H
.
Hairspray | ||
Hannibal | ||
Harry Potter und der Stein der Weisen | Harry Potter and the socerers stone | |
Harry Potter and the Chamber of Secrets | ||
Harry Potter und der gefangene von Azkaban | Harry Potter and the prisoner of azkaban | |
Harry Potter und der Feuerkelch | Harry Potter and the Goblet of Fire | |
Harry Potter und der Orden des Phönix | Harry Potter and the Order of the Phoenix | |
Harry Potter - Halbblutprinz | Harry Potter and Half-Blood Prince | |
Heartbreakers | ||
The Replacements | ||
Herr der Ringe: Die Gefährten | Lord of the Rings: The Fellowship of the ring | |
Herr der Ringe: Die zwei Türme | Lord of the Rings: The Two Towers | |
Herrschaft des Feuers | Reign of Fire | |
Der Himmel kann warten | ||
A History of Violence | ||
The Hole | ||
Hollow Man | ||
HOSTEL | ||
Hot Fuzz | ||
The Hours | Von Ewigkeit zu Ewigkeit | |
House on haunted Hill | ||
Hurricane |
.
Abgeschminkt ; Allgemeines Archiv ; Kritikarchiv ; Globes & Oscars
Hairspray Darsteller: Nikki Blonsky, John Travolta, Michelle Pfeiffer, Christopher Walken, Amanda Bynes, Brittany Snow, Queen Latifah, Zac Efron, James Marsden u.a. Regie & Choreographie: Adam Shankman; Drehbuch: Leslie Dixon; Musik: Marc Shaiman; Songs: Marc Shaiman, Scott Wittman; Kamera: Bojan Bazelli; Bildschnitt: Michael Tronick USA / 2007; circa 115 Minuten Schon mit der Eröffnungsnummer ‚Good Morning, Baltimore’ weis man wo es langgeht. Entgegen all den Filmen, die neuerdings zu Musicals vergewaltigt werden, wie zum Beispiel ‚Herr der Ringe’, war John Waters ‚Hairspray’ von 1988 geradezu der knallbunte Schrei nach Musik, Gesang und viel Tanz. Broadway, Off-Broadway, oder Tour, ‚Hairspray’ feierte verdienterweise Erfolge die ihresgleichen suchten. Von der Leinwand auf die Bühne und von der Bühne wieder auf die Leinwand, das war nur eine Frage der Zeit. Was ‚Hairspray’ als Film und Musical so erfolgreich machte, war John Waters sehr simpler, aber geradeheraus humorvoller Umgang mit ur-amerikanischen Themen wie dicken Menschen und Afroamerikanern. Aber keine Adaption legt Wert darauf auch nur den geringsten Tiefgang aufkommen zu lassen. In seiner Einfachheit soll ‚Hairspray’ einfach nur Spaß machen, und das tut es. Tracy Turnblad (Blonsky) ist ein dickes Mädchen, das im Jahr 1962 davon träumt Vortänzerin im lokalen Fernsehhit ‚The Corny Collins Show’ zu werden. Als sie ihr Ziel erreicht, entpuppt sich die zickige Amber von Tussle (Snow) als Tracys größte Widersacherin. Ambers Mutter, die noch zickigere Velma Von Tussle (Pfeiffer), ist auch noch Produzentin der ‚Corny Collins Show’ und sieht eine Chance der an Beliebtheit gewinnenden Tracy einen Strick zu drehen, als sich diese offen für die Gleichberechtigung von Schwarzen einsetzt. Aber wie in jedem Gute-Laune-Musical der Sechziger, kann denen mit reinen Herzen und Rhythmus im Blut nichts Böses widerfahren. Harris Glenn Milstead, besser bekannt unter dem Pseudonym Divine, war Hauptakteur in jedem von John Waters Filmen. Und Divine als Mutter von Tracy Turnblade hat in dem Film von `88 Maßstäbe gesetzt, die man als Hommage für die Musical-Version übernommen hat. So triumphierten als dicker Mann in Frauenkostümen unter anderem Bruce Vilanch, Michael McKean, oder auch Harvey Fierstein. Das hat auf der Bühne sehr gut funktioniert. Mit John Travolta auf der Leinwand haut das irgendwie nicht hin. Allzu offensichtlich steckt hier Travolta in dicken Makeup Schichten, Latex-Überziehern und Schaumstoffpolstern. Weder Travoltas Spiel, noch seine Kostümierung können überzeugen. Und damit geht ein großer Teil von ‚Hairspray’s originellem Charme verloren. Als Offenbarung entpuppt sich hier Nikki Blonsky als pummelige Frohnatur, mit großartiger Stimme und ansteckenden Tanzbewegungen. Blonsky ist einfach überwältigend. Choreograph und Regisseur Shankman beweist mit dieser Adaption wieder, das er doch ein Händchen dafür hat, auch banale Geschichten energetisch und funktionierend auf die Leinwand zu bringen. Aufgefallen war Shankman bisher allerdings mit eher seichten Streifen wie ‚Wedding Planer’, oder ‚Bringing down the House’. Seine Arbeit als Choreograph allerdings erfreut sich in Hollywood größter Beliebtheit. Auch ‚Hairspray’ wird ihn nicht die Annalen der größten Regisseure heben, doch er beweist Gespür für das bunte Spektakel und den Stil alter Musicals. Der Verzicht auf allzu schnelle Schnitte lässt den Zuschauer an den Gesangs- und Tanzeinlagen teilhaben. In längeren Totalen sieht man Menschen wirklich das tun, was sie vorgeben zu können. Auch wenn ‚Hairspray’ als Kinoadaption eines Broadway Musicals seiner Zeit thematisch mindestens 30 Jahre hinterher hinkt, sind es nichtsdestotrotz fast 2 Stunden pure Unterhaltung die wirklich Spaß machen. Und kaum ein Musical dürfte so pointierte, hintergründige und teilweise auch sarkastische Texte haben wie die, die sich Marc Shaiman und Scott Wittman für ‚Hairspray’ ersonnen haben. Da ist das zuhören schon mehr als das halbe Vergnügen. bandit
Hannibal: Darsteller: Anthony Hopkins, Julianne Moore, Giancarlo Giannini, Ray Liotta, Frankie R. Faison, Francesca Neri und Gary Oldman u.a. Regie: Ridley Scott; Drehbuch: David Mamet, Steven Zailian nach dem Buch von Thomas Harris; Kamera: John Mathieson; Musik: Hans Zimmer; Filmschnitt: Pietro Scalia USA / 2001 , circa 131 Minuten Das Schöne an Hannibal ist, das Regisseur Scott genau wußte, die kunstvolle Art des Intimen Horrors nicht wiederholen zu können, die ihm Vorgänger Jonathan Demme aufgebürdet hatte. Das Unschöne an Hannibal ist der ungerechtfertigte Presserummel, der unsäglich mehr verspricht, als er wirklich bereit ist zu zeigen. Zehn Jahre sind vergangen, im Film, wie im richtigen Leben, als sich Doctor Lecter von Clarice Starling mit den Worten verabschiedete, "ich treffe einen alten Freund zum Essen". Mit diesem letzten zweideutigen Satz implizierte sich auf perverse Schadenfreude gerichtet, eines der menschlichsten und verständlichsten Monstren des modernen Horrors, aber auch das gewissenloseste. FBI Agentin Clarice Starling (Foster-Ersatz Julianne Moore) hat ihn nie richtig vergessen könne, genausowenig wie das Publikum. Aber auch Hannibal Lecter (Hopkins) selbst, jetzt Kurator an einem Museum in Florenz und wie diese Stelle für ihn frei wurde kann das Publikum erahnen, sehnt sich nach jener Anfängerin, die ihm soviel Abwechslung in seinen Kerker brachte. Und im gewissen Sinne, verdankt er ihr ja schliesslich seine Freiheit. Aber Lecter drängt es zurück ins Leben, in die Öffentlichkeit. Das geschieht schneller als beliebt, wenn Mason Verger wieder in Erscheinung tritt, das einzige Opfer, das einen Angriff von Lecter überlebt hat. Besser gesprochen war es kein Angriff und eine in verschwommene Bilder gehüllte Rückblende erklärt den Hass Vergers und eröffnet gleichzeitig den ersten visuellen Schock für das bisher in Sicherheit gewogene Publikum. Lecter setzt Verger unter Drogen und befiehlt ihm dann, sich mit einer Spiegelschwerbe selber Fleischfetzen aus dem Gesicht zu schneiden, welche Lecter sichtlich amüsiert den Hunden zum Frass vor wirft. Gerade durch die unruhige Kamera glaubt der Zuschauer wesentlich mehr zu sehen, als tatsächlich auf der Leinwand passiert. Ein Novum an Schnitt-, Kamera- und Inszenierungstechnik, die Scott schon bei Gladiator den Vorwurf haltloser Gewalt einbrachte, ohne das diese Gewalt tatsächlich in dieser Richtung sichtbar wurde. Weiter geht der Zauberreigen des Horrors, als der italienische Kommissar Pazzi (Giannini) den Kurator Dr. Fell in Florenz als jenen zu erkennen glaubt, der er tatsächlich ist. Pazzi geht aber nicht seiner seiner unter Eid abgelegten Pflicht nach, sondern sucht über andere Wege persönlich Kapital aus dem Wissen zu schlagen. So trifft Pazzi auf den Multimillionär mit dem Matschgesicht Mason Verger, dieser wiederrum hat Kontakt zu Lecters ehemaligen Wärter und Pfleger Barney (Faison), der einzige Schauspieler neben Hopkins der es in die Fortsetzung geschafft hat. Starling, nicht unmüde, stösst wieder auf Barney und nach und nach schliessen sich die Kreise. Aber nicht ohne einen exzellent inszenierten Thriller, den Scott in den gothischen und barocken Kulissen von Florenz bietet, welcher schon von Dramaturgie und Aufbau her einen Film alleine zur Ehre gereichen könnte und das volle Erwachen des Hannibal Lecters symbolisiert. Wenn Pazzi nämlich glaubt Vergers 3 Millionen Dollar Belohnung wegen, mit Lecter ein Katz und Maus Spiel zu starten, ist er längst schon zur Maus degradiert. In seiner schwermüdigen Blau-Phase gehalten, unterstreicht die Lichtbestimmung auch die Ausweglosigkeit aller Figuren. Das schicksal Pazzis genauso, wie die Bestimmung Hannibal Lecters. Der letzte Akt gehört endgültig dem ungleichen Paar und führt es zusammen, wobei hier scheinbar die Freude an inszinatorischen Einfällen bei Ridley Scott etwas erloschen scheint. Der Film wirkt lange nicht mehr so artistisch, eher konventionell. Das es den Häschern um Mason Verger wirklich gelingt, Lecter in die Falle zu locken und gefangen zu nehmen bleibt fürs erste ziemlich verwunderlich. Der schräge Multimillionär hat sich für den Mann, dem er soviel verdankt, etwas besonderes ausgedacht. Speziell abgerichtete Wildschweine sollen zuerst Lecter bei lebendigem Leib die Füsse abfressen und mit am Leben haltenden Massnahmen, darf sich Lecter dann sieben Stunden später zum Hauptgang den Schweinen schliesslich komlett präsentieren. Aber wen sollte es überraschen, das Lecter von keiner Geringeren Hilfe erfährt als von seinem FBI-Schatz Starling. Mutete es bei aller Genialität sehr verwunderlich an, das Lecter doch in die Falle ging, bleibt es den Kopfgrößen überlassen, heraus zu finden, ob es nicht ebenfalls zu des Doktors raffiniert eingefädelten Spielen gehörte, sich von Starling retten zu lassen, sie einer Probe zu unterziehen und die eigenartig komplexe Beziehung zwischen beiden bewußt aus zu reizen. Und wie Lecter seinen Erzfeind Verger schliesslich loswird, ist so simbel, aber genial, das es wieder verständlich wird, wie er sich trotz seiner allgegewärtigen Bosheit einen Platz in unserem Herzen und in unserer Angst festigen konnte. Showdown bildet selbstverständlich der Stein des Anstosses für all das ungerechtfertigte Gejammer in der Presse, das abschliessende Dinner zum dem Lecter nicht nur Clarice Starling, sondern auch den Mann, der ihr das Leben im öffentlichen Dienst zur Hölle macht Paul Krendler (Liotta). Wer das Buch bereits hinter sich hat, wird sich schwer vorstellen können, das es diese Sequenz in den Film geschafft hat, viel besser, sie ist auch vollkommen intakt. Aber man muß zur ehrenrettung Scotts sagen, das es nicht der freie Umgang mit allen optischen Möglichkeiten ist, welche diese Sequenz zu adequat verstörend macht, sondern die über allem dominierende Persönlichkeit Anthony Hopkins. In seinem Spiel, in der Selbstverständlichkeit seines Tuns und seines Redens entfaltet sich erst das, was wirklich schockiert, denn Hannibal Lecter ist ein gebildeter Mann, ein gutaussehender vielleicht noch, er weiß wie man sich benimmt und er kennt Menschen. Hannibal Lecter ist jemand dem man sich anvertrauen möchte, von dem man sogar gerne analysiert wird, aber bestimmt nicht filetiert. Und zudem ist es ein Mann der sagt was er denkt. Wie viel Spaß Hopkins bei seiner Rolle hatte merkt man ihm in jeder Minute seiner Leinwandauftritte an. Jene Rolle des mit allen positiven Manirismen behafteten Ideal, das er schon so oft verkörpert hat. Aber hier nun mit dem diabolischen Einschlag des unberechenbaren Bösen. Lecter war in den ersten zwei Vefilmungen zwar eine wichtige, aber für die Handlung doch nur besser ausgebaute Nebenrolle. Und damit tritt schon der schwierigste Konflikt zwischen Hannibal und den Lämmern zutage. Der wahre Nervenkitzel des Vorgängers stellte sich ein, obwohl, oder vielleicht weil, Lecter/Hopkins in intensiver Nähe doch durch eine Glasscheibe von Starling getrennt war. Das Böse war in gewisser Weise gebändigt, aber niemals gezähmt. Gerade darin liegt die Kraft der Hannibal-Geschichte, zu erklären, wie sich diese Person überhaupt in der Öffentlichkeit gewegen könnte. Ridley Scott hat das ausgenützt, was zuerst wie ein schwieriges Unterfangen aussehn müßte. Den Charakter von Grund auf eigenständig zu erschaffen, ohne ihn neu erfinden zu müssen. Von Lecters ersten Auftreten, bis zu seiner Entdeckung in Florenz legt Scott Stück für Stück das Genie frei, das in der Wildnis gegen seinen eigenen Urtrieb ankämpft. Anfangs glaubt man sogar noch gewisse Unsicherheiten bei Lecter zu bemerken und die genutzte Montage zu einem Thriller baut ihn endgültig in die Richtung auf, in