Wie kommt man an das große Geld? Richtig, man erbt. Nur, dass der zu beerbende Vater ehemaliger Major der United States Marines ist und sich bester Gesundheit erfreut. Zudem hält er seinen eigenen, mittdreißigjährigen, nicht ganz hellen Sohn Dwayne und dessen noch dümmeren Freund Travis für das, was sie sind, einfach dämlich. Papa muss also weg, so reglementiert es zumindest die Stripperin, mit der sich Dwayne eine lustige Zukunft vorstellen könnte. Und da Dwayne und Travis sich für ganz gerissen halten, für lebenserfahren und die coolsten überhaupt, reift in ihnen auch der perfekte Plan. Ein Killer soll die Arbeit erledigen, Major Daddy verstummen zu lassen. Der Killer will bezahlt sein, also muss eine Bank überfallen werden. Um sich selbst aus der Schusslinie zu nehmen, müssen sie also jemanden dazu zwingen, für sie die Bank auszurauben. Diese Person schließlich muss nach der Geldübergabe dann auch irgendwie weg.
Hier kommt Nick ins Spiel, erfolgloser Pizzalieferant. Vitos Pizza verspricht einen Lieferservice innerhalb von 30 Minuten, oder der Kunde muss nicht zahlen. Die Kosten übernimmt natürlich dann der Lieferant, nicht Vito selbst. So bekommt Nick stets die Kunden zur Auslieferung, die zeitlich überhaupt nicht bewältigt werden können. Aber ein Mann wie Nick kann fahren, der kennt keine Regeln, keine Geschwindigkeitsbegrenzung, denn er möchte auch einmal eine Pizza pünktlich ausliefern. Der perfekte Fahrer für einen Bankraub. Und so telefonieren Dwayne und Travis eben mal mit Vitos Pizza, wo nicht nur etwas zu essen gebracht, sondern ihr Opfer gleich mitgeliefert wird.
Es ist Ruben Fleischers zweiter Spielfilm, und er hat mit „Zombieland“ verdammt viel vorgegeben. Er tat gut daran, seinen Hauptdarsteller gleich mit in das zweite Projekt zu holen. Denn die Darsteller sind der eigentlich perfekte Käse auf der sonst mittelmäßigen Pizza. Seinen Platz behaupten kann Ruben Fleischer mit dieser Action-Komödie nicht, obwohl sie in Ton und Umsetzung durchaus „Zombieland“ als Vorbild erkennen lässt.
Hier wird ganz deutlich, dass der Erfolg von Fleischers Regie-Erstling auf einem stimmigen Drehbuch basierte. Michael Dilibertis Buch für „30 Minuten“ bringt nicht denselben Belag auf die Teigware und demontiert damit Fleischer als stilsicheren Handwerker.
Die wenigen Actionsequenzen sind zu holprig in Szene gesetzt, hier fehlt einfach die richtige Würze, um das Wort Action in Action-Komödie zu rechtfertigen. Während es wirklich Spaß macht, die Darsteller und ihr unwirkliches Treiben zu verfolgen, fehlt einfach der richtige Biss, weil Fleischer seinen Film zu früh aus dem Ofen geholt hat. Man kann bei den besten Komödien nicht alle zehn Sekunden einen Knaller erwarten, aber „30 Minuten“ lässt sich einfach zu viel Zeit. Fleischer weiß, was er an seinen Darstellern hat, und sie liefern auch innerhalb der versprochenen Zeit, aber ganz offensichtlich ruht er sich darauf aus. Gerade bei jugend-orientierten Komödien muss die Küche in Ordnung gehalten und ab und an eine Flasche schlechter Chianti mit ausgeben werden.
Jess Hall hat mit „Son of Rambow“ oder „Hot Fuzz“ eine inspiriertere Bildsprache erkennen lassen. Bei „30 Minuten“ bäckt er allerdings in Optik und Ausleuchtung eindeutig zu sehr mit dem Teig von industrieller Fertigware. Je weiter man sich in die filmischen und technischen Aspekte hineindenkt, verfolgt „30 Minutes“ eine Rezeptur, bei der man die Mengenangaben vergessen hat und frei Schnauze etwas zusammengerührt wurde.
Keine Frage, „30 Minutes“ bereitet auch viel Freude. McBrides und Swardsons Dwayne und Travis sind nicht unbedingt ungefährliche Volltrottel, dafür weltfremd und gewaltbereit. Und eines ihrer ersten Opfer bei Sprengstoffexperimenten ist urkomisch, aber auch subversiv. Oder die grandiosen Szenen zwischen Eisenbergs Nick und Ansaris Chet, wenn der beste Freund des anderen herausfindet, dass Nick mit Chets Zwillingsschwester geschlafen hat. Wenn einige Szenen in dieser Komödie zur Hochform auflaufen, merkt man sehr schnell, was wirklich fehlt, nämlich noch mehr solcher herausragenden Zutaten. Man wird satt, das Mahl ist verträglich, das Preis-Leistungsverhältnis stimmt, nur der Rand ist eben etwas verbrannt. Und man bereut es am nächsten Morgen nicht. Das ist mehr, als andere sogenannte Komödien von sich behaupten können. Wenn Drehbuch und Regie nur Wein oder Bier dazu serviert hätten und nicht kalorienfreie Cola.
Darsteller: Jesse Eisenberg, Aziz Ansari, Danny McBride, Nick Swardson, Dilshad Vadsaria, Michael Pena, Bianca Kajlich und Fred Ward
Regie: Ruben Fleischer
Drehbuch: Michael Diliberti
Kamera: Jess Hall
Bildschnitt: Alan Baumgarten
Musik: Ludwig Goransson
Produktionsdesign: Maher Ahmad
USA / 2011
zirka 83 Minuten