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Die fabelhafte Welt der Amelie Le fabuleux Destin D'Amelie Poulain

Der Fall Mona

Drowning Mona
The Family Man  
Fast and the Furious  
Final Destination  
Final Destination 3  
The Final Destination  
Final Fantasy  
Firewall  
Flags of our Fathers
Fluch der Karibik - Am Ende der Welt Pirates of the Caribbean-At Worlds End
Flug 93 United 93
Forrester gefunden Finding Forrester
Die Fremde in dir The Brave One

 

Abgeschminkt ; Allgemeines Archiv ; Kritikarchiv ; Globes & Oscars

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Die fabelhafte Welt der Amelie:

LE FABULEUX DESTIN D'AMELIE POULAIN

Darsteller: Audrey Tautou, Mathieu Kassovitz, Rufus, Yolande Moreau, Artus Penguern, Urbain Cancellier, Dominique Pinon, Claude Perron u.v.a.

Regie: Jean-Pierre Jeunet; Drehbuch: Jean-Pierre Jeunet, Guillaume Laurant; Kamera: Bruno Delbonnel; Filmschnitt: Herve Schneid; Musik: Yann Tiersen

Frankreich/Deutschland 2001 ; circa 121 Minuten

Es mag etwa in der Hälfte der Laufzeit sein, das läuft Amelies Herzensbub Nino (Kassovitz) ungestüm seiner Zukünftigen hinterher. Er stürzt die Stufen von Sacre Coeur hinunter, der Unbekannten hinterher die im gleichen Moment auch Leinwand und Zuschauer berherrscht. In aller Eile rempelt Nino dabei ein Pärchen zur Seite, ein kurzer Augenblick, vielleicht das notwendige Klischee der Hast zu demonstrieren. Das Pärchen aber, das nur für ein, höchsten zwei Sekunden im Bild ist, wirkt wie das farbig gewordene Abbild von Belmondo und Seberg in Godards 'Außer Atem'. Nino stösst beide auf die Seite, um dem neuen Phänomen hinterher zu kommen, das einen langen Weg von der sogenannten Novelle Vague zum heutigen Kino in Frankreich gegangen war. Die Novelle Vague war wirklich eine neue Welle, die Lossagung von den festen Strukturen, die Befreiung vom künstlichen Kino. 'Außer Atem' war nicht der erste, aber mit Sicherheit der einflussreichste Film der Novelle Vague. Und diese Bewegung festigte die, eigentlich übertriebene, Unterscheidung von komerziellen und europäischen Kino. Dogma95 wollte dieses Kino wiederholen und stahl unverfroren all die Konzeptionen, die sich damals aus der Unzufriedenheit der Autorenfilmer ergab. Für die Vertreter der Novelle Vague ist es nun Zeit Platz zu machen, ihnen ist viel zu verdanken, aber Nino stösst sie auf der Jagd nach Amelie zur Seite, um eine neue Generation zu erwischen.

Um Amelie zu beschreiben, nicht nur den Charakter der zarten dreiundzwanzigjährigen Audrey Tautou, sondern den Film überhaupt, müsste man sehr weit ausholen. Zu erklären, worum es in diesem Film geht, würde das Erlebniss verflachen, simplifizieren, es wäre ein halbherziges Unterfangen, das nicht im geringsten funktionieren würde. Aber wer 'Amelie' sieht, der wird auch den überragenden Rummel verstehen, den Journalisten lange vor dem deutschen Filmstart veranstalteten, nur weil sie sich die überwältigenden Eindrücke dieses Phänomens von der Seele schreiben mußten.

Unter Cineasten war Jean-Pierre Jeunet schon mit 'Delicatessen' und Stadt der verlorenen Kinder' aufgefallen, düster und bildgewaltig. Und auch in Amerika machte er sich mit Alien Resurrection' nicht schlecht. Aber was er hier mit Guillaume Laurant als Drehbuch verfasst hat, wird noch lange sehr viele Menschen beschäftigen. Branchenblatt Variety prophezeit, das nach 'Tarantino-esken Filme' der letzten Jahre nun unweigerlich der 'Jeunet-Stil' angesagt sein wird. Und wer den Film gesehen hat, wird verstehen, das zu dieser Aussage nicht viel Fachwissen gehört. 'Amelie' ist hoch intellektuell und absolut kommerziell, er ist verträumt poetisch, sowie sadistisch böse. Und er ist unentwegt witzig. Ob ein verschmitztes Lächeln, oder ein kreischendes Lachen, nichteinmal die Meister des kommerziellen Lachens aus Amerika konnten einen so dauerhaft und ununterbrochen bei Laune halten. Es sei vor all den Filmen jetzt schon gewarnt, die sich im 'Jeunet-Stil' versuchen, es sind Unternehmen die zum Scheitern verurteilt sind.

Eigentlich hätten Jeunet und Mit-Autor Laurant jede Seite ihres Drehbuches einzeln verkaufen können, und jede einzelne dieser Seiten hätte einen eigenen funktionierenden Kurzfilm hervor gebracht. Es ist eben eine eigene welt, die da entstanden ist, aber nichts frei Erfundenes. Die meisten Ideen, so beteuern die Autoren, sind Ansammlungen aus kuriosen Zeitungsartikeln. Mages sein, wie es will, soetwas allerdings in eine derartige Erzählstruktur ein zu binden, zu einem harmonischen Ganzen zu formen, so grandios auf die Leinwand zu übertragen, da kommt man um den Begriff des Genies nicht herum. Und weil sich 'die fabelhafte Welt der Amelie' so ubeschreiblich von all den anderen Kinostücken abhebt, wollten die Filmemacher ihrem Werk einen besonderen Rahmen verleihen. Auf den Filmfestspielen in Cannes organisierten sie eine Freilicht-Aufführung mit freiem Eintritt für die Öffentlichkeit. Soetwas macht die Presseleute mit ihrer Überheblichkeit für das Exklusive ziemlich zu schaffen. Aber so ist das in der Welt von Amelie und ihren skurrilen Mitmenschen, die doch alle aus dem wirklichen Leben zu kommen scheinen. Und das gefällt sogar Seberg und Belmondo. Und auch Jean-Luc Godard wird nach Jahren des Hungerns wieder stolz auf das französische Kino sein, das den scheinbar unüberwindbaren Brückenschlag von Kommerz- zum Programmkino mit einem einzigen Film so atemberaubend einfach erscheinen lässt.

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Der Fall Mona:

DROWNING MONA

Darsteller: Danny DeVito, Neve Campbell, Jamie Lee Curtis, Casey Affleck, William Fichtner und Bette Midler u.a.

Regie: Nick Gomez; Drehbuch: Peter Steinfeld; Kamera: Bruce Douglas; Filmschnitt: Richard Pearson; Musik: Michael Tavera

USA / 2000 , circa 95 Minuten

Wer erinnert sich nicht, an das verträumte Städtchen Verplanck im Staate New York? Wahrscheinlich die wenigsten, denn Verplanck/New York war soetwas wie der Freilandversuch für eine neue Automarke. Yugo hiess die Marke, war unglaublich billig, klein und setzte sich nicht durch, nicht in Amerika und nicht in Europa. Nur in Verplanck fuhr und fährt vielleicht noch heute, der Yugo mit nicht-katalysierten Abgasen was das Zeug hält. Das ist geschichtliche Wahrheit, die Wahrheit über Mona Dearley (Midler) hingegen wird ein unbeleuchteter Fleck in den Büchern der Historie bleiben.

Über aller Maßen unterschätzt und vollkommen von Kritik und Publikum ignoriert, inszenierte Nick Gomez eine bitterböse und oft rabenschwarze Komödiem, mit den hinreissensten Charakteren die sich überhaupt in Verplanck/N.Y. aufhalten können. Ob Ehemann Phil (Fichtner), oder Polizisten-Tochter Ellen (Campbell), vielleicht die Kellnerin Rona (Lee Curtis), oder Sohnemann Jeff (Marcus Thomas). Sie alle, und noch viel mehr, hatten einen guten Grund, dafür zu sorgen, das Mona Dearly mit ihrem Yuko in den Hudson River fiel und ertrank.

Das der Hudson River hier eher wie ein See aussieht, mag daran liegen, das Drowning Mona anstatt in New York in Los Angeles gedreht wurde. Ansonsten sind die Schauplätze ideal als Ostküsten-Panorama in Szene gesetzt. Bild und manchmal auch der Ton verrät leichtfertig die niedrige Höhe des Budgets, aber selbst das fällt nicht groß ins Gewicht. Wenn Danny DeVito als ruhiger Pol des Chaoses mit seinem Yuko-Polizeiwagen versucht Licht in das Dunkel zu bringen, nimmt man alle Unanehmlichkeiten auf sich.

Wie in einer Kopie eines legendären Agatha Christie Romanes ist von vorneherein jeder schuldig. In Rückblenden erklärt sich auch hervorragend, wie Mona psychisch und physisch ihre Familie und Mitmenschen tyrannisierte. Wer könnte da besser besetzt sein, als Bette Midler. Allerdings liegt hier der Haken an der Sache, sprich Film. Im Vertrauen auf die Wirksamkeit seines Stars, lässt Regisseur Gomez der Schnatterschnauze schlichtweg zuviel Spielraum. Nicht nur, das man als Zuschauer binnen kürzester Zeit bereit gewesen wäre, schnell einmal selbst die Bremsleitungen des bewussten Yukos zu kappen, an manchen Stellen beginnt Midler, geradeheraus gesagt, zu nerven.

Ein munderes und völlig unterschätztes Vergnügen bleibt der Fall Mona allemal. Zum Ende hin wird um einen Gang zurück geschalten, aber unterhalten wird man bitterböse und mit hämischer Schadenfreude. In Amerika vollkommen ignoriert, wird es dieser kleine Perle hier nicht viel anders ergehen. Wer also Zeit, Lust und keinen Plan hat, sollte dies als absoluten Geheimtipp ansehen.


 

Family Man:

Darsteller: Nicholas Cage, Tea Leoni, Don Cheadle, Jeremie Piven, Makenzie Vega, Jake/Ryan Milkovich, Saul Rubinek, Josef Sommer u.a.

Regie: Brett Ratner; Drehbuch: David Diamond, David Weissman; Kamera: David Spinotti; Filmschnitt:Mark Helfrich; Musik: Danny Elfman

USA 2000 / circa 125 Minuten

Achtung: Spoiler im zweiten Absatz!

Alle Jahre wieder... da muß es diesen einen Film geben, der so explizit wie kein anderer, moralische Werte und weihnachtlichen Charme versprüht, das es einem während der Vorstellung dieses permanente Grinsen ins Gesicht treibt. Es ist jene Art von unbarmherzigen Glücksgefühl, das einem vorgibt, die Welt kann gar nicht so schlecht sein. Aber es handelt sich dabei nicht um eine eingeführte Marktstrategie, sondern um das scheinbar tatsächliche Verlangen der westlichen Zivilisation, die Besinnlichkeit des angestrebten Festes auf einer perfekteren Ebene zu erleben.

Die zwei Davids (Diamond, Weissman) machen es dem Zuschauer nicht lauwarm einfach, sondern setzen ihre Durchschnittsmenschen-Helden glaubhaften Höhen und Tiefen aus, die dennoch aus einer unwirklichen Situation heraus entstehen. Das Paradoxon, das Hollywood beinahe verlernen könnte. Dem Yuppie-Brocker Jack Campbell (Cage) liegt das Junggesellen Leben, mit viel Geld, seinem Ferrari und den Frauen zu seinen Füßen. Allerdings kommt ihm die Konfrontation mit dem vermeindlichen Räuber Cash (Cheadle) ins flauschige Leben, denn Cash glaubt besser zu wissen, was dem erfolgsverwöhnten Jack wirklich abgeht. Am nächsten Morgen befindet sich der Oberklassen-Yuppie im Bett neben seiner Jugendliebe Kate (Leoni), umgeben von zwei Kindern und einem sabernden Hund. Nicht zu vergessen, der Job als Reifenverkäufer im Laden seines Schwiegervaters und das biedere Haus in New Jersey. Jack braucht einige Zeit, um festzustellen, was mit ihm geschieht und versucht auch immer wieder seiner Umwelt klar zu machen, das dies nicht sein Leben wäre. Kate und seine Freunde tun diese Bemerkungen und Jacks auffallend wunderliches Verhalten als übertriebene Lebenskrise ab. In einer der beeindruckensten und wirklich herzerwärmensten Szenen erkennt Tochter Annie (Vega) das Jack nicht wirklich in diese Umgebung gehört. Regisseur Brett Ratner gönnt sich hier ein einziges mal, den Zuschauer wirklich an den Rand schmalziger Tränen zu bringen, ohne wirklich in den Kitsch ab zu rutschen. Ansonsten hält Ratner eine fantastisches Gleichgewicht von Höhen und Tiefen in der Geschichte, wie in seinen Charakteren. Am deutlichsten wird der Unterschied zu den vielen Weihnachts-Vorgängern, von 'It's a wonderful Life' bis zum thematisch gleichen 'Mr. Destiny' mit James Belushi und Linda Hamilton, am Ende der Geschichte. Jack Campbell hat einen Einblick in ein Leben erhalten, welches er gar nicht weiterleben darf. Es ist Weihnachtszeit, selbstverständlich bleibt ein Happy End nicht aus, aber es ist nur ein Schein-Happy-End, an dessem Schluß Jack sein Leben von selbst in die Bahnen lenken muß, um mit seiner Jugendliebe die Freuden erleben zu dürfen, die er sich selbst vorgelebt hatte.

Vollkommen ungewohnt, darf sich Danny Elfman hier einmal in den leisen Tönen versuchen und setzt mit seiner Musik ganz unauffällig emotionale Punkt, ohne den Bildern vorweg zu greifen. Selten ist ein so rührig angehauchter Film angenehmer mit Musik untermalt worden. Und Kamermann Dante Spinotti weiß geschickt Jacks verwirrte Gedanken und Sinneseindrücke bildlich auf die Leinwand zu übertragen. Cage darf nicht einfach nur der harte und typische Wall-Street Kerl sein, sondern kann seinen Charakter jenseits des üblichen Yuppies anlegen, dem weniger sein plötzlich fehlendes Geld abgeht, als vielmehr die Verlorenheit in einer für ihn ungewohnten Umgebung. Tea Leoni hingegen kämpft charakterstark um den Fortbestand ihrer glücklichen Ehe und hat mehr als einmal die Gelegenheit zu emotionaler Höchstform auf zu laufen, ohne als hysterische Zicke deffamiert zu werden. Sie trägt diese Hauptrolle mit weitausgrößerer Bravour und Glaubwürigkeit als ihre misratene Charaterisierung in 'Deep Impact'.

So gelungen dieses süße Weihnachtsplätzchen ohne gekünsteltes Tränenwerk und übertriebenes Schmalztöpfchen auskommt, bleibt dem 'Family Man' die Verdammnis zu einem Jahreszeit abhängigen modernen Märchen. Ausserhalb der besinnlichen Zeit kann dieser Film einfach nicht bestehen, dafür umso besser in dieser kargen Zeit inmitten von überproduzierten und emotionslosen Publikums-Beleitigern.


 

The Fast and the Furious:

Darsteller: Vin Diesel, Paul Walker, Michelle Rodriguez, Jordana Brewster, Rick Yune, Chad Lindberg, Johnny Strong u.v.a.

Regie: Rob Cohen; Drehbuch: Gary Scott Thompson, Erik Bergquist, David Ayer; Kamera: Ericson Core; Filmschnitt: Peter Honess; Musik: BT; Stunt Koordination: Mic Rodgers

USA / 2001 ; 107 Minuten

Das wäre genau der Film gewesen, wie ihn Roger Corman heute auch gedreht hätte. Corman hatte ebenfalls einen Film mit dem selben Titel gemacht, beide haben allerdings nichts mit einenader zu tun. Ausser, das er dieser Neue daher kommt wie ein echter Corman Knüller. Regisseur Cohen hat die besten Folgen der Serie 'Thirtysomething' inszeniert und 'Daylight' ans Tageslicht befördert, er hat das 'Rat Pack' wieder auferstehen lassen und Bruce Lees Leben ein Denkmal gesetzt. Nichts dürfte aber schwerer gewesen sein, wie dieses Werk, denn es erfordert weder Sinn noch Verstand, aber absolutes Geschick dies in eine sehenswürdige Packung zu pressen.

Brian O'Conner (Walker) ist Undercover Agent des FBI und infiltriert die illegalen Strassenrennen in Los Angeles. Dabei gewinnt er das Vertrauen des charismatischen Renn-Königs Dominic Toretto (Diesel). O'Conners Ziel ist heraus zu finden, wer die sich häufenden Überfälle auf LKW mit wertvoller Ladung verübt.

Das gleich drei Mann hoch am Drehbuch beschäftigt waren, mutet etwas übertrieben an. Aber vielleicht war es auch nötig, um das Script wirklich von allen Stolpersteinen einer wahren Handlung zu befreien. Cohen inszeniert dafür umso erstklassiger den Reigen um Benzin, Reifen und viel Chrom, denn nur darauf kommt es an und da wird man zurückversetzt in die gute alte Zeit, als Hal Needham noch die aufregenden Burt Reynolds Renner auf die Piste schickte. Neben der flotten Inszenierung und Cores Energie geladener Kameraarbeit, fällt der Filmschnitt von Peter Honess ganz besonders auf. An den entscheidenten Actionsequenzen verstört das Bild nicht mit übertriebenen und unübersichtlichen Stakkatoschnitten, sondern Honess schafft Punkte welche den Zuschauer auch Zeit lässt die Szene wirklich zu erfassen und trotzdem bleibt die Geschwindigkeit der Inszenierung durchweg erhalten.

Hier qualmen die Reifen, brüllen die Motoren und rasen die Herzen. Ein Film der nie mehr vorgeben will, als er wirklich ist und damit den meisten Spaß bereitet. Allen voran der die Leinwand beherrschende Vin Diesel macht besonderen Eindruck, vermittelt den Zielgruppen Mädchen genug Sex-Appeal und den Jungs viel idealisiertes Vorbild. Paul Walker kann sich gerade noch mehr oder minder tapfer als einziger Blondschopf in der sonst ethnisch gemischten Schauspieltruppe bewähren. Und da sind dann natürlich all die schönen Autos, an denen man sich dank der Inszenierung erfreuen kann, wenn mann überhaupt keine Ahnung davon hat. Schliesslich geht es um den Spaß an sich und um Action. Nicht soviel wie der Trailer bisher versprochen hat, aber dafür ersklassig umgesetzt und atemberaubend koordiniert. Mit einer Ausnahme, ist das hier noch gute alte Fußarbeit, ohne die sonst üblichen Computer generierten Übertreibungen, oder mit Schnittechnik vorgetäuschten Extravaganzen. Mic Rodgers führte nicht nur beim zweiten Aufnahme-Team Regie, sondern hat auch mit der Stunt-Koordination überragende Arbeit geleistet. Hier fliegen, schlittern, schleudern und überschlagen sich die Karossen noch richtig und das richtig aufregend.

So würde heute ein Film aussehen, wenn Roger Corman ihn noch machen würde. Er hat an diesem Film bestimmt eine helle Freude. Das Publikum wird es Rob Cohen danken, all die Action Fans, Motoren Anhänger und Musik Freaks. Zusammen eine geballte Ladung ohne Sinn und Verstand, aber verdammt kurzweilig und unterhaltsam.


 

Final Destination:

Darsteller: DEVON SAWA, ALI LARTER, KERR SMITH, KIRSTEN CLOKE, DANIEL ROEBUCK, TONY TODD u.a.

Regie: JAMES WONG; Drehbuch: GLEN MORGAN, JAMES WONG, JEFFREY REDDNICK; Musik: SHIRLEY WALKER; Kamera: ROBERT MCLACHLAN; Filmschnitt: JAMES COBLENTZ

USA / 2000, circa 97 Minuten

Die Handlung wird angerissen!

Die Gruselveteranen aus dem ‚X-Akten’ Reich und dem ’Millennium’ Kosmos springen auf einen Zug auf der längst abgefahren ist. Dabei besitzt die erste halbe Stunde soviel Potential für ein wirklich glaubhaftes Drama, aber schließlich sitzt man in einem Horrorstreifen. Devon Sawa macht einen sehr guten Eindruck, als Kram gebeutelter Teenager, der durch eine Vision fünf Klassenkameraden und eine Lehrerin vor einem Flugzeugabsturz bewahrt. Tatsächlich glaubt man in den ersten dreißig Minuten, das sich der Film zu einem ganz anderen, besseren Werk entwickeln könnte. Da stimmt Spiel und Charakterisierung, es funktioniert die Handlung. Das jemand angefeindet werden könnte, obwohl er Menschenleben rettete, eröffnen wundervolle Perspektiven.

Aber hier geht es um ein Publikum zwischen 16 und 25 Jahren. Und der Tod ist verdammt sauer, das jemanden die Flucht aus seinem herrlichen Flugzeugabsturz gelang. Es schlachtet kein Michael Myers und es wütet kein Fischer, es gibt keine Masken und keine Psychopathen. Regisseur Wong muss sich einzig und allein darauf verlassen, das seine Kette von Ereignissen auch so funktioniert, das trotz unsichtbaren Gegners das Publikum sich in die Armlehnen verkrampft. Und so sind die obligatorischen Todesfälle so unglaublich durch eine Kette von Domino-Effekten ausgearbeitet, das es fast schon wieder Spaß machen könnte.

Fast. Denn so originell sich das Schicksal auch über die Protagonisten ausbreitet, das Drehbuch wartet dabei mit immer unwahrscheinlicher werdenden Zufällen auf, das es letztendlich einen eher angestrengten Eindruck macht.

Wong und die Mitschreiber Morgan und Reddick nehmen ihr Anliegen der gruseligen Unterhaltung schlichtweg zu ernst. Das hat die ‚Scream’- Reihe schon nicht getan und die überaus erfolgreiche Krawallverarsche ‚Scary Movie’ erst recht nicht. Was will man auch raus holen, aus einem wiederbelebten Genre, das sich schon wieder tot gelaufen hat? Die wenigen Insider Witze beziehen sich lediglich auf die Namensgebungen für die Charakteren, die allerdings willkürlich von Max Schreck, Alfred Hitchcock, bis Lon Chaney reichen. Es bleibt einfach bei einem gut gemeinten Versuch, der mit schöner Kameraarbeit aufgewertet wird. Und fünf Jahre früher hätte er das Publikum vielleicht sogar von den Stühlen gerissen. Aber dafür haben wir eben alles schon zu oft gesehen.

‚Final Destination’ wird nur für die untere, angesprochene Altersschicht interessant sein und selbst die wird schnell zu anderen Schlachterdramen im Videoregal greifen.

 

 


 

Final Destination 3

Darsteller: Mary Elizabeth Winstead, Ryan Merriman, Kris Lemche, Texas Battler, Alexz Johnson, Jesse Moss u.a.
Regie: James Wong; Drehbuch: Glen Morgan, James Wong; Kamera: Robert McLachlan; Musik: Shirley Walker; Bildschnitt: Chris Willingham
USA / 2006; circa. 92 Minuten

Gevatter Tod hat wieder mächtig Ärger, mit einer Bande von uneinsichtigen Teenagern. In diesem dritten Aufguss der absurden Maschinerie von möglichst originell, perversen Tötungsarten, haben sich wieder die Urväter James Wong und Glen Morgan zusammengetan. Aber dieses Projekt, das bereits 2003 seinen Produktionsanfang nahm, war keine glückliche Geburt beschienen, was man letztlich den Endresultat anmerkt.

Der spektakuläre Aufmacher mit der Achterbahn ist ein Szenario, welches erst nach einer unbefriedigenten Fertigstellung des Filmes hinzugefügt wurde. Durch eine Vorahnung verlassen einige Teenager dieses Höllengefährt noch vor dem Start, welches schließlich mit fatalen Folgen entgleist. Durch diese Vorahnung rutschen dem Tod aber einige Seelen an der Sense vorbei. Dieser gibt keine Ruhe, bis bei allen vorher angedachten Lebensuhren der Sand durch das Glas geronnen ist. Sonnenbänke, Fitnessgeräte, eine elektrische Nagelmaschine (das Werkzeug!), ein Hinweisschild, oder ein PKW Motor, Wong und Morgan haben sich einiges einfallen lassen, um blutdürstige Jungzuschauer zu erfreuen.

Auch wenn Handlung und Plausibilität bei dieser Art von Filmen wirklich keine tragende Rolle spielen, verliert sich diese Ansammlung von Splatter-Momenten in nicht durchdachter Aneinanderreihung bloßer Showeffekte. Die Darsteller dürfen das, was schon immer das große Mango bei Filmen wie diesem war, nämlich nichts. Die Reaktionen und Gegenmaßnahmen auf jeden neuen Erfolg von Herrn Tod, sind haarsträubend und lächerlich. Nicht das man grundsätzlich viel erwarten dürfte, aber da haben sich die Macher von Teil zwei wesentlich originelleres und realere Überbrückungsszenarien ins Drehbuch geschrieben. Jener originellere und weit bessere zweite Teil wird hier weitgehend ignoriert, da Wong und Morgan nicht involviert waren.

Wo auf der einen Seite eine wunderbare Hommage an den verstorbenen Robert Wise versteckt ist, entgleist an einer Stelle die Geschmacksgrenze in Bezug auf den elften September vollkommen. Bereits 2004 waren die Dreharbeiten offiziell beendet, Neubesetzungen und Nachdrehs in der Post-Produktion verschoben die Endfertigung allerdings bis Herbst 2005. Ob es ‚Final Destination 3’ besser gemacht hat, ist schwer zu sagen. Empfehlenswerter ist er dadurch nicht geworden.

bandit


 

The Final Destination - Final Destination 4

Die Sache ist kompliziert. Man hat ja schon bei FINAL DESTINATION 3 daran gedacht, dass man diesen in 3-D drehen könnte. Es wäre das alte Spiel in billiger Tradition: die Nummer des Teils mit dem großen D zu verbinden. Wie originell. Aber 3-D ist nun mal teuer und die Technik war auch noch nicht so auf der erforderlichen Höhe. Die Produktion selbst war nur mit Schwierigkeiten behaftet, welche die Arbeiten daran über zwei Jahre streckten. Dem eher schlechten Film hätte selbst die neueste 3-D-Technologie nichts geholfen.

Technik und Finanzen sind bei Teil vier keine Probleme mehr, doch FINAL DESTINATION 4 3-D sieht einfach blöd aus und verfehlt wirklich seinen Zweck. Allerdings waren die Produzenten sowieso der Meinung, dass die Serie langsam alles hergegeben hat, was man zeigen kann. Da kommt der Artikel vor dem FINAL DESTINATION gerade recht.

Mit THE FINAL DESTINATION kreierte man einen sehr eigenständigen Titel, konnte auf eine nach Abnutzung klingende 4 verzichten und implizierte, dass dies die finale FINAL DESTINATION sein wird. Wobei letzteres sich noch beweisen muss, es gibt Leute, die hören doch zu gern die Kassen klingeln.

Was gibt es schon viel zu sagen über einen Film, der auf der einen Seite der kürzeste in der Reihe ist, aber mehr Todesszenen als alle anderen zeigt? Man muss sich einfach nur vorstellen, wie man auf keinen Fall zu Tode kommen möchte, und bei FINAL DESTINATION bekommt man es zu sehen. Es ist schon bizarr, was allein bei einem Autorennen alles passieren kann. Doch wenn dann eine Gruppe vorwitziger junger Menschen Gevatter Tod einfach von der Schippe springt, dann ist Schluss mit lustig. Ob Swimmingpool-Pumpe oder Rolltreppe, der mit überhöhter Geschwindigkeit fahrende LKW oder ein kleiner Stein. Gregory Nicotero und Howard Berger von der KNB Efx Group mussten so einige Eimer Innereien über die Sets verteilen.

Auch wenn dieser Film einzig darauf ausgelegt ist, dem Publikum ein schaurig brutales Vergnügen zu bereiten, sind Handlung und Charakterzeichnungen doch gruselig dünn. Natürlich sollte man nicht unbedingt Logik in einem Film ausgerechnet dieser Art erwarten, doch viele Szenen und Dialoge passen schlichtweg nicht zum eigentlichen Konzept, wie der Tod doch noch zu seinen Seelen kommt. Das Buch gibt sich nur Mühe, möglichst schnell von einer Blutspur auf die nächste zu wechseln. 

Mit einem der Höhepunkte in einem Multiplex-Kino hingegen haben sich die Macher etwas sehr Originelles ausgedacht und schießen schöne Spitzen gegen Massenstarts und den Hype um 3-D. Und das, während man im Kino sitzt, mit einer Brille auf der Nase. Dabei erweitern sie das Konzept von Vorahnung und dem Tod-Entgehen zu einer weiteren Ebene. Es ist also da, was man beim Rest des Films einfach versäumt hat, nämlich diese Plausibilität innerhalb der comicartigen Überzeichnung.

Während Regisseur Ellis die Action-Sequenzen perfekt inszeniert hat, weiß er mit seinen Figuren nur sehr wenig anzustellen. Die Dialogszenen sind so ausgelegt, dass es den Anschein erweckt, der Regisseur wollte den Zuschauer zu einer weiteren Figur innerhalb dieses Films werden lassen. Das funktioniert nur bedingt und nützt sich auch sehr schnell ab. Und das, obwohl es ja gar nicht so viel ruhige Momente gibt.

Die 3-D-Photographie ist sehr gelungen und lässt den Zuschauer auch immer wieder die Möglichkeit, die Räumlichkeit zu genießen. In einigen schnelleren Schnittphasen bleibt das Auge oftmals zu träge, um den Effekt richtig wahrzunehmen. Doch das wird ausgeglichen von reichlich spitzes Zeug und knalliges Gedärm, die dem freudig erregten Publikum quasi das Gesichtsfeld verdunkeln. Nur die Jungs am Computer hätten nachsitzen sollen. Viele Animationen, wie zum Beispiel die Explosionen, wirken sehr billig und stechen sofort ins Auge.

Es ist aberwitzig makaber, hoffnungslos überzogen und schaurig brutal. Alles, was man eigentlich nie sehen wollte, hat man jetzt innerhalb von vier Teilen zu Gesicht bekommen. Ob es gerechtfertigt ist, sich vor Vergnügen auf die Schenkel zu klopfen, wenn die Nagelmaschine wieder zuschlägt, können die Sittenwächter bei grünem Tee ausdiskutieren. Viel witziger ist eigentlich, dass dieser Film trotz grandioser Schwächen einfach funktioniert, weil er sein eigentliches Ansinnen zur höchsten Zufriedenheit erfüllt. Und ohne Titel sind es eben nun mal nur 75 Minuten Laufzeit, da hat ja wohl der Tod Vorfahrt.



THE FINAL DESTINATION

Darsteller: Bobby Cambo, Shantel Van Santen, Nick Zano, Haley Webb, Mykelti Williamson, Krista Allen, Andrew Fiscella, Justin Welborn u.a.

Regie: David R. Ellis – Drehbuch: Eric Bress – Kamera: Glen MacPherson – Bildschnitt: Mark Stevens – Musik: Brian Tyler – Produktionsdesign: Jaymes Hinkle

USA / 2009 – circa 82 Minuten

 


Final Fantasy: Die Mächte in Dir:

FINAL FANTASY: THE SPIRITS WITHIN

Darsteller-Stimmen: Aki Ross = Ming-Na , Captain Edwards = Alec Baldwin, Ryan = Ving Rhames, Neil = Steve Buscemi, Jane = Peri Gilpin, Dr. Sid = Donald Sutherland, General Hein = James Woods (Trotz oberflächlicher Recherche konnten die deutschen Synchronstimmen nicht rechtzeitig ermittelt werden)

Regie: Hironobu Sakaguchi; Drehbuch: Al Reinert, Jeff Vintar, Story von Sakaguchi; Kamera: Motonori Sakakibara; Filmschnitt: Christopher Capp; Musik: Elliot Goldenthal; Charakter-Design: Shuko Murase; CG-Supervisor: Gary Mundell; Bestetzung und Dialog-Regie: Jack Fletcher

USA / 2001 ; 106 Minuten

Als man in der vierjährgen Vorbereitungszeit dran ging und das Konzept für einen Kinofassung des Videospiels 'Final Fantasy' entwarf, dachte Macher Hironobu Sakaguchi bestimmt nicht daran die westliche Welt, wie wir sie kennen, in ihren Grundfesten zu erschüttern. Ein solides Fantasy-Märchen war geplant, das sich auf das mittlerweile neun, oder zehn Teile umfassende Videospiel stützte und Fans ebenso anlocken sollte, wie Freunde krachender Action und spiritueller Phantastereien. An und für sich wäre die Rechnung aufgegangen, wäre sich der Film mit seinem Ehrgeiz nicht selbst in den Weg gekommen. Als man anfing über das Konzept für eine Kinofassung zu reden, war die digitale Technik noch lange nicht soweit, wirklichen Schauspielern Angst ein zu jagen. Aber mit dem Fortschreiten der Produktion wollte Papa Sakaguchi genau dies erreichen. Die Amerikaner, Columbia Pictures eben, wollten keinen Genre üblichen Animee-Summs und die Japaner die Amerikaner vor allem überzeugen. Nun steht in einem kleinen Bürokomplex auf Waikiki Rechner Potential von 130 Millionen Dollar, das sich wohl erst bei weiteren Produktioen bezahlt machen wird. Das erste Ergebnis, 'Final Fantasy', hat sich alleine noch nicht bezahlt gemacht. Und dies liegt wahrscheinlich auch daran, das dieser Film wirklich noch nicht in der Lage ist, Angst zu macht.

Die Geschichte ist einfach und schnell erzählt. Die Erde ist weitgehend durch Ausserirdische entvölkert worden, die letzten Menschen residieren in hermetisch abgeriegelten Schutzzonen. Mit ihrem Lehrer und Mentor Dr. Sid versucht die angagierte Wissenschaftlerin Aki Ross Erde und Menschheit gleichermaßen zu retten. Nur müßte Ross dabei dem regierenden Konzil beweisen, das die Erde soetwas wie ein Bewußtsein durch die Lebensenergie der Menschheit besitzt. Wer aber 'Final Fantasy' in Anspruch und Aussage weitergehend verfolgen möchte, muß schon weit tiefer gehen und viel weiter ausholen. Vor allem bleibt der Film ein in erster Linie festlicher Augenschmaus für das Fantasy begeisterte Publikum, bietet spannende Action-Sequenzen und sogar bedrohliche Atmosphären, welche sogar als wolliger Horror funktionieren. Doch unterschwellig dominieren doch philosophische Ansätze und geistige Lehren fernöstlicher Weisheiten. Mit Weiterführung der Handlung überrascht 'Final Fantasy' auch immer mehr, setzt Action nur noch ein, wenn es in den Kontext der Geschichte passt und ergibt sich seiner thematischen Auflösung, die schon Anfangs für viele Zuschauer überraschend gewesen sein muß. Beinahe entpuppt sich 'Final Fantasy' zu einem intelligenten Kinostück. Aber nur beinahe. Denn um letztendlich wirklich ernst genommen zu werden, müßten dem Drehbuch entscheidente Klischees entfernt werden und diese albernen, wirklich überflüssigen Auschrutscher konzentrieren sich auf den Charakter des General Hein. Denn wenn Sakaguchi und Co-Autor Sakakibara ihre Intensionen konsequent verfolgt hätten, wären sie ziemlich schnell darauf gekommen, das die Geschichte keinen unausgegorenen, unglaubwürdigen Militaristen benötigt, der nur aus purem Zerstörungswillen eine Super-Kanone einsetzen möchte und damit den finalen Showdown für sich beansprucht. denn was es mit den Ausserirdischen, diesen transparenten Giganten wirklich auf sich hat, wäre alleine wirklich ausreichend um den Film am laufen und dabei spannend zu halten.

