THE WATER DIVINER – Bundesstart 07.05.2015
Für sein Spielfilm-Debüt hat sich Russell Crowe einiges vorgenommen. Es ist immer eine verzwickte Geschichte wenn sich Schauspieler selbst inszenieren. Hatte Kevin Costner mit DANCES WITH WOLVES noch alles richtig gemacht, geriet sein Nachfolger POSTMAN zu einem überfrachteten Desaster. Tom Hanks scheiterte nach einem grandiosen THAT THING YOU DO bei LARRY CROWNE mit der Zuversicht auf seinen guten Namen, ohne die Geschichte im Auge zu behalten. Jetzt wagte sich Russell Crowe in den Regiestuhl. Michael Mann, Ridley Scott, Ron Howard, und so weiter, das sind natürlich Regisseure, von denen Crowe während der gemeinsamen Arbeit ordentlich lernen konnte. Seine künstlerische Ausrichtung für VERSPRECHEN EINES LEBENS ging aber dann doch in eine andere Richtung, wo sich Russell Crowe eindeutig bei David Lean oder Richard Attenborough anlehnt. Zum Teil gelingt es im auch sehr eindrucksvoll, aber grundsätzlich hat er sich mit dem Drehbuch von Andrew Knight und Andrew Anastasios zu viel aufgebürdet.
Joshua Connor ist australischer Farmer, dessen Frau ganz offensichtlich unter starken Depressionen leidet. Crowes Film beginnt wie ein kleines Mysterium, wo einzelne Szenen zuerst in einem unklaren Zusammenhang stehen. Erst später erfährt der Zuschauer, dass die drei gemeinsamen Söhne in der Schlacht von Gallipoli in der Türkei gefallen sind, aber nie überführt wurden. Wasser kannst du im Wüstenboden finden, aber nicht deine Söhne, wirft sie ihm schließlich vor, bevor sie sich das Leben nimmt. Connor ist bewusst, dass er seinen Seelenfrieden nur finden wird, wenn die Söhne neben ihrer Mutter begraben liegen. Mit Andrew Lesnie an der Seite, konnte Russell Crowe eigentlich nur gewinnen. Der Kameramann verstarb viel zu früh im April 2015, und DAS VERSPRECHEN EINES LEBENS war seine letzter Film. Grandiose Bilder hat er für diesen Film geschaffen. Ruhige, oftmals epische Einstellungen, mit kräftigen Farben, wo im heutigen Kino doch gerne mit Entsättigung gespielt wird. Aber Lesnie war sich auch nicht zu schade, die Kamera vom Stativ zu nehmen. Allerdings immer nur kurz, und um bestimmte Momente zu unterstreichen. Mit Andrew Lesnies Arbeit kommt DAS VERSPRECHEN EINES LEBENS den großen Vorbildern von LAWRENCE VON ARBIEN bis GANDHI am nächsten.
In der Türkei angekommen, verweigert das britische Kriegsministerium zuerst den Zutritt auf die Halbinsel Gallipoli. Dort ist eine Einheit unter Führung von Lt.Col. Hughes dabei, die Gefallenen ausfindig zu machen und zu identifizieren. Unterstützt werden sie vom türkischen Major Hasan, der bei der Schlacht dabei war und wertvolle Hinweise über deren Verlauf machen kann. Es ist ausgerechnet der ehemalige Feind Hasan, der zu einem Verbündeten von Connor wird, und diesem die ganze Wahrheit erfahren lässt. Ist der Film erst einmal auf dem ihm eigentlichen Weg, zerfällt die Inszenierung etwas ins Unstete. Das ist allerdings auch dem Umstand geschuldet, dass das Drehbuch einfach so viel mehr sein möchte. Alle Arten von Drama haben Knight und Anastasios hinein gepackt. Krieg, Liebe, Geschichte, Kulturrevolution.
Zweifellos ist die interessanteste Figur Major Hasan, der sehr eindringlich von Yilmaz Erdogan verkörpert wird. Wie er als geschlagener Soldat sich den fremden Truppen unterstellt, ohne auch nur einen Funken Würde zu verlieren, das hat Crowe bis zur Gänsehaut zu inszenieren verstanden. Das man allerdings die Ukrainerin Olga Kurylenko als Türkin Ayshe besetzt hat, mag ganz und gar nicht zu dem Film passen. Vielleicht hätte man sich an Ayelet Zurer erinnern sollen. Die Israelin hätte wenigstens einen glaubwürdigeren, orientalischen Einschlag mit eingebracht. Überhaupt ist die Beziehung von Crowes Connor und Kurylenkos Ayshe zu konstruiert und trägt den ständigen Beigeschmack von aufgesetzt. Eine Nebenhandlung, die nicht notwendig gewesen wäre, und Connors eigentliche Motivation zudem zu verwässern beginnt.
Das Buch hätte sich vielleicht etwas konzentrierter um die geschichtlichen Hintergründe bemühen können. Denn für die immer nur angedeuteten Konflikte, gibt es immer nur spärlich erklärende Informationen. Niemand möchte eine trockene Geschichtsstunde im Kino, doch der Film tut sich sehr schwer damit zu vermitteln, was eigentlich in dieser Zeit wirklich in der Türkei passierte. Ist die Halbinsel Gallipoli noch ein bekannter Ort aus dem allgemeinen Halbwissen, über die politischen Zusammenhänge erfährt der Zuschauer allerdings sehr wenig. Plötzlich marodierende Griechen, die mordend durchs Land streifen, geben vielleicht ein gutes Feindbild, aber erklären eigentlich nichts. Vielleicht wäre die Handlung sogar noch um einiges spannender geworden, hätte man mehr über die Hintergründe der ausgefochtenen und bevorstehenden Konflikte einfließen lassen. Hier hätte man auch durchaus einmal in Richtung LAWRENCE VON ARABIEN schielen können.
Russell Crowe hat nicht das fulminante Regie-Debüt hingelegt, wie es einige seiner Kollegen vorher gelungen war. Aber Crowe hat einen sehr soliden Streifen kreiert, auf den er durchaus stolz sein kann. Es gibt einige vertane Chancen in DAS VERSPRECHEN EINES LEBENS, doch das macht ihn nicht gleich zu einem schlechten Film. Die Leistungen in den technischen und kreativen Branchen sind bemerkenswert, wenn man Andrew Lesnies Leistungen dabei besonders hervor heben darf. Es ist ein Melodram, welches seinen Ansprüchen durchaus gerecht wird. Und gewisse Abstriche muss man eben in Kauf nehmen. Langweilig ist die Geschichte keineswegs, und zeigt genügend geschichtliche Facetten auf, die zwar nicht im Zusammenhang erklärt werden, aber sehr viel Interesse wecken. Und mit seinen hervorragenden Darstellern, ist das im Gesamten schon viel mehr, als so manch anderer Film zu erreichen versteht.
Darsteller: Russell Crowe, Olga Kurylenko, Yilmaz Erdogan, Cem Yilmaz, Jai Courtney, Dylan Georgiades u.a.
Regie: Russell Crowe
Drehbuch: Andrew Knight, Andrew Anastasios
Kamera: Andrew Lesnie
Bildschnitt: Matt Villa
Musik: David Hirschfeld
Produktionsdesign: Chris Kennedy
Australien – Türkei – USA / 2014
111 Minuten