfolgsdrama geschrieben.
Es ist tatsächlich die Ehrlichkeit, die aus In her
Shoes etwas Besonderes macht, wo den Figuren mehr
Zeit für ihre Gefühlswelt zugestanden wird, als der
eigentlichen Motivation ihres Handelns. Die Handlung ist
einfach, das Thema absehbar und so macht Curtis Hanson
eben das, was er perfekt versteht, nämlich den
Charakteren soviel Freiraum zugestehen damit sie
authentisch werden. Da erlebt man dann auch eine Shirley
MacLaine, die so zurückhaltend überzeugend wirkt, wie
seit dreißig Jahren nicht mehr und dabei Charme
versprüht, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Doch Dreh- und Angelpunkt ist einfach Toni Collette, die
aus einem Minimum von Anspruch eine maximale Dosis realer
Gefühle zaubert. Die Leistung, für den Film 13 Kilo
zuzunehmen und während der Dreharbeiten wieder zu
verlieren, quittiert Regisseur Hanson zur Recht mit einem
wundervollen Rocky Zitat, an Ort und Stelle
des Boxerfilmes. Eine oft kopierte Szene, die hier
wirklich ihre Rechtfertigung findet.
Auffallend bei In her Shoes ist das
konsequente Auslassen fein geschliffener und hoch
stilisierter Dialoge, was den Film schnell die Kritik der
Oberflächlichkeit einbringen kann. Überhaupt sind die
spannendsten Momente, besonders bei dieser Geschichte,
überhaupt nicht vorhanden. Der Ausstieg von Collettes
Figur aus dem ihr wichtigen Lebensrhythmus, oder was die
Beziehung zu ihrem Ex-Kollegen so von anderen Beziehungen
unterscheidet. Vieles kommt zu überraschend, wie das
Lesen lernen von Diaz Charakter. Anderes bleibt
einfach aus, zum Beispiel die eigentlich übliche
Abrechnung mit der bösen Stiefmutter. Aber wer sich auf
den Film einlässt, stellt schnell fest, dass alles
zwischen den Zeilen des Drehbuches abläuft. Die
Hintergründigkeit ist überraschend und vor allem, sie
ist treffend. Als Fazit bleibt eben, auf der Ebene des
Filmes ist es real und ehrlich.
Wonderboys von Curtis Hanson war ein Film
über Männer und deren verschlungene Wege des Denkens
und Seins, an dem auch Frauen ihre wahre Freude hatten.
Nun hat Hanson mit In her Shoes einen
Frauenfilm gemacht, durch und durch. Und auch Männer
können daran ihre wahre Freude haben.
Mainstream
Indiana
Jones und das Königreich des Kristallschädels
Indiana
Jones and the Kingdom of the Crystal Skull
Darsteller: Harrison Ford, Cate Blanchett, Karen Allen, Shia LaBeouf, Ray
Winston, John Hurt, Jim Broadbent, Igor Jijikone u.a.
Regie: Steven Spielberg; Drehbuch: David Koepp nach einer Geschichte von George
Lucas und Jeff Nathanson; Kamera: Janusz Kaminski; Bildschnitt: Michael Kahn;
Musik: John Williams
USA / 2008; circa 122 Minuten
Die Zeit des großen Abenteuerfilmes ist längst vorbei. Hat ihn wirklich jemand
vermisst? Nicht wirklich, aber haben wir ihn gebraucht? Da ließe sich streiten,
doch würde derartiges in haltlosen Debatten kein Ende finden. Wie jede
Fortsetzung ist auch Indiana Jones ein Vehikel zum Geld verdienen. Und dabei
geht es um sehr viel Geld. Die Intentionen der Macher mögen Dieselbigen nach außen
hin anders darstellen, der gemeine Zuschauer hingegen, und der Enttäuschte umso
mehr, schreit dann schnell mal nach Gerechtigkeit. Das Genre des großen
Abenteuerfilmes existiert eben nicht mehr.
Man darf dabei allerdings nicht argumentieren, warum bei einer Atomexplosion
einzig und allein ein bestimmter Kühlschrank aus dem Detonationsbereich
geschleudert wird, anstelle des gesamten Dorfes. Warum nicht Willie Scotts Kleid
in der Lavagruppe Feuer gefangen hat, war bei ‚Temple of Doom‘ auch nie zur
Debatte gestanden. Und überhaupt diese Höhle mit diesen albern überdimensionierten
Käfern, nicht zu vergessen das berüchtigte Dinner zu Hofe, mit Kuhaugen und
Affenhirn. Oder erinnert sich noch jemand an die grauenhaften Blue-Screen
Effekte beim ‚Letzten Kreuzzug‘? Nicht zu vergessen das unsägliche
Autogramm des berühmten Österreichers. Die comichafte Absurdität des Überzogenen
war fortlaufend ein Bestandteil dieser Wiederbelebung des klassischen
Abenteuerfilmes. Ja, natürlich macht es keinen Sinn, das Indy und seine
Konsorten plötzlich von der Person verfolgt werden, die in der Szene zuvor den
Helden den ‚Kristallschädel‘ abluchste und erfolgreich entwischt war. Aber
auf der Suche und dem Ausschlachten von Logikfehlern sollte man ganz vorne
anfangen, nämlich bei den ‚Jägern‘ und man würde viel Zeit brauchen, bis
man sich zum ‚Kristallschädel‘ vorgearbeitet hat. Oder wie kommen die unzähligen
Taranteln auf Henry Jones Juniors Rücken? Doch wer will diese Diskussion denn
wirklich, es sei denn, er möchte dringend um Aufmerksamkeit haschen.
Es gibt genau zwei Fehler, die diesen Film als Makel anhängen. Da ist zum einen
die große Lüge des George Lucas und zum anderen hat der immense Zeitraum von
fast neunzehn Jahren zu einer Fortsetzung bei einer derart beliebten Filmfigur
unerfüllbare Erwartungshaltungen aufgebaut. Beides darf man aber nicht dem Film
als solches als Kritikpunkt anhaften. ‚Pate III‘ und ‚John Rambo‘ waren
Filme die ihr Publikum ebenso lange warten ließen, ‚Psycho 2‘ warb sogar
mit der Schlagzeile „it’s 22 years later and Norman Bates is coming home‘.
Keinen dieser Filme hat diese Zeitspanne Vorteile verschafft. Im Gegenteil. Aber
keines der Beispiele war tatsächlich so schlecht, wie gerne getönt wird. Nur
Publikum und Sehgewohnheiten hatten und haben sich soweit verändert, dass ein
nahtloser Übergang gar nicht möglich war. Und ein nahtloser Übergang ist auch
für Doctor Jones nicht möglich gewesen. Aber dies scheinen ihm nur wenige zu
zugestehen. Die aufflammenden Reaktionen nach der Premiere in Cannes zeugen bei
den meisten Journalisten nicht nur von Unkenntnis, sondern vom Scheitern in
ihrer Profession.
Und hätte George Lucas nicht so groß verkündet, und er ist nicht müde
geworden, dies zu betonen, alle Stunt-Arbeit wäre so weit möglich in der
guten, alten Tradition entstanden, dann hätte sich vielleicht mancher Purist
versöhnlicher gezeigt. Gerade mit Shia LaBeouf gibt es zwei Szenen, die wären
vor zwanzig Jahren niemals am Computer gemacht worden, selbst wenn die
technische Voraussetzung damals gegeben gewesen wäre. Davon abgesehen, das ein
vernünftiger Regisseur die Tarzan Reminiszenz in einer dieser zwei Szenen gar
nicht erst inszeniert hätte, aber das nur so nebenbei. Doch Hand aufs Herz, was
die vornehmlichen Macher Spielberg und Lucas mit dem Einzug des Computers bei
Indiana Jones anstellen lassen, hat auch seine wirklich vorteilhaften Seiten.
Der geprügelte Held im Vordergrund eines Atompilzes. Willkommen in einem neuen
Zeitalter, Doctor Jones. Die politische Schnörkellosigkeit der Vorkriegsjahre
ist vorbei. Der Russe steht nicht nur vor der Tür, sondern McCarthy wütet auch
im Inneren des Landes.
Auffallendstes Merkmal einer neuen Ära ist Spielbergs Inszenierung des
‚Kristallschädels‘ als ein durchgängiges, sich steigerndes Spektakel,
welches nach dem furiosen Start nur zögerlich zurück auf die Rennbahn findet,
sich aber auf der Distanz trotz aller Unkenrufe als unschlagbarer Champion
behauptet. Die Vorgänger waren wie viele kleine eigenständige
Cliffhanger-Folgen zu einem großen, zusammenhängenden Abenteuer geschnitten.
Doch will man auf Biegen und Brechen die Vergleiche heranziehen, geht der jüngste
Teil lange nicht als letzter ins Ziel. Und dies mit einer Formel, die für jeden
anderen Film der verdiente Todesstoß sein sollte. Der neueste Film ist ein ganz
anderer Indiana Jones und sich dennoch in allen Phasen treu geblieben. Es ist
unerheblich, das einem als Zuschauer die Auflösung um den jungen Nebenakteur längst
angesprungen hat, bevor die Überraschung bekanntgegeben wird. Wichtig ist doch
jedem nur die Reaktion der Hauptdarsteller. Es spielt auch keine Rolle, dass
Plausibilität in dieser, wie in den vorangegangenen Geschichten ganz fremd ist.
Jeder möchte den Helden einfach nur noch viel weniger plausible Dinge machen
sehen, mit denen er seine Haut rettet. Und auch hier, wie schon zuvor, schießen
die Herren Spielberg und Lucas an manchen Stellen weit über das Ziel hinaus.
Aber wen interessiert es, wenn der nächste Aha-Effekt schon im nächsten
Filmmeter wartet.
Indiana Jones ist zurück. Und er ist so gut wie immer. Er ist genauso, wie
jeder seiner Vorgängerfilme. Vieles könnte besser sein. Aber vieles könnte
gar nicht besser sein. Trotz massivsten CGI Einsatz, besticht er in seiner
selbst auferlegten Tradition. Und diese Tradition beinhaltet insbesondere,
niemals besser sein zu wollen als die anderen aus der Familie, aber mindestens
genauso unterhaltsam. Wäre der ‚Kristallschädel‘ in der für Fortsetzungen
üblichen Zeit nach dem ‚Letzten Kreuzzug‘ entstanden, wären der Jubel und
die Beifallsbekundungen einhellig und fortwährend positiv ausgefallen. Das war
dem Film eben jetzt nicht vergönnt, weil er einfach zulange auf sich warten ließ.
