THE LOVE PUNCH – Bundesstart 16.10.2014
Kate und Richard sind glücklich voneinander geschieden. Und man kann sich sehr gut vorstellen, dass sie noch immer ein sehr attraktives Paar abgeben würden. Hier und da zwickt das Alter, aber ansonsten geht es beiden prächtig, mit zwei gemeinsamen Kindern, und noch immer gemeinsamen Freunden. Die Neckereien bleiben nie aus, aber stets oberhalb der Gürtellinie. Doch dann wird die Firma, welche beide gemeinsam gegründet haben, aufgekauft und alle Gehälter und Pensionsgelder sind eingefroren. Der französische Investor hat sogar sichtliche Freude, Firmen zu zerschlagen und Existenzen zu zerstören. Obwohl getrennt am verträglichsten, müssen Kate und Richard zusammen nach Frankreich, um das Debakel zum Guten zu wenden. Und dass diese Reise mit einer herrlichen Emma Thompson und einem verdammt gut aufgelegten Pierce Brosnan, zu einer wirklich erfrischenden Reise wird, hat mit diesen beiden dann schon wieder etwas Selbstverständliches.
Viel Erfahrung bringt Filmautor Joel Hopkins mit seinem erstvierten Film nicht mit, was man gerade am teilweise sehr überspitzten Drehbuch merkt. Irgendwann beginnt sich die Handlung bei kleinen Absurditäten zu bedienen, die dann immer obskurer werden. Aus der Reise nach Frankreich, die eigentlich mit Verhandlungen über Kate und Richards Firma angedacht war, wird langsam eine leider sehr überdrehte Räuberpistole, in deren Verlauf die beiden einen 10 Millionen Euro teuren Diamanten stehlen wollen. Da hätte Hopkins ruhig einen Gang zurück schalten können, weil alles auf einen eher unglaubwürdigen Handlungsverlauf hinausläuft, wie der Film schließlich selbst bestätigen wird. Dabei geht es doch im Kern darum, das geschiedene Paar wieder zusammen zu bringen, und das sind letztendlich auch die besten Szenen in WIE IN ALTEN ZEITEN, wenn Kate und Richard immer wieder versuchen ihre offensichtlichen Sympathien zueinander zu verleugnen. Unterstützung finden die erfrischend agierenden Thompson und Brosnan in Timothy Spall und Celia Imrie, als ihre gemeinsamen besten Freunde. Auch Spall und Imrie verkörpern ein sehr glaubwürdiges Paar, das wie füreinander geschaffen zu sein scheint. Als Quartett geben sie dem Handlungsverlauf ausreichend humorvollen Schwung, um die etwas stark konstruierte Handlung wenigstens mit Sympathie und feinsinnigen Witz aufzulockern.
Technisch einwandfrei umgesetzt, mit ohrwurmartigen Klassikern angereichert, die wirklich noch einmal des Pärchens beste Zeit reflektieren, kann sich Joel Hopkins Film über einige Verrisse retten. Mehr als die tadellose, aber konventionelle Bildgestaltung, und der routinierte Schnitt, steht und fällt WIE IN ALTEN ZEITEN mit seinen Darstellern. Die sich immer ins Wort fallen, oder, wie in alten Zeiten, ergänzen. Wie sie sich die Bälle zuwerfen und dabei den unverfälschten Eindruck hinterlassen, wirklich dieses Paar zu sein, das erweckt die wahre Freude des Zuschauers an diesem Film. Hopkins Buch, an dem es nicht nur zu mäkeln gibt, hat auch einige witzige Wiederholungen eingebaut, die in ihren Variationen wie rote Fäden dem Gebilde eine Linie geben. Da sind nicht nur Kate und Richards immer wieder vergeblichen Bemühungen, den anderen klar zu machen, dass sie nicht wieder zusammen sind. Oder der Mitbewohner ihres Sohnes, der sich vor der Webcam aus Versehen immer wieder in misslichen Situationen präsentiert. Aber beinharte Schenkelklopfer, oder den Versuch von solchen, umgeht Hopkins ganz geschickt, und setzt eher auf ständiges, aber verdientes schmunzeln, das sich hauptsächlich aus dem Spiel seiner Hauptdarsteller generiert. Zwei Hauptdarsteller, die einmal in der obersten Liga von Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad spielten, und sanft, aber unverdient ausgebremst wurden. Dieser Film bekundet erneut, was Thompson und Brosnan noch vor einigen Jahren in jener obersten Liga spielen ließ. Talente die nie weg waren, aber vom Publikum ignoriert wurden. WIE IN ALTEN ZEITEN könnte um einiges ausgereifter und auch intelligenter sein, hat aber noch derart viel Potential, um einen sehenswerten und höchst unterhaltsamen Filmabend zu gestalten.
Darsteller: Emma Thompson, Pierce Brosnan, Timothy Spall, Celia Imrie, Tuppence Middlton, Louise Bourgoin, Laurent Lafitte u.a.
Drehbuch & Regie: Joel Hopkins
Kamera: Jérôme Alméras
Bildschnitt: Susan Littenberg
Musik: Jean-Michel Bernard
Produktionsdesign: Patrick Grainger
Frankreich / 2013
94 Minuten