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Hairspray
Hannibal  
Harry Potter und der Stein der Weisen Harry Potter and the socerers stone

Harry Potter und die Kammer des Schreckens

Harry Potter and the Chamber of Secrets
Harry Potter und der gefangene von Azkaban Harry Potter and the prisoner of azkaban
Harry Potter und der Feuerkelch Harry Potter and the Goblet of Fire
Harry Potter und der Orden des Phönix Harry Potter and the Order of the Phoenix
Harry Potter - Halbblutprinz Harry Potter and Half-Blood Prince
Heartbreakers  

Helden aus der zweiten Reihe

The Replacements
Herr der Ringe: Die Gefährten Lord of the Rings: The Fellowship of the ring
Herr der Ringe: Die zwei Türme Lord of the Rings: The Two Towers
Herrschaft des Feuers Reign of Fire
Der Himmel kann warten
A History of Violence
The Hole
Hollow Man
HOSTEL
 Hot Fuzz  
 The Hours  Von Ewigkeit zu Ewigkeit
House on haunted Hill
Hurricane

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Abgeschminkt ; Allgemeines Archiv ; Kritikarchiv ; Globes & Oscars

 

 

Hairspray

Darsteller: Nikki Blonsky, John Travolta, Michelle Pfeiffer, Christopher Walken, Amanda Bynes, Brittany Snow, Queen Latifah, Zac Efron, James Marsden u.a.

Regie & Choreographie: Adam Shankman; Drehbuch: Leslie Dixon; Musik: Marc Shaiman; Songs: Marc Shaiman, Scott Wittman; Kamera: Bojan Bazelli; Bildschnitt: Michael Tronick

USA / 2007; circa 115 Minuten

Schon mit der Eröffnungsnummer ‚Good Morning, Baltimore’ weis man wo es langgeht. Entgegen all den Filmen, die neuerdings zu Musicals vergewaltigt werden, wie zum Beispiel ‚Herr der Ringe’, war John Waters ‚Hairspray’ von 1988 geradezu der knallbunte Schrei nach Musik, Gesang und viel Tanz. Broadway, Off-Broadway, oder Tour, ‚Hairspray’ feierte verdienterweise Erfolge die ihresgleichen suchten. Von der Leinwand auf die Bühne und von der Bühne wieder auf die Leinwand, das war nur eine Frage der Zeit. Was ‚Hairspray’ als Film und Musical so erfolgreich machte, war John Waters sehr simpler, aber geradeheraus humorvoller Umgang mit ur-amerikanischen Themen wie dicken Menschen und Afroamerikanern. Aber keine Adaption legt Wert darauf auch nur den geringsten Tiefgang aufkommen zu lassen. In seiner Einfachheit soll ‚Hairspray’ einfach nur Spaß machen, und das tut es.

Tracy Turnblad (Blonsky) ist ein dickes Mädchen, das im Jahr 1962 davon träumt Vortänzerin im lokalen Fernsehhit ‚The Corny Collins Show’ zu werden. Als sie ihr Ziel erreicht, entpuppt sich die zickige Amber von Tussle (Snow) als Tracys größte Widersacherin. Ambers Mutter, die noch zickigere Velma Von Tussle (Pfeiffer), ist auch noch Produzentin der ‚Corny Collins Show’ und sieht eine Chance der an Beliebtheit gewinnenden Tracy einen Strick zu drehen, als sich diese offen für die Gleichberechtigung von Schwarzen einsetzt. Aber wie in jedem Gute-Laune-Musical der Sechziger, kann denen mit reinen Herzen und Rhythmus im Blut nichts Böses widerfahren. 

Harris Glenn Milstead, besser bekannt unter dem Pseudonym Divine, war Hauptakteur in jedem von John Waters Filmen. Und Divine als Mutter von Tracy Turnblade hat in dem Film von `88 Maßstäbe gesetzt, die man als Hommage für die Musical-Version übernommen hat. So triumphierten als dicker Mann in Frauenkostümen unter anderem Bruce Vilanch, Michael McKean, oder auch Harvey Fierstein. Das hat auf der Bühne sehr gut funktioniert. Mit John Travolta auf der Leinwand haut das irgendwie nicht hin. Allzu offensichtlich steckt hier Travolta in dicken Makeup Schichten, Latex-Überziehern und Schaumstoffpolstern. Weder Travoltas Spiel, noch seine Kostümierung können überzeugen. Und damit geht ein großer Teil von ‚Hairspray’s originellem Charme verloren.

Als Offenbarung entpuppt sich hier Nikki Blonsky als pummelige Frohnatur, mit großartiger Stimme und ansteckenden Tanzbewegungen. Blonsky ist einfach überwältigend. Choreograph und Regisseur Shankman beweist mit dieser Adaption wieder, das er doch ein Händchen dafür hat, auch banale Geschichten energetisch und funktionierend auf die Leinwand zu bringen. Aufgefallen war Shankman bisher allerdings mit eher seichten Streifen wie ‚Wedding Planer’, oder ‚Bringing down the House’. Seine Arbeit als Choreograph allerdings erfreut sich in Hollywood größter Beliebtheit. Auch ‚Hairspray’ wird ihn nicht die Annalen der größten Regisseure heben, doch er beweist Gespür für das bunte Spektakel und den Stil alter Musicals. Der Verzicht auf allzu schnelle Schnitte lässt den Zuschauer an den Gesangs- und Tanzeinlagen teilhaben. In längeren Totalen sieht man Menschen wirklich das tun, was sie vorgeben zu können.

Auch wenn ‚Hairspray’ als Kinoadaption eines Broadway Musicals seiner Zeit thematisch mindestens 30 Jahre hinterher hinkt, sind es nichtsdestotrotz fast 2 Stunden pure Unterhaltung die wirklich Spaß machen. Und kaum ein Musical dürfte so pointierte, hintergründige und teilweise auch sarkastische Texte haben wie die, die sich Marc Shaiman und Scott Wittman für ‚Hairspray’ ersonnen haben. Da ist das zuhören schon mehr als das halbe Vergnügen.

bandit

 


 

Hannibal:

Darsteller: Anthony Hopkins, Julianne Moore, Giancarlo Giannini, Ray Liotta, Frankie R. Faison, Francesca Neri und Gary Oldman u.a.

Regie: Ridley Scott; Drehbuch: David Mamet, Steven Zailian nach dem Buch von Thomas Harris; Kamera: John Mathieson; Musik: Hans Zimmer; Filmschnitt: Pietro Scalia

USA / 2001 , circa 131 Minuten

Das Schöne an Hannibal ist, das Regisseur Scott genau wußte, die kunstvolle Art des Intimen Horrors nicht wiederholen zu können, die ihm Vorgänger Jonathan Demme aufgebürdet hatte. Das Unschöne an Hannibal ist der ungerechtfertigte Presserummel, der unsäglich mehr verspricht, als er wirklich bereit ist zu zeigen.

Zehn Jahre sind vergangen, im Film, wie im richtigen Leben, als sich Doctor Lecter von Clarice Starling mit den Worten verabschiedete, "ich treffe einen alten Freund zum Essen". Mit diesem letzten zweideutigen Satz implizierte sich auf perverse Schadenfreude gerichtet, eines der menschlichsten und verständlichsten Monstren des modernen Horrors, aber auch das gewissenloseste. FBI Agentin Clarice Starling (Foster-Ersatz Julianne Moore) hat ihn nie richtig vergessen könne, genausowenig wie das Publikum. Aber auch Hannibal Lecter (Hopkins) selbst, jetzt Kurator an einem Museum in Florenz und wie diese Stelle für ihn frei wurde kann das Publikum erahnen, sehnt sich nach jener Anfängerin, die ihm soviel Abwechslung in seinen Kerker brachte. Und im gewissen Sinne, verdankt er ihr ja schliesslich seine Freiheit. Aber Lecter drängt es zurück ins Leben, in die Öffentlichkeit. Das geschieht schneller als beliebt, wenn Mason Verger wieder in Erscheinung tritt, das einzige Opfer, das einen Angriff von Lecter überlebt hat. Besser gesprochen war es kein Angriff und eine in verschwommene Bilder gehüllte Rückblende erklärt den Hass Vergers und eröffnet gleichzeitig den ersten visuellen Schock für das bisher in Sicherheit gewogene Publikum. Lecter setzt Verger unter Drogen und befiehlt ihm dann, sich mit einer Spiegelschwerbe selber Fleischfetzen aus dem Gesicht zu schneiden, welche Lecter sichtlich amüsiert den Hunden zum Frass vor wirft. Gerade durch die unruhige Kamera glaubt der Zuschauer wesentlich mehr zu sehen, als tatsächlich auf der Leinwand passiert. Ein Novum an Schnitt-, Kamera- und Inszenierungstechnik, die Scott schon bei Gladiator den Vorwurf haltloser Gewalt einbrachte, ohne das diese Gewalt tatsächlich in dieser Richtung sichtbar wurde.

Weiter geht der Zauberreigen des Horrors, als der italienische Kommissar Pazzi (Giannini) den Kurator Dr. Fell in Florenz als jenen zu erkennen glaubt, der er tatsächlich ist. Pazzi geht aber nicht seiner seiner unter Eid abgelegten Pflicht nach, sondern sucht über andere Wege persönlich Kapital aus dem Wissen zu schlagen. So trifft Pazzi auf den Multimillionär mit dem Matschgesicht Mason Verger, dieser wiederrum hat Kontakt zu Lecters ehemaligen Wärter und Pfleger Barney (Faison), der einzige Schauspieler neben Hopkins der es in die Fortsetzung geschafft hat. Starling, nicht unmüde, stösst wieder auf Barney und nach und nach schliessen sich die Kreise. Aber nicht ohne einen exzellent inszenierten Thriller, den Scott in den gothischen und barocken Kulissen von Florenz bietet, welcher schon von Dramaturgie und Aufbau her einen Film alleine zur Ehre gereichen könnte und das volle Erwachen des Hannibal Lecters symbolisiert. Wenn Pazzi nämlich glaubt Vergers 3 Millionen Dollar Belohnung wegen, mit Lecter ein Katz und Maus Spiel zu starten, ist er längst schon zur Maus degradiert. In seiner schwermüdigen Blau-Phase gehalten, unterstreicht die Lichtbestimmung auch die Ausweglosigkeit aller Figuren. Das schicksal Pazzis genauso, wie die Bestimmung Hannibal Lecters.

Der letzte Akt gehört endgültig dem ungleichen Paar und führt es zusammen, wobei hier scheinbar die Freude an inszinatorischen Einfällen bei Ridley Scott etwas erloschen scheint. Der Film wirkt lange nicht mehr so artistisch, eher konventionell. Das es den Häschern um Mason Verger wirklich gelingt, Lecter in die Falle zu locken und gefangen zu nehmen bleibt fürs erste ziemlich verwunderlich. Der schräge Multimillionär hat sich für den Mann, dem er soviel verdankt, etwas besonderes ausgedacht. Speziell abgerichtete Wildschweine sollen zuerst Lecter bei lebendigem Leib die Füsse abfressen und mit am Leben haltenden Massnahmen, darf sich Lecter dann sieben Stunden später zum Hauptgang den Schweinen schliesslich komlett präsentieren. Aber wen sollte es überraschen, das Lecter von keiner Geringeren Hilfe erfährt als von seinem FBI-Schatz Starling. Mutete es bei aller Genialität sehr verwunderlich an, das Lecter doch in die Falle ging, bleibt es den Kopfgrößen überlassen, heraus zu finden, ob es nicht ebenfalls zu des Doktors raffiniert eingefädelten Spielen gehörte, sich von Starling retten zu lassen, sie einer Probe zu unterziehen und die eigenartig komplexe Beziehung zwischen beiden bewußt aus zu reizen. Und wie Lecter seinen Erzfeind Verger schliesslich loswird, ist so simbel, aber genial, das es wieder verständlich wird, wie er sich trotz seiner allgegewärtigen Bosheit einen Platz in unserem Herzen und in unserer Angst festigen konnte.

Showdown bildet selbstverständlich der Stein des Anstosses für all das ungerechtfertigte Gejammer in der Presse, das abschliessende Dinner zum dem Lecter nicht nur Clarice Starling, sondern auch den Mann, der ihr das Leben im öffentlichen Dienst zur Hölle macht Paul Krendler (Liotta). Wer das Buch bereits hinter sich hat, wird sich schwer vorstellen können, das es diese Sequenz in den Film geschafft hat, viel besser, sie ist auch vollkommen intakt. Aber man muß zur ehrenrettung Scotts sagen, das es nicht der freie Umgang mit allen optischen Möglichkeiten ist, welche diese Sequenz zu adequat verstörend macht, sondern die über allem dominierende Persönlichkeit Anthony Hopkins. In seinem Spiel, in der Selbstverständlichkeit seines Tuns und seines Redens entfaltet sich erst das, was wirklich schockiert, denn Hannibal Lecter ist ein gebildeter Mann, ein gutaussehender vielleicht noch, er weiß wie man sich benimmt und er kennt Menschen. Hannibal Lecter ist jemand dem man sich anvertrauen möchte, von dem man sogar gerne analysiert wird, aber bestimmt nicht filetiert. Und zudem ist es ein Mann der sagt was er denkt. Wie viel Spaß Hopkins bei seiner Rolle hatte merkt man ihm in jeder Minute seiner Leinwandauftritte an. Jene Rolle des mit allen positiven Manirismen behafteten Ideal, das er schon so oft verkörpert hat. Aber hier nun mit dem diabolischen Einschlag des unberechenbaren Bösen. Lecter war in den ersten zwei Vefilmungen zwar eine wichtige, aber für die Handlung doch nur besser ausgebaute Nebenrolle. Und damit tritt schon der schwierigste Konflikt zwischen Hannibal und den Lämmern zutage. Der wahre Nervenkitzel des Vorgängers stellte sich ein, obwohl, oder vielleicht weil, Lecter/Hopkins in intensiver Nähe doch durch eine Glasscheibe von Starling getrennt war. Das Böse war in gewisser Weise gebändigt, aber niemals gezähmt. Gerade darin liegt die Kraft der Hannibal-Geschichte, zu erklären, wie sich diese Person überhaupt in der Öffentlichkeit gewegen könnte.

Ridley Scott hat das ausgenützt, was zuerst wie ein schwieriges Unterfangen aussehn müßte. Den Charakter von Grund auf eigenständig zu erschaffen, ohne ihn neu erfinden zu müssen. Von Lecters ersten Auftreten, bis zu seiner Entdeckung in Florenz legt Scott Stück für Stück das Genie frei, das in der Wildnis gegen seinen eigenen Urtrieb ankämpft. Anfangs glaubt man sogar noch gewisse Unsicherheiten bei Lecter zu bemerken und die genutzte Montage zu einem Thriller baut ihn endgültig in die Richtung auf, in welcher wir uns von ihm damals verabschiedet haben. In dieser und vielen andern Dingen ist Hannibal zu einem völlig anderem Horrorszenario geworden, als die beiden Thomas Harris Vorgänger Manhunt und Silence of the Lambs. Fort ist die verstörente Intimität der selbst gequälten Figuren, die innerliche Zerrissenheit psychotischer Charakteren und die Geradlinigkeit der Kontinuität. Scott wollte keine Vergleiche aufkommen, oder gelten lassen. Er geht einen komplett anderen Weg und das tut dem Film genauso gut, wie dem Publikum. Immer wieder reisst Scott den Erzählfaden auf, beginnt eine neue Geschichte, kehrt zum Ausgangspunkt zurück, oder webt einen anderen Strang mit ein. Vielleicht vermisst der eine, oder andere die spröde Eleganz der wahnsinnig verdichteten Atmosphäre der Vorgänger, aber dafür baut Hannibal sein Potential so geschickt in andere Verläufe auf, umgarnt Thriller-Elemente genauso wie morbiden Horror, schwarzen Humor und präziese Charakterzeichnungen, das er keinen Vergleich stand halten muß. Für sich alleine stehend, ist Hannibal brillant inszeniertes Kino in prächtigen Ausmassen, das seine Elemente nicht zu Stückwerken verkommen lässt, sondern eine faszinierende, unglaubliche Einheit bildet.

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Harry Potter und der Stein der Weisen:

HARRY POTTER AND THE SORCERER'S STONE

Darsteller: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Robbie Coltrane, Richard Harris, Maggie Smith, John Cleese, Warwick Davis, Alan Rickman, Ian Hart, John Hurt, Tom Felton,Fiona Shaw u.v.a.

Regie: Chris Columbus; Drehbuch: Steve Kloves nach dem Roman von Joanna K. Rowling; Kamera: John Seale; Filmschnitt: Richard Francis-Bruce; Musik: John Williams; Supervisor vuisueller Effekte: Robert Legato; Produktion-Design: Stuart Craig

USA / 2001 ; circa 152 Minuten

Es ist wie verhext. Jedes Feuilleton und alle Nachrichtenseiten sind gefüllt, auf jedem Sender ist etwas zu sehen und er ist in aller Munde. Der Zauberlehrling ist in Deutschland angekommen und würde er hier das Zauber-Internat besuchen, müsste er nach Durmstrang. Aber bis wir auch mal die Schüler aus Deutschland kennen lernen, dauert es noch drei Fortsetzungen, die sich garantiert nicht weghexen lassen. Wie beim großen Aufruhr um das Erscheinen des vierten Buches, erfüllten auch bei den ersten Minuten des angebrochenen 22. Novembers Tausende süchtiger Kinder die Kinos, mit ihnen die Erwachsenen die alles auf die Kleinen schieben und dem Charme der Bücher dabei längst selbst erlegen sind. Es wird sich nie richtig nachvollziehen lassen, ob die perfekt geölte Werbemaschinerie den Heißhunger auf die bewegten Bildern in Gang brachte, oder der bisherige Erfolg als logische Konsequenz aus der Vielzahl der Leser besteht. Der einen wie der anderen Seite dürfte es egal sein, der Erfolg ist wichtig. Vergleichen lässt sich solch eine mediale Massenhysterie nur mit dem Ereignis vor 65 Jahren, als David O.Selznick für eine Bestsellerverfilmung die passende Besetzung suchte. Zum vorherigen Entsetzen und nachhaltiger Verzückung wurde die Südstaaten-Hexe von einer Britin verkörpert. So etwas durfte im neuen Jahrtausend nicht passieren. Es war nach außen hin ein Pseudo-Mitspracherecht der Autorin, alle Rollen müssten mit Briten besetzt werden. Und der große Bruder Warner tat gerne so, als würde er gehorchen. Tatsache war die wildgewordene Phantasie der jungen Leserschaft die für ihre drei Lieblinge der Bücherserie frische, unbekannte Gesichter benötigte, um nicht in das Fahrwasser Selznicks zu geraden, der Scarlett O’Hara mit Vivien Leigh besetzte und im Vorfeld allergrößte Empörung auslöste. Schließlich musste die Potter-Maschine ohne Fehlzündung, mit vollem Tank ins zauberhafte Rennen gehen. Wie die Süddeutsche schön hervorkramte, machte vor 65 Jahren dem kühlen Geschäftsmann Selznick einzig und allein der Leser wirkliche Probleme. Das, was ihm wirklichen Respekt einflößte, war die Verantwortung gegenüber einem Buch, das umgehend zum Klassiker avancierte. Der Leser hatte eine gewisse Vorstellung, er brachte eine Phantasie mit ein, welche sich schlichtweg individuell gestaltete und somit in tausendfachen Varianten vorlag. Die Verantwortung Selznicks war gleichermaßen Herausforderung und Abenteuerspielplatz. Beides durfte sich Warner überhaupt nicht leisten. Autorin Rowlings hat ihren Serienhelden auf sieben Bücher konzipiert, vorerst. Und das nun alles beherrschende Studio war gerade erst dabei, Teil eins auf die Leinwand zu bringen. Somit forderte das Großprojekt seine ersten Opfer, und die hießen in erster Linie Spielberg und Gilliam. Resultierend war das nächste Opfer die Phantasie. Spielbergs Name war zu mächtig, um ihn kontrollieren zu können und Terry Gilliam ist ein zu individueller Visionär, als daß er im Zaum gehalten werden könnte.