Doch Harrison Ford ist in bester körperlicher Verfassung, ohne jemals jünger
wirken zu wollen, als es seinem wirklichen Alter entsprechen würde. Spielbergs
Lust an der Inszenierung rasanter Sequenzen ist ungebrochen und stets spürbar.
Mit Urgestein Karen Allen und der zum verrückt werden ansprechenden Cate
Blanchett erstrahlt die Leinwand. Sind die verschiedenen Cliffhanger-Sequenzen
auch unterschiedlich gelungen, erfreut man sich doch ihrer Originalität.
Letztendlich war Indiana Jones doch niemals Inbegriff greifbarer Logik, oder
authentischem Realismus, sondern ein Mann mit Hut, der ständig oben auf war,
obwohl er ständig die Schnauze poliert bekam. Und es ist das Vermögen, präzise
und perfekte Schauspielkunst einer wagemutig absurden Handlungsabfolge entgegen
zu stellen, ohne dass sich diese gegenseitig sperren. So war es damals und so
ist es mit dem ‚Königreich des Kristallschädels‘.
Die Zeit des großen Abenteuerfilmes ist längst vorbei, denn Dank der Popularität
von Indiana Jones und seinen scheinbar widersprüchlichen Maßstäben hat er die
Chancen für Gleichgesinnte und Nachahmer im selbst wiederbelebten Genre sofort
im Keim erstickt. Haben wir ihn vermisst? Haben wir ihn gebraucht? Darüber
sollen andere lamentieren. Der Mann mit dem Hut ist jedenfalls zurück, wenn
nicht besser, so zumindest genauso gut wie früher.
bandit
Inglourious
Basterds - Im von Nazis besetzten Frankreich
Kapitel Eins – ONCE UPON A TIME…
Es gibt keinen Regisseur, der das moderne Kino so geprägt hat wie Quentin Tarantino. Wenn man nun die Filmographie dieses Regisseurs und Drehbuchschreibers in Personalunion betrachtet, sollte man sich allerdings fragen, woher dieser Einfluss rührt. Es gibt sehr radikale Filme und durchaus innovative Erzählstrukturen, die diesem Mann verdiente Achtung einbrachten. Gerade mit seinem zweiten und dritten Film gab er dem Kino der Neunzigerjahre das, was auch das sogenannte Neue Hollywood Anfang der Siebziger als Frischzellenkur in die Kinokultur einbrachte – das geschickte Verweben von brutal geradlinigen Trivialfilmen mit der Erzählweise des kunstgeschwängerten Programmkinos.
Es gibt keine Werbekampagne, die mit „ein Film im Stil von Steven Spielberg“ wirbt oder schreibt: „Ganz in der Tradition von Titanic“. Die Verehrung dieses Mannes hat zu Auswüchsen geführt, die in keinem Bezug mehr zu seinen wirklichen Leistungen stehen, denn Tarantino hat sich so schnell selbst überholt, dass sein Ruf sich eigentlich schon in Frage stellt. Waren zu Beginn von Tarantinos Karriere seine Filme eine eigen- und bodenständige Hommage an das Kino, zitiert er seit einigen Filmen nur noch sein Faible für das Zitat an sich. Tarantino-Filme sind nicht nur grafisch explizit, sondern auch brutal in ihren Versatzstücken. Dieser Mann polarisiert, und das weiß er auch. Die seit zehn Jahre in der Entstehung befindliche Geschichte des „Bären-Juden“, nimmt eine politische Komponente hinzu, die nicht unumstritten sein wird. Und das ist doch schon die halbe Miete für die allgemeine Aufmerksamkeit.
Kapitel Zwei – INGLOURIOUS BASTERDS
Aufgeteilt in fünf Kapitel, ist dies ein Märchen, das so banal und unerschrocken in seinem Ansinnen ist, dass es schon wieder richtig Freude macht. Ein Trupp amerikanischer und österreichischer Soldaten jüdischer Herkunft und ein deutscher Deserteur versetzen in Frankreich mit ihren Gräueltaten die deutschen Besatzer in Angst und Schrecken. Die Losung ist einfach, denn die Deutschen müssen endlich einmal genau so viel Angst vor den Juden bekommen, wie bisher umgekehrt. Wie schon des Öfteren ist sich die deutsche Synchronisation nicht zu blöd, aus der in den Dialogen allgemein gehaltenen Abwertung ‚Germans‘ einfach mal ‚Nazis‘ zu machen. Geschichtsverfälschung in einem Geschichte verfälschenden Film, das nennt man doch Ironie.
INGLOURIOUS BASTERDS ist ohne Zweifel ein Rachestück, eine Abrechnung mit dem bisher nicht Greifbaren. Aber er ist in einer weiteren Ebene doch viel mehr. Das Morden und Wüten der BASTERDS genannten Truppe nimmt einen wesentlich geringeren Teil ein, als man vermuten möchte, das Potential an blutigen Exzessen ist deswegen keinesfalls geringer. Doch der wirkliche Schrecken formt sich aus den extrem langen Dialogpassagen, die den Judenjäger Oberst Hans Landa in den Vordergrund rücken. Landa ist es auch, der alle Handlungsstränge und Figuren zu einem grandiosen Finale zusammenführt. Da sind die BASTERDS und eine französische Kinobesitzerin. Da gibt es Joseph Goebbels Anbiederungen beim Führer und Oberst Landas eigenes, ganz persönliches Ansinnen. Und am Ende entblößt jede Figur ihren wahren Charakter, der vorher so nicht wahrnehmbar war. Der Autor wandelt dabei die vorherige Entwicklung seiner Personen zu einer neuen Ebene in der Geschichte. Ist der von Brad Pitt verschroben gespielte Aldo Raine nicht sogar der Regisseur selbst, wenn er nach dem Schnitzen eines Hakenkreuzes in die Kamera sagt: „Ich glaube, das ist mein Meisterwerk“.
Kapitel Drei – EINE DEUTSCHE NACHT IN PARIS
Ganz in der Tradition der vielen Vorbilder, die Quentin Tarantino in seinem Film zitieren will, besetzte er seine Rollen mit Schauspielern der entsprechenden Muttersprachen. Mit Michael Fassbender wird sogar ein deutschstämmiger Ire seiner Kunstfigur am nächsten besetzt. Die sonst darstellerisch eher unterforderte Diane Kruger, die sich wie alle anderen Deutschen in diesem in Englisch gedrehten Film selbst synchronisierte, beeindruckt mit einer klar akzentfreien Stimme, die in ihrem Ausdruck durchaus wohlwollende Erinnerungen an die deutschen Schauspiellegenden der Dreißigerjahre wecken. Doch ungeschlagen ist Christoph Waltz, der sich schon mit einer unverschämten Leichtigkeit über alle anderen Darsteller hinweg hebt. Sogar in seinem selbst gesprochenen Französisch und Italienisch bringt er seine fiese, unterschwellige und manipulative Art des als Gespräch getarnten Verhörs zur Vollendung. Waltz ist dieser hassenswerte Charakter, der einen kompletten Film nicht nur trägt, sondern ohne den der Film kaum funktionieren würde.
Die weiteren Darsteller erfüllen mehr oder weniger ihren Zweck. Das Drehbuch schafft es nur selten, die Figuren über ein normales Level zu heben. Vielleicht Sylvester Groth als Goebbels dürfte nach Waltz tiefer in Erinnerung bleiben. Die deutsche Synchronisation hat aus Brad Pitts schwer akzentbetonten Abziehbild eines über allem erhabenen Amerikaners eine nur bedingt ernstzunehmende Figur gemacht. Til Schweiger mit exakt der Charakterisierung zu belegen, die ihm von bösen Zungen als Mangel an Schauspieltalent nachgesagt wird, würde gut zu Tarantinos Spiel mit den Klischees passen, ist im Gesamten aber eher unglücklich gewählt.
Kapitel Vier – OPERATION KINO
Wie in seinen fünf vorangegangenen Filmen erschließt sich auch INGLOURIOUS BASTERDS in seiner Gesamtheit erst durch seinen pointierten Zitatenschatz. Die Geschichte um Rache, Angst und Gewalt ist in ihrem Kern eine Liebeserklärung an das Kino als solches. Tarantino beweist, dass er seine große Liebe kennt, dass er sie beherrschen kann, und dass diese große Liebe einfach zu übermächtig für ihn ist. Er überfrachtet jedes einzelne Kapitel mit Anspielungen, Querverweisen, Kopien und Zitaten. Nicht nur ist dieser Film ein sehr loses Remake eines gleichnamigen (aber richtig geschriebenen) Zweiten-Weltkrieg-Krachers der Siebzigerjahre, sondern er bedient sich reichlich aus sämtlichen ähnlich gelagerten Actionfilmen, die das Thema um diesen Weltkrieg nicht zum Drama erhoben haben.
Der Titelvorspann beginnt schon mit fünf verschiedene Schrifttypen, die seinen Vorbildern entliehen sind. Nicht zu vergessen das dem Film selbst das Siebzigerjahre-Logo von UNIVERSAL vorangestellt ist. Was der Film sich als eigenständiges Gesicht aneignen möchte, verkommt zum cineastischen Supergau. Ab der Hälfte seiner Laufzeit verschiebt sich der Fokus mehr und mehr auf das Kino als Propaganda-Instrument des Dritten Reichs. Der Showdown in einem Filmtheater schließlich impliziert die Reinigung von allem Übel, welche dieser Kunstform angetan wurde. Bis dahin ist der Bogen aber längst überspannt, weil die Inszenierung alles ins Gefecht schickt, worin man andere Filme, verschiedene Erzählformen und markante Bilder der Filmgeschichte wiedererkennen könnte.
Im Dialog wird zum Beispiel der Vergleich Goebbels mit Studiogründer Louis B. Mayer verworfen, weil der Propagandaminister eher Filmmogul David O. Selznick gleiche. Oder ein kurzer, unscheinbarer Satz über Lilian Harvey, der die Situation zwischen dem vor den Nazis geflohenen Filmstar und der damaligen deutschen Führung kommentiert. Tarantino erwartet offensichtlich, dass man sich mit seinem Film tiefgründiger auseinandersetzt, dass man ihn in seiner Gesamtheit begreift. Dadurch möchte er aber die reine Form der Unterhaltung zur bedeutungsschwangeren Kunst erheben.
