D
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Doomsday | ||
Doppelmord | Double Jeopardy | |
Dr. Dolittle 2 | ||
Dreamcatcher | ||
Durchgeknallt | Girls, Interrupted |
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The Da Vinci
Code
Sakrileg mainstream
Deja Vu bandit
George
A. Romeros Diary of the Dead Darsteller: Michelle Morgan, Josh Close, Shawn Roberts, Amy Lalonde, Joe Dinicol, Scott Wentworth, Philip Riccio, Chris Violette und Tatiana Maslany Regie
und Drehbuch: George A. Romero; Kamera: Adam Swica; Bildschnitt: Michael
Doherty; Musik: Norman Orenstein USA
/ 2007; circa 95 Minuten Dieser
Film hat noch keinen deutschen Verleih Was
bitte schön, hat denn ein 68 Jahre alter Mann
einem jungen Publikum noch zu geben? Nur weil er Filmemacher ist und als solcher
vielleicht vom Nasskleben doch schon auf AVID-Schnitt umgestiegen ist? Das macht
ihn auch nicht jünger. Junge Filmemacher sind gefragt, welche ihr Publikum
verstehen, und dieses auch angemessen unterhalten können. Menschen die sich
einfühlen können, Grenzen überschreiten möchten und sich dem Willen des nach
Neuen dürstenden Abnehmers unterwerfen. Filme müssen gemacht werden, die mit
einer Altersfreigabe von 18 den eigentlich sechzehnjährigen Zuschauer richtig
bei den Eiern packt.
George Andrew Romero ist bestimmt
viel zu verdanken, wenn es um die Form des Horrorfilms der heutigen Tage geht.
Das soll es aber gewesen sein, was zur Hölle (ein wunderbarer Spruch in diesem
Zusammenhang) – was zur Hölle könnte so ein alter Kauz jetzt noch beitragen,
wenn es darum geht Köpfe platzen zu lassen, Glieder abzureißen und Innereien
durch die Gegend fliegen zu lassen.
Wer heute Horrorfilme machen will,
muss sich dafür kein Bein auszureißen, nur die Seele verkaufen. Man nennt die
heutige Generation vielleicht Filmemacher, sie sind aber weit davon entfernt
Filmemacher im eigentlichen Sinne zu sein. Sie unterliegen einem System, das
ihnen eine Chance gibt, weil sie willig und gehorsam sind. Und es geht um die
Blutleere, zum einen in betroffenen Filmen und zum anderen bei den Personen
selbst. Schon um des Unterhaltungswertes willen, muss man diesen
Folterspezialisten erwähnen, der seinen eigenen zwei Übernachtungshäusern mit
Blutdusche im Zimmer, so etwas wie Gesellschaftskritik hin schwatzen möchte.
Schenkel klopfen, bis die Hand abfällt. Oja, da steht aber einer wirklich
hinter seinen Filmen und deren Absicht, einfach nur auffallen zu wollen.
Als er noch prädestiniert dafür
war, hat Romero einen Satz geprägt, der soviel Einfluss auf das Horrorgenre
hatte, wie der Satz „Ich mache ihn ein Angebot, das er nicht abschlagen
kann“, für den Gangster Film: „Nur weil man einen Menschen verstümmelt,
heißt das noch lange nicht, dass man schwermütig werden und eine Botschaft
hinein packen muss.“
Hört sich einer das Geschwafel an.
Wenn man ein Auge auf Romeros Anfänge wirft (bitte metaphorisch verstehen), war
das noch eine Zeit wo der klassische Horrorfilm nur mit Aussage und Botschaft
beim Publikum überstehen konnte. Ängste werden angesprochen, ausgelöst und
verstärkt, wenn man Assoziationen weckt, die tiefer liegen als der Grund der
Schöpfkelle. Es gibt innovative Horrorfilme die sich das Brimborium gespart
haben und auf anderer Ebene, oder differenzierten Stilmitteln funktionieren,
aber das ist ein ganz anderes Thema. Betrachtet man Romeros Erstling ‚Night of
the living Dead‘ tut sich etwas Interessantes auf, und es ist nicht die
Bauchdecke. Dieser sinnfreie Streifen entsteht als unspektakuläre
Autokino-Produktion, läuft aber just zu einer Zeit an, in dem die Proteste
gegen den Vietnamkrieg am höchsten schlagen. In der Nacht vor der Premiere,
wird auch noch Martin Luther King ermordet. Zehn Jahre später ist es der
aufkeimende Konsumterror, wieder acht Jahre weiter folgt die Reagan-Ära mit
ihrem radikalen Konservatismus und letztlich wird nach 19 Jahren aus dem
mittelständischen Amerika eine kaltherzige Zweiklassengesellschaft. Vier Filme
für vier Entwicklungen in unserer Gesellschaft.
Und dann spricht der neunmalkluge
Alt-68er davon, dass Botschaften in bestimmten Filmen nicht gerade von Nöten
sind. Warum tut er das, wenn er dennoch stets den Spiegel der Zeit vorhält. Da
lacht man sich doch einen Magendurchbruch. Was treibt den eigentlichen, den
funktionierenden Horrorfilm? Wenn er Ur-Ängste für kurze Zeit auf der Leinwand
Wirklichkeit werden lässt. Wenn er dabei Grenzen überschreitet, oder einfach
nur die Grenzen des Zuschauers auslotet. Dabei ist das Publikum immer Opfer.
Erzielt der Film seine angedachte Wirkung, leidet der Zuschauer. Bei einem
schlechten Film, fügt er sich selbst Bisswunden an empfindlichen Stellen zu,
des verlorenen Geldes wegen. Immer Opfer. Und das ist der wunde Punkt, das
Rezept hört sich einfach an, macht aber nur Sinn wenn man die Zutaten kennt.
Die Zutaten allerdings sind auch von einer gewissen Zeit abhängig, die in ihrer
sozialen Wichtigkeit erkannt werden müssen. In der Zeit des aufkommenden
Atomzeitalters ließ man Rieseninsekten auf das kreischende Publikum los. Aber
das stetige Opfer hat so etwas nie bestimmt, sondern ein findiger Produzent, der
Blut daran geleckt hatte, die Opfer für sich einzunehmen und dann auszunehmen.
Zu den unveränderlichen
Voraussetzungen für einen gelungenen Film, gesellt sich noch die Variable durch
den Wandel der Zeit: Man betrachte den Gruselstreifen von 1955 und die Schocker
von 2005. Das zahlende Opfer von `55 nimmt etwas mit Nachhause, aber keine
ansteckende Virus-Infektion. Nachhaltigkeit bestimmt den allgemeinen Kinobesuch
eines guten Filmes. Wir reden hier nicht von Werken wie ‚Bikini Girls from
Mars‘, sondern von einer ernsthaften, aber metaphorischen Auseinandersetzungen
mit den sozialen und politischen Gegebenheiten des jeweiligen Landes. Fünfzig
Jahre später darf es diese Nachhaltigkeit nicht mehr geben. Die schon lange von
der Industrie gesteuerte Manipulation um Bedürfnisse beim Konsumenten zu
wecken, ist einem sich immer schneller drehenden Durchschlag unterworfen. Das
hat sich genauso auf das Kino ausgewirkt. Man muss sich vor das noch verbliebene
Auge führen, dass dies die natürliche Konsequenz einer Politik von
Global-Playern ist, die einen Industriezweig mit Haut und Haaren gefressen
haben, in dem sie überhaupt nichts verloren haben, die Unterhaltungsindustrie.
Die konstante Steigerung von Grenzerfahrungen ist gerade im Horrorbereich das
beste Mittel gegen die Nachhaltigkeit von einzelnen Produkten. Dieser unmögliche
Zustand ist nur durch die absurde Leidenschaftslosigkeit des ausgewählten,
demografischen Publikums möglich geworden, welches aus einer Generation
besteht, die sich nicht mehr entscheiden muss. Endloses konsumieren führt natürlich
zu einer Fehleinschätzung der Grenzen, die Qualität von Quantität trennen.
Zwischen das oftmals unkritische Publikum und den stets aufdringlichen
Herstellern zwängt sich dann ungefragt ein George A. Romero, der anstatt in Würde
zu ergrauen, frei von Studioeinflüssen Filme über Untote hinaus würgt.
Vierzig Jahre nach ‚Nacht der lebenden Toten‘, aber dabei noch immer bewusst
reflektierend.
Michelle Morgan ist eine dieser
bisher unbekannten, aber ansprechenden herben Schönheiten, die Romero immer so
gerne in seinen Filmen besetzt. Sie stellt am Ende dieses zuletzt veröffentlichten
Filmes diese aberwitzig, moralische Frage: „Sind wir es wert gerettet zu
werden?“ Wichtig dabei ist das
Bild, das dem Zuschauer zu diesen Worten geboten wird. Hut ab, Herr Oberlehrer,
da will aber einer die ganz emotionale Schiene fahren.