Die Produzenten versteckten sich hinter den Erfolgen von ‚Kevin’ und ‚Ms. Doubtfire’, um die gewaltige Fehlentscheidung der Wahl von Chris Columbus entgegen zu treten. All die Querelen und ewigen Debatten, das Gelächter und die Beschwichtigungen, die Unkenrufe und kühle Toleranz aus dem Vorfeld haben letztendlich nur diejenigen bestätigt, die Regisseur Columbus als gewaltigste Fehlentscheidung des Projektes ansahen. So ist aus dem großen Stoff der Phantasie ein nettes Abziehbild geworden. Der Zaubertrank der Kreativität wurde zum ordinären Erfrischungsgetränk. ‚Harry Potter’ allerdings seinen Unterhaltungswert abzusprechen wäre falsch und gelogen. Der Film ist Unterhaltungskino allererster Güte. Laut, kurzweilig und gestopft mit Spektakel. Aber das Besondere fehlt an allen Ecken und Enden. Chris Columbus kam als Regisseur angeblich in Frage, weil er so tolle Kinderfilme zaubern konnte, entlockt aber seinem Hauptdarsteller Daniel Radcliffe gerade einmal drei Variationen von Darstellung. Erstauntes Kucken, ängstlicher Blick und breites Grinsen. Das ist insofern nicht weiter hinderlich, weil kaum ein Zuschauer im Inferno der Bilderflut Details im Auge behalten kann. Schon gar nicht die Schauspielerei. Wesentlich differenzierter dürfen Emma Watson als Hermine Granger und Rupert Grint als Ron Weasley agieren, was diesen wiederum nicht viele Vorteile bringt außer die Sympathien für bereits lieb gewonnene Charakteren aufrecht zu erhalten. Wichtig ist einzig die Hauptperson, oder wer wollte schon Sam Hawkins sein, als er Winnetou spielen durfte. Als Romanverfilmung ist ‚der Stein der Weisen’ eine zwiespältige Sache geworden. Jede Figur, jeder Schauplatz, kleinste Details sind erhalten und eins zu eins umgesetzt. Von den 130 Millionen Dollar Produktionskosten sollen die Hälfte für Effekte ausgegeben worden sein, es mutet allerdings an, als ob der Prozentsatz wesentlich höher angelegt werden müsste. Neun Effekt-Häuser haben sich beteiligt, um Eulenschwärme, Hogwarts, Quidittch und all die munteren Fantasiegesellen zu beleben. Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz. In dem unheilvollen Drang der Konformität zur Vorlage verzaubert sich das Spektakel zur Konformität mit Hollywood. Die überfrachteten visuellen Effekte bieten ungleich weniger Aufregendes als man eigentlich annehmen möchte. Von der ersten Minute an bewegt sich alles im Bereich des Herkömmlichen und im Hause der Effekte manchmal sogar darunter, wie der eher peinlich anrührende Centaurier oder das auf fliegenden Besen zu spielende Quidittch. Aber wiederum macht sich die Formel der überfrachteten Abhandlungen bezahlt, weder Fan, noch ordinärer Zuschauer-Muggel bleibt die Zeit sich in Szenen und Situationen einzuleben. Mit gewaltigen Schritten stampft die Geschichte von Handlungsstrang zu Handlungsstrang. Die meisten Sequenzen setzen unvermittelt ein und werden ebenso abrupt als abgeschlossen betrachtet. Daß sich dabei überhaupt kein eigentlicher Spannungsbogen aufbaut, geschweige denn hält, wird den wenigsten auffallen. Da mag die Besetzung zur Zufriedenheit von Fans und Autorin noch so britisch sein, es handelt sich um einen Film aus der puren Essenz Hollywoods. Sitzen, staunen, schwer durchatmen, fertig. Beim zweiten, oder dritten Ansehen wird sich die Mittelmäßigkeit herausstellen, aber dann ist es längst zu spät und obskure neue Rekorde schon etabliert. Das ist eine Politik, die schon lange in der Industrie geradezu zelebriert wird und sollte nicht für Empörung sorgen, nur weil es um den bebrillten Jungen mit der neckischen Narbe geht.

Dem eigentlichen Hardcore-Fan müsste es eher warm ums Herz werden, denn ‚Harry Potter’ der Film zeigt nichts anderes, als der erste Band als Buch vorgegeben hat. Wer möchte sich da schon beschweren. Was allerdings Kino zu dem machte, was es heute an Stellenwert besitzt, bleibt kategorisch auf der Strecke. Die Kunst, oder das, was man als solche im Filmgeschäft immer betrachtete. Die Verführung mit individuellen Mitteln, mit dem besonderen Touch der Suggestion. Die eigene Seele der Welt des Harry Potters bleibt im Film nur durch die Vorlage des Buches erhalten. Es bleibt ein durchweg unterhaltsames Abenteuer, das sich selbst in Frage stellt, aber dem Zuschauer keine Gelegenheit dazu bietet. Selbst die angepasste Musik von John Williams ist leidlicher Durchschnitt, lässt keine neuen Töne vernehmen und dominiert nur mit aufdringlicher Lautstärke und pausenlosem Einsatz. Unentwegt wird die Figur Potter zusammen mit dem Zuschauer durch neue Aha-Effekten überfordert. Ob Gleis 9 ¾, die Schule Hogwarts, der gigantische Aufenthaltsraum, das gefüllte Quidittch-Stadion, oder auch Fluffy, der dreiköpfige Hund. Die uninspirierte Kamera schwenkt von Radcliffes überraschtem Gesicht auf die Special-Effect Szenerie, unterlegt mit Bombast-Musik. Selbst die Tonmischung verlässt sich im neuen 8 Kanal Ton Dolby EX eher auf Williams Noten anstatt auf raffinierte Toneffekte. Suggestiver Einsatz von Ton könnte schließlich auch das Publikum nachteilig verunsichern, das für den Erhalt des weitergehenden Erfolges gesichert sein muss. Dennoch bleibt die Freigabe ab 6 Jahren eine fragwürdige Entscheidung, was nichts mit den herbei geredeten okkulten Einflüssen zu tun hat, dafür mit dem unheimlichen Showdown, der für die kleinen schwer zu verkraften sein dürfte.

Die Feuilletons werden noch eine Zeitlang gefüllt bleiben, der Kleine mit dem großen Namen noch lange in aller Munde. Die Streitigkeiten über ein Für und Wider sind gesichert und einen Tag nach der Weltpremiere wurde mit den Dreharbeiten zu ‚der Kammer des Schreckens’ begonnen. Bis sich die neuen Zuschauerrekorde etabliert haben, werden nur sehr wenige enttäuscht aus dem Dunkel des Kinosaales entlassen. ‚Harry Potter’ funktioniert als reibungsloser Hexentanz um Kommerz und Unterhaltung. Man kann sich fallen lassen und wird überwältigt. Sich dem Sog zu entziehen ist schwer. Es zählt, wie so oft in den letzten Jahren, mühselige Gedanken und kritische Bemerkungen hinter sich zu lassen. Dafür wird man voll und ganz entschädigt. Ob man sich letztendlich damit zufrieden geben sollte, bleibt hitzigen Diskussionen hinterher vorbehalten. Nach wie vor spielt Vivian Leigh im erfolgreichsten Film der Geschichte, weil sich Buch und Film gegenseitig ergänzten. Politik und finanzieller Ehrgeiz haben sich in den letzten 65 Jahren stark gewandelt, die Prioritäten verschoben. Und wenn Daniel Radcliffe als Hauptdarsteller einmal die Hitparaden mit dem finanziell erfolgreichsten Film der Geschichte anführen sollte, dann weil sich auch die Prioritäten im Gebrauch der Stilmittel verschoben haben. Erfolg kann immer in Frage gestellt werden, das Geld nicht.

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Harry Potter und die Kammer des Schreckens:

HARRY POTTER AND THE CHAMBER OF SECRETS

Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Kanneth Branagh, Robbie Coltrane, Richard Harris, Alan Rickman, Jason Isaacs, Maggie Smith und Julie Walters u.a.

Regie: Chris Columbus; Drehbuch: Steve Kloves nach dem Roman von J.K. Rowling; Kamera: Roger Pratt; Filmschnitt: Peter Honess; Musik: John Williams; Spezial Effekte: ILM, Mill Film, Moving Pictures, Framestore-CFC, Cinesite

England 2002 ; circa 161 Minuten

Jung Siegfried war ein holder Knab’... Es gibt Momente in dieser zweiten Harry Potter Auflage, die lassen einen nur den Kopf schütteln. Dazu gehört auch eben jene Szene, in der sich der Zauberlehrling leicht bewaffnet einem Basilisken entgegen stellt. Nun sollte man als Nichtkenner der wirklich wunderbaren Bücher wissen, das eine Basilisk nichts anderes ist als eine Schlange, die mächtig alt ist, unheimlich groß ausfällt und in diesem F/X Gewitter nach allem aussieht, nur nicht nach einer Schlange. Die Macher haben sich jedenfalls ungeheuer (auch im wahrsten Sinne des Wortes) ins Zeug gelegt. Düsterer sollte alles werden, aufregender und überhaupt viel mehr von allem. Und doch stürzen viele gutgemeinte Höhepunkte in ein Loch teilweiser Unfähigkeiten. Nur teilweise, aber ausreichend, das es genügt ‚Die Kammer des Schreckens’ als schwaches Kinovergnügen deklarieren zu müssen.

Es hat sich nichts geändert. Harry Potter darf sich nur entlang der Handlung des Buches bewegen. Das ist ein Fakt dem sich Regisseur Chris Columbus und Drehbuch-Zauberer Steve Kloves verschrieben haben und auch im zweiten Band, sprich Folge beweißt, das Columbus nach wie vor eine äußerst schlechte Wahl für den Regiestuhl war. Die Tatsache, das er den Zauberstab für ‚Der Gefangene von Azkaban’ an Alfonso Cuaron weiterreicht sollte wenig Erleichterung bringen, Columbus bleibt als Produzent erhalten und Produzenten neigen dazu, sich gerne durchzusetzen.

Wer das Buch kennt, kennt den Film und wer den Film sieht, wird nichts aus dem Buch vermissen. Aber selbst eine epische Länge von 161 Minuten, 9 Minuten länger als ‚Der Stein der Weisen’, kann ohne raffinierte Änderungen kein Buch adäquat auf die Leinwand bringen. So springt die Handlung von einem Punkt zum anderen, ohne eine Szene zu einem wirklichen Abschluß zu bringen. In weiten Teilen wirkt das Gesehene wie eine lose Zusammenstellung von filmischen Einfällen. Dabei hält die Regie von Anfang bis Ende konstant dasselbe Tempo, was suggerieren soll, das der Zuschauer keine Zeit zum Luft holen bekommt. Hat Dieser aber allemal, weil die Überzahl von Handlungsteilen eher ermüden, als irgendwann einmal Spannung aufzubauen. Eine saubere, respektable Inszenierung geht zu Lasten eines ungesunden Vorhabens, nämlich keinen Leser etwas vorzuenthalten. Dabei verliert, wie schon der Vorgänger auch, ‚Die Kammer des Schreckens’ seinen Status als eigenständigen Film. Es gibt eben immer noch Menschen, die den Unterschied zwischen guter Lektüre und einem gelungenen Film nicht begreifen wollen. Und es gibt filmisch begabte Menschen, die verstehen mit Literatur umzugehen. Philip Kaufman hat es mit dem als unverfilmbar geltenden ‚Unerträgliche Leichtigkeit des Seins’ gezeigt, ebenso Mary Harron bei dem ebenfalls sensiblen ‚American Psycho’, und bitte nicht vergessen Potter größter Box-Office Konkurrent Peter Jackson mit der ‚Ring’ Trilogie. Weder Columbus noch Kloves können sich auch nur annähernd zu diesen Menschen zählen. Durchaus muss beiden zugesprochen werden, das viele geglückte Einzeiler eine unerwartete Portion Humor in das Spiel bringen und die Figuren Lockhard, oder Dobby mit viel Witz von so manchen Unzulänglichkeiten ablenken. Sprüche wie „wieso den Spinnen folgen, können es denn keine Schmetterlinge sein“, lassen eine gewisse Selbstironie spüren, doch fehlt gänzlich der Mut sich wirklich darauf einzulassen.

Aber der arme Potter scheitert nicht nur an den Mängeln einer alle Altersschichten befriedigenden Inszenierung, sondern oft am Mangel qualitativer Maßstäbe. Wenn dem Jung-Zauberer der Einsatz seines Stabes verwehrt wird, bekommt er eben einfach ein Woolworth-Faschingsartikel anmutendes Schwert in die Hand gedrückt und darf damit noch sehr unmotiviert und ohne irgendwelchen Schaden anzurichten auf die sogenannte Schlange eindrischt. So gut das als Basilisk bezeichnete Ungeheuer am Ende des Filmes auch animiert ist, befremdet die Spinnenfigur Aragog doch sehr. Anstelle von Computer-Bildern rückt man dem Zuschauer ein großes Pappmache Teil mit Pelzbesatz vor die Linse, was nicht einfach nur den Schrecken nimmt, sondern lächerlich wirkt. Einen kurzen Moment kann sich der Gruseleffekt einstellen, wenn sich Aragogs Spinnen-Verwandschaft auf die Protagonisten niederläßt. Die anschließende Verfolgungsjagd hingegen kann in seiner Konventionalität allenfalls das minderjährige Publikum aufrütteln. Wie und warum allerdings das fliegende Auto vom Anfang des Filmes hierbei Harry und seinem Mitstreiter Ron Weasley zur Hilfe kommt bleibt unerklärt. Sowie echter Erklärungsbedarf besteht, warum Harry beim Quidditch Spiel von einem verhexten ‚Klatscher’ verfolgt werden kann, der nicht nur alle Zuschauer in Gefahr bringt, sondern auch noch das halbe Stadion zerstört, ohne das einer der vielen anwesenden und sehr entsetzten Lehrer etwas dagegen unternimmt. Wie schon im ersten Teil, sieht das auf fliegenden Besen gespielte Quidditch genau nach dem aus, was es auch ist: Eine dem Standart unangemessene Tricksequenz, die nebenbei auch noch viel zu offensichtlich an die Jagden in ‚Return of the Jedi’ erinnern. Nicht viel besser ergeht es dem fliegenden Auto, wenn Harry und Ron versuchen nach Hogwarts zu gelangen. Wo manche Effekt-Einstellungen im Film einfach überwältigen, überzeugt der Wagen trotz aller ablenkenden Spannungsversuche lediglich als sichtlich in den Film einkopiertes Objekt.

Daniel Radcliffe hat sich merklich besser in seine Rolle als mittlerweile bekanntester aller Zauberer eingelebt und das Triumvirat mit Emma Watson als Hermine Granger und Rupert Grint als Ron Weasley hat wesentlich überzeugendere Substanz. Allerdings fällt Grint weit hinter seine Eigenleistung des ersten Teiles zurück und präsentiert sich allzu oft als übertriebener Grimassenschneider. Von Richard Harris über Alan Rickman, bis Robbie Coltrane und Maggie Smith bekommen die Darsteller sehr wenig zu tun und werden weit unter ihrem Wert verkauft. Nur Kenneth Branagh kann sich als betrügerischer Gilderoy Lockhart, Lehrer für die Abwehr von dunklen Künsten, mit einer Energie vom schauspielerischen Rest abheben, das man im positiven Sinne glaubt er hätte sich, wie schon zuvor, selbst in Szene gesetzt. Der im Rechner geschaffene Dobby, dem bemitleidenswerten Haus-Elfen, wandelt Haarscharf am Rande eines fahrig, nervenden Charakters. Aber in dieser Beziehung hat die Inszenierung einmal den Hexenkessel nicht überkochen lassen und präsentiert eine Figur welche man gerne in den folgenden Teilen wiedersehen möchte. Roger Pratt hat dieses mal die Kamera übernommen und hält fast jede Szene mit Fahrten und Bewegung in einer dem Film zugute kommenden Dynamik, wenn gleich sich jene Dynamik nie verändert, geschweige denn etwas an Dramaturgie aufkommen lässt, wenn schon die Inszenierung in diesem Bereich versagt. Dafür sorgen die oftmals in Kerzenschein getauchten Bilder für eine sehr angemessene und spannende Atmosphäre. Leider hat John Williams mit seinem Score wenig Einfallsreichtum bewiesen. Allzu bekannt sind seine Noten, die auffällig an ‚E.T.’ und ‚Star Wars’ erinnern, wenn nicht gerade das Potter-Thema in aberwitzig vielen Variationen anklingt.

Mit der Erscheinung des vierten Buches und dem Interesse an der Leinwandumsetzung gelang es ‚Harry Potter und der Stein des Weisen’ ein schwer zu wiederholendes Einspielergebnis von nur knapp einer Milliarde Dollar weltweit. Es war ruhig um den zweiten Einsatz des vielgeliebten Potters, hinzu kommt die Enttäuschung über Autorin Rowlings die sich frühestens im Sommer 2003 mit dem fünften Band der Zauber-Reihe zurück meldet. Zweieinhalb Jahre nach dem Vierten, der sonst jährlich erscheinenden Bücher. Das macht es der ‚Kammer des Schreckens’ sehr schwer, wenngleich sich Warner Bros. am Ende bestimmt nicht ärgern dürfte. Nach dem Film ist vor dem Film und so konzentriert man sich in den Chef-Etage schon auf den dritten Auftritt, mit dessen Dreharbeiten im Frühjahr 2003 begonnen wird. Das sehr junge Publikum wird sich weniger enttäuscht über dieses Outing zeigen und ihrem magischen Vorbild auch auf der Leinwand die Treue halten. Anders als bei dem aus Interesse, oder zwangsweise ins Kino gelockte erwachsene Publikum, welches hier nichts Neues zu entdecken vermag.

Ja, ‚Harry Potter und die Kammer des Schreckens’ wird bei einem bestimmten Publikum seine Absichten nicht verfehlen, aber er liegt doch weit hinter allen Erwartungen und noch viel weiter hinter seinen Möglichkeiten. Die Potter Filmreihe kann sich einzig durch ein aberwitziges Paradoxon am Leben erhalten, indem sie sich auf das stützt und gleichzeitig zerstört, was den Erfolg der Bücher ausmachte und die Millionen von Kindern wieder zum lesen brachte. Es ist die Vorstellungskraft und Phantasie. Somit hätte eine Neuinterpretation des Stoffes für die Leinwand eine Existenzberechtigung wenigstens annähernd erklärt und wie bei gelungenen Roman-Verfilmungen auch einen gewissen Sinn ergeben. Aber gerade weil diese ersten beiden Filme allen Schwierigkeiten aus dem weg gehen wollten, bringen sie sich in noch größere Schwierigkeiten und verlieren die Akzeptanz bei den Zuschauern, welche sich gerne einmal wieder von magischen Momenten getrieben, jung fühlen wollten. Ob Alfonso Cuaron als Regisseur für Nummer drei ‚Der Gefangene von Azkaban’ die Reihe in eine endlich vernünftige Richtung bringen kann, bleibt trotz seiner bekanntlichen Begabung fürs erzählen und der damit verbundenen Starrköpfigkeit erst einmal abzuwarten. Cuaron wird mit erst einmal anderen Problemen zu kämpfen haben. Er ist derjenige, der den allgemein beliebten Professor Dumbledore durch den Verlust von Richard Harris neu besetzen muß. Außerdem wird Daniel Radcliffe bei den Dreharbeiten bereits fünfzehn Jahre alt sein, aber einen erst dreizehnjährigen Charakter darstellen. Was bei Erwachsenen problemlos funktioniert, ist bei Pubertierenden allgemein schwieriger. Was diesen Umstand aber etwas abmildert, ist die Ankündigung Radcliffes, ab Film Nummer vier werden aller Voraussicht nach er, Watson und Grint nicht mehr zur Verfügung stehen. Und da kann es dann selbst mit dem anspruchslosesten Publikum Schwierigkeiten geben. Mit 87 Millionen Dollar allein in Amerika am ersten Wochenende ist das Interesse an den Abenteuern des bebrillten Junghelden offensichtlich. Es gibt also einiges zu tun, um den ausstehenden 5 Teilen die richtige Verpackung anzulegen. Da tun es weder Plastikschwerter, noch aufdringliche Effekte, und auch nicht der perfide Hang zur Buchvorlage. Man darf selbst das jüngste Publikum nicht unterschätzen und es sich nicht mit den Älteren vollends verscherzen. Das Potential der Phantasie ist gewaltig, man muss es nur zu nutzen wissen, wie einen guten Zauberstab.