Der Autor und Regisseur will es als intellektuelle Form verstanden wissen, dass jedes der fünf Kapitel leicht differenziert inszeniert wurde. Er möchte auch bewusst die Straßenkulissen dem expressionistischen Kino der Zwanziger zugeordnet wissen. Und er versucht Fritz Lang stolz zu machen, wenn er das Gesicht seiner Protagonisten übermenschlich auf eine Rauchwolke projiziert. Es ist ein riesiges, verwobenes Netz von Kunst und Kultur, von Verehrung und Demut, aber auch von Arroganz und Überheblichkeit des sich übermächtig fühlenden Quentin Tarantino. Wie ist es anders zu erklären, dass Rod Taylor als großer Star und Idol vergangener Tage mit Mike Myers als Vertreter der verflachten Massenware in einer gemeinsamen Szene nicht nur räumlich weit getrennt sind, sondern auch nicht im Geringsten miteinander agieren.
Kapitel Fünf – DIE RACHE DES RIESENGESICHTS
Dass der Film nicht wirklich funktioniert, bedeutet noch lange nicht, dass er keinen Unterhaltungswert besitzt. Wo er an einigen Stellen zum Ärgernis verkommt, tut er sich in anderen Szenen als strahlendes Juwel hervor. Ob beabsichtigte Satire oder Farce, erschließt sich nicht wirklich, weil die Inszenierung nicht richtig zusammenbringt, was homogen zusammenlaufen müsste. Die Stärken liegen ganz eindeutig in den teilweise bizarren aber auch fesselnden Dialogen, die in ihrer Dauer unglaublichen Raum einnehmen, dabei jedoch extrem spannend umgesetzt und gespielt sind. Dass der Regisseur dabei auf irgendwelche visuellen Querverweise verzichtet, zeigt sein Vertrauen nicht nur in sein eigenes Buch, sondern auch in seine exzellenten Darsteller, allen voran Christoph Waltz. Die Intensität von Spiel und Text kann schließlich auch nur immer wieder von absurd anmutenden Schießereien unterbrochen werden.
Der Rhythmus von extrem langen Dialogsequenzen und handlungsorientierten Szenen ist erstaunlich gelungen und greift sehr fließend ineinander. Unstimmig bleibt der Film dann allerdings in seinen Aussagen. Das der Zweite Weltkrieg durch eine Bande marodierender Skalpjäger frühzeitig beendet wird scheint reizvoll. Das mit dem Auslöschen der Führungsspitze alles Übel mit vertilgt wird, hebt das Ganze tatsächlich ins märchenhafte, was der Film in erster Linie auch vorgibt zu sein, doch dabei vermisst man dieses Körnchen letzter Konsequenz, welches so schwer zu greifen und definieren ist. Der Regisseur Tarantino hat dieses Körnchen jedenfalls nicht heraus kitzeln können, während der Autor Tarantino sich diesem Kern annähern konnte.
Man mag versucht sein, Tarantinos überschwänglichen Gebrauch geliehener Ideen als eigenen Stil anzuerkennen. Je weiter sich dieser Stil fortsetzt desto schneller läuft die ohnehin uninspirierte Anhängerschaft dieses Regisseurs ins Leere, weil schon jetzt dieses Markenzeichen totgelaufen hat. Die Halbseidenheit von INGLOURIOUS BASTARDS rührt vom Versagen, auf das eigene Können vollends zu vertrauen. Quentin Tarantino als Regisseur hängt irgendwo zwischen den Kinowelten, ohne sich ein eigenes, ohne sich ein wirkliches Profil erarbeitet zu haben. Und das, während sich die Darsteller mit Texten des Autoren Tarantino zu höchster und mit Begeisterung aufgenommener Schauspielkunst aufschwingen.
Darsteller: Christoph Waltz, Brad Pitt, Melanie Laurent, Eli Roth, Daniel Brühl, Diane Kruger, Til Schweiger, Gedeon Burkhard, Michael Fassbender u.v.a.
Regie & Drehbuch: Quentin Tarantino – Kamera: Robert Richardson – Bildschnitt: Sally Menke – Music-Supervisor: Mary Ramos – Produktionsdesign: David Wasco
USA / 2009 – circa 153 Minuten
The Inside Man
Darsteller: Denzel Washington, Clive Owen, Chiwetel
Ejiofor, Willem Dafoe, Christopher Plummer und Jodie
Foster u.a.
Regie: Spike Lee; Drehbuch: Russell Gewirtz; Kamera:
Matthew Libatique; Bildschnitt: Barry Alexander Brown;
Musik: Terence Blanchard
USA / 2005; circa 128 Minuten
In seinem zweiten Film nach den
Anschlägen in New York, setzt sich Spike Lee erneut mit
dem Dilemma auseinander, welches der Einsturz der
Zwillingstürme nicht bei den Opfern, aber der
Bevölkerung nach sich zog. War der Hintergrund von
25th Hour noch die Angst und Ratlosigkeit
eines erschütterten New York, ist beim Inside
Man eine gespannte Routine mit seinen verdrehten
Auswirkungen eingekehrt. Vordergründig ist dieser
Thriller Lees kommerziellste Regiearbeit und entfaltet
sich als Verwirrspiel für alle Altersschichten und
Ansprüche. Ebenso vordergründig ist Inside
Man ein typischer Vertreter des Bankraub-Thrillers,
in dem wieder einmal der perfekte Plan umgesetzt werden
soll. Vordergründig ist dieser Film einer der Besten
seiner Art.
Dalton Russell (Owen) überfällt mit vier Komplizen eine
Bank, nimmt Geiseln und gibt vor damit den perfekten
Bankraub auszuführen. Als Verhandlungsführer kommt
Keith Frazier (Washington) an den Tatort, der von sich
behauptet die Geiselnehmer vollkommen zu durchschauen. Es
entwickelt sich ein Katz- und Mausspiel, in dem sich
heraus stellt, das die Gangster der Polizei immer einen
Schritt voraus sind. Hinzu kommt auch noch die
undurchsichtige Madeline White (Foster), die im Auftrag
des Bürgermeisters jede Art von Unterstützung erhalten
soll, um auf eigene Faust mit Russell verhandeln zu
können. In diesem Labyrinth von gegenseitigem
Misstrauen, Machtgehabe und persönlichen Problemen
außerhalb und der sich zuspitzenden Lage innerhalb der
Bank, wird allmählich klar, das jeder der Kontrahenten
nicht nur sein eigenes Ziel verfolgt, sondern auch noch
etwas anderes als Ziel vor Augen hat, wie man zuerst
anzunehmen glaubt.
Aus dem Actionfilm wird ein Thriller, der Thriller
entwickelt sich zum Politikum, aus dem Politikum schält
sich ein raffiniert konstruiertes Kunstwerk. Das
überraschende an diesem geschickten Konstrukt, sind die
verschiedenen Hinweise auf eine mögliche Auflösung der
Geschichte während des Filmes, welche sich letztlich
alle in eine ganz andere Richtung öffnen. So sind schon
während der Geiselnahme Verhöre zwischen geschnitten,
die in der Reihenfolge erst nach dem Beenden des
Geiseldramas stattfinden. So legt das Drehbuch Fährten
und Hinweise, die genauso auch eintreffen, aber doch
anders als erwartet.
Kameramann Matthew Libatique entwickelte zudem den Kniff,
jeder Erzählebene und den drei Hauptcharakteren eigene
Lichtgestaltung und separate Kameraführungen zu geben.
Doch trotz aller technischer Raffinessen, liegt die
eigentliche Substanz von Spike Lees Regie im Subtext der
Geschehnisse. Trotz aller funktionierender
Vordergründigkeiten, ist der Spiegel der Gesellschaft
allgegenwärtig. Angefangen bei den
Zuständigkeits-Gerangel zwischen Verhandlungsführer und
Einsatzleiter, die Festnahme eines Inders, ein
ultra-brutales Videospiel, oder die Behandlung der Geisel
und deren Guantanamo ähnlichen Verkleidung. Und nicht zu
vergessen die Auflösung von Christopher Plummers Part in
der Geschichte, als unmissverständlicher Fingerzeig in
Richtung der Bush Familie (nach dem Genuss des Filmes
leicht im Internet zu recherchieren).
Das Drehbuch vergisst auch nicht, während der Ereignisse
aller sozialen Schichten mit einzubeziehen und zu Wort
kommen zu lassen. Spike Lee hat vordergründig einen der
besten Filme über Banküberfälle auf die Leinwand
gebracht, spannend, unterhaltend und technisch brillant.
Aber Spike Lee hat mit diesem bisher kommerziellsten Film
seiner Karriere auch eine fabelhafte Bestandsaufnahme
über den Zustand eines angekratzten Amerikas gebracht.
Interessant intelligentes Kino, das den Vergleich mit der
Radikalität des Action-Kinos der siebziger Jahre nicht
scheuen muss.
mainstream
The
Insider:
Darsteller: RUSSELL
CROWE, AL PACINO, CHRISTOPHERPLUMMER, DIANE VENORA,
PHILIP BAKER HALL, LINDSAY CROUSE, DEBI MAZAR u.v.a.;
Drehbuch: ERIC ROTH, MICHAEL MANN nach dem Artikel von
Marie Brenner aus Vanity Fair 'Der Mann der zuviel
wußte'; Kamera: DANTE SPINOTTI; Musik: LISA GERRARD,
PIETER BOURKE und GRAEME REVELL; Regie: MICHAEL MANN; 157
Minuten
Niemand kann abstreiten,
er wüßte nicht um die Gefahren des Rauchens. Jene von
uns, die der Volkssucht verfallen sind, werden es nicht
abstreiten können. Noch weniger Gegenrede wird man bei
jenen finden, die noch nie Lippen an den Glimmstengel
legten. Das wußte Eric Roth genauso, wie Michael Mann.
Wo liegt also der Reiz, eine Geschichte über einen
Singvogel zu machen, der nichts anderes getan hat, als
über die gesundheitlichen Beeinträchtigungen durchs
Rauchen zu schwätzen? Auch das wußten Roth und Mann.
Viel schockierender ist die Manipulation, die Politik und
die schlichte Feigheit.
Jeffrey Wigand wurde vom
dritt größten Zigarettenhersteller Brown &
Williamson gefeuert. Der Grund war einfach: Als Chef der
Abteilung für Forschung und Entwicklung äußerte er
immer wieder Zweifel an den Praktiken der Konzernspitze.
