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Banditen Bandits
Being John Malkovich  
Legende von Beowulf Beowulf
Der Beweis TheProof
The Big White vormals Immer Ärger mit Raymond
Black Hawk Down  
Blair Witch 2: Book of Shadows  
Blood Diamond
The Body  
Bounce-Chance für die Liebe Bounce
Bourne - Ultimatum  
Bowling for Colombine  
Bridget Jones: Schokolade zum Frühstück

Bridget Jones Diary

Brokeback Mountain  
Brokedown Palace  
Brothers Grimm  
Bruce Allmächtig Bruce Almighty
Burn after Reading

 

 

 

Banditen - Bandits

Darsteller: Bruce Willis, Billy Bob Thornton, Cate Blanchett, Troy Garity, Brian F. O'Byrne, Stacey Travis, Bobby Slayton, January Jones u.a.

Regie: Barry Levinson; Drehbuch: Harley Peyton; Kamera: Dante Spinotti; Filmschnitt: Stu Linder; Musik: Christopher Young

USA / 2001 ; circa 122 Minuten

Barry Levinson ist ja unbestritten einer der führensten Regisseure im Bereich gelungener Schauspielführung. Sein seltsamerweise absolut missachteter ‚Liberty Heights’ zeichnete sich geradezu als nonstop Feuerwerk kleiner Gesten und großer Wirkungen, sowie faszinierender Ehrlichkeit aus. Levinson brachte dem ‚Rainman’ Oscars und dem Schwanz das wedeln mit dem Hund in ’Wag the Dog’ bei. Die schwere Niederlage mit ‚Sphere’ unterstreicht die Fähigkeit des Regisseurs mit Schauspielern alles fertig zu bringen, das aber auch der Stoff stimmen muss. In ‚Banditen’ stimmt der Stoff und die Schauspieler allemal, also kommt was kommen musste, Levinson schießt über sein Ziel hinaus.

Das Land kennt die Ausbrecher Joe und Terry (Willis, Thornton) bald nur noch als Sleepover-Banditen, Bankräuber die den Bank-Direktor in der Nacht zuvor besuchen, ihn als Geiseln festhalten und noch vor Beginn des Bankbetriebes am Morgen das Geld abstauben. Wie unterschiedlich die verschiedenen Direktoren auf das Erscheinen der bekannten Gesichter reagieren, ist schon eine Drehbuchklasse für sich. Und weil sich Joe, der Harte und Terry, der Hypochonder bei jeder sich bietenden Gelegenheit vor Freundlichkeit überschlagen und mehr mit Rücksicht auffallen als mit ihren Waffen, sind die erfolgreichsten Bankräuber der Geschichte auch bald die beliebtesten Gangster im Volk. Bis die frustrierte Hausfrau Kate (Blanchett) in beider Leben tritt, das Duo zum Trio vervollständigt und ordentlich die Hormone zum rotieren bringt. Von da an verselbständigt sich die Geschichte, der Film verliert seine klare Linie und Levinson ist mehr damit beschäftigt sich ständig wiederholende Szenerien in neue Kulissen zu pressen.

An der Spitze der Pluspunkte stehen natürlich die drei Hauptdarsteller, welche lässig jede Situation mit fantastischem Feingefühl auflösen. Dabei kommen ihnen auch keine aufdringliche Dialoge, oder überspitzte Inszenierungshilfen in die Quere. Selbst Willis’ stoische Gesichtsmuskulatur bringt eine facettenreiche Darstellung zustande. Thornton bekommt von Autor Harley Peyton bei diesem Spiel die besten Pointen zugestanden und macht ihn schon zum sicheren Kandidaten für einen Woody Allen Ersatz in einem von dessen Filme. Wenn Blanchett auch mit sehr viel eindringlicher Energie die Leinwand erfüllt, hat Levinson doch die meisten Problem mit ihr. Ihr erstes Erscheinen im kalten, bläulichen Licht eines Eisschrankes lässt einiges vom Kommenden erahnen und wenn sie sich den beiden Männern auf einer Felsklippe offenbart, ihre wehenden Haare wie loderndes Feuer angestrahlt, drohendes Unheil ankündigen, dann sind das Zeichen einer perfekten Inszenierung. Aber wirklich greifbare Motivation vermisst man in Blanchetts Charakter schmerzlich. Sie ist die einzige, die mit Worten klar machen muss, was sie bewegt und gerade daran scheitert. Als Fluchtwagenfahrer hat es Troy Garity schon besser und bleibt genauso ein unsicherer, wie unscheinbarer Faktor, allerdings mit größtmöglicher Wirkung.

Das Thema ist fast schon so alt, wie Film überhaupt, inklusive der Beliebtheit der Banditen, wie ihre geplante Flucht nach Mexiko. Und so sind sich die Macher auch überhaupt nicht zuschade, kräftig aus dem Topf bekannter Klassiker zu schöpfen. Ob ‚Bonnie and Clyde’, oder sogar die berühmte Mauer von Jericho aus ‚Es geschah in einer Nacht’. Zitate und Dialoge sind erstklassig umgesetzt, aber gleichzeitig bleibt der realistische Hintergrund verschwommen und unausgewogen. Zu sehr liegt das Gewicht auf die exzellent pointierte Beziehung der Charakteren untereinander, als das die Glaubwürdigkeit der Geschichte überhaupt die notwendige Beachtung findet.

Ganz gewollt entzieht sich ‚Banditen’ einer Typisierung als Komödie, Drama, oder Gangsterfilm. Als reiner Ensemble-Film funktioniert er durchaus als kurzweiliges Vergnügen, leider bleibt davon am Ende nicht soviel hängen, wie Regisseur und Schauspieler sonst in der Lage wären zu manifestieren.

 


 

Being John Malkovich:

Darsteller: JOHN CUSACK, CAMERON DIAZ, CHRISTINE KEENER, JOHN MALKOVICH; Drehbuch: CHARLIE KAUFMAN; Musik: CARTER BURWELL; Regie: SPIKE JONZE; 112 Minuten

Mit Brian DePalma zu drehen, bedeutet immer, das viele Menschen den Regisseur fragen: Warum? DePalma hat eine sehr schlichte Antwort, immer und immer wieder: Warum nicht? Wie ein Motto herrscht dies vor, wenn man 'Being John Malkovich' über sich ergehen läßt. Kaufmans erstes produziertes Drehbuch umgeht alle Formen und Regeln, die sich die Branche mühsam erarbeitet hat. Nur R.E.M. Sänger Michael Stipe hatte so viel Verständnis, etwas Geld locker zu machen, für etwas, das jedem Studio einfach zu absurd sein mußte. Und Regisseur Spike Jonze zauberte aus dem gegen den Strich gebürsteten Buch eine Farce, ein Drama, eine Komödie und alles mögliche, das es in sich hat. Das Schauspieler Malkovich sich selbst verkörpert, darin kann noch nicht viel Besonderes gesehen werden. Wie er sich darstellt, das kostet nicht nur Nerven und aberwitziges Selbstbewußtsein. Malkovich brilliert einzig dadurch, das er einfach er selbst ist und stellt damit seine bisherigen Leinwandauftritte rigoros in den Schatten. Bemerkenswert ist auch Cameron Diaz aufdringlicher Mut zur Häßlichkeit, der soweit geht, das man sie in den meisten Szenen gar nicht erkennt. Und über John Cusack zu lobhulden wäre nur Zeitverschwendung, wer seine Genialität noch nicht erkannt hat, der hat einiges versäumt. 'Being John Malkovich' ist der abgefahrenste Trip, den sich Amerika seit langem erlaubt hat. "Das Bewußtsein ist unser Fluch," erklärt Cusack gleich zu Anfang und für den Rest des Filmes wird dann einfach das Bewußtsein des Zuschauers durch die Mangel gedreht. Das war nun das höchste an Worte, was man über den Film verlieren kann. Alles andere wäre Polemik und könnte niemals vermitteln, wie atemberaubend anders dieses Meisterwerk gelungen ist. Jeder möge mir den Ausdruck 'Meisterwerk' verzeihen, wer ins Kino geht wird es aber verstehen. Oder mich hassen. Das ist es eben bei diesem Film: Man weiß nie...

 


 

Die Legende von Beowulf – Beowulf

Darsteller: Ray Winston, Anthony Hopkins, John Malkovich, Robin Wright-Penn, Brendan Gleeson, Crispin Clover, Alison Lohman, Angelina Jolie

Regie: Robert Zemeckis; Drehbuch: Neil Gaiman, Roger Avary; Kamera: Robert Presley; Bildschnitt: Jeremiah O’Driscoll; Musik: Alan Silvestri

USA / 2007; circa 114 Minuten

Man kann dieser Variante des Heldengedichtes ‚Beowulf’ einen besonderen Reiz nicht absprechen. Gerade der hundertprozentige Einsatz von Computer generierten Bildern verleiht dem Film eine außerordentliche Note des Fremden und Fantastischen, wie man es bei bisherigen Verfilmungen nicht erlebt hat. Und gerade Beowulf, als eine der wichtigsten und einflussreichsten überlieferten Sagen, tut es sehr gut, von der realen Bildsprache Abstand zu halten. Leider ist die Zeit noch gar nicht reif, für diese Art der filmischen Umsetzung, wie sie Robert Zemeckis mit aller Gewalt vorantreiben möchte. Während der ‚Polar Express’ dank des Motion-Capture Verfahrens, bei dem die Schauspieler real gefilmt werden und im Rechner komplett nachgearbeitet werden, durchaus als kindgerechter Animationsfilm Legitimation fand, verliert sich ‚Beowulf’ im Photorealismus. 

Photorealismus ist gerade mit dem Computer eine der entscheidenden Punkte in der Tricktechnik von heute und wie zum Beispiel Zemeckis ‚Cast Away’ beweist, schon lange möglich. Was wiederum ‚Beowulf’ beweist, ist das totale Versagen der Computertricktechnik in den Augenpartien. Selbst wenn die feinsten Härchen und unreinsten Poren den Weg auf die Leinwand finden, brechen die Augen optisch aus dem Rahmen. Ob Tony Hopkins, Robin Wright-Penn, oder Ray Winston selbst, die Augen scheinen tot. Ein Umstand, der den Zuschauer optisch immer wieder aus der nicht gerade anspruchsvollen Handlung heraus reißt. ‚Beowulf’ versteht sich als episches Actionkino, welches seine Vorbilder leicht erkenntlich im Erfolg der ‚Herr der Ringe’ Trilogie und der Testosteron gesteuerten Orgie von ‚300’ sucht. 

Als Vorläufer für die anrollende 3-D Welle, verschenkt Cutter Jeremiah O’Driscoll viele gute Effekte an einen viel zu hektischen Schnitt. Hinzu kommen zu viele Einstellungen in Nahaufnahmen, die kaum Orientierung zulassen und dazu den 3-D Effekt zunichte machen. Presleys Kamera möchte viel mehr Jugendunterhaltung vermitteln, anstatt sich angemessen der epischen Breite des historischen, aber Fantasie durchsetzten Textes anzunähern. Nur wenige Bilder, wie die Totalen von den feiernden Helden, oder Überflüge bei Landschaften, lassen einen in den überzeugenden Genuss und die überwältigenden Glaubwürdigkeit vom räumlichen Sehen kommen. Der Rest sind die Genre üblichen Effekte von Dingen die in Richtung Zuschauer gehalten werden, nur um des Effektes Willen. 

Mit einer markanten Änderung in der Geschichte, schlagen die Drehbuchschreiber Gaiman und Avary sehr geschickt eine Brücke zwischen den zwei voneinander unabhängigen Teilen des Heldenepos. Im Gegensatz zu der Überlieferung, lässt Beowulf seinen zweiten Gegner am Leben. 
Das treibt vielleicht die Geschichtspuristen auf die Palme, findet hier aber ausnahmsweise seine Rechtfertigung, um die filmische Umsetzung funktional zu gestalten und komplex zu halten. Das moralische Dilemma, ein Leben als König aufgrund einer Lüge gelebt zu haben, treibt Beowulf im Film zum entscheidenden Kampf mit seinem letzten Gegner, und damit gegen sich selbst. 

‚Beowulf’ taugt als Testversion für das, was einen demnächst im Kino erwarten könnte und eröffnet eine Art filmischen Erlebnisses, welches wie dereinst das Cinemascope-Verfahren, das Heimkino wieder sehr unbedeutend wirken lässt. Aber wie jeder Versuch, kämpft auch Beowulf mit den Unzulänglichkeiten der falschen Herangehensweise. Ein Experiment, das durchaus seine Rechtfertigung findet, aber nicht wirklich zufrieden stellt. Die digitale 3-D Projektion macht so atemberaubend viel möglich, wenn die reitenden Pferde nichts so halbherzig gezeichnet aussehen würden. Und dann diese toten Augen…

bandit

 


 

Der Beweis – Proof

Darsteller: Gwyneth Paltrow, Jake Gyllenhaal, Hope Davis und Anthony Hopkins
Regie: John Madden; Drehbuch: David Auburn, Rebecca Miller nach Auburns Bühnenstück; Kamera: Alwin Kuchler; Bildschnitt: Mick Audsley; Musik: Stephen Warbeck
USA / 2005; circa 100 Minuten


Gwyneth Paltrow ist Catherine, Tochter des Mathe-Genies Robert (Hopkins), der schon Jahre vor seinem Tod den Verstand verloren hat. Wie wir im Laufe des für die Leinwand adaptierten Pulitzer-Preis gekrönten Theaterstückes erfahren, erreicht ein sehr hoher Prozentsatz von Mathematikern, die überdurchschnittlich begabt sind, auch den Grad von geistiger Umnachtung. Wie wir weiter erfahren, erreichen diese Mathematiker ihren schöpferischen Höhepunkt mit durchschnittlich 23 Jahren. Catherine feiert ihren 27. Geburtstag und es ist gleichzeitig der Tag der Beisetzung ihres Vaters.

Die Angst Catherines, die Demenz ihres Vaters beerbt zu haben, begründet sich für den zuschauer erst nach circa der Hälfte. Die zur Beerdigung angereiste Schwester Claire (Davis) und Catherins Freund Hal (Gyllenhaal) finden ein Notizbuch, in dem ein seit Anbeginn ungelöstes mathematisches Theorem entschlüsselt scheint. Catherine gibt sich schließlich als Urheberin der mathematischen Auflösung zu erkennen, welches unlösbar schien. Es ist die aus der Mathematik übertragene, immerwährende Forderung ihres Vaters, Beweise vorzubringen, was Catherine jagt. Für ihr eigenes Leben, für ihre Selbstständigkeit, fehlen ihr diese Beweise. Und es fehlen ihr auch die Beweise, das Theorem selbst gelöst zu haben. Ist sie wirklich das Genie? Gleichzeitig würde für sie die Möglichkeit bestehen, wie ihr Vater zu enden.

Doch Catherine muss sich mit einer ganz andern Gleichung in ihrem Leben auseinander setzen, denn hätte tatsächlich ihr Vater das Theorem gelöst, wäre sie verrückt, ohne ihren Genius ausgelebt zu haben. Obwohl Catherine ihren Vater bewunderte, muss sie sich aus dieser ständigen von ihm eingeforderten Bringschuld befreien, um zu erkennen, dass ihre vordergründige Angst eine ganz andere ist, als diese vor einer unheilbaren Krankheit, welche selbst nur auf einer Theorie beruht und deren Beweis offen ist.

Wenn die Geschichte auch sehr vordergründig mit dem Thema Mathematik umgeht und dies als Aufhänger für die Handlung dient, kann sich der gemeine Zuschauer durchaus darauf einlassen, denn das Verständnis für mathematisches Denken ist keineswegs vorausgesetzt. Sehr geschickt sogar, umgeht die Geschichte konkrete Aussagen und Theorien mathematischen Ursprungs. Sie dienen lediglich als Rahmen für eine tiefer gehende Geschichte, über eine sehr unsichere Frau, die in ihrer aufopfernden Rolle, bis hin zur Selbstaufgabe, verlernt hat zu leben.

Es lastet dieser Fluch von Adaption auf diesem Film. Es ist der Fluch, etwas genauer, perfekter, unmittelbarer zu gestalten, wobei man sich die eigentlichen Raffinessen einer Geschichte verbaut. So tritt Vater Robert im Film in den entscheidenden Szenen in Rückblenden mit Catherine in Interaktion und präsentiert Handlung und Dialoge als Fakt. In Drehbuchschreiber Auburns 2000 uraufgeführtem Theaterstück hingegen, trifft Robert stets als Geist mit seiner Tochter zusammen. Die Grenzen zwischen Genie, Normalität und Wahnsinn werden somit wesentlich fließender und weniger konkret. Somit ist auch die Auflösung, wer das Theorem letztendlich wirklich verfasste, auf der Bühne ungemein geschickter und spannender eingebunden. Mathematisch gesehen, hat sich da jemand verkalkuliert.

Regisseur John Madden hat auch 2000 David Auburns Premierenaufführung in London inszeniert und er tat gut daran, die mit diesem Erfolg ihr Bühnen-Debüt feiernde Gwyneth Paltrow auch für die Filmadaption zu besetzen. Nie war sie verletzlicher, schöner und so einnehmend intensiv. Die zwei größeren Namen neben ihr, Jake Gyllenhaal und Anthony Hopkins, sind nett anzusehen, bekommen aber ihren Fähigkeiten entsprechend sehr wenig zu tun. Es ist Hope Davis, die neben Paltrow wie ein Fels in der Brandung besteht. Die gemeinsamen Szenen, die ebenso humorvoll sein können, wie hoch dramatisch, sind Schauspiel-Kino ersten Ranges. Mathematisch gesehen, ging hier die Gleichung auf.

Während sich das Bühnenbild im Theater bei über 2 Stunden ausschließlich auf die Veranda von Robert und Catherines Haus beschränkt, greift der Film lediglich auf 100 Minuten zurück, kann aber mit Spielfilm typisch mehr Spielorten merklich weniger anfangen. Die Ausstattung ist schlicht und ohne persönliche Note. Die Kameraarbeit ist leidlich durchschnittlich und leistet keinen Beitrag, die Geschichte mit Besonderheiten zu unterstützen. Lediglich Stephen Warbecks Musik macht auf sich aufmerksam und dies zuweilen mit stark übertriebenen Akzenten, die nur selten im Verhältnis zur Dramatik stehen. Bis hinter die Komastelle hat da keiner gearbeitet.

Man kann sich während des Filmes sehr gut vorstellen, was den Erfolg des Stückes auf der Bühne ausmachte. Leider ist davon sehr wenig auf der Leinwand übrig geblieben. Zu viele Faktoren arbeiten ausschließlich für sich, ohne sich gegenseitig zu ergänzen. Catherines Odyssee mit der Angst vor einem möglichen Erbe ihres Vaters und somit einer Reise zu sich selbst, ist zweifellos spannend und mit Abstrichen auch sehenswert, aber bei weitem bleibt der Film hinter dem zurück, was unabhängiges Kino sonst zu leisten vermag. Die Begründung für den Erfolg auf der Bühne, bleibt der Film als Beweis schuldig.

bandit

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The Big White – vormals Immer Ärger mit Raymond

Darsteller: Robin Williams, Holly Hunter, Giovanni Ribisi, Woody Harrelson, Tim Blake Nelson, Earl Brown und Alison Lohman
Regie: Mark Mylod; Drehbuch: Colin Frieson; Kamera: James Glennon; Bildschnitt: Julie Monroe; Musik: Mark Mothersbaugh
Kanada/Neuseeland / 2005; circa 105 Minuten

Ein bankrotter Geschäftsmann, eine möglichst skurrile Ehefrau, zwei Gangster der anderen Sorte, eine Leiche und die unendliche Weite des schneebedeckten Alaska. Nur wenige Male gelingt es Regisseur Mark Mylod dem Zuschauer ein Lachen zu entringen. Dafür ist Colin Freisons Drehbuch einfach zu unkomisch. Vielleicht war Freisons Drehbuch unterhaltsam genug und Mylod wusste nichts damit anzufangen. Es ist nicht so richtig nachvollziehbar, am Ende auch egal.

In jeder Szene ist das Bemühen spürbar einen originellen Mix aus ‚Fargo’ der Coens und Raimis ‚Simple Plan’ zu schaffen. Und in jeder Szene ist ebenso das Versagen dessen zu spüren. Der Zuschauer, der unvorbelastet an dieses Projekt ran geht, könnte sich durchaus königlich amüsieren. Wer aber unvorbelastet wäre, ist auch nicht der Typus Zuschauer für diese Art von grotesker Komödie mit bitterbösen, schwarzen Humor. Die Katze beißt sich also selbst in den Schwanz. Hier könnte man sogar die Katze durch Wölfe ersetzen, ist aber wieder eine andere Geschichte, wenn auch eine der gelungensten im Film.

Die Darstellerliste liest sich wie eine, mit der man scheinbar nichts falsch machen kann und auf das scheint sich auch Mark Mylod verlassen zu haben. Unter Vorbehalt könnte man ihm dann auch Recht geben, aber es sind gewiss nicht Schauspieler, oder deren Charakterisierung, denen etwas anzulasten wäre. Die Macher verlassen sich aber auch sehr selbstgefällig auf die Geschichte und die ist alles andere als neu. James Glennon weiß mit seiner Kamera nichts Außergewöhnliches, dem Thema entsprechendes anzufangen und der Schnitt ist Filmschulen Standart.

Und gerade weil ein so erstklassiges Ensemble mitspielt, und eben die wirklich sitzenden Pointen und Situationen machen diesen Film zu einem Ärgernis. Denn nichts ist wirklich eigener kreativer Auswüchse zu verdanken, sondern das Stückwerk von endlos abgekupferten Standards dieses Sub-Genres. Diese Schauspieler haben besseres verdient und der Zuschauer allemal.

mainstream

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Black Hawk Down:

Darsteller: Josh Hartnett, Ewan McGregor, Tom Sizemore, Eric Bana, William Fichtner, Sam Shepard, Ewen Bremner, Gabriel Casseus u.v.a.

