WARA NO TATE – Bundesstart 10.07.2014
Die Geschichte ist wahrlich nicht neu, dass sich Gesetzeshüter bei einer Gefangenenüberführung gegen eine Vielzahl von Problemen erwehren müssen. Mit einigen geschickten Modifikationen der Grundgeschichte, wird dabei aus WARA NO TATE ein vielversprechender Film. Der Kinderschänder und -mörder Kunihide Kiyomaru kommt aus dem Gefängnis und tötet sofort wieder. Dieses Mal die Enkelin des Milliardärs Ninagawa, der per ganzseitigen Annoncen in Zeitungen und einer nicht zu sperrenden Web-Site ein Kopfgeld von 1 Milliarde Yen auf Kiyomaru aussetzt, zirka 8 Millionen Euro. Doch der Mörder muss 1500 Kilometer durch das Land nach Tokyo gebracht werden. Unter Führung von Kazuki Mekari und Atsuko Shiraiwa, ist ein fünfköpfiges Team angewiesen Kiyomaru lebend ans Ziel zu bringen. Aber in Japan gibt es sehr viele Menschen, die sehr viele Schulden haben, und die sehr einfallsreich sind, um sich das Kopfgeld zu sichern. Es dauert 30 Minuten bis zur ersten großen Action-Sequenz, bei der ein LKW und viele Polizeiwägen involviert sind. Und diese Sequenz verspricht viel.
Sehr viel Action hat WARA NO TATE letztendlich nicht zu bieten, aber die jeweiligen Szenen sind spannend und exzellent umgesetzt. Das Team merkt schnell, dass Ninagawa stets über ihren jeweiligen Aufenthaltsort informiert ist, und diesen über die Web-Site bekannt gibt. Es muss also einen Maulwurf im Team geben. Das erschwert die Lage drastisch, weil sie auf sich allein gestellt sind, denn auch ehrenwerte Polizisten sind dem Kopfgeld nicht abgeneigt. So kommt es ständig zu ausführlichen Dialogen über Ehre und Verrat, oder die moralische Verantwortung. Immer wieder sehen sich die vier Männer und die Frau der Versuchung ausgesetzt, sich das Geld selbst zu verdienen. Warum müssen fünf Polizeibeamte ihr Leben für einen gewissenlosen, nicht zu rehabilitierenden Mörder auf Spiel setzen? Auch das ist spannend und immer wieder mit sehr viel Energie inszeniert. Doch nach und nach verliert der Film damit an Fahrt. Zudem er sich jeder Wendung verweigert, und kaum neue Perspektiven eröffnet. Regisseur Takashi Miike verschreibt sich viel zu sehr dem Drama, als sich verstärkt auf die Möglichkeiten einzulassen, welche der Stoff birgt.
Darstellerisch ist WARA NO TATE erstklassig besetzt, allen voran der sehr eindringliche Takao Ohsawa als Mekari. Nur mit Tatsuya Fujiwaras Killer-Charakter wäre mehr möglich gewesen, was allerdings dem Buch geschuldet ist, und nicht seiner Leistung. Immer wieder provoziert er sein Bewachungsteam, oder bringt sie gegeneinander auf. Doch er bleibt dabei zu unstet, will manchmal allzu widerlich der eiskalte Kinderschänder sein, oder gibt dann doch den Verängstigten. Und unterlegt ist das Ganze mit einem einnehmenden Soundtrack von Kôji Endô, der deutliche Anleihen bei Cliff Martinez oder Henry Jackman nimmt. Im Allgemeinen wäre WARA NO TATE tatsächlich tadelloses Action-Drama, hätte Takashi Miike auf mindestens 15 Minuten moralisierende Dialoge verzichten können. Unterhaltsam und spannend bleibt er dennoch, wenngleich unter seinen Möglichkeiten.
Darsteller: Nanako Matsushima, Tatsuya Fujiwara, Takao Qhsawa, Gorô Kishitani, Masatô Ibu, Kento Nagayama, Tsutomu Yamazaki u.a.
Regie: Takashi Miike
Drehbuch: Tamio Hayashi, nach dem Buch von Kazuhiro Kiuchi
Kamera: Nobuyasu Kita
Bildschnitt: Kenji Yamashita
Musik: Kôji Endô
Produktionsdesign: Yurji Hayashida
Japan / 2013
124 Minuten