welcher wir uns von ihm damals verabschiedet haben. In dieser und vielen andern Dingen ist Hannibal zu einem völlig anderem Horrorszenario geworden, als die beiden Thomas Harris Vorgänger Manhunt und Silence of the Lambs. Fort ist die verstörente Intimität der selbst gequälten Figuren, die innerliche Zerrissenheit psychotischer Charakteren und die Geradlinigkeit der Kontinuität. Scott wollte keine Vergleiche aufkommen, oder gelten lassen. Er geht einen komplett anderen Weg und das tut dem Film genauso gut, wie dem Publikum. Immer wieder reisst Scott den Erzählfaden auf, beginnt eine neue Geschichte, kehrt zum Ausgangspunkt zurück, oder webt einen anderen Strang mit ein. Vielleicht vermisst der eine, oder andere die spröde Eleganz der wahnsinnig verdichteten Atmosphäre der Vorgänger, aber dafür baut Hannibal sein Potential so geschickt in andere Verläufe auf, umgarnt Thriller-Elemente genauso wie morbiden Horror, schwarzen Humor und präziese Charakterzeichnungen, das er keinen Vergleich stand halten muß. Für sich alleine stehend, ist Hannibal brillant inszeniertes Kino in prächtigen Ausmassen, das seine Elemente nicht zu Stückwerken verkommen lässt, sondern eine faszinierende, unglaubliche Einheit bildet. . . Harry Potter und der Stein der Weisen: HARRY POTTER AND THE SORCERER'S STONE Darsteller: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Robbie Coltrane, Richard Harris, Maggie Smith, John Cleese, Warwick Davis, Alan Rickman, Ian Hart, John Hurt, Tom Felton,Fiona Shaw u.v.a. Regie: Chris Columbus; Drehbuch: Steve Kloves nach dem Roman von Joanna K. Rowling; Kamera: John Seale; Filmschnitt: Richard Francis-Bruce; Musik: John Williams; Supervisor vuisueller Effekte: Robert Legato; Produktion-Design: Stuart Craig USA / 2001 ; circa 152 Minuten Es ist wie verhext. Jedes Feuilleton und alle Nachrichtenseiten sind gefüllt, auf jedem Sender ist etwas zu sehen und er ist in aller Munde. Der Zauberlehrling ist in Deutschland angekommen und würde er hier das Zauber-Internat besuchen, müsste er nach Durmstrang. Aber bis wir auch mal die Schüler aus Deutschland kennen lernen, dauert es noch drei Fortsetzungen, die sich garantiert nicht weghexen lassen. Wie beim großen Aufruhr um das Erscheinen des vierten Buches, erfüllten auch bei den ersten Minuten des angebrochenen 22. Novembers Tausende süchtiger Kinder die Kinos, mit ihnen die Erwachsenen die alles auf die Kleinen schieben und dem Charme der Bücher dabei längst selbst erlegen sind. Es wird sich nie richtig nachvollziehen lassen, ob die perfekt geölte Werbemaschinerie den Heißhunger auf die bewegten Bildern in Gang brachte, oder der bisherige Erfolg als logische Konsequenz aus der Vielzahl der Leser besteht. Der einen wie der anderen Seite dürfte es egal sein, der Erfolg ist wichtig. Vergleichen lässt sich solch eine mediale Massenhysterie nur mit dem Ereignis vor 65 Jahren, als David O.Selznick für eine Bestsellerverfilmung die passende Besetzung suchte. Zum vorherigen Entsetzen und nachhaltiger Verzückung wurde die Südstaaten-Hexe von einer Britin verkörpert. So etwas durfte im neuen Jahrtausend nicht passieren. Es war nach außen hin ein Pseudo-Mitspracherecht der Autorin, alle Rollen müssten mit Briten besetzt werden. Und der große Bruder Warner tat gerne so, als würde er gehorchen. Tatsache war die wildgewordene Phantasie der jungen Leserschaft die für ihre drei Lieblinge der Bücherserie frische, unbekannte Gesichter benötigte, um nicht in das Fahrwasser Selznicks zu geraden, der Scarlett OHara mit Vivien Leigh besetzte und im Vorfeld allergrößte Empörung auslöste. Schließlich musste die Potter-Maschine ohne Fehlzündung, mit vollem Tank ins zauberhafte Rennen gehen. Wie die Süddeutsche schön hervorkramte, machte vor 65 Jahren dem kühlen Geschäftsmann Selznick einzig und allein der Leser wirkliche Probleme. Das, was ihm wirklichen Respekt einflößte, war die Verantwortung gegenüber einem Buch, das umgehend zum Klassiker avancierte. Der Leser hatte eine gewisse Vorstellung, er brachte eine Phantasie mit ein, welche sich schlichtweg individuell gestaltete und somit in tausendfachen Varianten vorlag. Die Verantwortung Selznicks war gleichermaßen Herausforderung und Abenteuerspielplatz. Beides durfte sich Warner überhaupt nicht leisten. Autorin Rowlings hat ihren Serienhelden auf sieben Bücher konzipiert, vorerst. Und das nun alles beherrschende Studio war gerade erst dabei, Teil eins auf die Leinwand zu bringen. Somit forderte das Großprojekt seine ersten Opfer, und die hießen in erster Linie Spielberg und Gilliam. Resultierend war das nächste Opfer die Phantasie. Spielbergs Name war zu mächtig, um ihn kontrollieren zu können und Terry Gilliam ist ein zu individueller Visionär, als daß er im Zaum gehalten werden könnte. Die Produzenten versteckten sich hinter den Erfolgen von Kevin und Ms. Doubtfire, um die gewaltige Fehlentscheidung der Wahl von Chris Columbus entgegen zu treten. All die Querelen und ewigen Debatten, das Gelächter und die Beschwichtigungen, die Unkenrufe und kühle Toleranz aus dem Vorfeld haben letztendlich nur diejenigen bestätigt, die Regisseur Columbus als gewaltigste Fehlentscheidung des Projektes ansahen. So ist aus dem großen Stoff der Phantasie ein nettes Abziehbild geworden. Der Zaubertrank der Kreativität wurde zum ordinären Erfrischungsgetränk. Harry Potter allerdings seinen Unterhaltungswert abzusprechen wäre falsch und gelogen. Der Film ist Unterhaltungskino allererster Güte. Laut, kurzweilig und gestopft mit Spektakel. Aber das Besondere fehlt an allen Ecken und Enden. Chris Columbus kam als Regisseur angeblich in Frage, weil er so tolle Kinderfilme zaubern konnte, entlockt aber seinem Hauptdarsteller Daniel Radcliffe gerade einmal drei Variationen von Darstellung. Erstauntes Kucken, ängstlicher Blick und breites Grinsen. Das ist insofern nicht weiter hinderlich, weil kaum ein Zuschauer im Inferno der Bilderflut Details im Auge behalten kann. Schon gar nicht die Schauspielerei. Wesentlich differenzierter dürfen Emma Watson als Hermine Granger und Rupert Grint als Ron Weasley agieren, was diesen wiederum nicht viele Vorteile bringt außer die Sympathien für bereits lieb gewonnene Charakteren aufrecht zu erhalten. Wichtig ist einzig die Hauptperson, oder wer wollte schon Sam Hawkins sein, als er Winnetou spielen durfte. Als Romanverfilmung ist der Stein der Weisen eine zwiespältige Sache geworden. Jede Figur, jeder Schauplatz, kleinste Details sind erhalten und eins zu eins umgesetzt. Von den 130 Millionen Dollar Produktionskosten sollen die Hälfte für Effekte ausgegeben worden sein, es mutet allerdings an, als ob der Prozentsatz wesentlich höher angelegt werden müsste. Neun Effekt-Häuser haben sich beteiligt, um Eulenschwärme, Hogwarts, Quidittch und all die munteren Fantasiegesellen zu beleben. Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz. In dem unheilvollen Drang der Konformität zur Vorlage verzaubert sich das Spektakel zur Konformität mit Hollywood. Die überfrachteten visuellen Effekte bieten ungleich weniger Aufregendes als man eigentlich annehmen möchte. Von der ersten Minute an bewegt sich alles im Bereich des Herkömmlichen und im Hause der Effekte manchmal sogar darunter, wie der eher peinlich anrührende Centaurier oder das auf fliegenden Besen zu spielende Quidittch. Aber wiederum macht sich die Formel der überfrachteten Abhandlungen bezahlt, weder Fan, noch ordinärer Zuschauer-Muggel bleibt die Zeit sich in Szenen und Situationen einzuleben. Mit gewaltigen Schritten stampft die Geschichte von Handlungsstrang zu Handlungsstrang. Die meisten Sequenzen setzen unvermittelt ein und werden ebenso abrupt als abgeschlossen betrachtet. Daß sich dabei überhaupt kein eigentlicher Spannungsbogen aufbaut, geschweige denn hält, wird den wenigsten auffallen. Da mag die Besetzung zur Zufriedenheit von Fans und Autorin noch so britisch sein, es handelt sich um einen Film aus der puren Essenz Hollywoods. Sitzen, staunen, schwer durchatmen, fertig. Beim zweiten, oder dritten Ansehen wird sich die Mittelmäßigkeit herausstellen, aber dann ist es längst zu spät und obskure neue Rekorde schon etabliert. Das ist eine Politik, die schon lange in der Industrie geradezu zelebriert wird und sollte nicht für Empörung sorgen, nur weil es um den bebrillten Jungen mit der neckischen Narbe geht. Dem eigentlichen Hardcore-Fan müsste es eher warm ums Herz werden, denn Harry Potter der Film zeigt nichts anderes, als der erste Band als Buch vorgegeben hat. Wer möchte sich da schon beschweren. Was allerdings Kino zu dem machte, was es heute an Stellenwert besitzt, bleibt kategorisch auf der Strecke. Die Kunst, oder das, was man als solche im Filmgeschäft immer betrachtete. Die Verführung mit individuellen Mitteln, mit dem besonderen Touch der Suggestion. Die eigene Seele der Welt des Harry Potters bleibt im Film nur durch die Vorlage des Buches erhalten. Es bleibt ein durchweg unterhaltsames Abenteuer, das sich selbst in Frage stellt, aber dem Zuschauer keine Gelegenheit dazu bietet. Selbst die angepasste Musik von John Williams ist leidlicher Durchschnitt, lässt keine neuen Töne vernehmen und dominiert nur mit aufdringlicher Lautstärke und pausenlosem Einsatz. Unentwegt wird die Figur Potter zusammen mit dem Zuschauer durch neue Aha-Effekten überfordert. Ob Gleis 9 ¾, die Schule Hogwarts, der gigantische Aufenthaltsraum, das gefüllte Quidittch-Stadion, oder auch Fluffy, der dreiköpfige Hund. Die uninspirierte Kamera schwenkt von Radcliffes überraschtem Gesicht auf die Special-Effect Szenerie, unterlegt mit Bombast-Musik. Selbst die Tonmischung verlässt sich im neuen 8 Kanal Ton Dolby EX eher auf Williams Noten anstatt auf raffinierte Toneffekte. Suggestiver Einsatz von Ton könnte schließlich auch das Publikum nachteilig verunsichern, das für den Erhalt des weitergehenden Erfolges gesichert sein muss. Dennoch bleibt die Freigabe ab 6 Jahren eine fragwürdige Entscheidung, was nichts mit den herbei geredeten okkulten Einflüssen zu tun hat, dafür mit dem unheimlichen Showdown, der für die kleinen schwer zu verkraften sein dürfte. Die Feuilletons werden noch eine Zeitlang gefüllt bleiben, der Kleine mit dem großen Namen noch lange in aller Munde. Die Streitigkeiten über ein Für und Wider sind gesichert und einen Tag nach der Weltpremiere wurde mit den Dreharbeiten zu der Kammer des Schreckens begonnen. Bis sich die neuen Zuschauerrekorde etabliert haben, werden nur sehr wenige enttäuscht aus dem Dunkel des Kinosaales entlassen. Harry Potter funktioniert als reibungsloser Hexentanz um Kommerz und Unterhaltung. Man kann sich fallen lassen und wird überwältigt. Sich dem Sog zu entziehen ist schwer. Es zählt, wie so oft in den letzten Jahren, mühselige Gedanken und kritische Bemerkungen hinter sich zu lassen. Dafür wird man voll und ganz entschädigt. Ob man sich letztendlich damit zufrieden geben sollte, bleibt hitzigen Diskussionen hinterher vorbehalten. Nach wie vor spielt Vivian Leigh im erfolgreichsten Film der Geschichte, weil sich Buch und Film gegenseitig ergänzten. Politik und finanzieller Ehrgeiz haben sich in den letzten 65 Jahren stark gewandelt, die Prioritäten verschoben. Und wenn Daniel Radcliffe als Hauptdarsteller einmal die Hitparaden mit dem finanziell erfolgreichsten Film der Geschichte anführen sollte, dann weil sich auch die Prioritäten im Gebrauch der Stilmittel verschoben haben. Erfolg kann immer in Frage gestellt werden, das Geld nicht. . . Harry Potter und die Kammer des Schreckens: HARRY POTTER AND THE CHAMBER OF SECRETS Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Kanneth Branagh, Robbie Coltrane, Richard Harris, Alan Rickman, Jason Isaacs, Maggie Smith und Julie Walters u.a. Regie: Chris Columbus; Drehbuch: Steve Kloves nach dem Roman von J.K. Rowling; Kamera: Roger Pratt; Filmschnitt: Peter Honess; Musik: John Williams; Spezial Effekte: ILM, Mill Film, Moving Pictures, Framestore-CFC, Cinesite England 2002 ; circa 161 Minuten Jung Siegfried war ein holder Knab... Es gibt Momente in dieser zweiten Harry Potter Auflage, die lassen einen nur den Kopf schütteln. Dazu gehört auch eben jene Szene, in der sich der Zauberlehrling leicht bewaffnet einem Basilisken entgegen stellt. Nun sollte man als Nichtkenner der wirklich wunderbaren Bücher wissen, das eine Basilisk nichts anderes ist als eine Schlange, die mächtig alt ist, unheimlich groß ausfällt und in diesem F/X Gewitter nach allem aussieht, nur nicht nach einer Schlange. Die Macher haben sich jedenfalls ungeheuer (auch im wahrsten Sinne des Wortes) ins Zeug gelegt. Düsterer sollte alles werden, aufregender und überhaupt viel mehr von allem. Und doch