Bitte, wie neu ist das denn, einen
Film darauf aufzubauen, das die Charaktere selbst die Ereignisse filmen und das
geordnete Material als pseudo-dokumentarisch verkauft wird. Vor zehn Jahren
haben das die im Wald verlorenen Hexenjäger wesentlich effektiver betrieben und
die Yuppie-Gilde aus dem zerstörten New York war da um Längen professioneller,
als sie 2008 ein Monster die Metropole auseinander legen ließen. STOP! War nur ein Test, ob hier nur
konsumiert, oder intensiv gelesen wird. Natürlich war ‚Diary of the Dead‘
schon abgedreht, bevor die Dreharbeiten zu dem ‚innovativen‘ Monsterfilm
2007 angefangen hatten. Nichts desto trotz ist diese Art der Umsetzung alles
andere als neu. Während andere Filme dieser Machart durch Realismus in Spiel
und Kameraführung zu überzeugen versuchen, kommen Romeros Aussagen in Dialog
und Situation mitunter sehr plakativ.
„Wenn es nicht gefilmt wurde, ist
es, als ob es nie passiert wäre“. Handyfilme, Rohmaterial von
Nachrichtensendungen, individuelle Neuinterpretationen. Wie funktioniert denn
die heutige Nachrichtenwelt überhaupt? Das ist ein sehr spannender Ansatzpunkt,
gewiss aber nicht für ein Gruselpaket um Menschfleisch verzehrende Rückkehrer.
Oder doch? Ist der alte Mann aus Pittsburgh am Ende vielleicht doch eine Spur
cleverer als man hinnehmen möchte. Dreh- und Angelpunkt des sozialen Lebens
einer jungen Generation sind mittlerweile Internet-Plattformen aller Art. Und
die Schwelle von Glauben, Glaubwürdigkeit, von Wahn und Wirklichkeit wurde
extrem schwankend.
Es ist die ‚Nacht der lebenden
Toten‘, dieselbe Nacht, die Romero mit einer anderen Geschichte schon vor fast
vierzig Jahren beschrieben hat. Die Protagonistin klärt uns anfangs darüber
auf, das nachfolgendes Material aus dramaturgischen Gründen geschnitten und
teilweise Musik hinzugefügt wurde, um die emotionale Wirkung der Wahrheit zu
verstärken. Die Figuren des Filmes tragen auch im Laufe der Ereignisse alles
Material zusammen, das ihre Geschichte in einen fließenden Kontext bringen
kann, von Überwachungskameras, bis hin zu herunter geladenen Filmchen aus dem
Internet. Denn, wie es öfter im Film heißt, „wenn es nicht gefilmt wurde,
ist es, als ob es nie passiert wäre“. Auf ihrer Reise von einem
Splatter-Effekt zum Nächsten, stellt die Gruppe ihre gefilmten und
zusammengetragenen Erfahrungen immer wieder aktualisiert ins WorldWideWeb. Die
Antwort vom anderen Ende der Welt dauert nicht lange: „Euer verdammter Film
passiert gerade mit uns“, wettert eine Japanerin. Da saß wohl ein kleiner
Zyniker am Drehbuch, was.
Der Umgang mit tatsächlichen
Nachrichten, mit Annahmen, oder Vermutungen, der Einfluss von unreflektierten
Informationen, das ist Bestandteil unserer Welt geworden. Die vernetzte
Globalisierung hat neben ihren überragenden Vorteilen, auch nicht zu
verschmerzende Nebenwirkung. „Euer verdammter Film passiert gerade mit uns“.
Voyeurismus ist eben nur so lange etwas wunderbares, solange man der Beobachter
ist. Und da sticht Romero genüsslich ins Fleisch, indem er seinen beabsichtigt
plakativen Moralfragen Blut spritzende Effekte nie gesehenen Einfallsreichtums
hinterher schickt. Laufend konterkariert er seinen eigenen Film, demontiert sich
selbst, in dem er explizit zeigt, was er anprangert. Netter
Versuch, einen Hauch von ‚Nouvelle Vague‘ umher schwirren zu lassen, im
zwanghaften Versuch etwas Besonderes zu machen.
Das kann doch ein junges Publikum
gar nicht interessieren. Die Zielgruppe lacht sowieso schon bis die Äderchen
platzen. Es will Neues, nicht die Behäbigkeit von Romeros Inszenierungen. Es
will die Heerscharen von schnellen Untoten, die sich mit aufgerissenen Mäulern
auf das Objektiv zu stürzen, damit ein kreischender Soundeffekt die Zielgruppe
aus dem Sitz heben kann. Da hat einer wie Romero nichts verloren. Schon lange
nicht mehr. Es wird nach dem Zeitgemäßen gefragt, nein, es wird gefordert. Das
Zeitgemäße hat nichts mit Logik, aber mit Tempo zu tun. Es ist eine endlose
Kette von optischen Effekten, die nicht mit den grafischen Auswüchsen
verwechselt werden dürfen. Es hat damit zu tun, die immer geringer werdende
Aufmerksamkeitspanne zu überbrücken. Auch darüber macht sich Romero lustig.
Seine Zombies, die er in keinem seiner Filme je so genannte hat, sind tot. Sie
sind nicht degeneriert, nicht mutiert, haben alle Zeit der Welt und bestimmt
kein Anliegen. Außer einer warmen Mahlzeit vielleicht. Sie sind tot und es
macht keinen Sinn sie durch die Gegend hetzen zu lassen. Es läuft ihnen ja
nichts davon. Außer die warme Mahlzeit, aber verhungert ist auch noch kein
Zombie.
Mit dieser Ignoranz gegenüber den
bezahlenden Voyeuren, kann man sich kein Fleisch für die Suppe leisten. Oder
vielleicht doch? Sollte dieser Pittsburgher Schlaumeier am Ende das Publikum,
das ihn gerne als überholt und ausrangiert einschätzt, doch bei den Eiern
gepackt haben? Als Spiegel ihrer Zeit, bezeichnet der Intellektuelle Beobachter
die jeweiligen Untoten-Filme des links-liberalen Filmemachers. Der wiederum
versucht es von Film zu Film immer als belanglos abzutun. Naja, Bescheidenheit
sei doch mal gegönnt. Der Film innerhalb des Films soll den Betrachter wachrütteln,
soll aber nicht informieren, sondern Angst machen, so das Credo der
Protagonisten, denn Angst ist am wirkungsvollsten. In jeder Hinsicht. Eine
eigenartige Logik die sich mit der Welt von YouTube und MySpace in unserem
sozialen Umfeld gefestigt hat, ist nicht der Inhalt von Nachrichten, sondern die
Nachricht als Unterhaltungsinstrument.
Es fällt schwer, zugeben zu müssen,
wie unterhaltsam ‚Diary of the Dead‘ tatsächlich ist. Erstaunlicherweise
nicht nur auf einer gewissen intellektuellen Ebene. ‚Diary‘ als Film will
nicht informieren, genauso wenig wie sein Alter Ego innerhalb der Geschichte.
Doch er kann auch Angst machen. „Euer verdammter Film passiert gerade mit
uns“. Angst ist berechtigt, wenn man bedenkt, wie Manipulation in vergangenen
Jahren selbstverständlich geworden ist. Dieser Film passiert tatsächlich mit
uns, unbeeindruckt von jeglicher Tageszeit, rund um die Uhr, auf sämtlichen
Plattformen die es im Netz gibt. Man muss diesen User-Anteil auf eine sehr
geringe Prozentzahl herunter brechen, doch das Phänomen ist nicht zu
ignorieren. Und all die hier Angesprochenen, die in der Welt von YouTube
gefangen sind, warten nur darauf bestätigt
zu bekommen, das nichts sein kann, wenn es nicht gefilmt wurde. Und diese
Sub-Spezies wird es wohl wissen, sie haben schließlich selbst einen Film darüber
ins Netz gestellt. Sollte das einem das Blut in den Adern gefrieren zu lassen?