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Harry Potter und der Gefangene von Azkaban - Harry Potter and the Prisoner of Azkaban

     Auf einmal war er da. In all dem Trubel um die neu entbrannte Kinosaison, zwischen Fragen von geschichtlich korrekter Kriegsfeten, naturwissenschaftlichen nicht belegbaren Katastrophenszenarien, oder unsinniger Monsterhatz. Wie von Zauberhand, war er uns erschienen. Der dritte Band der Harry Potter Serie, in filmischer Umsetzung. Vereinzelt konnte man in den Städten Plakate ausmachen, aber im Vergleich der zwei vorangegangenen Filme, macht Nummer Drei den Eindruck, als wolle er kein Aufsehen erregen.

     Dabei hatte gerade dieser Film mit seinem Regisseuren-Wechsel den größten Wirbel verursacht. Damals, als man mit eben jener Schlagzeile die Aufmerksamkeit auf Nummer zwei ‚die Kammer des Schreckens’ lenken wollte. Hier und da war auch mal vom baldigen Wechsel der Hauptdarstelleer die Rede, das verflog aber ebenso schnell wie Harrys Eule Hedwig auf Postreise. Und jetzt ist er da, der dritte ‚Harry Potter’. Der dritte von mindestens sieben Teilen. Ein zauberhafter Spaß für alle Freunde des Zauberlehrlings, der mit einem magischen Bann für alle Quereinsteiger belegt ist.

     Der Kürzeste der bisher drei Filme, scheint mitunter vom empfinden her der Längste zu sein. Das liegt zum einen an der selbst im 600 Seiten starken Buch eher dünnen Handlung, als auch an der Zeit, die sich die Macher für eine wirklich magisch anziehende Atmosphäre nehmen. Viel Zeit heißt hier ausnahmsweise nicht, das es mit Langeweile gleichzusetzen ist. Buch wie Film sind eine sehr ausgeglichene Mischung von Schulalltag und Handlung, zwischen denen Leser wie Zuschauer behutsam hin und her geleitet werden. Handlung ist nur bedingt wichtig, werden unsere Zaubersprösslinge doch langsam erwachsen und das hat auch schon sehr viele spannende Facetten.  Merklich gealtert beginnen die Akteure Harry, Hermine und Ron das dritte Schuljahr auf der Zauberschule Hogwarts. Just in dieser Zeit ist der gefürchtete Schwerverbrecher Sirius Black aus Azkaban entflohen, einem Hochsicherheitsgefängnis aus dem eigentlich nicht einmal die besten Zauberer entfliehen könnten. Jener Sirius Black, so wird erzählt, war der stärkste Verbündete von...der geneigte Leser weiß, das man seinen Namen nicht erwähnen soll...Harr Potters Erzfeind. Dann treibt plötzlich noch ein Werwolf sein Unwesen und eine neue Lehrerin in der Kunst der Wahrsagerei verkündet Harrys baldigen Tod.

     Das Chris Columbus den Zauberstab der Regie an Alfonso Cuaron abgegeben hat, tut dem Film schon von den ersten Bildern an mehr als gut. Düsterer und ernster sollte er werden, als die zwei Vorgänger und das ist exzellent umgesetzt. Aber der ‚Gefangene von Azkaban’ ist zugleich ein Feuerwerk an gelungenen Einzeilern und dezent gesetzter Komik. Tatsächlich sind die filmischen Variationen gereift, wie die pubertierenden Jungzauberer: Von erwachsener Bedeutsamkeit ist die Serie noch ein paar Jahre entfernt, aber beim ‚Gefangenen von Azkaban’ sind schon feine Züge geschliffenen Tiefgangs und filmischer Bildung zu sehen. Michael Seresin Kamera verwandelt die Umgebung der Zauberschule in grobkörnige, leicht ausgewaschene Bilder. Es ist Schluß mit der aufdringlichen Schmusenummer überfrachteter Bilder. Die Bildsprache hat sich den Gegebenheiten angepaßt. Die Kinder werden erwachsen und der Regisseur macht daraus kein großes Drama, sondern setzt ganz verstohlene Momente von jugendlichen Unsicherheiten.

     Konzentriert sich der erste Akte noch auf die bekannten Zutaten für das Erfolgsgebräu, wie Harrys Zieheltern, die Dursleys, die Schule und die schrulligen, aber liebgewonnenen Lehrer, macht der zweite Akt eher einen angestrengten Eindruck von Handlung und Spannung. Erst mit dem dritten Akt öffnet sich das Zauberbuch des Harry Potter in seiner Gänze, wo alle Sprüche erfolgreich angewendet werden. Mit einem Mal wandeln sich alle filmischen Geister und ideologischen Irrlichter zu einem homogenen und fesselnden Gesamtwesen. Ganz offensichtlich der magische Einfluß Cuarons und auch ein Verdienst des im dritten Einsatz befindlichen Autors Steve Kloves, der es vollbrachte so elegant und gewitzt die Vorlage auszudünnen, dass selbst der konservative Leser ein ungetrübtes Kinovergnügen haben wird.

     Doch was diesen Hokuspokus so gelungen und sehenswert macht, ist gleichzeitig der Bann für jeden, der sich ganz frisch auf das Abenteuer Zauberlehrling einlassen möchte. Frischlinge, die unbelesen und unvorbelastet den Hogwarts Express nehmen, werden leider am fehlenden Ticket scheitern. Ob die Dursleys, Draco Malfoy, Rons Familie und überhaupt der, dessen Namen wir nicht schreiben dürfen, sind nur wenige Punkte, die erst dann ungetrübten Spaß versprechen, wenn man mindestens einen der zwei Vorgängerfilme gesehen hat. Dies könnte bei Neueinsteigern bedeuten, dass sie im Heimkino nachholen, was versäumt wurde, aber genauso gut den Verzicht weiterer Filme mit sich bringen. Wenn auch sehr gelungen in der Reihe, ist der ‚Gefangene von Azkaban’ als allein stehender Film von der perfekten Zauberformel weit entfernt.

     Gepriesen als Bestes der bisher erschienen fünf Bücher, ist die Wandlung zum Film des ‚Gefangenen von Azkaban’ durchaus die gelungenste Verfilmung der drei Teile. Ein bezaubernder Spaß mit bezaubernden Darstellern und einem wahren Hexenmeister an Regisseur, der seine Sache verstand. Mike Newell ist ins Gerede gekommen, jedenfalls für Band Nummer vier ‚Der Feuerkelch’. Newell wird noch weniger die Chance haben, einen Film zu machen, den man unabhängig ansehen kann. Schwerwiegender allerdings ist der Bedarf an wirklich wirkungsvolle Formeln, um das Niveau zumindest halten zu können, welches Cuaron erreicht hat.

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Harry Potter und der Feuerkelch – Harry Potter and the Goblet of Fire

Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rubert Grint, Michael Gambon, Brendan Gleeson, Maggie Smith, Robbie Coltran; mit Stanislav Ianevski, Robert Pattison, Clemence Poesy und James & Oliver Phelps


Regie: Mike Newell; Drehbuch: Steve Kloves nach dem Roman von J. K. Rowling; Kamera: Roger Pratt; Bildschnitt: Mick Audsley: Musik: Patrick Doyle; Leitung der Effekte: Jim Mitchell, John Richardson


USA – England / circa 157 Minuten


Harry Potter hat ein Problem. Er führt ein Doppelleben. Eigentlich hat Potter zwei Probleme, denn zu dem Doppelleben gesellen sich noch die Fans. Das Wort Fan kommt aus dem ‚fanatischem‘, ist also stets mit Vorsicht zu genießen. Es geht immer noch den wenigsten Leuten in den Kopf, das ein über 600 Seiten starkes Buch nicht in 120 Minuten Film unterzubringen sind. Auch in 157 Filmminuten nicht. So wird sich die negative, nicht die konstruktive, aber negative Kritik in endlosem Lamentieren ergeben, wie schlecht diese vierte Verfilmung eines Harry Potter Romans ausgefallen ist. Fans können sich eben zu einer Plage entwickeln, weil sie wahnsinnig enttäuscht sind wieviel Details ausgelassen wurden, weil es sie empört, das man Handlungsstränge gekürzt hat, weil sie wütend werden, wenn ihr Lieblingscharakter im Film nicht die selbe Aufmerksamkeit zugesprochen bekommt, wie es im Buch der Fall ist. Unqualifizierte Fans sind leider immer die Lautesten, wenn es um nicht gerechtfertigte Äußerungen geht. Man muss diese einfach ignorieren, denn in ihrer festgesetzten Meinung werden sie nie erkennen, welch unglaubliches Unterhaltungspotential in dem Besten der bisher vier Harry Potter Verfilmungen steckt.

Das vierte Jahr bricht in Hogwarts an, der Schule für Magie und Zauberei. Und hätten sich die Produzenten nicht darauf versteift, das jeder Film ein anschließendes Jahr zum Vorläufer Film sein muss, hätten sie wesentlich weniger Schwierigkeiten mit ihren nicht mehr weg zu denkenden Hauptdarstellern. Aber was wären da die Fans wieder ...
Vor Schulbeginn steht noch ein Besuch bei der, für uns Menschen mit Fußball vergleichbaren, Quidditch Weltmeisterschaft an. Für kurze Momente sind alle Sorgen vergessen und der Zuschauer wird in eine Welt entführt, die unserer nicht unähnlich ist. Die Stimmung im Zeltlager ist ausgelassen und die Atmosphäre kommt der realen Welt für Augenblicke am nächsten. Vergessen sind hölzerne, mittelalterlich wirkende Holztürmchen und Flaggen um das Spielfeld, als Stadion präsentiert sich ein architektonisches Meisterwerk der Moderne. Welches allerdings nicht überzeugt, zu augenscheinlich sind die Ähnlichkeiten mit dem Senatssaal aus der jüngsten ‚Star Wars‘ Reihe. Es gibt allerdings viel zu erzählen, also schreitet die Handlung schnell voran und somit zur Vernichtung des Zeltlagers durch die sogenannten Todesesser, jene verschworenen Anhänger von Harry Potters Erzfeind Lord Voldemort, dessen Lebenskräfte immer mehr zunehmen. Seine Rückkehr kündigt sich als Zeichen von Totenkopf und Schlange am Nachthimmel. Die Zerstörung des Zeltlagers erlebt der Zuschauer wie der junge Held als unübersehbares Chaos, aus der Sicht eine Vierzehnjährigen. Kaum fünfzehn Minuten im Film wird schon deutlich, dass die Schmusezeiten für ein kindliches Publikum vorbei sind.
Der düstere Anspruch der Filme wird mit seinem, schon seit dem ersten Buch angesprochenen Zielpublikum erwachsener. Allein um den Vorlagen filmisch gerecht zu werden, ist die Erhöhung der Altersfreigaben zwingend notwendig geworden.

Doch allen düsteren Prophezeiungen und unheimlichen Stimmungen zum Trotz ist ‚Der Feuerkelch‘ auch unentwegt gespickt mit hintergründigem Witz und durchaus anspruchsvollem Humor. Besonders mit Brendan Gleeson als Lehrer für die Verteidigung gegen die dunklen Künste ist dem Film ein grandioser Schachzug gelungen. Gleesons ‚Mad Eye‘ Moody ist undurchsichtig und unheimlich, hat aber gleichzeitig von den Erwachsenen Darstellern die besten, sowie humorvollsten Momente auf seiner Seite.

Zu allem Überfluss steht mit der Austragung des Trimagischen Zauberturniers, zu dem sich jeweils eine Delegation von zwei weiteren Zauberschulen auf Hogwarts einfindet, ein Weihnachtsball mit Tanz statt. Die von der Pubertät überwältigten Freunde Harry, Hermine und Ron vergessen hier schnell die bösen Vorzeichen eines Lord Voldemort und nehmen den Kampf auf gegen die Tücken nicht nur den richtigen Tanzpartner zu finden, sondern vor allem auch ansprechen zu können. Wie liebevoll und gleichzeitig brüllend komisch diese Szene inszeniert ist, legt den Verdacht nahe, das Regisseur Mike Newell eher die herrlichen Gefühle nostalgischen Schwelgens des erwachsenen Zuschauers ansprechen wollte, anstatt auf Jugendunterhaltung zu setzen. Ohne die Figuren der Lächerlichkeit preis zu geben, lässt er sie von einem Lacher zum anderen, von einer bemitleidenswerten Situation in die nächste rutschen. Die Szenerie endet in einem Gefühlsausbruch, der so manchem Zuschauer, besonders wieder den Erwachsenen, nicht nur der Atem stocken lässt, sondern auch hier und da eine Träne ins Auge drücken dürfte. Unsere liebgewonnenen Darsteller haben sich längst aus dem Kindesalter verabschiedet.

Das Turnier selbst, für welches der namensgebende Feuerkelch jeweils einen Schüler über siebzehn Jahren aus jeder Schule auswählt, ist ein Feuerwerk an Tricktechnik, das in seiner Inszenierung nicht unbedingt immer überzeugt. So ist der Drache aus der ersten Aufgabe und seine Verfolgung von Harry über die Dächer und Zinnen von Hogwarts das Beste, was die Computerspezialisten im Fantasy-Bereich bisher auf die Leinwand brachten. Die Auflösung der eigentlichen Aufgabe lässt dann aber doch zu wünschen übrig, denn was letztendlich den Drachen wirklich Einhalt geboten hat, bleibt unklar. Die letzte Aufgabe im Labyrinth hingegen, zieht seine furchterregende Atmosphäre nicht aus aufwändigen Effekten, sondern aus raffiniert kombinierten Elementen von Ton, Schnitt und Kameraführung.

Nach der entscheidenden Konfrontation des Zauberlehrlings mit seinem Gegenspieler, tut sich der Film sehr schwer dem vorangegangenen Rhythmus zu folgen. Scheinen sich die letzten Filmminuten in die Länge zu ziehen, wäre ein abrupteres Ende gar nicht angemessen gewesen, um den Geschehnissen wirklich gerecht zu werden. Eine eigenartige Falle in die sich das Buch selbst brachte. Aber Länge hat nicht unbedingt etwas mit Langeweile zu tun. Der Film unterhält, ist witzig, spannend, er hat das richtige Timing und stimmige Kürzungen zum Buch. Der Film konzentriert sich stets auf das Wesentliche und wird seiner Vorlage im Bereich seiner Möglichkeiten gerecht, er ist hervorragend inszeniert und meist überzeugend gespielt.

Seit Vivian Leighs Besetzung für ‚Vom Winde verweht‘, hat es keine Romanverfilmung mehr geschafft, für mehr Aufsehen in der Auswahl seiner Schauspieler zu sorgen, als die Mannschaft um ‚Harry Potter‘. Mit Daniel Radcliffe ist seinerzeit eine umstrittene Person auf die Rolle des Waisenkindes mit der magischen Gabe besetzt worden. Doch all den Gerüchten und Überlegungen zum Trotz hat sich Radcliffe behaupten und schließlich auch entsprechend entwickeln können. Wenn auch noch Nuancen fehlen, um von einem wirklich guten Schauspieler zu reden, hat er sich doch um seinen Part verdient gemacht. Ohne Zweifel IST Daniel Radcliffe Harry Potter und er wird besser und besser. Für Mike Newell, der sich schon für den Regiestuhl des siebten und letzten Teiles beworben hat, wäre eine veränderte Besetzung durchaus vorstellbar, sieht er das Potential eher in der Figur selbst, als an den Darsteller gebunden. Man kann nur hoffen, dass es den Machern und Radcliffe selbst gelingt mit dann 22 Jahren als 17 Jahre alter Zauberer zu bestehen, wenn Teil sieben letztendlich abgedreht werden sollte.

Was ein Wechsel der Darsteller bewirken kann ist mit Richard Harris Ableben schmerzlich bewußt geworden, als Michael Gambon die Rolle des Schulmeisters Albus Dumbledore in Teil drei übernahm. Was seinerzeit durch verkürzte Leinwand-Zeit weniger ins Gewicht fiel, wiegt hier in Teil vier umso schwerer, wie der Rolle des Dumbledore viel mehr Raum zugedacht wurde. Aus der weisen, mysteriösen Respektsperson ist eine viel zu großväterliche, weil nahbarere Figur geworden, die mit Michael Gambon den Status der Erhabenheit zunichte gemacht hat.

Dafür kann man sich mit ganzem Herzen an Emma Watson erfreuen, die mit Abstand die professionellste Wandlung vollzog und sich in ihren Facetten von Angst, Zorn, Freude und auch Liebe, zu der vielversprechendsten der Jungdarsteller herangewachsen ist. Man muss immer bedenken, dass keiner der Hauptdarsteller seit fünf Jahren eine andere Rolle annehmen konnte. Watson gleicht mühelos aus, was Rupert Grint als Ron Weasley mit seinem minimierten Talent nicht hinzu lernen konnte. Wo Watson eher Schauspielerei abverlangt wird, weil sie dies beherrscht, versucht man Grint mit geschickt eingeflochtenen Einzeilern und humoristischen Einlagen nicht ganz so dumm dastehen zu lassen.

Die scheinbar so unterschiedlichen Genres, in denen Regisseur Mike Newell bisher herum zauberte, wie zum Beispiel ‚Vier Hochzeiten und ein Todesfall‘ oder ‚Donnie Brasco‘, zeichnen sich letztlich durch die Hingabe an die Schauspieler aus. Dieser Umstand ist in ‚der Feuerkelch‘ ganz deutlich zu spüren. 1 Millionen Dollar Gage wurde Newell entgegen gebracht, gerade mal ein Zehntel von Chris Columbus, der bei Teil eins und zwei Regie führte. Nachdem Newell damals ‚Harry Potter und der Stein der Weisen‘ eine Absage erteilte, erfüllte sich nun J. K. Rowlings Traum und Forderung an Warner, das nach dem Amerikaner Columbus und dem Mexikaner Cuaron, mit Newell auf dem Regiestuhl eine rein britische Schar in den schöpferischen Bereichen der Filme durchgesetzt hat. Newell war es auch, der sich vehement gegen eine Ausbeute von zwei Filmteilen aus der Vorlage des ‚Feuerkelch‘ aussprach. Und das hat spürbar gut getan. Unnötiger Ballst wurde schnellstens abgeworfen. Bunte Bild- und Zauberspektakel, atmosphärische Effekthascherei und nette, aber überflüssige Nebenstränge, wie die Familie Dursley und ausgedehnte Gespräche mit Sirius Black, sind gedreht, aber schließlich raus geflogen.

Da kann es dem Fanatiker schon schwindelig werden. Hinweg sind die träumerischen Bilder einer heilen Zauberwelt. Weggewischt der strahlende Saubermann Potter, der aufregende Abenteuer meistert. Jetzt ist er zum Spielball zwischen den Oberen geworden, während das Idyll der Jugend langsam verloren geht und er mit dem Problem Mädchen und Pickel freier Haut kämpft. Die Filme werden anspruchsvoller, wie es das Publikum mit ebenso fortgeschrittenem Alter wird. Bleibt in den Büchern noch genug Freiraum um Luft zu hohlen, um sich auch mal in die sicheren Gefilde von Hogwarts zurück zu ziehen, peitscht einen der Film durch die schreckliche Scheinrealität, welche die grausame Herrschaft eines Lord Voldemort eben mit sich bringt. Niemand braucht mehr seinen Namen hinter rätselhaften Worten verstecken, ehrfürchtig wispern, die Zeit der besinnlichen Zauberei ist vorbei.

Lustige Erlebnisse mit den Dursleys können wieder kommen, der goldige Dobby darf wieder lustiges von sich geben. Harry kann sich auch bei seinem Patenonkel heimisch werden. Wie auch immer man die Sache angehen möchte, der Totenkopf und die Schlange stehen als Voldemorts Zeichen am Himmel. Da gibt es keinen trauten Weg mehr vorbei.
Natürlich war auch Teil drei, ‚Der Gefangene von Azkaban‘, ein finsteres Spektakel, doch thematisch lag er weit weniger auf Harry Potters bereits vorgeschrieben Weg. Wer seine Kinder schon ungern wegen Dementoren und Werwölfen mit dem ‚Gefangenen von Azkaban‘ alleine ließ, sollte sich gut überlegen wie es sich erst bei Terror, Verrat, Missgunst, Betrug und ganz übler Nachrede ausnimmt. Man sollte sich auch durch den nicht zu knappen Humor täuschen lassen.