stürzen viele gutgemeinte Höhepunkte in ein Loch teilweiser Unfähigkeiten. Nur teilweise, aber ausreichend, das es genügt Die Kammer des Schreckens als schwaches Kinovergnügen deklarieren zu müssen. Es hat sich nichts geändert. Harry Potter darf sich nur entlang der Handlung des Buches bewegen. Das ist ein Fakt dem sich Regisseur Chris Columbus und Drehbuch-Zauberer Steve Kloves verschrieben haben und auch im zweiten Band, sprich Folge beweißt, das Columbus nach wie vor eine äußerst schlechte Wahl für den Regiestuhl war. Die Tatsache, das er den Zauberstab für Der Gefangene von Azkaban an Alfonso Cuaron weiterreicht sollte wenig Erleichterung bringen, Columbus bleibt als Produzent erhalten und Produzenten neigen dazu, sich gerne durchzusetzen. Wer das Buch kennt, kennt den Film und wer den Film sieht, wird nichts aus dem Buch vermissen. Aber selbst eine epische Länge von 161 Minuten, 9 Minuten länger als Der Stein der Weisen, kann ohne raffinierte Änderungen kein Buch adäquat auf die Leinwand bringen. So springt die Handlung von einem Punkt zum anderen, ohne eine Szene zu einem wirklichen Abschluß zu bringen. In weiten Teilen wirkt das Gesehene wie eine lose Zusammenstellung von filmischen Einfällen. Dabei hält die Regie von Anfang bis Ende konstant dasselbe Tempo, was suggerieren soll, das der Zuschauer keine Zeit zum Luft holen bekommt. Hat Dieser aber allemal, weil die Überzahl von Handlungsteilen eher ermüden, als irgendwann einmal Spannung aufzubauen. Eine saubere, respektable Inszenierung geht zu Lasten eines ungesunden Vorhabens, nämlich keinen Leser etwas vorzuenthalten. Dabei verliert, wie schon der Vorgänger auch, Die Kammer des Schreckens seinen Status als eigenständigen Film. Es gibt eben immer noch Menschen, die den Unterschied zwischen guter Lektüre und einem gelungenen Film nicht begreifen wollen. Und es gibt filmisch begabte Menschen, die verstehen mit Literatur umzugehen. Philip Kaufman hat es mit dem als unverfilmbar geltenden Unerträgliche Leichtigkeit des Seins gezeigt, ebenso Mary Harron bei dem ebenfalls sensiblen American Psycho, und bitte nicht vergessen Potter größter Box-Office Konkurrent Peter Jackson mit der Ring Trilogie. Weder Columbus noch Kloves können sich auch nur annähernd zu diesen Menschen zählen. Durchaus muss beiden zugesprochen werden, das viele geglückte Einzeiler eine unerwartete Portion Humor in das Spiel bringen und die Figuren Lockhard, oder Dobby mit viel Witz von so manchen Unzulänglichkeiten ablenken. Sprüche wie wieso den Spinnen folgen, können es denn keine Schmetterlinge sein, lassen eine gewisse Selbstironie spüren, doch fehlt gänzlich der Mut sich wirklich darauf einzulassen. Aber der arme Potter scheitert nicht nur an den Mängeln einer alle Altersschichten befriedigenden Inszenierung, sondern oft am Mangel qualitativer Maßstäbe. Wenn dem Jung-Zauberer der Einsatz seines Stabes verwehrt wird, bekommt er eben einfach ein Woolworth-Faschingsartikel anmutendes Schwert in die Hand gedrückt und darf damit noch sehr unmotiviert und ohne irgendwelchen Schaden anzurichten auf die sogenannte Schlange eindrischt. So gut das als Basilisk bezeichnete Ungeheuer am Ende des Filmes auch animiert ist, befremdet die Spinnenfigur Aragog doch sehr. Anstelle von Computer-Bildern rückt man dem Zuschauer ein großes Pappmache Teil mit Pelzbesatz vor die Linse, was nicht einfach nur den Schrecken nimmt, sondern lächerlich wirkt. Einen kurzen Moment kann sich der Gruseleffekt einstellen, wenn sich Aragogs Spinnen-Verwandschaft auf die Protagonisten niederläßt. Die anschließende Verfolgungsjagd hingegen kann in seiner Konventionalität allenfalls das minderjährige Publikum aufrütteln. Wie und warum allerdings das fliegende Auto vom Anfang des Filmes hierbei Harry und seinem Mitstreiter Ron Weasley zur Hilfe kommt bleibt unerklärt. Sowie echter Erklärungsbedarf besteht, warum Harry beim Quidditch Spiel von einem verhexten Klatscher verfolgt werden kann, der nicht nur alle Zuschauer in Gefahr bringt, sondern auch noch das halbe Stadion zerstört, ohne das einer der vielen anwesenden und sehr entsetzten Lehrer etwas dagegen unternimmt. Wie schon im ersten Teil, sieht das auf fliegenden Besen gespielte Quidditch genau nach dem aus, was es auch ist: Eine dem Standart unangemessene Tricksequenz, die nebenbei auch noch viel zu offensichtlich an die Jagden in Return of the Jedi erinnern. Nicht viel besser ergeht es dem fliegenden Auto, wenn Harry und Ron versuchen nach Hogwarts zu gelangen. Wo manche Effekt-Einstellungen im Film einfach überwältigen, überzeugt der Wagen trotz aller ablenkenden Spannungsversuche lediglich als sichtlich in den Film einkopiertes Objekt. Daniel Radcliffe hat sich merklich besser in seine Rolle als mittlerweile bekanntester aller Zauberer eingelebt und das Triumvirat mit Emma Watson als Hermine Granger und Rupert Grint als Ron Weasley hat wesentlich überzeugendere Substanz. Allerdings fällt Grint weit hinter seine Eigenleistung des ersten Teiles zurück und präsentiert sich allzu oft als übertriebener Grimassenschneider. Von Richard Harris über Alan Rickman, bis Robbie Coltrane und Maggie Smith bekommen die Darsteller sehr wenig zu tun und werden weit unter ihrem Wert verkauft. Nur Kenneth Branagh kann sich als betrügerischer Gilderoy Lockhart, Lehrer für die Abwehr von dunklen Künsten, mit einer Energie vom schauspielerischen Rest abheben, das man im positiven Sinne glaubt er hätte sich, wie schon zuvor, selbst in Szene gesetzt. Der im Rechner geschaffene Dobby, dem bemitleidenswerten Haus-Elfen, wandelt Haarscharf am Rande eines fahrig, nervenden Charakters. Aber in dieser Beziehung hat die Inszenierung einmal den Hexenkessel nicht überkochen lassen und präsentiert eine Figur welche man gerne in den folgenden Teilen wiedersehen möchte. Roger Pratt hat dieses mal die Kamera übernommen und hält fast jede Szene mit Fahrten und Bewegung in einer dem Film zugute kommenden Dynamik, wenn gleich sich jene Dynamik nie verändert, geschweige denn etwas an Dramaturgie aufkommen lässt, wenn schon die Inszenierung in diesem Bereich versagt. Dafür sorgen die oftmals in Kerzenschein getauchten Bilder für eine sehr angemessene und spannende Atmosphäre. Leider hat John Williams mit seinem Score wenig Einfallsreichtum bewiesen. Allzu bekannt sind seine Noten, die auffällig an E.T. und Star Wars erinnern, wenn nicht gerade das Potter-Thema in aberwitzig vielen Variationen anklingt. Mit der Erscheinung des vierten Buches und dem Interesse an der Leinwandumsetzung gelang es Harry Potter und der Stein des Weisen ein schwer zu wiederholendes Einspielergebnis von nur knapp einer Milliarde Dollar weltweit. Es war ruhig um den zweiten Einsatz des vielgeliebten Potters, hinzu kommt die Enttäuschung über Autorin Rowlings die sich frühestens im Sommer 2003 mit dem fünften Band der Zauber-Reihe zurück meldet. Zweieinhalb Jahre nach dem Vierten, der sonst jährlich erscheinenden Bücher. Das macht es der Kammer des Schreckens sehr schwer, wenngleich sich Warner Bros. am Ende bestimmt nicht ärgern dürfte. Nach dem Film ist vor dem Film und so konzentriert man sich in den Chef-Etage schon auf den dritten Auftritt, mit dessen Dreharbeiten im Frühjahr 2003 begonnen wird. Das sehr junge Publikum wird sich weniger enttäuscht über dieses Outing zeigen und ihrem magischen Vorbild auch auf der Leinwand die Treue halten. Anders als bei dem aus Interesse, oder zwangsweise ins Kino gelockte erwachsene Publikum, welches hier nichts Neues zu entdecken vermag. Ja, Harry Potter und die Kammer des Schreckens wird bei einem bestimmten Publikum seine Absichten nicht verfehlen, aber er liegt doch weit hinter allen Erwartungen und noch viel weiter hinter seinen Möglichkeiten. Die Potter Filmreihe kann sich einzig durch ein aberwitziges Paradoxon am Leben erhalten, indem sie sich auf das stützt und gleichzeitig zerstört, was den Erfolg der Bücher ausmachte und die Millionen von Kindern wieder zum lesen brachte. Es ist die Vorstellungskraft und Phantasie. Somit hätte eine Neuinterpretation des Stoffes für die Leinwand eine Existenzberechtigung wenigstens annähernd erklärt und wie bei gelungenen Roman-Verfilmungen auch einen gewissen Sinn ergeben. Aber gerade weil diese ersten beiden Filme allen Schwierigkeiten aus dem weg gehen wollten, bringen sie sich in noch größere Schwierigkeiten und verlieren die Akzeptanz bei den Zuschauern, welche sich gerne einmal wieder von magischen Momenten getrieben, jung fühlen wollten. Ob Alfonso Cuaron als Regisseur für Nummer drei Der Gefangene von Azkaban die Reihe in eine endlich vernünftige Richtung bringen kann, bleibt trotz seiner bekanntlichen Begabung fürs erzählen und der damit verbundenen Starrköpfigkeit erst einmal abzuwarten. Cuaron wird mit erst einmal anderen Problemen zu kämpfen haben. Er ist derjenige, der den allgemein beliebten Professor Dumbledore durch den Verlust von Richard Harris neu besetzen muß. Außerdem wird Daniel Radcliffe bei den Dreharbeiten bereits fünfzehn Jahre alt sein, aber einen erst dreizehnjährigen Charakter darstellen. Was bei Erwachsenen problemlos funktioniert, ist bei Pubertierenden allgemein schwieriger. Was diesen Umstand aber etwas abmildert, ist die Ankündigung Radcliffes, ab Film Nummer vier werden aller Voraussicht nach er, Watson und Grint nicht mehr zur Verfügung stehen. Und da kann es dann selbst mit dem anspruchslosesten Publikum Schwierigkeiten geben. Mit 87 Millionen Dollar allein in Amerika am ersten Wochenende ist das Interesse an den Abenteuern des bebrillten Junghelden offensichtlich. Es gibt also einiges zu tun, um den ausstehenden 5 Teilen die richtige Verpackung anzulegen. Da tun es weder Plastikschwerter, noch aufdringliche Effekte, und auch nicht der perfide Hang zur Buchvorlage. Man darf selbst das jüngste Publikum nicht unterschätzen und es sich nicht mit den Älteren vollends verscherzen. Das Potential der Phantasie ist gewaltig, man muss es nur zu nutzen wissen, wie einen guten Zauberstab. . . Harry Potter und der Gefangene von Azkaban - Harry Potter and the Prisoner of Azkaban Auf
einmal war er da. In all dem Trubel um die neu entbrannte
Kinosaison, zwischen Fragen von geschichtlich korrekter
Kriegsfeten, naturwissenschaftlichen nicht belegbaren
Katastrophenszenarien, oder unsinniger Monsterhatz. Wie
von Zauberhand, war er uns erschienen. Der dritte Band
der Harry Potter Serie, in filmischer Umsetzung.
Vereinzelt konnte man in den Städten Plakate ausmachen,
aber im Vergleich der zwei vorangegangenen Filme, macht
Nummer Drei den Eindruck, als wolle er kein Aufsehen
erregen. Dabei
hatte gerade dieser Film mit seinem Regisseuren-Wechsel
den größten Wirbel verursacht. Damals, als man mit eben
jener Schlagzeile die Aufmerksamkeit auf Nummer zwei
die Kammer des Schreckens lenken wollte. Hier
und da war auch mal vom baldigen Wechsel der
Hauptdarstelleer die Rede, das verflog aber ebenso
schnell wie Harrys Eule Hedwig auf Postreise. Und jetzt
ist er da, der dritte Harry Potter. Der
dritte von mindestens sieben Teilen. Ein zauberhafter
Spaß für alle Freunde des Zauberlehrlings, der mit
einem magischen Bann für alle Quereinsteiger belegt ist. Der
Kürzeste der bisher drei Filme, scheint mitunter vom
empfinden her der Längste zu sein. Das liegt zum einen
an der selbst im 600 Seiten starken Buch eher dünnen
Handlung, als auch an der Zeit, die sich die Macher für
eine wirklich magisch anziehende Atmosphäre nehmen. Viel
Zeit heißt hier ausnahmsweise nicht, das es mit
Langeweile gleichzusetzen ist. Buch wie Film sind eine
sehr ausgeglichene Mischung von Schulalltag und Handlung,
zwischen denen Leser wie Zuschauer behutsam hin und her
geleitet werden. Handlung ist nur bedingt wichtig, werden
unsere Zaubersprösslinge doch langsam erwachsen und das
hat auch schon sehr viele spannende Facetten. Merklich
gealtert beginnen die Akteure Harry, Hermine und Ron das
dritte Schuljahr auf der Zauberschule Hogwarts. Just in
dieser Zeit ist der gefürchtete Schwerverbrecher Sirius
Black aus Azkaban entflohen, einem
Hochsicherheitsgefängnis aus dem eigentlich nicht einmal
die besten Zauberer entfliehen könnten. Jener Sirius
Black, so wird erzählt, war der stärkste Verbündete
von...der geneigte Leser weiß, das man seinen Namen
nicht erwähnen soll...Harr Potters Erzfeind. Dann treibt
plötzlich noch ein Werwolf sein Unwesen und eine neue
Lehrerin in der Kunst der Wahrsagerei verkündet Harrys
baldigen Tod. Das
Chris Columbus den Zauberstab der Regie an Alfonso Cuaron
abgegeben hat, tut dem Film schon von den ersten Bildern
an mehr als gut. Düsterer und ernster sollte er werden,
als die zwei Vorgänger und das ist exzellent umgesetzt.
