– Bundesstart 06.02.2025
– Release 29.01.2025 (HKG)
Preview 31.01.25, Cineplex, Fürth
Wenn es um mörderische Puppen mit Eigenleben geht, hatte man zuletzt mit M3GAN richtig viel Spaß. Dieser bezieht seinen Thrill aus einer ironischen Selbstreflexion, mit Augenzwinkern auf viele ähnlich ausgerichtete Thriller, welche sich gerne sehr ernst nehmen. Das gab den Morden bei M3GAN dann noch mal einen extra Schub am Splatter-Spaß. Wer den Trailer zu COMPANION gesehen hat, kann sich vorstellen, dass Drew Hancock das Konzept der mörderischen Puppe mit seinem Spielfilmdebüt noch um eine innovative Stufe erhöht. Kann man sich vorstellen. Hancock erzählt die Geschichte von Iris und Josh. Wie sie sich im Supermarkt kennenlernen, wie sie sich umgehend verlieben, wie sie harmonieren, wie sie ein wundervoll anzuschauendes Paar werden. Und wie sie für ein Wochenende zu einem abgelegenen Seehaus fahren, wo Josh seinem engsten Freundeskreis Iris vorstellen wird. Das ist alles wild romantisch, und es passiert in den ersten 15 Minuten. Wer also Überraschungen liebt und den Trailer nicht kennt, sollte ab dieser Stelle nicht weiterlesen.
Wer sich Zeit für COMPANION nimmt, weiß auch das es sich nicht um eine Nicholas Sparks-Verfilmung handelt. Und mit dem Wissen, macht der zuckersüße, vor Glück und Harmonie strotzende Einstieg unglaublich Spaß. Hancock scheut sich auch nicht, dies einladend farbenfroh und ansprechend kontrastreich zu inszenieren. Eli Borns Kamerabilder halten das visuelle Konzept weitgehend bei, subtil werden nur die Farben entsättigt, wenn Josh seinen wahren Charakter offenbart, und Iris ihre tatsächliche Bestimmung erfährt. Eine unangenehme Episode hat den Tod des Hausbesitzers durch die Hand von Iris zur Folge. Woraufhin Josh seine Freundin erst einmal in den Schlafmodus versetzt. Denn (Überraschung!) Iris ist eine künstliche Lebenspartnerin.
„An emotions-bot,“ sagt einmal einer, „who fucks“. Bis Josh sie aufklärt, weiß Iris nicht ein programmiertes Wesen zu sein, dessen Erinnerungen und Gefühle von ihrem Mieter eingegeben sind. Und Josh kann per App am Smartphone auch Intelligenz, Sprache, Sprachmodulation, und allerlei andere Features bei Iris einstellen. Das ist insofern von Bedeutung, weil es für den Handlungsverlauf eklatant wichtig ist, und man daran ermessen kann, was an Drew Hancocks Buch, und letztendlich in der Inszenierung einfach nicht funktioniert. Denn die Grundidee verspricht weit mehr, als umgesetzt wird.
Man muss vorausschicken, dass das minimalistische Ensemble exzellent, und auch passend Stereotyp für diese Art von Geschichte besetzt wurde. Aber es ist Sophie Thatcher die den Film nicht nur bestimmt, sondern mit ihrer emotionalen Bandbreite das darstellerische Niveau extrem hochhält. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn der Roboter in der Geschichte die facettenreichste Darstellung auf die Leinwand bringt. Die Frage ist nur, was ein Horror-verwöhntes Publikum von einer Figur wie Iris erwartet. Und die Antwort scheint eigentlich ziemlich klar. Denn mit dem Tod einer Person im Film, müssen auch Spuren verwischt und Opfer gebracht werden. Und nichts liegt näher, als die Maschine gegen den Baum fahren zu lassen. Am Anfang dieser Rezension stand die Feststellung, dass man sich vorstellen kann, was Hancock mit einem innovativ erhöhten Konzept von Killerpuppe anstellen wird. Ja, kann man sich vorstellen.
Aber COMPANION ist dann doch ganz anders, und will aber gleichzeitig genau das sein, was die eigentliche Prämisse verspricht. Beim Versuch die Versatzstücke zu etwas eigenem neu zu ordnen, verrennt sich Drew Hancock inszenatorisch immer wieder in eine sich falsch anfühlende Richtung. Und diese Richtung ist eben keine erhoffte, geistreiche oder progressive Neuausrichtung des bekannten Stoffes. Zu erwarten wäre ein bitterböser Rache-Thriller, bei dem sich die Täter-Opfer-Rolle umkehrt. Bei dem sich Unschuld gegen Unterdrücker richtet. Iris begreift die Wahrheit über ihre Existenz, aber aufgrund ihrer Programmierung verstärkt sich noch ihre Sehnsucht nach Harmonie.
Dramen und moralisch Exkurse über den Wert eines Lebens, und was ein Leben definiert, gibt es zuhauf. Darunter sehr intelligente, sehr konsequente Thriller. Diese Konsequenz wagt Drew Hancock aus unerfindlichen Gründen nicht. Anstatt sich dem erwarteten, kathartischen Splatter-Modus zu ergeben, und dem losgelösten Spaßfaktor freien Lauf zu lassen, versucht sich COMPANION lieber im Spannungskino mit Ansätzen von moralischem Diskurs. Teilweise widerspricht das dem eigenen Handlungsaufbau. Iris im Besitz von Joshs Smartphone, kann ihre Intelligenz von 40 auf 100% einstellen. Das sind Momente, bei dem sich ein begieriges Publikum begeistert auf die Schenkel klopft. Doch es passiert nichts, was diese Erwartung auch irgendwie erfüllen würde. Als Iris zur Überfrau werden müsste, degradiert sie der Verlauf zum gewöhnlichen Mädchen in Gefahr. Ganz gewiss nicht, was man von einer Roboter-Figur erwartet.
Überspitzte Gewaltmomente gibt es durchaus. Die Szene mit der Kerze und dem Gehorsamstest schmerzt garantiert auch das Publikum. Aber das erhoffte, aber auch irgendwie versprochene, nicht ernstzunehmende Splatter-Vergnügen bleibt aus. Und das Hancock dafür auf einen psychologischen Thriller setzt, in dem die Besonderheit eines künstlich erschaffenen Wesens für den Verlauf kaum noch eine Rolle spielt, dann läuft das vollkommen gegen die Möglichkeiten für einen eigenständigen Horrorspaß. Da gibt es viele Filmbeispiele, dieselbige Prämisse spannender, interessanter und wesentlich intelligenter behandelten. Am Ende ist COMPANION dann lediglich ein gewöhnlicher Thriller, der nicht einmal in sich schlüssig bleibt. Eine bloße Nummernrevue als Spannungskino. Aber mit einer fantastischen Sophie Thatcher.
Darsteller: Sophie Thatcher, Jack Quaid, Lukas Gage, Megan Suri, Harvey Guillén, Rubert Friend u.a.
Regie & Drehbuch: Drew Hancock
Kamera: Eli Born
Bildschnitt: Brett W. Bachman, Josh Ethier
Musik: Hrishikesh Hirway
Produktionsdesign: Scott Kuzio
USA / 2025
97 Minuten