DENK WIE EIN MANN 2

THINK LIKE A MAN TOO – Bundesstart 23.10.2014

Think-Like-A-Man-2-1, Copyright Sony Pictures ReleasingSteve Harvey hat ein Buch geschrieben, einen Ratgeber für Frauen mit dem verheißungsvollen Titel ACT LIKE A LADY, THINK LIKE A MAN. Der Verräter an der Männerwelt Harvey, erläutert in seinem Buch, wie Männer ticken, und Frauen sie dahin gehend manipulieren können, sich zu ändern, ohne zu merken manipuliert worden zu sein. In der Gruppe der im Film gezeigten Freunde, bezog sich das auf Dominic, der Träumer, der nie wirklich etwas zu Ende bringt. Und Michael, das Muttersöhnchen, welcher seine Mutter immer vor die Ansprüche eine Beziehung stellt. Dann ist da Zeke, der Spieler, einer der beim weiblichen Geschlecht keine Chance ungenutzt lässt. Oder Jeremy, der Unverbindliche, der am besten ohne Zusagen und Versprechungen sein Leben lebt. Cedric und Bennett, als der glücklich geschiedene und der glücklich verheiratete, sie sind fein raus aus dem Spiel. Michael, Dominic, Zeke und Jeremy stehen ebenso schwierige Frauentypen gegenüber, wofür aber Steve Harveys Ratgeber genau die richtigen Tipps bereit hält. Der Träumer trifft auf Lauren, die Frau die ihr eigener Mann ist. Das Muttersöhnchen verliebt sich in Candace, die Single-Mutter. Der Spieler beißt sich Sex bezogen an Mya die Zähne aus, die Frau mit der 90-Tage-Regel. Und der Unverbindliche kommt mit Kristen zusammen, die Frau die den Ring will. Natürlich endete alles, wie es enden sollte in einer romantischen Komödie. Jetzt, einen Film später, wird das Happy-End besiegelt, mit Michael und Candace‘ Hochzeit in Las Vegas.

Für einen Film mit einem hauptsächlich afro-amerikanischen Ensemble, hat Teil Eins erstaunliche 95 Millionen Dollar eingespielt. Selbstredend 91 Millionen allein in Amerika. In Europa sind gerade romantische Komödien mit schwarzen Darsteller noch immer ohne jeden Einfluss, was vollkommen unverständlich ist. THINK LIKE A MAN war eine verdammt gut gespielte, und hervorragend umgesetzter Film, der aus dem realen Ratgeber Harveys, eine herrlich versponnene Geschichte zauberte, die nicht überdreht war, und sich zu einem gewissen Grad sogar stets glaubwürdig benahm. Jetzt sind alle wieder zusammen, treffen sich in Caesar’s Palace und freuen sich in erster Linie auf die Junggesellen- und Junggesellinnen-Feiern. Aber wie im Schneeball-Effekt, führt eine kleine Unstimmigkeit zur nächsten, jedes gelöste Problem baut anderorts ein noch größeres Problem auf. Bis eine Katastrophe unausweichlich scheint. Drehbuchautoren Merryman und Newman, sowie Regisseur Story haben sich zusammengesetzt und wollten ganz offensichtlich den Spaßfaktor erhöhen. Dabei hatten sie aber scheinbar aus den Augen verloren, das der erste Film nicht über Witz, sondern mit  sehr viel Charme und herausragenden Darsteller funktionierte.

Man muss DENK WIE EIN MANN 2 zugute halten, dass er durch seine einnehmenden Schauspieler durchaus Freude bereitet und im Gesamten sehr gut unterhält. Was allerdings auffällt, ist die komplette Abstinenz von der Grundprämisse des ersten Teils. Man merkt zu sehr, dass die Macher einfach noch einmal mit diesen Darstellern etwas auf den Putz hauen, und einen erfolgreichen Film lediglich als Werbefaktor benutzten wollten. Man muss ihnen zugestehen, dass es in Teilen sogar noch funktioniert. Doch das Merryman, Newman und Story eher am Effekt interessiert waren, als an einer stimmigen Weiterführung der Geschichte, fällt gerade beim Charakter von Bennett stark ins Gewicht, der als Quoten-Weißer perfekt besetzt war, und jetzt wieder ist. Sorgte Bennett im Vorgänger durch seine stets unbedachten rassistischen Äußerungen immer wieder für einen zum schmunzeln anregenden Oha-Effekt, hat man seinen Charakter aus sehr unverständlichen Gründen vollkommen gegen den eigentlichen Charakter gestellt. Der Witz in DENK WIE EIN MAN war nicht einfach nur Bennetts stets unsensiblen Äußerungen, sondern dass man ihn erst am Ende des Films einmal mit seiner Frau sah, die sich dabei als Afro-Amerikanerin entpuppte. Mit Wendi McLendon-Covey hat man eine wirklich gute Darstellerin gefunden, die sich als unbedarfte Hausfrau zwischen den Spaß suchenden Junggesellinnen ihren Platz sichert. Aber sie ist weiß. Und das passt überhaupt nicht mehr zu Bennetts Charakter, und dem eigentlichen Potential, dass man daraus zog.

Was hat DENK WIE EIN MANN so erfolgreich gemacht? Eigentlich sollte man nicht so viel Gedanken darüber verschwenden, als einfach genießen können. Doch ein ehrlicher, und dem Zuschauer gegenüber so einfühlsamer Film, der lässt einen folgenden Teil stets kritischer betrachten. Tim Story ist sich nicht zu schade, im Mittelteil des aktuellen Films eine wie ein Videoclip gestaltete Sequenz zu inszenieren, in der die Figuren direkt in die Kamera singen und mit Klischees der Hip-Hop-Szene ausgestattet werden. Hier wird noch viel deutlicher, was man am ersten Teil wirklich zu schätzen wusste. Jetzt wäre es ein Leichtes, einfach zu sagen, dass DENK WIE EIN MANN eine exzellent umgesetzte und sehr schön anzusehende Komödie war, aber der zweite Aufguß daran scheiterte, dass er noch viel mehr wollte. Einfach, aber kontraproduktiv. Denn Tim Story hat hier eine Komödie inszeniert, der man das Attribut von romantisch durchaus absprechen darf, aber die noch immer genug Unterhaltungswert birgt, um selbst ein weißes Publikum angemessen zu amüsieren. Das mag sich nun auch wieder rassistisch anhören, aber es ist einfach Fakt, dass originell und originale Film mit schwarzem Ensemble nicht die Akzeptanz genießen dürfen, wie die endlos wiedergekäuten Publikumserfolge, die den Mainstream gerade beim weißen Publikum unreflektiert bestimmen.

Think-Like-A-Man-2-2, Copyright Sony Pictures Releasing

Darsteller: Adam Brody, Michael Ealy, Romany Malco, Kevin Hart, Jerry Ferrara, Meagan Good, Regina Hall, Dennis Haysberrt, Taraji P. Henson, Terrence Jenkins, Jenifer Lewis, Gabrielle Union, La La Anthony u.a.
Regie: Tim Story
Drehbuch: Keith Merryman, David A. Newman, nach dem Buch von Steve Harvey
Kamera: Christopher Duskin
Bildschnitt: Peter S. Elliot
Musik: Christopher Lennertz
Produktionsdesign: Chris Cornwell
USA / 2014
106 Minuten

Bildrechte: Sony Pictures Releasing
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