PIECE BY PIECE

Piece By Piece - Copyright FOCUS FEATURES– Bundesstart 16.01.2025
– Release 11.10.2024 (US)

Pharrell Williams erklärt im Film selbst, dass seine bisherige Lebensgeschichte mit Lego Bausteinen erzählt werden sollte. Stein für Stein zusammengefügt, ergibt sich erst am Ende ein erkennbares Gesamtbild. Lego-Kurzfilme sind Teil der anfänglichen YouTube-Kultur. Selbstgemachte Stop-Motion-Filme, die ironisch Lebenssituationen beschreiben, oder Filme parodieren. Der eigentliche Witz lag in der groben Form und ungelenken Körperlichkeit der Figuren. Ein Trend, dem Lego selbst nicht lange tatenlos zusehen wollte, und mit Warner Bros einen verlässlichen Partner fand. Die Kooperation war zweimal sehr erfolgreich und zweimal eher bedauerlich. Nichtsdestotrotz blieb es für Singer/Songwriter/Producer Pharrell Williams dabei, seine Karriere sollte auf ganz besondere Weise erzählt werden. Anstelle von Warner, kam Morgan Nevilles Film bei Universal unter. Aus Respekt vor der Zusammenarbeit mit Warner wählte die co-produzierende Lego-Company mit Pure Imagination ein anderes Animationsstudio. Nicht unbedingt zum Vorteil.

Wer den 1977 geborenen Musiker kennt, der 2002 seinen endgültigen Durchbruch im Hip-Hop und Rap hatte, den muss man an dieser Stelle nicht viel dazu erzählen. Denen Pharrell Williams unbekannt ist, sollten an dieser Stelle auch nicht viel mehr erfahren, denn dafür ist schließlich Morgan Nevilles Film gedacht. PIECE BY PIECE ist aufgebaut wie eine gewöhnliche Dokumentation. Er hat aber auch die typischen, leider schon sehr abgedroschenen Muster eine Musiker-Biografie. Kindheit – Aufstieg – Erfolg – Absturz – Erfolg – Triumph. Alles in Form von Lego-Figuren und Klemmbaustein-Optik.

Der Einstieg ist eine Interview-Situation, in der sich Lego-Williams und Lego-Filmemacher Neville, von einem Filmteam eingerahmt, gegenüber sitzen. Williams erzählt von seiner Kindheit bis ins Heute (Kindheit – Aufstieg – Erfolg – Absturz – Erfolg – Triumph). Es kommen auch viele andere Musiker, sowie seine Eltern zu Wort. Manchmal sind es nur Bildsequenzen die mit Off-Kommentaren unterlegt sind. Aber es gibt auch viele Spielszenen, und gerade bei denen hakt es im Film am meisten. Alle Mitwirkenden sprechen sich selbst, weswegen es (zumindest vor Ort) keine synchronisierten Fassungen in den Kinos gibt. Das ist ganz hervorragend, alles andere wäre geradezu grotesk.

Zweifellos ist PIECE BY PIECE ein turbulent buntes Vergnügen, mit vielen gut gemeinten Einfällen. Immer wieder versuchen die Animationsmeister die musikalischen Ideen von Williams mit abstrakten Bausteinkonstruktionen und Lichteffekten sichtbar zu machen. Eine greifbare Vorstellung seines Innenlebens bekommt man aber nicht. Es symbolisiert lediglich die Besonderheiten in Pharrell Williams Musik und seine Gedankengänge beim produzieren. Ganze 33 Songs wurden in die nur 93 Minuten Film gepackt. Es sind Appetithäppchen, welche die Zuschauenden nur sehr unbefriedigt lassen. Selbst sein bekanntester und eingängigster Song ‚Happy‘ wird nur auszugsweise dargeboten.

Piece By Piece a - Copyright FOCUS FEATURES

Williams produziert ‚Hella Good‘ mit Gwen Stefani von No Doubt

Man kann durchaus viel Spaß haben bei seinem unglaublich schnellen Tempo, und mit all den Größen aus dem Business. Aber PIECE BY PIECE leidet stark unter einem anderen Phänomen. Bei Lego-Filmen, ob Fanproduktion oder Profis, standen die eingeschränkte Bewegung der Figuren und die grobe Struktur der Klötzchenwelt immer im extremen Kontrast zu den authentischen und emotionalen Stimmdarbietungen. Die plumpe Form wird unvermittelt real und greifbar. Bei diesem Film will das einfach nicht funktionieren. Hier nimmt die Gegensätzlichkeit von Optik und Dialog den Figuren jedes Leben. Keiner der Sätze wirkt ehrlich, und es entsteht der Eindruck, als wären die Texte ohne eine klare Vorstellung für die dazugehörigen Bilder eingesprochen. Keiner der Mitwirkenden ist wirklicher Schauspieler, was gerade wegen der abstrakten Szenerie auch extrem auffällt. Und die sehr geradlinige Handlung kann hier überhaupt nichts auffangen.

Bei Musiker-Biografien ist es für gewöhnlich der Fall, dass dem ersten steilen Aufstieg ein schmerzlicher Absturz folgt. Hier ist Williams finsterer Lebensabschnitt eher als seicht zu beschreiben, und so schnell abgefertigt, dass der Grundstimmung von guter Laune kein Kratzer zugefügt wird. Ein paarmal erklärt Lego-Williams seinem Lego-Regisseur, warum er sein Leben gerne als Lego-Film dargestellt sehen möchte. Das ergibt durchaus Sinn, und man kann absolut erkennen, wie grandios es geworden wäre, hätte man bereits in der Vorproduktion mehr Rücksicht genommen. Dazu kommt ausgerechnet noch die Animation von Pure Imagination, die nichts anderes als einen Computer animierten Film gemacht hat. Vormals war es Animal Logic, die eine perfekte Anmutung von Stop-Motion und die Textur der Bausteine trügerisch echt animierten. Das gibt den bisherigen Lego-Filmen die gelungene Illusion von realem Spielzeug. Davon ist in Pure Imaginations PIECE BY PIECE leider nichts zu sehen. Hier sind die Lego-Sets einfach nur auf Hochglanz programmierte Computer-Bilder. „Das Beste ist hier NICHT gut genug“.

Piece By Piece b - Copyright FOCUS FEATURES

Pharrell performed ‚Happy‘ mit Daft Punk und Nile Rodgers


Darsteller: Pharell Williams, Morgan Neville, Chad Hugo, Gwen Stephani, Lendrick Lamar, Timbaland, Justin Timberlake, Snoop Dogg, Jay-Z, N.O.R.E. u.a.

Regie: Morgan Neville
Drehbuch: Morgan Neville, Jason Zeldes, Aaron Wickenden, Oscar Vazquez
Animation Director: Howard E. Baker
Bildschnitt: Oscar Vazquez, Aaron Wickenden, Jason Zeldes
Musik: Michael Andrews
Art Direction: Venkataramanan K
Dänemark, USA / 2024
93 Minuten

Bildrechte: FOCUS FEATURES
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