WHEN THE GAME STANDS TALL

WHEN THE GAME STANDS TALL – Bundesstart 12.02.2015

When-Game-Stands-tall-1, Copyright Sony Pictures ReleasingDie Briten haben Schwarze Komödien, die Deutschen den Heimatfilm. Die Schweden kontern mit Krimis, und die Amerikaner mit dem Western. Wirklich? Western kann jeder. Aber den Sportfilm? Keiner hat es so mit dem Sportfilm, wie die Amerikaner. Das ist für Europäer oftmals schwer nachzuvollziehen, aber auf das Notwendigste herunter gebrochen, mitunter auch unterhaltsam. Das ist beim Baseball manchmal einfach, weil man weiß, wenn der Ball über das Flutlicht hinaus fliegt, dann hat derjenige gewonnen. Schwieriger wird es dann für den gewöhnlichen deutschen Zuschauer beim American Football, dessen Regeln noch unverständlicher sind. International funktionieren amerikanische Sportfilme dann am besten, wenn die Faszination für das Spiel ohne seine eigentlichen Regeln vermittelt werden kann. Das wunderbarste Beispiel dafür ist noch immer FELD DER TRÄUME. Oder als geschichtlicher Abriss, bei INVICTUS. Auch bei WHEN THE GAME STANDS TALL stehen historische Ereignisse im Vordergrund. Basierend auf wahren Begebenheiten, was sonst. Und gerade als man sich sicher ist, schon alles im Sportfilm gesehen zu haben, und alle Erfolgsgeschichten zu kennen, dann kommt diese eine Überraschung daher.

Es ist die wahre Geschichte des Football-Teams der De La Salle High School in Concorde, Kalifornien. Die Spartans waren bis 2003 in 151 einander folgenden Spielen ungeschlagen. Ein Rekord, der in keiner Sportart und keiner Liga auch nur annähernd erreicht wurde. Das ist natürlich eine Geschichte, wie geschaffen für eine filmische Umsetzung. Der Stoff aus dem die Träume sind. Bob Ladouceur hieß seinerzeit der Trainer der Spartans. Und kein Spieler oder Zuschauer lässt auch nur einen Hauch von Zweifel daran, dass Bob Ladouceur für diesen Erfolg verantwortlich war. WHEN THE GAME STANDS TALL könnte also eine erstklassige Heldenreise sein. Doch der Film wagt eine überraschende Wendung gegen übliche Erzählstrukturen. Nicht der Weg zum Erfolg steht im Mittelpunkt der Geschichte, sondern was am Ende des Erfolges wartet. Folglich beginnt GAME STANDS TALL mit dem Erreichen der Gewinn-Serie von 151 Spielen.

Mit dem Rekord stellen sich dem Team auch Hindernisse in den Weg. Mit der ersten Niederlage stellt sich unvermittelt eine gewisse Müdigkeit ein. Es gibt Spieler, die plötzlich glauben über dem Teamgeist zu stehen, und Coach Ladouceur wird ständig von anderen Schulen umworben. Zudem stehen die jungen Männer alle am Scheideweg ihrer Zukunft, und dann gibt es die, denen eine Zukunft genommen wird. Noch immer betet die Mannschaft gemeinsam. Die Senior-Spieler verlesen in sehr persönlichen Zusammenkünften fast schon intime Ansichten, was ihnen das Team bedeutet. Die Spartans sind eine sehr ungewöhnliche Mannschaft, in der das Team zelebriert wird, und kein Individuum. Doch mit jedem verlorenen Spiel wird es schwerer und schwerer, diesen Geist weiter aufrecht zu halten. Am Ende steht dann doch eine segensreiche Erkenntnis, welche die Quintessenz des Sportes im Allgemeinen darstellt. Und dann gewinnt man nicht Spiel, sondern schöpft fürs Leben.

Im Grunde hat Scott Marshall Smith ein sehr solides, kaum vom dramaturgischen Standard abweichendes Drehbuch verfasst. Aber in den Händen von Thomas Carter, wird es zu einem sehr einnehmenden Film, der mit kleinen Finessen immer etwas gegen den Strich inszeniert ist. Am schönsten zu sehen in der Besetzung von Alexander Ludwig als Quarterback Chris Ryan, der in anderen Film ganz klar das überhebliche Arschloch verkörpert hätte. Auch die Konflikte in der Ladouceur-Familie sind auf das Notwendigste reduziert, um einer mögliche Schwarzweißzeichnung aus dem Weg zu gehen. Mit Jim Caviezel hat man sich natürlich einen Hauptdarsteller in die Mannschaft geholt, der viel mehr mit blanker Präsens auszudrücken versteht, als mit überfrachteten Dialogen. Grundsätzlich ist WHEN THE GAME STANDS TALL ein Film, der durch sehr viel Understatement überzeugt. Seine Figuren sind nie aufdringlich, und seine Botschaft immer bescheiden im Hintergrund. Der Film gibt dem Zuschauer nicht ständig etwas vor, sondern involviert ihn. Und das passiert eben, wenn man glaubt, schon alles im Sportfilm gesehen zu haben, was es im Sportfilm zu sehen gibt. Man wird überrascht. Und dann hat das einen noch eindringlicheren Effekt.

When-Game-Stands-Tall-2, Copyright Sony Pictures Releasing

Darsteller: Jim Caviezel, Michael Chiklis, Alexander Ludwig, Clancy Brown, Laura Dern, Matthew Daddario, Joe Massingill, Jessie Usher u.a.
Regie: Thomas Carter
Drehbuch: Scott Marshall Smith
Kamera: Michael Lohmann
Bildschnitt: Scott Richter
Musik: John Paesano
Produktionsdesign: Jaymes Hinkle
USA / 2014
117 Minuten

Bildrechte: Sony Pictures Releasing
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Im Kino gesehen abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar