Monster Hunter
– Bundesstart 08.07.2021
Milla Jovovich und Tony Jaa im körperlichen Zweikampf, könnte man schon als ironisches Spektakel betrachten. Aber Paul William Scott Anderson, nicht Thomas, inszeniert das mit so einer verbissenen Ernsthaftigkeit, dass kein Raum bleibt für humorvolle Ansätze. Und es bleibt kein Raum, diese Szene schön zu reden. Jovovich kann sich lediglich über Schnitt und nahe Einstellungen über die Sequenz retten. Was die Frage aufwirft, wozu eine Kampf-Ikone wie Jaa überhaupt engagieren wird. Zu diesem Zeitpunkt hat Anderson seinen Film längst in den zweiten Akt gebracht, und der erwartungsvolle Zuschauer hat ohnehin längst verstanden, dass es für diese filmische Misere kaum noch Hoffnung geben wird.
Popcorn-Kino sieht tatsächlich anders aus. Es ist ehrlich zu seinem Publikum, und ehrlich zu seiner Prämisse. Eigentlich hat Paul W.S. Anderson nie etwas anderes gemacht, aber er hat das Wesen noch nicht wirklich verinnerlicht. Dabei beherrscht er wirklich die Inszenierung von Spannungsspitzen, findet aber selten den angemessenen Ton, die gesamte Handlung zusammen zu bringen. Bei MONSTER HUNTER hingegen, funktioniert überhaupt nichts. Fängt man gleich mit der Eröffnung an, präsentieren sich die dümmsten Entschuldigungen für harte Typen die vorstellbar sind.
Die Dialoge dienen zur Erklärung was jeweils jemand tut, auch wenn man es sieht, oder es werden Sprüche geklopft, um die extreme Coolness der Beteiligten zu demonstrieren. Frauenfeindliche Sätze über den weiblichen Commander sind genauso dabei, und lähmende Sprüche wie „das hier übersteigt meine Gehaltsgruppe“. Die knallharten Soldaten des Alpha Teams unter Jovovichs Captain Artemis verhalten sich zu keinem Zeitpunkt wie Soldaten, auch wenn sie vollkommen aufgerüstet herumlaufen. Die Helme werden erst abgesetzt, wenn feindlicher Angriff erfolgt, und die Türen des HMMWV bleiben während des Beschusses geöffnet, oder die Fenster unten.
Hat ein unerklärlicher Wüstensturm das Team erst einmal in eine andere Dimension befördert, liegen beim Film noch immer 90 Minuten vor dem Zuschauer. Und diese Minuten werden nicht besser. Während der Schnitt nur das notwendigste Maß an Action orientierter Dynamik aufbringt, wird Paul Haslingers aufdringlich pathetische Musik ständig gegen die jeweilige Stimmung eingesetzt. Währenddessen landet die Inszenierung in ihrer ganzen Reihe von künstlerischen Fragwürdigkeiten den nächsten Knaller. Die Friedensstifterin aus einem anderen Land in Form von Captain Artemis, gewinnt das Vertrauen des Einheimischen mit Hersheys-Schokolade.
Computerspiele zu verfilmen ist ebenso komplex, wie eine Themen-Achterbahnfahrt in ein Kinoabenteuer zu verwandeln. W.S. Anderson hat das mit MORTAL KOMBAT bereits 1995 in harter Schule erfahren müssen, aber der unerwartete Erfolg der RESIDENT EVIL-Reihe hat ihn wohl unempfänglich für gute Ratschläge und Lernprozesse gemacht. War die letzt genannte Serie ja eigentlich auch nicht das Sahnehäubchen des auf Essenz beschränkten Action-Kinos. Und gerade in dieser Sparte, gibt es doch herausragende Beispiele, wieviel Vergnügen Filme auch ohne ausgeklügelte Handlung, oder tiefsinnig moralischen Anspruch machen können.
Was man bei anderen Filmen entweder toleriert, oder zum Konzept gehört, will bei MONSTER HUNTER einfach nicht funktionieren. Kaum etwas passt zusammen, weder künstlerisch, noch technisch. Es fehlt Humor dort wo er angebracht wäre, und Anderson versteht sich viel zu verbissen als ernst zu nehmender Filmemacher. Und hier werden schmerzlich Darsteller vermisst, die soetwas auf ansprechende Weise zu tragen verstehen. Dabei ist es erstaunlich und beachtenswert, was für gerade einmal 60 Millionen Dollar an Produktionsaufwand möglich ist.
Das der Film im letzten Drittel einen komplett anderen Ton anschlägt, könnte man wirklich noch als nächstes Level in einem Computerspiel werten. Aber dann ist da Ron Perlman mit einem undefinierbaren Wirrwarr auf dem Kopf , oder eine Sushi bereitende asiatische Katze mit hohem Flirt-Faktor. Und mit dem Erscheinen des zu bekämpfenden Drachens, wird das wohl im Mainstream unbefriedigendste und zugleich ärgerlichste Filmende der vergangenen Jahre eingeläutet.
Darsteller: Milla Jovovich, Tony Jaa, Tip Harris, Diego Boneta, Meagan Good, Josh Helman und Ron Perlman u.a.
Regie & Drehbuch: Paul W.S. Anderson
nach dem Computerspiel von Kaname Fujioka
Kamera: Glen MacPherson
Bildschnitt: Doobie White
Musik: Paul Haslinger
Produktionsdesign: Edward Thomas, Moin Uddin
Deutschland – Japan – United States – Kanada – Südafrika – China
2021
103 Minuten