AMAZON PRIME – 05.03.2021
Es sind 32 Jahre vergangen und Akeem ist noch immer Prinz von Zamunda. Aber König Jaffe ist müde und dem Ableben nahe. Doch der Prinz hat mit Gemahlin Lisa lediglich drei bezaubernde Töchter nachzuweisen. Da die Gesetze von Zamunda aber einen männlichen Thronfolger vorschreiben, wäre Akeems Linie gefährdet. Und was gäbe es für eine bessere Gelegenheit noch einmal nach Amerika zu reisen, als einen fortan ‚Bastard Sohn‘ genannten Fehltritt des Prinzen ausfindig zu machen.
Ausschlaggebend waren die Bemühungen, dass jemand auf die ominöse Idee kam, aus COMING TO AMERICA – PRINZ AUS ZAMUNDA eine Bühnenfassung zu schnitzen. Noch immer tief getroffen von dem extra für ihn geschaffenen Spezialpreis und Gewinner ‚Schlechtester Schauspieler des Jahrzehnts‘ bei den ‚Razzie Awards‘, und einem fulminanten Comeback mit DOLEMITE IS MY NAME, wurde der Ausnahmekomiker kreativ. Warum den PRINZEN neu interpretieren oder anders gestalten, wenn man die eigentliche Geschichte auch fortsetzen könnte?
Jetzt hatte COMING TO AMERICA nicht das ausgefuchste Drehbuch wie einst BEVERLY HILLS COP oder NUR 48 STUNDEN, welche als entscheidende Beigabe einen Eddie Murphy hatten. Mit COMING war es zuerst einmal Eddie Murphy, der sich dann mit dem PRINZ sein eigene Wohlfühlzone schuf. Und das war absolut in Ordnung, es war genau das, was die Leute sehen wollten. Die visuellen Effekte sind schlecht, die Geschichte naiv und vorhersehbar. 32 Jahre später haben sich die Effekte wohltuend entwickelt, nur die Geschichte gibt sich noch naiver und absehbarer.
Man muss diesen Retro-Trip zugutehalten, dass er fast, aber nur fast, all die Elemente enthält, die man dem Vorgänger als kultig nachsagt. Ins Besondere natürlich Clarence, Saul und Morris (zweimal Murphy und einmal Hall) mit Sweets (Clint Smith) aus dem Friseurladen, oder Auftritte des verkrachten Sängers Randy Watson (auch Murphy). Eine Neubearbeitung der legendären Nachtclubszene aus dem Original. Der fantastisch selbstbezogene James Earl Jones als König Jaffe Joffer. Nicht zu vergessen, ein Bezug zu den Duke Brüdern Ralph Bellamy und Don Ameche die erneut eine Brücke zu Murphys Hit DIE GLÜCKSRITTER schlagen. Jede Menge billiger Witze im Kulturkampf Krone gegen Straßenjargon. Und Dialoge die gerne immer wieder über den guten Geschmack hinausschießen.
Doch war der PRINZ damals ein Kind seiner Zeit, gezeugt aus der Notwendigkeit dem seinerzeit aktuelle Komödienkino mehr ungezügelten Pep zu verleihen, müsste heute ZAMUNDA ganz andere Grenzen ziehen. Derbe Komödien die heute den Markt beherrschen sind meist auch Zöglinge des damaligen Prinzen. Und das dies aus den Augen verloren wurde, beschert eine herbe Enttäuschung. Infantile Männerfantasien und zottige Sprüche, überzogene Stereotypen und soziopolitische Unkorrektheiten rechtfertigten damals eine erhöhte Altersfreigabe.
Was COMING 2 AMERICA fehlt ist genau diese grobe Unbekümmertheit über das Ziel hinaus zu schießen. Das Kinder gerechte glattbügeln von überhöhten Anstößigkeiten, macht aus diesem zweiten Teil eine leere Hülle, in dem gerade Fans von Murphy, aber auch alteingesessene Kinogänger nicht mehr viel Freude finden werden. Als Vehikel für Murphy taugt dieser Film ohnehin wenig, weil das eigentlich demografische Zielpublikum die Person und den speziellen Humor von Eddie Murphy noch gar nicht für sich entdeckt haben.
Das Budget von 60 Millionen U.S. Dollar ist scheinbar als Motivablöse für Rapper Rick Ross‘ Anwesen verloren gegangen, dass trotz seiner Opulenz keinen sonderlich königlichen Eindruck macht. Das Szenario hat die Anmut eines billigen Fernsehfilmes, wobei sich die Ausleuchtung an die New Yorker Clubszene der Achtziger orientiert. Dem steht aber auch eine Handlung anheim, die nicht einfach nur vorhersehbar ist, sondern mit der Regisseur Graig Brewer auch überhaupt nichts anzufangen weiß.
Brewer war immerhin der Mann, der DOLEMITE inszenierte, und Eddie Murphy als ernst zu nehmenden Darsteller mit seinem komischen Talent richtig zu kombinieren verstand. Aber die Schwächen hier im Drehbuch sind einfach derart eklatant, das auch Humor nicht darüber weg täuschen kann, oder das fehlgeleitete Vergnügen zu lindern weiß. Den Verlauf von Jermaine Fowlers Geschichte als Bastard Sohn ist bereits dann erzählt, als man Prinz Akeems regulären, aber weiblichen Nachwuchs kennen lernt und über deren Bestrebungen informiert wurde.
Wenn dem Bastard Sohn die königliche Friseuse Mirembe erscheint, kann man sich entspannt zurück lehnen. Alles wird gut, auch wenn noch 60 Filmminuten ausstehen. Eigentlich sollte Tracey Morgan diese Rolle übernehmen, aber es wurde schwierig, weil der Filmsohn dann fast das gleiche Alter wie der Filmvater gehabt hätte. So setzte man den angesehenen Komiker einfach irgendwie mit ins Bild, erklärte ihm zum Onkel, und gab ihm ein paar Sprüche, die weder lustig sind, noch irgendwas zur Handlung oder moralischen Aufklärung beitragen.
Genauso schleierhaft sind im Finale die Auftritte der Damengruppen En Vogue und Salt ’n‘ Pepa. Ein bitterer Beigeschmack, als ob man mit Gewalt die Achtziger wieder aufleben lassen wollte. Dann hätte es aber auch den unverschämten Humor und die anarchische Lockerheit dazu gebraucht.
Darsteller: Eddie Murphy, Arsenio Hall, Jermaine Fowler, Leslie Jones, Tracy Morgan, KiKi Layne, Shari Headley, Wesley Snipes, James Earl Jones u.a.
Regie: Graig Brewer
Drehbuch: Barry W. Blaustein, David Sheffield, Kenya Barris
Kamera: Joe ‚Jody‘ Williams
Bildschnitt: Davis S. Clark, Billy Fox, Debra Neil-Fisher
Musik: Jermaine Stegall
Produktionsdesign: Bledsoe Sophia, Jefferson Sage
USA / 2021
110 Minuten