– Bundesstart 28.07.2022
Trotz einiger Auftritte in Comics sind Krypto und Ace nie wirklich zu Ehren gekommen. Das hat sich jetzt geändert, und dies auf eine Weise, dass so manch andere Verfilmung aus dem DC Extended Universe die Ohren anlegen sollte. Oder den Schwanz einziehen. Oder was es sonst noch an tierischen Vergleichen gibt. Dabei ist weniger die technische Umsetzung entscheidend, als das spürbare Herzblut für Geschichte und Charaktere. SUPER-PETS hat nicht optische Stilmittel und Detailreichtum wie Pixar (vor 2020), aber Animal Logic, unter der Führung von Warner Animation Group, hat immer einen geschärften Blick für das Wesentliche im Bild. Einige Vergleiche zu den hyperaktiven 20-minütern im heutigen Kinderprogramm müssen sich die Macher gefallen lassen, dafür aber um 30 Prozent an Geschwindigkeit gedrosselt. Wobei auch hier noch einige geistreiche Wortwitze und versteckte Hinweise in den Hintergründen verloren gehen.
Superman hat also einen Hund, Krypto, der ebenfalls Brille trägt, wenn Herrchen zu Clark Kent wird. Als der Planet Krypton zerstört wurde, haben seine Eltern den kleinen Kal-El auf die Erde geschickt. In letzter Sekunde ist der Welpe Krypto mit ins Raumschiff geflüchtet, ein Hund bewahrt eben seine bedingungslose Treue. Was auch das zentrale Thema für Regisseur und Co-Autor Jared Stern bedeutet. Eigentlich kein leichtes Anliegen, aber wunderbar und ohne den üblichen Hang zur Selbstironie umgesetzt.
Auch wenn die Animationen nicht so detailreich auf Photorealismus angelegt sind, hat man doch einen sehr eigenen Stil gefunden. Besonders die reduziert ausgestalteten Bilder, die Art Deco Architektur und die leicht überzeichneten Heldposen haben den optischen Charme aus den Dreißigerjahren. Die Anfangssequenz auf Krypton bedient sich gleichermaßen bei den Konzepten von MAN OF STEEL wie SUPERMAN (1978). Was in die Kategorie der vielen gelungenen Ehrerbietungen fällt.
Das ehemalige Labor-Meerschwein Lulu, kommt zu ungeahnten Superkräften und schafft es, die gesamte Justice League gefangen zu nehmen. Bei Versuchen im Labor von Lex Luthor hat Lulu alle Haare verloren, glaubt aber trotzdem daran, eine Verbündete des Super-Schurken zu sein. Krypto muss jetzt als des Menschen bester Freund, vielmehr des Außerirdischen bester Freund Batman, Aquaman, Flash, Wonder-Woman, Green Lantern, Cyborg und Superman retten. Ausgestattet mit denselben Kräften wie sein Herrchen.
Da gibt es viel zu staunen und zu bewundern, und gelacht wird noch viel mehr. Durch einen Fehler von Meerschwein Lulu, bekommt auch eine bunte Gruppe von ausgesetzten Tieren aus einem Tierasyl spezielle Kräfte. Ein beliebig die Größe änderndes Schwein, eine Turbo schnelle Schildkröte, und ein Blitze schleuderndes Eichhörnchen. Die müssen natürlich erst lernen damit umzugehen. „Das bedeutet Trainingsmontage,“ brüllt Schwein PB vergnügt, und los geht es in bester Rocky Manier.
Boxer-Mischling Ace meint da nur lakonisch, dass es für diese Truppe eine längere Training-Montage bräuchte. Er ist vorerst ohne Superkräfte geblieben, was überhaupt nichts macht, sieht man schon an seinem Äußeren nach welchem Superhelden er geraten ist. SUPER-PETS ist im besten Sinne alles von allem. Selbstironisch, Selbstreflektierend, mit einer ordentliche Portion von satirischen Seitenhieben, und Filmzitate ohne Ende. Man beachte die Straßenkatze, die NIGHTMARE ON ELM-STREET und WARRIORS zitiert.
Aber in erster Linie werden die Kleinen unter den Zuschauenden bedient, und das erstklassig. Nicht nur mit Zitaten und Referenzen. Jared Stern hat mit Sam Levine einen sehr spannenden Film inszeniert. Beide haben ihre Sporen in allen Bereichen des Animationsbetriebes der Lego-Filme und bei Disney verdient, und das kommt SUPER-PETS zugute. Der Film nimmt dennoch keinen vergleichenden Stellenwert im DC Extended Universe ein, weil er schon wegen seiner formalen Stringenz ganz allein für sich stehen kann.
Jede der Figuren ist in bester Comic-Tradition mit einem negativ verhafteten Hintergrund und daraus resultierenden Fehlbarkeiten ausgestattet. Der Schwerpunkt liegt natürlich auf Krypto und Ace, die voneinander lernen müssen wirklich Hund zu sein. Denn hier halten sich die Macher streng an ihr Narrativ der bedingungslosen Treue, was ungewöhnlich ist, bieten doch gerade die Genres Animation und Superhelden-Action immer Anreize, ihre Figuren von bedeutenden Werten zu lösen.
DC LEAGUE OF SUPER-PETS hat natürlich viele Vorteile in der Originalfassung. Da wären Kevin Hart, Olivia Wilde, Kate McKinnon, John Krasinski, Diego Luna, Natasha Lyonne, und endlich Keanu Reeves als Batman, um nur die bekanntesten zu nennen. Und natürlich Dwayne Johnson. Der, wenn man als Zuschauer alles richtig macht, in drei Rollen zu genießen ist (An diese Stelle gehört ein aufdringlich wissendes Augenzwinkern). Besonders bei Ace ist die Ähnlichkeit mit Hart sichtbar.
Wen als Erwachsenen das Tempo überfordern sollte, Die aktuelle Sehgewohnheit bei unter Zwölfjährigen lässt darauf schließen, dass das Tempo Erwachsene leicht überfordern könnte. Aber da muss man sich nicht grämen (oder alt fühlen). Es ist soweit verschmerzbar, weil SUPER-PETS ohnehin das Potential hat, öfters gesehen zu werden. Dann verpasst man auch nicht Daily-Planet Schlagzeilen wie: REICHE PERSON MUSS TATSÄCHLICH INS GEFÄNGNIS
Stimmen:
Dwayne Johnson: Krypto
Kevin Hart: Bat-Hound
Kate McKinnon: Lulu
John Krasinski: Clark Kent
Keanu Reeves: Bruce Wayne
Olivia Wilde: Lois Lane
Natasha Lyonne: Merton McSnurtle
John Early: Barry Allen
Marc Maron: Lex Luther
u.a.
Regie: Jared Stern, Sam Levine
Drehbuch: Jared Stern, John Whittington
Bildschnitt: David Egan, Jhoanne (sic) Reyes
Musik: Steve Jablonsky
Produktionsdesign: Kim Taylor
USA / 2022
106 Minuten