Umso ironischer, das ‚Diary of the Dead‘ ein zufriedenes Publikum
ausgerechnet auch in einer Gruppe findet, die er eigentlich in Frage stellt. Na und? Dann hat der graue Zausel mit der
sonderlichen Brille eben noch einen Zufallstreffer gelandet. Nicht genau
zwischen den Augen, aber immerhin. Soll ihm doch gegönnt sein, auf seine alten
Tage. Damit hat sich das im Alter schwere erlernbare Schneiden auf dem AVID ein
bisschen ausgezahlt. Und so gelungen der Film auch sein mag, so macht man
heutzutage keine Horrorfilme mehr. Aussage und Botschaft, da kann man weit in
der Zeit zurück gehen, dort mag es seinen angestammten Platz haben. Pointierter
Witz und beißende Ironie mag sich für das Programmkino gut anhören, aber
nicht für das für die Maßen taugliche Horrorvergnügen. Das Handwerk nicht
nur ernst zu nehmen, sondern mit dem auch innovative Wege zu gehen, ist doch nun
wirklich überbewerteter Idealismus. Sein Publikum an der Nase packen, diese
aber nicht ab zu reißen, es mit dem Kopf auf etwas stoßen, ohne ihn aufplatzen
zu lassen, das sind alles unschöne Tugenden, mit denen man nun wirklich schwer
die schnelle Kasse macht. Nein, so werden heute einfach keine Horrorfilme mehr
gemacht. Den Massengeschmack zu bedienen und dann noch eine besondere, eigene
Note zu setzen, das hat doch etwas Fremdartiges. Aber keine Sorge, was soll ein alter Mann, der
seine besten Jahre gesehen hat, schon noch für Einflüsse haben. Was sollte er
zu sagen haben? Wie sollte er uns noch bei den Eiern packen? Nein, so werden
heute keine Horrorfilme mehr gemacht. Nur weil ‚Diary of the Dead‘ ein
besonders gelungener Streifen, mit höchstem Unterhaltungswert ist, dazu noch
tatsächlich am Puls der Zeit nagt und ein wenig zum Nachdenken animiert? Keine
Sorge, sowas macht keine Schule. Pech gehabt, George Andrew, du wirst keinen
Erfolg haben mit dieser Einstellung. Wenn nur nicht dieses letzte Bild des Filmes wäre,
mit der Frage, „sind wir es wert gerettet zu werden?“ Der Film hat noch keinen deutschen Verleih und wurde im Rahmen der Fantasy-Filmfest-Nights in sieben Städten in jeweils einer Vorstellung gezeigt. mainstream
Dinosaurier - DINOSAUR Sprecher: D. B. Sweeney, Pascal Breuer: ALADAR; Julianna Margulies, Sophie von Kessel: NEERA; Samuel Wright, Hans Michael Rehberg: KRON; Peter Siragusa, Claus Theo Gärtner: BRUTON; Max Casella, Dieter Landuris: ZINI u.a. Regie: Raplh Zondag, Eric Leighton; Drehbuch: John Harrison, Robert Nelson Jacobs und sieben weitere Schreiber an der Geschichte; Kamera: David Hardberger, S. Douglas Smith; Filmschnitt: H. Lee Peterson; Musik: James Newton Howard; Szenenbild: Walter P. Martishius; visuelle Effekte: The Secret Lab USA / 2000, circa 85 Minuten Handlung im dritten Absatz! Alles ist gewaltig. Es wirkt nicht nur real, es ist es, für das Auge des Betrachters. Die einschmeichelnd, scheinbar vertraute Musik erhebt sich in ihren Farbklängen. Die Leinwand ist erfüllt vom Fantastischen, und doch scheint es greifbare Wirklichkeit. Und dann machen die Viecher das Maul auf. Zwei Jahre war Disney alleine damit beschäftigt, das 'Secret Lab', Anfangs tatsächlich sehr geheim gehalten, aufzubauen und die Vorbereitungen für die 4 Jahre dauernde Produktion für 'Dinosaur' zu treffen. Zweifellos gab die Begeisterung um 'Jurassic Park' den Stein des Anstoßes, um die Bemühungen zu rechtfertigen, die Verstorbenen der Urzeit an die uns bekannteste Schwelle des Realismus zu zeigen. Offiziellen Studioangeben zufolge benötigten die Computer für den Dinosaurier-Streifen 3,2 Millionen Rechenstunden. Da müssen sicherlich einige Platinen verglüht sein und einigen Mäusen ist das Verbindungskabel abgefallen. 3,2 Millionen Stunden bedeuten 133 000 Tage, oder 19 000 Wochen, oder auch 365 Jahre. Der Aufwände hätte sich gelohnt, mit Sicherheit wären mit 'Dinosaur' erneute Rekorde gebrochen worden. Was nur, haben sich die Produzenten dabei gedacht eine derart aberwitzig, kitschige Kinderschnulze aus diesem Werk zu machen. Das Endergebnis ist pure Verhöhnung der grandiosen Leistungen aus dem 'Secret Lab'. Ich werde hier keine artspezifische Namen für irgendwelche ausgestorbene gattung verwenden, denn erstens hab ich die nie gelernt und dann wären sie zweitens nur abgeschrieben. Es geht in erster Linie um den misratenen Film und nicht um die Prahlerei mit nicht angeeigneten Wissen. Das Ei, in dem der kleine Dinosaurier Aladar gerate ausgebrütet wird, kommt durch glückliche und gleichzeitig unglückliche Umstände auf eine abgeschiedene Insel. Diese fast zehn Minuten lange Eingangssequence ist ein Fest für die Augen, grandios in Szene und in Effekte gesetzt. Der Riese Aladar schlüpft und wächst schliesslich bei einer Lemuren-Familie auf (diese Gattung kenne ich zufällig). Von da an geht es im Disney Kitsch steil nach oben und mitder Laune des halbwegs erwachsenen Zuschauers schnell bergab. Durch einen Meteoriteneinschlag wird die vierköpfige Familie mit Findelkind Aladar von der sicheren Insel auf das bedrohliche Festland verschlagen, wo sie sich einer auf dem Weg zu den Brutstätten befindlichen Herde unterschiedlichster Saurier unter der Führung von Bruton und Kron anschliessen. Bruton und Kron sind hart und gefühllos in ihrem Führungsstil und wie es weiter gehen wird, bedarf keines großen Rätselratens. Wer sich die Mühe macht, den Ton zu ignorieren, wird feststellen können, das die Geschichte überhaupt keine Dialoge benötigt. Bescheidene Änderungen hier und da, hätten ein Alter übergreifendes Abenteuer der besonderen Art ergeben. Was für ein Teufel reitet Drehbuchschreiber, die einer 65 Millionen Jahre alten Lebensform "raus aus den Federn, Jungs" in den Mund zu legen. Oder wie, bitte schön, kommt ein "er ist nur eine Fuselbürste" zustande? Da kommt ein "sie wollten zum Urknall geweckt werden" schon etwas besser. Harrsträubend vermenschlicht, vermiest sich der Film seinen eigenen Spaß. Aber es wäre nicht Disney, wollte man nicht mit einer moralischen Botschaft dem Ganzen die Krone aufsetzen. Da muß schon in grauer Vorzeit dem herrschenden Darwinismus mit dem scheinbar real existierenden Sozialismus entgegen getreten werden. Die letzte Bastion utopischer Menschlichkeit, die das Maus-Haus immer vertritt, macht deutlich, warum die Dinosaurier zum Aussterben verdammt waren: Zuviel Glückseeligkeit macht blind und weltfremd. 18 Monate hatte die Live-Action Crew in California, Australien, Hawaii, Tunesien und Venezuela die perfekten urzeitlichen, realen Hintergründea aufgespürt und gefilmt, in welche dann die CGIs der Urzeit-Giganten eingefügt wurden. Mit seinen gewaltigen Bildern und herausragenden Effekten wird der Film seinen eigenen Schlagzeilen von der Wiederauferstehung der vergangenen Welt gerecht. Und daher kann man eine Empfehlung als absolutes Muß für einen Kinogang ansehen. Auch wenn die Unerträglichkeit der wiederwärtigen heilen Welt ständig auf einen eingeprügelt wird. Wenn schon einer stirbt, dann im Heldentod nach der Erkenntnis seines eigenen Versagens. Nur gemeinsam sind sie stark und stürzt man das Böse über eine Klippe, wird alles besser. Wie gut muß die Welt damals gewesen sein. 'Dinosaurier' kann mit seiner Botschaft nicht einmal mehr zehn Jährige erreichen, aber für die ist so manche Szene viel zu brutal umgesetzt. Und wie man es auch drehen und wenden mag, die unsäglichen Qualitäten der peinlichen Geschichte stehen nicht in der geringsten Beziehung zu der visuellen Glanzleistung.
