– Release 04.06.2024
Amazon Prime
Als kleines Mädchen hat Tiffany ‚Rex‘ Simpson beschlossen Astronautin zu werden. Jetzt ist das quirlige Party Girl Bedienung ain einer Strandbar in Florida. Ein erfolgreicher, ehemaliger Schulfreund bringt sie auf den Gedanken diesen Traum wieder aufzunehmen. In ihrer Bewerbung bei der NASA setzt sie auf Ehrlichkeit, weil ihr alle notwendigen Qualifikationen fehlen. Ohne Tiffanys Wissen hilft allerdings ihre beste Freundin Nadine etwas grobschlächtig nach. Tiffany mit Spitznamen ‚Rex‘, ihre Pilotenkennung bringt sie also schon mit, wird von der NASA akzeptiert. Natürlich sticht sie mit ihrer flippigen Art aus den Dutzenden von Kadetten heraus, schlägt sich mit Raffinesse und Unbekümmertheit durch, und gewinnt sogar den Respekt ihrer Mitbewerber. Nebenbei hat sich noch ein Auge auf Ausbilder Logan geworfen, und er auf sie. Aber der Schwindel mit ihren akademischen Graden fliegt auf, und Rex fliegt raus. Bis es zu einem Vorfall auf der Internationalen Raumstation kommt, und nur Rex ihre ehemaligen Mitstreiter dort oben retten kann.
Dafür das SPACE CADET nach den einfachsten Elementen des Regelwerkes für Außenseiter-Komödien gestrickt wurde, hat Liz W. Garcia einen Film gemacht, der unter Vorbehalt durchaus gut die Zeit vertreiben kann. Streng genommen hat der Film alles, was man für eine zumindest gefällige Komödie braucht. Eine vielversprechende Geschichte, die eingängigen Standards, sowie gute und zugleich ansprechende Darsteller. Statt einen herrlich verrückten Familienfilm zu gestalten, dessen Potential SPACE CADET durchaus hat, gibt Garcia dem Film den Anstrich der Kinderversion des seinerzeit beliebten Jugendfilms SPACE CAMP. Und der ist auch schon fast vierzig Jahre her.
SPACE CADET ist kein schlechter Film im eigentlichen Sinne. Er hat einen vergnüglichen Unterhaltungswert. Denn Macherin Liz Garcia zeigt ein erstaunliches Gespür für Tempo, und die richtige Dynamik für eine Sequenz. Emma Roberts ist hier weit weg von ihren AMERICAN HORROR STORY Qualitäten, aber mit Charme und mitreißender Energie macht sie ihre inkonsistente Figur zu einer liebenswerten Person, der man gerne durch ihre Abenteuer folgt. Auch wenn diese oftmals keinen Sinn ergeben wie beispielsweise beim Flug mit dem Jet. Grundsätzlich ist Rex ein Charakter der auffällig nach den Bedürfnissen des Buches formuliert ist, und sich nicht natürlich entwickelt.
Aber alle Figuren leiden unter einer nicht sehr originellen, sogar meist absonderlichen Zeichnung. Logan O’Leary gespielt von Tom Hopper, ist mit seiner Unsicherheit und nicht vorhandenem Durchsetzungsvermögen als stellvertretender Ausbildungsleiter und Astronaut von NASA schlichtweg unglaubwürdig. Hopper lässt dabei auch noch jedwedes Geschick für Komik, und grundsätzliches Gespür für Timing vermissen. Was man über Poppy Liu als beste Freundin Nadine nicht behaupten kann. Liu hat das Timing, aber ihre Nadine ist in manchen Stellen dermaßen geistig eingeschränkt, dass eine Freundschaft mit Rex auf intellektueller Ebene in keinster Weise irgendwie plausibel wird.
Nicht nur das die Figuren unbefriedigend aufgebaut sind, gesteht ihnen die Geschichte auch nie zu, sich ihrem Charakter angemessen vollständig zu entfalten. Zum einen fehlen jeder Figur ihre komischen Elemente, die den Handlungsverlauf mit Witz unterstützen. Zum anderen verfügen sie nicht einmal über konsistente Motivationen, sondern wechseln fröhlich nach Bedarf der Hauptfigur. Gut angesetzte Handlungselemente verlaufen sich ins Nichts, wie die Fitness-Tortur mit Zimmergefährtin Violet (eine zauberhafte und unterforderte Kuhoo Verma). Doch Struktur ist ohnehin der größte Feind des Films, was besonders schmerzt, wenn Rex absolut absehbar NASA verlassen muss.
Was soll schon passieren, in einem Film in dem es um die Erfüllung von Lebensträumen geht, aber der Traum der Hauptprotagonistin dreißig Minuten vor Abspann zu platzen scheint. Es wird sich das unwahrscheinlichste und absurdeste Szenario ausgedacht, um die Heldin zurück ins Spiel zu bringen. Es ist geradezu ärgerlich, weil dieses Szenario nicht raffiniert ausgearbeitet ist, sondern nach reiner Faulheit im Schreiben anmutet. Das in den ersten zwei Akten ausreichend, aber sichtbarer Gebrauch von StageCraft für die Visualisierung von Hintergründen genutzt wurde, ist noch zu ertragen. Was die Visuellen Effekte im Weltraum angeht, fühlt man sich in die Achtziger zurück versetzt.
Jetzt ist die Reise ins All der Kern der ganzen Erzählung, da ist es wirklich eine herbe Enttäuschung wenn das Niveau der Effekte ganz nach unten rutscht. Es ist offensichtlich, dass sich SPACE CADET mit einem geringen Budget begnügen musste, aber eine professionelle Kalkulation hätte den Höhepunkt des Films nicht derart billig aussehen lassen. Nacheinander aufgelistet liest sich Liz W. Garcias dritter Spielfilm wie eine Katastrophe. Garcia beherrscht in der Inszenierung sehr gut Tempo und Dynamik, aber es fehlt ihr Witz und Struktur. Tatsächlich hätte mit etwas mehr Geschick und Feingefühl ein grandioser Spaß entstehen könnten. Aber die Katastrophe bleibt insofern aus, weil SPACE CADET durch Emma Roberts immer noch über einige Strahlkraft verfügt.
Darsteller: Emma Roberts, Tom Hopper, Poppy Liu, Kuhoo Verma, Gabrielle Union, Desi Lydic, Andrew Call, Sebastián Yatra, Sam Robards u.a.
Regie & Drehbuch: Liz W. Garcia
Kamera: John Inwood
Bildschnitt: Oona Flaherty
Musik: John Debney
Produktionsdesign: Elizabeth J. Jones
USA / 2024
110 Minuten