Wer genau hinsieht und auch mithört, wird auffallen, das sich ‚der Feuerkelch‘ erfolgreich alle Mühe gibt, ihn eigenständig anschauen zu können. Unaufdringlich streut er geschickt alle nötigen Informationen mit ein und erspart damit ausgetretenes Vorwissen. Das war mit dem Drehbuch von Teil Drei, dem vormals Besten der Serie, keineswegs der Fall. Doch was kümmern einen die Probleme von Gestern. Man kann vergleichen und diskutieren, monologisieren und streiten. Doch auf der anderen Seite ist es einfach wundervoll, dass man die Filme überhaupt nicht miteinander vergleichen muß. Und Tatsache bleibt, das allen festgefahrenen Fans zum Trotz, das dem Leben des Harry Potter eine neue, wenn auch unliebsame Wendung gegeben wurde. Sie ist weder heimelig, noch bequem, dafür mit außerordentlichem Unterhaltungswert. Und einem Anspruch, der im großen Kino oft abgeht.

Da können Leute, welcher Gesinnung auch immer, zetern, schreien und murren, schlechte Laune verbreiten und sonst etwas absondern. Technisch und erzählerisch sind die Maßstäbe von ‚Harry Potter und der Feuerkelch‘ zukünftig schwer zu erreichen. Und das ist kein fauler Zauber.

Bandit


Harry Potter und der Orden des Phönix – Harry Potter and the Order of the Phoenix

Darsteller: Daniel Radcliff, Emma Watson, Robbie Coltrane, Ralph Fiennes, Rupert grint, Hellena Bonham Carter, Michael Gambon, Brendan Gleeson, Jason Isaacs, Alan Rickman, Maggie Smith, Imelda Staunton u.v.a.

Regie: David Yates; Drehbuch: Michael Goldenberg; Kamera: Slawomir Idziak; Musik: Nicholas Hooper; Bildschnitt: Mark Day; Special-Effects Supervisor: John Richardson; Visual-Effects Supervisor: Tim Burke

England / 2007; circa 139 Minuten


Lehrjahre sind eben keine Herrenjahre. Dunkler im Ton und weiter weg von den unbeschwerten Kindertagen wie nur möglich, bringt Regisseur David Yates die Abenteuer des Zauberlehrlings und dem, dessen Namen wir nicht nennen dürfen, auf unmissverständlichen Kurs für das noch zwei Filmteile entfernte Finale. 

Selbst am strahlend, heißen Sonnentag, mit dem der Film beginnt, überschattet das nahende Böse die Stimmung. Und das beunruhigende Gefühl ist bis zum Finale stets präsent. Doch in der Reihe von bisher fünf Filmen ist ‚Der Orden des Phoenix’ auch in Sachen Humor der Originellste. Umso erstaunlicher ist es, das trotz der nicht wenigen heiteren Momente, der Rhythmus und die unterschwellige Bedrohung nie abreißt.

Harry Potter muss sich gegen Seelen fressende Dementoren wehren, steht im Zauberministerium vor Gericht, wird von seiner Liebe verraten, plagt sich mit heftigsten Alpträumen, fühlt sich von seinen Freunden unverstanden und allein gelassen und verliert erneut einen Nahestehenden. Potter Daniel Radcliffe, der schon immer am besten traurig schauen konnte, ist gerade bei letzterem in der ergreifensten Sequenz seiner Karriere zu bewundern. Doch der Schatten des bösen Lords, der Harry ans Leder will, ist länger und dunkler als bisher und das macht auch die besondere und eindringliche Atmosphäre des Filmes aus. Selbst die lang ersehnte Romanze ist nur ein kurzes Intermezzo, ohne kitschige Auswüchse. Waren die Abenteuer bisher auf Potter und seine Freunde Hermine und Ron konzentriert, richtet sich die ungreifbare Bedrohung gegen alle Schüler von Hogwarts. 

In einer einzigartigen Kampagne, die Wiederauferstehung des dunklen Lords zu leugnen, versucht das Zauberministerium mehr und mehr Einfluss auf die Schule auszuüben, um Potter ruhig zu stellen und dem ihn zur Seite stehenden Schulvorsteher Dumbledore aus seinem Posten zu drängen. Die Bedürfnisse und Freiheiten der Zauberlehrlinge werden von einer fantastisch verschrobenen Dolores Umbridge Schrittweise eingeschränkt, jede noch so unscheinbare Situation muss als Grund für ein neues Verbot herhalten. Geschichtlich politische Bezüge zu dieser totalitären Herrscherform sind offensichtlich, aber keinesfalls übertrieben aufgesetzt. Und wer immer Imelda Staunton als altjungferliche Umbridge besetzt hat, tat diesem Film den größten Gefallen. Autorin Rowling muss beim Schreiben dieses Charakters Staunton schlichtweg bereits als Darstellerin in Sinn gehabt haben. Nicht einmal Du-weisst-schon-wer vereint soviel Antipathien auf sich, wie diese herrlich verschrobene, stets fies grinsende Inquisitorin des Ministeriums. 

Unter Führung von Harry Potter gründet sich unter den Schülern ‚Dumbledores Armee’. Anhänger des Schulmeisters und Zauberschüler die selbständig lernen sich gegen die dunklen Künste zu wehren, da das Erlernen von Abwehrzaubern von einem panisch reagierenden Ministerium verboten wurde. Dem Regisseur gelingt es hier die Einheit der Schüler zu demonstrieren und deren Zusammenhalt zu versinnbildlichen, weil aus dem Lord Voldemort – Problem für Potter eine allgemeine Bedrohung gewachsen ist. Wenn auch das Drehbuch eine Erklärung verweigert, warum ausgerechnet die Titelfigur als Anführer auserkoren wurde, war bisher Hermine doch die weit ihrer Schulzeit voraus arbeitende Streberin.

Weit mehr noch als es schon Teil Vier ‚der Feuerkelch’ getan hat, nimmt sich ‚Der Orden des Phoenix’ aus den allzu bunten Zauberwelt Spektakeln heraus. Das auf Besen gespielte Quidditch entfällt hier endlich komplett, auf Besen geritten wird überhaupt nur einmal. Auch fremdartige Fabelwesen spielen nur eine kurze und untergeordnete Rolle. Die sonst so spektakulären Wandlungen des großen Saales von Hogwarts sind entfallen. Die Reihe nähert sich einem Realismus an, soweit dies in einer Welt wie dieser möglich ist, der sich dem Erwachsen werden seines Zielpublikums anpasst. Schließlich ist der zwölfjährige Zuschauer des ersten Filmes, mittlerweile achtzehn Jahre alt. Verkitschte, bunte Bilder haben ausgedient, die Welt von Hexerei und Magie ist hinsichtlich erfahren worden. Es wird eher darauf geachtet, die schon bekannten Abläufe und visuellen Spielereien, wenn überhaupt, dann knapp zu halten, oder zu variieren. 

Die Herrenjahre werden, hoffentlich, für Harry Potter kommen. Bis dahin müssen aber noch zwei Schuljahre vergehen. Und der mittlerweile auf Londoner Bühnen Erfolge feiernde Daniel Radcliffe wächst mit seiner Rolle und deren Anforderungen, das die Beobachtung des weiteren Verlaufes seiner Karriere richtig Freude bereitet. Und mit der Rolle des Harry Potters ist er zweifelsfrei so verwachsen, dass Diskussionen um seine Besetzung seit langem kein Thema mehr sind. Etwas weniger Gewichtung als in den übrigen Geschichten kommt in diesem Teil den Charakteren von Hermine und Ron zu. Doch nach wie vor macht Emma Watson als weiblicher Gegenpart in der Dreier-Beziehung den professionellsten und überzeugensten Eindruck, wohingegen Rupert Grint als Ron schauspielerisch noch immer keine Entwicklung mit sich gebracht hat.

Der dunkle, unheimliche Ton des Filmes, gepaart mit seinem originellen und hintersinnigen Witz und dem stets den Zuschauer mitführenden Rhythmus gelingt eine kaum für möglich gehaltene Steigerung in der Qualität der Serie. Aus dem längsten Roman den kürzesten Film der Reihe zu machen hat spürbar auf allen Ebenen sehr gut getan. Mit der kleinen Einschränkung, das zum Finale in zwei Szenen durch die Kürzungen etwas Erklärungsbedarf entstanden ist. Wider den Prognosen, dass das zeitgleiche Erscheinen des letzten Buches und die damit verbundene Auflösung von Potters Schicksal mit dem Start des fünften Filmes zusammenfällt, wird die exzellente Umsetzung von ‚Der Orden des Phoenix’ das Interesse für die kommenden, letzten zwei Teile eher noch steigern.

bandit

 


 

Harry Potter und der Halbblutprinz - Harry Potter and the Half-Blood Prince


Zuerst sollte man einen kurzen Blick auf David Yates werfen. Ein Mann, der trotz der letzten drei Jahre kaum seine verdiente Aufmerksamkeit erlangte. Vielleicht ändert sich dies demnächst, aber dennoch wird er stets im Schatten eines viel größeren Namens stehen. Traurig für eine reale Person, einer fiktiven Figur nicht die Stirn bieten zu können. Aber ist das nicht David Yates’ eigenes Verschulden? Der mit Kurzfilmen in der Branche bekannt gewordene Regisseur hat durchaus auch schon aufwühlende Langfilme gedreht, und versuchte sich dabei gerne in verschiedenen Genres. Über das Fernsehen kam er aber kaum hinaus. Vielleicht wäre Yates längst eine in Vergessenheit geratene Fußnote, wenn nicht Guillermo del Toro lieber einen anderen Fantasyfilm inszeniert hätte. David Yates’ Pflicht und Schuldigkeit gegenüber Königin und Vaterland wäre längst beglichen gewesen. Sich lediglich als Ersatz für einen wesentlich klangvolleren Regisseur verpflichten zu lassen, hätte eine schmerzhafte Erfahrung sein können.

Der Publikums- und Kritikererfolg von ORDEN DES PHÖNIX hat dann auch David Yates auf der Karriereleiter nicht wirklich weitergebracht. Das Scheitern beim HALBBLUTPRINZ birgt sogar die Gefahr, ihn mit einem unlösbaren bösen Zauber zu belegen.

Die Standard-Sprüche „Die Kinder sind erwachsen geworden“ und „die Stimmung ist düsterer als beim Vorgänger“ sind leicht auch bei HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ unterzubringen. Ersteres bringt ja schon mal die Zeit mit sich, und letzteres diktiert die Geschichte. In manchen Teilen ist aber der HALBBLUTPRINZ auch um einiges lustiger als seine fünf Vorgänger. So viel soll passieren, so viel muss erzählt werden, so viele Details sind wichtig. Da bleiben selbst mit der stattlichen Laufzeit von 153 Minuten viele Handlungsteile auf der Strecke. Als Drehbuchautor war Steve Kloves von Anfang an dabei, setzte bei ORDEN DES PHÖNIX kurz aus und hat diesmal wieder sein Bestes getan, alles aus der Romanvorlage zu erhalten, was ein Potter-verrücktes Publikum sehen will.

Die Kinder von einst waren Jugendliche geworden und haben sich nun zu erstaunlichen, jungen Erwachsenen gemausert. Das fordert natürlich dazu heraus, viel mehr mit den Charakteren zu spielen und ihr darstellerisches Talent weiter in den Vordergrund zu rücken. Auf der Strecke bleibt dabei mehr und mehr diese liebevolle, kindliche, verspielte Phantasie, die unaufdringlich die Szenerie bereicherte. Steve Kloves Buch schwankt von ausladendem Drama zu lärmenden Action-Einlagen hin zum Versuch von Screwball-ähnlichen Schenkelklopfern. Jedes funktioniert für sich, aber es greift nicht wirklich ineinander. Der Film vermittelt ständig den Anschein, dass sich Kloves nicht zwischen dem Drama des Erwachsenwerdens und den unheilvollen Aspekten des drohenden Lord Voldemorts entscheiden konnte. Der titelgebende Prinz wird dabei auch noch so nebensächlich abgehandelt, dass sein entscheidender Einfluss für die Zukunft unbedeutend zu sein scheint.

Wer mit dem Wissen der Bücher gesegnet ist, wird die gesamte Laufzeit hindurch wunderbar unterhalten. Es ist zweifelsfrei die Welt des Harry Potter, wie man sie aus dem Buch kennt, und wie man sie aus den Filmen heraus lieben gelernt hat. Aber es ist nicht der eigenständige Film, den ein unbedarfter Zuschauer eigentlich erwarten dürfte. Die Inszenierung ist dabei genauso sprunghaft wie der Wechsel innerhalb der Szenerien. Zweifellos wird es kaum Zuschauer geben, die ihren Einstieg in diese magische Welt ausgerechnet mit der sechsten Episode suchen. Diese wenigen allerdings dürften sich ständig mit dem Gedanken plagen, wovon dieser Film überhaupt handelt. Und nach dem Abspann wären sie nicht schlauer. Dabei ist die Vorlage kaum komplexer als die anderen Bücher, und die vorangegangenen Filme hielten noch genügend Faszination bereit, sich auch als neuer Zauberanwärter in Hogwarts wohlzufühlen.

Viele Bilder von Bruno Delbonnel brüllen geradezu hinaus, am Computer nachbearbeitet worden zu sein, was besonders durch falsches Setzen von Lichtstimmungen ins Auge springt. Die Set-Designer haben sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. So wirkt Hogwarts sonst ewig imposante große Halle viel kleiner, und ein neues Set auf einem der vielen Türme ist vollkommen überstrapaziert oft in den Film eingebunden.
Aber dies sind nicht die wirklichen Schwachpunkte des Films. Enttäuschend ist der unwürdige Umgang mit den vielen, teils über mehrere Filme aufgebauten Charakteren, die in diesem Abschnitt nur als Staffage dienen dürfen. Ob Neville Longbottom, Nymphadora Tonks oder auch Remus Lupin tragen durch ihre kurzen Auftritte nicht wirklich zur Handlung bei. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man so unliebsamen Fragen und Forderungen aus dem Weg gehen wollte. Aber es werden auch Personen mit einer Präsenz eingeführt, dass man von einer gewissen Wichtigkeit im Verlauf des Films ausgehen muss. Elarica Gallagher trifft als Kellnerin zu Beginn des Films dieses Schicksal, um dann wie weggezaubert nicht mehr zu erscheinen.

Das Wiedererwachen des Bösen springt auch langsam auf die Muggel-Welt über, schlimme Ereignisse und böse Vorzeichen treten im Hier und Jetzt der Nicht-Zauberer vermehrt auf. Der Film greift es in einer spektakulären Szene auf, erfährt aber nie eine wirkliche Erklärung. Und dann diese Spielereien, die nicht unbedingt Sinn machten, aber immer die herausragende Merkmale der Zauberwelt waren, in die man sich so eingelebt hat. Zum größten Teil sind die Zeitungsbilder und Gemälde überhaupt nicht mehr animiert, die Eulenpost ist vollkommen ausgefallen, auf Film übergreifende Referenzen wie die peitschende Weide sind fast ausgemerzt.

Den eigenen Unkenrufen zum Trotz ist HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ kein schlechter Film. Das subjektive Empfinden führt einen wieder in diese scheinbar vertraute Welt der wundervollen Magie und interessanten Figuren. Die Welt eines Harry Potter kann gar nicht so schlecht sein, als dass ein Film diese Eindrücke zunichte machen könnte. Dass David Yates konsequent die Kontroverse in der Inszenierung zu vermeiden wusste und keinen Wert auf das eigene Profil legte, muss er letztlich mit sich selbst und Warners Inquisition vereinbaren. Was sich über neun Jahre aufgebaut hat, werden filmische Unzulänglichkeiten kaum erschüttern können. Denn nichtsdestotrotz ist auch dieser Film ein Baustein im Gesamtkonzept dieser zauberhaften Magie, die uns weiter trägt zur längst bekannten Auflösung einer generationen-übergreifenden Geschichte. Wir alle haben das Phänomen Harry Potter über Jahre hinweg verinnerlicht, dass nichts unser Vertrauen ans Gute im Zauberer erschüttern kann. Wer mit 11 Jahren seinen ersten Potter-Film sah, fährt heute im eigenen Golf mit der Freundin ins Kino. Eine damals 29-jährige Kinobesucherin ist heute bereits seit neun Jahren dem Kreis des demografischen Zielpublikums entschwunden. Welche Werbekampagne darf es sich denn erlauben, nur mit Gesichtern zu werben oder den Filmtitel nur stilistisch über die Ränder hinaus auf das Plakat zu drucken. Kann es da noch relevant sein, ob David Yates einen in sich stimmigen Film gemacht hat?

HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ ist ein Paradebeispiel für einen Film, den man in alle Einzelheiten zerreißen kann. Viel zu viele Unstimmigkeiten, keine konsequente Regie, visuelle Effekte, die zu wünschen übrig lassen, teils unpassende Musikauswahl und, und, und.
Und? Man kann meckern was man will, Harry Potter wird es überleben, denn er ist der Auserwählte.


Harry Potter and the Half-Blood Prince
Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Michael Gambon, Jim Broadbent, Tom Felton, Alan Rickman, Maggie Smith, Robbie Coltran und Warwick Davis u.a.
Regie: David Yates – Drehbuch: Steve Kloves – Kamera: Bruno Delbonnel – Bildschnitt: Mark Day – Musik: Nicholas Hooper – Produktionsdesign: Stuart Graig – Visuelle Effekte: Tim Burke
USA / 2009 – circa 153 Minuten

 


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Heartbreakers:

Darsteller: Sigourney Weaver, Jennifer Love Hewitt, Gene Hackman, Ray Liotta, Anne Bancroft, Jason Lee u.a.

Regie: David Mirkin; Drehbuch: Robert Dunn, Paul Guay, Stephen Mazur;Kamera: Dean Semler; Filmschnitt: William Steinkamp; Musik: John Debney, Thema von Danny Elfman

USA / 2001 , circa 125 Minuten

Das Erste ist natürlich Jennifer Love Hewitts überproportionale Oberweite die scheinbar wortwörtlich ins Auge fällt. Und es ist auch das letzte und Beeindruckenste, was man von Heartbreakers in Erinnerung behält. Dabei ist das Starpotential und die Vorgabe des Drehbuches für einen Kassenerfolg geradezu angetan. Aber gerade jenes Drehbuch von Dunn, Guay und Mazur quält sich mit effektiert, konstruierten Dialogen und uninspirierten Einfällen.

Max Conner (Weaver) war schon dreizehnmal verheiratet, hat sich somit ein Vermögen angespart und hat immer wieder das Pech, das ihre Männer nicht einmal für einen Tage nach der Hochzeit treu sein können. Wie ausgeklügelt diese ganze Show abläuft ahnt keiner der in Flagranti ertappten Ehebrecher. Durch Werbung und Trailer längst vorweg genommen, verrät man nicht zuviel, das es sich bei dem Objekt der Begierde und dem angegehenden Scheidungsgrund um Page Conners (Love Hewitt), Max' Tochter handelt. Aber das Töchterchen möchte aussteigen, sich selbstständig machen und sich betrügerisch von ihrer Mutter lösen. Sozusagen auf den selbst erschwindelten Scheinen stehen. Da wiederrum kommt die Steuerfahndung in Person von Gloria Vogal (Bancroft) auf den Plan und das ergaunerte Vermögen, das Mutter und Tochter zwecks Trennung aufteilen wollten scheint in Staatskassen zu versiegen. Ein letzter grosser Coup muss her und der kommt in Gestalt des Zigaretten-Tycoons William B. Tensy (Hackman). Alt, gebrechlich und mit Milliarden Vermögen ausgestattet. Während Mutter Max die Angel auswirft, lernt Töchterchen Page den Barbesitzer Jack (Lee) kennen. Und wie es scheint, wird sich die gelehrige Brut auch noch verlieben. Doch Max' letzte Ex Dean (Liotta) möchte seine Geschiedene wieder zurück haben und platzt auf einmal hinein in den Trubel von angehenden Schwindel und aufkeimenden Liebesgeplänkel. Und Dean möchte unbedingt sein durch Scheidung verlorenes Geld zurück...