The Dish: Darsteller: Sam Neill, Kevin Harrington, Tom Long, Patrick Warburton, Genevieve Mooy, Tayler Kane u.a. Regie: Rob Sitch; Drehbuch: Rob Sitch, Santo Cilauro, Tom Gleisner, Jane Kennedy; Kamera: Graeme Wood; Filmschnitt: Jill Bilcock; Musik: Edmund Choi; Produktions-Design: Carrie Kennedy Australien / 2001 ; circa 100 Minuten Gerade wenn man denkt, die amerikanische Übermacht regiert uneingeschränkt über die europäischen Leinwände, tut sich immer ein kleines Juwel von Seiten auf, von denen man es weniger erwartet. Was Regisseur Rob Sitch an Drehbuch mit drei weiteren Autoren ausgeheckt hat dürfte selbst ein Komödien verwöhntes Publikum überraschen. Je mehr sich die Grundlage eines der größten Menschheitsereignisse der Neuzeit heraus hebt, desto intensiver fokusiert sich die Inszenierung auf seine äusserst liebenswerten und herausragend geschriebenen und gespielten Charakteren. Um einen reibungs- und übergangslosen Kontakt zum ersten bemannten Mondflug, mit anschliessendem Spaziergang, zu gewährleisten, bindet die NASA auf der entgegengesetzten Seite des Globus ein Radioteleskop in Australien mit in das Unternehmen ein. Parkes heisst das verschlafene Nest im Nirgendwo von Down Under und Teleskop-Leiter Cliff Buxton (Neill) hat mehr mit den Besonderheiten seiner beiden Mitstreiter Mitch (Harrington) und Glenn (Long) zu tun, als mit der amerikansichen Aufgabe. Zuerst. Hinzu gesellt sich noch ein Abgesandter der NASA, Al Burnett (Warburton), der mehr mit der australischen Ungezwungenheit zu kämpfen hat, als mit dem Kontakt zu Huston-Control. Der stolze Bürgermeister von Parkes sorgt ganz nebenbei auch noch für viel Wirbel mit seinen Einladungen für den amerikanischen Botschafter und den australischen Premier Minister. Das Team läuft zu verzweifelten Höchstform auf, als durch ein kleines Missgeschick die Verbindung zu Apollo 11 abbricht und Armstrong mit seinen Mannen für die Australier nicht mehr im All aufzuspüren sind. Aber mit fast schon naiver Unschuldigkeit wird das Problem genauso gelöst, wie die komplette Übertragung der Fernsehbilder des Mondspaziergange, als sich Armstrong dazu entschliesst früher als geplant aus dem Raumgefährt aus zu steigen und den Mannen aus Parkes unverhoffter Weise die Ehre und Aufgabe zu Teil wird, für die weltweite Bildübertragung zu sorgen. Mit graziöser Gelassenheit zaubern die Machern ein wunderbares Zeitkollorit einer neuen Zeitrechnung. Kostüme, Ausstattung und Sets lassen keinen Zweifel daran, das sich das Team um Designerin Carrie Kennedy manisch in ihre Arbeit verbissen haben. Am Anfang nur spärlich eingesetzte Archivaufnahmen lassen die Ereignisse behutsam steigern und erzeugen mehr Raum für die Figuren und ihrer Motivationen und Empfindungen gegenüber des geschichtlichen Beitrages, den sie leisten. Ebenso geschickt, werden die realen Fernsehbilder zum Höhepunkt des Filmes dramaturgisch auf wirkungsvoll emotionaler Basis viel stärker eingebunden. Mit gesteigerter Intensität, auch durch die kauzig, glaubhaften Charakteren, wird jüngeren Zuschauer ein greifbares Gefühl für das vermittelt, was damals 600 Millionen Zuschauer an die Bildschirme bannte. Und denen, die 1969 alles Live erleben durften, wird ein durchdringender wolliger Schauer von Deja Vu durch Mark und Bein gehen. Aber all das gelingt Rob Sitch nur mit einem ausgezeichneten Ensemble von weitgehend unbekannten Schauspielern. Von unaufdringlichen Gesten und perfektem Timing, bis zu genialen Dialogen und ausgewogenen Schwerpunkten überzeugt die Inszenierung von der ersten Minute an. Oft zuckersüß, aber niemals schmalzig, streift der Film gerne die Tiefen einer Mainstream-Komödie, ohne sich dieser jemals zu ergeben. Die wunderbaren Schauspieler scheinen sich der Grenzen von aufgesetztem Humor und differenzierten Untertönen durchaus bewußt gewesen sein. Mesit kauzig und naiv, wie die Figuren gezeichnet sind, verfallen sie niemals dem blossen Klamauk, oder der Lächerlichkeit für das Publikums. Graeme Wood verwandelt in warmen Tönen die Leinwand zu einem Panoptikum faszinierender Aufnahmen und trägt sehr viel zu der gesamten Stimmung bei. Edmund Chois symphonische Klänge erinnern in weiten Teilen Horners Soundtrack zu Apollo 13, aber das könnte durchaus auch Methode sein. Wunderbar anzuhören ist es allemal. Das kleine Juwel des Kinosommers kommt dieses mal aus Australien und verzückt das Publikum aus dem Thema des großen technischen Fortschrittes mit eindringlicher Menschlichkeit.
District 9
Darsteller: BEN AFFLECK, GEORGE CARLIN, MATT DAMON, LINDA FIORENTINO, SELMAHAYEK, JASON LEE, JASON MEWES, ALAN RICKMAN, CHRIS ROCK, KEVIN SMITH; Musik: HOWARD SHORE; Kamera: ROBERT YEOMAN; Drehbuch & Regie: KEVIN SMITH, 135 Minuten Handlung wird nur im zweiten Absatz besprochen! Kevin Smith erreichte sein Publikum mit seinem ersten und dritten Film (Clerks, Chasing Amy), fiel mit seinem zweiten aber direkt auf den Bauch. Die geraden Zahlen seiner Filme scheinen ihn also nicht sehr mit Glück behaftet. Alle Komödie laufen sich an einem bestimmten Punkt seiner Laufzeit einfach tot, und Smith' 'Dogma' leidet merklich an seiner Länge und seinen Intentionen mehr ausdrücken zu wollen, als der Zuschauer wirklich wissen möchte. Und eine Komödie sollte es sein, wenn auch besonders in seiner zweiten Hälfte, der Gedanke aufkommen kann, Kevin Smith möchte der weltumspannenden Glaubensgemeinschaft ein Denkmal setzen. Dabei verbeißt sich der Schreiber und Regisseur zusehr in den Römisch-Katholischen Glauben, anstatt eine allgemeinen Blick auf die Religionen überhaupt zu wagen. Die nach Wisconsin aus dem Paradies verstoßenen Racheengel Bartleby und Loki (Affleck und Damon) sehen eine neue Chance, endlich 'Nachhause' zurück zu kehren und um sich bei Gott gleich wieder beliebt zu machen, metzeln sie auf ihrem Weg nach New Jersey gleich ein paar Todsünder dahin. Auf dem selben Weg befindet sich die in der Glaubenskrise befindliche Bathany (Fiorentino), die von den zwei sex-süchtigen Verlieren Jay und Silent-Bob (Mewes und Smith) begleitet wird. Zu ihnen fällt aus dem Himmel Rufus (Rock) der dreizehnte Apostel, unerwähnt weil schwarz, und die Muse Serendipity (Hayek). Wie sich in langen theologischen Diskussionen heraus stellt, dürfen Bartleby und Loki den Weg zurück ins Paradies gar nicht schaffen, sollte es ihnen gelingen, würden sie Gott der Fehlbarkeit preis geben und somit alle Existenz mit einem mal vernichten. So wie alles beginnt, verspricht der Film ein Feuerwerk des herablassenden Humors und bitterbösen Witzes. Doch so richtig wohl scheint sich Smith dabei nicht zu fühlen. Schon zu Beginn seiner Karriere war diese gemeinte Abrechnung mit den Kirchen ein Wunschprojekt. Und der klerikale Rummel im Vorfeld der Produktion ließ auf eine wirklich derbe Theologie Stunde hoffen, kannte man schließlich Smith geizlosen Umgang mit Sprache und dem krönenden Thema Sex. Und genau da macht sich der Regisseur selbst einen Strich durch die gemeine Abrechnung. In jedem seiner Dialoge, welche die Kirche in Frage stellen, oder Gott als Ganzes kritisieren, schickt er seine dogmatische Grundhaltung hinterher. Gerade als die Wege der Protagonisten und deren Aufgaben festgelegt sind und 'Dogma' eine spirituellere Grundstimmung annimmt, wird klar, das die Absicht des Filmemachers niemals in sakrilegen Auseinandersetzungen lag. Ihm war auch nie an einer Auseinandersetzung überhaupt gelegen. Dieses Wunschprojekt ist eine Komödie die fast schon radikal für den Glauben eintritt. Alle Proteste aus dem Vorfeld verpuffen schnellstens, auch wenn nach Chris Rock im Film Jesus schwarz gewesen sein soll und Sätze wie 'der Nigger schuldet mir noch 12 Mäuse' fallen. Was jedoch Smith als radikalen Schreiber seiner eigenen Filme auszeichnet, sind die Schlag auf Schlag folgenden Filmzitate von den späten Klassikern, zu den zu vergessenden Videoaufführungen. Da kennt der Macher seine Generation und sein Metier, nie aufdringlich und stets mit tiefgreifenderem Wissen ausgestattet, läßt er die Anspielungen auf Vorbilder und abschreckenden Beispielen ohne Unterlaß einfließen. Dabei hätte alles so schön sein können. Angeführt von Damon und Affleck, hat Smith eine Heerschar überzeugender Schauspieler versammelt, die alle in ihren kleineren und größeren Rollen ein Maximum an Glaubwürdigkeit vermitteln können. Okay, mit Ausnahme von Selma Hayek die eigenartig farblos bleibt, selbst als Stripteasetänzerin, und Jason Lee der einen seltsam eindimensionalen Dämonen verkörpern soll. Mit Sicherheit hat allerdings Sängerin Alanis Morissette den bemerkenswertesten Auftritt in dieser Liga. 'Dogma' stellt die Religionen, besonders das erklärte Ziel der römisch-katholischen Kirche nie in Frage, und so merkwürdig es in unserer Zeit klingen mag, damit hat er sich seiner Chancen einfach selbst verwehrt. Man könnte nicht einmal sagen, der Film wäre am Thema vorbei inszeniert. Er war dem Thema schlichtweg, hoffnungslos ergeben. Aber Kevin Smith wird seinen wahren, bitterbösen Biss bestimmt nicht verloren haben. Zumindest sollte man den Glauben nicht verlieren.
