THE BEST OF ME – Bundesstart 08.01.2015
Nach 18 Jahren treffen sich Amanda und Dawson wieder. Einst war es Liebe auf den ersten Blick, innig und vertraut. Nun stehen sie sich wieder gegenüber, unsicher und eingeschüchtert. Sie ist unbehaglich berührt, er planlos und nervös. Was diese Liebe so unvermittelt auseinandergerissen haben könnte, weiß man nicht. Doch als ein väterlicher Freund beiden zu gleichen Teilen sein Erbe vermacht, kommen Amanda und Dawson nicht umhin, ihre Vergangenheit Revue passieren zu lassen, und diese aufzuarbeiten. Auch BEST OF ME kontert, wie viele voran gegangenen Nicholas-Sparks-Verfilmungen, mit überraschenden atmosphärischen Wechseln. Und Nicholas Sparks ist nicht Rosamunde Pilcher, auch wenn sich Sparks in seinen Geschichten anfänglich immer so zuckersüß und wild romantisch präsentiert. Wenn man so frech sein darf, um Sparks-Verfilmungen als Frauenfilme bezeichnen zu dürfen, so haben sie den üblichen Chick-Flicks einiges voraus. Sie nehmen ihr männliches Publikum auf, wo es sich noch augenrollend über „solche Frauen Sachen“ lustig machen wird. Aber stets überraschen sie in der zweiten Hälfte mit einem dramaturgischen Faustschlag. Und BEST OF ME ist in dieser Beziehung besonders intensiv und überraschend.
Verschachtelt springt der Film immer wieder vom Heute, in Amanda und Dawsons gemeinsame Vergangenheit. Ihre aufkeimende und sich festigende Liebe ist dabei gleichsam kitschig, wie durch ihre authentischen Darsteller ebenso glaubwürdig. Im Heute, nähern sich die Beiden beim Ausräumen des Hauses ihres Freundes Tuck nur sehr langsam wieder an. Scheint im Gestern die Liebe geradezu perfekt gewesen zu sein, wächst im Heute immerzu die Spannung, was diese Liebe letztendlich gestört haben kann. Hier erweist sich Nicholas Sparks nicht nur als geschickter Geschichtenerzähler, sondern Regisseur Michael Hoffman auch als findiger Nutzer des Ausgangsmaterials. Zeigt sich die erste Hälfte tatsächlich als verträumtes Herzschmerzkino, das sich bewusst mit allen Klischees an ein vorwiegend weibliches Publikum wendet, um mit unerwarteten Wendungen, deren männlichen Begleitern eine lange Nase zu zeigen. 1999 hat das Luis Mandoki mit dem Kevin-Costner-Vehikel MESSAGE IN A BOTTLE noch eher ans bittersüße Melodram angelehnt. Acht Romane und Filme später, ist eine Nicholas Sparks‘ Verfilmungen nur noch oberflächlich die Art von Frauenfilm, die das Klischee eines solchen zu erfüllen scheinen, nur um sich dann umso dramatischer sein gesamtes Publikum einzuverleiben.
Bei den jugendlichen Ausgaben von Amanda und Dawson, kann neben Liana Liberato vor allem Luke Bracey seine Figur des leidenschaftlichen und doch leicht verunsicherten Mannes, mit sehr viel Charisma ausfüllen. Marsden und Monaghan, als erwachsene Versionen dieser Charaktere, sind trotz ihrer jungen Jahre, alte Hasen im Geschäft von Leidenschaft und Gefühl. Doch letztendlich ist es immer wieder der einnehmende Charme von Luke Bracey, der die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken versteht. Er ist nicht einfach nur der stärkste Darsteller in Hoffmans Verfilmung, sondern auch die interessanteste Figur aus Sparks Roman. Alle Höhen und Tiefen der Handlung gehen letztendlich von seinem Dawson aus. Die eigentliche Auflösung des gemeinsamen Schicksals muss er tragen. Und aus einer emotional bewusst gesetzten Falle, schält sich wirklich ein allgemein ansprechendes Drama. Es gibt Handlungspunkte, die sehr bewusst offensichtliche Konflikte in eine zu erwartende Linie bringen. Doch weit gefehlt, wer glaubt zu wissen, wie sich der Ausgang dieser Konfrontationen ausnehmen wird. Michael Hoffman hat genug Filme inszeniert, um zu wissen, wie er mit den Erwartungen des Publikums spielen kann. Immer wieder setzt er das Offensichtliche in Aussicht, um mit dem schon angesprochenen Faustschlag, das Publikum aus dem Griff des zu erwartenden Alltäglichen zu reißen.
Jetzt muss man der Produktion ankreiden, dass die Paarung von Monaghan und Marsden mit dem Gespann Liberato und Bracey weder in Charakteristik, geschweige denn äußerlicher Erscheinung, irgendetwas gemeinsam haben. Aber die Regie trennt beide Handlungsstränge so geschickt, dass sich diese Paare zwar durchaus zu ergänzen verstehen, aber nicht zwangsläufig als harmonische Entwicklung bestehen müssen. Wie in jeder Erinnerung, vermischen sich auch hier die Gewichtungen von wahrem Gehalt und eigenoptimierter Reflektion. Dadurch zeichnet sich die Stärke von THE BEST OF ME aus, weil James Marsden nicht wie Luke Bracey, oder Michelle Monaghan wie Liana Liberato aussehen müssen. Sondern die Erinnerungen der Erwachsenen innerhalb des Filmes, zeigen ein idealisiertes Bild ihrer selbst. Das akzeptiert man als Zuschauer durchaus. Ein überraschend ansprechender Film, der weit mehr Tiefe und ehrlichere Emotionen zu präsentieren versteht, als es dem Marketing gelang. Und ein bisschen Romanze tut selbst dem männlichsten Herzen einmal gut.
Darsteller: James Marsden, Michelle Monaghan, Liana Liberato, Luke Bracey, Sabastian Arcelus, Gerald McRaney u.a.
Regie: Michael Hoffman
Drehbuch: J. Mills Goodloe, Will Fetters
Kamera: Oliver Stapleton
Bildschnitt: Matt Chesse
Musik: Aaron Zigman
Produktionsdesign: Patrizia von Brandenstein
USA / 2014
118 Minuten