Die deutsche Schlagzeile heißt ‚Bester Freund, Held, Retter‘. Abgeleitet aus dem amerikanischen ‚Best Friend, Hero, Marine‘. Man kann sich also vorstellen, wo die Spur hinführen wird. Aber ein bisschen Pathos kann eigentlich nicht schaden, sind sie doch die unbesungenen Helden vieler Kriege. Die militärischen Arbeitshunde. Viele Rassen wurden schon je nach Anforderung bei diversen Armeen eingesetzt. Spürhunde für Waffen oder Explosivstoffe, Kampfhunde, oder einfach nur Maskottchen der Einheit. In der U.S. Armee ist seit geraumer Zeit der Belgische Melinois der bevorzugte Arbeitshund, eine sehr aggressive Rasse, die einen starken aber auch einfühlsamen Hundeführer voraussetzt. Und davon handelt MAX, ein Belgischer Melinois, der in seinem Herrchen Kyle Wincott wirklich einen besten Freund gefunden hat. Der Film ist den 26 Hunden und 25 Soldaten gewidmet, die seit 2003 im Dienst ihr Leben lassen mussten.
Kyle und Max vollziehen in Afghanistan routiniert ihren Dienst. Doch bei einem Hinterhalt kommt Kyle ums Leben. Schwer traumatisiert von Gefechtslärm und dem Tod des Freundes, wird MAX zurück nach Amerika gebracht. Die Familie Wincott wird darüber informiert, das Max durch sein Trauma so weit gestört ist, dass er nicht mehr vermittelbar ist. Und sollte sich die Familie gegen eine Adoption entscheiden, muss Max eingeschläfert werden. Mutter Pamela ist darüber entsetzt, und will den sonst vielfachen Retter ihres nun toten Sohnes natürlich behalten. Vater Ray ist davon überhaupt nicht begeistert. Und weil Max beim pubertierenden Sohnemann Justin sehr entspannt wirkt, muss dieser sich um den Hund kümmern. Nur das Justin alles andere als Lust darauf hat, sich um einen gestörten Hund zu kümmern. Mit Hilfe von Carmen, der Cousine seines besten Freundes, die einiges von Hunden versteht, findet Justin langsam Zugang zu Max. Dann kehrt Kyles bester Kumpel Tyler aus Afghanistan zurück, und behauptet gegenüber dem Vater, das Max seinen Führer Kyle verraten hat, und in den Hinterhalt geführt hätte.
Es ist grundsätzlich eine gute Idee, dieses absolut unterbehandelte Thema einmal für das Kino aufzuarbeiten. Schließlich leisten diese Tiere, wenn auch unbewusst, sehr große Dienste, und sind oftmals entscheidende Faktoren bei Gefechtsverläufen. Und Boaz Yakin, der mit Sheldon Lettich auch das Drehbuch geschrieben hat, inszeniert das auch sehr eindringlich. Der Inszenierung gelingt es sehr gut, die Beziehung zwischen Hund und Halter zu vermitteln. Auch wenn Max allein auf sich gestellt wird, sich erst langsam an andere Menschen gewöhnen muss, wird daraus nicht die übliche Nummer der Tränendrüsen. Das sich dabei unweigerlich der gewöhnliche Pathos der amerikanischen Flagge einschleicht, kann man durchaus verschmerzen. Mit den Darstellern, und Carlos als Max, gelingt eine wirklich überzeugende Geschichte. Lediglich Lauren Graham ist weit unter ihren Möglichkeiten besetzt.
Doch dann zerbricht die Geschichte. Boaz Yakin hatte eine sehr interessante, und vor allem spannende Grundprämisse. Aber damit allein, konnte der Regisseur scheinbar nicht viel anfangen. Langsam schiebt sich eine Gangstergeschichte über die eigentliche Handlung, welche letztendlich vollkommen die Führung übernimmt. Absolut schleierhaft, warum Yakin unbedingt noch einen Bösen in die Geschichte bringen musste. Aus der überzeugenden Geschichte über einen traumatisierten Hund, wird eine überzogene Farce um Waffenhandel und Gangsterbanden. Die einhergehenden Action-Sequenzen sind dabei wenig überzeugend inszeniert, und dienen offensichtlich dem Selbstzweck. Viel weniger, wäre auch in diesem Fall viel mehr gewesen. Hatte Yakin kein Vertrauen in seinen Stoff, oder war er am Ende damit überfordert? Das lässt sich schwer sagen. Aber es lässt sich leicht sagen, dass dieser Film überhaupt nicht das ist, was er hätte sein können. MAX ist eine große, verpasste Chance. Und am Ende ein eher fragwürdiges Denkmal für die erwähnten 26 gefallenen Kriegshunde.
Darsteller: Josh Wiggins, Carlos, Thomas Haden Church, Luke Kleintank, Lauren Graham, Robbie Amell, Mia Xitlali u.a.
Regie: Boaz Yakin
Drehbuch: Boaz Yakin, Sheldon Lettich
Kamera: Stefan Czapsky
Bildschnitt: Bill Pankow
Musik: Trevor Rabin
Produktionsdesign: Kalina Ivanov
USA / 2015
111 Minuten