CUBAN FURY – Bundesstart 19.06.2014
Der dreizehnjährige Bruce ist der König im Salsa tanzen. Gemeinsam mit seiner Schwester als Partnerin geht es steil bergauf, zuhause reiht sich Trophäe an Trophäe auf dem Regal. Und sie scheinen unbesiegbar, bis die Pubertät dazwischen funkt, in Form von vier Jungs, die kein Verständnis für Tanzschuhe und Glitzerhemden haben. Die brutalen Demütigungen sind zu viel für Bruce, und Salsa wird für ihn zum psychologischen Gegner.
Wenn die Karriere etwas hängt, oder die richtigen Projekte ausbleiben, dann schreibt man sie sich eben selbst. Vor allem Darsteller, die seltener für Hauptrollen verpflichtet werden, nicht weil sie schlechte Schauspieler wären, sondern weil sie nicht den massentauglichen Idealtyp verkörpern. Kevin James tut das unablässig, und schreibt sich zum Beispiel eine Rolle als Mixed Martial Arts Kämpfer, die ihren Spaß aus der körperlichen Fülle des Darstellers zieht. So hat sich der übergewichtige Nick Frost, der sonst nur im Schatten von Simon Pegg brillieren darf, ein Salsa tanzendes Dickerchen ersonnen, der sich gegen alle Zweifel und Vorurteile bewegen muss.
Serienautor Jon Brown hat diese Idee schließlich in ein kinotaugliches Drehbuch umgesetzt. Was bei Kevin James funktioniert hat, selbst dass er Selma Hayek um den Finger wickelt, ist bei Nick Frost kaum gelungen, obwohl er Rashida Jones bekommen darf. Das Problem ist eindeutig das zu keiner Zeit überraschende Drehbuch, und die uninspirierte Regie von James Griffiths, der ebenfalls vom Fernsehen kommt. Und beim Fernsehen herrschen andere Regeln. Nicht das Griffiths und Brown eben diese Regeln angewandt haben, im Gegenteil, sie haben sich so krampfhaft auf Hollywood typische Stereotypen versteift, dass kaum Spaß für den Zuschauer herausgekommen ist.
25 Jahre hat Bruce dem Salsa tanzen abgeschworen, bis er seine neue Chefin Julia kennen lernt. Und sie ist leidenschaftliche …, nun, man kennt den Rest. So wie man den ganzen Film voraus sehen kann. Jede Szene macht klar, was als nächstes passieren wird. Spätestens bei der Begegnung von Bruce und Julia, weiß man wie der gesamte Film weiter verlaufen wird. Und das ist tragisch, denn auch an Witz hat sich Jon Brown nicht überschlagen. Abgespult werden Routinen, die einem Katalog an Standards gleichen. Das wieder erwachte Feuer, die ersten Rückschläge, sein manischer Arbeitskollege, der Wettbewerb. Englische Produktionen zeichnen sich eigentlich dadurch aus, dass sie ein vom Mainstream verwöhntes Publikum heraus fordern. CUBAN FURY biedert sich diesem Publikum an, und verliert damit jeden Reiz, jede Originalität, und jeden Witz. Wenn Ian McShane als Trainer im Vorspann eine Rolle spielt, dann weiß man, welche Rolle ihm inne sein wird. Es bleibt tragisch.
Nick Frost ist durchaus ein sympathischer Verlierertyp, aber der Film selbst erhebt Zweifel, ob er tatsächlich einen Film alleine tragen kann. Auch Rashida Jones ist sympathisch, bleibt aber in der Absehbarkeit ihres Charakters stecken. Und Ian McShane darf nicht wie er könnte, nur in weit entfernten Ansätzen kann man seinen Al Swearangen aus DEADWOOD erahnen. Von den Schauspielern ist er die größte verpasste Chance. Lediglich Chris O’Dowd kann mit seinem, an hoher Selbstüberschätzung leidenden Drew, etwas Stimmung verbreiten. Wie er in einer Szene den großen Tänzer markiert, und dabei nur die Bewegungen von John Travolta aus SATURDAY NIGHT FEVER imitiert, dürfte allerdings nur den wenigsten als Zitat auffallen.
Technisch ist der Film tadellos. Wobei Dick Pope zumindest die Tanzsequenzen etwas origineller hätte gestalten können. Doch auch hier versteckt sich CUBAN FURY in einfallsloser Mittelmäßigkeit. Bestimmt klang Nick Frosts Idee vom Salsa tanzenden Dicken nach einem hübschen Einfall, aber dabei hätte er sich vielleicht an seine alten Kollaborateure Edgar Wright und Simon Pegg wenden sollen. So erlebt man lediglich im Deckmantel einer komischen Idee, einen Film den der Zuschauer schon immer, und immer wieder gesehen hat.
Darsteller: Nick Frost, Rashida Jones, Chris O’Dowd, Ian McShane u.a.
Regie: James Griffiths
Drehbuch: Jon Brown, nach einer Idee von Nick Frost
Kamera: Dick Pope
Bildschnitt: Jonathan Amos
Music Supervisor: Nick Angel
Produktionsdesign: Dick Lunn
Großbritannien / 2013
98 Minuten