Aber der Gefangene von Azkaban ist zugleich
ein Feuerwerk an gelungenen Einzeilern und dezent
gesetzter Komik. Tatsächlich sind die filmischen
Variationen gereift, wie die pubertierenden Jungzauberer:
Von erwachsener Bedeutsamkeit ist die Serie noch ein paar
Jahre entfernt, aber beim Gefangenen von
Azkaban sind schon feine Züge geschliffenen
Tiefgangs und filmischer Bildung zu sehen. Michael
Seresin Kamera verwandelt die Umgebung der Zauberschule
in grobkörnige, leicht ausgewaschene Bilder. Es ist
Schluß mit der aufdringlichen Schmusenummer
überfrachteter Bilder. Die Bildsprache hat sich den
Gegebenheiten angepaßt. Die Kinder werden erwachsen und
der Regisseur macht daraus kein großes Drama, sondern
setzt ganz verstohlene Momente von jugendlichen
Unsicherheiten. Konzentriert
sich der erste Akte noch auf die bekannten Zutaten für
das Erfolgsgebräu, wie Harrys Zieheltern, die Dursleys,
die Schule und die schrulligen, aber liebgewonnenen
Lehrer, macht der zweite Akt eher einen angestrengten
Eindruck von Handlung und Spannung. Erst mit dem dritten
Akt öffnet sich das Zauberbuch des Harry Potter in
seiner Gänze, wo alle Sprüche erfolgreich angewendet
werden. Mit einem Mal wandeln sich alle filmischen
Geister und ideologischen Irrlichter zu einem homogenen
und fesselnden Gesamtwesen. Ganz offensichtlich der
magische Einfluß Cuarons und auch ein Verdienst des im
dritten Einsatz befindlichen Autors Steve Kloves, der es
vollbrachte so elegant und gewitzt die Vorlage
auszudünnen, dass selbst der konservative Leser ein
ungetrübtes Kinovergnügen haben wird. Doch was
diesen Hokuspokus so gelungen und sehenswert macht, ist
gleichzeitig der Bann für jeden, der sich ganz frisch
auf das Abenteuer Zauberlehrling einlassen möchte.
Frischlinge, die unbelesen und unvorbelastet den Hogwarts
Express nehmen, werden leider am fehlenden Ticket
scheitern. Ob die Dursleys, Draco Malfoy, Rons Familie
und überhaupt der, dessen Namen wir nicht schreiben
dürfen, sind nur wenige Punkte, die erst dann
ungetrübten Spaß versprechen, wenn man mindestens einen
der zwei Vorgängerfilme gesehen hat. Dies könnte bei
Neueinsteigern bedeuten, dass sie im Heimkino nachholen,
was versäumt wurde, aber genauso gut den Verzicht
weiterer Filme mit sich bringen. Wenn auch sehr gelungen
in der Reihe, ist der Gefangene von Azkaban
als allein stehender Film von der perfekten Zauberformel
weit entfernt. Gepriesen
als Bestes der bisher erschienen fünf Bücher, ist die
Wandlung zum Film des Gefangenen von Azkaban
durchaus die gelungenste Verfilmung der drei Teile. Ein
bezaubernder Spaß mit bezaubernden Darstellern und einem
wahren Hexenmeister an Regisseur, der seine Sache
verstand. Mike Newell ist ins Gerede gekommen, jedenfalls
für Band Nummer vier Der Feuerkelch. Newell
wird noch weniger die Chance haben, einen Film zu machen,
den man unabhängig ansehen kann. Schwerwiegender
allerdings ist der Bedarf an wirklich wirkungsvolle
Formeln, um das Niveau zumindest halten zu können,
welches Cuaron erreicht hat. . . Harry Potter und der Feuerkelch Harry Potter and the
Goblet of Fire
Harry Potter und der Orden des Phönix – Harry Potter and the Order of the Phoenix
Harry Potter und der Halbblutprinz - Harry Potter and the Half-Blood Prince
Der
Publikums- und Kritikererfolg von ORDEN DES PHÖNIX hat dann auch
David Yates auf der Karriereleiter nicht wirklich weitergebracht.
Das Scheitern beim HALBBLUTPRINZ birgt sogar die Gefahr, ihn mit
einem unlösbaren bösen Zauber zu belegen.
. Darsteller: Sigourney Weaver, Jennifer Love Hewitt, Gene Hackman, Ray Liotta, Anne Bancroft, Jason Lee u.a. Regie: David Mirkin; Drehbuch: Robert Dunn, Paul Guay, Stephen Mazur;Kamera: Dean Semler; Filmschnitt: William Steinkamp; Musik: John Debney, Thema von Danny Elfman USA / 2001 , circa 125 Minuten Das Erste ist natürlich Jennifer Love Hewitts überproportionale Oberweite die scheinbar wortwörtlich ins Auge fällt. Und es ist auch das letzte und Beeindruckenste, was man von Heartbreakers in Erinnerung behält. Dabei ist das Starpotential und die Vorgabe des Drehbuches für einen Kassenerfolg geradezu angetan. Aber gerade jenes Drehbuch von Dunn, Guay und Mazur quält sich mit effektiert, konstruierten Dialogen und uninspirierten Einfällen. Max Conner (Weaver) war schon dreizehnmal verheiratet, hat sich somit ein Vermögen angespart und hat immer wieder das Pech, das ihre Männer nicht einmal für einen Tage nach der Hochzeit treu sein können. Wie ausgeklügelt diese ganze Show abläuft ahnt keiner der in Flagranti ertappten Ehebrecher. Durch Werbung und Trailer längst vorweg genommen, verrät man nicht zuviel, das es sich bei dem Objekt der Begierde und dem angegehenden Scheidungsgrund um Page Conners (Love Hewitt), Max' Tochter handelt. Aber das Töchterchen möchte aussteigen, sich selbstständig machen und sich betrügerisch von ihrer Mutter lösen. Sozusagen auf den selbst erschwindelten Scheinen stehen. Da wiederrum kommt die Steuerfahndung in Person von Gloria Vogal (Bancroft) auf den Plan und das ergaunerte Vermögen, das Mutter und Tochter zwecks Trennung aufteilen wollten scheint in Staatskassen zu versiegen. Ein letzter grosser Coup muss her und der kommt in Gestalt des Zigaretten-Tycoons William B. Tensy (Hackman). Alt, gebrechlich und mit Milliarden Vermögen ausgestattet. Während Mutter Max die Angel auswirft, lernt Töchterchen Page den Barbesitzer Jack (Lee) kennen. Und wie es scheint, wird sich die gelehrige Brut auch noch verlieben. Doch Max' letzte Ex Dean (Liotta) möchte seine Geschiedene wieder zurück haben und platzt auf einmal hinein in den Trubel von angehenden Schwindel und aufkeimenden Liebesgeplänkel. Und Dean möchte unbedingt sein durch Scheidung verlorenes Geld zurück... Nicht zu übersehen, das die drei Autoren ganz deutlich den Windschatten des brillanten Dirty Rotten Scoundrels - Zwei hinreissend verdorbene Schurken suchen, aber bei weitem nicht die hinterhältige Boshaftigkeit erreichen, welche die eigentlichen Bösen doch so absolut liebenswert machen. Regisseur David Mirkin hat mit seinem Erstling Romy and Michelles High School Reunion wesentlich tiefer die Seelengründe seiner Helden erkunden können. In Heartbreakers scheut er regelrecht, seine Darsteller über das Maß der Drehbuchvorlage hinaus zu fordern. Ganz klar das Mutter Weaver, wie Tochter Love Hewitt eine verdammt gute Figur machen und so setzt der Regisseur sie auch in Szene. Tiefer Ausschnitt und viel Bein. Aber auch dazu ist Kostüm-Designer Gary Jones äusserst wenig eingefallen. Einzig Gene Hackman bricht als Lichtstrahl aus dem trüben Geschehen und kämmt sein Image gründlich gegen den Strich. Auf alt geschminkt, schlechter Frisur und einem Charme wie Ameisen-Pisse, poltert er Kette rauchend und hustend grandios durch die Szenerie. Mit seiner geschickten Auswahl von Schauspielern erreicht Heartbreakers eine enorme Schicht an Zuschauer. Doch den selbst angestellten Ansprüchen wird er lange nicht gerecht. Die meisten Dialoge sind schlichtweg aufgesetzt und offenbaren das Unvermögen von Mirkin, das Timing und das Flair einer intelligenten Komödie einfach nicht zu beherrschen. Genauso demonstrieren die meisten Landschaftsaufnahmen keine Atmosphäre, sondern nur den Beweis, das man doch in Palm beach gedreht hat. Es gibt einen gewissen Unterhaltungswert in Heartbreakers, dem man ihm nicht absprechen kann. Aber das ist dem blanken Charisma seiner Darsteller zu verdanken und hat nichts mit dem einfallslosen Drehbuch, oder der uninspirierten Regie zu tun. . . Helden aus der zweiten Reihe - The Replacements Darsteller: Keanu Reeves, Gene Hackman, Orlando Jones, Brooke Langton, Jon Favreau,Jack Warden, Rhys Ifans, Faizon Love u.v.a. Regie: Howard Deutch; Drehbuch: Vince McKewin; Kamera: Tak Fujimoto; Filmschnitt: Bud Smith, Seth Flaum; Musik: John Debney USA / 2000 , circa 118 Minuten Es hat schon etwas für sich, wenn ein Film auf den Markt kommt, der Helden zum Thema hat, die wegen eines Streikes zur Rettung als Streikbrecher eilen, zu einer Zeit, da die Schauspieler Hollywoods sich mit einem Streik bessere Arbeitsbedingungen erkämpften. Leider haben die Auswechselspieler nicht soviel Ironie in ihrer Geschichte. Aus gutem Grund liess sich der Verleih zu sicherem Abstand zum Amerika Start hinreissen, damit wenigstens die schlechten Zahlen nicht als Werbung über den Ozean schwappen. Als 1987 die Profispieler der National Football League für höhere Gagen streikten, holten sich viele Vereine willigen Ersatz von überall her, um wenigstens die Gemüter des nach Football dürstenden Publikums zu befriedigen. Auch die Washington Sentinels unter der Führung von Coach McGinty (Hackman) holt sich einen munteren Haufen aller möglichen verrückten und zum Teil stereotypen Spieler zusammen. Ballführend ist in dieser witzigen, aber spannungslosen Wohlfühle-Geschichte ist Shane Falco (Reeves), der sich wiederrum sofort an die Obertänzerin der Cheerleaders Annabelle (Langton) ranschmeisst. Annabelle hat auch so ihre Schwierigkeiten, denn die Cheerleader sind ebenfalls in den Streik getreten und Sie muss zu ebenso unkonventionellen Mitstreitern greifen, damit das sonntägliche Ritual komplett den Zuschauern präsentiert werden kann. Howard Deutch hat Vince McKewins Drehbuch in einer Geradlinigkeit inszeniert, die schon regelrecht Angst macht. So werden die vielen wirklich witzigen Einfälle an das absehbare Anspulen der Handlung verschenkt. Und die Charakteren tragen nicht sehr viel zum Gelingen bei. Von Anfang an steht fest, das die Profis die Bösen sind und das bleiben sie auch im nach allen Regeln der absehbaren Zunft. Das Ersatzspieler Team gewinnt alle Spiele, das Paar kommt zusammen, es gibt eine spielerische Krise, das Paar trennt sich und das wichtigste Spiel ist für Alle und für Alles die zukunftsweisende Entscheidung. Langeweilig sind die Helden aus der zweiten Reihe nicht, witzig und entspannt geben sich die Schauspieler, und viel Witz hat sich auch im Film eingeschlichen. Regisseur Deutch macht aus den unzähligen Klischees dennoch ansehnliche Unterhaltung, die zu amüsieren vermag. Nur bleibt ständig dieses unsichere Gefühl, das es das nicht gewesen sein kann. Von den wirklichen Spannungen der damaligen Ereignisse, die eigentlich den Hintergrund des Filmes bilden, ist su gut wie gar nichts zu merken. Wo heutzutage die gerechte Frage nach der Legimität von überhöhten Gehältern und Gagen im Profisport lauter und lauter gestellt wird, als zu der Zeit des behandelten Streikes, wird die einmalige Chance verpasst sich einmal von der kritisch-satirischen Seite mit diesem Thema zu beschäftigen. Aber so ist das eben im Filmgeschäft. Schauspieler die gerade einen Streik entgegen traten, präsentieren die Streikenden im Film als kontur- und gewissenlose Bösewichter. Ohne Konsequenz und Differenzierung. Und zu allem Überfluss ist mit den Hauptcharakteren das selbe passiert. . . Hennen Rennen - Chicken Run Stimmen: Ginger = Julia Sawalha/April Haider, Rocky = Mel Gibson/Ingolf Lück, Miranda Richardson, Jane Horrocks, Lynn Ferguson, Benjamin Whitrow... Story und Regie: Peter Lord und Nick Park; Drehbuch: Karey Kirkpatrick; Musik: John Powell, Harry Gregson-Williams; Kamera: Tristan Oliver; Supervising Animator: Lloyd Price; USA / Great Britan,ca. 85 Minuten Dieser Versuch eine Wallice and Gromit ähnliche Unterhaltung mit Hühnergegacker zu ersetzen und auch noch mit fast 90 Minuten zu überstrapazieren, ist bester Nachweis für die Überheblichkeit , wenn jemanden einmal ein kleiner Erfolg vergönnt war. Unbewegliche Knetmasse, kombiniert mit einem 'hahne'büchenen Plot und englischem Humor kann lange keinen ansehnlichen Film ergeben. Weit gefehlt... 'Chicken Run' ist mit ganz geringen Ausnahmen das Unterhaltsamste, was die Traumfabrik dieses Jahr auf die Zuschauer losliess. Und der Umstand dieses Glücksfalles liegt wohl einfach daran, das sich die Bosse von DreamWorks, in diesem Fall Jeffrey Katzenberg, gar nicht erst wagte, in die Belange und künstlerischen Ausschweifungen der Engländer Park und Lord ein zu greifen. Einer der gelungensten Filme aus Amerika kommt somit eigentlich aus dem Monarchenreich. Ja, Wallice und Gromit sind mit keinem Deut liebloser, oder humorloser gestaltet, und Fans der drei Kurzfilme werden genau daran bei 'Chicken Run' ihre grosse Freude finden. Mit einem detailfreudigen, eher detailVERSESSENEN Drehbuch stürmen die Hühner auf die von verwirrender Gigantomie belagerten Leinwände, die sonst das Auge des Betrachters umnebeln. Das wirklich erstaunliche, der phänomenale Höhepunkt jeder Produktion der Aardman-Studios, bleiben die charismatischen Züge der plastelinen Figuren. Dem Zuschauer offenbaren sich mit den geringen Möglichkeiten der Knetmasse eine erschreckend vielschichtige Palette an Ausdrücken. Kleine, künstliche Figuren, die Dank dem Geschick ihrer Macher zu mehr fähig sind, als viele Oscar gekrönte Schauspieler. Woran sich die Geschichte um die zur Flucht bereiten Hühner einer Eierfarm orientiert bleibt niemanden verborgen, doch man würde nicht unbedingt so einen gewitzten und feinfühligen Umgang mit den grossen Vorbildern erwarten. Wenn man vermuten sollte, das jenes Genre der althergebrachten Abenteuer-Streifen mit dem Thema der Flucht aus irgendwelchen Kriegs-Lagern längst das Zeitliche gesegnet hat, wird nicht einfach nur eines besseren belehrt. 