JACKASS PRESENTS: BAD GRANDPA – Bundesstart 24.10.2013
Mit 86 Jahren steht Irving Zisman eine schwere Verantwortung ins Haus, und das, obwohl seine Frau gerade verstorben ist. Er muss seinen acht Jahre alten Enkel von Nebraska nach North Carolina zu seinem leiblichen Vater bringen, weil die Mutter des kleinen Billy wieder einmal ins Gefängnis muss. Das hört sich nach einem Drama mit Potential an, wäre im Titel nicht JACKASS und unter einer dicken Latexschicht Johnny Knoxville eingebettet. Nach drei Kinoauswertungen der beliebten Selbstzerstümmelungsserie von MTV, wagt der Trupp einmal etwas Neues, in dem sie so etwas wie eine Geschichte erzählen. Hauchdünn, aber doch eine Geschichte, wenngleich diese nur dazu dient, möglichst viele unbescholtene Bürger in Angst, und Schrecken, und Ekel zu versetzen. Der Erfolg dieses Versteckte-Kamera-Reigens ist manchmal brüllend komisch, meistens unfassbar, und teilweise über der Grenze des guten Geschmacks.
Da gibt es Irving Zisman, wie er in einem Postamt versucht seinen Enkel per Paket nach South-Carolina zu verschicken, was zu den besseren Episoden zählt. Oder ein Furz-Wettbewerb, der in einem vollen Restaurant ausgetragen wird, mit sehr fragwürdigem Ausgang, was zu den weniger angenehmen Szenen zählt. Unterbrochen werden die mit diversen versteckten Kameras gefilmten Einlagen, mit Spielszenen, die scheinbar improvisiert sind, und das Verhältnis zwischen den entfremdeten Enkel und seinem Grandpa aufbauen sollen. Aber auch hier steht eine dramatische Beziehung ganz weit hinten an, sondern fordert nur das Staunen des Zuschauers heraus, wie ein acht Jahre alter Junge nur zu solchen Dialogen fähig ist. In einer grandiosen Maske die ihresgleichen sucht, versteckt sich ein bestens aufgelegter Johnny Knoxville, der keine Peinlichkeiten und Frechheiten scheut, um unwissende Passanten zu provozieren, zu erschrecken, und fassungslos reagieren zu lassen. Die eigentliche Überraschung ist allerdings Jackson Nicoll als Billy, dem man aber auch wirklich alle seiner Äußerungen abkauft. Ob über die Crack-Sucht seiner Mutter, wie er unbedarften Frauen in einem Wartezimmer erklärt, oder wenn er versucht sich auf der Suche nach seinem Grandpa Zutritt zu Pornoläden zu verschaffen.
Zielsicher lassen die Macher und die Improvisationen von Knoxville keine Gelegenheit aus, wenn nicht zu unterhalten, doch zumindest zu überraschen. Von feinsinnigen Pointen, bis zu fragwürdigem Fäkalhumor ist alles vorhanden was das Jackass-Herz begehrt. Wer sich auf gut Glück in den Film verirrt, wird allerdings auch den ein oder anderen Lacher für sich entdecken. Der Abspann ist schließlich eine Klasse für sich, wird aber auch die nicht entschädigen, für die BAD GRANDPA überhaupt nichts war. Alles in allem 90 Minuten kurzweilige, doch nicht schmerzfreie Unterhaltung. JACKASS eben, und das muss man mögen.
Darsteller: Johnny Knoxville, Jackson Nicoll, Greg Harris, Georgina Cates, Kamber Hejlik, Spike Jonze, Catherine Keener u.v.a.
Regie: Jeff Tremaine
Drehbuch: Johnny Knoxville, Jeff Tremaine
Kamera: Dimitry Elyashkevich
Bildschnitt: Seth Casriel, Matthew Probst, Matthew Kosinski
Musik: Sam Spiegel
Makeup: Steven Prouty
USA / 2013
zirka 92 Minuten