– Bundesstart 05.12.2024
– Release 26.09.2024 (UAE)
Zwischen exzellenten Horror-Beiträgen wie ABIGAIL und IN A VIOLENT NATURE gibt es immer Filme wie TAROT und THE FIRST OMEN. Und zwischen diesen gibt es immer einen BAGMAN. Filme die so uninspiriert und derart schlecht inszeniert sind, dass auswertende Besprechungen wirklich extrem schwer werden, ohne polemisch zu werden. Regisseur Colm McCarthy hat schon für DOCTOR WHO, SHERLOCK, PEAKY BLINDERS, und BLACK MIRROR inszeniert. Was die Schlussfolgerung zulässt, dass Produzenten weit notwendiger sind als künstlerische Freiheit für einen bestimmten Personenkreis. Und für oben genannte Drama- und Fantasy-Serien zu inszenieren heißt, dass auch mehr Wert auf die Figuren gelegt wird. Das hat sich bei Colm McCarthy ganz offensichtlich manifestiert, der so viel substanzloses Drama in die Geschichte von BAGMAN hineinarbeitet, dass für den eigentlichen Horror gar kein Platz mehr geblieben wäre. Hätte denn Spielfilmautor-Debütant John Hulme überhaupt so etwas geschrieben, was dem Genre gerecht werden würde.
Patrick McKee musste mit Frau Karina und Sprössling Jake nach geschäftlichen und finanziellen Schwierigkeiten, in sein verschlafenes Heimatnest zurückkehren. Und etwas scheint auf ihn gewartet zu haben. Etwas furchtbares, wovor er schon in seiner Kindheit von seinem Vater gewarnt wurde, und dem er seinerzeit tatsächlich begegnet ist. Natürlich handelt es sich bei dem Bösen um eine alte, nach dem Bedarf der Geschichte ausgelegten Legende. Natürlich hat es das Wesen der alten Legende auf das Kind des Protagonisten abgesehen. Natürlich haben Protagonist und das Schreckgespenst bereits eine Vergangenheit. Natürlich kennt man alle Klischees.
Das Offensichtliche und die Vorhersehbarkeit der Handlung führt paradoxerweise zu den spannenderen Sequenzen. Aber weit gefehlt wer glaubt das diese eine dem Genre angemessen befriedigende Auflösung erreichen würden. Nicht im Geringsten. Es gibt den einleitenden Terror, den der Bagman zuerst auf die Familie ausübt. Es gibt die irreführenden Aufbauten an Spannung. Es gibt auch einige Jump Scares. Es gibt erklärende Rückblenden. Es gibt die hilflose Polizei, den immer mehr verzweifelnden Vater, eine überraschende Wendung die man lange vorher kommen sieht.
Hulmes Buch braucht unheimlich lange Zeit, um endlich zu bestätigen, was man längst weiß. Und Colm McCarthy inszeniert das auch quälend lange. Dabei dreht sich Handlung ständig im Kreis. Es quietscht im Haus, es raschelt im Gebüsch, Vater Patrick droht dem stets versteckten Bagman mit Baseballschläger. Immer und immer wieder. Das Sounddesign legt wiederholt den Ton eines Reißverschlusses über die Szenerie, der sich anhört als würde ein Walzenfahrzeug über eine Schotterstraße fahren. Das ist weder gruselig noch spannend. Dazu reiht sich ein abgedroschenes Klischee ans nächste, sogar das obligatorische Verstecken im begehbaren Schrank hinter Lamellentüren.
Der Bagman holt sich kleine Kinder, steckt sie in seinen Sack, um sie bei Bedarf zu verspeisen. Dafür gibt es die übliche Eingangssequenz, die bereits sehr deutlich zeigt, dass alles was danach bei Familie McKee geschieht, gar nicht mysteriös, fragwürdig oder spannend ist. Es ist der Bagman, ganz einfach, dafür hat man schließlich Eintritt bezahlt. Die Geldsorgen und das angeknackste Ego von Patrick nimmt in der ersten Stunde, von lediglich kurzen, aber nicht kurzweiligen 93 Minuten, extrem viel Platz ein. Nur, das dies wider Erwarten für den Handlungsverlauf vollkommen irrelevant ist. Es zeigt zumindest, dass Sam Claflin in allen psychischen und physischen Herausforderungen ein sehr starker Darsteller ist. Aber seine Figur ist hier absolut im falschen Genre.
Bereits bei I.S.S. zeigte Bildgestalter Nick Remy Matthews leichte Defizite die räumlichen Gegebenheiten angemessen und glaubwürdig zu nutzen. Das eigentlich ganz normale Familienhaus der McKees erreicht genau nach Notwendigkeit der Situation manchmal Palastgröße. Und auch das angrenzende Grundstück und der Wald scheinen in ihrer Größe zu variieren. Eher in die Kategorie Set-Design fallen die uninteressant gestaltete Mine, und auch die belanglos aufgebaute und inszenierte Höhle von Bagman. Ausschließlich aus abgedroschenen Versatzstücken zusammengesetzte Filme wie BAGMAN, müssten wenigstens mit Momenten aufwarten. Szenen, Bauten, Dialoge, oder Figuren die auffallen, herausstechen, etwas das sich einprägt. Was bei BAGMAN heraussticht, ist das Fehlen eines Produzenten der schon vorher erkannt haben müsste, was in der Umsetzung nicht funktioniert und was fehlt. Und das betrifft fast alle Aspekte.
Darsteller: Sam Claflin, Antonia Thomas, Caréll Rhoden,Adelle Leonce, William Hope, Steven Cree u.a.
Regie: Colm McCarthy
Drehbuch: John Hulme
Kamera: Nick Remy Matthews
Bildschnitt: Jeff Betancourt
Musik: Tim Williams
Produktionsdesign: Chris Richmond
USA / 2024
93 Minuten