EVIL DEAD – Bundesstart 16.05.2013
Es ist weder der blutigste, noch der gruseligste Film aller Zeiten. Es ist auch nicht der schockierendste, oder verstörendste Film aller Zeiten. Es ist die seit TANZ DER TEUFEL zum Standard mutierte Geschichte von der Gruppe Jugendlicher, die in einer einsamen Hütte im Wald etwas Entspannung suchen. Ihre Namen sind David, Eric, Mia, Olivia und Natalie. Setzt man die jeweiligen Anfangsbuchstaben zusammen, kommen die Namen nicht von ungefähr. Fede Alvarez und Rodo Sayagues scheinen sehr gut durchdacht zu haben, wie man die stets aufmerksamen Geeks und Freaks erfreuen kann. Aber Alvarez und Sayagues scheint auch sehr wohl bewusst gewesen zu sein, auf was sie sich überhaupt eingelassen haben. Es gibt Remakes, die möchten als Hommage dem Original Tribut zollen. Und es gibt Remakes, die bilden sich ein, schlauer als ihr Vorlage sein zu können. Beide scheitern meist an ihren Absichten. EVIL DEAD, dass höchst erwartete, aber auch meist gefürchtete Remake des Sam Raimi Klassikers TANZ DER TEUFEL, müsste daran scheitern, dass er verbeugende Hommage sein will und sich gleichzeitig viel schlauer zeigen möchte.
ia möchte in der Hütte im Wald ihren Drogenentzug beginnen. Ihr Bruder und drei weitere Freunde wollen ihr dabei zur Seite stehen. Doch ein Wald, der zur Vergewaltigung neigt, und ein in Menschenhaut gebundenes Buch, machen aus der Entziehungskur, eine blutige Reise durch die Hölle. Grundsätzlich bleibt es fragwürdig, ob die obsessive Wut des neuverfilmens in irgendeiner Form ihre Rechtfertigung findet. Aus den unabhängig produzierten Kleinkunstfilmen, die sich zu Klassikern des Genres empor schwangen, werden dann doch immer wieder von größeren Studios finanzierte Prestigeobjekte. Und Prestige ist in diesem Sinn mit Geld gleichzusetzen.
Die Notwendigkeit, TANZ DER TEUFEL noch einmal zu verfilmen, können auch Regisseur Fede Alvarez und sein Co-Autor Rodo Sayagues nicht vermitteln. Aber sie haben etwas gemacht, das dennoch in allen Richtungen überzeugt. Nach offiziellen Informationen hat die Effekte-Crew fast 300.000 Liter Kunstblut vergossen. Und man kann ganz getrost sagen, dass die Szenen mit dem Kunstblut nicht zu den schlimmsten gehören, mit denen EVIL DEAD zu schocken versteht. Der Anfang ist noch gemächlich, man nimmt sich Zeit für die Zeichnung der Figuren, nur spärlich unterbrochen von Szenen, die darauf hin deuten, was kommen wird. Was während dessen besonders zur Geltung kommt, ist Aaron Mortons fantastische Kameraarbeit. Er taucht den Wald, die Hütte, die Figuren in magisches Licht. Und das ist im Sinne der Worte zu verstehen. Viele der ruhigeren Passagen überraschen mit einer überwältigenden Lichtstimmung.
Und dann wird der Dämon aktiv. Und was sich da auf der Leinwand abspielt, ist wirklich zu viel für einen Film, der im Mainstream angesiedelt ist. Das sich dabei die eindringlichste Szene allerdings auf der Ton-Ebene abspielt, zeugt vom wirkungsvollen Einfallsreichtum der Macher. Man lernt daraus, das Glasscherben immer sofort entsorgt werden sollten. So ist EVIL DEAD weder der blutigste, noch der gruseligste Film aller Zeiten. Er ist auch nicht der schockierendste, oder verstörendste Film aller Zeiten. Aber er ist sehr blutig, enorm gruselig, sehr schockierend, und in seiner Umsetzung extrem verstörend. Die Mischung macht es, und Regisseur Alvarez beherrscht diese Mischung. Man darf sogar behaupten, dass es EVIL DEAD gelungen ist, sich von seinem alles überschattenden Vorbild zu lösen. Es gibt genug Neider, Zweifler, und Trolle. Denen darf man keine Beachtung schenken, wenn man den ultimativen Horrortrip genießen möchte. Remakes braucht die Kinowelt wie Zahnschmerzen. EVIL DEAD hingegen, braucht die Horrorwelt wie eine Frischzellenkur. Ach, und diese fantastische Lichtstimmung. Wenn nur nicht die Peppichmesser wären.
Darsteller: Jane Levy, Shiloh Fernandez, Lou Taylor Pucci, Jessica Lucas und Elizabeth Blackmore
Regie: Fede Alvarez
Drehbuch: Fede Alvarez, Rodo Sayagues, nach dem Film von Sam Raimi
Kamera: Aaron Morton
Bildschnitt: Bryan Shaw
Musik: Roque Baños
Produktionsdesign: Robert Gillies
USA / 2013
zirka 91 Minuten