'The great Escape' wird nicht einfach nur kopiert, sondern mit sehr viel Freude und ergreifendem Humor neu erfunden. Lord und Parks umgehen jede Möglichkeit sich durch ihre voran gegangenen Werke zu wiederholen. Die Technik der Animation und des Filmemachens verschmelzen zu einem einzigartigen Vergnügen, das den Zuschauer in jeder Minute unterhält und staunen lässt. 'Chicken Run' ist die genial gelungene Ausnahme jener Filme, die man ohne Einschränkungen zum Genuss empfehlen kann, und auch sollte. . . Der Herr der Ringe: Die Gefährten - Lord of the Rings: Fellowship of the Ring Darsteller: Elijah Wood, Ian McKellen, Sean Astin, Viggo Mortensen, Ian Holm, John Rys-Davies, Orlando Bloom, Liv Tyler, Christopher Lee, Sean Bean, Cate Blanchett & Billy Boyd und Dominic Monaghan u.a Regie: Peter Jackson; Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson nach dem Roman von J.R.R. Tolkien; Kamera: Andrew Lesnie; Filmschnitt: John Gilbert; Musik: Howard Shore; Aufbauten: Dan Hennah; Kostüme: Ngila Dickson, Richard Taylor Neuseeland / 2001 ; circa 178 Minuten Die ganze Welt ist Mittelerde. Mit nur zwei Ländern Ausnahme, bildet der Auftakt zur Trilogie des Meisterringes einen eisernen Leinwandring um die Erde, weniger um der Internet-Piraterie ein klein wenig entgegen zu wirken, sondern das Erlebnis als solches zu untermauern. Selbst erklärte Gegner des Fantasy-Genres warten auf die Gelegenheit, freie Sitzplätze zu ergattern. Dabei sind 'die Gefährten' nicht einmal ein von Werbung tot geredetes Objekt, wie der ebenfalls unter den Fittichen von Warner gestartete Zauberschüler. Ted Livin, Vorstand des Time Warner Konzerns, zu dem New Line gehört, erklärte offenherzig wie sehr ihm an erster und einziger Stelle der Erfolg der Verfilmung des Rowling Romanes interessiere. New Line stellte sich dem Wagnis, welches einzigartig war und in diesem Umfang auch bleiben sollte, eine Trilogie in diesem Ausmaße vorab zu produzieren und dann auch noch mit dem Spinner aus Neuseeland an der Spitze. Robert Zemeckis war einst Vorreiter, drehte Teil zwei und drei von 'Back to the Future' an einem Stück um Produktionskosten zu sparen. 'Matrix' ergeht es nun ebenso und den 'X-Men' wird wahrscheinlich ähnliches widerfahren. Aber Peter Jacksons Konzept war bestimmt nicht das Senken der Produktionskosten. Es ging ihm, und dies ist dem Film mehr als deutlich anzumerken um ein filmisches Gesamtkonzept, eine lineare Einheit, die 'Lord of the Rings' nach Abel Gance' 'Napoleon' zum längsten Kinofilm der Geschichte machen könnte. Das der Spaß dabei 270 Millionen Dollar gekostet hat ist eher Nebensache. 'Lord of the Rings' wurde zum Selbstläufer, mit den typischen Verfechtern der Verfilmung, den üblichen Gegnern und den notwendigen Schwarzsehern. Als Coppola in Cannes eine komplette Version seines Meisterwerkes vorstellte, wurde er knallhart ins Abseits gedrängt von 25 Minuten Filmschnipseln der 'Gefährten'. Die Saat war gelegt. Nachdem das Internet bereits aus allen Nähten platzte, war die Presse auf dem Weg zum Schicksalsberg mit eingestiegen. New Line brauchte sich eigentlich um nichts mehr sorgen. 'Der Herr der Ringe' ist nicht der größte Film und schon gar nicht der beste Film aller Zeiten. Aber es ist mit Abstand das Eindrucksvollste seit Jahren. Ein imposantes Abenteuer, welches das Zauberwort Epos auch zu zeigen versteht. Mit Andrew Lesnie an der Kamera weiß endlich wieder einmal einer Cinemascope so zu verwenden, wie es seine eigentliche Bestimmung war. Die Magie der Bilder funktioniert auch ohne digital bearbeitete Sequenzen und werden auf der anderen Seite mit diesen um einiges aufregender. Jackson hat dabei alles im Griff. Man wird nicht müde zu schreiben, das er bei den 200 Drehtagen nicht ein einziges mal laut geworden sei. Ebenfalls eine Aussage die in Cannes zu hören war und seither den pummeligen Kerl mit Brille und Shorts zum Mensch gewordenen Mythos erhob. Er scheut sich nicht davor die Zeit still stehen zu lassen und kitschiger Gefühlsduselei den Weg frei zu machen. Dann wieder reißt er den Zuschauer in die Abgründe der Gefahr. In der mitreißenden Inszenierung darf der Zuschauer nicht einfach nur Zeuge sein, wie sich die Helden aus den Gefahren retten. Von Regie, bis hin zur Kamera und dem Schnitt überträgt sich das Gefahrenpotential auf den Zuschauer. Wenn die 9 Gefährten durch die Minen von Moria hetzen, über unendliche Abgründe hinweg, auf den schmalsten Brücken und Stufen, dann ist das Publikum mittendrin. Es spürt und erlebt hautnah wie es den Charakteren ergeht. Das ist eine Kunst die Hollywood längst verlernt zu haben scheint. Jackson setzte auch im vollen Umfang auf seine Heimatinsel und öffnete sich damit auch alle Türen. Und was würde sich besser anbieten, als die majestätischen Naturkulissen von Neuseeland um Mittelerde in die reale Welt zu erheben. Fans der Buch Trilogie wurden als Statisten eingesetzt. Die Tricktechnik kommt aus neuseeländischen Gefilden. Der verrückte Regisseur wußte, das er, wollte er in Hollywood ankommen, der Industrie kräftig gegen den Strich bürsten mußte. Millionen Dollar investierte Jackson in ein verfilmtes Expose, damit er im fernen Kalifornien beweisen konnte, den Vorstellungen Tolkiens gerecht zu werden. Soviel Eigensinn wird auf einer Seite auch belohnt, auf der anderen aber auch mit Nichtbeachtung bestraft, wie es eben Warners Ted Levine offenkundig tat. Nein, Jacksons Hobbits' durften nicht von Zwergen dargestellt werden, denn wer würde dann die im Buch vorkommenden Zwerge spielen? Alle Szenen wurden gedreht, die Hobbit-Darsteller herausgeschnitten, verkleinert und wieder in den Film eingefügt. Es war Wahnsinn und das genialste Unterfangen, seit D.W. Griffith die ersten Massenszenen inszenierte. Und natürlich gibt es die Heerscharen von Tolkien Fans, die überall etwas zum bemängeln finden. Das liegt in der Natur der Sache, mindert das Erlebnis aber nicht im geringsten. Ohne Zweifel macht sich Ian McKellen als Gandalf am eindrucksvollsten, doch darf dies keineswegs die filmische Integrität der anderen Darsteller in Frage stellen. Ob die wie ein Ringgeist reitende Liv Tyler, oder die bezaubernste aller Lichtgestalten Cate Blanchett als Galadriel. Billy Boyd und Dominic Monaghan sorgen für eine angenehme Brise Humor, wie Elijah Wood bestechend die reichhaltigen Facetten des Ringträgers zu vermitteln weiß. Mortensen, Bloom, Bean, oder Rhys-Davies, den man in Maske kaum erkennt. Es macht keinen Unterschied. Da hat sich für zweihundert Drehtage eine Truppe zusammengefunden, die scheinbar zusammengehört hat, so wie der Ring sich seine Träger aussucht. Und das zieht sich bis in die hintersten Reihen einer Film Hirachie. Fans des Fantasy-Schreibers, welche sich mit einer Verfilmung grundsätzlich anfreunden können, werden feststellen, das sich das Buch wie der Meisterring verhalten hat, es hat sich die richtigen Träger und die passenden Gefährten für diesen gesucht. Die neun menschlichen Hauptdarsteller sind alle mit einer tätowierten 9 ins richtige Leben zurück gekehrt. So hat sich Mittelerde den Weg in die für uns richtige Welt gebahnt und wir werden nicht Opfer verlogener Werbestrategien, sondern dürfen teilhaben an dem Wagemut eines Visionärs und seiner gelungenen Vision. Mit Sicherheit ist es nicht der größte und bestimmt nicht der beste Film aller Zeiten, und ist es ein überwältigendes Erlebnis. Und nach drei Stunden, welche man dem Film allerdings anmerkt, das Kino verläßt, dann schreitet man Elbenhaft über die Wege und freundet sich mit den Gedanken an, sich nur im von Sauron besetzten Teil Mittelerdes auf zu halten. Alles wird gut und wird bestimmt noch besser, denn die drei Stunden merkt man durchaus, aber lang heißt niemals unbedingt langweilig. Ganz gewiß nicht. Nicht mit Peter Jackson und überhaupt nicht bei seiner Vision der Ring-Trilogie. Ein Epos fordert eben seine notwendige Zeit und darüber werden viele sehr froh sein. Wir werden wie die Hobbits Bier trinken, Auto fahren wie die Ringgeister reiten und mit zurückhaltendem Stolz wie Gandalf auf das nächste Weihnachtsfest warten, auch etwas ungeduldig wie Frodo, denn erst dann wird uns 'Die Zwei Türme' das Herz erwärmen. Das Leben kann so aufregend sein. Wundervoll. . . Der Herr der Ringe: Die zwei Türme - Lord of the Rings: The Two Towers Darsteller: Elijah Wood, Sean Astin, Viggo Mortensen, Orlando Bloom, John Rhys-Davies, Ian McKellen, Christopher Lee, Liv Tyler, Andy Serkis, Bernard Hill, Billy Boyd, Dominic Monaghan, Hugo Weaving, Miranda Otto, David Wenham u.v.a. Regie: Peter Jackson; Drehbuch: Peter Jackson, Fran Walsh, Phillipa Boyens, Stephen Sinclair; Kamera: Andrew Lesnie; Bildschnitt: Michael Horton, Jabez Olssen; Musik: Howard Shore; Ausstattung: Joe Bleakley, Rob Otterside, Phil Ivey, Mark Robins, Dan Hennah, Alan Lee; Kostüme: Ngila Dickson, Richard Taylor; verant. Vis. Effekte: Jim Rygiel Neuseeland / 2002 ; circa 179 Minuten Man kann viel diskutieren, endlos, über Sinn und Zweck eines zweites Teiles, besser, schlechter, oder gleichwertig. Diesen Diskussionen wird auch Peter Jackson nicht entgehen. Und würde er meine Meinung hören wollen, müßte ich ihm sagen, das mir Die Gefährten um einiges besser gefallen hat. Aber wäre dies gerechtfertigt? Dem ganzen Für und Wieder entziehen sich Die zwei Türme einfach. Das ist einfach die Kraft und die Macht des Hobbit ähnlichen Jackson, schon als er sein Traumprojekt in Angriff nahm, denn dieser zweite Teil der Trilogie kann eigentlich nicht wirklich schlechter als sein Vorgänger sein, weil keiner von beiden, und auch der folgende Die Rückkehr des Königs nicht, als eigenständige Filme gelten können. In spätestens zwölf Monaten wird es die ersten (ganz) langen Kinonächte geben. Da wird der Zuschauer in 9 Stunden Mittelerde katapultiert und das Gesamtkonzept endgültig aufgehen. Wenn Fans die fabelhafte Umsetzung von Roman zu Film bei Die Gefährten lobpreisen, ist es unwahrscheinlich, das mit einem mal die Genialität des Peter Jackson eine andere Richtung einschlägt. Die Charaktere sind etabliert, viel Entwicklung ist also nicht zu erwarten. Außer der ungewöhnlichen Last die Frodo Beutlin auferlegt worden war und nun stärker und unheimlicher auf den zuerst unbedarften Hobbit Einfluß nimmt. In erster Linie ist Die zwei Türme die Geschichte von Aragorn, auserwählt, die Menschen von Mittelerde zu einen und als vielleicht baldiger Herrscher ein neues Zeitalter anzuführen. Es ist die Geschichte der entscheidenden Schlacht um Helms Klamm, in der Aragorn mit seinen übrigen Gefährten noch einmal Elben und Menschen eint und sich bewährt. Und es ist die verloren geglaubte Liebe von Aragorn, welche das Schicksal mit vorantreibt. Vier Handlungsstränge läßt der Regisseur parallel laufen. Frodo und Sam auf dem Weg nach Mordor, Merrin und Pippins Begegnung mit den Ents, Sarumans Unterwerfung des wehrlosen Volkes von Mittelerde und natürlich Gimli, Legolas und Aragorn im Mittelpunkt, denen der wieder auferstandene Gandalf zur Seite steht, um König Theodin von Rohan vom Fluch des bösen Sauron zu befreien und den Angriff der Orks gegen Helms Klamm nieder zu schlagen. Wesentlich intensiver spielt die Inszenierung mit Rückblenden und verschachtelt Handlungsabläufe viel dichter zu perfekt abgestimmten Episoden. Selbst in einem so ausgeklügelten erzählerischen Werk bleibt der Teil zwischen Anfang und Ende des Gesamtwerkes der Undankbarste. Das ergibt sich schon zwangsläufig. Ohne eben jenen Anfang und Ende schweben Die zwei Türme zwischen der ersten und befriedigten Erwartungshaltung und der befreienden Auflösung. Mehr noch, es kommen weitere offen gelassene Fragen hinzu. Die zwei Türme läßt noch stärker als der Vorgänger den Abschluß der Trilogie herbei sehnen. Was auf der einen Seite verständlich ist, anderseits aber das Ereignis zu trüben vermag. Glücklich diejenigen, die ein-, oder mehrere male den Roman verschlungen haben und dem Schicksal der Geschichte bereits habhaft geworden sind. Langweilig wird diese undankbare Mitte aber für keine der zwei Zuschauer Kategorien. 