SHE’S FUNNY THAT WAY
– Bundesstart 20.08.2015
Isabella Patterson ist eine junge, aufstrebende Schauspielerin, die am Broadway einen fantastischen Einstand feiern konnte, und es ohne Mühe nach Hollywood schaffte. Isabella ist eine Frohnatur, die an Glück und Schicksal glaubt, die in allem nur das Gute sieht, und vormals eine Nutte war. Ihr gegenüber sitzt die interviewende Judy, eine sarkastische, durch das Film-Business verbitterte Zynikerin. Wenn Isabella ihre Geschichte fertig erzählt hat, werden sich beider Wege trennen. Und keine der Frauen, wird die Einstellung der anderen verstehen können. Aber eine von ihnen wird weiterhin fröhlich und den Tag nutzend, einer strahlende Zukunft entgegen gehen. Das ist ganz das Ding von Peter Bogdanovich. Der Filmautor hat nie verheimlicht, dass das Medium Film ihn beherrscht. Und er hat nie Zweifel daran gelassen, dass es ihm eine Herzensangelegenheit ist. Sein letzter Kinofilm THE CAT’S MEOW liegt 13 Jahre zurück, wo er den ungeklärten Tod von Marion Davies, und den Zusammenhang mit dem ganzen Hollywood-Zirkus beleuchtete.
Regisseur Arnold Albertson kommt nach New York um ein Stück zu inszenieren. Mit etwas Abstand von heimischen Gefilden, glaubt er sich mit einem Escort-Service gut beraten, der die Last des Familienlebens etwas mildern könnte. An der Hotelzimmertür steht Isabella, eine Frau, die Schauspielerin werden will, und diese Zeit mit käuflichem Sex überbrückt. Soweit wäre alles in Ordnung, wäre da nicht Arnolds Hauptdarsteller Seth Gilbert, der ein besonderes Auge auf den Regisseur hat. Zudem reist unangekündigt Arnolds Frau Delta verfrüht an. Aber Arnold hat die Sache im Griff, ganz der Profi. Soweit, bis beim Casting unerwartet Isabella vorspricht, die sofort jeden in der Produktion überzeugt. Nur Arnold versucht mit albernen Argumenten, Isabellas Besetzung zu verhindern, weil er ihre Ausstrahlung auf ihn sehr gut einschätzen kann. Doch dadurch wird sein Umfeld nur noch viel argwöhnischer.
Eine Besetzung wie diese, muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Es ist wie bei einem Woody Allen Film, wo nicht nach einem Drehbuch gefragt, sondern nur auf die Anfrage gewartet wird. Peter Bogdanovich geht ein ähnlicher Ruf voraus. Man erinnere sich nicht nur an LAST PICTURE SHOW, oder der 19 Jahre später folgenden Fortsetzung TEXASVILLE, oder PAPER MOON und MASK. Peter Bogdanovich war einmal so etwas wie das gute Gewissen des Hollywood-Mainstream. Einer, der das Filme machen verstand und das Publikum würdigte. Das man sich bei BROADWAY THERAPY dann dieser unzusammenhängenden, zudem sehr altbackenen Nummernrevue aussetzen muss, wird im Verlauf des Filmes immer unverständlicher.
Zuerst einmal sind die Darsteller hervorragend gewählt. Sie liefern, was man von ihnen erwarten kann. Ihre Figuren hingegen, sind schon einmal eine andere Sache. Sehr witzig ist Jennifer Anistons Charakter der Psychotherapeutin Jane. Aber sie bringt dabei nicht einen Funken von Realismus ein. Sie ist einfach überdreht, und scheint dabei der Absicht des Regisseurs zu folgen. Bogdanovich hat mit Louise Stratten alles in den Film gepackt, was man an Komödien-Variationen kennt. Außer verrucht. Und genau das fehlt dem Film. Nicht das er die Apatow-Schmiede kopieren sollte. Aber BROADWAY THERAPY ist insgesamt viel zu brav für seine Thematik von Promiskuität und käuflichem Sex. Dafür rutscht er ab und an in Klamauk ab, der den übertriebensten Screwball-Komödien zur Ehre gereicht. Wie die Detektive Judge und Fleet, wo unsinnig aufgeklebte Bärte getragen werden, und nicht nachvollziehbar Wassergläser über die Tischkante rutschen.
Der ständige Wechsel von hintersinnigem Wortwitz, Situationskomik, Verwechslungskomödie, Screwball, und ein bisschen Drama, tut dem Verlauf des Films nicht gut. Dafür hätte alles viel schneller hintereinander kommen müssen, was den Film zu einer echten Kracher gemacht hätte. So gibt es ab und an ein paar Lacher, die man später mehr und mehr in Frage zu stellen beginnt, weil die Motivationen immer undurchsichtiger werden. Und mit einem Blick auf die erstklassigen Darsteller, beginnt man zu realisieren, dass da viel mehr möglich gewesen wäre. Von beiden Seiten der Kamera. BROADWAY THERAPY will ganz offensichtlich Hommage an die Screwballs vergangener Tage sein. Das gelingt soweit, dass man die Absicht vollständig erfasst, der Film aber dennoch wesentlich konsequenter sein müsste.
Darsteller: Imogen Poots, Owen Wilson, Rhys Ifans, Illeana Douglas, Will Forte, Jennifer Aniston, Kathryn Hahn u.a.
Regie: Peter Bogdanovich
Drehbuch: Peter Bogdanovich, Louise Stratten
Kamera: Yaron Orbach
Bildschnitt: Nick Moore, Pax Wassermann
Musik: Ed Shearmur
Produktionsdesign: Jane Musky
USA – Deutschland / 2015
93 Minuten