Regie: Ridley Scott; Drehbuch: Ken Nolan, Steve Zailian; Kamera: Slawomir Idziak; Musik: Hans Zimmer; Filmschnitt: Pietro Scalia; Production Design: Arthur Max

USA / 2001 ; circa 144 Minuten

Aufgrund der 11. September Ereignisse, wurde der Deutschland-Start von Black Hawk Down vom Verleih erst verschoben und schliesslich ganz aufgehoben. Ein neuer Starttermin ist nicht bekannt.

Der Auftrag ist denkbar einfach und unkompliziert. 1993 müssen ein paar Soldaten der amerikanischen Rangers und Delta Force zwei Kollaborateure des Kriegsherrn Aidid aus Mogadishu herausholen, um das blutige Regime in Somalia zu beendet das bis dahin schon 300.000 unschuldige Leben gekostet hat. Tatsächlich beginnt die Aktion planmässig und scheint im Zeitrahmen beendet zu sein. Dann aber wird ein Soldat schwer verwundet und die Order ist eindeutig: "Kein Mann wird zurückgelassen". Die Dinge entwickeln sich zunehmend katastrophal als während der Rettungsaktion für den einen Mann, zwei Black Hawk Helikopter von Strassenmilizen abgeschossen werden. Innerhalb der Zeit der eigentlichen Aktion "Iris" sehen sich die Eliteeinheiten plötzlich am Boden mit drei verschiedenen Kampfplätzen den zahlenmässig weit überlegenen Somalis gegenübergestellt, ohne die Chance von ihren Kameraden aus den Kampfzonen gerettet werden zu können.

Was mit 'Saving Private Ryan' begann, führt Ridley Scott als grausames Ritual einen Schritt weiter. Charakteren werden nur wage eingeführt, vielmehr konzentriert sich der Film auf den blanken Selbsterhaltungstrieb der eingeschlossenen Soldaten im Gesamten. Das gibt dem Zuschauer keine Möglichkeit mit den Figuren zu sympathisieren, auf der anderen Seite bleibt dadurch auch alles offen. Jederzeit kann Jedermann den gegnerischen Milizen zum Opfer fallen. Scott verzichtet vollständig darauf Emotionen aufzubauen. Das macht 'Black Hawk Down' zu einem nüchternen Streifen der einzig die brutale Kälte des Krieges beleuchtet. Das hat genauso viele positive wie negative Aspekte. Mut, Loyalität und Erfahrung stehen wie ein großes Ausrufezeichen über der ganzen Szenerie. Doch nach und nach demontiert der Regisseur diese Eigenschaften, aber nicht über seine Figuren, als vielmehr über das Maß des Erträglichen für den Zuschauer. Keine Zeit zur Entspannung, kein Moment der Ruhe. Unablässig Gefechte, gehetzte Gesichter und die bedrohlichen Schatten der anonymen Angreifen. Krieg ist eben die Hölle.

Erstaunlich wie der Film das Chaos für den Zuschauer übersichtlich hält. Pietro Scalias Schnitt wechselt mit atemberaubender Präzision von einer Kampfzone zur anderen, ohne den Überblick zu verlieren. Der Zuschauer kann die logistischen Bewegegungen und Abläufe sehr gut nachvollziehen. Die einzelnen Handlungsorte wurden, trotz ihrer äusserlichen Ähnlichkeit charakteristisch sehr gut differenziert. Slawomir Idziaks Kamera tut eindrucksvoll ihr übriges, mit verwaschenen Farben und intensiv eingesetzten Close-ups Angst und Schwächen bildlich umzusetzen. Das sich der Film nur auf die amerikanische Seite der Geschichte konzentriert bleibt anfänglich verständlich, wennauch Kritiker gerade hier die entscheidente Schwäche von 'Black Hawk Down' ausfindig machen. Ganz offensichtlich geht es um die Ereignisse ansich, als um die politischen Aspekte, welche derartige Handlungen voraussetzen.

'Black Hawk Down' ist im Grunde eine einzige Wiedersprüchlichkeit, der trotzt der packenden, an die Substanz gehenden Struktur nie die ehernen Absichten der Amerikaner in Frage stellt. 19 Soldaten starben und mehr als 70 wurden verwundet, von den 500 getöteten Somalis ist aber nur kurz im Abspann zu lesen. Wie in allen Kriegsfilmen der letzten Jahren wurde es versäumt ein allgemein gültiges Bild der zynischen Vernichtungsmaschinerie zu zeichnen, welche der Krieg immer mit sich bringt. Mogadishu war eine herbe Niederlage für die amerikanischen Truppen und danach zogen sie sich vollständig aus dem afrikanischen Land zurück. Ridley Scott hat ein atemberaubendes, durchweg fesselndes Werk inszeniert, das die Fans des Regisseurs und Freunde von Kriegsfilmen in seiner düsteren, unbehaglichen Atmosphäre voll und ganz zufrieden gefallen wird. Aber man muss auch bereit sein die politischen Absichten des Filmes ansich und der gezeigten Geschichte in Frage stellen zu können.

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The Body:

Darsteller: Antonio Banderas, Olivia Williams, John Shrabpnel, Derek Jacobi, Jason Flemyng, John Wood u.a.

Drehbuch & Regie: Jonas McCord nach dem Roman von Richard Ben Sapir; Kamera: Vilmos Zsigmond; Musik: Serge Colbert; Filmschnitt: Alain Jakubowicz

USA / 2001 ; circa 109 Minuten

The Body ist ein raffinierter Thriller mit geradezu beängstigendem Drang zur Realität. Aber viele kleine unausgegorene Handlungs- und Inszenierungsteile lassen das Endprodukt dann doch als ein halbherzig geschriebenes Drama erscheinen, das tiefergreifenden Erklärungen und Aussagen konsequent aus dem Weg geht.

Der Vatikan sendet Pater Matt Gutierrez (Banderas) nach Jerusalem, um die Analysierung einer 2000 Jahre alten Grabstätte zu untersuchen und das, obwohl Gutierrez alles andere als ein Archäologe ist. Die Israelin Sharon Golban (Williams) empfängt den Abgesandten mit wenig Begeisterung. Ihre Entdeckung eines menschlichen Skelettes in jener Grabkammer, könnte sich nämlich als die Gebeine Jesu Christi heraus stellen. Und die katholische Kirche kann alles gebrauchen, nur nicht die sterblichen Überreste ihres Kreuzsymboles. In Jerusalem, der Stadt aller drei großen Weltreligionen interessieren sich besonders die islamistischen Gruppierungen für den Fund, während die jüdischen Fundamentalisten sich durch ihren Glauben gezwungen sehen, die Kammer zu zerstören, damit die Totenruhe gewahrt bleibt. Je weiter die Untersuchungen fortschreiten, sich Pater Gutierrez und Sharon Goblan näher kommen und der Druck durch die Besonderheit des Stadt Statuses von Jerusalem wächst, desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, das es sich bei den Gebeinen tatsächlich um die Knochen von Jesus Christus handelt.

Anders als die okkulten Thriller wie Stigmata, oder zuletzt Lost Souls, bleibt The Body immer schön auf dem Boden der Tatsachen und präsentiert sich nicht als überweltliches Epos, vielmehr als überzeugendes Gedankenspiel. Überzeugend soweit, wenn man ausser Acht lässt, welche Chancen sich das Drehbuch entgehen lässt, um sich tiefschürfender mit der heutigen Situation der Weltreligionen auseinander zu setzen. So bleiben leider die orthodoxen Juden ebenso nur eine Episode, wie die Fundamentalisten der Islam, denen eine Erschütterung des Christentumes ganz gelegen komen würde. So konzentriert sich McCords Regie auf die innere Auseinandersetzung zwischen Glauben und Rationalsmus von Pater Gutierrez mit der gegebenen Situation. Ausgerechnet in diesem sehr wenig beachteten Film, hat Banderas einen seiner besten Auftritte seit 'Mask of Zorro'. So gut lässt das Drehbuch, ebenfalls von McCord, leider Olivia Williams nicht weg kommen. Etwas schlampig abgehandelt, kann sie ihren Charakter nur schwerlich aus dem Sumpf von Klischee und Unglaubwürdigkeit retten.

Dank der hervorragenden Photographie von Vilmos Zsigmond und den leiseren Tönen in der Inszenierung gelingt dem Film doch eine spannende Grundstimmung, die vielen gleichgeartete Thrillern weit voraus ist. Doch nach wie vor bleibt es ärgerlich, das sich die Qualitäten des Thrillers auf diesen beschränken. Wieviel eängstigender hätte The Body werden können, wenn man unerschrockener an die Substanz der Religionen ansich gegangen wäre.

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Blood Diamond

Darsteller: Leonardo DiCaprio, Djimon Hounsou, Jennifer Connelly, Kagiso Kuypers, Arnold Vosloo, Anthony Coleman, Michael Sheen, Benu Mabhena u.a.

Regie: Edward Zwick; Drehbuch: Charles Leavitt; Kamera: Eduardo Serra; Bildschnitt: Steven Rosenblum; Musik: James Newton Howard

USA / 2006; circa 143 Minuten

„11 Kriege auf dem Kontinent. Das Geschäft läuft gut.“ Mit etwas Kosmetik, hätte es Edward Zwick tatsächlich geschafft, einen kritischen und damit Einfluss nehmende Film zu schaffen. Zwick zuletzt als Regisseur mit ‚Last Samurai’ in den Kinos, hat sich darauf spezialisiert, das Actionkino mit gesellschaftskritischen Problemen zu bereichern. Das hat sich bei ‚The Siege – Ausnahmezustand’ nach den Anschlägen vom 11. September als prophetisch erwiesen, doch dieser Film, wie auch ‚Glory’, oder ‚Mut zur Wahrheit’, aber eben auch ‚Blood Diamond’ verlieren merklich an Brisanz durch die oft aufgesetzt wirkenden Action-Sequenzen. 

Dank seines Blockbuster Status und der Filmpreis-Ehrungen für Leonardo DiCaprios Darstellung, haben die Verbände der Diamanten verarbeitenden Industrie panisch reagiert und alle Möglichkeiten der Schadensbegrenzung einzuläuten. Der Film als solcher wäre eigenständig schwerlich in der Lage dazu. Die Geschichte ist eine Abhandlung nach den Regeln des Altbekannten und am Ende überspitzt sich das Resultat in die absurde Vorstellung, für das von der westlichen Welt ausgebeuteten Afrika gäbe es tatsächlich Hoffnung.

„Ich benutze ihn und du benutzt mich. So funktioniert das doch.“ In den stilleren Momenten nähert sich das Drehbuch der Problematik des ständig irgendwo im Bürgerkrieg befindlichen Afrikas sehr gut an, verliert es aber immer wieder aus dem Fokus in seine ständigen Schiessereien, denen einzig der weiße Mann immer wieder unverletzt entkommen kann. Unbestritten ist ‚Blood Diamond’ ein guter Actionfilm, der am Boden bleibt und seine Grenzen zur Unglaubwürdigkeit kennt. 

