RED ONE – Alarmstufe Weihnachten

Red One 1 - Copyright AMAZON CONTENT SERVICESRED ONE
– Bundesstart 07.11.2024
– Release 06.11.2024 (UK)

Ein familienfreundliche Abendunterhaltung. Ein schlagkräftiger Dwayne Johnson, und der verschlagene Chris Evans. Viel animiertes Getier, und eine motivierte Luc Liu. Viele bunte Kulissen, viel Schnee, strahlende Lichter, und ein High-Tech-Schlitten. Sowie ein hingebungsvoller Santa Claus in Gestalt des immerzu souveränen J.K. Simmons, und ein Weihnachtsfest das durch finstere Mächte in Gefahr gerät. Was immer man mit dieser Mischung als Weihnachtsfilm erwarten, was auch immer – man bekommt es. Callum ist der Sicherheitschef im Stab des Nikolaus, und dessen persönlicher Bodyguard. Er will nach mehreren hundert Jahren den Dienst quittieren, weil er allmählich den Glauben an die Mission verliert. Es sind nicht die Kinder, erklärt er, es sind die Erwachsenen. Als hätte man es geahnt…

Bei einem Überfall, der alles an Action bietet, was Action bieten kann, wird Santa Claus einen Tag vor Weihnachten entführt. Keine Zeit für Kündigung, und die erste Spur führt zu Jack O’Malley, Kopfgeldjäger und mit allen Wassern gewaschener Hacker. Seine Fertigkeiten haben die Entführer überhaupt erst die Weihnachtszentrale am Nordpol finden lassen. Diese finsteren Mächte wollen mit den magischen Kräften von Santa alle Individuen auslöschen, die auf der ‚Liste der Unartigen stehen‘. Anführerin der bösen Bande ist, irgendwie selbstverständlich, keine Geringere als Grýla. Nun, an dieser Stelle hadert so mancher Deutsche, aber die isländische Mythologie hilft da weiter.

Das führt zu dem Punkt, der diesem Film von Jake Kasdan, Sohn des wirklich großartigen Lawrence Kasdan, dann schon seine Besonderheit nehmen würde, sofern er eine hätte. Mythologie ist das große Stichwort das mit Lucy Lius Charakter Zoe Harlow daherkommt. Sie ist Leiterin von M.O.R.A., der Mythological Oversight and Restoration Authority. Schon in der ersten halben Stunde begegnet man in der Zentrale der Mythologischen Aufsichts- und Wiederherstellungsbehörde dem kopflosen, hessischen Reiter, oder auch dem wütenden Kürbiskopf von Jack O’Lantern (eher so ein amerikanisches Ding). Damit verliert der Zuschauer ein bisschen seinen Fokus, der eigentlich auf Santa Claus und dem Weihnachtsfest gerichtet sein soll. Aber mit der Vorstellung von M.O.R.A. zeichnet sich ganz klar die mögliche Planung eines mythologischen Franchise ab.

Das könnte grundsätzlich eine gute Idee sein, aber dazu muss RED ONE erst einmal die Hürde der Zuschauerzahlen nehmen. Beim Streaming wäre das weniger ein Problem, wie es AMAZON PRIME auch angedacht hatte. Doch die Kostenexplosion während des Drehs und der Autorenstreik haben den für 2023 geplanten Start nach 2024 verschoben. In diesem Zug hielten Amazon MGM und Warner Bros dann eine Kinoauswertung für eine noch bessere Idee. Was aber bei Streaming-Anbietern mit dem gesamten Content kompensiert werden kann, wird an der Kinokasse zu belastbaren Besucherzahlen.

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Das RED ONE voller sehenswerter Ideen steckt, wird niemand abstreiten. Aber diese Ideen kommen wie erwartet. Ein Gewichte stemmender Santa Claus, ein sprechender Eisbär, Dwayne Johnson und Chris Evans‘ klischeebeladene Buddy-Dynamik, und sogar die Vermischung diverser Folklore und Mythologien. Aber Jake Kasdan hat wenig von seinem STAR WARS und INDIANA JONES schreibenden Vater gelernt. Anstelle des großherzigen Weihnachtsfilm, bekommt man halbherzige Action. Diese Action besteht entweder aus reinen CGI-Effekten, oder zerfällt mit übereifriger Montage zu einem unübersichtlichen Durcheinander. Am Ende steht immer nur das Resultat des eigentlich Vorangegangenen, welches die Helden manchmal meisterlich gelöst haben. Oder je nach Bedarf scheitern, um die Mission durch an den Haaren herbeigezogenen Zufällen auf eine nächsthöhere Ebene zu heben. Im selben Umfang, nur im anderen Gewand.

RED ONE ist ein unterhaltsamer Familienfilm, der nicht das Dach vom Haus hebt, aber mit seinen herausragenden Darstellern einiges Feuer entfachen kann, um nicht gänzlich uninteressant zu werden. Lediglich Bonnie Hunt als Mrs. Claus wird sündhaft vernachlässigt. Dennoch bleibt der Film ohne Überraschungen. Es ist ein Familienfilm, womit der Fokus auf dem Publikum unter zwölf Jahren liegt. Kasdan hat die letzten zwei JUMANJI-Filme umgesetzt, da war also ganz offensichtlich ganz viel Luft nach oben. Bei Chris Morgans Drehbuch, aber hauptsächlich bei den schrecklichen Effekten.

Das schafft aber nicht den Elefanten aus dem Raum, Johnson hätte sich während der Dreharbeiten sehr irritierend und produktionsschädigend verhalten. Ausgerechnet jener Mann, der eine offene Fehde mit Vin Diesel austrug, wegen dessen unverschämten Benehmens gegenüber den Film-Teams. Die Wahrheit liegt bei solchen Berichten natürlich irgendwo dazwischen. Aber solche Meldungen sind nicht förderlich bei einem Film der lediglich durch seine Namen interessant wird, aber keineswegs wegen seiner uninspiriert geschriebenen und laienhaft inszenierten Geschichte. Dwyane Johnson auf der ‚Liste der Unartigen‘, da hätte Santa einiges zu tun.

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Darsteller: Dwayne Johnson, Chris Evans, Lucy Liu, J.K. Simmons, Kiernan Shipka. Bonnie Hunt, Kristofer Hivju u.a.

Regie: Jake Kasdan
Drehbuch: Chris Morgan
Nach der Geschichte von Hiram Garcia
Kamera: Dan Mindel
Bildschnitt: Steve Edwards, Mark Helfrich, Tara Timpone
Musik: Henry Jackman
Produktionsdesign: Bill Brzeski
USA / 2024
123 Minuten

Bildrechte: WARNER BROS / MAX
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