Darsteller: Rhona Mitra, Bob Hoskins, Adrian Lester, Alexander Siddig, David O’Hara, Malcolm McDowell, Craig Conway u.a. Regie
und Drehbuch: Neil Marshall; Kamera: Sam
McCurdy; Bildschnitt:
Andrew MacRitchie, Neil Marshall;
Musik: Tyler Bates; Produktionsdesign:
Simon Bowles; Kostüme:
John Norster England-USA / 2008; circa 109 Minuten
Neil Marshall hat sehr hochgesteckte
Ambitionen, ein Werk dieser Größenordnung auf die Leinwand zu bringen. Die
Konsequenz, mit der er von einem Vorbild zum nächsten wandelt ist
bewundernswert. Doch erstaunlicher ist sein Gespür auf der richtigen Seite der
unsteten Linie zwischen Hommage und peinlichem Plagiat zu bleiben. Die ersten
anerkennenden Lacher kommen schon am Anfang, bei dem sich die Eröffnungssequenz
von ‚Die Klapperschlange – Escape from New York‘ wiederholt. Unverkennbar
und doch auf dem neuesten Stand der Technik. Regisseur und gleichzeitiger Autor
Marshall verführt seinen Kameramann Sam McCurdy sogar zu Kamerafahrten,
identisch mit dem John Carpenters Original, wie das Bild von einem Wachsoldaten
entlang hoch über die Mauer mit dem sich öffneten Blick in das abgeriegelte
Gebiet. Marshall weiß was er tut und er tut es gut.
Die Begriffe Kultfilm und Klassiker
sind längst aufgebrauchte Worte, die schon vor Jahren ihre Wertigkeit verloren
haben. Doch ‚Escape from New York‘ und die ‚Mad Max‘ Filme haben diesen
Status noch ehrlich verdient und kann ihnen auch nicht mehr streitig gemacht
werden. Das zwei Nebendarsteller des Öfteren in einem Satz mit Carpenter und
Miller, wie ‚Max‘-Macher George Miller, angesprochen werden, dürfte nicht
unbedingt Zufall sein. Etwas mehr Vorsicht mit den Worten Kult und Klassiker
muss man da bei ‚28 Days Later‘ und seinem Nachfolger walten lassen, aber
Marshall klaut nur bei den Besten und dazu gehört Danny Boyles zweiteilige
Zombie Variation allemal.
In Glasgow bricht ein nicht unter
Kontrolle zu bringender Virus aus, der jeden infizierten innerhalb kürzester
Zeit elend sterben lässt. Der Norden Englands wird hermetisch abgeriegelt, mit
einer Mauer umsäumt und eine einfache Regeln aufgestellt –
richtig: Einmal drin kommst du nie wieder raus. Dreißig Jahre später taucht
der Virus im Zentrum Londons wieder auf. Eine Spezialeinheit unter Führung der
unwiderstehlichen, aber knallharten Eden Sinclair wird in den abgeschotteten
Norden geschickt, denn in dem ehemals kontaminierten Gebiet gibt es sehr wohl
noch Überlebende. Aus politischen Gründen wurde das Wissen um Überlebende der
Katastrophe verschwiegen, aber nun könnte mit Hilfe der Immunen des Nordens ein
Gegenmittel gefunden werden. Und niemand anders, als eine Frau mit so einem
Namen wie Eden Sinclair könnte diese Aufgabe bewältigen. Das Team hat 48
Stunden. Werden sie es schaffen?
Trotz aller Plagiate, sollte man
sich vorsichtig sein, denn ob Eden Sinclair ihren Auftrag so richtig erfüllen
kann, muss nicht sein. Oder vielleicht doch. Da sollte man sich überraschen
lassen. Neil Marshall hat einen Film geschaffen, der einfach nicht ernst
genommen werden darf, wenn er funktionieren soll. Die Ankündigung, es wäre ein
sogenannter „Party-Film“ trifft es dabei ziemlich genau. Wenn dieses
Zitatenwerk vom ‚Resident Evil‘ Modus zuerst auf ‚Mad Max beyond
Thunderdome‘ hochschaltet und dann mit brachialer Gewalt ‚The Road Warrior‘
wie ein abgenutztes Bobby-Car aussehen lässt, dann ist tatsächlich
Party-Stimmung angesagt.
Zweifellos gibt es sehr bedauerliche
Fehlentscheidungen von Seiten der Inszenierung. Die Mörder-Brut um den, nur für
seine Anhänger charismatischen, Sol (Graig Conway) sind in ihrem Punk-Outfit
vollkommen überholt und selbst als Referenz nur noch extrem nervig. Die, den
Handlungsverlauf entscheidende, Mittelalter Sequenz schließlich, verlangt sehr
viel Toleranz, um den einnehmenden Streifen nicht kippen zu lassen. Sehr auffällig
ist auch die, wann immer benötigte, Unfähigkeit von Soldaten in Sinclairs
Team, damit eine schnelle und Effekte beladene Dezimierung stattfinden kann.
Doch zu zugegeben bleibt, dass jeder teuer produzierte A-Klasse Film aus dem
Studiosystem meist weit schlimmere inhaltliche Fehler begeht.
Technisch ist ‚Doomsday‘ auf dem
höchsten Stand. Die Arbeit der Stuntleute ist atemberaubend und zur Freude des
sogar verwöhnten Cineasten sieht und erlebt man die menschlichen Leistungen,
die ohne Computereffekte auskommen. Bilder,
Schnitt, Ton und Musikauswahl sind eine sich wirklich ergänzende Einheit. Dass
für diesen Film ein Budget von nur 30 Millionen Dollar zur Verfügung gestanden
haben soll, will man während und nach den sehr kurzweiligen 109 Minuten
wirklich nicht glauben. Rhona Mitra gehört jetzt wahrlich nicht zur Krone der
schauspielernden Schöpfung, doch in ihrer stets hauteng anliegenden
Kleidungswahl, kann sie sich durchaus sehen lassen. Serienjunkies dürfte die
attraktive Brünette aus ‚The Practice‘, dessen Spin-Off ‚Boston Legal‘
und ‚Nip/Tuck‘ längst den Kopf verdreht haben. Leider fällt in
entscheidenden Mensch gegen Mensch Begegnungen auf, das sie ihre Kampftechnik
nicht so beherrscht, wie sie man ihrem Aussehen nach vermuten möchte. Doch
Andrew MacRitchie, mit Unterstützung von Neil Marshall selbst, fängt das mit
schnelleren Schnitten und Shutter-Effekten locker auf.
Trotz der durchweg positiven
Eigenschaften und Qualitäten, darf
man nicht vergessen, das ‚Doomsday‘ ein strikter B-Movie ist, der gerade mit
Stilmittel kokettiert, die viele andere Filme so schlecht macht. Er ist kein
glatt geleckter Streifen, der jedem gefallen will, sondern ausschließlich für
Kinogänger gemacht ist, die vollkommen loslassen können. Truffaut und Coppola
verwöhnte Popcorn-Verweigerer könnten Neil Marshalls Film innerhalb kürzester
Zeit in Schimpf und Schande zerreißen. Das hätte er aber nicht unbedingt
verdient. Wie sollte es auch anders sein, auch dieser
Film hält es sich sehr, sehr offen, ob er noch einmal seine Helden und sein
Thema für eine Zweitverwertung aufgreifen möchte. Absehbar, das dann soviel
Budget im Spiel sein wird, das der Nachfolger wahrscheinlich das Flair verlieren
wird, welches ‚Doomsday‘ zwecks seiner teils schrägen Mangelhaftigkeit so
sympathisch gemacht hat. Der Film wurde im Rahmen des Fantasy-Filmfest-Weekend in sieben Städten mit jeweils nur einer Vorstellung gezeigt. Der offizielle Starttermin ist voraussichtlich 12.06.2008. mainstream
Dr. Dolittle 2: Darsteller: Eddie Murphy, Tank der Bär, Kristen Wilson, Kevin Pollack, Jeffrey Jones, Raven-Symone, Lil' Zane u.a. Regie: Steve Carr; Drehbuch: Larry Levin nach den Dr. Dolittle Geschichten von Hugh Lofting; Kamera: Daryn Okada; Filmschnitt: Craig Herring; Musik: David Newman; F/X: Animated Engineering, Rhythm & Hues USA / 2001 ; circa 87 Minuten Der Doktor ist also wieder auf Hausbesuch. Die Schlagzeile ist schon zweimal falsch. Zum einen ist der Doktor im Kino und zum Zweiten empfängt er Tiere nur in seiner Praxis. Okay, man sollte zugeben, das er eine einzige Ausnahme macht. Das ist für den 'Biber'. Der alte Mafioso des Waldes sieht nämlich durch eine Holzfirma 'sein' Viertel in Gefahr und so macht er dem, der mit den Tieren sprechen kann, ein Angebot, das er nicht zurück weisen kann. Aber diesesmal hat Eddie Murphy viel mehr zu tun, als nur einem Tiger den Tumor zu entfernen. Davon profitiert nicht nur Murphy, sondern auch das Vergnügen des Zuschauers. Das ist schon einmal das große Plus zu dem eher orientierungslosen ersten Teil. Auch wenn es in erster Linie um die kindlich, naive Umsetzung zur Rettung eines Stückes Wald geht, kreist die geschichte im wesentlichen um die Interaktion des Doktors zu einem Western-Pacific Bären. Der Bär heißt Archie und dem geht es im Zirkus prächtig. Aber auf freier