Aber ‚Blood Diamond’ will mehr sein, er möchte aufrütteln. Das immer wieder Rebellenarmeen irgendwo auf dem schwarzen Kontinent das eigene Volk mit dem Diktat der Befreiung in Wirklichkeit unterjochen, kennt man längst. Und zugegeben, man hat sich daran gewöhnt. Der Film selbst liefert eine kaum treffendere Dialogzeile, als ein Priester nach einem Gemetzel sagt, „ Gott sei Dank haben wir kein Öl, dann würde es uns wirklich schlecht ergehen“. Und das spiegelt wieder, was mittlerweile nach der gigantischen Welle der Hilfsbereitschaft Mitte der 1980er Jahre aus dem Problemfall Afrika geworden ist, ein weltpolitisch uninteressantes Land. Und emotional ist die Zivilbevölkerung reicherer Staaten längst abgeschreckt und abgekühlt. 

Gerade weil Edward Zwick der Wahrheit so verschworen bleibt, schafft er es nicht seine moralische Botschaft richtig zu verkaufen. Afrikaner töten Afrikaner, ohne den geringsten Respekt für ein Leben, nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Die gesamte Spielzeit hindurch macht der Film immer und immer wieder klar, was ein Menschenleben gerade in Sierra Leone, wo die Handlung angesiedelt wurde, wert ist. So greifen zwei vollkommen unterschiedliche Filme ineinander und keiner wird dem anderen dabei gerecht. 

Verlor sich Leonardo DiCaprio noch als nicht ernst zu nehmendes Milchgesicht in ‚The Departed’, ist er es, der hier zweifellos den großen Sprung macht und seit langer Zeit wieder einmal perfekt nuanciert spielen darf. Wie gewohnt souverän, ergänzt sich Djimon Hounsou hervorragend mit dem Hauptdarsteller. Nur die sich steigernde Beziehung zwischen DiCaprio und Jennifer Connelly passiert eher erzwungen, anstatt wirkliche Chemie zwischen den beiden Darstellern zu zeigen. Und wie in einem Edward Zwick Film üblich, ist alles in atemberaubende Bilder von zwanghafter, epischer Breite umschlungen. Als Abenteuerfilm ohne aufgesetzte Ansprüche hätte ‚Blood Diamond’ viel besser funktioniert. Als reines Politdrama wäre er sehr aufwühlend und ehrlich geraten. Jetzt ist ‚Blood Diamond’ ein durchschnittlicher Film, der zu unterhalten versteht, aber keinen anhaltenden Eindruck erweckt.

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Book of Shadows: Blair Witch 2:

Darsteller: Kim Director, Jeffrey Donovan, Erica Leerhsen, Tristen Skyler, Stephen Turner u.a.

Regie: Joe Berlinger; Drehbuch: Dick Beebe, Joe Berlinger; Musik: Carter Burwell; Kamera: Nancy Schreiber; Filmschnitt: Sarah Flack

USA / 2000; ca. 95 Minuten

Es gibt viele, verschiedene Gründe, warum man sich 'Blair Witch 2' einfach ansehen muss:

1. Er ist das absolute Gegenteil seines Vorgängers.

2. Es macht wahnsinnig viel Spaß im Film den Zusammenhang zum eigenen Titel 'Book of Shadows' zu suchen, auch wenn niemand fündig wird. Da diese Spielvariante kein Ergebnis liefern kann, hat man nach dem Film unheimlich viele Möglichkeiten seine eigene Interpretation zum Titel zu gestalten.

3. Bereits nach 15 Minuten amüsiert man sich königlich über das vollkommene Nichtvorhandensein schauspielerischer Qualitäten und nicht identifizierbarer Charakterisierungen.

4. ist eine intellektuell gesteigerte Variante von Punkt 3, in der man versuchen sollte, irgend einen Sinn in dem wirren Drehbuch zu finden, welches überhaupt keine Geschichte aufweisen kann.

5. In einer Gruppe empfehlen sich Diskussionen darüber, wie in einem Multi-Millionen Dollar Kinofilm, eine 10 minütige, nachgestellte Dokumentation so absolut mies ausfallen kann, während eine fürs Fernsehen gemachte 90 minütige Pseudo-Doku, um die Geschehnisse zum Vorgänger, so realistisch gemacht war, das sie den Mythos noch weiter belebte.

6. Wie schon 'DerPate' bietet 'BW2' einen unergründlichen Schatz an lebensbegleitenden Dialogen, wie "etwas ist uns gefolgt...etwas Böses", oder Schmankerl wie "du bist eine Hexe, du bist eine böse Hexe". Nicht schlecht kommt auch der immer wiederkehrende Satz, "wie ist das möglich, das war doch vorher noch nicht da."

7. Überhaupt bietet diese völlig neue Form eines Horrorfilms genug, was anderen misslingt. Keine Schockmomente, keinerlei Spannung, keine Action, kein Rhythmus. Und wenn auch nichts funktioniert, so probiert er sich in allem: Alle Bildformate von 35mm zu Video, Farbe und Schwarz/Weiß, alle Arten modernster Schnitttechniken, fahle Insider-Witze, uninteressante Blut-Effekte, jede Möglichkeit atmosphärischer Inszenierungen.

8. Für angehende Film- und Theaterwissenschaft eröffnet sich die Möglichkeit folgender Dissertationen: a) Welche Fortsetzungen erfolgreicher Filme sind wirklich schlechter als BW2. b) Helfen Vorblenden zur Auflösung der Geschichte, um eine nicht vorhandene Handlung spannender zu machen? c) Können chaotische Filmschnitt-Orgien das Schlimmste verhindern?

9. Der gelungenste Partyspaß für 'Blair Witch Project' Fans ist sicherlich die Erörterung, wie ein Mann, der in der als echt dargestellten Hintergrundgeschichte von Teil eins 1945 hingerichtet wurde, als Schauspieler in Teil zwei auftauchen kann.

Viel Spaß im Kino.

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BOUNCE - Eine Chance für die Liebe:

Darsteller: Ben Affleck, Gwyneth Paltrow, Tony Goldwyn, Alex D. Linz, David Dorfman, Joe Morton, Jennifer Grey, Natasha Henstridge u.a.

Regie: Don Roos; Drehbuch: Don Roos; Kamera: Robert Elswit; Filmschnitt: David Codron; Musik: Mychael Danna

USA / 2000 ; circa 110 Minuten

Als tragische Komödie ist Bounce immer dann am besten, wenn er nicht versucht tragisch zu sein, sondern ehrlich. Das dies funktioniert, beweist Regisseur und Autor Don Roos in vielen kleinen und unscheinbaren Szenen. Die Eingangssequence, wenn Buddy Amaral (Affleck) mit ein paar Passagieren (Goldwyn, Henstridge), die ebenfalls wegen Schneefall Verspätung haben, einen über den Durst trinkt. Das erste Date mit Abby (Paltrow), deren Mann Buddy mehr oder weniger auf dem Gewissen hat und Abby einer Restaurant Besucherin so ganz nebenbei das Toilettenpapier am Schuh entfernt. Wenn die frisch Verliebten samt Abbys Kindern einen Ausflug machen, um deren Flugangst zu bekämpfen. Das sind die Momente, welche Roos hervorragend beherrscht und die bittersüße Romanze glaubhaft gestaltet. Die ein Jahr währende Trunksucht Buddys, oder der Weg auf dem Abby heraus findet, wer ihr neuer Freund tatsächlich ist, das sind dann wieder Sequenzen, die besser nicht den Weg ins Drehbuch gefunden hätten. So wird aus einer durchweg überzeugenden Geschichte, eine ganz Nette. Affleck hat sichtlich Mühe, den Film die erste halbe Stunde alleine zu tragen. Spannend und wesentlich gelöster, wird Affleck erst mit dem vollen Leinwand-Einsatz von Gwyneth Paltrow. Die versprüht wieder soviel zuckersüße Eleganz, das sie selbst als taubstumme Querschnittsgelähmte den Hamlet alleine Aufführen könnte. Ihre Rolle legt ihr soviel emotionalen Zündstoff zu Füßen, das sie sich nach Herzenslust und dabei noch reichlich überzeugend verausgaben kann. Afflecks Leistungen sollten nicht so boshaft gemindert werden, aber Paltrow ist es, in der sich die wirkliche Verwirrung, und die verzerrten Gefühle im tragisch, romantischen Showdown wiederfinden und diesen interessanter und auch ehrlicher wirken lassen, als er es im Grunde verdient hat. Das Anliegen von Regie-Autor Roos nach seinem spektakulär verruchten und bitterbösen Opposite of Sex etwas völlig anderes zu machen, bleibt allgegenwärtig, denn ab und an scheint er in der Inszenierung nur schwer die Kurve zu bekommen und da schleichen sich dann unschöne Längen ein, die er durchaus hätte vermeiden können. Wie auch die unterschwellige Gegenüberstellung des Fliegens mit der Liebe zeigt. Auf der einen Seite ist das Fliegen Abbys, wie Buddys unabwendbares Schicksal, aber gleichzeitig die Symbolik für das emotionale Verwirrspiel, dem sich beide aussetzen. Und das ineinander flechten beider Ebenen ist wiederum Grundlage für das Handeln und die unumstößliche Bestimmung der beiden Hauptpersonen. Um wirklich etwas ganz besonderes zu sein, fehlt Bounce der wahre Mut die Konventionen hinter sich zu lassen, aber ist bei weitem Herzerreißender und schöner an zu sehen, als Werke der vergangenen Monate ähnlicher Bauart.

 


 

Bourne Ultimatum

Darsteller: Matt Damon, Julia Stiles, David Strathairn, Scott Glenn, Albert Finney, Paddy Considine, Edgar Ramirez, Daniel Bruehl, Joan Allen u.a.

Regie: Paul Greengrass; Drehbuch: Tony Gilroy, Scott Z. Burns, George Nolfi nach den Romanen von Robert Ludlum; Kamera: Oliver Wood; Musik: John Powell; Bildschnitt: Christopher Rouse

USA / 2007; circa 115 Minuten

Wo immer die Kombination ‚Adrenalin-Kino’ zum ersten mal verwendet wurde, scheint sie letztlich für ‚Bourne Ultimatum’ erfunden worden zu sein. Im Jahr der dritten Teile, schafft nur der Abschluss von ‚Jason Bourne’ eine permanente Steigerung bis zur letzten Minute des letzten Teiles. 

Mit einer nahezu gleichbleibenden Crew über die letzten fünf Jahre, hat sich diese letzte Verfilmung der Robert Ludlum Vorlage in Sphären geschraubt, an der sich kommende Action Thriller messen müssen und die meisten davon sicher verlieren werden. Paul Greengrass, der schon bei Teil zwei ‚Bourne-Supremacy’ Regisseur Doug Liman ablöste, Liman blieb Produzent bis ‚Ultimatum’, hat mit der Serie und dem dazwischen gedrehten ‚Flug 93’ einen ganz eigenen Stil entwickelt. Die nervöse, stets scheinbar fliegende Kamera, der pulsierende Schnitt und die unzählig subjektiven Einstellungen ziehen den Zuschauer richtig hinein in die Geschichte. Nun sind diese technischen Spielereien weder neu, noch sonderlich originell, doch Greengrass versteht es durchweg damit um zu gehen. In atemlosen, bahnbrechenden Verfolgungsszenarien, setzt er die richtigen Akzente, gibt zum entscheidenden Zeitpunkt Ruhepausen und stößt das Publikum im perfekten Rahmen zurück ins rastlose Getümmel.

