Samuel L Jackson und Anthony Mackie haben sich zusammengetan, die kaum bekannte Geschichte von Bernard Garrett und Joe Morris einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nicht nur dass sie als Produzenten in Erscheinung treten sondern gleich selbst die Hauptrollen übernahmen. Man kann also THE BANKER durchaus als Projekt des Herzens betrachten. Ihrem charismatischen Profil entsprechend, übernahm Anthony Mackie dabei die Rolle des pragmatischen Immobilien Genies, während Samuel L Jackson den Charakter des verschlagenen Geschäftsmannes John Morris spielt. Wobei eine Rollenumkehr für Filmfans sicherlich eine spannendere Erfahrung gewesen wäre.
Schon in den Vierzigerjahren beginnt sich Bernard für das Bank- und Immobilienwesen zu interessieren. Als jugendlicher Schwarzer, bleibt ihm allerdings nicht viel mehr übrig als die Schuhe von denen zu putzen, die an den Schreibtischen von Macht, Kapital und Wohlstand sitzen. Bernard hört zu, putzt Schuhe, und saugt regelrecht alles auf, was die Bänker untereinander reden. Keine zwanzig Jahre später kauft er mit seinem Gespür und selbst erlernten Geschick sein erstes Mietshaus, in einem Weißen Viertel in Los Angeles. Für einen Schwarzen nicht nur raffiniert und äußerst ungewöhnlich, sondern auch gefährlich. Bernard ist zwar ein Genie in seinem Feld von Ertragssteuern und Immobilienwerten, doch was ihm fehlt, ist die notwendige Verschlagenheit sich als Schwarzer in einer Weißen Gesellschaft bewegen und behaupten zu können. Hier kommt der Club-Besitzer Joe Morris als Partner an seine Seite, von dem Bernard anfangs wenig begeistert ist, der aber die Beziehungen und das gesunde Selbstvertrauen hat, eine Gesellschaft über ihre eigene verbohrte Arroganz hinweg zu hintergehen.
THE BANKER ist ein sehr ambitionierter Film, der auch wieder afro-amerikanische Persönlichkeiten portraitiert, die noch während der Rassentrennung vieles bewirkt haben, aber weitgehend unbekannt blieben. So ist dies am Ende eine sehr neue Geschichte, aber in einem sehr alten Gewand. Stilistisch und handwerklich ist THE BANKER durchaus als routiniert zu bezeichnen, allerdings ohne auffallende Besonderheiten. Außer dass das Produktionsdesign sehr unaufdringlich bleibt, ohne mit überfrachteten Zeitkolorit auffallen zu wollen. Die Bilder von Charlotte Bruus Christensen sind ruhig und auf die emotionale Ebene der Handlung fixiert. Betroffenheit wird gerne mit Großaufnahmen von nervös spielenden Fingern untermalt, oder bei Erfolgen der Charaktere die Schauspieler untersichtig, also überhöht dargestellt. Dazu die Dominanz von Brauntönen, welche das Gefühl für vergangene Tage vermitteln sollen.
Was die kreativen Branchen an eigenständigen Profilen marginal vermissen lassen, machen die Dialoge allerdings wieder wett. In erster Linie geht es um die genialen Tricksereien von Garrett und Morris, und wie sie das System mit ihren eigenen Waffen schlagen. Doch auffallend ist, dass in keinem Film der vergangenen Jahre, so frei und unbeschwert über die Rassentrennung und die Unterdrückung der Schwarzen von schwarzen Darstellern in Dialogform gesprochen wurde. Da gibt es kein Wehklagen, keine bitteren Aussagen, oder anklagende Statements. Garrett und Morris, dazu noch Garretts nicht weniger relevante Frau Eunice, sind ganz pragmatische Kinder ihrer Zeit. Nicht das sie sich damit zufrieden geben würden, oder es einfach hinnehmen, aber ihre Stärke liegt einfach in einer nüchternen und Betrachtung ihrer Umstände, ohne in die übliche Sentimentalitäten oder gängigen Opferrollen zu verfallen. Und genau so wurden sie derart erfolgreich, und blieben ihren ahnungslosen Mitbewerbern immer einen Schritt voraus.
Die Absicht mit dem eigenen Geschick, Hartnäckigkeit und Siegeswillen unabhängig von der Rasse reich und erfolgreich zu werden, zahlt sich für Bernard Garrett bald aus. Joe Morris hingegen, obwohl als Clubbesitzer schon in der Gesellschaft beider Hautfarben respektiert, betreibt den wachsenden Immobilienwahnsinn aus leidenschaftlicher Aversion gegen das System. Es funktioniert, solange beide sich auf ihren egoistischen Ehrgeiz verlassen. Doch dann begehen beide einen folgeschweren Fehler, als sie glauben dem Gemeinwohl der Schwarzen dienen zu müssen. Sie kaufen eine Bank, um auch für die unterdrückte Minderheit notwendige Kredite möglich zu machen.
Der anfänglich routinierte Film, der mit allen Versatzstücken einer vorhersehbaren Erfolgsgeschichte beginnt, entwickelt sehr schnell einen spannenden und einnehmenden Handlungsablauf. Regisseur George Nolfi verzichtet dabei auf eine überanstrengte Dramaturgie. Der Ton bleibt eher leicht, auf alle Fälle unverkrampft gegenüber des Grundthemas. Ähnlich wie HIDDEN FIGURES, oder SELF MADE, will auch THE BANKER keine moralische Abhandlung über jene Zeit sein, sondern Personen und ihre Geschichte auf sehr anspruchsvolle Weise vorstellen, ohne sich des obligatorischen Schreies der Gerechtigkeit bedienen zu müssen. Das funktioniert, ist sehenswert und dann doch erstaunlich intensiv.
Darsteller: Anthony Mackie, Samuel L. Jackson, Nia Long, Nicholas Hoult, Colm Meaney, Taylor Black, Paul Ben-Victor, Jessie T. Usher u.a.
Regie: George Nolfi
Drehbuch: Niceole R. Levy, George Nolfi, David Lewis Smith, Stan Younger
Kamera: Charlotte Bruus Christensen
Bildschnitt: Joel Viertel
Musik: H. Scott Salinas
Produktionsdesign: John Collins
USA / 2020
120 Minuten