Aber ein Film steht und fällt nicht alleine mit einem funktionierenden Handlungsablauf. Er benötigt glaubhafte, überzeugende Protagonisten, welche die Feinheiten zwischen den Dialogzeilen transportieren können, jene kleinen unbewussten Charaktereigenschaften, welche aus einer blossen Abhandlung greifbare Charakteren und eine realistische Szenerie machen. Paradoxerweise gelingt diese feine Differenzierung nicht in den Szenen, wo sie beabsichtigt und auch notwendig wären. Hingegen lässt sich der Zuschauer in den Action orientierten Sequenzen perfekt von den Animationen täuschen, vor allem in der Eröffnungszenerie im alten New York, wo das nun beliebte Wort des Photo-Realismus durchaus seine Berechtigung findet. Art-Director und Programmierer haben sich mit sichtlichem Vergnügen an Landschaftsaufnahmen und Bildhintergründen ausgelassen. Science-Fiction- und Fantasy-Fans wird dabei vor Verzückung das Herz höher schlagen. Doch wäre es gelogen, würde 'Final Fantasy' nicht seinen gesamten Reiz aus dem vollkommen Computer animierten Schauspiel-Ensemble ziehen. Und diese als Schauspieler geführten Charakteren sind teilweise gelungen, aber auch zum teil sehr entäuschent zum Gesamtergebnis. Wieder ein Punkt, an dem sich der Film mit seiner Absicht gegenüber seiner Geschichte selbst in den Weg kommt. Die Erwartungen waren einfach zu hoch gesetzt, die Maßstäbe unerreichbar angelegt. 'Final Fantasy' muß sich nun mit dem meßen lassen, was die Produktion versprochen hatte, und wenn alle nur brav ihre Arbeit getan hätten, antelle von großspurigen Worten, wäre die Welt mit einem hervorragenden Fantasy-Spektakel gesegnet worden, an dem Genre-Fens noch lange Freude haben werden. Aber die Maßen waren nun einmal aufgeschreckt und so erwartet nun alle Welt den ultimativen Schlag in das Gesicht der 'herkömmlichen' Schauspielerei. Weit gefehlt, denn vor allem Aki Ross, Captain Edwards und General Hein zeigen und können nichts, was an emotionalen Ausdrücken nicht schon in 'Toy Story', oder 'Antz' gezeigt worden wäre. Kein Zweifel, das die Körperbewegungen fliessend und realistischer nicht mehr gezeigt werden können, aber schliesslich entscheidet das Gesicht über einen glaubhaften Charakter und da ist, leider an erster Stelle, Aki Ross mit einer unglaubwürdigen Augen- und starren Mundpartie ausgestattet, die weit entfernt von dem liegt, was einen Schauspieler das Publikum überzeugen lässt. Dagegen hält sich Doktor Sid in seinen wenigen Auftritten wacker als ein überzeugendes Beispiel von dem, was vielleicht doch noch möglich sein wird. Ohne Zweifel ist der Computer auf dem Vormarsch und mit Sicherheit wird alles besser und besser, aber wirklich beunruhigen kann 'Final Fantasy' auf der Ebene der Computer animierten Schauspielerei bei weitem nicht. Und wenn schon lautstark getönt wird, wieviel die Investition in Aki Ross' Haarsträhnen gekostet haben soll, müssten die Animateure wenigstens darauf achten das sich ihre 60 000 einzeln animierten Strähnen auch der Schwerkraft und Schwerelosigkeit entsprechend fallen und bewegen, erst dann macht dieser Aufwand wirklich Sinn.

Die Bildkompositionen überzeugen mehr, als die Farb- und Lichtgestaltung. Schwindelerregende, simulierte Kamerafahrten sind ebenso wirkungsvoll eingesetzt, wie Schnitte von der Halbtotalen ins Close-Up. Auf der anderen Seite geht der Photo-Realismus soweit, das die Bilder in einer planen Lichtbestimmung liegen, sich weder Detaíls, noch Charakteren durch (ebenfalls simulierte) Lichtsetzung abheben. Film ist und bleibt die künstliche Umsetzung des Realistischen, doch seit jeher haben Animationsfilme mit dem künstlich erzeugten Spiel von Licht und Schatten ihre Probleme, und leider wurde diese auch bei 'Final Fantasy' nicht beachtet, oder konnten nicht behoben werden. Licht ist Stimmung und am wenigsten erzeugt der Film Stimmung mit einer durchdachten Bildkomposition, sondern rettet sich mit Schnitt und hervorragend eingesetzter Musik über dramaturgische Schwachstellen.

Losgelöst von seiner Kampagne betrachtet, hebt sich 'Final Fantasy' weit von den Genre üblichen Werken ab, weiß die richtigen Akzente an den richtigen Stellen ein zu setzen und kann mehr mit seiner spirituellen Grundstruktur überzeugen, als man vermuten möchte. Die Regie macht reichlich Gebrauch von filmischer Ästhetik, wenn auch nicht konsequnt an den notwendig wichtigen Stellen, und gibt dem Zuschauer sogar etwas mit zum denken auf den Weg. Und egal ob Autoren philosophisch, religiös nicht übermäßig einfallsreich waren, funktioniert 'Final Fantasy' doch auf einer anspruchsvolleren Ebene als die amerikanischen Machwerke, welche das sowieso ständig im Kino unterversorgte Zielpublikum zu übertölpeln versuchen. Und letzendlich lässt der Film uns alle noch einmal aufatmen, denn die menschlichen Schauspieler haben noch für einige Zeit Gnadenfrist erhalten.


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Firewall

Darsteller: Harrison Ford, Paul Bettany, Virginia Madsen, Mary Lynn Rajskub, Robert Patrick, Robert Forster, Alan Arkin u.a.

Regie: Richard Loncraine; Drehbuch: Joe Forte; Kamera: Marco Pontecorvo; Bildschnitt: Jim Page; Musik: Alexandre Desplat

USA / 2006; circa 105 Minuten

William Wyler inszenierte 1955 den Thriller ‚Desperate Hours’ mit Humphrey Bogart und Frederic March. Ein exzellenter, psychologischer Krimi, in dem Gangster eine Familie als Geisel nehmen, um das Familienoberhaupt dazu zu zwingen, die eigene Bank aus zu rauben. ‚Desperate Hours’ war alles andere als ein Action Film, dafür ein perfektes Psycho-Drama.

Man wünscht sich, Drehbuch-Debütant Joe Forte hätte sich mehr an die Vorlage gehalten, als mit seiner Unerfahrenheit einen derartigen Vorstoß zu wagen, wie man ihn mit ‚Firewall’ serviert bekommt. Ein zu allem bereiter Gangster, seine minderbemittelten Helfer, ein verzweifelter Vater, die treusorgende Mutter und natürlich der niemals fehlende Familienhund. Hinzu kommt der Modefimmel, ein Kind mit schweren gesundheitlichen Problemen ins Drehbuch zu nehmen, die Verzweiflungstat eines jeden unerfahrenen Schreibers. Joe Forte hat alles hineingepackt, was man in diesem längst überholten Genre-Mix falsch machen kann.

Während Regisseur Loncraine verzweifelt versucht, seine merklich unterforderten Darsteller von einer Standart Situation zur nächsten zu dirigieren, eröffnet sich dem Zuschauer ein Film, den man glaubt schon in- und auswendig zu kennen, noch bevor etwas passiert. Aber ‚Firewall’ ist dabei nicht nur ein Film, der Punkt für Punkt alle bekannten Situationen abfeiert, er birgt auch formale Schwächen die einen wirklich verärgern. So kann Paul Bettany als Gangster mit modernsten Gerätschaften wirklich alles, sogar den Bank-Computer der Hauptfigur beeinflussen, aber benötigt dennoch Harrison Ford, um sich 100 Millionen Dollar transferieren zu lassen. Und als schließlich der Bedrohte zum Gegenschlag ausholt, ist dies kein raffiniert, verzwickter Plan, sondern eine Aneinanderreihung von notwendigen Zufällen. Zufälle, ohne welche die Geiseln schnell das Leben verlieren würden.