Jason Bournes Suche nach seiner Identität geht auch dieses mal durch aller Herren Länder und macht auch kaum fassbaren Gebrauch davon, Schauspieler und Sequenzen im Setting der jeweiligen Städte zu zeigen. Greengrass setzt dem Ganzen noch eins drauf, in dem er die Schwindel erregenden und sehr aufwendigen Jagden auch noch konsequent an öffentlichen und nicht abgesperrten Plätzen filmen ließ. Ob in Marokkos Tanger, oder im Showdown von New York, der enorme logistische Aufwand verleiht dem gesamten Film eine fesselnde Authentizität, die ihres gleichen sucht. Es stimmt der fetzige Rhythmus von Bildschnitt und Musik. Es stimmt die Inszenierung der Szenen, so wie der überzeugenden Schauspieler. 

Wie Matt Damon als Superagent Bourne dann heran geführt wird, sich wieder zu erinnern, seine wahre Identität zu erfahren, das mag sehr nahe an der Vorlage sein, wirkt aber im Angesicht der vorangegangenen 100 Minuten dann doch sehr altbacken. Man kann es aber doch verschmerzen, gibt es dem Publikum wieder einmal etwas Zeit Atem zu holen und schließlich hat man auch noch die Achterbahnfahrt des Kinojahres schlechthin erleben dürfen. 

‚Das Bourne Ultimatum’ ist pures Adrenalin-Kino in dem auch noch jedem Darsteller die Möglichkeit gegeben wird zu glänzen. Da macht es wirklich Spaß ins Kino zu gehen, hier wird man tatsächlich verwöhnt. Auch wenn man etwas verschwitzt aus dem Kino kommt. Gott bewahre uns vor einem vierten Teil, der niemals die gesetzten Erwartungen erfüllen kann.

bandit

 


 

BOWLING FOR COLOMBINE

Wie beurteilt man einen Film tatsächlich objektiv, wenn er so subjektiv den Zuschauer überfällt? Michael Moore möchte gerne das Gewissen Amerikas aufrütteln. Er möchte, und so scheint es nicht selten in allem was er tut, gerne selbst das Gewissen Amerikas sein. Michael Moore ist eine seltene Spezies des Egozentrikers, denn was ihn betrifft, was ihn berührt und was ihn stinksauer macht, das geht alle an. Und das Michael Moore wütend ist, merkt man schnell. Und das etwas in unserer Gesellschaft nicht in Ordnung ist, weiß selbst der unbedarfte Zuschauer schon längst. Aber reichen dafür CNN und die Tagesschau wirklich aus? Nachrichten heute, sind alles andere als objektiv, weder an ausgeglichener Berichterstattung interessiert, noch ehrlich in ihren Absichten. Und auch das weiß der unbedarfte Zuschauer längst und der flüchtet getrieben von Sensationslust und Langeweile zu Schundprogrammen und Schmutzjournalismus. Und Michael Moore wütet in diesen Themenfelder ohne den Anspruch eines fairen Journalisten, sondern als besorgter Bürger, als betrogener Wähler und sogar als Humanist. Und in diesem Umfeld kann niemand wirklich fair bleiben.

Was entsteht also für ein Eindruck von einem Mann, der wild um sich schlägt und austeilt bis einem das Gesehene oft unwirklich erscheint? Ich als bekennender Pro-Amerikaner kann einen Film wie ‚Bowling for Colombine’ alles andere als objektiv ansehen, darüber nachdenken und schon gar nicht fair bewerten. Man fragt sich nicht, so wie ich das auch nur ansatzweiße versuchte zu erklären, woher diese Gewalt, die Gewaltbereitschaft und das eingebildete Recht auf Gewalt eigentlich herrührt, welches die Nation „aus Gottes Gnaden“ eigentlich beherrscht. Nun, das können nicht einmal langjährig studierte Soziologen und Michael Moore schon gleich gar nicht. Aber im Ansatz scheint es doch eine Vielzahl von möglichen Antworten zu geben und eine davon heißt Ohnmacht. In einer, wie vielen Sequenzen reiner Selbstdarstellung, wandert Moore in Los Angeles durch den so berüchtigten Stadtteil Watts und bemerkt, das er das Hollywood-Zeichen gar nicht sehen kann, auf einer Entfernung, die in allen anderen Städten kein Problem wäre. Also geht er einen Polizeibeamten an, der offensichtlich wenig zu tun hat und bleibt hartnäckig im Nachfragen, warum er nicht jemanden festnimmt, der für den Smog in der Stadt verantwortlich ist. Eine Antwort bleibt der Polizist dem Filmemacher und dem Zuschauer schuldig.

Was also tut ein Mensch wie Michael Moore mit seiner Kamera, selbst Republikaner und lebenslanges Mitglied in der NRA, der ‚National Rifle Association’? Er stellt all die Fragen noch einmal, die keiner bisher zu beantworten vermochte, und dieses aber mal den richtigen Leuten. Nicht den Leuten die eine Antwort parat hätten, sondern denjenigen, die eine Mitschuld am Dilemma der Nation tragen. Moore macht das, was wirklich weh tut, er stellt Personen, wie Firmen bloß, er stellt die Medien an den Pranger und sein eigenes Gewissen in Frage. Der heftigsten Kritikpunke an dieser sogenannten Dokumentation, mußte Moore wegen Charlton Heston einstecken, wie er den nun an Alzheimer erkrankten Waffennarren vor der Kamera beispiellos fertig macht, ihn herunter holt vom stolzen Ross des falsch verstandenen Patriotismus. Heston muß herhalten, für all die Unbelehrbaren und es hat tatsächlich den Eindruck der Niederträchtigkeit von Seitens Moore. Na und? Wenige Tage nach dem Schul-Massaker in Littleton/Colombine führte Heston als Vorsitzender der NRA eine Veranstaltung derselbigen in Littleton, trotz des Bittens und Flehens trauernder Betroffener und Angehöriger diese Veranstaltung abzusagen. Als ein sechsjähriger Schüler eine sechsjährige Mitschülerin im Klassenzimmer erschoß dauerte es nur wenige Tage, bis die NRA wieder eine Verantstaltung mit Heston als Frontmann abhielt, wieder am Ort des Geschehens und wieder gegen das ausdrückliche Bitten und Flehen der Betroffenen. Hat dies mit Alzheimer zu tun? Trifft den Verantwortlichen deswegen weniger Schuld? Noch vor der gnadenlosen Kamera versucht sich der alternde Knochen in Ausflüchten eines falsch ausgelegten Grundrechtes. Wenn Michael Moore den ehemaligen Moses mit dem Bild des erschossenen Mädchens konfrontiert, hat dies nichts mit Fairness zu tun und auch nicht damit, das ein kranker Mann nun wehrlos der Kamera gegenüber steht, sondern es beweißt, das ein verärgerter Bürger, ein betrogener Wähler und auch ein Humanist die richtigen Schritte unternimmt. Das Charlton Heston, auf den so viele Menschen soviel geben, als lächerliche Figur endet, hat er selbst zu verantworten. Und letztendlich trifft es wenigstens auch die, welche so fanatisch hinter ihrem Recht herhecheln, eine Waffe zu besitzen und diese auch benutzen zu dürfen.

Als bekennender Pro-Amerikaner bleibt mir das Lachen im Hals stecken. ‚Bowling for Colombine’ ist erschreckend, humorvoll und ganz schön bitter. Und das schlimmste daran ist, das Moore gar nicht viel dazu beiträgt, sondern die Interview-Partner sich in aller Konsequenz selbst die Blöße geben, mit Aussagen, die einen schwindelig werden lassen. Oder wie antwortet ein Waffenfetischist auf die Frage, warum es nicht versuchen wie einst Ghandi, der ohne Gewalt das britische Empire in die Knie zwang: „Ich kenne diese Vorgänge nicht.“ Richtig schlimm wird es immer wieder, wenn Menschen versuchen sich, die Gesellschaft, oder ein Lebensgefühl zu erklären. Es endet stets iin der Lächerlichkeit der Personen und ist auch ein Teil des Erklärungsversuches von Moore, wie er die Mißstände in seinem Land versteht. Mit wunderbaren Nachrichten-Collagen führt der Filmemacher auch gerne die Medien vor, wie es immer und immer wieder heißt ‚gesucht wird ein männlicher Schwarzer’, während Moore lakonisch anführt und auch belegen kann, das die meisten Verbrechen prozentual umgerechnet auf den Bevölkerungsanteil von Weißen verübt werden. Das ist eben Moores traurig stimmende Stärke, er behauptet nicht einfach, er kann es auch belegen. Traurig ist daran, das erst ein Mann wie er kommen muss um einen die Augen zu öffnen und noch viel trauriger stimmt, das einer wie Moore gerne überhört wird.

Michael Moore ist wirklich kein fairer Beobachter seines Landes. Er ist gemein und heimtückisch, witzig und voller Scharfsinn. Als Dokumentation hat ‚Bowling for Colombine’ seine Längen, ist zeitweise sehr sprunghaft und viel zu sehr in einzelne Episoden unterteilt. Aber hier ist das Thema entscheidend und damit trifft der patriotische Querulant ins Schwarze, durchweg. Und Langeweile kommt schon gar nicht auf. Wirklich alle Fakten zu erfassen fällt bei dem über zwei Stunden langen Film sehr schwer, aber am Ende hat sich bei mir etwas wirklich eingebrannt, nämlich wie viel Mut Michael Moore hatte, dieses Dokument so gnaden- und schonungslos umzusetzen. Und es ist einer der ganz seltenen Film die etwas bewirken können, wenn nur genug Leute den Mut besitzen, sich auf diese zwei Stunden einzulassen.

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Bridget Jones, Schokolade zum Frühstück - Bridget Jones Diary

Darsteller: Renee Zellweger, Colin Firth, Hugh Grant, Gemma Jones, Embeth Davidtz, Jim Broadbent u.v.a.

Regie: Sharon Maguire; Drehbuch: Helen Fielding, Andrew Davies, Richard Curtis nach dem Roman von Fielding; Kamera: Stuart Dryburgh; Musik: Patrick Doyle, Supervisor Nick Angel; Filmschnitt: Martin Walsh

USA/UK / 2001 ; circa 97 Minuten

106 Kg; Alkoholeinheiten, 0 (da früher Morgen); Zigaretten beim schreiben der Besprechung, 7; Kalorien, 700 (weil hoher Zuckergehalt im Kaffee);

Der dämmliche deutsche Titel leidet sich schlichtweg vom dämmlichen deutschen Buchtitel ab, wo ein wahrscheinlich ebenso gefrusteter Lektor, wie Titelheldin Bridget Jones, in Einsamkeit und Trunkenheit witzig sein wollte und nebenbei den Roman gar nicht gelesen hatte. Diese ausufernde Tirade hat weniger mit dem Film zu tun, als mit dem befremden gegenüber überbezahlter Schwachköpfe die 'Bridget Jones' Tagebücher' viel zu verwirrend als Titel für die deutsche Leserschaft finden. Aber nur so nebenbei bemerkt, hat 'Schokolade zum Frühstück' nicht das geringste mit dem Film zu tun. Davon abgesehen, das auch in Deutschland die tragik-komische Figur der Heldin und eben der Film als solches mit einem vertraut, persönlichen "Bridget" gehandelt wird.

