ZWEI VOM ALTEN SCHLAG

GRUDGE MATCH – Bundesstart 09.01.2014

Grudge-Match-1, Copyright Warner Bros.Als der fürs Fernsehen arbeitende Drehbuchautor Tim Kelleher den Film ROCKY BALBOA gesehen hat, muss er sich gedacht haben, das es eine prima Idee wäre, wenn man nicht einen ausrangierten Boxer in den Ring steigen lässt, sondern gleich Zwei. Doppelter Spaß. Henry ‚Razor‘ Sharp heißt der eine, Billy ‚The Kid‘ McDonnen der andere. Die Namen waren Programm, dreißig Jahre zuvor. Beide verbindet alter Hass, weil jeder gegen den anderen einmal im Ring unterlegen war, aber ein entscheidender dritter Kampf ausblieb. Es kommt, wie jeder Kinogänger es voraus sehen muss. Dazu gesellt sich eine alte Liebe für den einen, und ein unehelicher Sohn für den anderen. Klischee. Aber zum Vergnügen des Zuschauers macht es der Film einem dann doch nicht so leicht. Er hat durchaus gewisse Tiefen, angenehm zurückgenommen Witz, und zwei herausragend gut aufgelegte Darsteller.

Der Film beginnt mit einer Rückblende in die Ring-Feindschaft der beiden Rivalen, und man beginnt schlimmes zu erahnen. Die mit Computer aufgesetzten Gesichter aus den dreißig Jahre zurück liegenden Nachrichten-Ausschnitten, sind ganz fürchterlich. Für Stallones Charakter griff man wahrscheinlich auf ROCKY-Material zurück, während bei De Niro anzunehmen ist, dass WIE EIN WILDER STIER die Vorlage lieferte. Das hätte man geschickter lösen können. Die Qualität der Effekte ist einfach grauenhaft. Aber dann beginnt der Film Fahrt aufzunehmen, und hält tatsächlich alle Runden durch. Stallone gibt den geschlagenen Helden, De Niro das egozentrische Arschloch. Das macht sehr viel Spaß, weil der Film innerhalb seiner diversen Klischees, diese überraschend anders auflöst, und dadurch angenehm zu überraschen versteht. Regisseur Peter Segal beweist hier tatsächlich ein Händchen für Rhythmus und Schauspielführung. Immerhin ist er für sehr unlustige Adam Sandler Filme und dem zweiten VERRÜCKTEN PROFESSOR verantwortlich. Es hätte also auch alles etwas anders laufen können.

Nach einem verpatzten Anfang, hält der Film einen hohen technischen Standard, wo keine Abteilung das Rad neu erfindet, aber optisch und akustisch gehobeneres Niveau demonstriert. Aber tatsächlich sind es ja die Darsteller, wegen denen man diesen Film letztendlich auch sehen will. Der eigentlich Kampf ist schließlich hervorragend inszeniert und aufgenommen. Die älteren Herren dürfen zeigen, was noch ihnen steckt, ohne dass sie dabei vorgeführt werden. Nicht zu überfrachtet, aber auch kein zurückhaltendes Streicheln. Auch hier hat Peter Segal ein sehr sicheres Händchen gezeigt, wie er die Kontrahenten ausgewogen zwischen Alter und Ehrgeiz aufeinander los lässt. Man kann durchaus sagen, dass sie hier in Würde und mit Respekt einem eventuell voreingenommenen Publikum gezeigt werden. Und wer Schlimmstes in der Geschichte erwartet hatte, kann sich angenehm überraschen lassen. Ja, auch weil es genügend ROCKY Anspielungen geben wird. Aber auch hier ist nichts plump und mit dem Holzhammer präsentiert. Wirklich kein Film der einen K.o. haut, aber durchaus beständig vor Vergnügen in die Seile wirft.

Grudge-Match-2, Copyright Warner Bros.

Darsteller: Sylvester Stallone, Robert De Niro, Kevin Hart, Alan Arkin, Kim Basinger, Jon Bernthal, Camden Gray, LL Cool J, Joey Coco Diaz, Jim Lambley u.a.
Regie: Peter Segal
Drehbuch: Tim Kelleher, Rodney Rothman
Kamera: Dean Semler
Bildschnitt: William Kerr
Musik: Trevor Rabin
Produktionsdesign: Wynn Thomas
USA / 2013
zirka 113 Minuten

Bildrechte: Warner Bros.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Im Kino gesehen abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar