THE DEEP BLUE SEA

Dies ist die Geschichte des Tages, an dem sich Hester Collyer das Leben nehmen möchte. In langen Rückblenden wird erzählt, wie es zu diesem Tag kommen musste. Hester ist die Frau des wesentlich älteren Richters Sir William Collyer, zu dem sie eine sehr innige Beziehung pflegt. Ihre erste sexuelle Befriedigung findet die Frau allerdings erst bei dem ehemaligen Kampfpiloten Freddie Page. Es ist das Jahr 1953, und die Probleme, denen sich Hester ausgesetzt sieht, sind für eine Frau gesellschaftlich überhaupt nicht vertretbar.

Terence Davies ist als Regisseur ein relativ Unbekannter in Kinokreisen. Er selbst hat das 50 Jahre alte Theaterstück von Terence Rattigan in Drehbuchform gebracht, etwas daran gefeilt und kleine, den Darstellern angepasste Veränderungen vorgenommen. So weit, so gut. Terence Rattigans Stück ist in den Händen von Terence Davies allerdings nie in der Gegenwart angekommen. Selbstverständlich bleibt die Zeit der Handlung von den Änderungen unberührt, wogegen nichts spricht, allerdings unterwirft sich die Inszenierung gleichsam der Form und Gestaltung jener Zeit. Das macht aus DEEP BLUE SEA einen nicht sehr einfachen Film, der mit unendlichen Längen zu kämpfen hat. Längen, die dem Film in seinem Verlauf mehr und mehr zusetzen, je tiefer er seiner Hauptfigur näherkommen muss.

Man darf ohne Übertreibung sagen, dass dies Rachel Weisz bislang beste Darstellung im Kino ist. Stärke, Verzweiflung und Verletzlichkeit vermittelt sie mit berührender Intensität. Bühnendarsteller Simon Russell Beale steht in Ausdruck und Glaubwürdigkeit seiner wesentlich jüngeren Filmfrau in nichts nach. Dass der gehörnte und verlassene Richter als besonnener und ruhiger Charakter angelegt ist, macht die Beziehung des zerrüttenden Paares sehr intensiv. Weisz und Beale machen die ursprüngliche Beziehung der beiden förmlich greifbar. Dass Hester bei dem Piloten Page nur sexuelle Erfüllung findet, ist ihr eigentliches Dilemma, denn Verständnis, Zuneigung und innige Liebe findet sie nur bei William Collyer, der trotz aller Widrigkeiten seine Beziehung retten möchte. Die Dramatik im Film fällt immer abrupt ab, wenn Tom Hiddlestons traumatisierter Kriegsveteran mit seiner überzogenen Lebensfreude in Szene gesetzt wird. Hiddleston ist nicht das Kaliber an Darsteller, um gegen seine Mitspieler anstehen zu können. Zu aufdringlich, zu laut, zu extrovertiert muss er agieren, um wahrgenommen zu werden.

Florian Hoffmeister hat, bis auf eine grandiose Fahrt in einer U-Bahnstation, eher statische Bilder entworfen, die eher beliebig als unterstützend wirken. Mit Davies Inszenierung, die mehr einer Bühnenaufführung gleicht als einer filmischen Umsetzung, ist DEEP BLUE SEA ein sehr altbackener Film geworden. An die großen Dramen der damaligen Kinozeit kommt er dennoch nicht heran.

Darsteller: Rachel Weisz, Simon Russell Beale, Tom Hiddleston, Ann Mitchell, Jolyon Coy, Karl Johnson u.a.
Regie & Drehbuch: Terence Davies, nach dem Stück von Terence Rattigan
Kamera: Florian Hoffmeister
Bildschnitt: David Charap
Musik: Samuel Braber
Produktionsdesign: James Merifield
Großbritannien / 2011
zirka 98 Minuten

Bildquelle: Kinostar / Music Box Films

 

 

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