Wigands Frustration war und ist verständlich, aber es
gab keinen Grund zu tun, in was die Sache endete,
schließlich behielt nicht nur seine
Altersvorsorgeanspruch, sondern auch die über die
Grundversorgung hinausgehende Krankenversicherung für
die gesamte Familie. Dies ist nicht nur verlockend,
sondern in Amerika meist die wichtigste Voraussetzung
für ein geregelten Lebensstandart. Wigand hatte also
weder die Absicht, noch das ideologische Verlangen, das
zu tun, was ihn nicht nur berühmt, sondern auch zur
Zielscheibe machte.
25 Jahre war Lowell
Bergman als journalistischer Reporter und Produzent einer
der angesehensten seines Faches, wenngleich die
Öffentlichkeit ihn nie richtig wahrnahm. Aber ganz
Amerika kennt '60 Minutes', nicht nur ein
hochgepriesenes, wöchentliches TV-Magazin, sondern auch
stets Gesprächsstoffquelle Nummer eins. Was '60 Minutes'
sendete war am folgenden Tag das Thema im ganzen Lande.
Und das '60 Minutes' keine Boulevard-Reportagen lieferte,
war eben Lowell Bergmans Verdienst. Und dann flatterten
interne Papiere von Amerikas Zigarettenhersteller Nummer
eins, Phillip Morris, bei Bergmann auf den Schreibtisch.
Papiere, die für Laien unverständlich waren, aber doch
gewisse Brisanz andeuteten. Wenn also jemand diese
Papiere übersetzen konnte, dann jemand aus der Branche,
aber hackt eine Krähe der anderen die Zigarette aus dem
Mundwinkel? Aber da gab es ja noch jemanden, den eben
jene Zielbranche gerade vor die Tür gesetzt hatte. Und
alles mündete in einer juristischen und politischen
Lawine die losgetreten worden war.
Seinen Sinn und Verstand
für das Medium Film bewies Michael Mann mit seiner
stilvollen Neuinszenierung des 'letzten Mohikaners' und
dem mörderischen Katz und Maus Spiel 'Heat'. Das es
nicht um eine Wahrheit ging, die nicht nur Raucher
längst begriffen haben, ließ Mann die Rechte an Marie
Brenners Artikel 'Der Mann der zuviel wußte' das Blattes
Vanity Fair erwerben. Brenners Artikel beschäftigte sich
mit Jeffrey Wigand, seinen Schritten an die
Öffentlichkeit und seiner panischen Angst, die Angst der
Konsequenzen die einem schlechten Film entsprungen sein
könnten.
Lowell Bergman: "Ich
sagte zu Michael Mann, was ist das? Und er antwortete,
das es sich nicht um eine Dokumentation handeln würde.
Es ist eine Dramatisierung der Ereignisse. Und es ist
meiner Meinung nach, ein sehr effektives Mittel um die
emotionalen, besonders die emotionalen, und
psychologischen Aspekte aufzuzeigen, um diese Arbeit
überhaupt zumachen und wie es jemanden in einer solchen
Situation ergehen kann. Hätte man es als Dokumentation
gedreht, bezweifle ich, das es jemanden interessieren
würde."
Nach einer Stunde der
160 Minuten, kommt es zum entscheidenden Interview,
welches Mike Wallace, hochangesehener Reporter für '60
Minutes', mit Jeffrey Wigand führte. Aufgeregt verfolgt
Produzent Bergman hinter den Kameras die Kulisse. Was
Jeffrey Wigand aussagt ist schockierend, trotz unseres
vorherigen Wissens. Und Michael Mann hat es verstanden
diesen Augenblick so emotional zu gestalten, so
mitreißend zu inszenieren, weil er uns schon im Vorfeld
keine Geschichte präsentiert hat, sondern die gespannte
Situation im aufgewühlten menschlichen Wesen.
Jeffrey Wigand: "Da
gibt es viele Wege es zu tun (Zigaretten mit Suchtmittel
zu versetzen). In den Staaten machen sie es mit
chemischen Zusätzen wie Amoniak. Andere Möglichkeiten
besteht in der Auswahl bestimmter Pflanzen-Aromen, oder
verschiedener Blätter, die verschiedene Konzentrationen
von Nikotin enthalten. Die Industrie verbreitet den
Glauben das eine Zigarette nichts anderes ist, als ein
Naturprodukt. Auf Erdboden gewachsen, geerntet und in
Papier gewickelt. So ist es nicht. Es ist ein
gewissenhaft entwickeltes Designerprodukt."
Jeffrey Wigands Kampf
ergibt sich im Privaten. Seine ehemaligen Vorgesetzten
üben emotionalen Druck aus. Die Frau droht ihn zu
verlassen. Irgendwoher kommen Todesdrohungen. Und eine
drohende Klage von Brown & Williamson könnte ihn
finanziell vernichten und ins Gefängnis bringen,
schließlich obliegt er einer von der Firma nahegelegten
Schweigepflicht. Wigand befürwortete Michael Manns
Bemühungen um eine Verfilmung, "nur müßt ihr
meine Kinder heraus halten und keiner darf im Film
rauchen." Das war des Regisseurs geringstes
Problem. Russell Crowe ist nicht nur vom Äußeren die
perfekte Wahl des Jeffrey Wigand. Er trägt sichtlich,
angespannt die Bürde im Kampf für und gegen sein
Gewissen. Dante Spinotti hält seine Kamera drauf, er
seziert Crowe/Wigand, er fängt die Angst und die
Widersprüchlichkeit seines Verhaltens ein. Weder Crowe,
noch sein Regisseur lassen eine Spur von Heldentum durch
scheinen. Sie zeigen gnadenlos offen einen Menschen, dem
keine Wahl mehr bleibt und durch die widrigen Umstände
ständig nach vorne getrieben wird. Aber sie begehen auch
nie den Fehler, eine bemitleidenswerte Figur zu zeigen.
Lowell Bergman wird
gegen eine unbezwingbare Politik des Schein und Seins an
die Front gehen. Al Pacino ist dramaturgisch und
persönlich kein Ebenbild des '60 Minutes'-Reporters,
aber er verinnerlicht sich die Aussichtslosigkeit seiner
Bemühungen und schmeißt sie Wigand, Wallace, dem Sender
CBS und dem Zuschauer mit seinem bitteren Charisma um die
Ohren. Bergman muß einen Weg finden um Wigand von seinem
Stillschweige-Abkommen zu befreien und der führt über
festgefahrene Gesetze. Bergmann zeichnet eine Sendung
auf, die von CBS zurück gezogen wird. Bergmann muß die
Glaubwürdigkeit seines Schützlings und damit seiner
Sendung wahren. Bergmans Schrei nach der Wahrheit wird
letztendlich zum Kampf um seine eigene Glaubwürdigkeit.
Sein langjähriger Vetrauter und Freund Mike Wallace
(Christopher Plummer) fällt ihm dabei in den Rücken.
Und irgendwann hatte Wigand die Schnauze voll, er sprach
mit dem 'Wall Street Journal'.
Lowell Bergman: "Die
Wahrheit in diesem Geschäft - besonders im
Fernseh-Nachrichten-Geschäft der großen Sender - es
unterliegt fast alles einer Selbstzensur. Wenn aus
unserem Vorteil die Aussicht besteht, daraus könnte ein
Nachteil entstehen, wird es zensiert. Und das passiert,
wenn es hauptsächlich um Storys geht die gleichgroße,
oder größere Institutionen betrifft. Private
Einrichtungen, öffentliche Einrichtungen, die Regierung,
Geheimdienste, mit denen können wir es aufnehmen. Aber
in einer Welt von multinationalen Megakonzernen, sind
diese die neuen und wachsenden Großmächte. Erwarten sie
da nicht soviel kritische Auseinandersetzung durch die
Fernsehsender."
Bei den persönlichen
Problemen gesellte sich hinzu, das andere findige
Reporter nicht nur Wind von Jeffrey Wigands
aufgezeichneter, aber nicht gesendeter '60 Minutes' Folge
erfuhren. Es wurde bekannt, das Wigand ein Alkoholproblem
und seine Ex-Frau geschlagen hatte. Alles, was nicht nur
die Glaubwürdigkeit einer von CBS entschärften Sendung
(ohne Wigands Interview) in Frage stellte, sondern der
Tabakindustrie neuen Stoff lieferte, um Wigand noch
weiter zu diskreditieren. Die Kritik an System und
Politik von Großkonzernen läßt Mann unterschwellig
laut werden, obwohl es als vordergründiges Thema
scheint. Wie Bergman bemerkt hat, kannte Mann die
Schwierigkeiten, sich auf so ein Thema gemessen ein zu
lassen. Und so konzentriert er sich auf zwei Personen in
einem Stück das von vielen mehr gelenkt wurde. Bewußt
verzichtet er auf Faktentreue, ohne die Geschichte
allerdings zu verfälschen. Roth' Drehbuch faßt
zusammen, streicht hier und da, und behält lediglich die
Zeitspanne. Was die unglaubliche Kraft der Erzählung
verstärkt ist Spinottis Kameraarbeit, der in allen
Dialogen immer alle beide Gesprächspartner im Bild hat.
Die Intimität zwischen den Charakteren, mit ihren
eigenen Gefühlen, im Umgang mit den Problemen ist
allgegenwärtig und niemals bloßstellend. Und der Film
erlaubt sich auch, die Hauptpersonen und ihre Motivation
einmal in Frage zu stellen. Es macht 'Insider' zu einem
der wichtigsten Filme seit langem, weil er das
eigentliche, aber oberflächliche Thema nicht
erzieherisch in den Vordergrund stellt und dennoch mit
aller Kraft der filmischen Mittel kein aufkommendes Tabu
umgeht. Und es scheint am Ende sogar als kleines Wunder,
das Mann den Film nicht nur machen konnte, sondern
überhaupt in den Vertrieb bringen konnte. Allein die
Fusion von Time Warner und AOL macht deutlich, das die
Mächte der bestimmenden Politik nicht mehr in den
Kapitolen sitzen. Aber es wird auch mit einer anderen
filmischen Standarte gebrochen: Es gibt eigentlich keine
Helden, nur die Gesellschaft formt sich ihre Idole und
fordert das Bewußtsein ihrer auserwählten Opfer, um
über sich hinaus zu wachsen. Nicht wegen eines
vorhandenen Kodex, aber aus der innerlichen Kraft,
einfach überleben zu wollen, einfach nur wieder Mensch
zu sein.
