ALOHA – Bundesstart 06.08.2015
Nach dem Hacker-Angriff auf das Sony-Studio, gab es einige unschöne Überraschungen die veröffentlicht wurden. Eine davon war eine Email von Studioboss Amy Pascal, die sich regelrecht vor Cameron Crowes ALOHA fürchtete. Sie plädierte dafür, dass sich Produzent Scott Rudin mehr einmischen, am besten das komplette Drehbuch umschreiben sollte. Doch als ALOHA das Licht der Projektoren erblickte, erwarteten den Film ganz andere Probleme. Die auf Hawaii angesiedelte Geschichte hatte kaum polynesische Darsteller. Selbst eine der Hauptfiguren, die im Film ständig vorgibt, zu einem Viertel Hawaiianerin zu sein, wird von Emma Stone verkörpert. Und deren Wurzeln erstrecken sich über halb Europa, aber nicht ein bisschen ins polynesische Dreieck. Das erste Mal in seiner eigentlich gut funktionierenden Karriere, musste sich Macher Crowe öffentlich für eine „Fehlbesetzung“ entschuldigen. Das ist natürlich Kassengift.
Nach Jahren kommt Verhandlungsführer Brian Gilcrest zurück nach Hawaii, um für das Militär und einem privaten Investor Ländereien von den Einheimischen zu erwerben. Hier trifft er auf seine ehemalige Liebe Tracy, die er dreizehn Jahre zuvor sitzen ließ. Und mit Kontakt-Offizier Allison Ng, tut sich eine zweite emotionale Front auf. Die schneidige Soldatin hält nämlich nicht hinter dem Berg, dass sie sich mit Brian mehr vorstellen könnte, als nur eine geschäftliche Beziehung. Und dann sitzt ihm noch das Militär im Nacken, die seine berufliche Zukunft in Frage stellen, sollte er die Verhandlungen mit den Einheimischen nicht erfolgreich beenden.
Man muss Cameron eines lassen, er kann Figuren inszenieren. Es ist stets sehr auffällig, dass er ihnen absolut freien Raum lässt, und sie nur ab und an in die richtige Richtung stupst. Das hat bei seinem Erstling TEEN LOVER angefangen, sich über SINGLES, bis zu JERRY MAGUIRE bewährt, und selbst bei dem thematisch verfehlten WIR KAUFEN EIN ZOO gehalten. In ALOHA ist es vor allem die vor Energie sprühende Allison Ng, die von Emma Stone mit einem atemberaubenden, sehr einnehmenden Charme verkörpert wird. Auch wenn selbst Frontmann Bradley Cooper gegen Stone, nur verlieren kann, gibt es in ALOHA nur glaubwürdige, reale Figuren, denen man sehr gerne zusieht. Das Drehbuchschreiber Crowe sehr geschickt hawaiianische Mythen und Legenden zu einem Leitfaden der Geschichte macht, wertet die Handlung zusätzlich auf. Hawaii ist für Crowe nicht einfach nur gefälliger Handlungsort, sondern das Rückgrat der Handlung. Immer wieder stellt Brian Gilcrest durch seine eigenen Erfahrungen die Folklore in Frage, um dann ausgerechnet durch diese seinen Weg zu sich selbst zu finden.
Man könnte ALOHA durchaus als gelungenen Film sehen. Er ist technisch einwandfrei umgesetzt. Gute Kameraführung, stimmige Musikauswahl, und hervorragende Darsteller, kein aufdringliches Set-Design, dafür exzellentes Timing im Schnitt. Aber letztendlich ist es nicht die angebliche Fehlbesetzung Emma Stone, sondern es sind die Befürchtungen von Sony-Chefin Pascal, welche sich bewahrheiten. Es ist die Geschichte selbst, die dem Film ein Bein stellt. Er will Drama und Komödie zugleich sein, was durchaus funktionieren kann, oder bei Crowe auch schon funktioniert hat. Aber dann kommt noch eine aberwitzige Geschichte von Spionage hinzu, mit welcher der Regisseur Thriller-Charakter erzeugen will, der Zuschauer aber nicht braucht, und auch nicht möchte. Hinzu kommt eine altbackene Loyalitätsfrage, die keine Spannung aufbaut, sondern den Zuschauer nur hoffen lässt, dass sich die voraussehbare Auflösung endlich einstellt. Wenigstens bekommt man mit ALOHA erstklassiges Darsteller-Kino. Die Handlung ist eine andere Sache.
Darsteller: Bradley Cooper, Emma Stone, Bill Murray, Rachel McAdams, John Krasinski, Danny McBride, Alec Baldwin u.a.
Regie & Drehbuch: Cameron Crowe
Kamera: Eric Gautier
Bildschnitt: Joe Hutshing
Musik: Jónsi & Alex
Produktionsdesign: Clay A. Griffith
USA / 2015
105 Minuten