GRABBERS hat nur auf dem Fantasy Filmfest Auftritte auf deutschen Leinwänden. Dafür ist er Großbritannien bereits auf DVD/BluRay erschienen.
Hier kehrt der raue Charme von Roddy Doyles‘ Barrytown-Trilogie wieder, aber mit Außerirdischen. Der irische Film war in Sachen Humor und Erzählung schon immer dem Rest Europas voraus. Ehrliche Typen, die in den außergewöhnlichsten Situationen immer noch authentisch bleiben. Ob NED DEVINE oder THE GUARD, der irischen Seele ins Gesicht zu schauen ist zweifellos stets ein Vergnügen. Ciarán O’Shea und Lisa Nolan sind genau die Typen im Sinne des liebgewonnenen irischen Filmklischees. Typen, die man glaubt zu kennen. Typen, die man auch tatsächlich kennt. Richard Coyle ist Ciarán O’Shea,ein dem Alkohol verfallener Guard auf der irischen Insel Erin-Island. Ruth Bradley ist Guard Lisa Nolan, die vom Festland kommt und auf Erin-Island nur übergangsweise polizeilichen Dienst tun soll. Zusammen ergeben sie diese unschlagbaren Partner mit unschlagbaren Gegensätzlichkeiten. Er, versoffen und desinteressiert. Sie, überkorrekt und grundanständig. Da braucht es einige Zeit, dass man die Ankunft von außerirdischen Monstern auch als solche erkennt.
Dabei bemerkt Guard Nolan im Film recht früh, „es sind die ruhigen Plätze, wo der verrückteste Scheiß passiert“. Und der Fischer Taghd Murphy tippt sofort auf Grabbers. Egal, was es ist und wie es aussieht, es schnappt sich die Leute eben. Und jetzt geht es nur noch darum, den Dingern Herr zu werden. Was die Polizisten von Erin Island ermitteln, um die Bewohner vor den Grabbers zu schützen, ist das Kernstück des Films, aber auch eines der härtesten Klischees. Wenngleich mit Verlusten, wissen sich die Iren jedenfalls zu wehren.
Nur vier Millionen Pfund stand Jon Wright für die Umsetzung von Kevin Lehanes Drehbuch zur Verfügung. In einigen Szenen ist das geringe Budget spürbar, dafür aber nicht störend. Vielleicht hat die knappe Kasse ja auch dazu geführt, dass der Film letztendlich so effektiv wurde. Es war vielleicht gar kein Geld übrig für alles beherrschende Effekte. Die Szenen mit den Monstern sind dafür spannend und überraschend. Hat bei Spielbergs HAI ja auch schon funktioniert. Und doch gibt es auch Sequenzen, die in Opulenz erstrahlen – wie die Wal-Szene am Strand. Das geringe Budget auf die richtigen Momente zu verteilen, das ist die Kunst des Kinos. Und Jon Wright verstand es, auf die richtigen Momente zu verteilen. GRABBERS ist kein ganz großer Wurf, aber er ist durch und durch sympathisch, sehr spannend und unterhaltsam. Und verrückt. Es geht schließlich um Iren.
Laut Presseheft soll Regisseur Wright seine Darsteller Coyle und Bradley vor den Dreharbeiten richtig abgefüllt und sie dabei gefilmt haben. Mit dem Material konnten die Darsteller sich wirklich selbst als Betrunkene imitieren und mussten nicht improvisieren, was bei den meisten Trunksüchtigen im Kino oft, tja, gespielt wirkt. Sollte diese Anekdote nicht wahr sein, ist sie einfach zu schön, und auch so irisch, dass man sie ruhig als Wahrheit stehen lassen sollte. Nicht, was erzählt wird, ist von Bedeutung, sondern wie es erzählt ist. Aber bei GRABBERS bekommt man von beidem. Ein witziger Film, der fesselt und bestens unterhält. Weil jeder Beteiligte wusste, worauf es ankommt. Sláinte.
Darsteller: Richard Coyle, Ruth Bradley, Russell Tovey, Lalor Roddy, David Pearse, Bronagh Gallagher u.v.a.
Regie: Jon Wright
Drehbuch: Kevin Lehane
Kamera: Trevor Forrest
Bildschnitt: Matt Platts-Mills
Musik: Christian Henson
Produktionsdesign: Tom McCullagh
Irland – Großbritannien
zirka 94 Minuten