Lowell Bergman: "Ich
denke nicht, das ich dies als tiefschürfende politische
Kritik bezeichnen würde. Es ist nicht dokumentarisch,
und auch nicht polemisch. Aber die Strukturen, die
Michael Mann wählte um die Geschichte zu erzählen -
welche tatsächlich um zwei Personen geht - diese
Konzepte sind das beherrschende Thema. Michael versuchte
keine Pseudo-Dokumentation. Er schielt niemals darauf,
dir komplexe Stücke an Informationen um die Ohren zu
hauen. Einige Kritiker bemängelten das Fehlen
verschiedener Teile. Aber es ist eine Geschichte, es ist
ein Film. Jeder wird da zustimmen, er erweckt bei einem
ein psychologisch, emotional ungutes Gefühl, aufgrund
des hohen Grades der Spannung die durchweg gehalten
wird."
The Invasion
Darsteller: Nicole Kidman, Daniel Craig, Jeremy Northam, Jackson Bond, Jeffrey Wright, Veronica
Cartwright, Josef Sommer, Celia Weston, Roger Rees u.a.
Regie: Oliver Hirschbiegel (James McTeigue); Drehbuch: David Kajganich (Andy
Wachowski, Larry Wachowski); Kamera: Rainer Klausmann; Bildschnitt: Joel
Negron, Hans Funck; Musik: John Ottman
USA / 2005-2007; circa 95 Minuten
Als Oliver Hirschbiegel 2005 mit den Dreharbeiten zu seinem Amerika-Debüt
‚The Visiting’ begann, da hatte er bestimmt eine sehr interessante und tatsächlich aktualisierte Fassung von ‚Invasion of the Body
Snatchers’ im Sinn. Man wird es kaum erfahren, aber vielleicht hatte er diese Fassung wirklich fertig umgesetzt. Als 2006 Nicole Kidman wegen eines geringfügigen Unfalls bei Aufnahmen, zur Untersuchung in ein Hospital gebracht wurde, kam Eigenartiges an die Öffentlichkeit: Kidman war für 17 Tage bei einem Nachdreh. Hirschbiegels ‚Invasion’ Remake bekam einen neuen Anstrich in Form des geschriebenen Wortes durch Larry und Andy Wachowski und dem Aufnahme-Verantwortlichen James
Teigue. Wie gut, oder schlecht die ursprüngliche Version nun gewesen war, könnte nur eine DVD-Veröffentlichung zeigen, die Anzugträger bei Warner
Bros. jedenfalls zeigten sich wenig beeindruckt. Aber es muss gleich mit dem Gerücht aufgeräumt werden, Hirschbiegel wäre ausgebootet worden. Wegen Terminprobleme musste er zwecks weiterer Arbeiten an
‚The Visting’ zurückstecken. Aber er hat sich noch intensiv mit den beiden Wachowskis auseinandergesetzt und, gibt er zumindest an, war mit ihren Verbesserungsvorschlägen sehr zufrieden. Der Zuschauer ist es sicherlich nicht.
Auf einer Messe stolperten die ‚Matrix’-Brüder über ein achtminütiges Video, welches per Computersimulation bildlich die Arbeit eines weißen Blutkörperchens erklärte. Sie waren begeistert und fragten an, ob so ein Video für ihren nächsten Film möglich sei. Wären beide nur nie auf diese Messe gegangen. Der Fehlversuch einer Re-Animation des ‚Body
Snatcher’ Themas ist eine endlose Kette solcher kleiner Details, die anstatt den Film aufzuwerten, in die Niederungen des sinnentleerten Mainstream drückten.
Außerirdische Sporen verwandeln die befallenen Personen innerhalb eines Schlafzyklus in emotionslose Hüllen dessen, was sie einmal als Mensch ausgemacht hat. Psychiaterin Carol Bennell (Kidman) fällt die Veränderung in ihrer Umgebung sofort auf und sie beginnt nach zuforschen. Ihr zur Seite steht Ben Driscoll (Craig), der glücklicherweise als Doktor gleich die ersten Sporen untersuchen lassen kann, welche am Körper gewachsen, zu den Veränderungen führen. Während Driscoll mit Doktor Galeano (Wright) umgehend die Ursachen und Wirkungen der Sporen aufdeckt, muss Carol Bennell ihren Sohn Oliver (Bond) aus den Fängen des Ex-Ehemanns Tucker Kaufman befreien und in Sicherheit bringen. Kaufman hat sich als Anführer der bereits gewandelten menschlichen Hüllen etabliert und hat mit seinem Sohn Besonderes vor, da dieser scheinbar immun gegen das sich schnell ausbreitende Virus ist.
Mit Jackson Bond und Daniel Craig hat der Film, der nun unter dem Titel
‚The Invasion’ fertig gestellt wurde, sehr attraktive, weil glaubwürdige und sympathische Darsteller. Dazu gesellt sich Veronica
Cartwright, die als besonderes Cameo darstellerisch auf die Kaufmann Verfilmung von 1978 zurückgreifen kann. Und dann ist da natürlich eine umwerfende Nicole Kidman, die scheinbar irgendetwas Verbotenes tun muss, um von Film zu Film so unverschämt besser auf der Leinwand zu wirken. Die Interaktionen der Darsteller erinnern auch vielmehr an ein packendes Kammerspiel als an einen zweitrangigen Horrorfilm. Mit dem Hintergrundwissen um die zusätzlichen Dreharbeiten, ist unschwer zu erkennen, wo Teigue und die Wachowskis versucht haben den Film des Europäers Hirschbiegel den vorgegebenen amerikanischen Zwängen zu unterwerfen, Zwänge die nur eingebildet sind und jeder Grundlage entbehren. Der renommierte Deutsche ist ein starker Schauspieler-Regisseur, was er nach ‚Der Untergang’ und ‚Das Experiment’ längst bewiesen und mit ‚Mein Letzter Film’ zur Spitze getrieben hat.
Die Freude am ergreifenden, intensiven Spiel der Darsteller währt nie sehr lange und wird allzu oft unterbrochen von fadenscheinigen Handlungsabläufen und stilistischer Optik, welche entweder unlogisch, aus dem Sinn gerissen, oder einfach nur dumm wirken. Nachfolge-Regisseur James Teigue hat es nicht fertig gebracht die visuelle Kühle von Rainer Klausmanns Bildern zu übernehmen, die eine Atmosphäre der Unsicherheit und einen fast dokumentarischen Stil erzeugten. Es ist nicht zu erfahren, ob Rainer Klausmann auch die Nachdrehs bebilderte. Der endgültige Showdown schließlich, hat in Inszenierung, Optik und Atmosphäre gar nichts mehr mit dem zu tun, was dem Zuschauer Anfangs versprochen wurde. Was dazu divers eingestreute Flashbacks und wahllose Flashforwards in diesem Film verloren haben, bleibt ein nicht zu erklärendes Mysterium, weil diese weder die Spannung erhöhen, noch einen Sinn im weiteren Handlungsverlauf haben und schon gar nicht als künstlerisches Stilmittel funktionieren. Hinzu kommt die Auffälligkeit, dass die ‚ausgewechselten’ Menschen immer wieder sehr unsinnige Dinge tun müssen, damit sie den ‚Überlebenden’ schlimme Dinge antun können und somit als das Böse manifestiert bleiben.
In sehr lieblos, teilweise sogar unfreiwillig komisch gestalteten Szenerien wird sogar der Versuch unternommen, den Einfluss der durch die Sporen verwandelten Menschen als etwas Positives auszugeben. Nach nur wenigen Tagen des Wirkens ist schon der letzte amerikanische Soldat aus dem Irak abgezogen, oder gibt es schon einen Friedensvertrag zwischen Pakistan und Indien. Die Logik dieser Nachrichtenblöcke, die während des Filmes immer wieder im Hintergrund laufen, sind auf dem Niveau unbedarfter Kinderfilme. Doch viel schmerzlicher ist eigentlich, das dies genau der aktuelle Zeitbezug wäre, der diese ‚Body
Snatcher’ Variante zu etwas Speziellen machen würde, wie jeder seiner vier Vorgänger Zeitgeist und aktuell politische Stimmungen im Thema verarbeitete. Sogar Robert Rodriguez’
‚Faculty’, der sich am wenigsten an Jack Finneys Buchvorlage orientierte, hat dessen eigentliche Aussage geschickt in das 1998 betrachtete soziale Umfeld hinein gearbeitet, wo oberflächlich gesehen nur ein kleiner, feiner Horrorfilm sein sollte. In dieser fertig gestellten Fassung von
‚The Invasion’, schafft es der Film nicht einen Moment den Zuschauer Denkanstösse zu vermitteln, geschweige denn ihn dafür zu interessieren, unter dem eigentlichen Thriller mehr zu entdecken, oder über den Tellerrand des Gezeigten hinaus zu blicken. Hier hat das gesamte Projekt, als direkte Variante von Finneys Roman, jede Berechtigung verloren.
Sehr gute Darsteller, eine teilweise funktionierende, bedrückende Atmosphäre und ein gut anhaltendes Tempo.
‚The Invasion’ ist ein, gesamt gesehen, ansehnlicher Film der Horror dankenswerterweise nicht mit dem üblichen Blutvergießen verwechselt. Schade nur, dass man schon während seiner Laufzeit immer und immer gezeigt bekommt, welche Fehler die Inszenierung machte und welche Möglichkeiten dabei verschenkt wurden.
mainstream
(Uwe
und Andrew treffen sich einmal die Woche zu einem Kinoabend und haben
dann die schlechte Angewohnheit, den gesehenen Film in der Länge
seiner Laufzeit auch totzuquatschen. Diese Woche war ein lang
erwarteter Film an der Reihe, bei dem Uwe wie immer den nervtötenden,
überkandidelten Kritiker gab, während Andrew als beinharter, langjähriger
Fan mit seiner Vorfreude vor Aufregung beinahe seinen Sitz bewässert
hätte.)