Wildbahn in besagtem Wald lebt auch Ava, eine wundervolle Western-Pacific Bärin, die einfach einen ausgewilderten Bären gleicher rasse benötigt, damit der Wald zum Naturschutzgebiet erklärt wird und das Fällen von Bäumen untersagt wird. Viel weiter auf die Geschichte ein zu gehen, wäre ein überflüssiges Unterfangen. Auch Teil nummer Zwei zielt geradewegs auf ein durchweg junges Publikum unter 12. Das Ganze tut dem Vergnügen für Erwachsene nicht unbedingt einen Abbruch, wenn man über das, notwendigerweise, naive Abhandeln der Geschichte hinweg sehen kann. Eher erleichtert kann man zur Kenntnis nehmen, das 'Dolittle 2' nicht krampfhaft versucht allen Altersgruppen gerecht zu werden. Das ist vielleicht auf der einen Seite zu bedauern, aber soetwas kann sehr schnell daneben schlagen. Viele Beispiele dieser Art sind derzeit noch in den Kinos zu begähnen. Geradlinig und ohne verwirrende Schnörkel kann sich der Doktor auf das wesentliche konzentrieren. Dabei haben die Effektemacher von Animated Engineering und Rythm & Hues ganze Arbeit geleistet. Wenn das Rendering der Computer-animierten Mund- und Körperbewegungen auch nicht so perfekt gelungen ist, wie zum Beispiel bei 'Stuart Little', so ist das Zusammenspiel, hauptsächlich Eddie Murphys, mit den Tieren schon ein gelungener Großteil des Spaßes. David Newman legt einen allseits bekannten, aber der Dramaturgie dennoch sehr zuträglichen Soundtrack auf die Tonspur. Leider bleibt Kameramnn Daryn Okada bei den hauptsächlich im Studio entstandenen 'Aussenaufnahmen' sehr einfallslos. Aufdringliches Orange als Sonnen-Ersatz ist eben nicht immer dienlich. Das die deutsche Synchronisation unbedingt mit einem Auftritt der sogenannten Komödianten Stefan und Erkan aufwarten muß, trübt kurzfristig das Vergnügen. Ansonsten funktioniert der künstlich erzeugte Dialog-Ablauf hervorragend. Und der ein, oder andere Erwachsene wird nicht umhin kommen, zugeben zu müßen, das er einen tatsächlich unterhaltsamen Film gesehen hat. Auf alle ausgewogener und kinderfreundlicher als sein Vorgänger. . . Doppelmord - DOUBLE JEOPARDY DARSTELLER: Ashley Judd, Tommy Lee Jones, Bruce Greenwood, Roma Maffia, Annabeth Gish; DREHBUCH: David Weisberg, Douglas S. Cook; REGIE: Bruce Beresford; CIRCA105 MINUTEN Es läßt sich nicht leugnen, das 'Double Jeopardy' ein wirklich interessanter Thriller ist, der vor allem durch seine überzeugenden Stars Ashley Judd und Tommy Lee Jones richtig in die Gänge kommt. Und es läßt sich nicht leugnen, das 'Double Jeopardy' ein Thriller ist, der keine großartigen Spuren hinterlassen wird. Sein überwältigender Erfolg in Übersee ist sehr einfach zu definieren. Bruce Beresford setzt der eher simplen Grundidee komplexe Charakteren entgegen und gibt ihnen gerade soviel wirksamen Freiraum, das die Handlung weder aufgehalten, noch abgelenkt wird. Genau diese sonst fehlende Komponente macht viele Fernsehthriller eben nur tauglich für T.V.. 'Double Jeopardy ' bietet vom Handlungsrahmen her, nicht sehr viel mehr. Obwohl Libby Parsons (Judd) ein zufriedenes, gesegnetes Leben führt und Gatten Nick (Greenwood), sowie ihren Sohn abgöttisch liebt, dauert es nicht lange, bis sie wegen Mordes ins Kittchen wandert. Von der Situation her nicht sehr neu, aber dann taucht Tommy Lee Jones auf und alles wird gut. Das soll nicht heißen, das Ashley Judd ihre Rolle als Mörderin Verurteilte nicht hervorragend ausfüllen würde, aber ihre Emotionen und der eigentliche Charakter bleibt vorhersehbar und ohne Überraschungen. Hingegen gehören, wie in meist all seinen Filmen, Tommy Lee Jones die besten Zeilen und ihm gebührt der freizügigste Handlungsraum. Ohne besondere Höhepunkte, bleibt der Thrillerbogen gleichmäßig bis zum Schluß auf angenehmer Spannung. Lediglich im letzten Drittel irritiert eine seltsame Entgleisung mit der Auflösung eines eigentlichen Mordes. Aber David Weisberg's Drehbuch läßt den Zuschauer nie wissen, was die verschiedenen Wendungen bringen werden, so bleiben alle Vorhersehbarkeiten schön ausgeschalten. Dies und Tommy Lee Jones' spröde Ironie heben diesen eher Charakter-bezogenen Thriller über ein gewisses Maß, ohne mehr vor zu geben, als er letztendlich halten kann. Selbst bei allen technischen Aspekten ist lediglich die Kamera etwas ausgefallener, ansonsten alles auf mittelmäßiger Route. Aber vielleicht ist das auch insgeheim der Erfolg von 'Double Jeopardy', das er nie versucht mit übertriebenen Wendungen und spektakulären Unwahrscheinlichkeiten einen zum scheitern verurteilten neumodischen Impuls zu folgen, in dem nur Versuche unternommen werden den Zuschauer in ein komatöses Stakkato zu katapultieren. Ein sehr netter, ein bißchen ehrfürchtig, altmodischer Thriller der es ausnahmsweise ehrlich mit dem Zuschauer meint und schon damit über dem Durchschnitt wächst. . . Dr. T and the Women: Darsteller: Richard Gere, Helen Hunt, Laura Dern, Tara Reid, Kate Hudson, Farah Fawcett, Shelley Long, Liv Tyler, Janine Turner u.a. Regie: Robert Altman; Drehbuch: Anne Rapp; Kamera: Jan Kiesser; Filmschnitt: Geraldine Pironi; Musik: Lyle Lovett USA / 2000, circa 121 Minuten Ohne Übertreibung kann man sagen, das Dr. T mit Abstand der witzigste von Robert Altmans Filmen der letzten Jahre ist. Aber noch lange nicht so amüsant wie der Vorgänger Cookies Fortune, oder aberwitzig wie The Player. Man ist geneigt zu sagen, das Altman seinen Biss nicht gefunden hat. Mag es an Anne Rapps Drehbuch liegen, oder an der undurchsichtigen Regie. Mal schwelgt der Regisseur in bildhafter Poesie, dann wieder in frenetischem Wahnsinn, mal in zuckersüßen Hintersinn. Und das alles so uninspiriert zusammengesetzt, das Dr. T nur leidlich amüsante Unterhaltung, dafür episodenhafte Charakterstudien bieten kann. Dr. Travis ist eine zentrale Figur, die nur am Rande das eigene Recht zugesprochen bekommt. Es geht um die Probleme seiner psychatrisch eingelagerten Frau, um deren alkoholkranke Schwester. Es handelt von einer aufopfernden Krankenhelferin ohne eigenes Leben und einer Tochter mit Doppelleben. Altman zeigt uns hypochontrische Patientinnen und einen Seitensprung zur Selbstverwirklichung. Um dieses Chaos zusammen zu halten, bedarf es einer Figur, die wie die Sonne das Gestirn zusammen hält. Und welche Lichtgestalt wäre nicht besser geeignet, dem weiblichen Wahnsinn etwas Göttliches ab zu gewinnen, als euere Eminenz Richard Gere. Und tatsächlich bewegt sich Gere in diesem Reigen der Gefühle und Wallungen wie die personifizierte Erkennung vom Sinn des Lebens. "Frauen sind etwas göttliches", beschwört er seinen Jagdkumpels," und so sollte man sie behandeln". Das macht er mit einer beindruckend charismatischen Vollkommenheit, das Dr. Travis bisher Geres ausergewöhnlichste, aber auch beeindruckenste Vorstellung ist. Zurück genommen und denen Platz machend, die ihn verdienen. Das Drehbuch hat aber anderes mit ihm vor und daran scheitert letztendlich der gesamte Film, um als jenes komplexes Werk zu gelten, welche vorher Altman zu dem gemacht haben, was er in Hollywood und in der Filmwelt heute bedeutet. Ausgerechnet die Hauptfigur, und in diesem Fall ist es keine Sünde, das bei all den Frauen-Figuren ein Mann die Hauptrolle spielt, bleibt am Ende doch nur die Statistenrolle. Wie seinerzeit George Cukor beherrscht Altman seine Frauen, efroscht sie, umgarnt sie und holt alles aus ihnen heraus. Den Vergleich mit Cukor braucht er nicht zu scheuen, aber den Vorwurf muß er sich gefallen lassen, das er die Geschichte aus den Augen verloren hat, während er soviel Verständniss für das weibliche Geschlecht aufbringen wollte. Von allem das Beste und am Ende passt es doch nicht so zusammen. Hätte sich der Regisseur nicht Helen Hunt