Nicht zu übersehen, das die drei Autoren ganz deutlich den Windschatten des brillanten Dirty Rotten Scoundrels - Zwei hinreissend verdorbene Schurken suchen, aber bei weitem nicht die hinterhältige Boshaftigkeit erreichen, welche die eigentlichen Bösen doch so absolut liebenswert machen. Regisseur David Mirkin hat mit seinem Erstling Romy and Michelles High School Reunion wesentlich tiefer die Seelengründe seiner Helden erkunden können. In Heartbreakers scheut er regelrecht, seine Darsteller über das Maß der Drehbuchvorlage hinaus zu fordern. Ganz klar das Mutter Weaver, wie Tochter Love Hewitt eine verdammt gute Figur machen und so setzt der Regisseur sie auch in Szene. Tiefer Ausschnitt und viel Bein. Aber auch dazu ist Kostüm-Designer Gary Jones äusserst wenig eingefallen. Einzig Gene Hackman bricht als Lichtstrahl aus dem trüben Geschehen und kämmt sein Image gründlich gegen den Strich. Auf alt geschminkt, schlechter Frisur und einem Charme wie Ameisen-Pisse, poltert er Kette rauchend und hustend grandios durch die Szenerie.

Mit seiner geschickten Auswahl von Schauspielern erreicht Heartbreakers eine enorme Schicht an Zuschauer. Doch den selbst angestellten Ansprüchen wird er lange nicht gerecht. Die meisten Dialoge sind schlichtweg aufgesetzt und offenbaren das Unvermögen von Mirkin, das Timing und das Flair einer intelligenten Komödie einfach nicht zu beherrschen. Genauso demonstrieren die meisten Landschaftsaufnahmen keine Atmosphäre, sondern nur den Beweis, das man doch in Palm beach gedreht hat. Es gibt einen gewissen Unterhaltungswert in Heartbreakers, dem man ihm nicht absprechen kann. Aber das ist dem blanken Charisma seiner Darsteller zu verdanken und hat nichts mit dem einfallslosen Drehbuch, oder der uninspirierten Regie zu tun.

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Helden aus der zweiten Reihe - The Replacements

Darsteller: Keanu Reeves, Gene Hackman, Orlando Jones, Brooke Langton, Jon Favreau,Jack Warden, Rhys Ifans, Faizon Love u.v.a.

Regie: Howard Deutch; Drehbuch: Vince McKewin; Kamera: Tak Fujimoto; Filmschnitt: Bud Smith, Seth Flaum; Musik: John Debney

USA / 2000 , circa 118 Minuten

Es hat schon etwas für sich, wenn ein Film auf den Markt kommt, der Helden zum Thema hat, die wegen eines Streikes zur Rettung als Streikbrecher eilen, zu einer Zeit, da die Schauspieler Hollywoods sich mit einem Streik bessere Arbeitsbedingungen erkämpften.

Leider haben die Auswechselspieler nicht soviel Ironie in ihrer Geschichte. Aus gutem Grund liess sich der Verleih zu sicherem Abstand zum Amerika Start hinreissen, damit wenigstens die schlechten Zahlen nicht als Werbung über den Ozean schwappen.

Als 1987 die Profispieler der National Football League für höhere Gagen streikten, holten sich viele Vereine willigen Ersatz von überall her, um wenigstens die Gemüter des nach Football dürstenden Publikums zu befriedigen. Auch die Washington Sentinels unter der Führung von Coach McGinty (Hackman) holt sich einen munteren Haufen aller möglichen verrückten und zum Teil stereotypen Spieler zusammen.

Ballführend ist in dieser witzigen, aber spannungslosen Wohlfühle-Geschichte ist Shane Falco (Reeves), der sich wiederrum sofort an die Obertänzerin der Cheerleaders Annabelle (Langton) ranschmeisst. Annabelle hat auch so ihre Schwierigkeiten, denn die Cheerleader sind ebenfalls in den Streik getreten und Sie muss zu ebenso unkonventionellen Mitstreitern greifen, damit das sonntägliche Ritual komplett den Zuschauern präsentiert werden kann.

Howard Deutch hat Vince McKewins Drehbuch in einer Geradlinigkeit inszeniert, die schon regelrecht Angst macht. So werden die vielen wirklich witzigen Einfälle an das absehbare Anspulen der Handlung verschenkt. Und die Charakteren tragen nicht sehr viel zum Gelingen bei. Von Anfang an steht fest, das die Profis die Bösen sind und das bleiben sie auch im nach allen Regeln der absehbaren Zunft. Das Ersatzspieler Team gewinnt alle Spiele, das Paar kommt zusammen, es gibt eine spielerische Krise, das Paar trennt sich und das wichtigste Spiel ist für Alle und für Alles die zukunftsweisende Entscheidung.

Langeweilig sind die Helden aus der zweiten Reihe nicht, witzig und entspannt geben sich die Schauspieler, und viel Witz hat sich auch im Film eingeschlichen. Regisseur Deutch macht aus den unzähligen Klischees dennoch ansehnliche Unterhaltung, die zu amüsieren vermag. Nur bleibt ständig dieses unsichere Gefühl, das es das nicht gewesen sein kann. Von den wirklichen Spannungen der damaligen Ereignisse, die eigentlich den Hintergrund des Filmes bilden, ist su gut wie gar nichts zu merken.

Wo heutzutage die gerechte Frage nach der Legimität von überhöhten Gehältern und Gagen im Profisport lauter und lauter gestellt wird, als zu der Zeit des behandelten Streikes, wird die einmalige Chance verpasst sich einmal von der kritisch-satirischen Seite mit diesem Thema zu beschäftigen.

Aber so ist das eben im Filmgeschäft. Schauspieler die gerade einen Streik entgegen traten, präsentieren die Streikenden im Film als kontur- und gewissenlose Bösewichter. Ohne Konsequenz und Differenzierung. Und zu allem Überfluss ist mit den Hauptcharakteren das selbe passiert.

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 Hennen Rennen - Chicken Run

Stimmen: Ginger = Julia Sawalha/April Haider, Rocky = Mel Gibson/Ingolf Lück, Miranda Richardson, Jane Horrocks, Lynn Ferguson, Benjamin Whitrow...

Story und Regie: Peter Lord und Nick Park; Drehbuch: Karey Kirkpatrick; Musik: John Powell, Harry Gregson-Williams; Kamera: Tristan Oliver; Supervising Animator: Lloyd Price;

USA / Great Britan,ca. 85 Minuten

Dieser Versuch eine Wallice and Gromit ähnliche Unterhaltung mit Hühnergegacker zu ersetzen und auch noch mit fast 90 Minuten zu überstrapazieren, ist bester Nachweis für die Überheblichkeit , wenn jemanden einmal ein kleiner Erfolg vergönnt war. Unbewegliche Knetmasse, kombiniert mit einem 'hahne'büchenen Plot und englischem Humor kann lange keinen ansehnlichen Film ergeben.

Weit gefehlt...

'Chicken Run' ist mit ganz geringen Ausnahmen das Unterhaltsamste, was die Traumfabrik dieses Jahr auf die Zuschauer losliess. Und der Umstand dieses Glücksfalles liegt wohl einfach daran, das sich die Bosse von DreamWorks, in diesem Fall Jeffrey Katzenberg, gar nicht erst wagte, in die Belange und künstlerischen Ausschweifungen der Engländer Park und Lord ein zu greifen. Einer der gelungensten Filme aus Amerika kommt somit eigentlich aus dem Monarchenreich. Ja, Wallice und Gromit sind mit keinem Deut liebloser, oder humorloser gestaltet, und Fans der drei Kurzfilme werden genau daran bei 'Chicken Run' ihre grosse Freude finden. Mit einem detailfreudigen, eher detailVERSESSENEN Drehbuch stürmen die Hühner auf die von verwirrender Gigantomie belagerten Leinwände, die sonst das Auge des Betrachters umnebeln. Das wirklich erstaunliche, der phänomenale Höhepunkt jeder Produktion der Aardman-Studios, bleiben die charismatischen Züge der plastelinen Figuren. Dem Zuschauer offenbaren sich mit den geringen Möglichkeiten der Knetmasse eine erschreckend vielschichtige Palette an Ausdrücken. Kleine, künstliche Figuren, die Dank dem Geschick ihrer Macher zu mehr fähig sind, als viele Oscar gekrönte Schauspieler.

Woran sich die Geschichte um die zur Flucht bereiten Hühner einer Eierfarm orientiert bleibt niemanden verborgen, doch man würde nicht unbedingt so einen gewitzten und feinfühligen Umgang mit den grossen Vorbildern erwarten. Wenn man vermuten sollte, das jenes Genre der althergebrachten Abenteuer-Streifen mit dem Thema der Flucht aus irgendwelchen Kriegs-Lagern längst das Zeitliche gesegnet hat, wird nicht einfach nur eines besseren belehrt. 'The great Escape' wird nicht einfach nur kopiert, sondern mit sehr viel Freude und ergreifendem Humor neu erfunden. Lord und Parks umgehen jede Möglichkeit sich durch ihre voran gegangenen Werke zu wiederholen. Die Technik der Animation und des Filmemachens verschmelzen zu einem einzigartigen Vergnügen, das den Zuschauer in jeder Minute unterhält und staunen lässt. 'Chicken Run' ist die genial gelungene Ausnahme jener Filme, die man ohne Einschränkungen zum Genuss empfehlen kann, und auch sollte.

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Der Herr der Ringe: Die Gefährten - Lord of the Rings: Fellowship of the Ring

Darsteller: Elijah Wood, Ian McKellen, Sean Astin, Viggo Mortensen, Ian Holm, John Rys-Davies, Orlando Bloom, Liv Tyler, Christopher Lee, Sean Bean, Cate Blanchett & Billy Boyd und Dominic Monaghan u.a

Regie: Peter Jackson; Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson nach dem Roman von J.R.R. Tolkien; Kamera: Andrew Lesnie; Filmschnitt: John Gilbert; Musik: Howard Shore; Aufbauten: Dan Hennah; Kostüme: Ngila Dickson, Richard Taylor

Neuseeland / 2001 ; circa 178 Minuten

Die ganze Welt ist Mittelerde. Mit nur zwei Ländern Ausnahme, bildet der Auftakt zur Trilogie des Meisterringes einen eisernen Leinwandring um die Erde, weniger um der Internet-Piraterie ein klein wenig entgegen zu wirken, sondern das Erlebnis als solches zu untermauern. Selbst erklärte Gegner des Fantasy-Genres warten auf die Gelegenheit, freie Sitzplätze zu ergattern. Dabei sind 'die Gefährten' nicht einmal ein von Werbung tot geredetes Objekt, wie der ebenfalls unter den Fittichen von Warner gestartete Zauberschüler. Ted Livin, Vorstand des Time Warner Konzerns, zu dem New Line gehört, erklärte offenherzig wie sehr ihm an erster und einziger Stelle der Erfolg der Verfilmung des Rowling Romanes interessiere. New Line stellte sich dem Wagnis, welches einzigartig war und in diesem Umfang auch bleiben sollte, eine Trilogie in diesem Ausmaße vorab zu produzieren und dann auch noch mit dem Spinner aus Neuseeland an der Spitze. Robert Zemeckis war einst Vorreiter, drehte Teil zwei und drei von 'Back to the Future' an einem Stück um Produktionskosten zu sparen. 'Matrix' ergeht es nun ebenso und den 'X-Men' wird wahrscheinlich ähnliches widerfahren. Aber Peter Jacksons Konzept war bestimmt nicht das Senken der Produktionskosten. Es ging ihm, und dies ist dem Film mehr als deutlich anzumerken um ein filmisches Gesamtkonzept, eine lineare Einheit, die 'Lord of the Rings' nach Abel Gance' 'Napoleon' zum längsten Kinofilm der Geschichte machen könnte. Das der Spaß dabei 270 Millionen Dollar gekostet hat ist eher Nebensache. 'Lord of the Rings' wurde zum Selbstläufer, mit den typischen Verfechtern der Verfilmung, den üblichen Gegnern und den notwendigen Schwarzsehern. Als Coppola in Cannes eine komplette Version seines Meisterwerkes vorstellte, wurde er knallhart ins Abseits gedrängt von 25 Minuten Filmschnipseln der 'Gefährten'. Die Saat war gelegt. Nachdem das Internet bereits aus allen Nähten platzte, war die Presse auf dem Weg zum Schicksalsberg mit eingestiegen. New Line brauchte sich eigentlich um nichts mehr sorgen.

'Der Herr der Ringe' ist nicht der größte Film und schon gar nicht der beste Film aller Zeiten. Aber es ist mit Abstand das Eindrucksvollste seit Jahren. Ein imposantes Abenteuer, welches das Zauberwort Epos auch zu zeigen versteht. Mit Andrew Lesnie an der Kamera weiß endlich wieder einmal einer Cinemascope so zu verwenden, wie es seine eigentliche Bestimmung war. Die Magie der Bilder funktioniert auch ohne digital bearbeitete Sequenzen und werden auf der anderen Seite mit diesen um einiges aufregender. Jackson hat dabei alles im Griff. Man wird nicht müde zu schreiben, das er bei den 200 Drehtagen nicht ein einziges mal laut geworden sei. Ebenfalls eine Aussage die in Cannes zu hören war und seither den pummeligen Kerl mit Brille und Shorts zum Mensch gewordenen Mythos erhob. Er scheut sich nicht davor die Zeit still stehen zu lassen und kitschiger Gefühlsduselei den Weg frei zu machen. Dann wieder reißt er den Zuschauer in die Abgründe der Gefahr. In der mitreißenden Inszenierung darf der Zuschauer nicht einfach nur Zeuge sein, wie sich die Helden aus den Gefahren retten. Von Regie, bis hin zur Kamera und dem Schnitt überträgt sich das Gefahrenpotential auf den Zuschauer. Wenn die 9 Gefährten durch die Minen von Moria hetzen, über unendliche Abgründe hinweg, auf den schmalsten Brücken und Stufen, dann ist das Publikum mittendrin. Es spürt und erlebt hautnah wie es den Charakteren ergeht. Das ist eine Kunst die Hollywood längst verlernt zu haben scheint.

Jackson setzte auch im vollen Umfang auf seine Heimatinsel und öffnete sich damit auch alle Türen. Und was würde sich besser anbieten, als die majestätischen Naturkulissen von Neuseeland um Mittelerde in die reale Welt zu erheben. Fans der Buch Trilogie wurden als Statisten eingesetzt. Die Tricktechnik kommt aus neuseeländischen Gefilden. Der verrückte Regisseur wußte, das er, wollte er in Hollywood ankommen, der Industrie kräftig gegen den Strich bürsten mußte. Millionen Dollar investierte Jackson in ein verfilmtes Expose, damit er im fernen Kalifornien beweisen konnte, den Vorstellungen Tolkiens gerecht zu werden. Soviel Eigensinn wird auf einer Seite auch belohnt, auf der anderen aber auch mit Nichtbeachtung bestraft, wie es eben Warners Ted Levine offenkundig tat. Nein, Jacksons Hobbits' durften nicht von Zwergen dargestellt werden, denn wer würde dann die im Buch vorkommenden Zwerge spielen? Alle Szenen wurden gedreht, die Hobbit-Darsteller herausgeschnitten, verkleinert und wieder in den Film eingefügt. Es war Wahnsinn und das genialste Unterfangen, seit D.W. Griffith die ersten Massenszenen inszenierte. Und natürlich gibt es die Heerscharen von Tolkien Fans, die überall etwas zum bemängeln finden. Das liegt in der Natur der Sache, mindert das Erlebnis aber nicht im geringsten.

Ohne Zweifel macht sich Ian McKellen als Gandalf am eindrucksvollsten, doch darf dies keineswegs die filmische Integrität der anderen Darsteller in Frage stellen. Ob die wie ein Ringgeist reitende Liv Tyler, oder die bezaubernste aller Lichtgestalten Cate Blanchett als Galadriel. Billy Boyd und Dominic Monaghan sorgen für eine angenehme Brise Humor, wie Elijah Wood bestechend die reichhaltigen Facetten des Ringträgers zu vermitteln weiß. Mortensen, Bloom, Bean, oder Rhys-Davies, den man in Maske kaum erkennt. Es macht keinen Unterschied. Da hat sich für zweihundert Drehtage eine Truppe zusammengefunden, die scheinbar zusammengehört hat, so wie der Ring sich seine Träger aussucht. Und das zieht sich bis in die hintersten Reihen einer Film Hirachie. Fans des Fantasy-Schreibers, welche sich mit einer Verfilmung grundsätzlich anfreunden können, werden feststellen, das sich das Buch wie der Meisterring verhalten hat, es hat sich die richtigen Träger und die passenden Gefährten für diesen gesucht. Die neun menschlichen Hauptdarsteller sind alle mit einer tätowierten 9 ins richtige Leben zurück gekehrt. So hat sich Mittelerde den Weg in die für uns richtige Welt gebahnt und wir werden nicht Opfer verlogener Werbestrategien, sondern dürfen teilhaben an dem Wagemut eines Visionärs und seiner gelungenen Vision. Mit Sicherheit ist es nicht der größte und bestimmt nicht der beste Film aller Zeiten, und ist es ein überwältigendes Erlebnis. Und nach drei Stunden, welche man dem Film allerdings anmerkt, das Kino verläßt, dann schreitet man Elbenhaft über die Wege und freundet sich mit den Gedanken an, sich nur im von Sauron besetzten Teil Mittelerdes auf zu halten. Alles wird gut und wird bestimmt noch besser, denn die drei Stunden merkt man durchaus, aber lang heißt niemals unbedingt langweilig. Ganz gewiß nicht. Nicht mit Peter Jackson und überhaupt nicht bei seiner Vision der Ring-Trilogie. Ein Epos fordert eben seine notwendige Zeit und darüber werden viele sehr froh sein. Wir werden wie die Hobbits Bier trinken, Auto fahren wie die Ringgeister reiten und mit zurückhaltendem Stolz wie Gandalf auf das nächste Weihnachtsfest warten, auch etwas ungeduldig wie Frodo, denn erst dann wird uns 'Die Zwei Türme' das Herz erwärmen. Das Leben kann so aufregend sein. Wundervoll.

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Der Herr der Ringe: Die zwei Türme - Lord of the Rings: The Two Towers

Darsteller: Elijah Wood, Sean Astin, Viggo Mortensen, Orlando Bloom, John Rhys-Davies, Ian McKellen, Christopher Lee, Liv Tyler, Andy Serkis, Bernard Hill, Billy Boyd, Dominic Monaghan, Hugo Weaving, Miranda Otto, David Wenham u.v.a.

Regie: Peter Jackson; Drehbuch: Peter Jackson, Fran Walsh, Phillipa Boyens, Stephen Sinclair; Kamera: Andrew Lesnie; Bildschnitt: Michael Horton, Jabez Olssen; Musik: Howard Shore; Ausstattung: Joe Bleakley, Rob Otterside, Phil Ivey, Mark Robins, Dan Hennah, Alan Lee; Kostüme: Ngila Dickson, Richard Taylor; verant. Vis. Effekte: Jim Rygiel

Neuseeland / 2002 ; circa 179 Minuten

Man kann viel diskutieren, endlos, über Sinn und Zweck eines zweites Teiles, besser, schlechter, oder gleichwertig. Diesen Diskussionen wird auch Peter Jackson nicht entgehen. Und würde er meine Meinung hören wollen, müßte ich ihm sagen, das mir ‚Die Gefährten’ um einiges besser gefallen hat. Aber wäre dies gerechtfertigt? Dem ganzen Für und Wieder entziehen sich ‚Die zwei Türme’ einfach. Das ist einfach die Kraft und die Macht des Hobbit ähnlichen Jackson, schon als er sein Traumprojekt in Angriff nahm, denn dieser zweite Teil der Trilogie kann eigentlich nicht wirklich schlechter als sein Vorgänger sein, weil keiner von beiden, und auch der folgende ‚Die Rückkehr des Königs’ nicht, als eigenständige Filme gelten können. In spätestens zwölf Monaten wird es die ersten (ganz) langen Kinonächte geben. Da wird der Zuschauer in 9 Stunden Mittelerde katapultiert und das Gesamtkonzept endgültig aufgehen. Wenn Fans die fabelhafte Umsetzung von Roman zu Film bei ‚Die Gefährten’ lobpreisen, ist es unwahrscheinlich, das mit einem mal die Genialität des Peter Jackson eine andere Richtung einschlägt.