560 Spezial-Effekte haben Die Gefährten für sich beansprucht, in den zwei Türmen ist die Anzahl der einzelnen Rechner Aufgaben auf 800 angestiegen. Das sorgt abermals für überwältigende Schwindelgefühle im Rausch der Effekte, die Perfektion im Detail wird aber an wenigen Stellen vermißt. Etwa Legolas erster Einsatz gegen die Bären ähnlichen Wargs, oder der Ritt der Helden aus der Festung Helms Klamm gegen die Orks. Dafür können sich die Herrn der Effekte für die Gollum Kreatur beruhigt auf die Schulter klopfen, der von Andy Serkis gespielt und mit künstlicher Computerhaut-, -gesicht und knochen versehen wurde (Andy Serkis ist das unbekannte Gesicht auf dem linken oberen Bild). Beunruhigend, erschreckend ist Gollums Zwiegespräch mit sich selbst. Hier wird Jacksons Inszenierungs-Genie am deutlichsten, wenn einem das anfängliche Lächeln im Halse stecken bleibt. Der Gollum ist mitunter, was nicht abwertend gemeint sein soll, der greifbarste und menschlichste Charakter geworden und noch vor der Schlachtsequenz um Helms Klamm das grandioseste Beispiel für gelungenen Computer Einsatz. Gegen die düstere Stimmung und ansteigende Spannung, hat man in diesem Teil mehr auf John Rhys-Davies als Gimli gesetzt, der nicht unbedingt bedeutender mit seiner Rolle wird, aber unzählige Lacher zugeschrieben bekam, die auch tatsächlich beim Publikum zünden. Als Neu-Einsteiger hingegen machen Miranda Otto als Eowyn und noch mehr David Wenham als Faramir sehr wenig her und fallen charismatisch gegen den Rest der Darsteller deutlich ab. Bei der Vielzahl von Charakteren ist die Gunst des Publikums schon lange verteilt, daher fallen die Schwächen von Otto und Wenham wenig ins Gewicht. Orlando Bloom darf noch mehr und noch schneller zu Pfeil und Bogen greifen, Viggo Mortensens Aragorn wird noch eindringlicher bei jeder Szene als besonnener Draufgänger und Herzensbrecher stilisiert und Gandalf genießt noch offensichtlicher seine Überlegenheit. Da meint man fast das die eigentlichen Hauptfiguren wirklich schlecht abschneiden, doch sowenig Elijah Wood und Sean Astin handlungsbestimmend auftreten, kommt ihnen die äußerst souverän gelungene Aufgabe zu, die immer stärker werdende Macht des einen Ringes zu verdeutlichen. Frodos aufkeimendes Mitleid für die Kreatur Gollum, steht dem ständigen, harten Mißtrauen von Sam entgegen. Wo Sam den Einfluß des Ringes an der verkommenen Gestalt des Gollum richtig einzuschätzen weiß, sieht Frodo nur die Leiden eines Gleichgesinnten. Die Macht des Ringes wird bei Jackson nicht durch die Türme Saurons, oder Sarumans impliziert, sondern im Charakter der einst so unbedarften Hobbits. Mittelerde hat uns also wieder überrannt. Da kommt es auf die Für und Wieder eines gelungenen, oder mißratenen Filmes gar nicht mehr an. Das filmische Ereignis an sich bleibt mit all seiner überwältigenden Monumentalität erhalten. Wer Die zwei Türme in seinem Wesen, in seiner Art und den unausweichlichen Vergleichen erfassen will, der wird seine Zeit brauchen. Dialoge, die heutzutage keiner über die Lippen bringen würde. Pathos, welches jeden Rahmen sprengt. Namen, die sich kein Sterblicher merken kann. Effekte, die jedes Maß an Vernunft übersteigen. Es ist weniger Kino, als vielmehr Ausdruck kollektiven Größenwahns, der tatsächlich funktioniert. Die stetig bewegte Kamera ergötzt sich in ewigen totalen Einstellungen, die einen unwillkürlich hineinsaugen, die niemanden Abstand gönnen. Die Geschichte scheint sich von alleine zu erzählen, wichtig ist den Zuschauer Mittelerde nicht sehen, sondern erfahren zu lassen. Es wird viele endlose Diskussionen geben, für das Für und Wieder. Und Peter Jackson wird abermals sehr aufmerksam zuhören. Nicht weil er es müßte, sondern weil die Trilogie seinen persönlicher Ring geworden ist, der die Macht über ihn gewonnen hat. Über ihn, über seine in allen Dingen fantastischen Gefährten und längst auch über das bezahlende Fußvolk. Die Macht des Ringes ist allgegenwärtig. Einer vernünftigen Diskussion sollte sich ein derartiges Unternehmen entziehen, welches die Schatten von Mittelerde über unsere eigene Welt spannt. Und wer auch noch soviel Kraft darauf verwendet, die Magie des Peter Jackson negativ zu analysieren, hat schon im Ansatz verloren. Mittelerde ist überall. . . Herrschaft des Feuers - Reign of Fire Darsteller: Christian Bale, Matthew McConaughey, Izabella Scorpuco, Gerald Butler, Alexander Siddig u.a. Regie: Rob Bowman; Drehbuch: Gregg Chabot, Kevin Peterka, Matt Greenberg; Kamera: Adrian Biddle; Bildschnitt: Thom Noble; Musik: Edward Shearmur; Vis. F/X Supervisor: Richard R. Hoover USA / 2002 ; circa 101 Minuten Es ist eine viel versprechende Voraussetzung, das anstelle der gerne der Vernichtung ausgesetzten Städte New York, oder Los Angeles, das begehrte Einkaufsbummel-Ziel London für die ultimative Zerstörung herhalten muss. Das ist für eine amerikanische Produktion sehr ungewöhnlich, bietet aber dem Zuschauer endlich mal neue Aussichten. Die Regentschaft des Feuers beginnt bei U-Bahn-Arbeiten im London einer nahen Zukunft, wenn der kleine Quinn eine bei Bohrungen freigelegte Höhle betritt und damit das Unheil erweckt. Zwanzig Jahre später ist Quinn der Anführer einer Gemeinschaft von Überlebenden, die sich weit entfernt von London in einer Burg verschanzt haben. Drachen bevölkern die Erde, Drachen die sich rasant vermehrt haben und mit Vorliebe den Mensch als Mahlzeit wählen. Die Überreste der Menschheit sind weitgehend gerüstet gegen gelegentliche Angriffe der fliegenden und Feuer speienden Ungeheuer. Nur untereinander funktioniert es immer noch nicht richtig. Die Menschheit ist vom Aussterben bedroht und schafft kein gutes Klima. Quinn (Christian Bale) hat seine Schützlinge weitgehend im Griff, er weiß worauf es ankommt, schließlich hat er den ersten der Drachen aus dem Jahrtausendschlaf erweckt. Kritisch wird es mit dem Auftauchen der marodierenden Gruppe um den Amerikaner Van Zan (McConaughey), eine mit High-Tech-Waffen ausgerüstete Kleinarmee, die sich auf Drachentöten spezialisiert hat. Van Zan möchte Männer aus Quinns Gemeinschaft rekrutieren, um endlich in London das große Reinemachen zu beginnen. Zu dem Kampf gegen die feuerspeiende Zunft, entbrennt auch eine eskalierende Auseinandersetzung zwischen Quinn und Van Zan. Die Idee ist außerordentlich vielversprechend, die visuellen Trickeffekte teilweise überragend, aber ausgerechnet der Regisseur scheint sich leicht verkalkuliert zu haben. Rob Bowman hat schon mit dem Kinofilm zu Akte X die feinen Nuancen der Ironie die man aus der Serie kannte schlichtweg ignoriert. Ähnlich ergeht es diesem Feuerreigen, dem es einfach an etwas Humor und einer Spur Selbstironie fehlt. Ungewöhnlich ernst und sich selbst zu wichtig nehmend kommt diese schöne Geschichte daher, die ein Vorreiter für eine neue Welle im Kino sein könnte. Natürlich streiten sich Gläubige, Anhänger und Gegner des Drachen-Kultes wie denn nun das eigentliche Sagentier in unsere zivilisatorische Entwicklung passen könnte. Sicher ist aber, das nach den schnuckeligen Ausflügen mit Dragonheart, die Popcorn-Streitmacht endlich ein sinnfreies Abenteuer mit mächtig Zunder brauchte und der Kampf unterzähliger Menschen gegen Unmengen Feuer speiender Flugmonster nette Ideen bringt. Eine der gelungensten Action Sequenzen ist letztlich auch Van Zans Truppe im ersten Hightech Einsatz gegen einen angreifenden Drachen bei dem Motorräder, Hubschrauber und Fallschirmjäger zum Tragen kommen. Hier stimmen das Timing und die Relation von Aufwand und Filmschnitt, Musik und einer mitreißenden Kamera. Lediglich in einer kurzen Szene erlaubt sich der Film Humor, wenn zwei Erwachsene den Kindern auf der Bühne Heldensagen aus fernen Tagen vorspielen. Wer jetzt an Shakespeare, oder Homer denkt, liegt vollkommen falsch. Ansonsten geben sich die Charakteren sehr gerne dem eigenen Mitleid hin, die eigene Heldensage funktioniert nicht so ganz, da Bale und McConaughey von ihrem Regisseur erstaunlich eng in das Korsett des Klischees geschnürt werden. Dabei sind beide eigentlich herrlich gegen ihren bekannten Typus besetzt. McConaughey kommt etwas besser weg, weil er doch einen gewissen Grad seine Rolle überspitzen darf. Dies sollte Bales Leistung keineswegs schmälern, hätte man ihn entsprechend gelassen, wäre auch sein Charakter den Ansprüchen eines solchen Filmes mehr als gerecht geworden. Der Showdown im zerstörten London nimmt sich etwas mager aus. Die Stadt selber präsentiert sich in wenigen, dafür fantastisch aussehenden Effect-Shots. Ansonsten spielen die herrlich topographischen Punkte Londons keine Rolle mehr. Ob sich da die Ideen, oder die Finanzen verabschiedeten bleibt ein Ratespiel. Schade deshalb, hätte gerade hier der Film noch einmal zum frenetisch Effekte Spektakel ausholen können, um wenigstens die schlampige Schauspielführung wett zu machen. Und dieser, zu den ersten zwei Dritteln des Filmes, weit abfallende Showdown ist eben das was beim Publikum am besten im Gedächtnis haften bleibt, denn damit wird nun einmal der Zuschauer aus dem Dunkel des Kinos entlassen. Die Herrschaft des Feuers ist nettes Unterhaltungskino, welches durchaus seine Reize hat und zumindest im technischen Bereich einem richtig Feuer unter dem Hintern macht. Das wirklich große Kino bleibt Mangels Courage des Regisseurs leider aus. Ohne Sinn, aber doch mit etwas Verstand, sind die Herrscher mit dem Feuer doch in der Lage das so genannte Popcorn-Kino bestens zu bedienen. . . Der Himmel kann warten Darsteller: Frank Giering, Steffen Wink, Catherine Fleming und Regula Grauwiller u.a. Regie: Brigitte Müller; Deutschland/2000, circa 98 Minuten Handlung im zweiten Absatz ! Wieder haben sich drei Filmförder-Fonds zusammen getan, um heiße Luft ins Kino zu blasen. Das Regie-Debüt von Brigitte Müller will komisch sein, sehr viel ernst versprühen und jeden zu Tränen rühren. Weit gefehlt. Komisch ist diese Tragikomödie nur teilweise, treffend dafür, aber äusserst unausgewogen. Der ernsthafte Tiefgang der Geschichte verpufft in der zusammenhanglosen Regie und der uninspirierten Struktur. Und weil diese beiden Punkt hinten und vorne nicht stimmen, kann der Film nur den oberflächlichsten der Zuschauer zu Tränen rühren. Alex (Giering) und Paul (Wink) sind von Kindheit an dicke Kumpels, versuchen sich als begnadete Bühnen-Komiker (oder Neudeutsch: Stand up Comedians) und haben beide gute Gebrechen vorzuweisen. Alex ist Bein amputiert und hat Krebs, Paul zerfliesst in seinem Narzissmus. Als sein persönliches Abschiedsgeschenk an Paul, will Alex ein Treffen mit dem großen Komiker-Vorbild seines Freundes arrangieren. Unwissend das Alex an Krebs sterben wird, will Paul seinen Kumpel in seinem Selbstwertgefühl stärken, indem er eine Prostituierte (Grauwiller) dafür bezahlt, mit dem Prothese tragenden Alex zu schlafen. Letzten Endes läuft nichts so, wie es sollte und es gibt mächtig viel Zoff. Doch was die beiden Unzertrennlichen wirklich miteinander verbindet, kann ein schlechtes Drehbuch nicht auseinander schreiben. Bevor Alex das Zeitliche segnet, ist alles wieder gut und jeder hat noch kräftig vom anderen gelernt. Wer sich dem deutschen Film nicht verschliesst, hat ähnliche Thematik schon in Til Schweigers 'Knockin on Heavens Door' gesehen. Aber die Schweiger-Tragikomödie hat es verstanden, worauf es wirklich ankommt, nämlich sich nicht selbst zu ernst zunehmen, damit Lachen und Weinen perfekt nebeneinander funktionieren. Brigitte Müller schickt ihre Helden auf eine bierernste Reise die keine Schattierungen in den Charakteren zulässt. Das ganze köchelt zu dem Vorhersehbaren, was jeder mehr oder weniger gute Fernsehfilm aus deutscher Hand zu bieten hat. Und dann begehen die Macher den größten Kardinalsfehler, den man in einem Drehbuch einarbeiten kann, oder besser gesagt eben nicht einarbeitet. Das Thema der der Comedy-Clubs in Deutschland ist eigentlich immer mehr im kommen, nur macht der Film in den entscheidenten Augenblicken den Eindruck, es hätte sich wirklich niemand mit der Thematik auseinadner gesetzt, sich informiert, oder guten Rat bei Profis eingeholt. Und Profis gibt es selbst in Deutschland mittlerweile genügend. Erzählt werden abgedroschene Standart-Kalauer, oder die Regie macht bei wichtigen Auftritten einen totalen Rückzieher. "Kommt ne Frau zum Arzt, sagt der Arzt..." ist selbst bei RTL heute kein Aufreisser mehr, geschweige denn, das so die Zukunft der Bühnen-Komiker aussehen soll. Mit der Zitaten-Anspielung auf 'Knockin on Heavens Door' legen sich die Macher letztendlich selbst ein Fettnäpfchen. Hat sich 'Knockin...' ganz bewußt an die Hollywood-Leitlinien gehalten, schielt 'Himmel kann warten' einzig und allein auf 'Knockin...', ohne die einfallsreiche Struktur zu begreifen. Selbst die routinierte Kameraarbeit zeigt nur Standart-Einstellungen aus der Filmhochschule, die Beleuchtung lässt sich genauso wenig einfallen. Und 'Standart' sollte die treffende Beschreibung für dieses neueste Werk aus deustchen Landen sein, das mit zuviel Geld und zu leichter Förderung das Publikum betören soll, aber dabei kläglich scheitert.
