People like us – Deutschlandstart 18.10.2012
Es ist fast wie ein Möbius-Band, wo man glaubt, endlich auf einer anderen Strecke zu sein, und dann doch immer wieder an dieselbe Stelle zurückkehrt. Es ist das Gespann Kurtzman/Orci, welches einem in den vergangenen Monaten immer wieder den Schrecken in die Glieder fahren lässt. Ah, die schon wieder?! Eine der ersten Serien, an denen Alex Kurtzman und Roberto Orci beteiligt waren, trug auch noch den Titel JACK OF ALL TRADES, Hansdampf in allen Gassen. Und welches hochbudgetierte Projekt auch in Hollywood angekündigt wird, mittlerweile sind ihre Namen fast schon zwangsläufig damit verbunden. Wenn Alex Kurtzman sich dann endlich zu einem Spielfilmdebüt hinreißen lässt, sollte man ihn eigentlich im phantastischen Bereich vermuten. Nach TRANSFORMERS und STAR TREK, FRINGE und ALIAS, Reboots von VAN HELSING und THE MUMMY möchte man das vermuten. Doch weit gefehlt, er geht in die entgegengesetzte Richtung. Jody Lambert hat Kurtzman beim Drehbuch unterstützt, aber Roberto Orci ist deswegen nicht außen vor, sondern hat ordentlich mitgeschrieben. Selbstverständlich.
Es ist die Geschichte von Sam, einem Handelsvertreter auf der Überholspur, der eigentlich mit Freundin Hannah ein zufriedenes Leben führt. Aber durch das Ableben seines Vaters wird Sam dazu gezwungen, in das Haus seiner Kindheit zurückzukehren, wo er von seiner Mutter Lilian erst einmal mit einer Ohrfeige begrüßt wird. Weit gefehlt, wer glaubt, dass sich die anfängliche Heiterkeit nun in ein Drama wandeln würde. Selbst als Sam schallend die nächste Ohrfeige trifft. Er hat eine Schwester namens Frankie, und außer ihm scheint niemand sonst von ihr zu wissen.
Mit einem fantastischen Ensemble hält Kurtzman seinen Film auf leichtem Fuß. Seine dramatischen Momente verpasst er dabei trotzdem nie. Nach und nach wird verständlich, was Sam aus dem Haus getrieben hat, und dass die Ohrfeige seiner Mutter eher versöhnlich als wütend verstanden werden muss. Chris Pine wird leicht mit seinem Charakter fertig und schafft es, dem eher eindimensionalen Sam mehr an Tiefe zu geben, als es die Drehbuchvorlage geben konnte. Genauso verhält es sich mit Elizabeth Banks‘ Darstellung der kellnernden Frankie. So unbekümmert leicht sich das Drama gibt und dabei Sympathien aufbaut, offenbart es mehr und mehr seine Schwächen. Es ist das Spiel von Pine und Banks sowie der wunderbar zurückgenommenen Michelle Pfeiffer, das den Film letztlich ausmacht. Das Drehbuch von Kurtzman, Orci und Lambert gibt nichts weiter als stereotype Figuren vor, die im Verlauf der Handlung genauso stereotype Verhaltensweisen an den Tag legen. Dieses Traumgespann der Autorenschaft hat selbst mit seiner weiblichen Unterstützung keine gute Vorlage geschaffen, mit der irgendwo der Punkt von Originalität erreicht wird.
Zweifellos muss man zugestehen, dass man den Darstellern sehr gerne zusieht. Sie gehen in ihren Rollen auf, die Chemie stimmt und sie holen das Beste heraus. Im dritten Akt entblößt sich dann endgültig die ganze Mogelpackung. Der dramatische Höhepunkt wird zu einem absurden Panoptikum von bereits hundertfach zitierten Klischee-Abläufen. Hier kann selbst Kurtzmans zwanglose Regie nicht mehr retten, was die von ihm mitgeschriebene Vorlage bereits in den Sand gesetzt hat. Das ist schade bei so viel positivem Einfluss, welchen das überzeugende Ensemble in die Geschichte einbringt. Am Ende bleibt ein unterhaltsamer Film, den man nicht bereut, der aber auch sehr schnell wieder vergessen sein wird. Als Trost bleibt ein Ausblick auf kommende Attraktionen, wenn es heißt: Ah, die schon wieder. Denn zweifellos ist das Gespann Kurtzman und Orci im Phantastischen sehr gut aufgehoben. In anderen Genres müssen sie sich erst behaupten, was mit PEOPLE LIKE US noch nicht gelang.
Darsteller: Chris Pine, Elizabeth Banks, Michael Hall D’Addario, Olivia Wilde, Mark Duplass und Michelle Pfeiffer, Philip Baker Hall, Jon Favreau u.a.
Regie: Alex Kurtzman
Drehbuch: Alex Kurtzman, Roberto Orci, Jody Lambert
Kamera: Salvatore Totino
Bildschnitt: Robert Leighton
Musik: A. R. Rahman
Musikauswahl: Liza Richardson
Produktionsdesign: Ida Random
USA / 2012
zirka 114 Minuten