Anstatt auf die psychologischen Finessen einer solchen Geschichte einzugehen und das Katz- und Mausspiel auf eine unerwartete Basis zu stellen, beginnt der Film als modern orientierter Technik-Thriller, der sich als solcher zur Farce steigert. Die darstellerischen Möglichkeiten sind dabei vollkommen außer Acht gelassen und es scheint, als hätten die Macher sehr viel Angst vor diesem Aspekt gehabt.

Während dieser Schwächeanfall erstklassigen Schauspielern wie Virginia Madsen und Paul Bettany wenig Schaden zufügen dürfte, gerät Harrison Ford immer tiefer in den Strudel schlecht konzipierter Filme. Ford als ehemals große Hoffnung Hollywoods, scheint seinen Vorsatz für anspruchsvolle Bücher seit geraumer Zeit vergessen zu haben. Während er nach wie vor versteht zu überzeugen und Rollen wie in ‚Firewall’ eigentlich blind spielen müsste, ist sein Name längst kein Garant für Filme mit Qualität mehr. Dazu müsste er sich endlich an Tage von ‚Witness – Der einzige Zeuge’, oder ‚Mosquito Coast’ zurück erinnern.

Als William Wyler 1955 seinen Film drehte, da stand längst nicht die Handlung im Vordergrund, sondern dieser alptraumhafte Angriff auf die Institution Familie. Zwischen den Zeilen einer oberflächlichen Handlung verbargen sich die Geschichten von Angst, Demütigung und der Bruch mit Konventionen. Mit so etwas hat Joe Forte als Schreiber nichts anfangen können. Warum alle anderen sich unterordneten, bleibt ein weiteres Rätsel des modernen Mainstream-Kinos.

bandit


Flags of our Fathers

Darsteller: Ryan Phillipe, Jesse Bradford, Adam Beach, Barry Pepper, Jamie bell, John Benjamin Hickey, Paul Walker, Robert Patrick, Judith Ivey u.v.a.
Regie: Clint Eastwood, Drehbuch: William Broyles, Paul Haggis; Musik: Clint Eastwood; Kamera: Tom Stern; Bildschnitt: Joel Cox
USA / 2006; circa 131 Minuten

Wenn andere im Alter vorsichtiger werden und eher darauf bedacht sind, sich in gewohnter Umgebung zu bewegen, setzt Clint Eastwood immer noch eines an Innovation und Wagemut oben drauf. 

‚Flags of our Fathers’ ist bestimmt nicht der beste Kriegsfilm der letzten Jahre, aber er ist mit Sicherheit der Ehrlichste. Hier dürfen Helden noch echte Helden sein. Eastwood lässt sich nicht darauf ein, das brutale Handwerk des Soldaten moralisch abzuwerten, oder der aktuellen Weltpolitik als Spiegel vor zu setzen.

Kameramann Tom Stern hat dem Film fast alle Farben entzogen und der Film erhält damit ein unheimlich authentisches Aussehen im Vergleich zu John Fords 16mm Farbmaterial von der Landung in der Normandie. Da sind Helden, Muttersöhnchen und Maulhelden. Es wird sehr viel gestorben. Wenn einmal der Feind zu sehen sein sollte, verschwimmt sein Gesicht meist im Schatten von Leuchtgranaten und Explosionen. Broyles und Haggis Drehbuch vermeiden so weit möglich jede Art von aufpeitschendem Feindbild. Nüchtern betrachtet tut jeder der 30.000 Soldaten auf der unwirklichen Insel Iwo Jima nur seinen Job. Und manche kommen eben durch, andere sterben qualvoll.

Zum Glück des unbedarften Zuschauers orientiert sich die graphische Gewalt nicht am optischen Vorreiter ‚Private Ryan’ des hier mit produzierenden Steven Spielberg, aber zart besaitet sollte auch bei Clint Eastwood niemand sein. Doch die Gewalt ist meist einfacher zu ertragen, als das Resultat, welches eine hilflose Regierung anwendet, um nicht kapitulieren zu müssen. Satirisch ist der Film dabei, manchmal wirklich witzig, mit geladenen Dialogen. Aber auch mit der damaligen Regierung geht Eastwood nicht so um, wie man in Zeiten wie diesen vermuten möchte. Der Regisseur macht die Verzweiflung klar, in die im zweiten Weltkrieg eine Nation gekommen ist, deren ganze Geschichte durch zahllose Kriege bestimmt ist. Was die Regierenden mit drei der Helden von Iwo Jima anstellt um für Kriegsanleihen zu werben ist mitunter pure Satire, vielleicht sogar ein wenig lächerlich, doch Eastwood verzichtet auf jede Art der Anklage.

Anfangs ein wenig verwirrend, gefällt einem schnell der ineinander verschachtelte Rhythmus des Filmes. Von der Neuzeit schneidet er ins Kampfgetümmel, dann weiter voran zur Heldenverehrung der Flaggenhisser in den Staaten, zurück zu den unbekümmerten Soldaten vor der Schlacht. Die chronologischen Sprünge sind aber nicht blankes Effektwerk, sondern unterstützen und erklären sich gegenseitig. Die eigentliche, bekannte Geschichte gewinnt dadurch eine erzählerische Spannung, die grandios funktioniert, der Regisseur aber gegen Ende leider etwas aus den Augen verliert. Außerdem verlangt der Film höchste Aufmerksamkeit im Umgang mit seinen Charakteren, deren Namen schnell einmal nicht mehr zuordenbar werden können.

Aus europäischer Sicht ist ‚Flags of our Fathers’ bestimmt nicht die tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg, wie man es hierzulande gerne tut und auch sieht. Aber Clint Eastwood hat sich im letzten Jahrzehnt zu einem amerikanischen Geschichtenerzähler entwickelt, der von Film zu Film besser zu werden scheint. Und dabei hat sich eben heraus gestellt, dass für ihn die moralische Gesellschaft kaum eine Rolle spielt, vielmehr der seelische Zustand dieser Gesellschaft. Und da darf man durchaus einmal das spekulieren über die Sinnlosigkeit des Krieges vergessen und eine packende, weil zum Teil neue Geschichte erfahren. Natürlich spielt diese Geschichte nicht nur zufällig während des Krieges, aber der Geschichtenerzähler möchte lieber ins Innere des unwesentlicheren Individuums blicken, und dieses Individuum ist im Krieg wesentlich.

bandit


 

Fluch der Karibik: Am Ende der Welt – Pirates of the Caribbean: At Worlds End

Darsteller: Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley, Geoffrey Rush, Chow Yun Fat, Jack Davenport, Bill Nighy, Jonathan Pryce, Stellan Skarsgard, Tom Hollander u.v.a.

Regie: Gore Verbinski; Drehbuch: Ted Elliott, Terry Rossio; Kamera: Dariusz Wolski; Bildschnitt: Craig Wood, Stephen Rivkin; Musik: Hans Zimmer; Leitung visueller Effekte: John Knoll, Charles Gibson

USA / 2007; circa 168 Minuten


Die Segel sind gesetzt, Disneys großes Flaggschiff ist auf Kurs, um in den Hafen zurück zu kehren. Und es wird sich wirklich keiner wundern, das genug Spielraum gelassen wurde, dass nicht nur ein vierter Teil, sondern mit wenigen Mühen sogar eine zweite Trilogie auf große Fahrt geschickt werden kann.

Von allen drei Teilen, ist dieses abschließende Kapitel das, welches der Disneyland Attraktion Pirates of the Caribbean am nächsten kommt. Beinhaltete der erste Filmteil noch Motive und Bilder aus dem extravaganten und fantastischen Fahrgeschäft, beschränkt sich Teil Drei inhaltlich auf die Essenz des titelgebenden, künstlich inszenierten Fahrspaßes. Hier geht es nur um die Effekte, um das Spektakel, alles ist laut, bunt und überfrachtet. Es soll gestaunt werden, das Publikum darf keine Zeit zum atmen haben. Und nicht zu vergessen, das so ein Fahrvergnügen auch keinerlei Handlung inne hält. 

Jeder, der an Abschluss dieser Trilogie beteiligt war, hat aber offensichtlich vergessen, das eine Disneyland-Fahrt nach fünfzehn Minuten beendet ist. ‚At Worlds End‘ hingegen geht erst nach 170 Minuten vor Anker, und die Inszenierung durch Gore Verbinski zeigt, das man 170 Minuten wirklich sehr lange gestalten kann. Die losen Trosse einer Handlung mühen sich qualvoll zwischen die einzelnen Effektsequenzen, die immer aufregender und spektakulärer sein müssen. Was dazwischen gequetscht wird geht zwangsläufig über die Planken. 