eingefangen, könnten sich einige männliche Zuschauer in ihren Meinungen über die Partnerinnen bekräftigt sehen. Das mit den Frauen ist eben so eine Sache. Und wenn Dr. T and the Women auch sehr angenehme Unterhaltung bringt, kann er dem Thema doch nie so wirklich gerecht werden. Und schuld daran ist oftmals eben die zerfahrene Regie. . . Darsteller: Thomas Jane, Jason Lee, Damian Lewis, Timothy Olyphant, Morgan Freeman, Tom Sizemore, Donnie Wahlberg u.a. Regie: Lawrence Kasdan; Drehbuch: William Goldman, Lawrence Kasdan nach dem Buch von Stephen King; Kamera: John Seale; Bildschnitt: Carol Littleton, Raul Davalos; Musik: James Newton Howard USA / 2003 ; circa 131 Minuten Schreiber William Goldman hat sich schon einmal Stephen King vorgeknöpft. Das war bei Misery (in Deutsch als Sie erschienen), der Geschichte einer wahnsinnigen Krankenschwester, die ihrem Lieblingsschriftsteller das Leben rettet und gesund (!?!) pflegt. Misery war ein Kammerspiel im wahrsten Sinne des Wortes, selbst auf den geschriebenen Seiten, wo sich 80 Prozent der Geschichte in Gedanken der zwei Protagonisten ergeben. Rob Reiner hat mit einem phantastischen Drehbuch eine der besten King Verfilmungen überhaupt auf die Leinwand gebracht. Goldman hat aber auch Hearts of Atlantis für die Leinwand adaptiert, eine einfühlsame und eindringliche Studie über drei Jahrzehnte amerikanischer Gesellschaftswandlungen. Aus Hearts wollte Goldman so etwas wie Stand by me machen, eine der erfolgreicheren King-Verfilmungen, und filterte an den falschen Stellen und hob die unwichtigen Dinge hervor, Hearts scheiterte am verpatzten Drehbuch. Vielleicht lag darin der Hund begraben, so etwas sollte nicht noch einmal passieren. Handlung und Dialog genau setzte Goldman nun den King Roman Dreamcatcher-Duddits für Regisseur Lawrence Kasdan um, und so ist Dreamcatcher eine original getreue Verfilmung geworden. So getreu und original wie sich Dreamcatcher adaptiert gibt, umso schlimmer ist der Wermutstropfen. Die Vorlage ist kein besonders gutes Buch, in dem der Autor mehrfach uninspiriert den Tenor wechselt. Der Anfang ist eine schöne Mischung aus Stand by me mit Erwachsenen und eine Auffrischung von Es. In der verschneiten Abgeschiedenheit der Wälder Neu Englands mischt sich auch ein nicht unerheblicher Teil von Shining, sei es die Atmosphäre, oder ebenso geschickt die Kamera. Vier Freunde, keiner wirklich vom Glück begünstigt, verbringen ihr alljährliches Jagdwochenende zusammen. Kasdan, mehr Gefühlsregisseur, als Horrormeister, kann sehr gut ein vertrautes Gefühl unter den Freunden aufbauen, seine Charaktere leben und geben einem das Gefühl des Bekannten. Umso unheimlicher ist das Auftauchen eines fremden Jägers, dem nach einigem Hin und Her ein so genanntes Kackwiesel aus seinen Innereien entfleucht. Das Eindringen (oder Ausdringen?) der außerirdischen Lebensform in die abgeschiedene Gemeinschaft der Freunde erzeugt bis dahin ein wirklich eindrucksvolles Horror-Szenario. Doch dann dreht sich der Film, genau wie die Romanvorlage, entgegen seiner bisherigen gelungenen Atmosphäre. Das Militär kommt ins Spiel, eine Außerirdischen Hatz beginnt, Menschen werden interniert, ein Gefühl von Kings The Stand macht sich breit. Aber da hat der Film längst verloren, hat die intime Abgeschiedenheit verlassen und ein übliches, längst überholtes Schwarz/Weiß Szenario aufgebaut. Ab und an werden im Militär-Camp noch ethische Fragen aufgeworfen, die sind aber längst zu einem gequälten Versuch geworden, aus Nichts etwas Besseres zu machen. Zum Showdown wechselt die Struktur noch einmal und beschert eine hanebüchene Verfolgungsjagd, die mehr und mehr Fragen aufwirft, ohne die Rätsel des zweiten Aktes überhaupt noch in Erwägung einer Auflösung zu ziehen. Dreamcatcher kann durchaus einen gewissen Unterhaltungswert aufweisen, aber ist weit davon entfernt ein guter Film zu sein. Das Horror-Szenario beschränkt sich auf den ersten Teil und Überraschungen gibt es bis zum Ende gar keine mehr. Da sind also drei Figuren zusammen gekommen, King-Goldman-Kasdan, die sehr viel von ihrem jeweiligen Fach verstehen, aber in diesem Fall nichts miteinander anzufangen wussten. Aber Stephen King war in seiner Karriere ja nicht faul, es gibt noch viele unverfilmte Romane und es wird noch viel mehr Stoff für die Leinwand hinzukommen. Misery, Cujo, Shawshank Redemption, oder Green Mile sind perfekte Beispiele, das es Harmonie zwischen Autor und Drehbuchschreiber gibt. Und das Regisseure zwischen den Zeilen der Vorlage lesen können. Kasdan konnte es bei Dreamcatcher nicht. . . Dreamgirls . . Darsteller: Sylvester Stallone, Burt Reynolds, Kip Pardue, Til Schweiger, Stacy Edwards, Gina Gershon, Estelle Warren, Robert Sean Leonard u.v.a. Regie: Renny Harlin; Drehbuch: Sylvester Stallone nach einer Geschichte von Jan Skrentny & Neal Tabachnik; Kamera: Mauro Fiore; Filmschnitt: Stuart Levy, Steve Gilson; Musik: Brian Transeau; F/X-Supervisor: Brian M. Jennings USA / 2001 ; circa 117 Minuten Wenn sich Sylvester Stallone an seine Vergangenheit erinnert, dann wird er mit größter Wahrscheinlichkeit wehmütig seinem großen Oscar-Gewinner Rocky nachhängen. Dies könnte vielleicht einer der Gründe sein, warum er für das Rennfahrer-Spektakel Driven wieder einmal selbst als Autor tätig werden wollte. Auffallend dabei ist die Zurückhaltung, mit welcher er sich selbst in Szene setzt. Er lässt Newcomer Kip Pardue den Vortritt, verschafft Burt Reynolds einige fantastische dramatische Szenen und schrieb Til Schweiger die beste Rolle, die dieser im Traumziel Amerika bisher bekommen hat. Das hört sich alles gut an und könnte vielleicht auch gar nicht so schlecht werden, wäre nicht Renny Harlin mit in den Rennstahl gekommen. Als ausgedienter Formel 1 Pilot wird Joe Tanto (Stallone) von Rennstahl Besitzer Carl Henry (Reynolds) reaktiviert, um der aufstrebenden Hoffnung Jimmy Bly (Pardue) Vernunft in Stil und Disziplin beizubringen. Blys größter Gegner ist Beau Brandenburg (Schweiger) aus Deutschland, ein mehr als offensichtlicher Schuhmacherverschnitt, der ausgerechnet Schuhmacherfans am meisten verärgern dürfte. Dazwischen hoppeln noch ein paar Rennhasen wie Gina Gershon, Estelle Warren, oder Stacy Edwards zwischen den rivalisierenden und unbeherrschten Formel 1 Piloten. Und dann ist da immer noch Regisseur Renny Harlin. Wer einen Film im Milieu des Rennsportes dreht, spricht bestimmt nicht verträumte Romantiker als Zielpublikum an. Doch Regisseur Harlin muß sich gefallen lassen, daß gerade die Formel 1 Fanatiker mit einem Kopfschütteln oder sogar herzhaftem Gelächter auf dieses exzessive Werk reagieren. Immer mit dem Ziel, seinen vorangegangenen Film zu überbieten, packt Harlin alles hinein, was in 117 Minuten Platz hat. Und das sind vor allem fliegende und überschlagende Rennkisten, wie es die wirkliche Welt einfach noch nicht gesehen hat. Statt spannend oder mit einem Hauch Dramatik, inszeniert der Regisseur nur spektakulär und sehr laut. Sicherlich gibt es auch ein paar sehr gelungene Sequenzen, wie z.b. die Sicht der Piloten, wenn Regentropfen ihr Visier beschlagen. Aber dann folgt schon das nächste Schleudertrauma, die nächste Explosion, oder ein wahrhaft uninteressantes Beziehungsgeplänkel. Ja, der Geist von Rocky ist allgegenwärtig und Renny Harlin der absolut falsche Mann im Cockpit. Die damals geniale Schlichtheit von Stallones Debüt wird in Driven nur peinlich. In all dem Dilemma ist Kip Pardue als eigentlicher Titelheld die unüberbrückbare Schikane. Seine Leistung im Film ist ehrlich gesagt nur als langweilig und im höchsten Maße uninteressant zu bezeichnen. Dafür wird Robert Sean Leonard als mieser Bruder des Helden in