Als begnadeter und fast schon allwissender
Cineast kann ich aus dem Stegreif sagen, was ein Bond-Film ist. Wir
reden hier von Bond, James Bond. Und die alte Schindmähre unter den
Kinoreihen besticht durch eine einzigartige Formel, die man ohne
nachzudenken herunterbeten kann: Der Teaser, mit einer flotten
Action-Sequenz, die nichts oder nur selten etwas mit der eigentlichen
Handlung des Films zu tun hat. Der animierte Titelvorspann, mit cooler
Musik meist aktueller Interpreten. Ein charmanter Bösewicht, mit
einem extrem fiesen Helfershelfer. Der Plan, sehr viel Schaden in der
Welt anzurichten. Eine extrem schöne Frau, meist Gespielin des Bösewichts,
die Bond irgendwann gegen Ende zu Hilfe kommt.
Der Held bestellt sich
einen Wodka-Martini, geschüttelt und nicht gerührt. Der Showdown,
bei dem nur Sekunden entscheiden. Der Bösewicht stirbt einen
schrecklichen Tod und noch einmal kommt der Helfershelfer zum Einsatz,
der einen noch schrecklicheren Tod erleidet. Der Abschluss garniert
sich natürlich mit dem Geheimagenten, der die schöne Frau umarmen
darf. Und was dann wirklich geschieht, hat man bisher, wenn ich mich
recht entsinne, nur in ‚Moonraker‘ gesehen.
Mit Daniel Craig
ist alles anders geworden. Und das war für den Cineasten sehr
spannend und auch spaßig. Wie er zu seinem Aston Martin kommt, wer
ihm die Auswahl feiner Zwirne ans Herz gelegt hat, wie er sich seinen
Doppelnull-Status erarbeitete, warum er Frauen eigentlich nur
kaltherzig benutzt. Das war wirklich was Neues und aufsehenerregend.
Aber jetzt? Wie soll das denn weitergehen? Ich könnte mit meinem
zweifelsfrei grandiosen Verstand Referate darüber halten, wollte aber
doch einen Experten hinzuziehen. Und wer könnte besserer Experte
sein, als ein eingefleischter Fan:
„Ganz klar plant man mit
Craig nicht einfach nur von Film zu Film, sondern möchte eine
Entwicklung haben. Ich gehe daher davon aus, dass der Film bewusst ein
Übergangsfilm ist, als solcher konzipiert und gedreht. Nicht
unbedingt der 2. Teil einer Trilogie, sondern vielmehr eine
Evolutionsstation für Daniel Craig auf dem Weg zu seinem perfekten
Bond. Man sucht sozusagen nach der besten Form und geht dazu extreme
Wege. Produzent Michael Wilson macht hier im Grunde dasselbe, was er
schon mit ‚Lizenz zum Töten - Licence to kill‘ gemacht hat. Auch
der 2. Film von Timothy Dalton war härter, humorloser, bond-ferner.
Die direkte Entwicklung wurde damals leider unterbrochen. Mit ‚GoldenEye‘
ging es dann wieder in gewohnte Richtung.“
Das war ja dann wohl eine Zeit, als die Marke James Bond weniger
Gewicht hatte als der Name Pierce Brosnan. Alles war schön
anzuschauen, aber es fehlte der besondere Kick. Ich erinnere mich,
dass früher ein Bond-Film immer mit spektakulären Stunts auf sich
aufmerksam machte. Bei ‚In tödlicher Mission - For your eyes only‘
auf besonders tragische Weise. Mit Einzug des Computers wurden die
letzten Filme vielleicht optisch spektakulärer, aber uninteressanter.
Mit ‚Casino Royale‘ habe ich den Verdacht, dass man plötzlich
einem Trend von harten, riskanten und ehrlichen Stunts hinterher
rennt, den andere Filmreihen schon für sich entdeckt haben.
„Man nutzt aus, dass Craig noch jung genug
ist, um einen reinen Actionfilm durchzustehen. Ruhigere Filme kann man
mit ihm später immer noch drehen. Denn wenn man in die
Action-Richtung gehen will, dann jetzt. Außerdem wird der Film
sicherlich eine zweite Schicht haben. Es geht um ein Umweltthema. Und
daher wurden die Action-Szenen bewusst nach den vier Elementen gewählt:
Erde, Feuer, Wasser und Luft. Allein das finde ich schon erstaunlich.
Bisher hieß es nur: Wann hatten wir das letzte Mal eine
Autoverfolgung? Jetzt gibt es sinnvollere Kriterien für die Auswahl.
Das hebt den Film schon von vielen anderen Actionfilmen ab. Insofern
sind zwei Dinge wichtig: Spielt der Film genügend ein? Wie wirkt er
in der Retrospektive, wenn Craig vier oder fünf Bond-Filme gedreht
hat? Am Ende wird es die Organisation Quantum sein, die Craigs
Bond-Filme zusammenhält und deren Bekämpfung eine durchgehende Linie
darstellt.“
Ich frage mich allerdings, was ein
‚Bond-Film’ ist. Reicht es einfach, alle Klischees zusammenzuwürfeln
und dann einfach auf Film zu bannen? Diese für Bond typischen
Faktoren werden angeblich in ‚QoS‘ gar nicht berücksichtigt. Ich
habe Angst, dass ich einen sehr spannenden Film sehen werde, aufregend
und technisch super gefertigt, aber ohne die Nachhaltigkeit, die jetzt
wichtig wäre, um eine Unterscheidung zu anderen Action-Filmen
herzustellen.
"Wir haben immer das
Problem, dass eigentlich zwei Bond-Charakter bestehen: Der Bond der
Filme und der Bond der Bücher. Vieles, was man von den Filmen her
gewohnt ist, ist in den Büchern entweder nicht vorhanden oder in
anderer Ausprägung. Der Bond der Bücher hat eine ernstzunehmende
Vorgeschichte, man weiß etwas über seine Eltern, was in den Filmen
nie angesprochen wurde. Schon öfter wurde davon gesprochen, man wolle
mit dem Film-Bond wieder mehr in Richtung Fleming. Was heißt das für
den Kinogänger? Erkennt er dann seinen Bond nicht wieder? Wird er
dann austauschbarer? Ich glaube nicht. Aber das weiß man eben auch
noch nicht nach dem Anschauen des jetzigen Films. Da es der zweite
Teil einer Mini-Reihe innerhalb der Bondfilme sein wird, die erst aufhört,
wenn Craig aufhört. Man macht mit ihm eine Entwicklung durch, hin zu
den Bestandteilen des Filmbonds, die man heute als Klischees kennt.
Man wird versuchen, diese Klischees aus der Entwicklung heraus zu erklären
und ihnen einen neuen, realistischeren Sinn geben. Am markantesten
handelt es sich dabei natürlich um Moneypenny und Q, die im Gegensatz
zu M am meisten unter den Filmen gelitten haben, am Ende beinahe nur
noch eine Karikatur ihrer selbst waren. M wurde bereits neu erfunden.
Nachhaltig ist Quantum dann, wenn man sich nach dem Anschauen fragt,
wie wohl der nächste Film aussieht."
Nach den ersten Eindrücken, die ich mir angelesen und angesehen habe,
„befürchte“ ich, sehr gut unterhalten zu werden. Aber es werden
keine neuen Wege beschritten, geschweige denn die Laufbahn des James
Bond in irgendwelche markante Bahnen gelenkt. Der zweite Teil einer
Trilogie, vielleicht das zukünftige Konzept, hinterlässt immer einen
bitteren Nachgeschmack. Der kann nur verlieren, egal wie sauber er
handwerklich gemacht ist. Was macht einen Bond grundsätzlich aus, und
wie sähe das für die Zukunft aus?
„Ich erwarte einen etwas anderen Bond-Film,
schnell, fast zu schnell, hart, ehrlich, mit einem beeindruckenden
Hauptdarsteller. Ansonsten hat es Bond schwer. Wenn er sich
entwickelt, geht er automatisch weg von vertrauten Elementen. Die
reine Variation dieser Themen würde als Fortentwicklung noch nicht
reichen. Ich erwarte einen Film, der mich als Fan testet, ob er nicht
zu weit von der Formel weggegangen ist. Und von dem ich am Ende sagen
werde, dass er vielleicht nicht der beste ist, dass er aber echt gut
ist, verdammt unterhaltsam, und dass ich ihn mir immer wieder gern
anschauen kann.“
Darsteller:
Daniel Craig, Mathieu Amalric, Judi
Dench, Olga Kurylenko, Giancarlo Giannini, Jeffrey Wright, Jesper
Christensen u.a.
Regie: Marc
Forster; Drehbuch: Paul
Haggis, Neal Purvis, Robert Wade; Kamera:
Roberto Schaefer; Bildschnitt:
Matt Chesse, Richard Pearson; Musik:
David Arnold; Stunt-Coordinator:
Gary Powell
ca. 106 min. / England
/ 2008
"Die
Presse ist nicht immer gut mit dem neuen Bond umgegangen. Einige
finden ihn atemlos und beeindruckend, andere bezeichnen ihn als
verworren und zu schnell. Manche loben seine Charaktere, manche
beschimpfen ihn als seelenlos. Einig ist sich die Presse vor allem
aber in einem: Craig ist einsame Spitze! Ob er der beste Bond aller
Zeiten ist, kann ich nicht beurteilen. Dazu bin ich zu jung, um zu
wissen, wie man es in den 60er Jahren empfunden hat. Wie damals Sean
Connery gewirkt hat. Ich vermute mal, sehr ähnlich wie Daniel Craig
heute. Connery hat das Bond-Franchise ins Leben gerufen, Craig hat ihm
neues Leben eingehaucht. Die Leistung beider ist vermutlich
vergleichbar."
Man muss zugeben, dass der zweiundzwanzigste Bond zu überraschen
versteht. Ohne Zweifel. Wenn man von Presse und ausführenden Organen
im Vorfeld immer zu hören bekommt, wie viel anders der neue Film sein
soll, dann ist es erfrischend und durchaus sehr beruhigend, trotz
aller Unkenrufe einen Bond-Film in Leib und Seele zu sehen. Und er
bedient sogar die Klischees, jene klassische Formel die sich über
zwanzig Filme zum Standard entwickelte. 'Casino' zählt mit seinem „Neuauflage"-Charakter
ja nicht.
„Das hat mich am meisten
an Quantum beeindruckt: Dass er es schafft, die Bond-Formel auf so
subtile Weise zu beleben. Leider ist das so subtil, dass es die Presse
nicht bemerkt. Sie sieht die vielen feinen Anspielungen nicht. Wenn es
nicht um Wodka-Martinis und „Bond, James Bond“-Rituale geht, ist
sie ahnungslos. Und recherchieren ist heute anscheinend nicht mehr
modern. Der Fan erfreut sich daran, dass beispielsweise „Der Spion,
der mich liebte“ zitiert wird, wenn Bond in Bregenz einen
Gegenspieler vom Dach fallen lässt. Und welchen Film zitiert er, wenn
er Camille nach der Bootsfahrt bewusstlos weiterreicht? Man könnte
ein Quiz daraus machen. Das Problem ist der „gewöhnliche“ Kinogänger.