Es ist immer provozierend für Filmemacher, wenn man die Adaption dem Original des Roman gegenüber stellt. Es ist sogar wunderbar provozierend, weil sich der Drehbuchautor niemals wirklich zur Wehr setzen kann. Das bringt der Unterschied von Roman zu einer filmischen Erzähl-Struktur schon immer mit sich. Grundsätzlich. Jetzt kann man sich selbstgefällig zurück lehnen und behaupten 'Bridget Jones's Diary', oder halten wir uns an die Regel, "Bridget" ist die beste Adaption, die einem Roman jemals wiederfahren ist. Soetwas könnte einen Aufschrei der Empörung von Roman Liebhabern auslösen, als auch von überkritischen Cineasten. Fest steht, Helen Fielding hätte ihren Episodenroman gar nicht besser für die Leinwand adaptieren können. Struktur, Wortwitz und Gefühl sind ebenso erhalten geblieben, wie die selbstzerstörerische Eigengeiselung von "Bridget" als Sorgen und Speckfalten beladene Mittdreissigerin, ohne feste Beziehung.

Ein derartiges Unterfangen steht und fällt natürlich nicht nur mit der Inszenierung. Eine Romanfigur, die Millionen von Leserinnen ans mitfühlende Herz gewachsen ist, kann nicht einfach nur gespielt, sondern muß gelebt werden. Da löste die Wahl der Amerikanerin Renee Zellweger, die eine Britin spielen sollte ähnliche Reaktionen aus, wie die Entscheidung für die Britin Vivian Leigh als Südstaaten-Bürste Scarlett O'Hara. Nun wird Zellweger wahrscheinlich das selbe Schicksal ereilen. Für immer als "Bridget" verdammt, eine Identifikationsfigur für alle die sich ständig lächerlich machen und doch über den Dingen stehen, jedenfalls oberflächlich. Denn wie es im Inneren einer Frau aussieht, die mit Dutzenden von Vorsätzen durchs Leben geht, ohne wirklich was an ihrem leben zu ändern, das bringt Bridget Zellweger in jedem einzelnen Bild des Filmes dem Zuschauer nahe. Was die Romanfiur in fantastisch geschriebenen Wortwitz kleiden kann, muß die Schauspielerin in Mimik und Gestik ausdrücken. Oft ist es nur ein Augenaufschlag, oder ein Zucken mit dem Mundwinkel, aber eine Momenaufnahme Bridgets vermittelt mehr Gefühl, als manch andere Schauspielerin in einem ganzen Film zeigen kann. Mittlerweile sind schon 15 Kilo von den 10 Kilo extra für die Rolle angefutterten Pfunde wieder unten. Zellweger wird knochig, um Tanz- und Gesangstechnisch für Fosse's Musical-Adaption 'Chicago' gerüstet zu sein. Aber wie sie unserer Bridget Leben eingehaucht hat, wird sie so schnell nicht wiederholen können. Noch heute muß die Mehrzahl von Kritikern bei ihrem Anblick verschähmt zu Boden sehen, als man in ihrem Spielfilm-Debut 'Jerry Maguire' gegen die seltsam hässliche, gegen jedes Ideal verstossende Ding an Tom Cruise' Seite zu Felde zog, noch bevor eben jene den Film gesehen hatten.

Besonderen Spaß trieben Autorin und Produzenten auch mit der Besetzung von Colin Firth. Der Name für die Romanfigur Darcy kam lediglich von Fieldings Bewunderung für die BBC-Serie 'Stolz und Vorurteil'. Genüsslich zieht Fielding ihre Vergleiche zwischen dem Serien-Darcy und dem Schauspieler Colin Firth und lässt wiederrum ihre Heldin Bridget von beiden träumen. Was lag da eigentlich näher, als die Rolle des eigentlich geklauten Darcys nicht ebenfalls von Firth spielen zu lassen. Aber da kann Firth noch so sehr gegen jeden bekannten Typus des vermeintlichen Verehrers anspielen, neben Zellweger schrumpfen alle zu unbedeutenden Nebenfiguren. Was wiederrum durch den perfekten Schnitt und Rhytmus einigen Nebenfiguren grundsätzlich wiederfahren ist. Mit seiner Ideal-Länge von 92 Minuten, schrumpfen viele ansich wichtige Personen in "Bridgets" Leben zu Randerscheinungen. Was auf der einen Seite traurig erscheint, tut dem Film wiederrum sehr gut.

Was unweigerlich dazu führt, wie denn das Endprodukt geworden ist: Rasant witzig, mit ebenso gelungenen Slapstick ähnlichen einlagen, wie unterschwelligem Humor. Eine unaufhörliche Tour de Force für das Zwerchfell, in dem die Titelheldin, eben unsere "Bridget" von Minute zu Minute allen Arten von Peinlichkeiten ausgesetzt ist. Doch "Bridget" bleibt dabei unentwegt so unerhört charmant, das sich das ununterbrochene Amüsement als mitfühlende und verständnisvolle Heiterkeit entpuppt. Wenn auch 80 Prozent des Publikums aus Frauen bestehen wird, sollte man sich hüten "Bridget" als Frauen-Film zu bezeichnen. Weitaus witziger und wesentlich origineller als alles andere, das versucht den Zuschauer als Komödie zu überzeugen, stimmt bei den 'Tagebüchern der Bridget Jones' von den Schauspielern, über das Drehbuch, bis hin zum Timing einfach rundherum alles. Und letztendlich entdecken wir hier alle irgendwo etwas von uns selbst. So einfach ist das (im Gegensatz zu Bridgets Leben).

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Brokeback Mountain

Darsteller: Heath Ledger, Jake Gyllenhaal, Michelle Williams, Anne Hathaway, Randy Quaid u.a.

Regie: Ang Lee; Drehbuch: Larry McMurtry, Diana Ossana nach der Kurzgeschichte von Annie Proulx; Kamera: Rodrigo Prieto; Bildschnitt: Geraldine Peroni; Musik: Gustavo Santaolalla

USA / 2005 ; circa 134 Minuten


Es gibt Filme, ganz wenige, die treffen den Nerv der Zeit. Natürlich müsste man in diesem Zusammenhang erklären können, was der Nerv der Zeit tatsächlich ist. Beispiele belegen, dass solch plötzlich auftretende Erfolge wenig mit der tatsächlichen Qualität des jeweiligen Filmes zu tun haben. So schlagen auch derartige Filme plötzlich einen Weg ein, der sich gerne gegen jedweden aktuellen Trend richtet. Dennoch kann so noch lange kein Erfolg provoziert werden. ‚Brokeback Mountain’ hingegen ist einer dieser unerwarteter Erfolg und wird sogar gerne als Bahn brechend bezeichnet. Es scheint als hätte er den Nerv der Zeit getroffen.

Aber ist ‚Brokeback Mountain’ wirklich der Tabu-Brecher, zu dem er gerne stilisiert wird? Es ist eher anzunehmen, dass ein Blockbuster müdes Publikum plötzlich einen Vorwand gefunden hat, sich einer anderen Art von Film zu zu wenden. Von ‚Tiger & Dragon’ bis hin zu ‚Hulk’, war Ang Lee ein Regisseur, der sich dem Mainstream verschrieben hat, natürlich mit einer Spur der asiatischen Herangehensweise, aber immer noch allgemein publikumswirksam.

Ein Film, bei dem Dialoge knapp sind, der mehr Wert auf Bilder legt, der, wie alle Ang Lee Filme, viel zu lang geraten ist, der das Cowboy Image auf zwei Homos herabbricht, so ein Film startet mit sehr wenigen Kopien in nur auserwählten Städten. Homosexualität ist lange kein Thema mehr, das es kontrovers im Film zu diskutieren gilt. Der Western als Genreform ist weniger gefragt als je zuvor. Weder Jake Gyllenhaal, noch Heath Ledger gehören zu den angesagtesten Namen im Filmgeschäft. Keine guten Voraussetzungen, daher ist wirklich Vorsicht geboten. Bis die ersten Festivals den Film rühmen, ehren, auszeichnen. Im trostlosen Kinojahr 2005 wird da schon einmal gerne und sehr schnell ein Oscar-Favorit gekürt. Nicht vom Publikum und auch nicht von der Presse, aber vom Verleiher selbst.

Dies schreit förmlich nach einem künstlich erzeugten Erfolg. Aber das Publikum ignorierte jede Art werbetechnischer Hilfestellungen. Es entdeckte plötzlich den Film alleine. Selbst im gefürchteten Mittleren Westen, dem konservativsten, prüdesten Landstrichen in den USA, stieg der Ruf nach Kopien für die hiesigen Theater schwindelerregend schnell. Kleine Anschubhilfen waren selbstverständlich auch jene dummdreisten Gruppen, die lauthals gegen diesen Film zu Felde ziehen wollten. Der Erfolg des Filmes ist aber einer, der kaum zu erklären ist. Also kann es nur die absurde Mischung dessen sein, was im massentauglichen Kino im Moment verpönt war.

Heath Ledger ist der Lonesome Cowboy schlechthin, zurückhaltend und ruhig, herber Charme und liebenswerte Männlichkeit, wenn auch sein Mittelwest-Akzent oftmals zu gestellt wirkt. Jake Gyllenhaal hingegen ist der extrovertierte Texaner, der allerdings mit dem Alterungsprozess seines Charakters weniger klar zu kommen scheint. Nichtsdestotrotz sind beide ein intensives Paar, dem es an keiner Glaubwürdigkeit in ihrer Beziehung fehlt. Spricht alle Welt gerne vom „ersten schwulen Western“, inszenierte Ang Lee dennoch kein Homosexuellen-Drama. Es geht um Konventionen, um festgefahrene gesellschaftliche Schranken. Und es geht um Persönlichkeiten, Empfindlichkeiten und um das Leben selbst.

In einer Szene steht Ledger wie die Inkarnation des puren Cowboys vor dem mit Feuerwerk glühenden Nachthimmel. Es ist Unabhängigkeitstag, ein Tag der Familie, aber in diesem Moment, selbst im Beisein von Ehefrau und den zwei Kindern, ist er in diesem Leben allein. Es geht Ang Lee auch um Möglichkeiten, das eigene Leben zu gestalten. Und es wird mit vielen Bildern erzählt, für das heutige Publikum erschreckend lange Bilder. Rodrigo Prietos Bilder sind sichtbare Gefühle und erzählen auf ihre Weise von der Einzigartigkeit einer Beziehung die keine Chance erhalten darf. Und dafür nimmt sich der Film sehr viel Zeit.

Am Ende ist es kein Film mehr über zwei Individuen, sondern eine Abhandlung über Entscheidungen und versäumte Möglichkeiten. Aus der vordergründigen Geschichte von Homosexualität, wird ein allgemein gültiges Abbild über eine Gesellschaft die trotz aller vorgeschobener Liberalität weniger akzeptiert als sie vorgibt. Am gewichtigsten ist allerdings, dass sich hier Amerikaner und Wahl-Amerikaner mit sich selbst auseinander setzen. Kein verquerer Blick über die Landesgrenzen, keine exotischen Charakteren, keine brisant politischen Aufarbeitungen, nicht einmal der Anflug von moralischem Aufbegehren. Das intensiviert sich schließlich durch die Handlungsorte, welche man ohne Übertreibung als das Herz von Amerika bezeichnen kann.

Dies macht ‚Brokeback Mountain’ natürlich für den europäischen sehr schwierig. Doch so verwirrend es klingen mag, kann dies auch der Garant für einen durchschlagenden Erfolg hierzulande sein. Kein großer Film, außerhalb der Programm-Kinos, hat sich soviel Zeit genommen und dabei sowenig an Handlung zu bieten gehabt. Und nur sehr wenige Filme verstehen es so tief in die Seele zu blicken, ohne alles tot zu reden. Aus den Tiefen des amerikanischen Hinterlandes erzählt uns ein Film, der überall seine Gültigkeit haben könnte.

Da ist Gustavo Santaolallas bewegender Musikscore, die atemberaubend stilisierten Kamerabilder, zwei wunderbare Schauspieler und auf notwendige geschliffene Dialoge. Jeder Teil erzählt diese zu Herzen gehende Geschichte auf seine spezielle Weise. Doch sie behindern sich nicht, oder bewegen sich konträr und das könnte durchaus einen Nerv in dieser Zeit treffen. Kein leichter, aber auch kein anstrengender Film, aber mit äußerst anspruchsvollem Niveau. Wie auch immer man den Nerv der Zeit definieren möchte, dieser Film richtet sich gegen jedweden aktuellen Trend. Und das allein macht ihn schon sehenswert.

Bandit

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Brokedown Palace:

Darsteller: CLAIRE DANES, KATE BECKINSALE, BILL PULLMAN, JAQUELINE KIM; Drehbuch: DAVID ARATA; Musik: DAVID NEWMAN; Kamera: NEWTON THOMAS SIEGEL; Regie: JONATHAN KAPLAN; 100 Minuten

Handlung wird im zweiten Absatz besprochen!

Langsam scheint sich ein gesondertes Genre daraus zu entwickeln, unschuldige Amerikaner der harten Justiz in einem fremden, exotischen Land auszusetzen. Doch seit der brutalen und schonungslos wahren Geschichte von Billy Hayes in 'Midnight Express' konnte kein Film die Einsamkeit, den Wahnsinn und die psychische Gewalt wahrhaftig vermitteln, denen Menschen in solchen Situationen ausgesetzt sein müssen. Selbst die Star-Power von Richard Gere in 'Red Corner', oder Anne Heche und Vince Vaughn in 'Return to Paradise' versagten mit eingewobenen Unwahrscheinlichkeiten, die mehr Hollywood als Aufklärungsfilm vermitteln sollten. Vielleicht scheint es angebracht bestimmte Praktiken, Engstirnigkeiten und die Unmenschlichkeit bestimmter Länder nicht einfach nur aufzudecken, sondern auch bloß zu stellen. Aber um ein vielfaches mutiger gibt sich da zum Beispiel Tim Robbins mit 'Dead Man Walking', der erst einmal im eigenen Vorgarten nach Recht und Unrecht gräbt. Die Schwierigkeiten und die plakativen Vorwürfe, die durch solch einen Film entstehen können, scheinen Drehbuchautor David Arata und Regisseur Jonathan Kaplan durchaus bewußt gewesen zu sein.

Alice Marano (Danes) und Darlene Davis (Beckinsale) feiern ihren College-Abschluß nicht etwa mit einer Reise nach Hawaii, wie sie ihren Eltern vormachen, sondern verbringen eine Woche im viel aufregenderen Thailand. Außer aufsehenerregenden Besichtigungstouren, gesellt sich noch ein kleines sexuelles Erlebnis mit dem Australier Nick Parks (Daniel Lapaine) dazu. Im Taumel des perfekten Urlaubes, lädt Parks die beiden Frauen noch zu einem Kurztrip nach Hongkong ein, wo sie den Charmeur treffen sollten. Doch Darlene und Alice schaffen es gerade zum Flughafen und werden dort bei der Gepäckkontrolle wegen Drogenschmuggels festgenommen. Keine der Frauen kann sich erklären, wie sechs Kilo allerbesten Stoffes in ihre Tasche kam, zu allem Überfluß unterschreibt Darlene ihre in Thai übersetzte Aussage, welche allerdings etwas komplett anderes beinhaltet, als Darlene die Vorkommnisse geschildert hat. Da in Thailand der Drogengebrauch eher Gang und Gebe ist, geht das Gesetz mit Schmugglern umso härter um. Darlene und Alice werden zu 33 Jahren verurteilt.

Da das Drehbuch versucht nicht den erhobenen Zeigefinger auf die Justiz Thailands zu richten, konzentriert sich der Film in eindringlichen Bildern und Sequenzen auf die Psyche und den charakterlichen Auswirkungen dieser Situation der beiden jungen Frauen. Es ist fraglich, ob sich ein jüngeres Publikum an einem Thema dieser Art erwärmen kann. Mit Claire Danes und Kate Beckinsale wären allerdings die besten Voraussetzungen geschaffen. Die in ihren sonstigen Rollen so extrovertierte Beckinsale verkörpert eine wirklich gelungene, ergreifende Darlene Davis, die bisher unsicher und zurückhaltend durchs Leben ging. Wenn man glaubt sie schafft es ein wenig aus dem selbst errichteten Schneckenhaus auszubrechen, werfen die Ereignisse sie weit zurück und offenbaren eine sehr labile und anlehnungsbedürftige Frau. Ihre Verzweiflung spiegelt sich auch in fast kindlicher Unbeholfenheit aus und Regisseur Kaplan schaffte es wunderbar diese Zerbrechlichkeit dem Zuschauer mit treffenden Bildern zu vermitteln. Im krassen Gegensatz darf dieses mal Claire Danes die Laute und Schnoddrige des Duos geben. In ihrem oftmals undurchsichtigen Gehabe hält die Geschichte einige Überraschungen parat, die sehr viel im Unklaren lassen und einem mit hübschen Wendungen überfallen können. Es liegt an Danes Leistungen und Kaplans Gefühl für seine Schauspieler, das durch ihre zur Schau gestellten Härte immer wieder die Fassade zu bröckeln beginnt.

Leider gingen die Macher mit Bill Pullmans anfangs gegen den Strich gebürsteten Charakter des Anwaltes Hank Greene weniger gefühlvoll um. Offenkundig läßt er keinen Zweifel daran, das im an der Verteidigung der Frauen nur der finanzielle Aspekt interessiert. Was als genial, verschobener charakterlicher Schachzug beginnt, endet im Mainstream-Sumpf, das es immer wieder eine gute Seele gibt, die erst freigelegt werden muß.

Trotz der außerordentlichen Leistungen, welche von den Schauspielern getragen wird, kann Kaplan die Geschichte an sich nie richtig zusammen halten und inszeniert mehr episodenhaft, anstatt dem Fluß einer komplexen Geschichte zu folgen. Dabei stellt sich immer wieder der Gebrauch bekannter Pop-Stücke als emotionale Stützen in den Weg. Eingestreute Handlungsteile, die ein wenig Thriller-Atmosphäre erzeugen sollen, sind der Gruindgeschichte dabei nicht sehr dienlich. Von der Ausstattung des auf den Philippinen als Thailand Ersatz gedrehten Filmes, bis zu der wundervollen Kameraarbeit, kann man nur von 'überzeugend' sprechen, worin sich Dans und Beckinsale exzellent einfügen. Hätte sich nur die Geschichte intensivere Kontraste zu anderen gleichgesinnten Filmen gegönnt und der Regisseur einer sich mehr entwickelnden, einheitlichen Struktur bedacht, wäre ein wirklich packendes menschliches Drama entstanden, welches ohne weiteres auf Krimi-Elemente verzichten könnte. 'Brokedown Palace' ist ergreifendes und auch spannendes Kino, aber ihm fehlt der Zusammenhalt zur durchweg überzeugenden Geschichte im großen Stil.

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THE BROTHERS GRIMM

Darsteller: Heath Ledger, Matt Damon, Lena Headey, Jonathan Pryce, Peter Stormare und Monica Bellucci u.a.
Regie: Terry Gilliam; Drehbuch: Ehren Kruger; Kamera: Newton Thomas Siegel, 2. Kamera: Nicola Pecorini; Bildschnitt: Leslie Walker; Musik: Dario Marianelli
England 2005 / circa 118 Minuten

Wenn der Macher von JABBERWOCKY, oder TIME BANDITS dran geht die Geschichte und Geschichten der Gebrüder Grimm in Augenschein zu nehmen, dann sollten dem Cineasten die Augen tränen. Dem Cineasten und Freund des wohl außergewöhnlichsten Regisseurs jenseits von Hollywood tränen auch die Augen, er weint. Was sich wie ein Paradefeuerwerk der fantastischen Sinne ausnimmt, verpufft in einem Tischknaller von billigstem Zauber. Dabei taugt der Film nicht einmal zur niederen Unterhaltung für genügsame Kinder, zu oft prahlt die sonst unterbeschäftigte Leinwand mit brutalen Bildern. Erwachsenen hingegen dürstet derart nach den Bildexplosionen und verqueren Visionen des gewohnten Gilliam, das man letztendlich nur noch resignierend das Ende erwartet.

Die Brüder nennen sich hier Jake und Will, wobei Matt Damon seinem Filmbruder doch schon einmal ‚Jacob’ hinterher schreien darf. Die in der wahren Historie so gelehrigen Studenten, sind in Ehren Krugers sehr plattem Drehbuch zwei durchs Land ziehende Trickbetrüger, welche Legenden und Schauergeschichten nutzen, die Bevölkerung von eigen inszeniertem Spuk zu befreien. Jacob (Ledger) tut dabei das, was dem wirklichen Leben am nächsten kommt, er schreibt die besagten Legenden sorgsam in sein Buch. Auftritt Peter Stormare als italienischer Folterknecht Cavaldi im Dienste der französischen Armee. Der sonst so charismatische Schauspieler ist eine darstellerische Fehlleistung wie sie bei einem Regisseur dieser Güte nicht passieren darf. Stormare nervt, um es milde auszudrücken, er nervt vom ersten bis zum letzten Auftritt. Während dessen ist der Betrug der Gebrüder aufgeflogen und der französische General Delatomb (Pryce) will Gnade vor Recht ergehen lassen, sollten Jake und Will den Hokuspokus um ein paar verschwundene Kinder in dem Örtchen Marbaden aufdecken. Der Ortswechsel von der rauen Wirklichkeit in den künstlich geschaffenen Wald bei Marbaden ist alles andere als magisch.