. . A HISTORY OF VIOLENCE Darsteller: Viggo Mortensen, Maria Bello, Ashton Holmes, Peter MacNeill, Ed Harris und William Hurt
. . The Hole: Darsteller: Thora Birch, Desmond Harrigton, Daniel Brocklebank, Laurence Fox, Keira Knightley, Embeth Davidtz u.a. Regie: Nick Hamm; Drehbuch: Ben Court, Caroline Ip nach der Geschichte von Guy Burt; Kamera: Denis Crossan; Musik: Clint Mansell; Filmschnitt: Niven Howie England / 2001 ; circa 102 Minuten Fast ein Jahrzehnt hat es gedauert, so spricht die Pressemappe, bis Nick Helm 'The Hole' als auserkorenes Traumprojekt endlich verwirklichen konnte. Und fast ist man geneigt, dem Film diese zehn Jahre auch an zu sehen. Dabei gibt diese faszinierende und zugleich bizarre Geschichte soviel an Potential frei. Weder das 'Rashomon'-Prinzip geht auf, noch der angedachte Spannungsbogen. Vier Jugendliche, die sich drei Tage in einen verlassenen zweiter-Weltkrieg-Bunker einsperren und erst nach 18 Tagen wieder die Freiheit geniessen (zumindest ein Teil davon), wird als ebene Psychoanalyse angelegt. Und absehbar ist der Film von Anfang bis Ende, bleibt spannend erzählt, mit greifbaren Charakteren, doch auch nur soweit, das es den Zuschauer bei Laune hält und dieser nicht gelangweilt aus dem Kino geht. Was zum perfekten Thriller wirklich fehlt, ist ein aufbauender Spannungsbogen. Dadurch das das Drehbuch die Ereignisse innerhalb des Bunkers in Rückblenden erzählt, ist von Anfang an klar, was passiert ist, dem Publikum bleibt nur noch die Frage wie es dazu kam. Während von der technischen Seite ein fast schon bewunderswertes Werk offenbart, mit Denis Crossans fabelhaften Bildern und Niven Howies raffieniertem Schnitt, scheint sich Regisseur Hamm ein bisschen in der eigenen Geschichte zu verlaufen. Thora Birch gibt eine brillante Darstellung der von Liebe und alptraumhaften Ereignissen geplagten Schülerin, sogar mit perfektem britischem Akzent der amerikanischen Aufsteigerin, aber Embeth Davidtz higegen wirkt von Dialog und Regisseur verlassen, als Psychoanalytikerin, welche das Geschehen im Bunker zu ergründen versucht. Regelrecht störend begibt sich Hamm nach einer halben Stunde auf Kurosawas Spuren und versucht die Geschichte aus der Sicht des erwählten Bösewichtes (Brocklenbank) anders zu erzählen. Das hat seinen bestimmten Reiz, verliert sich aber in der Inkonsequenz des Begonnenen. Auf einmal fährt der Film eingleisig weiter, um sich nichtsdestotrotz auf Liz Dunns (Birch) Spuren wieder zu finden. Wie ein Kritiker bemängelte, liegt der Kardinalsfehler im Film am Fehlen eines wirklich sympathischen Charakters. Andersherum ist dies auch wieder erfrischend und eröffnet neue Perspektiven, die der Regisseur aber nicht so ganz zu nutzen versteht. Die Drehbuchschreiber Ip und Court sind gerade mal von der Filmhochschule abgegangen, als sie 'The Hole' verfassten. Der Versuch ist nicht zu übersehen, das die Thematik zu etwas Neuem reizt. Eine gesunde Mischung des bewährten Teenager-Horror-Genres und einem eigenwilligen Psycho-Spieles. Doch entweder haben die Autoren in den zehn Jahren der Vorbereitungszeit nicht mehr am Buch gearbeitet, oder den Trend der Zeit verpasst. So wirklich Neues kann 'The Hole' gar nicht mehr liefern und man bekommt durchweg das beunruhigende Gefühl, das jemand hier einen Teenie Film für Erwachsene drehen wollte. Und genau darin liegt der Hund begraben, nicht im Bunker, sondern daran Jugendliche, in ihrem Spassempfinden für einen wolligen Schocker, zu überfordern und älteres Publikum mit dem Fehlen jedweder subtiler Form psychologischen Terrors vor den Kopf zu schlagen. Durchaus ist 'The Hole' sehenswerter als so manch anderes Subjekt schneller Geldmacherei aus ähnlichen Gefilden, um richtig zu überzeugen fehlt dem Ganzen ein geschickterer Regisseur und eine rundherum notwendige Auffrischung der Dialoge. Wer kopfentleert die pure Unterhaltung sucht, wird aber mit Sicherheit nicht entäuscht werden. Thora Birch ist fantastisch und der Rest des Ensembles entwickelt nach fortgeschrittener Zeit erstaunliches Eigenpotential. Und man will eben doch wissen, was in 18 Tagen aufgezwungener Einzelhaft so alles passieren kann. . .. Hollow Man: Darsteller: Kevin Bacon, Elisabeth Shue, Josh Brolin, Greg Grunberg, Mary Jo Randle, Steve Altens, Kim Dickens Regie: Paul Verhoeven; Drehbuch: Andrew Marlowe; Musik: Jerry Goldsmith; Kamera: Jost Vacano USA / 2000, circa 114 Minuten Eines muß man dem Holländer Verhoeven lassen, er hat eine ausgesprochen wahnwitzige Affinität zum menschlichen Körper. Sei es in 'Basic Instinct', 'Showgirls', oder auch 'Starship Troopers'. Und auf dem Höhepunkt der digitalen Revolution kommt ihm das Script zu der Adaption von H.G. Wells 'the invisible Man' gerade recht. Und was Verhoeven in 'Hollow Man' anstellt lässt alles Tiefgründige hinter sich und beschert dem Zuschauer ein atemberaubendes Panoptikum nie gesehener Effekte. Die Zauberer von Sony Pictures Imageworks und den Tippett Studios überraschen mit anatomischen Aufnahmen, die jedem medizinischen Lehrfilm das Wasser abgraben. Kevin Bacon verkörpert, im wahrsten Sinne des Wortes, den kaltschnäuzigen Egozentriker und selbst ernanntes Genie Sebastin Caine, der mit seiner Truppe in einem unterirdischen Bunker im Auftrag der Regierung biologische Quantenverschiebung erprobt. Dem Zuschauer bleiben ausufernde und komplizierte Verfahrensweisen erspart, es geht schlichtweg darum unsichtbar zu werden. Und Caine, dem die Regierung das Messer an die Kehle setzt, bleibt nur der Schritt zum Experiment am eigenen Körper. Und wie er sich letztendlich ins Nichts auflöst wird man so schnell nicht mehr vergessen. Erst die äusseren Hautschichten, gefolgt von Nervenbahnen und Aterien, die Organe und schliesslich das Skelett. Anders als es wahrscheinlich ein amerikansicher Regisseur angegangen wäre, zeigt Verhoeven seinen Darsteller in ungenierten Ganzkörper-Aufnahmen, genauso unerschrocken wie das, was ein Mensch als Unsichtbarer auch anstellen würde. Denn Caine findet gefallen daran, sich nicht mehr selber im Spiegel ansehen zu müssen und somit sinkt von Filmminute zu Minute seine Hemschwelle. Und der Regisseur hält auch nicht inne, die eigentlich intimsten Gedanken aus dieser Möglichkeit dar zu legen. Und ob man will oder nicht, der Zuschauer ertappt sich immer wieder beider Frage, "wie haben sie das gemacht". Im letzten Drittel reist Verhoeven zugunsten des Pulses das Ruder der Handlung herum und kreiert in der Isolation des Laboratoriums eine Hetzjagd vernünftiger Wissenschaftler gegen Unsichtbaren, die nicht gerade als innovativ zu bezeichnen ist, aber dafür umso spannender inszeniert ist. Es ist tatsächlich der Kunst von Effekt-Spezialisten zu verdanken, das Kevin Bacon, obwohl in der letzten Hälfte nicht mehr sichtbar, als Charakter nicht verloren geht. Sein Zynismus und pathologischer Egoismus machen ihn zum Ideal für die Rolle des am Ende scheiternden Genies. Und manchmal schafft er es sogar, das man doch auf seiner Seite, anstatt der Guten steht. Dazu trägt auch Jost Vacanos exzellente Kamerarbeit bei, die aus der Unwirklichkeit der Beleuchtung mehr heraus zu holen mag, als das sonst übliche Spiel mit dunklen Korridoren und bedrohlichen Schatten. An Bacons unsichtbarer Seite schlägt sich Elisabeth Shue als aufrechte Streiterin für das Gute gar nicht so schlecht und kann charakterlich wesentlich mehr aufbringen als den für das Genre üblichen Helden sonst zugedacht ist. Das gesamte Team von 'Hollow Man' bringt einen leidenschaftlichen Aspekt in die jeweilig ausgeführten Arbeiten. Es ist deffinitiv ein Film geworden, der in dieser Form vor zehn Jahren gar nicht möglich, nie zu realisieren gewesen wäre. Schon aus diesem Grund muß sich 'Hollow Man' deutlich von jedem Tiefgang in Handlung und Dialog distanzieren. Die künstlerischen Aspekte konzentrieren sich auf den visuellen Overkill und vermeiden jede Art des moralischen Dilemmas, welches sich angeboten hätte. Durchaus erkennt man auch die Tragik des verwerflichen Charakters der Hauptfigur, doch zum Glück bleibt dies nur nebensächlich und so unwahrscheinlich das klingen mag, es ist ein großer Pluspunkt im Sinne des Unterhaltungswertes. Das sogenannte Popcorn-Kino hat eine neue Stufe erreicht, in dem Verhoeven seinen Film zu den elementaren Regeln des Horror- und Science Fiction-Genres zurückgesetzt hat. . .
Bandit .
Hot Fuzz
The Hours - Von Ewigkeit zu Ewigkeit: Darsteller: Nicole Kidman, Meryl Streep, Julianne Moore, Ed Harris, John C. Reilly, Claire Danes, Jeff Daniels, Toni Colette, Miranda Richardson u.a. Regie: Stephen Daldry; Drehbuch: David Hare nach dem Buch von Michael Cunningham; Kamera: Seamus McGarvey; Musik: Philip Glass; Bildschnitt: Peter Boyle; Ausstattung: Mark Raggett USA/England / 2002 ; circa 114 Minuten Mrs. Dalloway kauft also ihre Blumen selbst. Wenn The Hours zuende geht, mutet es schon erschreckend an, wie sich alles ineinanderfügt, während man sich im Laufe des Filmes über so merkwürdige Zufälligkeiten gewundert hat. Keine Frage, The Hours ist weder leichte Kost noch aufbauendes Kino, aber mit Sicherheit eines der komplexesten und feinfühligst inszenierten Stücke der letzten Zeit. Und Dank des Bestsellers von Michael Cunningham eines der geschicktesten Verknüpfungen von realer und erfundener Geschichte (abgesehen von den Eskapaden eines Charlie und Andy Kaufman mit Adaption vielleicht). Ein einziger Tag der über das Leben drei verschiedener Frauen in unterschiedlichen Zeitebenen bestimmt. Da ist Clarissa Vaughan (Streep) im heutigen New York, die ein Leben wie Virginia Woolfs Romanheldin Clarissa Dalloway führt. Dann gibt es Laura Brown (Moore) im Los Angeles der fünfziger Jahre, eine von Leben und Ehe frustrierte Mutter, die gerade begonnen hat Woolfs Roman Mrs. Dalloway zu lesen. Und selbstverständlich Virgina Woolf selbst (Kidman), die getrieben von einem unerfüllten Leben auf dem Land und Selbstzweifeln nicht ohne Selbstmordgedanken auskommt. Wer gedacht hat Schnuckelchen Kidman könnte nach The Others nicht mehr besser werden, der sollte sich auf ein blaues Wunder gefaßt machen. Hier ist sie nicht mehr das niedliche Gesicht mit Schauspielqualitäten, sondern eine mit Nasenprothese verunstaltete charismatische Bombe. Nicole verkörpert die Schriftstellerin nicht in einer ausufernden Biographie, sondern muß in eher kurzen Episoden den komplexen Charakter Virgina Woolfs bündeln und übertragen. Und wie sie dies auf der Leinwand ausspielt ist mit jeder Nuance überwältigend. Es macht nicht viel aus, das die ebenso überzeugenden Meryl Streep und Julianne Moore weit hinten anstehen gegen die zierliche Australierin, schließlich sind die Hours auf das Wirken Virgina Woolfs aufgebaut, somit das tragende Gerüst dieser leidenschaftlichen Geschichte. In solch einer illustren Gesellschaft von berauschender Schauspielkunst, verwundert es nicht das auch Ed Harris einer seiner besten Leistungen vollbringt. Wie sollte es anders sein, wo solch ein grandioses Ensemble (wobei die wenigsten wirklich miteinander spielen) in Erscheinung tritt, muß der richtige Regisseur zur Stelle sein. Während Cunninghams Roman auf rein literarischer Ebene funktioniert, der Grundidee eben angemessen, stand Schreiber David Hare vor der undankbaren Aufgabe, literarische Feinheiten in einen optischen Kontext zu bringen. Wie sicher Regisseur Stephen Daldry seine Schauspieler durch die Tour de Force der Gefühle geleitet, wird offenbar, wie gelungen David Hares Arbeit ist. Schon in den ersten Minuten von The Hours erkennt man diese vollendete Symbiose von sich ergänzenden und unterstützenden Künstlern. Und ein so harmonisch anmutendes Team, betrachtet man die gesamtkünstlerische Leistung, fängt schon beim Kabelträger an. Nicht zu vergessen Ausstattung, Kostüme, Philip Glass Musik und den bereits oben Angesprochenen. The Hours ist wirklich keine leichte Kost, so etwas was die Amerikaner gerne Downer nennen. Auf der anderen Seite ist es aber auch sehr erfrischend zu erleben, das es immer wieder Filme schaffen, sich aus den eingefahrenen Strukturen zu befreien. Hinzu kommen die grandiosen Schauspieler und eine wirklich interessante Geschichte. The Hours kann ein wirklicher Downer sein, aber keiner den man versäumen darf. . . House on Haunted Hill: Darsteller: GEOFFREY RUSH, FAMKE JANSSEN, TAYE DIGGS, PETER GALLAGHER, CHRIS KATTEN, ALI LARTEN, BRIDGETTE WILSON u.a.; Drehbuch: DICK BEEBE basierend auf der Geschichte von Robb White; Kamera: RICK BOTA; Musik: DON DAVIS; Regie: WILLIAM MALONE; 96 Minuten Warum eigentlich Remakes, beantwortet sich mit einer einfachen Antwort, der Vorwurf einer besseren Vorlage steckt man besser weg, als jenen des schlechten Diebstahls. Und wenn man sich dann noch als Vorbild den ohnehin aberwitzigen '58er Streifen 'House on Haunted Hill' aussucht, kann es nur besser