Auch er sieht diese Dinge nicht. Marc Forster hat gesagt, dass er den
Bond gedreht hat, den er immer schon sehen wollte. Aber will auch der
gewöhnliche Kinogänger ihn sehen?“
Die stilistischen Einfälle, mit denen Marc Forster seinen Film
aufwertet, sind überzeugend. Den ganzen Film über hat man das Gefühl
eines künstlerischen Flusses, der nicht im Geringsten künstlich
herbeigeführt wirkt. Mich überzeugte der Establishing-Shot zu
Filmbeginn, das Spiel mit den Tonebenen und Wahrnehmung, die sich bis
zum Ende durchziehen. Aber schon mit dem Einstieg in die erste von fünf
großen Action-Sequenzen war klar, was man optisch zu erwarten hatte.
Vollkommen frenetisch zerschnittene Stunt-Arbeiten, die dem Aufwand
und der Gefährlichkeit der wirklichen Dreharbeiten überhaupt nicht
gerecht werden. Das wirkt wie zwei verschiedene Filme. In den
Handlungs- und Dialogszenen hat Roberto Schaefer (Marc
Forsters Standard-Kameramann) zusammen mit dem Regisseur eine
so schöne Bildsprache gefunden, die durch jede Einlage mit Action
wieder aufgehoben wird.
"Die Leistung des
Films ist es, Craig als Bond gut darzustellen. Dem ordnet sich
letztendlich alles unter. Die Atmosphäre des Films will einen
ruhelosen und realistischen Bond zeigen. Wenn dazu schnelle Schnitte nötig
sind, die man so extrem noch nicht von Bond kennt, dann sind sie eben
nötig. Wenn die schnellen Schnitte manchmal die exzellente
Stuntarbeit überlagern, dann ist das nun mal so. Der Zuschauer
begleitet Bond schließlich hautnah, da verliert man nun mal hin und
wieder den Überblick. Bond verliert ihn ja manchmal auch. Hat es sich
dann trotzdem gelohnt, alles real und sehr oft auch mit Daniel Craig
zu drehen? Bestimmt. Auch wenn man vieles nicht deutlich sieht oder
nur flüchtig wahrnimmt, so hat man doch immer ein Gefühl von
Authentizität. Das hätte man anders nicht erreichen können. Craig
ist wieder sehr beeindruckend in der Rolle, übertrifft sogar noch
,Casino Royale'. Das ist das größte Plus des Films, das macht ihn
sehr attraktiv für das breite Publikum."
Technisch gesehen, ist ‚QoS‘ ein perfekter Film, da gibt es keinen
Zweifel. Und plötzlich offenbart sich, womit keiner wirklich
gerechnet hat, was dem Film in vielen Besprechungen sogar aberkannt
wird. Er verfügt über diese geheimnisvolle Formel, die sich seit
‚Liebesgrüße aus Moskau – From Russia with Love‘‘ bewährt
hat. Die Pretitle-Sequenz, das schöne Mädchen, der despotische Bösewicht,
viele exotische Schauplätze, der Sprücheklopfer Bond, Verführung
und Verrat, der spektakuläre Tod des Schurken… Und dennoch bleibt
alles in der Schwebe. Felix Leiter: Freund oder Feind? Wen belügt er
denn nun wirklich, Bond oder seinen FBI-Kollegen? Welchen Nutzen zieht
er aus welchen Verbindungen? Das macht durchaus Spaß und wissend, das
die Macher um den nächsten Film nicht herumkommen, können die
Geheimnisse ruhig etwas liegen und reifen. Da ging eine Rechnung auf,
bei der ich fälschlicherweise vorher schon versucht habe, immer
wieder nachzurechnen. Der Bond für das Einundzwanzigste Jahrhundert
ist zweifellos existent und jetzt schon etabliert, wirkt aber vielfach
wie ein Zugeständnis an die Bedürfnisse des heutigen Kinos.
"Wichtig ist, dass der
Film seine eigene Atmosphäre findet. Und das tut er. Noch nie war
soviel Action in einem Film, noch nie hat sie sich so gut eingefügt
in die Handlung. Wenn Roger Moore bei ,In tödlicher Mission - For
your eyes only' aus dem Bob-Kanal den Häschern entkommt und im nächsten
Augenblick schon von Eishockey-Spielern angegriffen wird, dann wirkt
das aneinandergeklebt. Wenn Pierce Brosnan in ,Die Welt ist nicht
genug - The world is not enough' mal eben von propeller-getriebenen
Schneefahrzeugen attackiert wird, dann wirkt das sehr unmotiviert und
geschieht nur der Action wegen. Nicht so bei ,Quantum'. Hier ist alles
im Fluss. Hier hören die Actionszenen nicht einfach auf und sind
sofort vergessen, hier „glühen sie nach“: Man sieht Bond nach
diesen Szenen reflektierend und regenerierend Luft holen. So wie er es
auch (dem aktuellen Bond-Girl) Camille
rät: Adrenalin ausgleichen, durchatmen. Überhaupt, wann hat Bond
schon mal über die Action geredet? Wann hatte man bei ihm das Gefühl,
dass das Entkommen nicht uneingeschränkter Triumph ist, sondern dass
ein gewonnener Kampf immer auch ein Stück Seele kostet? Hätte man
die Action so klar und deutlich gezeigt wie in den bisherigen Filmen,
wäre dieser Effekt nicht möglich gewesen. Dann wäre da ein Bruch
gewesen zwischen der Action und den realistischen Dialogszenen."
Mir hat die Idee gefallen, mit den Elementen Erde, Wind, Wasser und
Feuer eine Einheit in der Abfolge der Handlung zu bringen. So richtig
funktioniert hat das aber nicht, denn da steht immer noch die
Pretitle-Sequenz als herrenloses, fünftes Element. ,QoS' ist ja einer
der wenigen Bond-Filme, bei denen die Action vor dem Titelvorspann in
direktem Zusammenhang mit dem Rest des Filmes steht. Trotz allem ist 'QoS'
wider anderer Behauptungen ein sehr klassischer Bond, mit sehr viel
eigenständigem Charakter. Doch er scheint immer hinter etwas
herzulaufen, das man nicht genau definieren kann. Der überraschende
Schluss und das Ende mit jenem sehr berühmten Standard anderer Filme
impliziert, dass die Entwicklung von Bond bereits abgeschlossen ist.
Craigs kommender dritter Anlauf könnte also schon der Film sein, den
unverbesserliche Bond-Liebhaber von Anfang an sehen wollten, aber im
Nachhinein niemand vermisst hat. Dann wird es aber Zeit für 'geschüttelt,
nicht gerührt' und dass Q seinen Neustart erfährt.
"Die Pretitle-Sequenz ist stets eigenständig
gewesen. Hier ist sie das Bindeglied zwischen ,Casino' und ,Quantum'.
Daher ist sie auch nicht der 4-Elemente-Struktur des Films
verpflichtet. Und dass die Verbindung mit dem Auto geschieht, bedeutet
symbolisch, dass man so schnell wie möglich in den neuen Film
„hineinfährt“. Kaum hat man diese Szene hinter sich, ist man in
der Foltersequenz und damit in der ersten echten Quantum-Sequenz. Ab
hier stimmen dann die 4 Elemente. Den Schuss durch den Pistolenlauf
ans Ende des Filmes zu setzen, schließt für mich lediglich die
Handlung um Vesper Lynd (Bonds Freundin in
,Casino') ab. Die eigentliche Entwicklung des Bond-Charakters
geht hoffentlich weiter, sonst wird es langweilig. Ob als nächstes
der Film folgt, den der unverbesserliche Bond-Liebhaber sehen will
oder ob es vielmehr der Film ist, den der gewöhnliche Kinogänger und
die Presse sehen wollen, sei dahingestellt. Auf jeden Fall kann es ein
in sich runder und abgeschlossener Film werden. Und das ist gut
so."
In
Klammern gesetzte Worte wurden zum besseren Verständnis für den
Leser nachträglich in das E-Mail-Gespräch eingefügt.
Johnny English:
Darsteller: Rowan
Atkinson, Natalie Imbruglia, John Malkovich, Ben Miller,
Douglas McFerran, Tim Pigott-Smith, Kevin McNally
u.a.
Regie: Peter
Howitt; Drehbuch: Neal
Purvis, Robert Wade, William Davies;
Kamera: Remi Adefarasin;
Musik: Edward Sheamur;
Bildschnitt: Robin Sales
England / 2003 ;
circa 86 Minuten
Hat die Welt, nach
bereits unzähligen Versuchen, wirklich noch eine James
Bond Persiflage gebraucht? Eigentlich nicht, und 'Johnny
English' ist auch nicht der Film, der eingefleischte
Bond-Fans jubeln lässt. Wirkliches Lob kann in dieser
Beziehung wirklich nur dem genial, bizarren 'Casino
Royale' zukommen. Ausgerechnet 'Casino', der James Bond
näher steht, wie kein anderer Film, zählt zu den am
meisten Ignorierten.
Ist ein Film wie 'Johnny
English' also wirklich noch nötig. Nicht im geringsten,
aber dieses Rowan Atkinson Vehikel trägt genug eigenes
Flair und Charakteristika, um sich sehr wohl als
eigenständiger Film tragen zu können. Und das macht
'Johnny English', mit Vorbehalten, schon wieder
sehenswert. Denn entgegen sonstiger Parodien, Persiflagen
und Hommagen, entwickelt 'English' seine eigene
Geschichte, samt eigenständigen Charakter. In der schon
gewohnten Routine, weiß Atkinson, was und wie es sein
Publikum von ihm sehen will. Entwickelt nach einem
Charakter den Atkinson für eine Werbekampgane entwarf,
ist dieser Johnny English einer der unfähigsten
Menschen, den sich der britische Geheimdienst überhaupt
nicht leisten könnte. Wie er sein Versagen und seine
Fehltritte immer wieder zu verschleiern, oder auf andere
abzuwälzen weiß, ist ein ganz großes Plus im Buch des
dreier Gespannes Purvis-Wade-Davies.