Zugegebenermaßen erwartet man von dieser Art der Unterhaltung keinen Anspruch in der Handlung, und genau besteht das Problem dieses schwächsten aller ‚Caribbean‘ Filme. Hier betrügt jeder jeden, es werden falsche Fährten gelegt, neue Namen tauchen auf und bisher unbekannte Charaktere sind auf einmal unheimlich wichtig. Zusammen genommen macht dies kaum Sinn, außer der Mannschaft an Charakteren von einem Computer generierten Trick zum nächsten zu hetzen. Es verwirrt und es verärgert. Im Ablauf spulen sich die bekannten Manierismen ab, Captain Jack Sparrow spleent exzentrisch herum, William Turner entwickelt sich zum sauberen Unhold, Elizabeth Swann kämpft sich von der Piratenbraut zum Kapitän und Captain Barbossa mimt den liebenswerten Bösewicht. Ein bekannter Affe tut erneut sein niedliches Bestes, ein Holzauge darf natürlich auch nicht fehlen und die komischen Nebenfiguren bekommen mehr und mehr zu tun. 

Geoffrey Rush sagt als Barbossa einmal, ‚dorthin zu gelangen ist kein Problem, die Schwierigkeit liegt darin zurück zu kehren‘. Das klingt wie ein kleines Leitmotiv zu diesem Film, der in den eigenen Ansprüchen total vom Kurs abgekommen ist. Die Trickeffekte sind überwältigend, kein Zweifel. Davy Jones‘ Tentakel Gesicht ist wesentlich ausgefeilter, die Seeschlacht im Mahlstrom überzeugt vollends und das Bombardement auf ein gegnerisches Schiff ist atemberaubend. Doch was hat Keith Richards in diesem Film verloren, der absolut nichts beiträgt, sondern einfach nur dämlich grinsend da sitzt. Oder der unglaublich absurde Kampf zwischen Sparrow und Jones auf einem Segelmast. Hinzu kommt Gore Verbinskis von Flaute durchzogener Regie. Längen, und derer gibt es im Film reichlich, dürfen an diesen Stellen, in dieser Art von Spektakel einfach nicht vorkommen. Mindestens Dreissig Minuten gekürzt hätte das Werk dem Publikum einiges an Geduld erspart. 

Es bleibt außer Frage, das ‚Am Ende der Welt‘ einer der finanziell erfolgreichsten Filme aller Zeiten werden wird. Und es bleibt außer Frage, dass dieser finanzielle Erfolg Nachfolger mit sich bringen wird. Aber es beweist, was in den letzten zwei Jahrzehnten das amerikanische Blockbuster-Kino hervorgebracht hat, das Erfolg schon lange nichts mehr mit der Qualität des jeweiligen Filmes zu tun hat. Aber von all den Freibeutern künstlich aufgebauschter Erfolge, macht der dritte Teil von ‚Pirates of the Caribbean‘ den miserabelsten Eindruck. Die Tradition des Kiel holen scheint vergessen.

mainstream

 

 


Flug 93 – United 93

Darsteller: Ben Sliney, Major James Fox, Todd Beamer, William Cashman, Jane Folger, Ziad Jarrah, Saeed Al Ghamdi u.a.

Regie & Drehbuch: Paul Greengrass; Kamera: Barry Ackroyd; Bildschnitt: Clare Douglas, Christopher Rouse, Richard Pearson; Musik: John Powell

England / 2006; circa 111 Minuten


Schon wenige Tage nach der Tragödie des elften September, war dem Filmemacher Paul Greengrass bewusst, das von allen vier entführten Maschinen an diesem Tag, die interessantere Geschichte von dem Flugzeug ausging, das als einziges sein mörderischen Ziel nicht erreichte.

Die Frage, ob ein Film über die Anschläge in New York und Washington zu früh, oder zu spät kommt, ist eigentlich eine mühselige, weil überflüssige Diskussion. Es gibt bereits genug massentaugliche Filmware, die sich mit den Ereignissen auseinandersetzen. Am eindringlichsten ist dabei zweifellos Spike Lees ‚25th hour’, der den persönlichen Schmerz und die Betroffenheit in sehr subtilen Bildern und Dialogen transportiert.

Doch während Spike Lee die Auswirkungen des elften September beleuchtete, springt Paul Greengrass direkt in die Ursache, vom Morgengebet der Entführer, bis zum letzten Bild einer grünen Farmfläche bei Shanksville / Pennsylvania. Hat Flug United 93 erst vom Boden abgehoben, werden die verbleibenden Minuten sogar in Echtzeit erzählt. Eines der wagemutigsten Unterfangen bei diesem Filmprojekt.

Es war sehr wichtig für diesen Film, das er nicht nur von einem Engländer gemacht, sondern auch in England gedreht wurde. Man spürt das förmlich und dies im positiven Sinne. Kein billiger Hurra-Patriotismus, keine Glorifizierung, kein Tränen treibendes Drama. Greengrass hat nicht nur einen mutigen Film gemacht, sondern auch einen mit sehr nüchternem Kalkül. Gus van Sant hatte vorher mit ‚Elephant’ so einen Film gemacht, um das Phänomen über das Schul-Massaker in Colombine ins Bild zu setzen. Keine Schuldzuweisungen, keine Erklärungen, keine Hintergründe. Der Zuschauer ist vollkommen auf sich selbst angewiesen, er muss eigenmächtig verarbeiten was er sieht, was auf der Leinwand passiert, der Zuschauer ist gefordert seine eigene Meinung zu bilden. Letzteres setzt man gerne im Kino voraus, ist aber keineswegs immer gegeben.

Das wirklich Erschreckende an der geradlinigen Regie, die den Zuschauer nicht an der Hand nimmt und ihn auch nicht führt, ist die Parallele zum wirklichen elften September. Ob im Flugzeug, in den Kontrollzentren von New York, oder Newark, in der Zentrale der Luftfahrtbehörde, oder bei der militärischen Luftabwehr. Die Geschichte vermittelt sehr gut, was geschehen und wie es geschehen ist, doch am besten vermittelt der Film die Ratlosigkeit, das Unvermögen, die Ereignisse rational einzuordnen. Jeder Zuschauer, der am elften September 2001 den Tag vor dem Radio, oder dem Fernseher verbrachte, wird zurück versetzt zu der Tragödie die wir zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht begreifen konnten.

Wenn die Flugsicherheit New York das zweite vom Radar verschwundene Flugzeug leibhaftig in den zweiten Turm des Welthandelszentrums einschlagen sieht, schlagen die Erinnerungen des Publikums erneut in Fassungslosigkeit um. An Bord von United 93, die zu diesem Zeitpunkt noch glaubten Opfer einer normale Entführung zu sein, muss während dessen ein alptraumartiger Denkprozess statt gefunden haben, denn durch die dreißig minütige Verpätung mit der United 93 startete, erfuhren Personal und Passagiere über Handys und Bordtelefon von den Ereignissen in New York und den Angriff auf das Pentagon. Die meisten waren noch in der Lage mit Familienangehörigen zu sprechen, als ihre Maschine bereits von den vier Entführern gekapert worden war. Nur aufgrund dessen war es möglich, die Geschehnisse an Bord der Maschine grob zu rekonstruieren. Was durch Aufzeichnungen bekannt war, wurde auch im Drehbuch verwendet. Über den Rest wagte Greengrass keine Entscheidung zu treffen, er ließ seine Schauspieler, die sich allesamt mit den Familien der an Bord Verstorbenen trafen und befassten, ihre Dialoge improvisieren.

Die Eindringlichkeit im letzten Drittel des Filmes, liegt in der Gleichbehandlung aller an Bord befindlichen Personen. Keiner bekommt eine besondere Rolle zugeteilt, keiner wird in den Vordergrund geschoben, niemand tut sich hervor. Und letztendlich wagt es Greengrass das Heldentum zu demontieren. Die Passagiere wollen nicht die Maschine zum Absturz bringen, um ihr Ziel verfehlen zu lassen, sondern es ist ein panischer, nackter Kampf um die letzte Hoffnung auf Überleben.

Mit dokumentarischer Präzision erlebt der Zuschauer erneut das Trauma, welches die Welt als solche und die Weltpolitik insbesondere veränderte. ‚Flug 93’ kommt weder zu früh, noch zu spät in die Kinos. Er ist in seiner fesselnden, erschütternden Nüchternheit gerade richtig, um all dem vorzubeugen, was demnächst von Hollywood auf uns einstürzen wird. Wenn mit bekannten Namen geworben wird, wenn beliebte Gesichter die Leinwand beherrschen, wenn künstlich Helden geschaffen werden, wenn die Geldmaschinen anlaufen werden, wenn es sich legitimiert hat, den elften September zu kommerzialisieren.

Paul Greengrass hat einen sehr wichtigen Film gemacht. Mit unbekannten, aber ehrlichen Gesichtern, mit absurd bescheidenen Budget von 20 Millionen Dollar und mit sehr unangenehmer Absicht. Der Film verdeutlicht, dass an einem Tag wie diesen, keine Helden geboren werden. An einem Tag wie diesem überfällt uns große Ratlosigkeit. An einem Tag wie diesem, sind wir auf uns allein gestellt. Nach Tagen wie diesen, müssen wir näher zusammen rücken. Und nach Tagen wie diesen, müssen wir viel mehr hinterfragen.

bandit


Forrester - Gefunden:

FINDING FORRESTER

Darsteller: Rob Brown, Sean Connery, April Grace, Anna Paquin, F. Murray Abraham, Busta Rhymes, Michael Nouri u.a.

