SMILE 2 – Siehst Du es auch?

Smile 2 a - Copyright PARAMOUNT PICTURES– Release 16.10.2024 (world)

Aus 17 Millionen Dollar wurden 217 Millionen. Paramount hatte das richtige Gespür als sie den Kurzfilm LAURA HASN’T SLEEP von Patrick Finn für einen abendfüllenden Langfilm erwählten. Und das Gespür, ihn anstatt im Streaming zu verheizen, ins Kino zu bringen. SMILE war 2022 der Beweis das Originalideen, Filme ohne Franchise, oder außerhalb einer Comic-Buchvorlage, noch immer Erfolg haben können. Zwei Jahre später ist es keine ursprüngliche Idee mehr, und diese Idee zu einem Franchise geworden. Patrick Finn hat 11 Millionen mehr, also 28 Millionen Dollar Budget bekommen. Und wie man vermuten kann, wird SMILE 2 auch viel mehr Kasse machen, als sein Vorgänger. Ob berechtigt, liegt im Auge des Betrachters. Denn im direkten Vergleich, und fast wie Natur gemäß zu erwarten, ist die zweite Auflage in einigen Teilen reifer und interessanter. Aber SMILE 2 hat auch viel Unbefriedigendes.

Opfer der mysteriösen Entität ist diesmal Popstar Skye Riley, imaginär in der Liga von Kate Perry oder Ariana Grande. Nach einem traumatisierenden Unfall mit Todesfolge, und einem Jahr gefolgter Zwangspause, kehrt die Sängerin mit neuer Bühnenshow zurück ins Rampenlicht. Die überwundene Drogensucht ist nur vorgetäuscht, weswegen sie den fürchterlich endenten Besuch bei ihrem Dealer verheimlichen muss, der sich vor Skyes Augen selbst mit einem Hantelgewicht erschlägt. Und das mit einem gruseligen Grinsen. Kenner wissen was das bedeutet, aber Quereinsteiger bleiben trotzdem nicht außen vor. Obwohl zweiter Teil, verlangt Patrick Finn keine Vorkenntnis von seinem Publikum.

Aber für Quereinsteiger, und an dieser Stelle Interessierte: Das Böse wechselt alle sieben Tage seinen Wirt, indem er diesen Wirt fies und erschreckend Lächeln lässt während dieser sich auf abscheuliche Weise selbst das Leben nimmt. Aber das Höher/Schneller/Weiter in dieser Fortsetzung besteht im Grunde auf der intensiveren Auseinandersetzung mit der Hauptfigur, dem potentiellen Opfer. In diesem Fall ist es der Alltag und die Tücken eines Popstar-Lebens. Filmemacher Finn bringt dafür ziemlich überzeugende Aspekte in die Handlung, die einem durchaus das Gefühl vom Blick hinter die Kulissen geben können. Training der Bühnen Choreographien, oder das stressvolle Fan-Gebaren. Was weniger überzeugt, sind die Klichees von skrupelloser Manager-Mutter, devoten Assistenten, und vor allem das Versatzstück von Drogenkonsum. Aber Letzteres ist Deckmantel um dramaturgisch mit der Wahrnehmung von Skye zu spielen.

Smile 2 b - Copyright PARAMOUNT PICTURES

Parker Finn hat sein kreatives Team um sich herum behalten, was den Film audiovisuell an den Vorgänger anschließen lässt, und somit technisch rundum überzeugend macht. Was nach wie vor Fragen aufwirft, sind die vereinzelt eingesetzten, auf dem Kopf stehenden Einstellungen. Eine künstlerische Entscheidung, die man auch ignorieren kann. Was man nicht ignorieren kann, ist der insgesamt düstere und unversöhnliche Ton im atmosphärischen Aufbau. Wesentlich bedrückender als in Teil Eins. Wobei sich der Härtegrad der expliziten Gewalt nicht besonders gesteigert hat. Dafür hat der Regisseur seine Jump Scares um einige Stufen intensiviert, hierbei spielt er viel mehr mit dem Wissen und der Erwartung das plötzlich etwas oder jemand ins Bild springt.

SMILE 2 ist trotz seines gehobenen Standards nicht unbedingt der bessere Film. Es hat einen Grund warum Komödien und Teen-Slasher über Jahrzehnte die 100-Minuten-Marke nicht überschritten haben. Und der Grund ist bei SMILE 2 regelrecht spürbar, er ist definitiv zu lang. Auf der einen Seite braucht Finn die Zeit, um den Popstar Aspekt überzeugend zu behandeln. Auf der anderen Seite bleibt die Beziehung zwischen Star-Problematik und Entitäten-Horror über weite Strecken, eigentlich bis in die letzten Minuten, einfach willkürlich und beliebig. Ziemlich angestrengt versucht das Finale das gesamte Handlungskonstrukt zu rechtfertigen. Natürlich ist die Verknüpfung beider Ebenen für das Ende wichtig, aber im Sinne einer anspruchsvolleren Erzählung wäre eine komplexere Struktur von dramaturgischem Vorteil gewesen.

Wobei sich genau hier der Verweis etwas in den eigenen Schwanz beißt, denn mit den letzten, eigentlich sehr raffinierten Bildern hat Patrick Finn auf teuflisch gute Art deutlich gemacht, was er für die Zukunft angedacht hat. Bis dahin wird SMILE 2 seine Freunde und interessierten Neuzugänge ganz im Sinne seines Vorgängers angemessen unterhalten. Nur viel düsterer, und etwas pessimistischer. Und einem breiteren Grinsen.

Smile 2 c - Copyright PARAMOUNT PICTURES

 

Darsteller: Naomi Scott, Kyle Gallner. Drew Barrymore, Ray Nicholson, Rosemarie DeWitt, Lukas Gage u.a.

Regie & Drehbuch: Parker Finn
Kamera: Charlie Sarroff
Bildschnitt: Elliot Greenberg
Musik: Christobal Tapia de Veer
Produktionsdesign: Lester Cohen
USA / 2024
127 Minuten

Bildrechte: PARAMOUNT PICTURES
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