OPUS

Opus - (c) A24– Bundesstart 17.04.2025
– Release 14.03.2025 (CAN)

Eine Influencerin, eine Paparazza, ein ehemals konkurrierender Musiker, eine TV-Moderatorin, und ein Musikjournalist. Sie sind eingeladen zur Sensation in der Musikwelt. Nach 30 Jahren im Untergrund will Alfred Moretti, der größte Musiker aller Zeiten, ein neues Album vorstellen. Überraschenderweise, und unter größtem Missfallen ihrer Kollegen, erhält auch Ariel Ecton eine Einladung: eine angehende Journalistin, die aber vom Musikjournalisten als seine Assistentin klein gehalten wird. Wer weiß, dass Autor und Regisseur Mark Anthony Green einst selbst Redakteur beim GQ Männermagazin war, würde damit rechnen, dass der als Horrorfilm angekündigte „Opus“ so etwas wie eine bitterböse Abrechnung werden könnte. Denn keine Geringere als Ariel Ection ist die Hauptfigur – der kleinste Fisch im Becken. Und das in einer verhaltenen Art, wie man Hauptdarstellerin Ayo Edebiri in „The Bear“ lieben gelernt hat.

Das abgeschiedene Anwesen, zu dem die Auserwählten gebracht werden, macht sich aus wie der Rückzugsort einer Sekte. Überall gleich gekleidete Menschen in Blau, jeder wirkt glücklich, und alle betätigen sich künstlerisch. Der 30 Jahre untergetauchte Alfred Moretti präsentiert sich im Aufzug der ehemaligen Glam-Rock Stars und als Herr über alle Dinge. Die Geladenen sind absolut aus dem Häuschen. Nur unsere verunsicherte Heldin findet die gesamte Situation verdächtig, und soll auf blutige Weise Recht behalten.

Der Knackpunkt bei Filmen in denen es um fiktive Welthits geht, ist die fehlende Glaubwürdigkeit und Plausibilität das die Musik tatsächlich Chart-Niveau haben könnte. Filmdebütant Mark Anthony Green geht bei seinem Erstling die ganze Meile und lässt Nile Rodgers und The-Dream drei Lieder produzieren. Natürlich von John Malkovich selbst als Alfred Moretti zum Besten gegeben. Rodgers und The-Dream sind sonst Produzenten von Daft Punk, Usher oder Beyoncé, haben also das richtige Gespür für angesagten Musikgeschmack. Und somit kann sich „Opus“ durchaus rühmen, seiner fiktiven Musikikone tatsächlich real mögliche Hits angedeihen zu lassen.

Man würde sich wünschen Green hätte sich beim Ausarbeiten seines Satire-Horror-Mixes genauso ins Zeug gelegt wie bei der Musik. Lediglich Kameramann Tommy Maddox-Upshaw gelingen im ersten Akt noch einige raffinierte Einstellungen, die mit subtilen Irritationen die verrückte Prämisse unterstreichen. Nur das von der eigentlichen verrückten Prämisse nichts auf den Film selbst überspringt. Personenkult, Journalismus, Sektenführer, ja – sogar ein bisschen Social-Media. Mark Anthony Green bringt viel an Möglichkeiten auf das Notenblatt, es wird aber einfach keine Melodie daraus.

Opus b - (c) A24

Mit diesen Produzenten und einem Ensemble wie diesen, müsste Green ausgelassen Amok laufen. Hier meldet sich die Satire, hier spürt man die Komödie, und hier schreit es nach Horror. Auf nichts will sich der Regisseur wirklich festlegen, was er auch gar nicht müsste. Man bekommt das Gefühl, als träfen hier Wes Anderson Jordan Peele aufeinander. Oder es überkommen einem die obskuren Stimmungen von „The Menu“ oder „Get Out“. Doch Green bleibt brav, anstatt voll aufzudrehen. Wenn der Gastgeber von den Gästen verlangt, dass sie sich vor dem Essen den Schambereich rasieren müssen, ist das herrlich absurd – steht aber in keinerlei Kontext. Die blutigen Gewaltspitzen sind derart uninteressant umgesetzt, als wolle der Regisseur den Ekelfaktor umgehen, der aber wiederum im Kontext stehen würde. Green vertraut seinem eigenen Soff nicht.

Die Darsteller zeigen sich spielfreudig und scheinen ihre Rollen zu genießen. Bis auf die beiden Hauptdarsteller sind sie allerdings vollkommen unterfordert. Juliette Lewis ist als überhebliche Moderatorin hervorragend besetzt, bekommt aber überhaupt nichts zu tun. Schlimmer noch, ihre Rolle wird absolut irrelevant. Dafür kann Ayo Edebiri strahlen. Mit erstaunlicher Virtuosität entwickelt sie sich vom eingeschüchterten Lehrmädchen, zur beflissenen Journalistin, zur schlagkräftigen Power-Frau. Zu den besten Szenen gehört zweifelsfrei der Monolog ihres Freundes am Anfang, der ihr erklärt warum sie mit ihrer tristen Mittelmäßigkeit keinen Erfolg als Autorin haben wird. Das sind Momente die das Potenzial von Green zeigen, auf das er aber leider nicht aufzubauen versteht.

Als Satire viel zu brav, als Horror viel zu unspektakulär, als soziopolitischer Kommentar viel zu gewöhnlich. Da rettet auch John Malkovich nicht viel, selbst wenn er – wie nicht anders zu erwarten – wieder absolut losgelöst voll aus sich herausgeht. Und selbst das wird zu einem Problem. Für sich genommen sind Malkovich und Edebiri ein wahrer Genuss, aber in den gemeinsamen Szenen springt kein Funke über. Green hat als Redakteur Erfahrungen mit dem Ego von Journalisten und den Gefahren des Personenkults gesammelt, daraus ein Drehbuch geschrieben und selbst Regie geführt. Doch außer den zu erwartenden Plattitüden hat er erstaunlich wenig darüber zu sagen. „Opus“ hat von allem ein bisschen, dass macht aber noch keinen interessanten Film.

Opus a - (c) A24


Darsteller: Ayo Edebiri, John Malkovich, Murray Bartlett, Stephanie Suganami, Melissa Chambers, Juliette Lewis u.a.

Regie & Drehbuch: Mark Anthony Green
Kamera: Tommy Maddox-Upshaw
Bildschnitt: Ernie Gilbert
Musik: Danny Bensi, Saunder Jurriaans
Songs: Nile Rodgers, The-Dream
Produktionsdesign: Robert Pyzocha
USA / 2025
104 Minuten

Bildrechte: A24
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