Die Charaktere sind etabliert, viel Entwicklung ist also nicht zu erwarten. Außer der ungewöhnlichen Last die Frodo Beutlin auferlegt worden war und nun stärker und unheimlicher auf den zuerst unbedarften Hobbit Einfluß nimmt. In erster Linie ist ‚Die zwei Türme’ die Geschichte von Aragorn, auserwählt, die Menschen von Mittelerde zu einen und als vielleicht baldiger Herrscher ein neues Zeitalter anzuführen. Es ist die Geschichte der entscheidenden Schlacht um Helms Klamm, in der Aragorn mit seinen übrigen Gefährten noch einmal Elben und Menschen eint und sich bewährt. Und es ist die verloren geglaubte Liebe von Aragorn, welche das Schicksal mit vorantreibt. Vier Handlungsstränge läßt der Regisseur parallel laufen. Frodo und Sam auf dem Weg nach Mordor, Merrin und Pippin’s Begegnung mit den Ents, Sarumans Unterwerfung des wehrlosen Volkes von Mittelerde und natürlich Gimli, Legolas und Aragorn im Mittelpunkt, denen der wieder auferstandene Gandalf zur Seite steht, um König Theodin von Rohan vom Fluch des bösen Sauron zu befreien und den Angriff der Orks gegen Helms Klamm nieder zu schlagen.

Wesentlich intensiver spielt die Inszenierung mit Rückblenden und verschachtelt Handlungsabläufe viel dichter zu perfekt abgestimmten Episoden. Selbst in einem so ausgeklügelten erzählerischen Werk bleibt der Teil zwischen Anfang und Ende des Gesamtwerkes der Undankbarste. Das ergibt sich schon zwangsläufig. Ohne eben jenen Anfang und Ende schweben ‚Die zwei Türme’ zwischen der ersten und befriedigten Erwartungshaltung und der befreienden Auflösung. Mehr noch, es kommen weitere offen gelassene Fragen hinzu. ‚Die zwei Türme’ läßt noch stärker als der Vorgänger den Abschluß der Trilogie herbei sehnen. Was auf der einen Seite verständlich ist, anderseits aber das Ereignis zu trüben vermag. Glücklich diejenigen, die ein-, oder mehrere male den Roman verschlungen haben und dem Schicksal der Geschichte bereits habhaft geworden sind. Langweilig wird diese undankbare Mitte aber für keine der zwei Zuschauer Kategorien.

560 Spezial-Effekte haben ‚Die Gefährten’ für sich beansprucht, in den ‚zwei Türmen’ ist die Anzahl der einzelnen Rechner Aufgaben auf 800 angestiegen. Das sorgt abermals für überwältigende Schwindelgefühle im Rausch der Effekte, die Perfektion im Detail wird aber an wenigen Stellen vermißt. Etwa Legolas erster Einsatz gegen die Bären ähnlichen Wargs, oder der Ritt der Helden aus der Festung Helms Klamm gegen die Orks. Dafür können sich die Herrn der Effekte für die Gollum Kreatur beruhigt auf die Schulter klopfen, der von Andy Serkis gespielt und mit künstlicher Computerhaut-, -gesicht und –knochen versehen wurde (Andy Serkis ist das unbekannte Gesicht auf dem linken oberen Bild). Beunruhigend, erschreckend ist Gollums Zwiegespräch mit sich selbst. Hier wird Jacksons Inszenierungs-Genie am deutlichsten, wenn einem das anfängliche Lächeln im Halse stecken bleibt. Der Gollum ist mitunter, was nicht abwertend gemeint sein soll, der greifbarste und ‚menschlichste’ Charakter geworden und noch vor der Schlachtsequenz um Helms Klamm das grandioseste Beispiel für gelungenen Computer Einsatz.

Gegen die düstere Stimmung und ansteigende Spannung, hat man in diesem Teil mehr auf John Rhys-Davies als Gimli gesetzt, der nicht unbedingt bedeutender mit seiner Rolle wird, aber unzählige Lacher zugeschrieben bekam, die auch tatsächlich beim Publikum zünden. Als Neu-Einsteiger hingegen machen Miranda Otto als Eowyn und noch mehr David Wenham als Faramir sehr wenig her und fallen charismatisch gegen den Rest der Darsteller deutlich ab. Bei der Vielzahl von Charakteren ist die Gunst des Publikums schon lange verteilt, daher fallen die Schwächen von Otto und Wenham wenig ins Gewicht. Orlando Bloom darf noch mehr und noch schneller zu Pfeil und Bogen greifen, Viggo Mortensens Aragorn wird noch eindringlicher bei jeder Szene als besonnener Draufgänger und Herzensbrecher stilisiert und Gandalf genießt noch offensichtlicher seine Überlegenheit. Da meint man fast das die eigentlichen Hauptfiguren wirklich schlecht abschneiden, doch sowenig Elijah Wood und Sean Astin handlungsbestimmend auftreten, kommt ihnen die äußerst souverän gelungene Aufgabe zu, die immer stärker werdende Macht des einen Ringes zu verdeutlichen. Frodos aufkeimendes Mitleid für die Kreatur Gollum, steht dem ständigen, harten Mißtrauen von Sam entgegen. Wo Sam den Einfluß des Ringes an der verkommenen Gestalt des Gollum richtig einzuschätzen weiß, sieht Frodo nur die Leiden eines Gleichgesinnten. Die Macht des Ringes wird bei Jackson nicht durch die Türme Saurons, oder Sarumans impliziert, sondern im Charakter der einst so unbedarften Hobbits.

Mittelerde hat uns also wieder überrannt. Da kommt es auf die Für und Wieder eines gelungenen, oder mißratenen Filmes gar nicht mehr an. Das filmische Ereignis an sich bleibt mit all seiner überwältigenden Monumentalität erhalten. Wer ‚Die zwei Türme’ in seinem Wesen, in seiner Art und den unausweichlichen Vergleichen erfassen will, der wird seine Zeit brauchen. Dialoge, die heutzutage keiner über die Lippen bringen würde. Pathos, welches jeden Rahmen sprengt. Namen, die sich kein Sterblicher merken kann. Effekte, die jedes Maß an Vernunft übersteigen. Es ist weniger Kino, als vielmehr Ausdruck kollektiven Größenwahns, der tatsächlich funktioniert. Die stetig bewegte Kamera ergötzt sich in ewigen totalen Einstellungen, die einen unwillkürlich hineinsaugen, die niemanden Abstand gönnen. Die Geschichte scheint sich von alleine zu erzählen, wichtig ist den Zuschauer Mittelerde nicht sehen, sondern erfahren zu lassen.

Es wird viele endlose Diskussionen geben, für das Für und Wieder. Und Peter Jackson wird abermals sehr aufmerksam zuhören. Nicht weil er es müßte, sondern weil die Trilogie seinen persönlicher Ring geworden ist, der die Macht über ihn gewonnen hat. Über ihn, über seine in allen Dingen fantastischen Gefährten und längst auch über das bezahlende Fußvolk. Die Macht des Ringes ist allgegenwärtig. Einer vernünftigen Diskussion sollte sich ein derartiges Unternehmen entziehen, welches die Schatten von Mittelerde über unsere eigene Welt spannt. Und wer auch noch soviel Kraft darauf verwendet, die Magie des Peter Jackson negativ zu analysieren, hat schon im Ansatz verloren. Mittelerde ist überall.

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Herrschaft des Feuers - Reign of Fire

Darsteller: Christian Bale, Matthew McConaughey, Izabella Scorpuco, Gerald Butler, Alexander Siddig u.a.

Regie: Rob Bowman; Drehbuch: Gregg Chabot, Kevin Peterka, Matt Greenberg; Kamera: Adrian Biddle; Bildschnitt: Thom Noble; Musik: Edward Shearmur; Vis. F/X Supervisor: Richard R. Hoover

USA / 2002 ; circa 101 Minuten

Es ist eine viel versprechende Voraussetzung, das anstelle der gerne der Vernichtung ausgesetzten Städte New York, oder Los Angeles, das begehrte Einkaufsbummel-Ziel London für die ultimative Zerstörung herhalten muss. Das ist für eine amerikanische Produktion sehr ungewöhnlich, bietet aber dem Zuschauer endlich mal neue Aussichten.

Die Regentschaft des Feuers beginnt bei U-Bahn-Arbeiten im London einer nahen Zukunft, wenn der kleine Quinn eine bei Bohrungen freigelegte Höhle betritt und damit das Unheil erweckt. Zwanzig Jahre später ist Quinn der Anführer einer Gemeinschaft von Überlebenden, die sich weit entfernt von London in einer Burg verschanzt haben. Drachen bevölkern die Erde, Drachen die sich rasant vermehrt haben und mit Vorliebe den Mensch als Mahlzeit wählen. Die Überreste der Menschheit sind weitgehend gerüstet gegen gelegentliche Angriffe der fliegenden und Feuer speienden Ungeheuer. Nur untereinander funktioniert es immer noch nicht richtig. Die Menschheit ist vom Aussterben bedroht und schafft kein gutes Klima. Quinn (Christian Bale) hat seine Schützlinge weitgehend im Griff, er weiß worauf es ankommt, schließlich hat er den ersten der Drachen aus dem Jahrtausendschlaf erweckt. Kritisch wird es mit dem Auftauchen der marodierenden Gruppe um den Amerikaner Van Zan (McConaughey), eine mit High-Tech-Waffen ausgerüstete Kleinarmee, die sich auf Drachentöten spezialisiert hat. Van Zan möchte Männer aus Quinn’s Gemeinschaft rekrutieren, um endlich in London das große Reinemachen zu beginnen. Zu dem Kampf gegen die feuerspeiende Zunft, entbrennt auch eine eskalierende Auseinandersetzung zwischen Quinn und Van Zan.

Die Idee ist außerordentlich vielversprechend, die visuellen Trickeffekte teilweise überragend, aber ausgerechnet der Regisseur scheint sich leicht verkalkuliert zu haben. Rob Bowman hat schon mit dem Kinofilm zu ‚Akte X’ die feinen Nuancen der Ironie die man aus der Serie kannte schlichtweg ignoriert. Ähnlich ergeht es diesem Feuerreigen, dem es einfach an etwas Humor und einer Spur Selbstironie fehlt. Ungewöhnlich ernst und sich selbst zu wichtig nehmend kommt diese schöne Geschichte daher, die ein Vorreiter für eine neue Welle im Kino sein könnte. Natürlich streiten sich Gläubige, Anhänger und Gegner des Drachen-Kultes wie denn nun das eigentliche Sagentier in unsere zivilisatorische Entwicklung passen könnte. Sicher ist aber, das nach den schnuckeligen Ausflügen mit ‚Dragonheart’, die Popcorn-Streitmacht endlich ein sinnfreies Abenteuer mit mächtig Zunder brauchte und der Kampf unterzähliger Menschen gegen Unmengen Feuer speiender Flugmonster nette Ideen bringt. Eine der gelungensten Action Sequenzen ist letztlich auch Van Zans Truppe im ersten Hightech Einsatz gegen einen angreifenden Drachen bei dem Motorräder, Hubschrauber und Fallschirmjäger zum Tragen kommen. Hier stimmen das Timing und die Relation von Aufwand und Filmschnitt, Musik und einer mitreißenden Kamera.

Lediglich in einer kurzen Szene erlaubt sich der Film Humor, wenn zwei Erwachsene den Kindern auf der Bühne Heldensagen aus fernen Tagen vorspielen. Wer jetzt an Shakespeare, oder Homer denkt, liegt vollkommen falsch. Ansonsten geben sich die Charakteren sehr gerne dem eigenen Mitleid hin, die eigene Heldensage funktioniert nicht so ganz, da Bale und McConaughey von ihrem Regisseur erstaunlich eng in das Korsett des Klischees geschnürt werden. Dabei sind beide eigentlich herrlich gegen ihren bekannten Typus besetzt. McConaughey kommt etwas besser weg, weil er doch einen gewissen Grad seine Rolle überspitzen darf. Dies sollte Bales Leistung keineswegs schmälern, hätte man ihn entsprechend gelassen, wäre auch sein Charakter den Ansprüchen eines solchen Filmes mehr als gerecht geworden.

Der Showdown im zerstörten London nimmt sich etwas mager aus. Die Stadt selber präsentiert sich in wenigen, dafür fantastisch aussehenden Effect-Shots. Ansonsten spielen die herrlich topographischen Punkte Londons keine Rolle mehr. Ob sich da die Ideen, oder die Finanzen verabschiedeten bleibt ein Ratespiel. Schade deshalb, hätte gerade hier der Film noch einmal zum frenetisch Effekte Spektakel ausholen können, um wenigstens die schlampige Schauspielführung wett zu machen. Und dieser, zu den ersten zwei Dritteln des Filmes, weit abfallende Showdown ist eben das was beim Publikum am besten im Gedächtnis haften bleibt, denn damit wird nun einmal der Zuschauer aus dem Dunkel des Kinos entlassen.

Die ‚Herrschaft des Feuers’ ist nettes Unterhaltungskino, welches durchaus seine Reize hat und zumindest im technischen Bereich einem richtig Feuer unter dem Hintern macht. Das wirklich große Kino bleibt Mangels Courage des Regisseurs leider aus. Ohne Sinn, aber doch mit etwas Verstand, sind die Herrscher mit dem Feuer doch in der Lage das so genannte Popcorn-Kino bestens zu bedienen.

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Der Himmel kann warten

Darsteller: Frank Giering, Steffen Wink, Catherine Fleming und Regula Grauwiller u.a.

Regie: Brigitte Müller; Deutschland/2000, circa 98 Minuten

Handlung im zweiten Absatz !

Wieder haben sich drei Filmförder-Fonds zusammen getan, um heiße Luft ins Kino zu blasen. Das Regie-Debüt von Brigitte Müller will komisch sein, sehr viel ernst versprühen und jeden zu Tränen rühren. Weit gefehlt. Komisch ist diese Tragikomödie nur teilweise, treffend dafür, aber äusserst unausgewogen. Der ernsthafte Tiefgang der Geschichte verpufft in der zusammenhanglosen Regie und der uninspirierten Struktur. Und weil diese beiden Punkt hinten und vorne nicht stimmen, kann der Film nur den oberflächlichsten der Zuschauer zu Tränen rühren.

Alex (Giering) und Paul (Wink) sind von Kindheit an dicke Kumpels, versuchen sich als begnadete Bühnen-Komiker (oder Neudeutsch: Stand up Comedians) und haben beide gute Gebrechen vorzuweisen. Alex ist Bein amputiert und hat Krebs, Paul zerfliesst in seinem Narzissmus. Als sein persönliches Abschiedsgeschenk an Paul, will Alex ein Treffen mit dem großen Komiker-Vorbild seines Freundes arrangieren. Unwissend das Alex an Krebs sterben wird, will Paul seinen Kumpel in seinem Selbstwertgefühl stärken, indem er eine Prostituierte (Grauwiller) dafür bezahlt, mit dem Prothese tragenden Alex zu schlafen. Letzten Endes läuft nichts so, wie es sollte und es gibt mächtig viel Zoff. Doch was die beiden Unzertrennlichen wirklich miteinander verbindet, kann ein schlechtes Drehbuch nicht auseinander schreiben. Bevor Alex das Zeitliche segnet, ist alles wieder gut und jeder hat noch kräftig vom anderen gelernt.

Wer sich dem deutschen Film nicht verschliesst, hat ähnliche Thematik schon in Til Schweigers 'Knockin on Heavens Door' gesehen. Aber die Schweiger-Tragikomödie hat es verstanden, worauf es wirklich ankommt, nämlich sich nicht selbst zu ernst zunehmen, damit Lachen und Weinen perfekt nebeneinander funktionieren. Brigitte Müller schickt ihre Helden auf eine bierernste Reise die keine Schattierungen in den Charakteren zulässt. Das ganze köchelt zu dem Vorhersehbaren, was jeder mehr oder weniger gute Fernsehfilm aus deutscher Hand zu bieten hat. Und dann begehen die Macher den größten Kardinalsfehler, den man in einem Drehbuch einarbeiten kann, oder besser gesagt eben nicht einarbeitet. Das Thema der der Comedy-Clubs in Deutschland ist eigentlich immer mehr im kommen, nur macht der Film in den entscheidenten Augenblicken den Eindruck, es hätte sich wirklich niemand mit der Thematik auseinadner gesetzt, sich informiert, oder guten Rat bei Profis eingeholt. Und Profis gibt es selbst in Deutschland mittlerweile genügend. Erzählt werden abgedroschene Standart-Kalauer, oder die Regie macht bei wichtigen Auftritten einen totalen Rückzieher. "Kommt ne Frau zum Arzt, sagt der Arzt..." ist selbst bei RTL heute kein Aufreisser mehr, geschweige denn, das so die Zukunft der Bühnen-Komiker aussehen soll.

Mit der Zitaten-Anspielung auf 'Knockin on Heavens Door' legen sich die Macher letztendlich selbst ein Fettnäpfchen. Hat sich 'Knockin...' ganz bewußt an die Hollywood-Leitlinien gehalten, schielt 'Himmel kann warten' einzig und allein auf 'Knockin...', ohne die einfallsreiche Struktur zu begreifen. Selbst die routinierte Kameraarbeit zeigt nur Standart-Einstellungen aus der Filmhochschule, die Beleuchtung lässt sich genauso wenig einfallen.

Und 'Standart' sollte die treffende Beschreibung für dieses neueste Werk aus deustchen Landen sein, das mit zuviel Geld und zu leichter Förderung das Publikum betören soll, aber dabei kläglich scheitert.

 


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A HISTORY OF VIOLENCE

Darsteller: Viggo Mortensen, Maria Bello, Ashton Holmes, Peter MacNeill, Ed Harris und William Hurt


Regie: David Cronenberg; Drehbuch: Josh Olson nach den Comics von John Wagner und Vince Locke; Kamera: Peter Suschitzky; Bildschnitt: Ronald Sanders; Musik: Howard Shore


Kanada 2005 / ca. 96 Minuten


Am Anfang steht das glückliche Leben, die Zufriedenheit und ein wenig Sex, der mit alberner Kostümierung aufregender gestaltet werden soll. Eine Mutter von zwei Kindern im Cheerleader-Röckchen und ein schüchtern dreinblickender Vater, dem dieser Anblick schon zuviel erscheint. Hier in dieser heilen Welt von Millbrook kann man wirklich noch Tabus brechen. Doch Millbrook ist, wenn auch eine wirkliche Stadt, zumindest auf der Leinwand eine Welt von David Cronenberg. Es gibt nicht sehr viele Zuschauer, die sich in der Welt des David Cronenberg wohl fühlen, oder sich darin aufhalten möchten. Mit der Erleuchtung der menschlichen Psyche ging er stets einen Schritt weiter als alle anderen. Er verstörte, er fesselte und er ekelte sein Publikum an. Wo die einen sehr ungern darüber sprechen, zeigt Cronenberg die passenden Bilder. Er hat sicherlich ein ihn sehr verehrendes Publikum, aber doch sehr wenig Freunde. Cronenberg ist unangenehm und das ist er sehr gerne.

Am Ende schlagen sie sich, der Vater und die Mutter, prügeln erst auf sich ein und vögeln sich in ihrer Aggression die Seele aus dem Leib. Die Welt des David Cronenberg ist wieder zurecht gerückt. Nicht die alberne Kostümierung macht beide an, sondern das was aus ihnen geworden ist, in dieser Spirale aus Gewalt. Wer HISTORY OF VIOLENCE als Abhandlung des klassischen Western betrachtet, liegt in seiner Beobachtung gar nicht so falsch. Und doch geht der Film, fast schon typisch, einen Schritt weiter. Sehr karg die Geschichte, sehr reduziert das Umfeld, stoische Helden und überhebliche Gangster. Es ist ein Kammerspiel, sehr begrenzt in seinen Personen und äußerst konzentriert auf die Thematik.

Tom Stall (Mortensen) betreibt ein kleines Restaurant in dem ruhigen, verschlafenen Nest Millbrook. Alles ist heile Welt. Bis zwei Gangster versuchen sein Restaurant ausrauben und die Bedienungen mit Waffen bedrohen. Tom gelingt es mit aberwitzigen Reaktionen die bösen Buben zu überwältigen und sie mit gezielten Schüssen nieder zu metzeln. Landesweit wird Tom in den Medien als Held gefeiert, was ihm selbst überhaupt nicht recht erscheint. Schließlich taucht ein noch zwielichtigerer Kerl (Harris) mit zwei Bodyguards im Restaurant auf, behauptet Tom würde Joey heißen und Joey müsste wieder mit zurück nach Philadelphia. Die Spirale der Gewalt hat sich längst zu drehen begonnen.

