In seiner leider viel zu gering beachteten Reihe ‚Zeitlos‘ hat sich der Verleiher Rapid Eye Movies in seiner achtzehnten Ausgabe den Yakuza-Thriller BATTLES WITHOUT HONOUR AND HUMANITY ausgesucht. In anderen Teilen der Welt schon lange als wegweisender Klassiker gefeiert, wurde der 1973 entstandene Film erst 2007 auch in Deutschland bekannt. Bereits hier waren es die Leute von Rapid Eye Movies, die Kazuo Kasaharas Thriller zumindest auf DVD veröffentlichten. Jetzt zum 5o. Jubiläum schreit es ja förmlich nach einer Kinoaufführung, und ‚Zeitlos‘ ist dafür die absolut beste Gelegenheit.
JINGI NAKI TATAKAI
– Deutschland – 2oo7 auf DVD
– Release 13.01.1973 (Japan)
Titelfigur ist Shozo Hirono, ein Kriegsveteran der 1946 in Kure, Präfektur Hiroshima, auf dem Schwarzmarkt aus Notwehr ein Mitglied der Yakuza tötet. Hirono lernt im Gefängnis Hiroshi kennen, Mitglied einer anderen Yakuza-Familie. Sie werden Blutsbrüder, und durch Bestechung kommt Hirono vorzeitig aus dem Gefängnis. Von da an gehört Shozo Hirono mit seiner Bande ehemaliger Kriegskameraden zur Yamamori-Familie. Die im Film beschriebenen zehn Jahre erzählen nicht nur den Aufstieg von Hirono in der Yakuza, sondern auch wie sich die Strukturen unter den einzelnen Gangster-Familien verändern. Und in der Tat sind das grundsätzlich die titelgebenden Kämpfe ohne Wertgefühl oder Mitleid. Allerdings fällt es oftmals auch schwer, der Fülle an Ereignissen und Personen in den viel zu kurzen 99 Minuten zu folgen.
Regisseur Kinji Fukasaku treibt seinen Film regelrecht voran. Zeitliche Orientierung geben lediglich sporadisch eingeblendete Jahreszahlen. Die Inszenierung imitiert viel mehr einen dokumentarischen Charakter anstatt eines Spielfilms. Das wird auch visuell sehr intensiv durch Sadaji Yoshidas Kamera unterstützt, der trotz seiner Cinemascope-Optik verstärkt Schulterkamera einsetzt, und im Close-up-Bereich immer sehr nah an den Figuren bleibt. Der Aufstieg des Shozo Hirono ist dabei ein Leitfaden, und gar nicht einmal so sehr die reguläre Hauptfigur. In der Rolle des Hirono wächst Bunta Sagawara dennoch sehr glaubwürdig vom Handlanger zum einem der obersten Yakuza.
Manchmal verstrickt sich der Film mit seinen unübersichtlich vielen Charakteren und Verhältnissen zwischen den Familien. Aber er ist auch gleichzeitig ein kraftvolles Abbild einer kriegsgebeutelten Nation, die zuerst geschlagen und gedemütigt aus dem Zweiten Weltkrieg kommt, und bereits Anfang der Fünfziger mit kriminellen Machenschaften am Koreakrieg verdienen will. Es ist eine Welt, die aus Gewalt geboren wird, und sich nur mit Gewalt erhalten kann. Deswegen gesteht der Film seinen Figuren auch selten eine persönliche Note zu. Denn Kinji Fukasaku hält seine Geschichte sehr nüchtern und direkt. Trotz Shozo Hirono als Sympathieträger, bleibt er weitgehend neutral.
Kôzô Minô war seinerzeit Mitglied bei der Yakuza und verfasst mehrere Manuskripte über die Strukturen, Verhältnisse und Gebräuche. Was ihm selbstredend viel Ärger in den erlauchten Kreisen einbrachte. Aus diesen Niederschriften fertigte Kôichi Iiboshi einen viel beachteten Artikel, der letztendlich Grundlage für Kazuo Kasaharas Drehbuch wurde. Allerdings schrieb Kasahara das Drehbuch schließlich doch mit Unterstützung von Kôzô Minô. Herausgekommen ist ein starker, dennoch gewöhnungsbedürftiger Thriller, dem man aber eine fast schon hypnotische Faszination nicht absprechen kann. Selbst für die Zeit Anfang der Siebziger ist er erschreckend blutig und ungewohnt brutal. Was natürlich durch Fukasakus atmosphärischen Realismus in der Inszenierung verstärkt wird.
Darsteller: Bunta Sugawara, Hiroki Matsukata, Kunie Tanaka, Eiko Nakamura, Gorô Ibuki, Shinichiro Mikami, Hiroshi Nawa, Nobuo Kaneko, Tatsuo Umemiya u.a.
Drehbuch: Kazuo Kasahara
nach den Artikeln von Kôichi Iiboshi
basierend auf den Manuskripte von Kôzô Minô
Regie: Kinji Fukasaku
Kamera: Sadaji Yoshida
Bildschnitt: Shintarô Miyamoto
Musik: Toshiaki Tsushima
Produktionsdesign: Takatoshi Suzuki
Japan
1973
99 Minuten