THE NOVEMBER MAN – Keine bekannten Veröffentlichungstermine
Es ist einige Jahre her, da wollte sich Regisseur Roger Donaldson als einer der führenden Spieler in der Hollywood-Liga auszeichnen. Nach einem eher belächelten DIE BOUNTY, wurde mit NO WAY OUT Donaldsons Karriere erst richtig wahr genommen. Dennoch zog sich seine Vita leidlich dahin, wo er sich allerdings mit SPECIES, oder THIRTEEN DAYS immer wieder in Erinnerung rufen konnte. MIT HERZ UND HAND – THE WORLDS FASTEST INDIAN kehrte er einmal dem Thriller den Rücken, bewies aber auch im Drama seine Hand für Inszenierung und Charaktere. Nach glücklosen Jason Statham und Nicholas Cage Filmen, sollte Pierce Brosnan Donaldsons Ruf für handfeste Thriller erneuern. Für einen pensionierten CIA-Agenten ist Brosnan einfach eine geniale Wahl, der lange nicht im Action-Fach tätig sein konnte. Fünf Jahre vorher leitete Peter Devereaux eine Mission, zur Vereitelung eines Attentates. Sein gerade erst eingearbeiteter Schützling David Mason glaubt sich allerdings Herr der Lage, was fatale Folgen nach sich zog. Für Devereaux ein angemessener Grund, endlich dem Geheimdienst den Rücken zu kehren.
Die ständig in Bewegung befindliche Kamera von Romain Lacourbas bringt eine einnehmende Dynamik in den Film, verzichtet dabei sogar weitgehend auf holprige Handkamera. Lacourbas Bilder, ähnlich wie in TAKEN 2 und COLOMBIANA, geben den Film einen steten Thrill, auch wenn der Thriller gerade mal durch seichtere Gewässer muss. Wie die Eingangssequenz in der Schweiz, wo Peter von seinem alten Boss Besuch erhält. Natürlich will man Devereaux für einen sogenannten endgültig letzten Auftrag rekrutieren. Auch nicht sehr überraschend im Genre des Agenten-Thriller, aber wirklich herausragend inszeniert, ist der erneute Fehlschlag der Mission. Und unvermittelt sieht sich Peter Deveraux seinem ehemaligen Lehrling David Mason gegenüber. Durch eine Reihe von Intrigen, stehen sich die beiden nun als Feinde gegenüber. Dabei treibt Devereaux eine ganz spezielle Motivation, und er zeigt Mason, dass Erfahrung im Feld über jede noch so ausgefeilte Übermacht erhaben ist.
NOVEMBER MAN ist wahrlich nicht die Neuerfindung des Agenten-Thrillers, aber er ist mit so viel Finesse und Intensität umgesetzt, dass er absolut unterhaltend funktioniert. Wie das erste Aufeinandertreffen der ehemaligen Partner, das wirklich seine Energie auf den Zuschauer übertragen kann. Pierce Brosnan hat nicht nur den Charme, sondern auch die physische Präsenz, um einen Mann im fortgeschrittenen Alter als gnadenlos taktische Kampfmaschine zu verkörpern. Ähnlich wie es McG mit Kevin Costner in 3 DAYS TO KILL gemacht hat. Nur der weniger bekannte Luke Bracey steht da etwas dagegen, der den Anschein erweckt weniger wegen seine Talentes, sondern auf Grund seiner physikalischen Mischung von den Hemsworth-Brüdern und Charlie Hunnam eingekauft worden zu sein. Man darf seine Leistung nicht all zu sehr schmälern, dafür hält er sich zu wacker gegen das Urgestein Brosnan. Aber die beiden machen den zentralen Punkt in der Handlung aus, konzentriert demnach noch verstärkt den Fokus auf Brosnan und Bracey. Dies verschiebt schließlich Darsteller wie Kurylenko, Smitrovich oder Patton, in die Peripherie. Trotz ihrer tadellosen Leistungen, die sich natürlich ihren weniger tief gezeichneten Figuren unterwerfen müssen..
Es gibt einige sehr elegante Wendungen, wie es für einen ordentlichen Agenten-Thriller gehört. Und es gibt einige sehr straff inszenierte, und wirklich überzeugende Spannungsmomente. Schließlich möchte Devereaux ja auch, von Mason gejagt und gefunden zu werden. Ein gesunde Mischung, die bei Laune hält, wenn sich Gut und Böse hetzen, bis sich mit einem Mal die Schwarzweiß-Färberei verschiebt. Warum diese Jagd allerdings niemand vermarkten möchte, bleibt ein Rätsel. Im europäischen Raum gibt es nur wenige Ländern, die NOVEMBER MAN im Kino eine Chance geben wollen. Aber in Deutschland bleibt die Leinwand dunkel, und wie es aussieht auch die Bildschirme. Eine Ankündigung auf DVD oder BluRay ist weder in Europa, noch Amerika zu finden. Zentral geht es in NOVEMBER MAN um einen möglichen zukünftigen Präsidenten Russlands, dem mit bestehenden Beweisen, umgehend die Karriere beendet werden könnte, und dieser das natürlich mit allen Mitteln verhindern möchte. In Hinblick auf die augenblicklich politische Situation in Russland, ein gar nicht so abwegiges Szenario, welches allerdings unvorhergesehen über NOVEMBER MAN herein brach, und zu einem früheren Zeitpunkt vielleicht noch einen sehr aktuellen Thriller ergeben hätte.
Es gibt einige Für und Wider, die NOVEMBER MAN auf der einen Seite zu einem sehenswert, weil sehr unterhaltsamen Film machen. Der auf der anderen Seite aber mit sehr viel vermeidbaren Klischees arbeitet, die immer wieder einen hab-ich-schon-gesehen-Effekt hervorrufen. Mit einem lakonischen Schulterzucken könnte man nun sagen, dass sich in Deutschland sowieso kein Verleiher gefunden hat. Aber wirklich verdient hat NOVEMBER MAN das in dieser Form auch nicht.
Darsteller: Pierce Brosnan, Luke Bracey, Olga Kurylenko, Bill Smitrovich, Amila Terzimehic, Eliza Taylor, Caterina Scorsone u.v.a.
Regie: Roger Donaldson
Drehbuch: Michael Finch, Karl Gajdusek, nach der Romanreihe von Bill Granger
Kamera: Romain Lacourbas
Bildschnitt: John Gilbert
Musik: Marco Beltrami
Produktionsdesign: Kevin Kavanaugh
USA / 2014
108 Minuten