Die heile amerikanische Welt ist längst vergangen. Der amerikanische Traum ist längst ausgeträumt. Die schon in dieser Weise öfters adaptierte Eröffnungs-Sequenze schimpft dem folgenden Umschnitt nach Millbrook und dem friedvollen Familienleben sofort Lüge. Aber das ist auch die große Kunst des Erzählens. Von nun an gebraucht es nicht mehr vieler Worte. In jeder Szene brodelt es im Untergrund, kann sich der Zuschauer seine eigene Szenerie erschaffen. HISTORY OF VIOLENCE ist übersetzt nicht die GESCHICHTE, sondern die CHRONOLOGIE von der Umkehr des bürgerlichen Lebens in einen Alptraum von ungeahnten Ausbrüchen zu denen ein Mensch fähig ist.

Für den Fan eines David Cronenberg nimmt sich dieser Film sehr zurück, er könnte manchen sogar enttäuschen. Lässt man aber den Status des Regisseurs einfach beiseite ist HISTORY OF VIOLENCE ein genial, beklemmendes Stück. Sicherlich ist es nicht diese verstörende Absonderlichkeit, die einem sonst präsentiert wird, aber gerade dies macht den Film um ein wesentliches spannender. Die ganze Atmosphäre baut sich auf das Unterbewusste auf, Gefühle werden vermittelt, die gegensätzlich zu den Bildern auf der Leinwand stehen. Schon die Präsenz eines Viggo Mortensen lässt die heile Welt in Frage gestellt. Bis auf den Auftritt des wenig überzeugenden William Hurt, kann sich Cronenberg auf eine zu allem bereite Garde erstklassiger Schauspieler verlassen, die in Gestalt und Darstellung eine berührende Glaubwürdigkeit in sich tragen. Peter Suschitzky verliert in seinen Bildern die Charaktere niemals aus dem Fokus, er presst sie in einen engen Bildausschnitt und umgibt somit jede der Figuren mit ihrer eigenen Welt, aus der es kein leichtes Entkommen gibt. Nur einmal öffnet sich das Bild zu einem Panorama, in der sich die Welt in ihrer Größe gegen den Charakter von Mortensen zu stellen scheint, als er seiner Frau zu Hilfe eilen will.

Es ist nicht der typische Film eine David Cronenberg, aber genau das ist so typisch, dass er immer wieder zu überraschen versteht. Der Verlust der eigenen Werte, der Verlust von Vertrauen, der Verlust der vertrauten Welt und die Angst um den Verlust der Familie. Ein packend, intensiver Film der als Spät-Western genauso funktioniert, wie als drastisch, beklemmendes Kammerspiel. Sehr ehrlich, sehr traumatisch und sehr brutal. Eben doch ein typischer Cronenberg, irgendwie.

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The Hole:

Darsteller: Thora Birch, Desmond Harrigton, Daniel Brocklebank, Laurence Fox, Keira Knightley, Embeth Davidtz u.a.

Regie: Nick Hamm; Drehbuch: Ben Court, Caroline Ip nach der Geschichte von Guy Burt; Kamera: Denis Crossan; Musik: Clint Mansell; Filmschnitt: Niven Howie

England / 2001 ; circa 102 Minuten

Fast ein Jahrzehnt hat es gedauert, so spricht die Pressemappe, bis Nick Helm 'The Hole' als auserkorenes Traumprojekt endlich verwirklichen konnte. Und fast ist man geneigt, dem Film diese zehn Jahre auch an zu sehen. Dabei gibt diese faszinierende und zugleich bizarre Geschichte soviel an Potential frei. Weder das 'Rashomon'-Prinzip geht auf, noch der angedachte Spannungsbogen. Vier Jugendliche, die sich drei Tage in einen verlassenen zweiter-Weltkrieg-Bunker einsperren und erst nach 18 Tagen wieder die Freiheit geniessen (zumindest ein Teil davon), wird als ebene Psychoanalyse angelegt. Und absehbar ist der Film von Anfang bis Ende, bleibt spannend erzählt, mit greifbaren Charakteren, doch auch nur soweit, das es den Zuschauer bei Laune hält und dieser nicht gelangweilt aus dem Kino geht. Was zum perfekten Thriller wirklich fehlt, ist ein aufbauender Spannungsbogen. Dadurch das das Drehbuch die Ereignisse innerhalb des Bunkers in Rückblenden erzählt, ist von Anfang an klar, was passiert ist, dem Publikum bleibt nur noch die Frage wie es dazu kam.

Während von der technischen Seite ein fast schon bewunderswertes Werk offenbart, mit Denis Crossans fabelhaften Bildern und Niven Howies raffieniertem Schnitt, scheint sich Regisseur Hamm ein bisschen in der eigenen Geschichte zu verlaufen. Thora Birch gibt eine brillante Darstellung der von Liebe und alptraumhaften Ereignissen geplagten Schülerin, sogar mit perfektem britischem Akzent der amerikanischen Aufsteigerin, aber Embeth Davidtz higegen wirkt von Dialog und Regisseur verlassen, als Psychoanalytikerin, welche das Geschehen im Bunker zu ergründen versucht. Regelrecht störend begibt sich Hamm nach einer halben Stunde auf Kurosawas Spuren und versucht die Geschichte aus der Sicht des erwählten Bösewichtes (Brocklenbank) anders zu erzählen. Das hat seinen bestimmten Reiz, verliert sich aber in der Inkonsequenz des Begonnenen. Auf einmal fährt der Film eingleisig weiter, um sich nichtsdestotrotz auf Liz Dunns (Birch) Spuren wieder zu finden.

Wie ein Kritiker bemängelte, liegt der Kardinalsfehler im Film am Fehlen eines wirklich sympathischen Charakters. Andersherum ist dies auch wieder erfrischend und eröffnet neue Perspektiven, die der Regisseur aber nicht so ganz zu nutzen versteht. Die Drehbuchschreiber Ip und Court sind gerade mal von der Filmhochschule abgegangen, als sie 'The Hole' verfassten. Der Versuch ist nicht zu übersehen, das die Thematik zu etwas Neuem reizt. Eine gesunde Mischung des bewährten Teenager-Horror-Genres und einem eigenwilligen Psycho-Spieles. Doch entweder haben die Autoren in den zehn Jahren der Vorbereitungszeit nicht mehr am Buch gearbeitet, oder den Trend der Zeit verpasst. So wirklich Neues kann 'The Hole' gar nicht mehr liefern und man bekommt durchweg das beunruhigende Gefühl, das jemand hier einen Teenie Film für Erwachsene drehen wollte. Und genau darin liegt der Hund begraben, nicht im Bunker, sondern daran Jugendliche, in ihrem Spassempfinden für einen wolligen Schocker, zu überfordern und älteres Publikum mit dem Fehlen jedweder subtiler Form psychologischen Terrors vor den Kopf zu schlagen.

Durchaus ist 'The Hole' sehenswerter als so manch anderes Subjekt schneller Geldmacherei aus ähnlichen Gefilden, um richtig zu überzeugen fehlt dem Ganzen ein geschickterer Regisseur und eine rundherum notwendige Auffrischung der Dialoge. Wer kopfentleert die pure Unterhaltung sucht, wird aber mit Sicherheit nicht entäuscht werden. Thora Birch ist fantastisch und der Rest des Ensembles entwickelt nach fortgeschrittener Zeit erstaunliches Eigenpotential. Und man will eben doch wissen, was in 18 Tagen aufgezwungener Einzelhaft so alles passieren kann.

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Hollow Man:

Darsteller: Kevin Bacon, Elisabeth Shue, Josh Brolin, Greg Grunberg, Mary Jo Randle, Steve Altens, Kim Dickens

Regie: Paul Verhoeven; Drehbuch: Andrew Marlowe; Musik: Jerry Goldsmith; Kamera: Jost Vacano

USA / 2000, circa 114 Minuten

Eines muß man dem Holländer Verhoeven lassen, er hat eine ausgesprochen wahnwitzige Affinität zum menschlichen Körper. Sei es in 'Basic Instinct', 'Showgirls', oder auch 'Starship Troopers'. Und auf dem Höhepunkt der digitalen Revolution kommt ihm das Script zu der Adaption von H.G. Wells 'the invisible Man' gerade recht. Und was Verhoeven in 'Hollow Man' anstellt lässt alles Tiefgründige hinter sich und beschert dem Zuschauer ein atemberaubendes Panoptikum nie gesehener Effekte. Die Zauberer von Sony Pictures Imageworks und den Tippett Studios überraschen mit anatomischen Aufnahmen, die jedem medizinischen Lehrfilm das Wasser abgraben.

Kevin Bacon verkörpert, im wahrsten Sinne des Wortes, den kaltschnäuzigen Egozentriker und selbst ernanntes Genie Sebastin Caine, der mit seiner Truppe in einem unterirdischen Bunker im Auftrag der Regierung biologische Quantenverschiebung erprobt. Dem Zuschauer bleiben ausufernde und komplizierte Verfahrensweisen erspart, es geht schlichtweg darum unsichtbar zu werden. Und Caine, dem die Regierung das Messer an die Kehle setzt, bleibt nur der Schritt zum Experiment am eigenen Körper. Und wie er sich letztendlich ins Nichts auflöst wird man so schnell nicht mehr vergessen. Erst die äusseren Hautschichten, gefolgt von Nervenbahnen und Aterien, die Organe und schliesslich das Skelett. Anders als es wahrscheinlich ein amerikansicher Regisseur angegangen wäre, zeigt Verhoeven seinen Darsteller in ungenierten Ganzkörper-Aufnahmen, genauso unerschrocken wie das, was ein Mensch als Unsichtbarer auch anstellen würde. Denn Caine findet gefallen daran, sich nicht mehr selber im Spiegel ansehen zu müssen und somit sinkt von Filmminute zu Minute seine Hemschwelle. Und der Regisseur hält auch nicht inne, die eigentlich intimsten Gedanken aus dieser Möglichkeit dar zu legen. Und ob man will oder nicht, der Zuschauer ertappt sich immer wieder beider Frage, "wie haben sie das gemacht". Im letzten Drittel reist Verhoeven zugunsten des Pulses das Ruder der Handlung herum und kreiert in der Isolation des Laboratoriums eine Hetzjagd vernünftiger Wissenschaftler gegen Unsichtbaren, die nicht gerade als innovativ zu bezeichnen ist, aber dafür umso spannender inszeniert ist.

Es ist tatsächlich der Kunst von Effekt-Spezialisten zu verdanken, das Kevin Bacon, obwohl in der letzten Hälfte nicht mehr sichtbar, als Charakter nicht verloren geht. Sein Zynismus und pathologischer Egoismus machen ihn zum Ideal für die Rolle des am Ende scheiternden Genies. Und manchmal schafft er es sogar, das man doch auf seiner Seite, anstatt der Guten steht. Dazu trägt auch Jost Vacanos exzellente Kamerarbeit bei, die aus der Unwirklichkeit der Beleuchtung mehr heraus zu holen mag, als das sonst übliche Spiel mit dunklen Korridoren und bedrohlichen Schatten. An Bacons unsichtbarer Seite schlägt sich Elisabeth Shue als aufrechte Streiterin für das Gute gar nicht so schlecht und kann charakterlich wesentlich mehr aufbringen als den für das Genre üblichen Helden sonst zugedacht ist.

Das gesamte Team von 'Hollow Man' bringt einen leidenschaftlichen Aspekt in die jeweilig ausgeführten Arbeiten. Es ist deffinitiv ein Film geworden, der in dieser Form vor zehn Jahren gar nicht möglich, nie zu realisieren gewesen wäre. Schon aus diesem Grund muß sich 'Hollow Man' deutlich von jedem Tiefgang in Handlung und Dialog distanzieren. Die künstlerischen Aspekte konzentrieren sich auf den visuellen Overkill und vermeiden jede Art des moralischen Dilemmas, welches sich angeboten hätte. Durchaus erkennt man auch die Tragik des verwerflichen Charakters der Hauptfigur, doch zum Glück bleibt dies nur nebensächlich und so unwahrscheinlich das klingen mag, es ist ein großer Pluspunkt im Sinne des Unterhaltungswertes. Das sogenannte Popcorn-Kino hat eine neue Stufe erreicht, in dem Verhoeven seinen Film zu den elementaren Regeln des Horror- und Science Fiction-Genres zurückgesetzt hat.

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Hostel


Darsteller: Jay Hernandez, Derek Richardson, Eythor Gudjonson, Barbara Nedeljakova, Jan Vlasak, Jana Kaderabkova, Jennifer Lim u.a.


Regie & Drehbuch: Eli Roth; Kamera (HDCam): Milan Chadima: Musik: Nathan Barr; Bildschnitt: George Folsey Jr.; MakeUp-Designer: Greg Nicotero, Howard Berger


USA / 2006 ; circa 95 Minuten


Eine thailändische Agentur bietet über das Internet Menschen zum foltern und ermorden an. Die angehenden Opfer tun dies selbstverständlich freiwillig. Bedarf würde bestehen, gibt es doch genug Menschen, die schon immer den Drang verspürten, einen anderen richtig weh zu tun, oder vielleicht auch einfach nur zu töten. Die Geisteshaltung solcher Menschen soll dabei vorerst keine Rolle spielen. Es gibt diese Menschen, es gibt sie auf beiden Seiten jenes merkwürdigen Daseins. Ein Prozess diesbezüglich wurde gerade in Deutschland beendet.

Wenn in einem Internet-Forum, der Vorschlag eines Jungen unbekannten Alters kommt, ein Opfer in Eli Roth’ ‚Hostel’ hätte den Bohrer nicht in den Oberschenkel, sondern durch die Kniescheibe bekommen müssen, dann stimmt etwas nicht. Zensur kann keineswegs eine Lösung sein, aber in Zeiten der unmittelbaren, weltweiten, keiner Altersfreigabe unterliegenden Verbreitung sämtlicher Medien und ihrer Inhalte, sollten sich einige Leute etwas einfallen lassen.

Technisch gesehen ist ‚Hostel’ ein mittelmäßiger Film, mit ebenso mittelmäßigen Darstellern und einem lausigen Drehbuch, das keinerlei Gespür für irgendwie geartete Aspekte einer Erzählweise zeigt. Aber es ist eben die Eingangs erwähnte Website, die Eli Roth’ Neugierde geweckte hatte und für die er Quentin Tarantino begeistern konnte. Ob es diese Agentur tatsächlich gibt, ist zur Nebensächlichkeit verkommen, es ist der Gedanke der zählt. Und dieser Gedanke ist krank und macht aus ‚Hostel’ einen unerträglich schlechten Film.

Die erste Hälfte des Filmes ist langatmig und ereignislos. Da sind Jungs die ständig hinter Alkohol und Drogen her sind und natürlich Mädchen. Ein paar freigelegte weibliche Oberweiten sollen letztlich zügellosen Sex verkörpern. Bis das erste Körperteil verstümmelt und abgetrennt ist, hat sich der geneigte Zuschauer lange Zeit ein Werk von Nichts ansehen müssen. Sollte jemanden daran gelegen sein, zu wissen, um was es in dem Film wirklich geht, müssen weiter dreißig Minuten mit Bunsenbrenner, Kettensäge, oder Skalpell vergehen. Das Resultat schließlich ist ekelerregend.


Wir wissen, dass es keinen Freddy gibt, auch keinen Jason und selbst die degenerierte Familie Firefly ist eher eine Ansammlung von böser Ironie. Eli Roth indessen macht das Foltern und Töten von Menschen zu einem ernsten Geschäft, zu einer Möglichkeit. Er schrieb und inszenierte ‚Hostel’ nicht als Offenbarung wahrscheinlicher Ängste und Alpträume, sondern als voyeuristisches Spektakel für Zuschauer mit expliziten Neigungen. Stell’ dir vor, du könntest einem anderen Individuum antut, was dir gefällt.

Bisher waren sadistisch, grausame Machwerke menschenverachtender Gesinnung nur in den Niederungen des kaum zugänglichen Underground zu finden. Auch die perversen Späße der morbiden japanischen Küche köchelten meist dort wo sie hingehören. Aber ein Eli Roth, der mit seinem Vorgänger Erstling ‚Cabin Fever’ bei Horror-Fans ein mitleidiges Lächeln erzwang, hebt die Freude an Schock, Blut und Gewalt in einen Bereich der nicht akzeptabel ist. Ein Thema wie dieses, ist nicht nur schlecht behandelt, sondern auch noch auf einer vollkommen falschen Basis. Dazu hat er noch das Mainstream-Kino erreicht und erhielt durch seine unnötige Negativpresse unverdiente Aufmerksamkeit.

Vielleicht sind rollende Köpfe, malträtierte Gedärme und gequetschte Gliedmassen eine fragwürdige Unterhaltung, aber das sind Filme mit Freddie Prinze Jr. auch. Die Nachfrage regelt eben das Angebot, man darf dabei allerdings nicht die Bodenhaftung verlieren, sonst kommen zu schnell, zu viele Leute auf zu falsche Gedanken. Denn weiterhin gibt es Vergnügungssüchtige Jugendliche, die ihre Belastbarkeit an die Grenzen führen möchten, oder einem bestimmten Mädel imponieren müssen. Filme von George Romero haben bestimmt noch keinen inspiriert, einen anderen das Fleisch von den Knochen zu nagen. Filme wie ‚Hostel’ hingegen fordern nur wieder andere Autorenfilmer heraus, die Schmerzgrenzen weiter in die Höhe zu treiben. Die Originalität im Filmemachen wird sich dabei immer mehr auf abartige Grausamkeiten beschränken. So etwas hat unsere Gesellschaft nicht verdient und das Kino erst recht nicht.

Bandit

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Hot Fuzz

Darsteller: Simon Pegg, Nick Frost, Jim Broadbent, Paddy Considine, Timothy Dalton, Billie Whitelaw, Edward Woodward und Martin Freeman, Steve Coogan, Bill Nighy u.v.a.

Regie: Edgar Wright; Drehbuch: Edgar Wright, Simon Pegg; Kamera: Jess Hall; Musik: David Arnold; Bildschnitt: Chris Dickens

England / 2007; circa 120 Minuten


Das Simon Pegg und Edward Wright nicht nur ihre Hausaufgaben gemacht haben, sondern sich auch Fleißpunkte verdienen möchten, merkt man auch bei ihrem Nachfolger von ‚Shaun Of The Dead‘ in jeder Minute. ‚Hot Fuzz‘ ist tatsächlich eine umwerfende Persiflage auf das Buddy-Movie Genre, welches an sich schon stets bemüht ist viel Witz in die Konstellation zweier unterschiedlicher Menschen zu ringen.

Genau mit diesem Hintergrund, das es äußerst schwer ist, ein humorvolles Genre lustiger zu gestalten und dabei auch noch zu persiflieren, werfen die beiden Drehbuchschreiber lustvoll noch ein paar extra Zutaten in den Topf. Niemand tut sich ‚Hot Fuzz‘ wirklich an, nur weil es wieder ein Film über zwei absolut unterschiedliche Partner bei der Polizei ist. Es ist zweifelsfrei dem überraschenden Erfolg von ‚Shaun‘ zu verdanken gewesen, das für den Nachfolger nicht nur das Budget kräftig nachgewürzt wurde, sondern das Publikum auch richtig hungrig wurde.

Die Sterne-Köche, einer Darsteller, der andere Regisseur, zusammen Autoren, kommen aber nicht so ganz ungeschoren davon. Ganz offensichtlich ist der Blick auf die internationale Küche bei ‚Hot Fuzz‘. Der Charme von ‚Shaun‘ lag klar bei dem durch und durch englisches Flair, welches sich die Filmer auf die Schürzen geschrieben haben. Sei es in der Machart, genauso wie beim Kolorit. ‚Hot Fuzz‘ entzieht sich dem gerne mal ein bisschen, vor allem beim Auskosten des ländlichen, spröden England.

Aber bei allen Beteiligten ist spürbar, wie sehr sie sich der Sache verschrieben haben, das der Film pure Unterhaltung sein soll. Und zu Gunsten des Zuschauers sind sich die Macher auch stets bewußt, dass jede Suppe schon einmal gekocht worden ist. Vielleicht ist gerade dies, das Geheimnis, warum ‚Hot Fuzz‘ so effektiv funktioniert. Er strotzt nicht nur vor aberwitzigen Schießereien die ihresgleichen suchen, sondern bietet auch den ‚Shaun‘ Fans Splatter-Einlagen die man gesehen haben muss. Und so ganz nebenbei, ist der Teller mit einigen wirklich überraschenden Wendungen wesentlich tiefer, als man vermuten möchte. Die Persiflage wird hier zu einem vollkommen eigenständigen Film. 

Auf der Karte von allen angebotenen Gerichten aus Amerika, kann sich ‚Hot Fuzz‘ spielend und bekömmlich behaupten. Man möchte jetzt schon reservieren wenn sich Simon Pegg und Edgar Wright wieder zusammen tun, um vom nächsten Menü überrascht zu werden.

mainstream

 


 

The Hours - Von Ewigkeit zu Ewigkeit:

Darsteller: Nicole Kidman, Meryl Streep, Julianne Moore, Ed Harris, John C. Reilly, Claire Danes, Jeff Daniels, Toni Colette, Miranda Richardson u.a.

Regie: Stephen Daldry; Drehbuch: David Hare nach dem Buch von Michael Cunningham; Kamera: Seamus McGarvey; Musik: Philip Glass; Bildschnitt: Peter Boyle; Ausstattung: Mark Raggett

USA/England / 2002 ; circa 114 Minuten

Mrs. Dalloway kauft also ihre Blumen selbst. Wenn ‚The Hours’ zuende geht, mutet es schon erschreckend an, wie sich alles ineinanderfügt, während man sich im Laufe des Filmes über so merkwürdige Zufälligkeiten gewundert hat. Keine Frage, ‚The Hours’ ist weder leichte Kost noch aufbauendes Kino, aber mit Sicherheit eines der komplexesten und feinfühligst inszenierten Stücke der letzten Zeit. Und Dank des Bestsellers von Michael Cunningham eines der geschicktesten Verknüpfungen von realer und erfundener Geschichte (abgesehen von den Eskapaden eines Charlie und Andy Kaufman mit ‚Adaption’ vielleicht).

 

Ein einziger Tag der über das Leben drei verschiedener Frauen in unterschiedlichen Zeitebenen bestimmt. Da ist Clarissa Vaughan (Streep) im heutigen New York, die ein Leben wie Virginia Woolfs Romanheldin Clarissa Dalloway führt. Dann gibt es Laura Brown (Moore) im Los Angeles der fünfziger Jahre, eine von Leben und Ehe frustrierte Mutter, die gerade begonnen hat Woolfs Roman ‚Mrs. Dalloway’ zu lesen.  Und selbstverständlich Virgina Woolf selbst (Kidman), die getrieben von einem unerfüllten Leben auf dem Land und Selbstzweifeln nicht ohne Selbstmordgedanken auskommt. Wer gedacht hat Schnuckelchen Kidman könnte nach ‚The Others’ nicht mehr besser werden, der sollte sich auf ein blaues Wunder gefaßt machen. Hier ist sie nicht mehr das niedliche Gesicht mit Schauspielqualitäten, sondern eine mit Nasenprothese verunstaltete charismatische Bombe. Nicole verkörpert die Schriftstellerin nicht in einer ausufernden Biographie, sondern muß in eher kurzen Episoden den komplexen Charakter Virgina Woolfs bündeln und übertragen. Und wie sie dies auf der Leinwand ausspielt ist mit jeder Nuance überwältigend. Es macht nicht viel aus, das die ebenso überzeugenden Meryl Streep und Julianne Moore weit hinten anstehen gegen die zierliche Australierin, schließlich sind die ‚Hours’ auf das Wirken Virgina Woolfs aufgebaut, somit das tragende Gerüst dieser leidenschaftlichen Geschichte. In solch einer illustren Gesellschaft von berauschender Schauspielkunst, verwundert es nicht das auch Ed Harris einer seiner besten Leistungen vollbringt.

 

Wie sollte es anders sein, wo solch ein grandioses Ensemble (wobei die wenigsten wirklich „miteinander“ spielen) in Erscheinung tritt, muß der richtige Regisseur zur Stelle sein. Während Cunninghams Roman auf rein literarischer Ebene funktioniert, der Grundidee eben angemessen, stand Schreiber David Hare vor der undankbaren Aufgabe, literarische Feinheiten in einen optischen Kontext zu bringen. Wie sicher Regisseur Stephen Daldry seine Schauspieler durch die Tour de Force der Gefühle geleitet, wird offenbar, wie gelungen David Hares Arbeit ist. Schon in den ersten Minuten von ‚The Hours’ erkennt man diese vollendete Symbiose von sich ergänzenden und unterstützenden Künstlern. Und ein so harmonisch anmutendes Team, betrachtet man die gesamtkünstlerische Leistung, fängt schon beim Kabelträger an. Nicht zu vergessen Ausstattung, Kostüme, Philip Glass’ Musik und den bereits oben Angesprochenen.

 

‚The Hours’ ist wirklich keine leichte Kost, so etwas was die Amerikaner gerne Downer nennen. Auf der anderen Seite ist es aber auch sehr erfrischend zu erleben, das es immer wieder Filme schaffen, sich aus den eingefahrenen Strukturen zu befreien. Hinzu kommen die grandiosen Schauspieler und eine wirklich interessante Geschichte. ‚The Hours’ kann ein wirklicher Downer sein, aber keiner den man versäumen darf.

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House on Haunted Hill:

Darsteller: GEOFFREY RUSH, FAMKE JANSSEN, TAYE DIGGS, PETER GALLAGHER, CHRIS KATTEN, ALI LARTEN, BRIDGETTE WILSON u.a.; Drehbuch: DICK BEEBE basierend auf der Geschichte von Robb White; Kamera: RICK BOTA; Musik: DON DAVIS; Regie: WILLIAM MALONE; 96 Minuten

Warum eigentlich Remakes, beantwortet sich mit einer einfachen Antwort, der Vorwurf einer besseren Vorlage steckt man besser weg, als jenen des schlechten Diebstahls. Und wenn man sich dann noch als Vorbild den ohnehin aberwitzigen '58er Streifen 'House on Haunted Hill' aussucht, kann es nur besser werden. Mit einigen Änderungen geht William Malones Version ins Rennen um kassenträchtige Billigschocks. Zuerst tauschte man Vincent Price' Filmnamen von '58, um Geoffrey Rush mit dem Charakternamen Price zu belegen, eine ebenso aberwitzige Hommage, konnte doch nicht einmal Vincent Price etwas gutes aus dem Original holen. Geoffrey Rush dagegen, hat mit seinem überdrehten Charme nicht nur sichtlich sehr viel Spaß an der Rolle des exzentrischen Party-Gastgebers, er macht den steifen und charakterlosen Nebendarstellern vor, was man in so einem Film zu erwarten hat und dabei dem Publikum schuldig ist. Famke Janssen als seine verhaßte Ehefrau versucht ihm annähernd das Wasser zu reichen, scheitert hier und da, kann aber in ihren Szenen mit Rush den Film über die anderen, wirklich uninteressanten Figuren retten. Eine Nacht sollen die Gäste des sich anwidernden Paares in einer ehemaligen, jetzt aber verlassenen Nervenheilanstalt verbringen. Wer die Nacht überlebt, soll mit 1 Millionen Dollar belohnt werden. Sorgt Price/Rush anfangs noch mit eigenen Mitteln für den Grusel bei seinen Partygästen, mischen bald kräftig die Geister der verstorbenen Anstaltsinsassen mit.

Das hört sich billig an und verspricht dennoch viel Spaß, doch William Malone läßt seine Gäste ohne richtige Charakterzüge, dümmlich durch die verspielt, bedrohlichen Kulissen stolpern. Niemals alleine bleiben wird ausgesprochen, und sofort vergessen. Motivationen bleiben überhaupt außen vor. Und wenn einer dem Spuk zum Opfer fällt, kratzt das niemand sonderlich, schließlich will man Kurzweil treiben und keine Psychostudien aufstellen. Einfallsreichtum steckt in lediglich zwei, bis drei Wendungen und den gelungenen Bauten, die wohlwollende Atmosphäre versprühen. Vermutstropfen bleibt dennoch deren eindimensionaler Einsatz. Von der gewaltigen Anstalt auf der gespenstischen Anhöhe auf den Klippen ist, bis auf die Kellergewölbe, nicht viel zu sehen.

Für eine gelungene Hommage gibt sich der Film viel zu überdreht modern und als überdrehtes eigenständiges Werk will er mit konservativen Stimmungen überzeugen. Ja, dieses Remake ist besser als das Original. Don Davis Musik trägt einen großen Teil mit seiner stimmungsvollen Tönen, dennoch rutscht er ab und an in nervigen Techno-Sound ab. Ein Beispiel das den Film hindurch in allen Teilen widerfährt, eine klare Linie kann er einfach nicht halten. Es ist ein unterhaltsamer Spaß auf der einen Seite, auf der Anderen hat niemand etwas versäumt, wenn er sich das Geld spart.

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The Hulk:

Darsteller: Eric Bana, Jennifer Connelly, Sam Elliott, Josh Lucas, Nick Nolte u.a.

Regie: Ang Lee; Drehbuch: John Turman, Michael France, James Schamus; Kamera: Frederick Elmes; Bildschnitt: Tim Squyres; Musik: Danny Elfman

USA / 2003 ; circa 138 Minuten

Jetzt stampft er auch noch über die europäischen Leinwände, der HULK. Und man meint erahnen zu können, was dieses Monstrum zu so einem Kassen-Favoriten werden liess. Aber es ist eben nur eine Ahnung, weil es eigentlich der überproportionierte Aggressor nicht wirklich schafft zu überzeugen. Das liegt zum einen an der Beharrlichkeit Ang Lees, eine der ernsthaftesten Comic-Verfilmungen auf die Leinwand zu bringen und zum anderen sind es die wirklich enttäuschenden Spezial-Effekte. Wenn die Filmindustrie einen Beweis brauchte, das Computer-Charaktere keine Schauspieler ersetzen können, dann ist der 'Hulk' das beste Exempel.

Schon der 'Daredevil' krankte bitterlich an seiner künstlich aufgebauschten Ernsthaftigkeit. Ang Lee versteht da etwas mehr von seinem Beruf, tut sich und seinem Film aber absolut keinen Gefallen, das er seinem Anti-Helden auch nur die geringste Spur von Ironie, oder Humor versagt. Manch einer der wohlgesonnenen Kritiker wollte die Figur des Bruce Banner und seiner Beziehung zu seinem Vater und der langjährigen Freundin Betty Ross auch etwas einer großen griechischen Tragödie abgewinnen. Mehr Shakespeare, als Comic, war zu vernehmen. In diesen Gefilden hat Ang Lee schon öfter sein sicheres Regie-Händchen bewiesen, aber der Hulk ist keine tragische Figur, eher ein erbärmlicher Fehlschlag. Grün, groß und unnatürlich stampft er sich durch eine Geschichte, die so uninteressant ist, weil der Zuschauer all den angestrengten Handlungsversuchen mindestens eine halbe Stunde vorraus ist. Hinzu kommen Rechner-Künste, die nicht die geringste Einheit zwischen realem Schauspieler und grünem Monster her zu stellen vermag.

Die Erwartungen waren sicherlich groß, Grün ist ja auch die Farbe der Hoffnung. Mächtig klingeln die Kassen und geboten wird erstaunlich wenig. Es krankt, wie die meisten Filme seit einigen Jahren im Blockbuster Geschäft zeigen, auch hier an der Bereitschaft, dem Publikum mehr als nur gekonnte Werbestrategien vor zu führen. Und wieder einmal der unschlagbare Beweis, dass gefüllte Kassen nichts über Qualität aussagen.

 


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THE HURRICANE

DARSTELLER: Denzel Washington, Vicellous Reon Shannon, John Hannah, Deborah Kara Unger, Liev Schreiber, Clancy Brown, Dan Hedaya und Rod Steiger; MUSIK: Christopher Young; KAMERA: Roger Deakins; DREHBUCH: Armyan Bernstein, Dan Gordon nach den Büchern "Sixteenth Round" von Rubin 'Hurrican' Carter und "Lazarus And The Hurricane" von Sam Chaiton & Terry Swinton; REGIE: Norman Jewison; 140 MINUTEN

BERICHTIGUNG: Selbstverständlich wird ein Film wie 'Hurricane' schwer angegriffen. Er spiegelt Dinge wieder, die in Amerika tief in der weißen Bevölkerung verwurzelt sind, aber niemand mehr nach außen hin zugeben darf, oder will. Und um diesen Film zu denunzieren, wird mit vielen Vorwürfen gegen geschossen, wie der immer wiederkehrenden Behauptung, der Regisseur würde die gewalttätige Vergangenheit des Charakters Rubin Carter, sowie seine kriminelle Vergangenheit unterschlagen. Das ist vollkommen falsch, wenn auch von auffällig vielen Kritikern so beschrieben. Ein sogar großer Teil des Filmes zeigt nicht nur Rubin Carters Vergangenheit, sowie Gewaltbereitschaft, vielmehr dient diese Charaktereigenschaft als zentrales Thema für die innere Wandlung des ehemaligen Boxers. Sehr beliebt ist auch die falsche Äußerung, der Film würde so tun, als wären die drei kanadischen Studenten alleine dafür verantwortlich, das 'Hurricane' Carter letztendlich frei kam. Sehr wohl wird darauf hingewiesen, das viele Menschen, darunter auch sehr namhafte Leute aus dem Showbusiness sich für die Freilassung des zu Unrecht inhaftierten Carter einsetzten. Unterstrichen wird dies zudem noch von zeitgenössischen Dokumentaraufnahmen. Nicht zu vergessen, begleitet Bob Dylan's populärer Song 'Hurricane', eine Ballade über Carter's Schicksal, die Geschichte immer wieder und unterstreicht musikalisch eben jene Bemühungen der schwarzen wie weißen Bevölkerung, die Justiz im Staat New Jersey von der Unschuld des Inhaftierten zu überreden.

Bernstein und Gordon's Drehbuch vereint zwei Biographien, darunter Carter's eigenes Werk, welches er in Haft verfaßte. Das eine auf 140 Minuten (die Premierenkopie hatte sogar nur eine Laufzeit von 125 Minuten) reduzierte Lebensgeschichte Charakteren zusammenfassen und Ereignisse straffen muß dürfte jedem klar sein, der Film hat es nicht einmal nötig, an irgendeiner Stelle darauf hinzuweisen, das es sich um wahre Begebenheiten handelt. Rubin 'Hurricane' Carters (Washington) Karriere als Boxer ist auf dem Weg nach unten, als Polizeistreifen ihn zu einer Gegenüberstellung bringen, wo er von beeinflußten Zeugen als der Mann identifiziert wird, der drei Menschen in einer Bar erschossen haben soll. Motiv: Rassenhaß. Carter bekommt dreimal Lebenslänglich und während seiner Inhaftierung schreibt er das Buch 'Die Sechzehnte Runde'. Nachdem Carter bereits fünfzehn Jahre eingesessene hat, findet der Junge Lesra (Shannon) jenes Buch auf einem Flohmarkt. Fasziniert von dieser Lebensgeschichte, die seinem eigenen Schicksal nicht unähnlich scheint, nimmt er brieflichen Kontakt mit Carter auf, der sich mittlerweile von der Außenwelt absolut abgeschottet hat. Es entwickelt sich eine zartfühlende Freundschaft zwischen den verwandten Seelen in deren Verlauf Lesra seinen neuen Freund auch des öfteren im Gefängnis besucht. Lesra's Ziehfreunde Lisa, Sam und Terry (Kara Unger, Schreiber, Hannah), Weltverbesserer erster Güte, setzen letztendlich all ihre Kraft und Energie dafür ein, den Fall noch einmal auf zu rollen und finden schließlich die entlastenden Beweise. Diese müssen allerdings zuerst der Gerichtsbarkeit von New Jersey vorgelegt werden, bevor sie am Bundesgerichtshof akzeptiert werden. Allerdings wurde Carter in New Jersey von zwei unabhängigen Jurys verurteilt und diese Beweise würden Carter zwar helfen, aber das Gericht kompromittieren. Und welches Gericht würde einen neuen Fall aufrollen, um seine eigene Unfähigkeit auf zu decken?

Ist 'Hurricane' ein guter Film? Ginge man ins Kino ohne das Wissen, das diese Geschichte sich tatsächlich zugetragen hat, wäre man über die konstruierte und zufallsbedingte Abhandlung eher amüsiert. Jewison scheint diesen Zustand äußerst reizvoll zu finden und baut daraus ein nur an der Oberfläche glänzendes Gerichtsdrama. Dahinter versteckt sich eine traurige Ballade eines zutiefst verbitterten Mannes, der nie seine Diskriminierung akzeptieren konnte und wollte, deshalb sogar als Täter wirklich in Betracht kommt. Bis in die letzten fünfzehn Minuten hinein wird immer wieder offen gelassen, ob Carter wahrhaftig die drei Weisen erschossen hat. Parallel zu dem verzweifelten Kampf von Carter, den er in seinem Inneren zwischen Haß, Mißtrauen und Resignation austrägt, läuft eine für Jewison typische Abrechnung mit dem amerikanischen System. In einem Interview amüsierte sich der Regisseur, dessen eindringlichstes Werk 'Hitze Der Nacht' sich bereits mit dem offenen Rassismus in Amerika beschäftigte, über die oberflächlichen Absichten der 'political correctness' und deren Folgen. Seiner Meinung nach, werde dieses Wort in seiner Bedeutung dazu mißbraucht, nur nach außen hin den Schein zu wahren. Wie politisch korrekt Amerika tatsächlich funktioniert, verdeutlicht Carter's Fall perfekt. Noch drei Jahre nach dem Freispruch, welcher unwiderlegbarer Beweise zugrunde lag, versuchte die Gerichtsbarkeit vom Staat New Jersey Rubin 'Hurricane' Carter wieder ins Gefängnis zu bringen.

Ja, 'The Hurricane' ist eine guter Film, ein bewegender und streckenweise sogar zynischer Streifen, der mit Klischees zu spielen vermag. So erlebt man zum Beispiel Clancy Brown, Unsympat zahlreicher, schlecht inszenierter Thriller, in einer völlig umgedrehten Rolle, welche er auch noch glänzend aus zu füllen versteht. Es überrascht auch, das der sogenannte Bösewicht (Hedaya) nie seine Film-typische-Abreibung bekommt, sogar noch bedrohlich über den Dingen stehen darf. Während alle Schauspieler ihr gutes Stück vom Kuchen bekommen und Rollen bedingt überzeugen, ist die Darstellung des Rub' Carter ein Triumph für Denzel Washington. Jewison war der eigentliche Entdecker des berühmtesten schwarzen Schauspielers seit Sidney Poitiers, den er für 'A Soldiers Story' vor die Kamera holte. Und Jewison war es, der Poitier in der 'Hitze Der Nacht' zur Oscar-Reife spielen ließ und nun mit Washington ähnliche Höhenflüge erzielen könnte. Kevin Spacey, eigentlicher Favorit dieses Jahres, wird wohl von unten auf die Bühne blicken, wenn Denzel den 'goldenen Jungen' entgegen nimmt. War Washington eigentlich in seinen Rollen immer überzeugend, hat er bisher nie diese Vielfalt an Ausdruck und Differenziertheit zutage gebracht. Vielleicht wäre es ungerecht gegenüber einem hervorragenden Regisseur und einer phantastischen Kamerarbeit von Roger Deakins, aber um ehrlich zu bleiben, steht und fällt 'The Hurricane' mit einem phänomenalen Denzel Washington.

Mit 'Rollerball' hat Jewison ein weltweites System in Frage gestellt, in 'Moonstruck' durchschwamm er den Mikrokosmos einer eingeschworenen, aber abseits gelagerten Gemeinde und offenbarte bei 'In Country' die seelischen Abgründe einer vom System vergewaltigten Persönlichkeit. Washington und Jewison haben sich zusammengeschlossen, um ihre jeweilige Quintessenz aus Perfektion, Lernfähigkeit und Profession zu einem der vielschichtigsten Werke der letzten Jahre zu verschmelzen.

Die Oscars: Zum Glück heißt es seit Jahren nicht mehr 'the Winner is...', denn dieses Jahr würde es einem von zwei herausragenden Filmen wirklich weh tun. Für die Geschichtsbücher dürfte es ein Trauerkapitel sein, das 'American Beauty' und 'Hurricane' gegeneinander antreten müssen, denn 'the oscar goes to...' ist im Grunde, zum Teufel mit der political correctness', mit dem 'winner is...' nach wie vor gleich zu setzen. Einer der beiden Filme wird sich mit der Auszeichnung schmücken, aber keiner hat es mehr verdient wie der andere.

 

 

 

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