TERRIFIER 3

Terrifier 3 a - Copyright TIBERIUS FILM– Bundesstart 31.10.2024
– Release 09.10. 2024 (Fr)

Preview 30.11.24, Cineplex, Fürth
Noch vor drei Jahren hätte jedes etablierte und vernunftbegabte Studio ein Drehbuch von Damien Leone nicht einmal mit säurebeständigen Schutzhandschuhen und Schmiedezange angefasst. Aber vor zwei Jahren wollte man ihm ein Drehbuch mit nackten Fingern förmlich aus den Händen reißen. Der ultrabrutale und zutiefst zynische Splatter TERRIFIER 2 von Damien Leone hatte nur Platz 132 in den Box Office Charts erreicht und nicht einmal ganz 16 Millionen Dollar eingespielt. Aber es war das 65-fache seines Budgets, dass macht große Studios gierig. Doch Regisseur, Cutter, Autor und Produzent Damien Leone blieb sich und seinen unabhängigen Produzenten treu. Er vertraut auch weitgehend auf dasselbe Team, lediglich die handwerklich gefertigten Splatter-Effekte macht Leone nicht mehr selbst, und überlässt das dem Tinsley Studio. Jetzt ist er also wieder da, Art The Clown. Und wirklich nicht vorstellbar, ist er tatsächlich noch um einige unerträgliche Nuancen brutaler.

Jetzt, nach dem schrecklichen Erfolg von Teil Zwei, zeigt sich Damien Leone nicht einfach nur bestätigt, sondern auch inspiriert. Eine Figur aus Teil Eins wird wieder zum mehr oder weniger Leben erweckt. Und die Rolle der Sienna, die Überlebende aus dem vorherigen Part, wird weiter intensiviert. Nachdem der einseitige Filmemacher Leone noch vor dem Start dieser Inkarnation bereits die Arbeit an Teil Vier verkündet hat, ahnt man schon die Absicht, die Welt von Art The Clown zu einem dieser mittlerweile unsäglichen Film-Universen auszubauen. Dabei macht doch auch TERRIFIER 3 wieder ganz konkret und überzeugend klar, dass Handlung tatsächlich nur ein Hindernis darstellt.

Fünf Jahre später wird Sienna aus dem Hospital entlassen, und kommt bei Tante und Onkel unter. Der Kontakt zu ihrem mittlerweile das College besuchenden Bruder Jonathan ist abgebrochen, was Sienna wieder aufbauen möchte. Währenddessen wurde Art von Viktoria wieder zum Leben erweckt. Opfer aus Teil Eins, und dennoch schwer verknallt in den spaßigen Schlächter. Da wird gestochen und geschlitzt, gerissen und gebissen, gehämmert und gesägt, bis der Brechreiz das Publikum im Griff hat. Dabei führt der blutige Weg von Art the Clown direkt zu Sienna. Ohnehin durch Visionen ihres Peinigers gewarnt, bereitet diese sich schon auf die nächste Runde Gemetzel vor.

Was den Clown Art antreibt und am übernatürlichen Leben hält bleibt weiterhin unbeantwortet. Es sei denn, es wurde in Teil Eins erklärt. Von Belang ist es auch während Teil 3 nicht, aber mutmaßlich für die Weiterführung der Reihe. Aber genau das steht dem Blutrausch eigentlich im Weg. Wenn nicht gerade Knochen mit dem Hammer zertrümmert werden, mit Messern die Kopfhaut abgezogen, oder ein Dutzend Kinder in die Luft gesprengt wird, versucht sich Damien Leone im Psychodrama. Probleme werden breit getreten, und Traumabewältigung vorgetäuscht, um Sienna nach fünf Jahren Klinik wieder ein normales Leben möglich zu machen. Das würde mit diesem Ensemble an Darstellern wirklich gut funktionieren. Aber sie sind dazu im falschen Film.

Terrifier 3 c - Copyright TIBERIUS FILM

 

Leone schafft es erneut, vielleicht sogar noch ein bisschen besser, die Atmosphäre und den Aufbau des Slasher-Kino der Achtziger zu generieren. Kameramann George Steuber hat wie beim Vorgänger auch, wieder Panavision-Optiken für einen überzeugenden, anamorphotischen Film-Look benutzt. Filmtechnisch und in künstlerischer Gestaltung kann man dem Film des provokanten Regisseurs nur großes Lob aussprechen. Genießen wird man es aber wegen des Kernthemas nicht. Hier liegt auch der eigentliche Hund begraben, denn Leone bringt die zwei differenten Ebenen nicht zusammen.

Zu unterschiedlich sind die Stimmungen zwischen der Problembewältigung und den Gewaltorgien, und die Übergänge auch nicht stimmig. Siennas Geschichte dient lediglich zum Luft holen, eine wirkliche Bindung kann gar nicht stattfinden. Wer diese Art [!] von Film schaut, der votiert auch nicht für das Gute. Der alberne Hokuspokus mit dem TERRIFIER 3 schließt, könnte eingefleischte Fans dann für eine weitere Fortsetzung eher abschrecken. Der zweifelhafte Genuss von extremer Gewalt und zynischer Demonstration von Schmerz und Leid, ist in diesem Film aber erst einmal nicht zwingend gefährdet. Ob man will oder nicht, kommt man nicht umhin, der beeindruckenden Leistung des Tinsley Studio mit ihren handwerklichen Effekten ein dickes Lob auszusprechen.

Das schützt Damien Leone aber nicht vor dem berechtigten Vorwurf, sich sehr unbefangen einem menschverachtenden Zynismus anzunähern. Art the Clown mordet aus reiner Bösartigkeit und Willkür. Eine Willkür, die dem Filmemacher als Ausrede für den Freiraum dient, radikal die Grenzen zu überschreiten. Was ihn in gewisser Weise aber auch rettet, aber keinen Freifahrtschein ausstellen soll, ist die unwirkliche Übertreibung mit dem Gehalt von Blut und dem Zumutbaren des menschlichen Körpers. Dennoch – war TERRIFIER 2 im Unterhaltungssektor des Mainstream Kino bisher das Brutalste, was Zuschauerinnen und Zuschauern zugemutet wurde, wird dieser nun von seinem Nachfolger abgelöst. Was sonst dem Underground Exploitation vorbehalten war, scheint gesellschaftsfähig zu werden. Warum sich allerdings Effekte-Legende Tom Savini und ewiger Nebendarsteller Clint Howard zu völlig sinnbefreiten Kurzauftritten bereit erklärt haben, erschließt sich wirklich nicht.

Hier die Besprechung zu TERRIFIER 2 vom 8.Dezember 2022

Terrifier 3 b - Copyright TIBERIUS FILM

 

Darsteller: David Howard Thornton, Lauren LaVera, Samantha Scaffidi, Antonella Shaw, Elliot Fullam, Margaret Anne Florence, Bryce Johnson u.a.

Regie, Bildschnitt und Drehbuch: Damien Leone
Kamera: George Steuber
Prosthetic & Make-up FX: Christien Tinsley & Tinsley Studio
Musik: Paul Wiley
Produktionsdesign: Olga Turka
USA / 2024
125 Minuten

Bildrechte: TIBERIUS FILM
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