Die verschiedensten
Stilmittel aus 100 Jahren Kino-Komik geben sich die linke
in die Hand und decken überraschend das bereiteste,
denkbare Spektrum an Zuschauer ab. Wobei sehr löblich
hervor gehoben werden sollte, dass dieser Agenten Klamauk
auf jegliche Art von Fäkal-Humor verzichtet und auch
nicht nötig hätte. Etwas störend sind die
Standart-Situationen, in denen der Witz daraus erzielt
werden soll, dass genau das Gegenteil von dem eintritt,
was der Johnny English gerade auf der Leinwand behauptet.
Aber auch das gehört eben dazu und muß in Kauf genommen
werden, will man einen Film für die ganze Familie
ansehen. Und für die ganze Familie ist 'Johnny English'
allemal
Aber auch die
Insider-Witze kommen nicht zu kurz, ohne den
Handlungsfluss unnötig zu stören. Edward Sheamur hat
einen vortrefflichen Soundtrack geschrieben, in bester
Tradition zu dem neuen Bond-Komponisten David Arnold. Und
Robbie Williams liess es sich nicht nehmen ein sehr
eingehendes Titellied zu schreiben, mit hohem
Wiedererkennungsfaktor. Dabei hätte man ja auch auf
Natalie Imbruglia zurückgreifen können, die hier als
mysteriöse Agentin in Erscheinung tritt, aber die meiste
Zeit nur gut aussieht, als durch Schauspielerei zu
glänzen. Auch John Malkovich als Oberschurke könnte um
einiges besser sein, ist aber nicht langweilig.
'Johnny English' ist ein
technisch brillant umgesetzter Film, der seinen
Ansprüchen genüge tut. Kein Highlight des Kinojahres,
aber er kann unterhalten und für Kurzweil sorgen. Nein,
eine weitere Agentparodie a la James Bond ist wirklich
nicht notwendig gewesen, aber wenn dann schon in dieser
Form. Da hat die ganze Famile was davon.
Jurassic Park III:
Darsteller: Sam
Neill, William H. Macy, Téa Leoni, Alessandro Nivola,
Trevor Morgan, Michael Jeter, John Diehl u.e.a.
Regie: Joe
Johnston; Drehbuch: Peter Buchman,
Alexander Payne, Jim Taylor u.a.; Filmschnitt: Robert
Dalva; Kamera: Shelley Johnson;
Musik: Don Davies nach John
Williams Original-Themen; Computer-Animationen: ILM;
Animatronik: Stan Winston Studio
USA / 2001 ; circa 91
Minuten
Das ist der Film, wie
ihn eigentlich Roger Corman inszeniert hätte. Schnell,
ohne Sinn und Verstand, dafür mit soviel kalkulierter
Naivität, das einem das Cineasten-Herz zerspringt. Aber
soviel Geld hätte Roger Corman nicht ausgegeben,
Spielberg hingegen tat es. Die Brüder im Herzen und
Freunde im Leben könnten nicht unterschiedlicher sein
und sind sich doch so ähnlich. Auch Corman stellte seine
Regisseure voran, drückte aber jedem sein unverkennbares
Siegel auf.
Was hätte Spielberg
denn schon Neues bringen können? Unvermeidlich hält der
DreamWorker an den Regeln der Trilogie fest, die ein Jahr
zuvor sarkastischer Bestandteil des dritten 'Scream' war.
Teil zwei muß immer höher, schneller, weiter sein und
Nummer drei muß sich komplett abheben. Wie hätte sich
der größte Mainstream Regisseur der Geschichte sich
selbst gerecht werden können, würde sein Name hinter
dem Regietitel stehen? Eine Pause in der erfolgreichen
Jura-Reihe würde ihm und dem Publikum gut tun. Bruhigt
könnte er das Versagen jeglicher Charakterisierung und
Fehlen jedweder Logik auf andere abwälzen, am besten auf
den Regisseur. Gelächter erfüllte Kritiker wie
Kinofreunde, als das Hollywood-Wunderkind beteuerte, den
zweiten Jura Park wollte er einzig wegen der Geschichte
erzählen. Erzählt hat er nichts, nur das Spektakel um
des Spektakels Willen aufgeblasen. Und zwar zu dem, was
die Leute wirklich sehen wollten: Mehr und mehr
photo-realistische Dinosaurier.
Was konnte man in Jura
Park Nummer drei schon bringen, was der Zuschauer nicht
längst gesehen hätte? Disney gab Universal den
größten Vorwand, den Schrecken der Urzeit wieder über
die Leinwand zu jagen. Mit bis dato unerreichten Effekten
zauberte Disney 90 Minuten nonstop Dinosaurier auf reale,
urzeitlich wirkende Landschaftsaufnahmen. Bis die blöden
Viecher das Maul aufmachten. 'Dinosaur' war ein Erfolg,
weil die Effekte das Publikum lockten. Aber niedliche
Urzeitler die auch noch sprachen, brachten selbst Kinder
zum gähnen. Die Spielberg-Maschinerie war gefragt. Es
galt also keine Filmkunst auf die Leinwand zu bannen,
sondern die Gier der Massen zu befriedigen, und zwar mit
dem was angesagt war, dem blanken
Action-Urzeit-Schrecken.
Es war allen eine
Freude, das Spektakel in derLuft zu zerreissen, fast so,
als habe man sich zuviel von den Raptoren abgekuckt. Das
man eher eine Fragmentsammlung, als einen kompletten Film
zu sehen bekommt, dürfte schnell auffallen. Aber gerade
da liegt die Neuerung und, man mag es nicht glauben, auch
der Reiz. Der T-Rex hat ausgedient, jetzt geht es
größer, härter und penetranter mit einem Spinosaurus.
Nur kurz unterbrochen von tatsächlich lähmenden
Dialogsequenzen, kommt Nummer drei schnell zum Kern der
Sache, nämlich zurück auf die Insel Sorna, Schauplatz
von 'Lost World: Jurassic Park' und Zuchtinsel des auf
Isla Nublar errichteten Jurrasic Parks. Von Hammonds
Firma InGen ist kaum mehr die Rede, Jeff Goldblum ist
draussen, dafür wiederholt Sam Neill seine Rolle aus
Teil eins, Laura Dern in einem überflüssigen
Cameo-Auftritt. Die Wiederholung mußte auf ein
Mindestmaß reduziert werden, aber heimeliches Feeling
erhalten bleiben. Neues heißt nicht gleich Neu im
Jurassic Park. Da ist das siebengescheide Kind ebenso
vorhanden, wie das getrennte Pärchen, welches sich
wieder findet. Natürlich gibt es den unfreiwilligen
Helden und eine wunderbare Anspielung auf Spielbergs
großen Flop 'Hook'. Sobald die Insel betreten wurde,
geht die Jagd los. Durch den Dschungel, durch verlassene
Zuchtstationen, über Berg und Tal. Das sich die
Charakteren dabei meistens schützend in irgendwelche
Käfige und hinter Schutzgattern flüchten müßen, die
eigentlich mal für geklonte Dinosaurier gedacht waren,
ist dabei eine gelungene Beigabe besonderer Art. Es wird
gerannt und geschrien und in nur zwei kurzen Sequenzen
erreicht der Film die magischen Momente der
majestätischen Erhabenheit der realistischen Giganten.
Die ganze Inszenierung
glänzt mit Logik- und Anschlußfehlern, oftmals scheinen
ganze Passagen der Handlung zu fehlen. Doch was den
Kritiker auf die Palme bringt, lässt den Zuschauer
jubeln. Niemand soll Zeit zum nachdenken haben. Warum
Flugsaurier in Teil zwei frei flogen und nun eingesperrt
leben, wie sich drei versprengte Gruppen auf der riesigen
Insel leichthin finden, wie in der selben Zeitzone im
selben Augenblick Tag und auch Nacht sein kann, wie der
Held auf einmal mit den Raptoren kommunizieren kann. Eine
endlose Liste die 'Jurassic Park III' im Gesamten gesehen
zu einem wirklich schlechten Film machen. Da gibt gute
Ansätze von Humor in den Dialogen, von Charakterisierung
ist das ganze Werk weit, weit entfernt, Unterhaltungen
reduzieren sich auf hanebüchene Sätze. Aber ob all dies
dem Kritiker, dem Cineasten, dem Realisten zum Trotz
wirklich wichtig ist, bleibt fraglich. Dem zuschauer wird
geboten, was der Zuschauer erwartet. Nonstop
fleischfressendes Urgetier, böse, böser, noch
bösartiger. Riesige Herden, oder verstreute
Sehenswürdigkeiten. Ein Heidenspaß mit passenden
Schockwirkungen. 'Jurassic Park III' reduziert nicht nur
seine Handlung, sondern das Publikum in seinen
Ansprüchen. Und das Publikum lässt es sich gerne
gefallen. Warum auch nicht, denn es war bereits alles
erzählt, was es an Geschichte zu erzählen gab.
Steven Spielberg hätte
diesen Film nie machen können. Ein Mann der mit 'A.I.'
über sich hinausgewachsen ist, durfte sich gar nicht auf
dieses Experiment des erzählerischen Minimalismuses
einlassen. Joe Johnston hatte seien Freude am
zerstörerischen Unfug bereits erfolgreich zum Beispiel
mit 'Jumanji' unter Beweis gestellt. Und der dritte Jura
Park übertrifft natürlich seine bisherigen Arbeiten bei
weitem. Dies wiederrum hat weniger mit seinem
handwerklichen Geschick zu tun, als vielmehr mit dem
beispiellosen Einsatz von animatronischen und Computer
generierten Figuren. Noch nie zuvor war die Interaktion
von realistischen Schauspielern mit künstlichen Figuren
so vortrefflich umgesetzt worden. Während die
Fallschirm-Sequenzen im Film tricktechnisch geradezu
lächerlich anmuten, gibt es bei den Urzeit-Giganten
einfach und schlichtweg gar nichts auszusetzten.
Noch vor der Premiere
dieses Teiles, kündigte Spielberg mit einem Schmunzeln
an, das er eventuell einen großartigen EInfall für Teil
Nummer vier hätte, würde dieser geplant werden.
Vielleicht ist dann Autor Michael Crichton wieder mit an
Bord, denn greifbare Substanz wird dann wieder dringend
erforderlich sein. Aber vorerst hat das Team von Nummer
drei das Klassenziel erreicht. Sinnentleerte, dafür
pausenlose Action mit erhöhtem Unterhaltungsfaktor.
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