MOONSHOT
– Bundesstart 05.05.2022
Es ist nicht verkehrt zu sagen, romantische Komödie gibt es wie Sand am Meer. Aber sie sind kaum zwischen den Sternen zu finden. Dorthin entsendet Christopher Winterbauer seine Protagonisten Lana Condor und Cole Sprouse, um sich zu finden während sie etwas anderes gesucht haben. So sind eben die Gesetze einer Rom-Com, selbst an Orten wo dich niemand schreien hört. Walt ist ein verliebter Schwätzer, der eine Leidenschaft pflegt, von der er nichts versteht. Und Sophie ist eine verliebte Pedantin, die vieles versteht, aber Angst davor hat. Beide sind aus unterschiedlichen Gründen an die Erde gebunden, während ihre Herzallerliebsten den Mars kolonisieren.
Niemand sollte sich Hoffnungen machen, Christopher Winterbaums würde in seinem zweiten Spielfilm mit Regeln brechen oder Überraschungen glänzen. Dafür gibt ihm Max Taxe‘ Drehbuch-Debut einfach zu wenig Möglichkeiten. Auch das bescheidene Budget, welches nicht bekannt ist, aber bei Produktionen für Streaming-Plattformen nie sehr hoch angesetzt wird, gibt nicht viel Raum für originelle Extravaganzen. Mit Ausnahme einer Sequenz, die tatsächlich zu Herzen geht.
Bereits 37 Bewerbungen hat Walt für das Kolonialisierungsprogramm abgegeben, weil er den Mars als seine Bestimmung ansieht. 37 mal wurde er wegen fehlender Qualifikation abgelehnt. Augenblicklich arbeitet er als Bedienung im College-Coffeeshop, mit einem zynischen Roboter als Chef. Sophie führt eine Fernbeziehung, hätte die Mittel privat zum Mars zu kommen, hat aber panische Angst vorm Fliegen. Auf einer Party lernen sich die Beiden erst einmal hassen. Bis Walt in Sophie eine Chance findet, seiner jüngste Flamme Ginny zum Mars zu folgen.
Es ist das Jahr 2049, und es ist wirklich enttäuschend, dass die Graphik-Abteilung Walt für seine Video-Bewerbungen das Display eines Camcorders aus den 1990ern verpasst hat. Grundsätzlich hält sich MOONSHOT nicht mit optischen Unzulänglichkeiten zurück. Roboter Gary überzeugt mit grandiosen Einzeilern, hat aber die ungelenke Form einer vergrößerten Legofigur. Und die Kabinen der Mars-Fähre haben die Anmutung eines verworfenen Set-Designs einer STAR TREK-Serie.
Was MOONSHOT, dessen Originaltitel sich nie wirklich erklärt, zusammenhält, sind die zwei überaus ansprechenden Hauptdarsteller. Der ständig quasselnde Cole Sprouse und die ständig von Zweifeln und Angst geplagte Lana Condor haben eine anziehende Natürlichkeit, die den unbeugsamen Verlierer weniger nervig macht, und man die neurotische Besserwisserin in die Arme schließen möchte. Die angehende Beziehung funktioniert und berührt bereits, wenn beide noch widerwillig zueinanderstehen.
Condor und Sprouse sind schlichtweg sympathisch, aber mehr als das, überzeugen sie mit einem Gefühl für pointiertes Spiel und angemessenem Timing. Trotz der Vorhersehbarkeit der Geschichte gestalten beide ihre Rollen glaubwürdig. Ihnen steht eine überdrehte Michelle Buteau gegenüber, deren Abbild eines Captains witzig gemeint ist, aber überhaupt nicht passt. Genau wie ein lesbisches Pärchen, das aus einer Zeit zu stammen scheint, als es noch gängig war sich durch Klischees lustig zu machen.
Allein durch seine Hauptdarsteller würde die romantische Komödie absolut funktionieren, nur dass sie die Reise zum Mars und den roten Planeten selbst als dominantes Handlungselement führt. Und damit konnte Autor Taxe nicht wirklich etwas anfangen, und Regisseur Winterbauer wirkt damit sehr verloren. Das Zielpublikum sind junge Erwachsene die in einer extrem Technik affinen Welt aufgewachsen sind, und dies entsprechend firm nutzen. Da wäre zumindest ein sozialpolitischer Kommentar angebracht gewesen.
Was MOONSHOT an visuellen Effekten zu bieten hat, ist an manchen Stellen unterhalb des Standards. Aber da sieht man sehr leicht darüber hinweg, es fällt kaum auf. Zu keinem Zeitpunkt geht es darum, wie aufwendig die Effekte gestaltet sind. Es sollte eigentlich darum gehen, die romantische Komödie in einen starken Kontext zu ihrem Zukunftsszenario zu setzen. Aber die Macher nutzen das Potential überhaupt nicht. Etwa in der Hälfte des Films gibt es eine Sequenz mit einem ungewöhnlichen Spaziergang, die so kraftvoll und ansprechend ist, dass sie nur noch viel schmerzlicher aufzeigt, was MOONSHOT letztendlich im Gesamten verpasst hat.
Darsteller: Lana Condor, Cole Sprouse, Mason Gooding, Emily Rudd, Christine Adams, Lukas Cage sowie Zach Braff und Peter Woodward als Gary u.a.
Regie: Christopher Winterbauer
Drehbuch: Max Taxe
Kamera: Brendan Uegama
Bildschnitt: Harry Jierjian
Musik: David Boman
Produktionsdesign: Eddie Matazzoni
USA / 2022
104 Minuten