Regie: Gus Van Sant; Drehbuch: Mike Rich; Kamera: Harry Savides; Filmschnitt: Valdis Oskarsdottir;

USA / 2000 ; circa 133 Minuten

Gus van Sant versucht anscheinend etwas zu verfeinern, oder zu perfektionieren, was er für sich selbst als Stilmittel entdeckt hat: Die Kopie. Wer van Sants Arbeiten kennt, wird schnell irritiert und gelangweilt sein. Wer sich weit gefächerter im Kino auskennt, wird von der Langweile in ratloses Erstaunen versetzt.

Keine Frage, das man bei einem Film mit Sean Connery nicht viel falsch machen kann. Und es steht ausser Frage, das Rob Brown, als die junge Schreiberling-Entdeckung ein wundervolles Erlebnis bieten könnte. Aber Beiden kommt ein uninspiriertes Drehbuch mit einer langweiligen Regie in die Quere. Gus van Sant bringt es tatsächlich fertig, das der Zuschauer bei jeder winzigen Begebenheit dem Film schon längst voraus ist. Aber selbst in dieser unglücklichen Situation bekommt das Publikum anstelle von Überraschungen, nur abgedroschene Klischees präsentiert. Für den Regisseur eines Drugstore Cowboys und My private Idaho ein dürftiges Gastspiel.

Nachdem van Sant es ganz toll fand Hitchcocks Psycho ein zu eins in Farbe zu kopieren, macht er sich jetzt an sein eigenes Werk. In diesem Fall ist es der inspiriert, packende Good Will Hunting. Ironischerweise sind bei Forrester die Charakteren wesentlich ausgeprägter und vielschichtiger angelegt. Das müßte als Pluspunkt durchaus zählen, aber van Sant gibt seinen Figuren hier kaum intelligente Sätze, geschweige denn den philosophischen Rahmen, den das Thema grundsätzlich abverlangt. In den entscheidensten Sequenzen sogar, rettet sich das Drehbuch über die Einfallslosigkeit mit laut eingespielter Musik. Das ganze Buch schmeisst mit sovielen Unglaubwürdigkeiten um sich, das die Produzenten-Beteiligung von Sean Connery ein Rätsel bleiben wird.

Wieso ein Film über die Kraft des Schreibens zwei Schockeffekte benötigt, bleibt ebenso unergründlich, wie die schicken und neuen Klamotten eines Mannes, der schon Jahre das Haus nicht mehr verlassen hat. Die Struktur der Zufälligkeiten ist dazu nicht im geringsten förderlich. Als eingegrenztes Kammerstück für zwei Personen hätte Forrester auf der Bühne vielleicht mehr Erfolg. Auf alle Fälle macht das Drehbuch den starken Eindruck, als ob es unterschwellig wirklich weniger auftischen wollte, als was es im Endeffekt auf die Beine stellt.

Die Qualitäten und Interaktionen von Connery und Brown sind unbestritten ein wundervoller Akt der Schauspielerei, hätte man ihnen nur etwas zu tun gegeben. Und wenn zur Auflösung hin Matt Damon in einem Kurzauftritt die Szene betritt, hat van Sant den Bogen des Erträglichen überspannt. Da macht es längst nichts mehr aus, das im Abspann die selbe 'Somewhere over the Rainbow' Interpretation gespielt wird, die schon Meet Joe Black im Abspann verwendete.

 


 

Die Fremde in Dir - The Brave One

Darsteller: Jodie Foster, Terrence Howard, Naveen Andrews, Carmen Ejogo, Nicky Katt, Mary Steenburgen, Lenny Venito u.a.

Rege: Neil Jordan; Drehbuch: Roderick Taylor, Bruce A. Taylor, Cynthia Mort; Musik: Dario Marianelli; Kamera: Phillipe Rousselot; Bildschnitt: Tony Lawson

USA / 2007; circa 122 Minuten

Ein Anrufer in Erica Bains Radiostunde meint, dass Rache und Wut ein ganz natürliches Bestreben und selbstverständliche Reaktionen des Menschen sei, was zum Beispiel auch alle Kriege erklärt. Rache ist also selbstverständlich und natürlich. Zu diesem Zeitpunkt hat Erica Bain längst ihrem Verlangen nachgegeben. Sie hat gemordet und sich gerächt, nicht für das, was ihr selbst angetan wurde, das kommt erst später, aber sie rächt all die Ungerechtigkeiten, die ihr über den Weg laufen. Da möchte man sich wieder Peter Finch in ‚Network’ anschließen und laut hinaus brüllen: „Ihr könnt mich alle am Arsch lecken, ich lass mir das nicht länger gefallen.“

Jodie Foster ist diese Erica Bain, die tief traumatisiert den Weg zur Waffe wählt und bei der ihre unbändige Angst in Wut umschlägt. Mit einer unglaublichen Intensität ergibt sich Jodie Foster ihrer Rolle. Rache und Selbstjustiz werden durch sie zu einem Selbstverständnis, welches in unserer Gesellschaft eigentlich keinen Platz haben darf. Aber Jodie Foster als Erica Bain zu erleben, heißt diese auch zu begreifen und entschuldigen. Nein, nicht entschuldigen, sondern sie zu unterstützen, sie zu bejubeln und zu hoffen es möge einfach so weitergehen. Im Original heißt der Film ‚Die/Der Tapfere’, oder ‚Mutige’. Man kann philosophieren auf wen im Film der Titel eigentlich anspricht, denn dieser losgelassenen Erica Bain steht Terrence Howard als ehrenwerter und somit guter Cop Sean Mercer gegenüber. Eigentlich nicht gegenüber, sondern nebendran, begleitend. Und Terrence Howard steht der Powerfrau Foster in nichts nach. Gerade durch seine ruhige und in sich gekehrte Art, intensiviert er alle Sympathien, die man für den Charakter aufbaut. Selten hat es in den letzten Jahren ein derart starkes Gespann gegeben, dessen Chemie die Zuschauer so rücksichtslos eingenommen hat.

Während das Drehbuch sehr viele geschickte Kniffe bereithält, um die Geschichte und die Beziehung zwischen beiden Figuren plausibel zu machen, bieten das Vater – Sohn Gespann der Autoren Taylor weit mehr Punkte und Handlungselemente, die den Film letztlich zum Scheitern verurteilen. Da ist zum einen die Geschichte gespickt mit unlogischen Zeitabläufen, die vollkommen unnötig sind. Dann muss Foster Off-Dialogen von sich geben, die in überflüssige und falsch gesetzte Rechtfertigungen für ihr Handeln münden. Zusammen führt das alles in ein grobes Zurücknehmen von dem, was der Film vor seinem Start schon aufgebaut hatte: Provokation. Dabei ist das Drehbuch, und mit dem auch Jordans Inszenierung, auch noch so ungeschickt, sich nicht für, aber auch nicht gegen die Thematik des Filmes zu stellen. Der Film bietet schließlich nicht einmal Anreiz, dass der Zuschauer sich ernsthaft mit sich selbst und diesem Thema auseinander setzt. 

Man begrüßt die eigentlich verwerflichen Taten dieser Frau, was zu einer gelungenen Provokation auch gehört, aber das Publikum darf dabei nicht allein gelassen werden. Was aber passiert, das die Inszenierung selbst unsicher zwischen Pro und Kontra taumelt. Und ist die Rache wirklich so verwerflich? Ist Selbstjustiz nicht doch eine Alternative in unserer gewachsenen und auseinanderdriftenden Gesellschaft? Politisch korrekt ist es nicht, wenn man diese Fragen ehrlich beantwortet. Denn ehrlich beantwortet, spielen die Gedanken um Rache und Selbstjustiz im Großteil aller Menschen in allen Bevölkerungsschichten jeder Nation eine bejahende Rolle.

Moralisch ist es aber nicht zulässig eine Frau wie Erica Bain zu unterstützen, diese Gedanken zu haben, oder diese in die Tat umzusetzen. Neil Jordan möchte seine Protagonisten unterstützen, er möchte gegen den Strich von Moral, Anstand und sozialen Gewissen bürsten, schießt sich dabei aber selbst ins Bein, weil ihm schlichtweg die Konsequenz abhanden gekommen ist. ‚Die Fremde’ in Erica Bain endet ihre Geschichte mit psychologischem Kauderwelsch, das wenig Sinn macht und den Zuschauer nicht über die Thematik nachdenken lässt, sondern darüber, ob er nun einen guten, oder schlechten Film gesehen hat. Zumindest hat man Gelegenheit eine überwältigende Jodie Foster zu bewundern und mit ihr einen Terrence Howard zu erfahren, der sich selbst in höhere Sphären gespielt hat. 

mainstream

 

 

 

 

 

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