werden. Mit einigen Änderungen geht William Malones Version ins Rennen um kassenträchtige Billigschocks. Zuerst tauschte man Vincent Price' Filmnamen von '58, um Geoffrey Rush mit dem Charakternamen Price zu belegen, eine ebenso aberwitzige Hommage, konnte doch nicht einmal Vincent Price etwas gutes aus dem Original holen. Geoffrey Rush dagegen, hat mit seinem überdrehten Charme nicht nur sichtlich sehr viel Spaß an der Rolle des exzentrischen Party-Gastgebers, er macht den steifen und charakterlosen Nebendarstellern vor, was man in so einem Film zu erwarten hat und dabei dem Publikum schuldig ist. Famke Janssen als seine verhaßte Ehefrau versucht ihm annähernd das Wasser zu reichen, scheitert hier und da, kann aber in ihren Szenen mit Rush den Film über die anderen, wirklich uninteressanten Figuren retten. Eine Nacht sollen die Gäste des sich anwidernden Paares in einer ehemaligen, jetzt aber verlassenen Nervenheilanstalt verbringen. Wer die Nacht überlebt, soll mit 1 Millionen Dollar belohnt werden. Sorgt Price/Rush anfangs noch mit eigenen Mitteln für den Grusel bei seinen Partygästen, mischen bald kräftig die Geister der verstorbenen Anstaltsinsassen mit. Das hört sich billig an und verspricht dennoch viel Spaß, doch William Malone läßt seine Gäste ohne richtige Charakterzüge, dümmlich durch die verspielt, bedrohlichen Kulissen stolpern. Niemals alleine bleiben wird ausgesprochen, und sofort vergessen. Motivationen bleiben überhaupt außen vor. Und wenn einer dem Spuk zum Opfer fällt, kratzt das niemand sonderlich, schließlich will man Kurzweil treiben und keine Psychostudien aufstellen. Einfallsreichtum steckt in lediglich zwei, bis drei Wendungen und den gelungenen Bauten, die wohlwollende Atmosphäre versprühen. Vermutstropfen bleibt dennoch deren eindimensionaler Einsatz. Von der gewaltigen Anstalt auf der gespenstischen Anhöhe auf den Klippen ist, bis auf die Kellergewölbe, nicht viel zu sehen. Für eine gelungene Hommage gibt sich der Film viel zu überdreht modern und als überdrehtes eigenständiges Werk will er mit konservativen Stimmungen überzeugen. Ja, dieses Remake ist besser als das Original. Don Davis Musik trägt einen großen Teil mit seiner stimmungsvollen Tönen, dennoch rutscht er ab und an in nervigen Techno-Sound ab. Ein Beispiel das den Film hindurch in allen Teilen widerfährt, eine klare Linie kann er einfach nicht halten. Es ist ein unterhaltsamer Spaß auf der einen Seite, auf der Anderen hat niemand etwas versäumt, wenn er sich das Geld spart. . . The Hulk: Darsteller: Eric Bana, Jennifer Connelly, Sam Elliott, Josh Lucas, Nick Nolte u.a. Regie: Ang Lee; Drehbuch: John Turman, Michael France, James Schamus; Kamera: Frederick Elmes; Bildschnitt: Tim Squyres; Musik: Danny Elfman USA / 2003 ; circa 138 Minuten Jetzt stampft er auch noch über die europäischen Leinwände, der HULK. Und man meint erahnen zu können, was dieses Monstrum zu so einem Kassen-Favoriten werden liess. Aber es ist eben nur eine Ahnung, weil es eigentlich der überproportionierte Aggressor nicht wirklich schafft zu überzeugen. Das liegt zum einen an der Beharrlichkeit Ang Lees, eine der ernsthaftesten Comic-Verfilmungen auf die Leinwand zu bringen und zum anderen sind es die wirklich enttäuschenden Spezial-Effekte. Wenn die Filmindustrie einen Beweis brauchte, das Computer-Charaktere keine Schauspieler ersetzen können, dann ist der 'Hulk' das beste Exempel. Schon der 'Daredevil' krankte bitterlich an seiner künstlich aufgebauschten Ernsthaftigkeit. Ang Lee versteht da etwas mehr von seinem Beruf, tut sich und seinem Film aber absolut keinen Gefallen, das er seinem Anti-Helden auch nur die geringste Spur von Ironie, oder Humor versagt. Manch einer der wohlgesonnenen Kritiker wollte die Figur des Bruce Banner und seiner Beziehung zu seinem Vater und der langjährigen Freundin Betty Ross auch etwas einer großen griechischen Tragödie abgewinnen. Mehr Shakespeare, als Comic, war zu vernehmen. In diesen Gefilden hat Ang Lee schon öfter sein sicheres Regie-Händchen bewiesen, aber der Hulk ist keine tragische Figur, eher ein erbärmlicher Fehlschlag. Grün, groß und unnatürlich stampft er sich durch eine Geschichte, die so uninteressant ist, weil der Zuschauer all den angestrengten Handlungsversuchen mindestens eine halbe Stunde vorraus ist. Hinzu kommen Rechner-Künste, die nicht die geringste Einheit zwischen realem Schauspieler und grünem Monster her zu stellen vermag. Die Erwartungen waren sicherlich groß, Grün ist ja auch die Farbe der Hoffnung. Mächtig klingeln die Kassen und geboten wird erstaunlich wenig. Es krankt, wie die meisten Filme seit einigen Jahren im Blockbuster Geschäft zeigen, auch hier an der Bereitschaft, dem Publikum mehr als nur gekonnte Werbestrategien vor zu führen. Und wieder einmal der unschlagbare Beweis, dass gefüllte Kassen nichts über Qualität aussagen.
. THE HURRICANE DARSTELLER: Denzel Washington, Vicellous Reon Shannon, John Hannah, Deborah Kara Unger, Liev Schreiber, Clancy Brown, Dan Hedaya und Rod Steiger; MUSIK: Christopher Young; KAMERA: Roger Deakins; DREHBUCH: Armyan Bernstein, Dan Gordon nach den Büchern "Sixteenth Round" von Rubin 'Hurrican' Carter und "Lazarus And The Hurricane" von Sam Chaiton & Terry Swinton; REGIE: Norman Jewison; 140 MINUTEN BERICHTIGUNG: Selbstverständlich wird ein Film wie 'Hurricane' schwer angegriffen. Er spiegelt Dinge wieder, die in Amerika tief in der weißen Bevölkerung verwurzelt sind, aber niemand mehr nach außen hin zugeben darf, oder will. Und um diesen Film zu denunzieren, wird mit vielen Vorwürfen gegen geschossen, wie der immer wiederkehrenden Behauptung, der Regisseur würde die gewalttätige Vergangenheit des Charakters Rubin Carter, sowie seine kriminelle Vergangenheit unterschlagen. Das ist vollkommen falsch, wenn auch von auffällig vielen Kritikern so beschrieben. Ein sogar großer Teil des Filmes zeigt nicht nur Rubin Carters Vergangenheit, sowie Gewaltbereitschaft, vielmehr dient diese Charaktereigenschaft als zentrales Thema für die innere Wandlung des ehemaligen Boxers. Sehr beliebt ist auch die falsche Äußerung, der Film würde so tun, als wären die drei kanadischen Studenten alleine dafür verantwortlich, das 'Hurricane' Carter letztendlich frei kam. Sehr wohl wird darauf hingewiesen, das viele Menschen, darunter auch sehr namhafte Leute aus dem Showbusiness sich für die Freilassung des zu Unrecht inhaftierten Carter einsetzten. Unterstrichen wird dies zudem noch von zeitgenössischen Dokumentaraufnahmen. Nicht zu vergessen, begleitet Bob Dylan's populärer Song 'Hurricane', eine Ballade über Carter's Schicksal, die Geschichte immer wieder und unterstreicht musikalisch eben jene Bemühungen der schwarzen wie weißen Bevölkerung, die Justiz im Staat New Jersey von der Unschuld des Inhaftierten zu überreden. Bernstein und Gordon's Drehbuch vereint zwei Biographien, darunter Carter's eigenes Werk, welches er in Haft verfaßte. Das eine auf 140 Minuten (die Premierenkopie hatte sogar nur eine Laufzeit von 125 Minuten) reduzierte Lebensgeschichte Charakteren zusammenfassen und Ereignisse straffen muß dürfte jedem klar sein, der Film hat es nicht einmal nötig, an irgendeiner Stelle darauf hinzuweisen, das es sich um wahre Begebenheiten handelt. Rubin 'Hurricane' Carters (Washington) Karriere als Boxer ist auf dem Weg nach unten, als Polizeistreifen ihn zu einer Gegenüberstellung bringen, wo er von beeinflußten Zeugen als der Mann identifiziert wird, der drei Menschen in einer Bar erschossen haben soll. Motiv: Rassenhaß. Carter bekommt dreimal Lebenslänglich und während seiner Inhaftierung schreibt er das Buch 'Die Sechzehnte Runde'. Nachdem Carter bereits fünfzehn Jahre eingesessene hat, findet der Junge Lesra (Shannon) jenes Buch auf einem Flohmarkt. Fasziniert von dieser Lebensgeschichte, die seinem eigenen Schicksal nicht unähnlich scheint, nimmt er brieflichen Kontakt mit Carter auf, der sich mittlerweile von der Außenwelt absolut abgeschottet hat. Es entwickelt sich eine zartfühlende Freundschaft zwischen den verwandten Seelen in deren Verlauf Lesra seinen neuen Freund auch des öfteren im Gefängnis besucht. Lesra's Ziehfreunde Lisa, Sam und Terry (Kara Unger, Schreiber, Hannah), Weltverbesserer erster Güte, setzen letztendlich all ihre Kraft und Energie dafür ein, den Fall noch einmal auf zu rollen und finden schließlich die entlastenden Beweise. Diese müssen allerdings zuerst der Gerichtsbarkeit von New Jersey vorgelegt werden, bevor sie am Bundesgerichtshof akzeptiert werden. Allerdings wurde Carter in New Jersey von zwei unabhängigen Jurys verurteilt und diese Beweise würden Carter zwar helfen, aber das Gericht kompromittieren. Und welches Gericht würde einen neuen Fall aufrollen, um seine eigene Unfähigkeit auf zu decken? Ist 'Hurricane' ein guter Film? Ginge man ins Kino ohne das Wissen, das diese Geschichte sich tatsächlich zugetragen hat, wäre man über die konstruierte und zufallsbedingte Abhandlung eher amüsiert. Jewison scheint diesen Zustand äußerst reizvoll zu finden und baut daraus ein nur an der Oberfläche glänzendes Gerichtsdrama. Dahinter versteckt sich eine traurige Ballade eines zutiefst verbitterten Mannes, der nie seine Diskriminierung akzeptieren konnte und wollte, deshalb sogar als Täter wirklich in Betracht kommt. Bis in die letzten fünfzehn Minuten hinein wird immer wieder offen gelassen, ob Carter wahrhaftig die drei Weisen erschossen hat. Parallel zu dem verzweifelten Kampf von Carter, den er in seinem Inneren zwischen Haß, Mißtrauen und Resignation austrägt, läuft eine für Jewison typische Abrechnung mit dem amerikanischen System. In einem Interview amüsierte sich der Regisseur, dessen eindringlichstes Werk 'Hitze Der Nacht' sich bereits mit dem offenen Rassismus in Amerika beschäftigte, über die oberflächlichen Absichten der 'political correctness' und deren Folgen. Seiner Meinung nach, werde dieses Wort in seiner Bedeutung dazu mißbraucht, nur nach außen hin den Schein zu wahren. Wie politisch korrekt Amerika tatsächlich funktioniert, verdeutlicht Carter's Fall perfekt. Noch drei Jahre nach dem Freispruch, welcher unwiderlegbarer Beweise zugrunde lag, versuchte die Gerichtsbarkeit vom Staat New Jersey Rubin 'Hurricane' Carter wieder ins Gefängnis zu bringen. Ja, 'The Hurricane' ist eine guter Film, ein bewegender und streckenweise sogar zynischer Streifen, der mit Klischees zu spielen vermag. So erlebt man zum Beispiel Clancy Brown, Unsympat zahlreicher, schlecht inszenierter Thriller, in einer völlig umgedrehten Rolle, welche er auch noch glänzend aus zu füllen versteht. Es überrascht auch, das der sogenannte Bösewicht (Hedaya) nie seine Film-typische-Abreibung bekommt, sogar noch bedrohlich über den Dingen stehen darf. Während alle Schauspieler ihr gutes Stück vom Kuchen bekommen und Rollen bedingt überzeugen, ist die Darstellung des Rub' Carter ein Triumph für Denzel Washington. Jewison war der eigentliche Entdecker des berühmtesten schwarzen Schauspielers seit Sidney Poitiers, den er für 'A Soldiers Story' vor die Kamera holte. Und Jewison war es, der Poitier in der 'Hitze Der Nacht' zur Oscar-Reife spielen ließ und nun mit Washington ähnliche Höhenflüge erzielen könnte. Kevin Spacey, eigentlicher Favorit dieses Jahres, wird wohl von unten auf die Bühne blicken, wenn Denzel den 'goldenen Jungen' entgegen nimmt. War Washington eigentlich in seinen Rollen immer überzeugend, hat er bisher nie diese Vielfalt an Ausdruck und Differenziertheit zutage gebracht. Vielleicht wäre es ungerecht gegenüber einem hervorragenden Regisseur und einer phantastischen Kamerarbeit von Roger Deakins, aber um ehrlich zu bleiben, steht und fällt 'The Hurricane' mit einem phänomenalen Denzel Washington. Mit 'Rollerball' hat Jewison ein weltweites System in Frage gestellt, in 'Moonstruck' durchschwamm er den Mikrokosmos einer eingeschworenen, aber abseits gelagerten Gemeinde und offenbarte bei 'In Country' die seelischen Abgründe einer vom System vergewaltigten Persönlichkeit. Washington und Jewison haben sich zusammengeschlossen, um ihre jeweilige Quintessenz aus Perfektion, Lernfähigkeit und Profession zu einem der vielschichtigsten Werke der letzten Jahre zu verschmelzen. Die Oscars: Zum Glück heißt es seit Jahren nicht mehr 'the Winner is...', denn dieses Jahr würde es einem von zwei herausragenden Filmen wirklich weh tun. Für die Geschichtsbücher dürfte es ein Trauerkapitel sein, das 'American Beauty' und 'Hurricane' gegeneinander antreten müssen, denn 'the oscar goes to...' ist im Grunde, zum Teufel mit der political correctness', mit dem 'winner is...' nach wie vor gleich zu setzen. Einer der beiden Filme wird sich mit der Auszeichnung schmücken, aber keiner hat es mehr verdient wie der andere. |
Abgeschminkt ; Allgemeines Archiv ; Kritikarchiv ; Globes & Oscars