rasender Geschwindigkeit ohne jeglichen Charakter verschenkt. Stallone hingegen macht sich erstaunlich gut und mit der richtigen Inszenierung hätte er hier wieder zur Höhe des Hollywood-Olymps zurück gefunden. Der tatsächliche Knackpunkt bei allen Charakteren bleibt allerdings Til Schweiger, der, als eigentlicher Unsympath gedacht, die interessanteste und differenzierteste Figur bekommen hat. Widersprüchlich und doch nachvollziehbar hat Schweiger einen fantastischen Auftritt. Während die amerikanischen und japanischen Renndiskurse eine grandiose Kulisse und auch Atmosphäre bieten, fällt der Showdown in Deutschland wieder einmal als halbgare Spinnerei aus. Es fehlte wieder einmal, wie des öfteren in amerikanischen Filmen, die Bereitschaft tatsächlich in Deutschland zu drehen. Da ist es aber schon längst zu spät. Der Zuschauer wurde bereits von Musik, Schnitt und teilweise kurios schlechten visuellen Effekten überfahren. Masse statt Klasse, fällt hier einem nur ein, dabei wäre doch gerade in der jetzigen Zeit der Formel 1 Begeisterung ein großer Film gerade richtig gekommen. Anstelle von Inhalt wird mit Übereifer substanzlose Aktion geboten. Das betrifft Brian Transeaus Musik genauso, wie Levy und Gilsons manischer Schnittfolge. Und dann muß man einfach noch einmal betonen, dass da immer noch Renny Harlin an der Pole-Position stand. Hätte er sich nur mal darauf besonnen, was seinen Die Hard 2 zum Erfolg machte. . . Durchgeknallt - GIRL INTERRUPTED Darsteller: WINNONA RYDER, ANGELINA JOLIE, CLEA DUVALL, BRITTANY MURPHY, ELISABETH MOSS, JARED LETO, JEFFREY TAMBOR, VANESSA REDGRAVE, WHOOPI GOLDBERG, MARY KAY PLACE ; Drehbuch: JAMES MANGOLD, LISA LOOMER, ANNA HAMILTON PHELAN nach dem Buch von SUSANNA KAYSEN; Musik: MYCHAEL DANNA; Regie: JAMES MANGOLD; 127 Minuten Handlung im zweiten Absatz! Dank der hervorragenden Darstellungen von Ryder, ins besondere aber Angelina Jolie, funktioniert Durchgeknallt gerade so gut, das er sich den Vorwurf eines TV-Filmes nicht gefallen lassen muß. Die episodenhaften und nicht chronologisch geordneten Aufzeichnungen von Susanna Kaysen haben die drei Drehbuchschreiber, darunter Regisseur Mangold selbst, in eine flüssige und sich steigernde Geschichte verwandelt. So richtig zünden will das Drama um 12 Monate Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik am Ende aber dann doch nicht. In dem Eifer eine Leinwandtaugliche Linie in das Buch nach den eigenen Erlebnissen von Kaysen zu bringen, wurde der bitterböse, schwarze Humor gänzlich ausgespart. Mit 20 starken Musikstücken erhält sich Durchgeknallt sogar das Flair einer im Wandel befindlichen Generation, aber in der gesamten Inszenierung fehlt der Biß des Überraschenden, oder Innovativen. Susanna Kaysen (Ryder) läßt sich 1968 mit 18 Jahren in die psychiatrischen Klinik nach Claymoore einweisen, nachdem sie wegen starker Kopfschmerzen eine ganze Packung Aspirin geschluckt und mit Vodka hinunter gespült hatte. Nachdem sie verunsichert und ängstlich nach und nach ihre Mitbewohnerinnen kennen lernt, allen voran die unbeherrschte und wirklich durchgeknallte Lisa (Jolie), begreift Susanna ihre Krankheit als selbst eingeredetes Leiden. In ihrer 12 monatigen Wandlung zur selbstsicheren und begreifenden Person, steht ihr Lisa als konträrer Charakter einer wirklich psychisch Kranken gegenüber, welche von sich behauptet, mit beiden Beinen im Leben zu stehen. Während Susanna sich nur tot und ausgebrannt fühlt, ist die lebhafte, aber überdreht rebellische Lisa nur im ständigen Wechsel von Ausbruch, eingefangen werden und Klinik Aufenthalt lebensfähig. Der stärkste Text in dem sonst eher absehbaren Drehbuch ist Kaysen/Ryders Frage an den behandelten Arzt, wie jemand überhaupt Promiskuität definieren kann, "wo fängt es bei einer Frau an? Bei 15 Männer, 10, oder schon 5? Wann gilt es bei einem Mann? 10, 20, oder erst 40?" Diese kritischen, auch selbstkritischen Aspekte hat Susanna Kaysen laufend in ihren Tagebuch ähnlichen Aufzeichnungen während der tatsächlichen Behandlung nieder geschrieben, im Film allerdings bleiben sie rar gestreut und nicht so fokusiert. Produzentin Winona Ryder hat phantastische Ansätze, ihrer Interpretation von Kaysen raffinierte Höhen und Tiefen zu verleihen. Die Angst vor sich selbst, ihre Furcht zur Wandlung zu sich selbst, läßt durchgehend in ihren Augen und ihrer unbeholfenen Gestik finden. Die Dreharbeiten bezeichnete sie selbst als ihre eindringlichsten Erfahrung in ihrer bisherigen Laufbahn und das Regisseur James Mangold dies zu nutzen wußte, geben dem Film den notwendigen Kick, um überhaupt zu funktionieren. In ihren Darstellungen geben sich Ryder und Angelina Jolie die Klinge in die Hand. Aufgedreht, bedrohlich und am Ende doch so verletzlich, beherrscht Jolie ihre Figur mit faszinierender Leichtigkeit. Oberflächlicher Härte und verdrängter Schmerz beherrschen ihre Szenen und wie ein Negativ der zurückgezogenen Kaysen, muß sie in allen Sequenzen eine genau entgegengesetzte Version von Ryders Vorlage geben, was Jolie mit Bravour auf die Leinwand bringt. Wie ein geöltes Ying und Yang schmeißen sie sich die Bälle von Gefühlen und Erkenntnissen zu und besitzen dennoch die Kraft sich genau deshalb immer gegensätzlich zu präsentieren, ohne diese Beziehung unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Mangold, der kräftig am Drehbuch mitmischte, vergißt leider dabei grundlegend seine anderen Charakteren. Die anderen Mitinsassen (Duvall, Murphy, Moss) sind gut sortiertes Beiwerk mit solidem, aber weniger tragendem Spiel. Anstatt diese Figuren in ein komplexeres Geschehen einzubinden, bleiben sie auf Stichwortgeber reduziert. Redgrave und Goldberg als alte Hasen im Geschäft können überzeugen, ohne einen wichtigen Anteil zu erhalten. Die Vielschichtigkeiten der jeweiligen Entwicklungsprozesse und deren Einflüsse auf Susanna und Lisa kommen dadurch bei der Inszenierung fast gar nicht zum Vorschein. Fast hat Mangold ein bißchen zuviel auf Forman's 'Kuckucksnest' geschielt, ohne die Zusammenhänge zwischen den zurückgesetzten Nebendarstellern und dem extrovertierten Nicholson richtig begriffen zu haben. Zwar gelingt ein emotionaler Einblick zu den verwirrten Gedanken der im Umbruch befindlichen 69er Generation, doch geht das Drehbuch nicht weit genug, die Vorlage von Kaysen in seiner gesamten Struktur zu nutzen. Zu formell, zu angestrengt behandelt der Regisseur die Umgebung, das Umfeld und die tieferen Erkenntnisse der beiden Hauptdarstellerinnen. Was er ihnen zugute kommen läßt und damit dem Film die Kraft verleiht, verschenkt er an den eigentlich wichtigen Themen und Umständen welche die Geschichte um ein wesentliches interessanter, aber auch packender machen würde. So erhält die Produktion den Titel des Buches, ohne ihn auch nur ansatzweise zu erklären. Das Gemälde von Vermeer trägt den entscheidenden Anteil für Susannas Desorientierung, aber auch für ihre später folgende Selbstfindung. Scharfe und kontrastreiche Bilder, zusammen mit der stimmigen Musikauswahl verleihen Durchgeknallt mehr Gefühl von packendem Kino, als er im Endeffekt halten kann. In seiner Vorgänger-Arbeit 'Copland' spielte Mangold so überraschend elegant mit vielen und vielschichtigeren Charakteren, das selbst Stallone als Schauspieler überzeugen konnte. Dafür bekommt man Ryder und Jolie in mitreißenden Szenen zu sehen, die an Intensität wenig vermissen lassen. Aber das alleine macht eben noch kein wirklich rundes Kino, wenn man bedenkt, wie wenig Interesse überhaupt ein Film über lediglich zwei Frauen auf vornhemlich männliches Publikum hat, wenn nicht einmal richtiger Sex im Spiel ist. |
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