ABOUT LAST NIGHT – Bundesstart 19.06.2014
Zumindest in Deutschland wird man ob des Titels nicht ins Grübeln kommen. In englischsprachigen Ländern wird der gereifte Kinogänger sofort an die Demi Moore / Rob Lowe Komödie erinnert, die hierzulande NOCHMAL SO WIE LETZTE NACHT hieß. Und tatsächlich hat fast zwanzig Jahre nach WIE LETZTE NACHT, Drehbuchautorin Lesley Headland das Potential des Stoffes für sich entdeckt und neu interpretiert, der auf einen 1974 erschienenen Bühnenstück von David Mamet basiert.
Danny und Bernie sind beste Freunde, und im Herzen glückliche Singles. Bis Bernie seinen One-Night-Stand Joan ein zweites Mal einlädt, und die wiederrum ihre beste Freundin Debbie als Blind-Date für Danny im Schlepptau hat. Bernie und Joan leben ihre Beziehung unverkrampft und rein sexuell aus. Anders bei Danny und Debbie, deren One-Night-Stand zu einer tieferen Beziehung führt. Das passt Bernie gar nicht, ist die unbeschwerte Zeit für seinen Kumpel nun vorbei. Und Joan dreht durch, weil Debbie aus der gemeinschaftlichen WG ausziehen könnte.
Egal wie widersinnig, oder notwendig Remakes sein mögen, dieses hat sein Publikum verdient. Witzig, spritzig, und unbefangen. Steve Pink hat aus der Vorlage einen wirklich neuen Film gemacht, der eine jüngere Generation genauso wie die Lebenserfahreneren anspricht. ABOUT LAST NIGHT erzählt keine ausgefuchste Geschichte, sondern begleitet einfach nur das Leben dieser zwei unterschiedlichen Beziehung. Wenn Bernie und Joan streiten, dann im Bett, beim ausprobieren einer neuen Stellung. Wenn Danny und Debbie streiten, geht es weit tiefer, immer wieder müssen sie ihre Beziehung hinterfragen. Das Herrliche an Buch und Inszenierung ist trotz aller Komik, die Feingeistigkeit, die den Zuschauer, aber auch seine Figuren ernst nimmt. Nicht mühsam herbei gequälte Worte führen zu den Unstimmigkeiten, sondern unmerkliche Gesten, kleine Details. Wenn Danny den Schwangerschaftstest sieht, welchen Debbie versucht zu verbergen, dann bedarf es keiner Dialoge um die Angst zu verdeutlichen, welche mit den Figuren einhergeht, sollte dieser Test positiv sein.
So lebensnah tiefsinnig ABOUT LAST NIGHT ist, hält es sich eine perfekte Waage mit seinem oftmals brüllend komischen Humor, der Kevin Hart und Regina Hall auf die meist verschwitzten Leiber geschrieben scheint. Hat Leslye Headland ihre Drehbuchfassung sowieso mehr auf beide Paare ausbalanciert. Während Joy Bryant als Debbie leider nicht die losgelöste Natürlichkeit ausstrahlt, sind Michael Ealy, Kevin Hart und Regina Hall einfach umwerfend und mitreißend gleichzeitig. Christopher McDonald darf endlich einmal den gesetzten Herren spielen, der es ausnahmsweise ehrlich meint. Sicherlich wäre für McDonald als irischer Barbesitzer mehr in der Rolle gewesen, aber selbst so zurück genommen ist er einfach authentisch.
ABOUT LAST NIGHT ist ein bewundernswert erfrischender Film, der sich endlich einmal nicht nur auf ein schwarzes Publikum konzentriert, und dazu auch sein Ensemble ordentlich ethnisch durchmischt. Etwas, das wie zum Beispiel zuletzt bei LIEBE IM GEPÄCK immer so krampfhaft und verbohrt durchgesetzt wird, und ein schwarzer Regisseur mit einem schwarzen Ensemble und schwarzem Team, für ein schwarzes Publikum inszeniert. Was im Grunde vollkommen irrelevant wäre, würde man die Hautfarben austauschen, ergäbe es kaum einen anderen Film. Und ABOUT LAST NIGHT zeigt, wie das wahre Leben auch funktioniert, nämlich bunt gemischt. Und das mit einer ordentlichen Portion Humor, und wunderbarer Dramatik.
Darsteller: Kevin James, Regina Hall, Michael Ealy, Joy Bryant, Christopher McDonald, Adam Rodriguez, Joe Lo Truglio, Paula Patton u.a.
Regie: Steve Pink
Drehbuch: Leslye Headland, nach dem Drehbuch von Tim Kazurinsky und Denise DeClue
Kamera: Michael Barrett
Bildschnitt: Tracy Wadmore-Smith, Shelly Westerman
Musik: Marcus Miller
Produktionsdesign: Jon Gary Steele
USA / 2014
100 Minuten