STAR TREK INTO DARKNESS – Bundesstart 09.05.2013
Eine erste, subjektive Betrachtung …
Zwei der wichtigsten Fragen der Kino orientierten Fan-Gemeinden, werden mit dem Start von J.J. Abrams jüngster Regiearbeit beantwortet. Wird es wieder viel Lens Flare geben? Und, spielt Benedict Cumberbatch tatsächlich Khan? Die Fragen sind schnell beantwortet mit: Warum sollte? Lens Flare, also die spiegelnden Reflexionen von Gegenlicht innerhalb eines optischen Linsensystems, im Sprachgebrauch auch Einstreuer genannt, sind ein Problem der Kameratechnik. Wenn man in einem 3D-Film Einstreuer einbaut, obwohl die Technik das menschliche Sehen nachempfinden soll, dann wäre dies im optischen Empfinden eher störend. Und dann Khan. Zumindest im Star-Trek-Universum ist er nicht nur einer der beliebtesten, sondern auch eindringlichsten Gegner des Guten. Sich mit Ricardo Montalbans Interpretation des charismatischen Übermenschen anzulegen, käme in den, für den Erfolg wichtigen Fan-Kreisen, einem filmischen Selbstmord gleich. Nerd-Liebling und Hollywood-Wunderkind J.J. Abrams kennt die Regeln im Spiel der Genres. Also, warum sollte?
2009 hat STAR TREK einen sensationellen Neustart erfahren. Man hatte nicht wirklich zu hoffen gewagt, dass man die zu Tode geritten geglaubte Serie so ohne Weiteres wiederbeleben könnte. Erst recht nicht, wenn die Macher die Dreistigkeit besitzen sollten, die den Welterfolg begründenden Charaktere neu zu besetzen, und die Geschichte des bekannten Universums neu zu schreiben. In einer fast schon überhebliche Zocker-Mentalität, ging Abrams Rechnung auf. Zur Freude von Geeks, Fans, und herkömmlichen Publikum. Die Geschichte war hanebüchen und dünn, hatte wenig von dem auf den Zeitgeist bezogenen Trek-Flair, und war schon Jahre zuvor überaltert gewesen. Doch STAR TREK 2009 hat die bekanntesten Figuren der TV-Geschichte neu definiert, in dem man ihrem eigentlichen Ursprung nachspürte. Die eigentliche Kunst von Darstellern, Drehbuch und Regie bestand darin, Chris Pine nicht als Nachfolger von William Shatner zu verkaufen, sondern Shatner vergessen zu machen, ohne sein Erbe zu verraten. Mit allen anderen Figuren und ihren Darstellern verhielt es sich exakt genauso. Hier lag der Erfolg des Neustarts. Hier lag die allgemeine Begeisterung begründet.
Alles was vor vier Jahren zurück blieb, war ein banger Zweifel. Die Charaktere waren im sicheren Hafen, als nächstes müsste man mit der Geschichte überzeugen. War STAR TREK als technisches Spektakel wiedergeboren, oder wären die Neustarter in der Lage, tatsächlich eine adäquate Geschichte mit Tiefgang und Hintergrund zu erzählen. Nun, Nerd-Liebling und Hollywood-Wunderkind J.J. Abrams kennt die Regeln im Spiel der Genres. Es dürfte also kaum überraschen, dass er mit seinen schreibenden Stamm-Kollaborateuren Orci, Kurtzman und Lindelof dem nachgekommen ist, was dem ersten Film verwehrt blieb. Und das ist eine ausgewogene Mischung von optischen Spektakel, Tiefgang, hintersinniger Handlung und exzellenter Unterhaltung. STAR TREK INTO DARKNESS verhält sich zu seinem Vorgänger, wie modernste Computer-Effekte zu Ray Harryhausens Stop-Motion-Animation. Man hat ständig das Gefühl, das alles passt. Besonders als Anhänger dieses Genres. Und, seltsamerweise, erst Recht als Fan der Klassik-Serie.
Damit könnte man es bewenden lassen. STAR TREK INTO DARKNESS ist erstklassige, und für jeden zu empfehlende Kino-Unterhaltung. Doch so einfach ist es dann doch nicht. Denn J.J. Abrams, gerade mit seinen drei schreibenden Kollaborateuren, erweist sich als sehr von sich selbst überzeugter Filmemacher, aber auch risikofreudiger, fast schon gnadenloser Experimentalist. 79 Original-Episoden, sechs Kinofilme und der erste Teil des Neustarts, da muss man glauben, dass einfach genügend Respekt vor dem Ganzen aufgebaut sein muss. Doch weit gefehlt, denn mit STAR TREK INTO DRAKNESS wurde ein Weg beschritten, der nur zwei Optionen offen lässt, die bekannt sein dürften. Der Mittelweg ist für Desinteressierte und Unwissende. Mit der Veränderung der Zeitlinie im ersten Teil, haben die Macher einen mutigen Weg angetreten. Doch was sie sich mit dieser Installation erlaubten, das stellt alles auf den Kopf, wie man es mutigen Männern im Allgemeinen zutrauen würde. Aber am Ende macht doch alles wieder Sinn. Es ist unglaublich, es ist aber auch stimmig. Aber vor allem ist es purer Nervenkitzel. Denn was sich die Neustarter ausgedacht haben, ist aberwitzig und gegen jede Vernunft. Aber es funktioniert. Man stellt es nicht in Frage. Weil es tatsächlich funktioniert. Mit einem Wort: Faszinierend!
Eine weiter, weit ausführlichere Besprechung, sehr subjektiv.
Darsteller: Chris Pine, Zachary Quinto, Zoe Saldana, Bendict Cumberbatch, Karl Urban, Alice Eve, Simon Pegg, Anton Yelchin, John Cho, Peter Weller und Bruce Greenwood u.a.
Regie: J.J. Abrams
Drehbuch: Roberto Orci, Alex Kurtzman, Damon Lindelof
Kamera: Daniel Mindel
Bildschnitt: Maryann Brandon
Musik: Michael Giacchino
Produktionsdesign: Scott Chambliss
USA / 2012
zirka 132 Minuten