THE EXPENDABLES 3 – Bundesstart 21.08.2014
HARTE JUNGS nennt sich eine spezielle Vorstellungsreihe in Nürnbergs Multiplex-Erfolg Cinecitta. HARTE JUNGS ist eine Art Preview, in der Testosteron geschwängerte Streifen einem vornehmlich männlichen, aber entsprechend geneigtem Publikum präsentiert werden, einschließlich gekühltem Gerstensaft. Das passiert im Cinecitta einmal im Monat, und kann im August natürlich nur mit EXPENDABLES 3 erfüllt werden. Eine raffinierte Handlung, geschliffene Dialoge, überraschende Wendungen, dramaturgischer Tiefgang, und schon kann es losgehen. Auf zur dritten, und vermeintlich letzten Runde in der besten Hommage an die Achtziger, die man sich vorstellen kann. Natürlich spaltet das die Gemüter. Zum einen, sind die EXPENDABLES dann doch mit der Technik und den Versatzstücken des aktuellen Kinos gemacht, und dann glauben schlaue Sprücheklopfer, dass die Zeiten für unrealistisch übersteigertes Action-Kino endgültig vorbei sein müssten. Dieser Meinung kann man durchaus sein, hat aber gleichzeitig die Möglichkeit, diese Filme einfach zu meiden.
Sylvester Stallone ist 67 Jahre alt, und man muss ihm einfach Respekt zollen, das er sich diesen physischen Strapazen noch stellt, dabei aber immer noch eine glaubhafte und ernst zu nehmende Figur abgibt. Weniger körperlichen Einsatz müssen die die anderen alten Hasen des Action-Kinos beweisen, dafür geht es um den Spaß und den Zitatenschatz, den mit sich bringen. In diesem Teil sind die Neuzugänge Antonio Banderas, Mel Gibson, Wesley Snipes, und der für Bruce Willis eingesprungene Harrison Ford. Es gibt eine paar junge Gesichter, die allerdings kaum Interesse hervor rufen. Sie fungieren als eine Art Staffelläufer, welche die Serie wenigstens im Titel weiterführen könnten. Leider macht hier die Produktion einen entscheidenden Fehler. Anstatt auf vier eher unbekannte Gesichter zu setzten, hätte man gleich auf große Namen im jungen Kino zurück greifen müssen, wie Chris Pine, Chris Evans, Channing Tatum, oder Jeremy Renner. Hier hätte der Filme eine fantastische Brücke schlagen können. Und ein tatsächlich mögliches Fortsetzungs-Potential.
Hier trifft nun Jung auf Alt, das gibt natürlich Reibereien. Doch die alten Haudegen werden den Jungspunds schon zeigen, wo es lang geht. Letztendlich, wie es jede halbwegs funktionierende Dramaturgie verlangt, ist das Zusammenspiel beider Welten die Idealsituation. Auch hier überrascht der Film nicht wirklich. Aber Langeweile lässt er trotz allem zu keinem Zeitpunkt aufkommen. Die Action ist wohl dosiert gestreut, und mit Bombast vollkommen überzogen, was wirklich Freude bereitet, weil es zudem perfekt inszeniert ist, und nicht im Schnitt zu einem wüsten Brei von Lärm und Stakkato-Bildern gemacht wurde. Peter Menzies Kamera leistet nichts Herausragendes, aber sie harmoniert ausgezeichnet mit Sean Albertsons und Paul Harbs Bildschnitt, die zusammen sehr viel Tempo machen, aber die Action trotzdem genüsslich übersichtlich lassen. Der Humor besteht hauptsächlich aus den üblichen Einzeilern, die allerdings weniger peinlich sind als die Vorbilder aus den Achtzigern. Und dann ist da der überragende Antonio Banderas, der im wildesten Gefecht seinen spanischen Charme bei Kollegin Ronda Rousy spielen lässt, was diese mehr und mehr verwirrt. Hier geht der Film weit über sein eigentlichen Humor-Potential hinaus. Schließlich gibt es noch ein Indiana-Jones-Zitat, wenn Harrison Ford in die eigentliche Action einspringt, welches jedem Filmfreund das Herz öffnen wird.
Die Action steht ganz klar im Vordergrund, und ist exzellent umgesetzt, hier dürfte kein verwöhnter Fratz etwas zu meckern haben. Irgendeine verfallene, durch Beton gestaltete Hochhaussiedlung, verziert mit ein paar kyrillischen Buchstaben, präsentiert sich als Mittelpunkt des Showdowns. Welch Schurkenstaat nun hier wieder als Kulisse dienen soll, ist ehrlich uninteressant. Die Schauwerte zählen, nicht der Hintersinn. Und schauspielerisches Talent ist ohnehin Nebensache. Aber genau hier gibt es einen sehr auffälligen Punkt bei EXPENDABLES 3, dass nämlich ausgerechnet die Drama erprobten Banderas und Gibson schon darstellerische Höhepunkte bieten, die weit über dem Niveau des restlichen Ensembles liegen, sogar weit über dem Niveau anderer, vergleichbarer Produktionen. Zu bejammer gibt es allerdings, dass Mixed-Martial-Arts-Amazone Ronda Rousy und Kampfsportler Jet Li ihren eigentlichen Professionen nicht nachkommen durften. Ein verschmerzbares, aber doch wehmütig stimmendes Versäumnis.
Sollten mit diesem Teil, die EXPENDABLES wirklich ihren letzten Einsatz gehabt haben, wird es ganz sicher eine erneute Zusammenarbeit von Sylvester Stallone und Jason Statham geben. Schon vom ersten Teil an, war ihre Chemie etwas ganz Besonderes. Und auch hier zeigen ihre Interaktionen, dass sich diese beiden Menschen tatsächlich verstehen und ihre Verbundenheit von Leinwand auf Zuschauer übertragen können. So macht echtes Action-Kino wirklich Spaß. Wenn es sich selbst nicht so ernst nimmt, aber die Interessen des Zuschauer dabei vollkommen berücksichtigt. Und wenn man dann in einer Preview-Vorstellung mit mindestens dreihundert HARTEN JUNGS im Cinecitta in Nürnberg sitzt, dann ist die Atmosphäre nicht nur perfekt, sondern unterstützt zudem den selbstironischen Gehalt dieses wirklichen Krachers, der mit Applaus und Gegröle getragen wird.
Darsteller: Sylvester Stallone, Jason Statham, Harrison Ford, Arnold Schwarzenegger, Mel Gibson, Wesley Snips, Dolph Lundgren, Randy Couture, Antonio Banderas, Jet Li, Ronda Rousy, Kelsey Grammer, Terry Crews u.a.
Regie: Patrick Hughs
Drehbuch: Sylvester Stallone, Creighton Rothenberger, Katrin Benedikt
Kamera: Peter Menzies Jr.
Bildschnitt: Sean Albertson, Paul Harb
Musik: Brian Tyler
Produktionsdesign: Daniel T. Dorrance
USA / 2014
126 Minuten