50 SHADES OF GREY

FIFTY SHADES OF GREY – Bundesstart 19.02.2015

Fifty-Shades-Of-Grey-3, Copyright Universal Pictures InternationalDer Großunternehmer Christian Grey empfängt die Literaturstudentin Anastasia Steele für ein Interview. Beide jung, beide attraktiv, da muss etwas passieren. Wie durch Zufall begegnet Ana Grey erneut während ihres Studentenjobs im Baumarkt, der allerlei verdächtige Sachen bei ihr kauft. Verdächtig, wenn man weiß, worauf der Film hinaus laufen wird. Was dann das Szenario allerdings schon wieder zu aufgesetzt und plump macht. Natürlich weiß jeder Zuschauer, warum Mister Grey diese bestimmten Artikel kauft, wie Seile, mit denen man zum Beispiel Menschen fesseln könnte. Über 100 Millionen Ausgaben sollen weltweit von „50 Shades of Grey“ verkauft worden sein. Amazon meldete sogar, vom ersten Band der Trilogie mehr verkauft zu haben, als von der gesamten „Harry-Potter-Reihe“ zusammen. Ein stolzer Erfolg für ein zuerst selbstverlegtes E-Book, das eigentlich einmal als Fan-Fiction aus der „Twilight-Serie“ hervor ging. Und witziger weise waren für die Besetzung der Verfilmung von 50 SHADES OF GREY sehr kurzfristig Kirsten Stewart und Robert Pattinson, Bella und  Edward aus TWILIGHT, im Gespräch gewesen.

Die Beziehung von Christian Grey und Anastasia Steele nimmt immer festere Formen an, und letztendlich wird auch Christian bei seinen Vorlieben konkreter. Ana ist weniger schockiert als verwirrt. Sex zwischen ihnen ist leidenschaftlich und erfüllend. Das Christian daher mit BDSM mehr zur sexuellen Erfüllung braucht, weckt in ihr eher Neugierde. Doch bleibt Ana unsicher, ob sie mit gerade 21 Jahren wirklich zur sexuellen Unterwerfung und Erniedrigung bereit sein könnte. Und das hat Seamus McGarvey alles sehr schick photographiert, setzte die Darsteller in wunderbares Licht, hob den reichen Popanz an Ausstattung in geradezu obszöner Weise hervor, und zeichnete alles wild romantisch. Soweit ist 50 SHADES OF GREY ein optisch wirklich sehr gelungener Film, der durch Anne Coates und Lisa Gunnings strengen und gerichteten Schnitt einen niemals schleifenden Fluss erhielt.

Doch 50 SHADES OF GREY kann man trotz seiner durchaus attraktiven Darsteller nie richtig ernst nehmen. Dabei zeigt der Film durchaus einiges an Humor, der leicht und unaufgesetzt einfließt. Aber das ganze Konstrukt um die Beziehung zwischen Ana und Christian bietet leider viel zu oft Szenen unfreiwilligen Humors, und das meist ausgerechnet in Szenen wo Ana immer wieder von Christian beglückt und bedrängt wird. Dann spaltet sich der Film auf, wo er auf der einen Seite das schwierige Thema BDSM behandeln möchte, und auf der anderen Seite eine Beziehungsgeschichte erzählen möchte, die durch widrige Umstände zum Scheitern verurteilt scheint. Beides kommt nie richtig zusammen, ist der Film mit der einen Seite beschäftigt, wirkt die andere ausgeblendet. Gerade so als ob man die ausgerechnet die verschiedenen SCHATTIERUNGEN VON GRAU vermeiden möchte. Schließlich müssen Ana und Christian nicht nur attraktive, sondern vor allem liebenswerte Charaktere bleiben.

Das die Macher, ob Regisseur oder Produzenten, kann man schlecht sagen, lieber den kuscheligen Weg mit der Verfilmung gehen wollten, zeigen auch die Nacktszenen. Darf man Dakota Johnson oben ohne bewundern, hört der Spaß hier schon auf, kann man in Hollywood mit weiblichen Oben-ohne-Szenen nichts mehr falsch machen. Bei Jamie Dornan ist schon bei seinem nackten Hintern Schluss. Jetzt sind nackte Menschen kein Kriterium für eine gelungene Verfilmung, meist. Denn will man sich ernsthaft, und ohne ins Lächerliche zu driften, mit SadoMaso- und Unterwerfungsspielchen befassen, dann bedarf es etwas mehr Mut, mehr Provokation, mehr außerhalb des Gewöhnlichen. Und mutiger wäre gewesen, den Film komplett ohne eine Sexszene zu inszenieren, als diese halbherzigen Versuche sich explizit zu geben, und dann doch nur unaufgeregten Standard zu produzieren.

Soweit der Film selbst. Mit dem Erfolg sieht es ganz anders aus, der in diesem Augenblick weltweit mit  fast 500 Millionen Dollar zu Buche schlägt, und die Fahrt ist noch im vollen Gange. Von 100 Millionen verkaufter Bücher, muss es ja einen gewissen Prozentsatz geben, wo das Buch tatsächlich gelesen wurde, wie man immer so gerne scherzt. Die oft als Hausfrauen-Porno betitelte Trilogie, mag durchaus ihre literarischen Schwächen haben, so wie der Film nie über irgendwelchen Durchschnitt reicht. Aber die etwas eigenartige Bezeichnung explodiert förmlich im Gesicht der schmähvollen Kritiker, angesichts des Erfolges von Buch und Film. FIFTY SHADES DARKER ist als Fortsetzung bereits in Vorproduktion. Da kann man sich als Kritiker noch so das Maul zerreißen.

Fifty-Shades-Of-Grey-2, Copyright Universal Pictures International

Darsteller: Dakota Johnson, Jamie Dornan, Jennifer Ehle, Eloise Mumford, Victor Rasuk, Luke Grimes u.a.
Regie: Sam Taylor-Johnson
Drehbuch: Kelly Marcel, nach E. L. James‘ Roman
Kamera: Seamus McGarvey
Bildschnitt: Anne V. Coates, Lisa Gunning
Musik: Danny Elfman
Produktionsdesign: David Wasco
USA / 2015
125 Minuten

Bildrechte: Universal Pictures International
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