Der erste, entscheidende Fehler bei den GEBRÜDERN GRIMM ist die Nutzung der bekannten Namen ohne die Personen in ihren wahren Bezug zu setzen, was genau den Erfolg bei zum Beispiel SHAKESPEARE IN LOVE ausmachte. Daraus würden sich vielfach spannendere Aspekte und interessantere Variationen ergeben. Aber Terry Gilliam ging einen anderen Weg in den tiefen Wald und wurde vom Wolf verschlungen. Der zweite große Fehler im Drehbuch und damit bei der Umsetzung für den Regisseur, ist das vollkommene außer Acht lassen der Zusammenhänge von Märchen und ihrer Geschichten. So erscheint uns schon das Rotkäppchen, allerdings ohne die bewährte Großmutter und der eigentlichen Geschichte mit dem Wolf. Oder auch der Spiegel, Spiegel an der Wand, doch von einer die tausend mal schöner ist, bekommt der Zuschauer nichts zu sehen.

Der Zitatenschatz ist wahrlich reich, aber Rapunzels Zopf allein ist nicht ausreichend für eine geglückte Verkettung zweier unterschiedlicher Realitätsebenen. Auch hier hätte ein Blick nach Hollywood gut getan, nämlich Richtung SHREK. Das Terry Gilliam keine Hollywood Filme machen möchte, steht außer Frage. Scheinbar aus dieser Intention heraus, ist Gilliam dem am nächsten gekommen was er stets versucht hat zu umgehen. Die GEBRÜDER GRIMM sind zu einer flachen, aber überfrachteten Adaption geworden, die massenverträglich gestaltet ist und niemanden wehtun sollte. Außer den braven Kindern, die in den Wald gelockt werden und vor Grausamkeiten die Augen von den Eltern zugehalten bekommen. Aber man wiederholt sich, doch sollte Enttäuschung erlaubt sein, wenn zum Beispiel der Zauberwald aussieht wie nichts anderes als eine viel zu klein geratene Bühnendekoration. Es ist eben eine viel zu kleine Bühnendekoration.

Terry Gilliam ist keiner jener, die mit viel Geld um sich schmeißen dürfen, das versteht sich. Das er aber einer der streitbarsten Regisseure im Geschäft ist, bleibt unumstritten. Hat am Ende doch die Angst gesiegt, oder er sich erneut soweit verzettelt das Harvey Weinstein selbst den Brotkrumen folgen musste, um das Möglichste zu retten? Nach dem Desaster von BARON MÜNCHHAUSEN, wo Schuldzuweisungen nur noch Schuldzuweisungen folgten, wollte Gilliam seine nächste Produktion komplett vom den Entwürfen bis zum Endschnitt von einer Kamera dokumentieren lassen. Heraus gekommen ist der ungeschönte Blick auf Gilliams Visionen und daraus resultierenden Problemen. Bis dato war HAMSTERFAKTOR über den Dreh von TWELVE MONKEYS eine Perle über die Endstehung eines Filmes. Übertroffen wird er letztlich von LOST IN LA MANCHA, Hauptrolle Terry Gilliam und wie die Produktion von THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE erst zum Stillstand kam und schließlich abgebrochen wurde.

Wie der Auftritt Peter Stormares verdeutlicht, oder auch das als humorvoll angedachte Blutwurst essen, wurden beim Wolf allen guten Ansätze gegen Wackersteine ausgetauscht und dieser dann in den tiefen Brunnen gestürzt. GEBRÜDER GRIMM hätte ein fantastischer Märchenfilm für jüngere Zuschauer werden können. Genauso gut aber wäre eine abstrakte Abhandlung von dessen möglich gewesen, was den Älteren unter uns widerfahren ist, als man versuchte uns mit märchenhaften Themen auf den rechten Weg zu führen. Der Werdegang des geschätzten Visionären Gilliam verdeutlicht, das seine Wege allemal steinig sind. Es wird wohl einige Zeit dauern, vielleicht bis wieder ein Film darüber gemacht wird, der uns verstehen lässt, wer da aus welchem Tellerchen gegessen und wer in welchem Bettchen geschlafen hat. GEBRÜDER GRIMM ist weder Fisch noch Fleisch, auch wenn er sich im Spiegel als einer der Schönsten verkauft, hinter den sieben Hollywood-Hügeln gibt es tausendmal Schönere.

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Bruce Allmächtig - Bruce Almighty

Darsteller: Jim Carrey, Morgan Freeman, Jennifer Aniston, Philip Baker Hall, Catherine Bell, Lisa Ann Walter u.a.

Regie: Tom Shadyac; Drehbuch: Steven Koren, Mark O'Keefe, Steve Oedekerk; Kamera: Dean Semler; Bildschnitt: Scott Hill; Original Musik: John Debney

USA / 2003 ; circa 101 Minuten

Diese dritte Zusammenarbeit von Regisseur Tom Shadyac und der Grimasse von Jim Carrey ist sogar noch enttäuschender als es sich die erklärten Gegner des begehrten Blödlers wünschen könnten. Mit einer eigentlich originellen und im Grunde romantischen Idee verkaspern sich der Mann vor und der Mann hinter der Kamera jeden Bezug zum Publikum.

Frank Capra hätte so einen Film machen können, vielleicht mit Joel McCrae, oder einem jungen Gary Cooper. Lasse Hallström wäre heute ein guter Kandidat, da würde sich sogar Johnny Depp wieder einmal gut machen. Aber Tom Shadyac der einen aufstrebenden Fernsehmoderator die Urlaubsvertretung für Gott spielen lässt hat schon mal grundsätzlich mit so einem Thema seine Schwierigkeiten, und gesellt sich auch noch Carrey dazu, dann kann nicht einmal Morgan Freeman die Sache ausbügeln. Auch Jennifer Aniston kann niedlich aussehen wie immer, es hilft einfach nichts. Eine wunderbare Idee verliert sich in dämlichen Slapstick und unerträglichen Grimassen.

Vielleicht ist der Vergleich mit Capra auch zu hoch gegriffen, aber Jim Carrey kann so etwas eigentlich, schließlich hat er in dem gefloppten 'Majestic' doch überzeugt. Und man zweifelt ob Peter Weir einen besseren für die 'Truman Show' gefunden hätte. Ausgerechnet in 'Bruce Almighty' muss der Grinch zu seinen unlustigen Wurzeln zurückkehren und die so herrlich altmodisch moralisierende Geschichte zur Farce machen. Als Regisseur macht Shadyac den Eindruck er hätte sich nicht gegen die übermächtige Präsenz des Clowns wehren können.

Einziger Lichtblick sind die im Hintergrund angespielten Nachrichten, welche die Auswirkungen des Unfuges des Ersatz-Allmächtigen dokumentieren. Ansonsten tote Hose, wenig gestreute Witze und immer wieder dieses Gummi-Gesicht, das einfach nicht mehr lustig ist. Schade um die Zeit und das Geld.

 


 

Burn after Reading
 

mit Frances McDormand, John Malkovich, George Clooney, Tilda Swinton, Brad Pitt, Richard Jenkins, JK Simmons u.a.
Regie und Drehbuch: Joel Coen, Ethan Coen
Kamera: Emmanuel  Lubezki
Bildschnitt: Roderick Jaynes (aka Coen Brüder)
Musik: Carter Burwell
circa 95 Minuten
USA 2008


Nicht einmal ein Jahr nach ihrem fulminanten ‚No Country For Old Men‘ schlagen die etwas anderen Brüder dem Zuschauer erneut sämtliche Kino-Konventionen um die Ohren. Für die Kritiker erfolgte der Filmstart verdächtig verfrüht. Dem Fan war das nicht sehr geheuer. Die Coen-Brüder mussten sich den Vorwurf gefallen lassen, so schnell wie möglich mit einem neuen Film nachzuziehen. Nachdem ‚No Country‘ auch die Zuschauerschichten jenseits der Hardcore-Cineasten und Programmkino-Fanatiker erreicht hatte. Und dann das Zweigespann Clooney / Pitt. Oder Clooney / Swinton, die in ‚Michael Clayton‘ zusammen zu begeistern verstanden.
 
Lasset, die ihr ins Kino geht, lasst alle Hoffnung fahren. Verkauft sich der Film selbst als durchwachsene Komödie mit Slapstick-Einlagen, entpuppt er sich in Wahrheit als erstklassiger Thriller.

Es beginnt mit der Entlassung des CIA Analysten Osborne Cox, der seinen Job verliert und daraufhin seine Memoiren schreiben möchte. Aber eigentlich beginnt der Film mit Linda Litzke, die ihre Versicherung quält, damit diese Lindas gewünschte kosmetische Operationen bezahlt. Vielleicht beginnt der Film aber auch erst so richtig mit Chad Feldheimer, der im Fitnesscenter eine CD mit Daten finden, die nach richtig geheimem Scheißzeug aussehen (Zitat). Wichtig ist jede einzelne Figur und jedem ist es in den Charakter gelegt das Puzzle um ein paar Stücke zu vergrößern, bevor sich im Endspurt alles zu einem atemberaubenden Finale zusammen setzt.

Was die Brüder schon immer auszeichnete, haben sie hier in Vollendung von der Feder gelassen. Und die phänomenalen Darsteller machen daraus erstklassiges Ensemble-Kino, das in seiner skurrilen Art nicht überraschender sein könnte. Es sind Figuren, wo keiner der anderen auch nur im Ansatz ähnelt. Wahre Charaktere die trotz aller humorigen Einlagen und mancher Überzeichnung einfach greifbar real bleiben, so absurd ihre Launen auch erscheinen mögen. Und genau in dieses Kostüm von aberwitzigen Dialogen, genialer Schauspielkunst und exakter szenischer Abfolge, steckt ein Thriller wie er äußerst selten zu sehen ist.

Wer mit wem? Und wieso? Langsam baut sich ein sich selbst einreißendes Gerüst auf. Scheinbar wahllos einfließende Informationen verdichten sich langsam zu einer Paranoia, an dem der Zuschauer seine wahre Freude hat. Nach und nach zerbricht das Vertrauen zu den überdrehten, aber liebgewonnenen Charakteren, und doch kann man sich nie sicher sein, was die Geschichte letztlich für Überraschungen noch bereit hält. Und wenn die ‚Oceans‘-Haudegen Clooney und Pitt aufeinander treffen, ist das ein echter Knaller. Mein Wort darauf.

Optisch sind Emmanuel Lubezkis Bilder weit entfernt von den sonst in die Handlung einfließenden Spielereien der Coen-Brüder. Aber man gewinnt sehr schnell den Eindruck, dass sie dieses Mal bewusst auf Roger Deakins verzichtet haben, um genau diesen Effekt zu erzielen. Das filmische Gesamtkonzept verschiebt sich im Laufe der Handlung von der Entwicklung der immer überspitzter agierenden Personen, hin zu den sich immer mehr verdichtenden Thriller-Elementen. In einem regelrecht schockierenden Finale löst sich am Ende auf, was keiner vorhersehen konnte. Niemanden ist mehr zu trauen, keiner hält am Ende das, was seine Vorgeschichte versprochen hat. Und das ist trotz aller Komik, Spannungsschule aller ersten Güte.

Und das nicht einmal ein Jahr nach dem großen Gewinner ‚No Country for Old Men‘. In seiner nur scheinbar bescheideneren Art wird sich ‚Burn After Reading‘ nicht so überzeugend präsentieren können. Doch wer immer sich auf diesen Film einlässt, wird den zweifellos Besseren erleben.