– Bundesstart 12.08.2021
für ausgewählte Kinos
bereits seit Juli im Programm
Was gibt es über BUDDY GAMES zu sagen, um einen vollkommenen Verriss abzumildern, oder wenigstens die Bemühungen hinter dieser Produktion in einen nachvollziehbaren Kontext zu setzen? Nichts.
Der bestmögliche Kontext läge vielleicht noch in einem Vergleich, der dem Fäkalhumor dieses Filmes gerecht werden würde. Aber dies widerspricht den ernsthaften Bemühungen, etwas in BUDDY GAMES zu finden, was ihn rechtfertigen könnte. Es ist Schauspieler Josh Duhamels erste Arbeit als Autor und Regisseur, und die zweite als Produzent. Dabei noch selbst die Hauptrolle zu übernehmen, beinhaltet in der Regel zwei Aspekte. Der Macher hat sehr viel Vertrauen in seinen Film, und, es muss ein wirkliches Herzensprojekt sein. Beides spricht nicht für die Person Duhamel. Einen dritten Aspekt sollte man aus Gründen des Versuchs von Ausgewogenheit außen vor lassen, dass nämlich niemand anderes bei diesem Projekt Regie führen wollte, und/oder sich keiner für die Hauptrolle fand.
Nach ein paar Jahren Pause, wollen sechs Freunde ihre alte Tradition der Buddy Games wieder aufleben lassen. Derbe, eigentlich unzumutbare Aufgabe, die eigentlich nur von Selbstgeißelung und der Demütigung des anderen geprägt sind. Je ekelerregender, desto spaßiger. Diese absurden Wettbewerbe beinhalten unter anderem ein Becken voller Zitteraale, oder Abführmittel beim aufreißen von Frauen. Und es muss Schmerzen bereiten, sehr viel Schmerz, entweder um als erster die Ziellinie zu überqueren, oder wenn man eben nicht der Erste ist. Damit ist gesagt, was man über diesen Film wissen muss. Aber noch nicht, was über den Film gesagt werden sollte.
Warum erwachsene Männer sich so etwas antun sei einfach einmal dahin gestellt. Sehr befremdlich ist eher, wie unglaubwürdig und zwanghaft das Narrativ der Freundschaft übergepresst wurde. Duhamel inszeniert alle seine Mitleider als Alphatiere, was inszenatorisch aber genau dazu führt, dass von Freundschaft weder etwas zu sehen, noch zu spüren ist. Worthülsen verpuffen vor einem dramaturgischen Nichts. Um seinen infantilen Humor zu rechtfertigen, wurde eine Geschichte darum gestrickt, die nicht schlechter inszeniert sein könnte.
Bei den vorangegangenen Buddy Games wurde einem der Freunde aus Versehen das Gemächt mit einer Paintball-Pistole weggeschossen. Es ist eine perfide Befriedigung die der Zuschauer erfährt, weil der Abgeschossene im Moment des Unfalls, zur Freude aller umstehenden Partygäste, seine nackten Kronjuwelen in das Gesicht seines komatösen Kumpels baumeln lässt. Vielmehr als nach dem Eiersalat, stellt sich die Frage welche Freunde so etwas tun. Wo doch die Tugend von Freundschaft als das Maß aller Dinge bejubelt werden soll. In diesem Film findet man nichts davon. Aber selbst der Zuschauer findet hier keinen Fixpunkt, weil die Figuren durch ihr unglaubliches Testosteron-Gehabe allesamt unsympathisch sind, keinen Funken Empathie verdienen, und der Regisseur alles bewusst genauso in Szene gesetzt wurde.
Das eigentliche Ziel ist ohnehin so viele absurde Absonderlichkeiten in den sogenannten Wettbewerben zu zeigen wie möglich. Aber, und hier setzt sich die Reihe des inszenatorischen Unvermögens fort, diese nicht nachvollziehbaren Selbstverstümmelungsversuche und sadistischen Demütigungen sind nicht annähernd unterhaltsam, witzig oder spannend inszeniert. Es reicht nicht einmal zu einem Prädikat von besonders abstoßend. In einer Zeit wo Johnny Knoxville mit einer JACKASS-Fortsetzung in den Startlöchern steht, sollte man wenigstens erwarten, dass ein Film mit ähnlicher Prämisse zumindest die niederen Instinkte anspricht. Aber gesamt gesehen, ist er dafür einfach zu unbedeutend.
Selbst die äußere Ähnlichkeit mit Johnny Knoxville kann Josh Duhamel nicht helfen. BUDDY GAMES ist ein filmisches Desaster, welches in ungeordnete Fragmente zerfällt, wo es keinen Spannungsbogen gibt, in der dramaturgischen Inkonsistenz sogar Charaktere einfach links liegen bleiben, und die technische Mittelmäßigkeit den besten Eindruck hinterlässt. Es gibt Zuschauer-Klientel, die laben sich an Schadenfreude, oder haben viel für den sinnbefreiten Spaß übrig. Wenn keiner dieser Zuschauer zufriedengestellt wird, dann wird das Erlebnis Kino zum Problem. BUDDY GAMES ist Teil eines solchen Problems.
Darsteller: Josh Duhamel, Olivia Munn, James Roday Rodriguez, Kevin Dillon, Dan Bakkendahl, Dax Shepard, Nick Swardson u.a.
Regie: Josh Duhamel
Drehbuch: Josh Duhamel, Bob Schwartz, Jude Wenig
Kamera: Luke Bryant
Bildschnitt: Kenneth Marsten
Musik: Alex Wurman
Produktionsdesign: Daren Iuc Sages
Kanada – USA / 2019
90 Minuten